Fast alles über 50 Jahre Bundesliga - Christoph Biermann - E-Book

Fast alles über 50 Jahre Bundesliga E-Book

Christoph Biermann

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Beschreibung

Das Wichtigste, Lustigste und Kurioseste aus 50 Jahren Bundesliga Im April 1962 fiel im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle ein Beschluss, der das Alltagsleben Millionen Deutscher nachhaltig verändern sollte. Die Fußball-Bundesliga wurde gegründet und startete im August 1963 in ihre erste Saison.Seit 50 Jahren bestimmen die Spieltage von Deutschlands erster Fußballliga den Rhythmus der Republik, produzieren Dramen mit Freudentränen und lassen Verlierer schluchzen. Tore brechen zusammen und Hunde beißen in Verteidigerhintern. Spieler und Trainer tragen mächtige Schnäuzer und Minipli. Sie dreschen Fußballerlatein und verheddern sich in der Prozentrechnung. »Fast alles über 50 Jahre Bundesliga« ist keine schnöde Chronik der Bundesliga, sondern führt den Ansatz des Bestsellers »Fast alles über Fußball« entschlossen weiter. Als Sammelsurium und Panoptikum, Bildersturm und Infografik, Listenwesen und anekdotische Historiographie. Das Buch hebt vergessene Schätze und erinnert an unvergessene Momente. Die größten Kriminalfälle, verunglückte Maskottchen, die denkwürdigsten Spiele, musikalische Kapitalverbrechen, die seltsamsten Sponsoren – Glanz und Schrecken aus 50 Jahren Eliteklasse.All das muss man nicht, möchte es aber schon sehr gerne wissen. Köster und Biermann verbinden Sachkompetenz und Humorsicherheit zu einer Geschichte der Bundesliga, wie es sie noch nicht gegeben hat.

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Seitenzahl: 205

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Inhalt

CoverTitelZitatVorwortTeil ITeil IITeil IIIIndexBuchAutorImpressum

Zitat

»Ich schlage vor, Sie halten sich jetzt die Augen zu. Ich sage nämlich die Bundesliga-Ergebnisse.«

Vorwort

Vorwort

Runde Geburtstage werden ja gerne von der Verwandtschaft genutzt, um den Jubilar mit zähen Diavorträgen und langatmigen Reden zu würdigen. Wir hingegen wollen uns kurzfassen. Und das ein ganzes Buch lang.

Der 50. Geburtstag der Fußballbundesliga war für uns Anlass genug, fünf Jahrzehnte deutschen Fußballs aus möglichst vielen, möglichst überraschenden Perspektiven zu betrachten. Wir haben uns daher auf die Suche nach Rekorden und Anekdoten gemacht, nach großen Persönlichkeiten und schrägen Vögeln. Nach den kleinsten Bundesligaorten, knüppelharten Verteidigern und den größten Fehleinkäufen, nach missratenen Mannschaftsfotos und tierliebenden Profis. Wir erzählen, wie eine Kobra Borussia Dortmund rettete und eine Spielerfrau Reiner Calmund ins Schwitzen brachte. Wir würdigen das Gesamtwerk von Andi Brehme und entdeckten einen langmähnigen Gladbacher, der mitten auf dem Platz ein verfassungsfeindliches Symbol nachbildete.

Bei alledem ging es uns selbstverständlich nicht um billige, kleine Lacher. Beziehungsweise erst in zweiter Linie. Vor allem wollten wir die Geschichte einer Liga erzählen, die uns seit unserer Jugend begleitet und uns in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen ist. Erwartungsgemäß sind wir dabei sofort in die Nostalgiefalle getappt. Schließlich gehörten wir zu jenen, die sich in ihrer Kindheit samstags nachmittags entweder im Parka auf der Gegengerade am Wellenbrecher festhielten oder den sonoren Stimmen von Jochen Hageleit und Kurt Brumme im WDR lauschten, um dann vor achtzehn Uhr schnell noch in die Badewanne zu springen, kurz bevor Heribert Faßbender und Hans-Joachim Rauschenbach mit der ARD-Sportschau auf Sendung gingen.

Außerdem neigen Fußballfans insbesondere dann zu leichter Verklärung der Vergangenheit, wenn sie, wie in unserem Fall, Anhänger des VfL Bochum und von Arminia Bielefeld sind, deren Gegenwart nur mit großer Mühe verklärt werden kann. Also stöberten wir manchmal beinahe eine Spur zu gerührt in alten Autogrammen, Eintrittskarten und Programmheften. Wir bestaunten die buschigen Schnäuzer, die Ende der Siebziger zur Grundausstattung jedes Kickers gehörten, und Baumwolltrikots, auf denen die Vereinsembleme verblüffend nachlässig angebracht und ziemlich willkürlich platziert waren.

Die Reise durch die Vergangenheit offenbarte aber auch, dass manches früher eben doch nicht ganz so super war. Dass Geldboten samstags von Stadion zu Stadion eilen, um Spieler zu schmieren, ist heute kaum noch vorstellbar. Oder dasssamstags abends im Fernsehen nur drei Partien gezeigt werden, weil man es nicht für nötig hält, mehr Spiele zu besetzen. Und dass dunkelhäutige Spieler von den Rängen mit Affenlauten beleidigt werden, wie das in den achtziger Jahren oft zu hören war, kommt gottlob auch nur noch selten vor.

Manches allerdings war früher vielleicht wirklich schöner. Zum Beispiel, dass Stadien noch nicht wie Firmenparkplätze hießen. Und dass am Samstag um Viertel nach fünf der Spieltag abgeschlossen war. Allein, wer will an einem runden Geburtstag schon den Kulturpessimisten geben? Wir nicht, obwohl zur Geschichte der Bundesliga auch das Raunen von ihrem baldigen Untergang gehört. Besonders beliebt waren solche Untergangsszenarien in den siebziger Jahren, als bereits Trikotsponsoring für eine Direktverbindung in die Kommerzhölle gehalten wurde, und später in den Achtzigern, als sich selbst zu Ligaspielen des FC Bayern München bisweilen weniger als 10.000 Zuschauer einfanden.

Tempi passati, wie Andreas Brehme sagen würde. Die Bundesliga ist heute so beliebt, so glitzernd, so wertvoll wie nie zuvor. Spitzenspiele werden in 200 Länder übertragen, die Stadien platzen aus allen Nähten und gerade wurde ein Fernsehvertrag abgeschlossen, der jeden Kassenwart früherer Jahrzehnte vor Begeisterung zum Riechsalz greifen ließe. Also fallen auch wir ein in den großen Jubelchor und danken an dieser Stelle der Bundesliga von ganzem Herzen. Für fünfzig Jahre große Unterhaltung. Für Ente Lippens, Ansgar Brinkmann und Ailton. Für Paradiesvögel und graue Mäuse. Für den Bieberer Berg, den Bökelberg und den Tivo. Für die Torwand und das Tor des Monats. Für den Grotifanten und den Geißbock Hennes. Für Doublegewinner und Rekordabsteiger. Für die SG Wattenscheid 09 und die Stuttgarter Kickers. Und für den FC Bayern. Für Meisterschale und Torjägerkanone. Für Charly Neumann und Günter Eichberg. Für umgefallene Tore und bissige Hunde. Für Skandale und Meineide. Für Jahreshauptversammlungen mit viel Alkohol. Für Tränen der Freude und der Trauer. Für Wolf-Dieter Ahlenfelder und sein Zeitgefühl. Für Schalke und Dortmund. Für Walter Baresel. Und aus ganz persönlichen Gründen: für den VfL Bochum und Arminia Bielefeld. Wir danken der Bundesliga für alles. Oder um noch einmal den Titel dieses Buches aufzunehmen: für fast alles.

Christoph Biermann und Philipp Köster

PS: Stand aller statistischen Daten – 1. November 2012

Teil I

Die Welt ändert sich, die Tanne steht

Kein Spieler hatte eine längere Bundesligakarriere als Klaus Fichtel, genannt »Tanne«. Zwischen seinem ersten und seinem letzten Bundesligaspiel lagen fast 23 Jahre – und fünf Bundeskanzler. Zum Ende seiner Karriere – Waldsterben war gerade ein großes Thema – hieß es daher: »Der Wald stirbt, die Tanne steht.«

Warten auf die Bundesligarückkehr

»Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch UEFA-Cup«, sangen die Anhänger des VfL Bochum, nachdem sich die einst »Unabsteigbaren« in ein Fahrstuhlteam verwandelt hatten. Allerdings kann es mit den Wiederaufstiegen mitunter ganz schön lange dauern. Doch allen zum Trost, die nun schon ewig warten: Fortuna Düsseldorf schaffte es selbst nach einem Abstieg in die Viertklassigkeit wieder nach ganz oben, und Alemannia Aachen gelang 2006 nach 36 Jahren die Rückkehr in die Bundesliga.

49 Jahre:

Preußen Münster

47 Jahre:

Tasmania Berlin*

44 Jahre:

Borussia Neunkirchen

40 Jahre:

Rot-Weiß Oberhausen

39 Jahre:

Fortuna Köln

38 Jahre:

Wuppertaler SV

36 Jahre:

Tennis-Borussia Berlin

Rot-Weiss Essen

31 Jahre:

Darmstadt 98

29 Jahre:

Kickers Offenbach

26 Jahre:

Blau-Weiß 90 Berlin*

28 Jahre:

Eintracht Braunschweig

23 Jahre:

FC Homburg

SV Waldhof Mannheim

21 Jahre:

Stuttgarter Kickers

20 Jahre:

1. FC Saarbrücken

19 Jahre:

Wattenscheid 09,

VfB Leipzig*

17 Jahre:

KFC Uerdingen 05

13 Jahre:

SSV Ulm

12 Jahre:

SpVgg Unterhaching

9 Jahre:

1860 München

8 Jahre:

Dynamo Dresden

6 Jahre:

Alemannia Aachen

5 Jahre:

MSV Duisburg, Hansa Rostock

4 Jahre:

Arminia Bielefeld

Karlsruher SC

Energie Cottbus

3 Jahre:

VfL Bochum

2 Jahre:

FC St. Pauli

1 Jahr:

1. FC Kaiserslautern

1. FC Köln, Hertha BSC

*Verein aufgelöst

Helden von Bern, die noch in der Bundesliga spielten

Heinrich Kwiatkowski(Borussia Dortmund)

Helmut Rahn(MSV Duisburg)

Max Morlock(1.FC Nürnberg)

Hans Schäfer(1.FC Köln)

Lustige Mannschaften: Offenbach 1970

Bundesligisten als Amateurmeister

Zwischen 1951 und dem Ende des Wettbewerbs 1998 wurde in Deutschland derAmateurmeister ermittelt. Der Titel ging häufig an ehemalige Bundesligisten oder an die Amateurteams der Erstligisten.

1963

VfB Stuttgart Amateure

1964

Hannover 96 Amateure

1965

Hannover 96 Amateure

1966

Werder Bremen Amateure

1977

Fortuna Düsseldorf Amateure

1980

VfB Stuttgart Amateure

1981

1. FC Köln Amateure

1982

1. FSV Mainz 05*

1983

FC Homburg*

1985

Werder Bremen Amateure

1987

MSV Duisburg*

1991

Werder Bremen Amateure

1992

Rot-Weiss Essen*

1994

Preußen Münster*

1998

Tennis Borussia Berlin*

*erste Mannschaft

Alle Vereinsfarben

Rot-Weiß

13

Blau-Weiß

11

Grün-Weiß

4

Rot-Blau

3

Schwarz-Gelb

3

Schwarz-Weiß

3

Schwarz-Weiß-Grün

2

Blau-Schwarz

2

Weiß-Blau

2

Rot-Schwarz

1

Braun-Weiß

1

Blau-Gelb

1

Lila-Weiß

1

Schwarz-Weiß-Blau

1

Blau-Weiß-Schwarz

1

Rot-Schwarz-Weiß

1

Rot-Grün-Weiß

1

Gerd Müllers Torproduktion

4 Mal

5 Tore pro Spiel

10 Mal

4 Tore pro Spiel

18 Mal

3 Tore pro Spiel

55 Mal

2 Tore pro Spiel

141 Mal

1 Tore pro Spiel

199 Mal

0 Tore pro Spiel

1987

Toni Schumachers Buch »Anpfiff« erscheint

Wenn Fußballprofis ihre Erinnerungen verfassen, entstehen in der Regel tränenfeuchte Rückblicke auf große Triumphe, tolle Kameradschaft, unvergessliche Jahre. Aber Toni Schumacher hat sich als Fußballer selten an Regeln gehalten und er fängt beim Abfassen seiner Autobiografie auch nicht damit an. Stattdessen nennt er das Buch »Anpfiff« und nimmt darin keine Rücksicht auf niemanden. Fröhlich teilt er gegen die Kollegen aus, berichtet eindrücklich und farbenfroh von Zockerabenden im Trainingslager, empfiehlt Besuche von Huren im Mannschaftshotel und teilt überdies den erstaunten Lesern mit, dass sowieso in der Bundesliga flächendeckend gedopt werde. Zum Klassiker geraten vor allem die Schilderungen aus der WM-Vorbereitung 1982 am Schluchsee im Schwarzwald. Eine einzige Orgie scheint gefeiert worden zu sein. »Eike Immel pokerte schon wie ein Süchtiger. Andere bumsten bis zum Morgengrauen und kamen wie nasse Lappen zum Training gekrochen. Wieder andere gossen reichlich Whisky in sich rein, schlimmer als Quartalssäufer«, schreibt Schumacher, betont aber die feinen Unterschiede: »Breitner hat fast alles mitgemacht, aber mit einem gewaltigen Unterschied zu den anderen. Am nächsten Morgen auf dem Spielfeld lief er wie ein Uhrwerk. Nur die, die mit ihm getrunken hatten, krebsten rum wie Schnapsleichen.«

Wenig überraschend schlägt das Buch ein wie eine Bombe. Kaum hat das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« einen Auszug daraus vorab veröffentlicht, bricht ein Sturm der Entrüstung über den Keeper des 1.FC Köln herein. Teamchef Franz Beckenbauer, der das Werk zuvor gegenlesen wollte, attestiert Schumacher missgünstig, er habe das Buch »im Wahn« geschrieben. Sowohl aus der Nationalmannschaft als auch vom 1.FC Köln wird Schumacher gefeuert. Dass abseits der viel beachteten »Stellen« Toni Schumacher durchaus selbstkritisch seine Karriere und sein Verhalten reflektiert, geht im Mediengetöse unter. Dabei übernimmt der Torwart nicht nur die Verantwortung für die Niederlage im WM-Finale 1986 gegen Argentinien, sondern entschuldigt sich auch für das brutale Foul im WM-Halbfinale 1982 am Franzosen Battiston. Letztlich ist damit auch die Veröffentlichung von »Anpfiff« ein Stück tätige Reue. Denn der Ghostwriter des Buches ist Michel Meyer. Ein Franzose.

Bundesligaspieler, die versehentlich verfassungsfeindliche Symbole bilden

Die fünf jüngsten Bundesligisten

1. SSV Ulm 1846

1970 gegründet

durch Fusion der TSG Ulm 1846 und des 1. SSV Ulm 1928.

2. FC Augsburg

1969 gegründet

durch Fusion des BC Augsburg mit der Vertragsspielerabteilung des TSV Schwaben Augsburg.

3. FC Hansa Rostock

1965 gegründet

durch Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem SC Empor Rostock.

4. Energie Cottbus

1963 gegründet

als SC Cottbus, 1966 in BSG Energie Cottbus umbenannt.

5. SG Dynamo Dresden

1953 gegründet.

Verschwundene Bundesligastadien

In ihrer Geschichte hat die Bundesliga einen gewaltigen Bauboom erlebt. Zur Einführung der Eliteklasse wurden viele Stadien ausgebaut, wie die »Rote Erde« in Dortmund (Foto). Vor den Weltmeisterschaften 1974 und 2006 sowie der Europameisterschaft 1988 wurden viele neu gebaut oder komplett modernisiert. Dabei waren die Klubs erstaunlich standorttreu. Die einzigen größeren Umzüge unternahmen Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern gemeinsam mit 1860 München, die gut sechs bzw. knapp elf Kilometer vom alten Stadion entfernt neu bauten.

Verlassen und abgerissen

Aachen

→ Tivoli

Essen

→ Georg-Melches-Stadion

M’gladbach

→ Bökelberg

Verlassen

Dortmund

→ Stadion Rote Erde

Gelsenkirchen

→ Glückaufkampfbahn

Gelsenkirchen

→ Parkstadion

Mannheim

→ Waldhofstadion

München

→ Olympiastadion

Wolfsburg

→ Stadion am Elsterweg

Weitgehender Umbau

Berlin

→ Olympiastadion

Braunschweig

→ Stadion an der Hamburger Straße

Bremen

→ Weserstadion

Kaiserslautern

→ Betzenberg

Stuttgart

→ Neckarstadion

Neubau an gleicher Stelle

Bielefeld

→ Alm

Bochum

→ Stadion an der Castroper Straße

Dresden

→ Rudolf-Harbig-Stadion

Duisburg

→ Wedaustadion

Düsseldorf

→ Rheinstadion

Frankfurt

→ Waldstadion

Freiburg

→ Dreisamstadion

Hamburg

→ Volksparkstadion

Hannover

→ Niedersachsenstadion

Köln

→ Altes Müngersdorfer Stadion

Köln

→ Müngersdorfer Stadion

Köln

→ Radrennbahn

Leipzig

→ Zentralstadion

Nürnberg

→ Städtisches Stadion

Offenbach

→ Bieberer Berg

Rostock

→ Ostseestadion

Am 26.Februar 1966 besiegt der BVB im total nebligen Stadion Rote Erde Schal

ke 04 mit 7:0, bis heute der höchste Derbysieg. Anschließend sagte Lothar Em

merich: »Wenn wir was gesehen hätten, hätten wir noch viel höher gewonnen.«

Zwischen 1976 und 1978 hatte der Klub statt des Kürzels BVB 09 den Löwen des holländischen Tabakherstellers Samson im Vereinswappen, der auch Trikot

sponsor war.

Größter Quälgeist unter den großen Spielern des BVB war für die eigenen An

hänger sicherlich Andreas Möller, der den Klub 1989 zum Pokalsieg führte – dem ersten Titel seit vielen Jahren –, am letzten Spieltag der Folgesaison übers Stadionmikrofon versprach zu bleiben und dann doch zu Eintracht Frankfurt zurückkehrte. Vier Jahre später war er wieder da, half zwei Meisterschaften und den Sieg in der Champions League nach Dortmund zu holen. Dann wechselte er zu Schalke 04 – und führte die Erzrivalen zu zwei Pokalsiegen.

Der BVB entsandte bislang die meisten Spieler in die 1980 gegründete deutsche U21-Nationalmannschaft. Derzeit sind es 45.

Das Vereinslied »Wir halten treu und fest zusammen« ist eines der ältesten aller Bundesligisten und wurde 1934 zum 25-jährigen Bestehen des Klubs eingeführt. Den Text zum traditionellen »Kaisermarsch« hatte der damalige Vereinsgeschäftsführer Heinrich Kersten geschrieben.

Als Borussia Dortmund in der Saison 1969/70 in der Bundesliga Fünfter wurde, kamen im Schnitt 18.709 Zuschauer. In der Saison 2007/08 schauten durch

schnittlich 72.510 Fans zu, wie der BVB Dreizehnter wurde.

Reinhard Rauball ist seit dem 14.November 2004 zum dritten Mal Präsident von Borussia Dortmund. Beim ersten Mal, von 1979 bis 1982, war der Jurist mit nur 32 Jahren jüngster Präsident der Bundesligageschichte. In jeder seiner drei Amtszeiten, auch noch von 1984 bis 1986 und seit 2004, musste er den Klub vor dem Konkurs retten.

Zum 100.Geburtstag beschenkte sich der BVB mit einer Edition von goldenen Trikots, die an die legendären »Flutlichttrikots« erinnern sollten, in denen 1963 Benfica Lissabon im Europapokal mit 5:0 überrannt worden war.

Dichter & Denker

Keine Erfindung der Ultras: Schon in den sechziger und siebziger Jahren wurde auf den Rängen fleißig gedichtet. Mal rumpelte das Versmaß, mal wurden nur schnöde Befehlszeilen getextet, mal wurde es gar überraschend religiös.

Was reicht und was nicht reicht

Verblüffend, mit wie wenig Zählern man die Klasse erhalten kann und wie sehr die Punktzahl schwankt, die nicht zur Meisterschaft reicht.

Alle umgerechnet auf Drei-Punkte-Regel. Saison 1990/91 mit 20, erste beiden Spielzeiten mit 16 Teams

*erfolgreich in der Relegation

** besseres Torverhältnis

*** Wegen Aufstockung der Bundesliga keine Absteiger, Hertha BSC wurde die Lizenz entzogen

Meister im Michel

Die Liga im Briefmarkenkatalog: Von 1995 bis 1999 würdigte die Deutsche Post den Deutschen Meister mit einer Briefmarke. Die fünf Briefmarken hatten den Frankaturwert eines Standardinlandbriefes. Bei der Gestaltung wurde darauf geachtet, dass keine Spieler zu erkennen sind, allerdings lassen auf der 97er-Marke die Trikotnummern gewisse Rückschlüsse zu. Ein paar Bundesligakicker hatten schon zuvor den Weg aufs Postwertzeichen geschafft, allerdings mit dem Umweg über die WM 1974: Horst Wolter und Uli Hoeneß.

Die vierte Dekade: 1993/94–2002/03

Meiste Titel:FC Bayern München (6)

Zahl der unterschiedlichen Titelträger:3

Mannschaft des Jahrzehnts:

Aufsteiger des Jahrzehnts:SC Freiburg

Jahrzehntelang war der Sportclub selbst in der Nicht-Fußballstadt Freiburg nur die Nummer zwei gewesen. Doch unter dem eigenwilligen Oberstudienrat Volker Finke wurden sie ab 1993 zu spielstarken »Breisgau-Brasilianern« und etablierten sich zur allgemeinen Verblüffung langfristig in der Bundesliga.

Tragischer Fall:Bayer Leverkusen

Für andere Klubs wäre es eine Erfolgsgeschichte, aber Bayer wurde in dieser Dekade vier Mal Zweiter und zwei Mal Dritter, ohne die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Besonders tragisch war es, als sie 2002 noch die Finale in der Champions League und dem DFB-Pokal verloren. Damit waren sie endgültig: »Vizekusen«.

Aufreger:Fernsehen

Die große Wende hatte schon 1992 begonnen, als Sat.1 mit »ran« die Bundesliga übertrug. Doch in dieser Dekade veränderte das Fernsehen sowohl die Wahrnehmung des Spiels als auch den äußeren Rahmen. Fortan wurde nicht mehr samstags um halb vier gespielt, sondern am ganzen Wochenende.

Im Schatten von Sepp

Voller Stolz darf Sepp Maier auf eine Serie von 442 Spielen ohne Unterbrechung im Tor des FC Bayern schauen, für seine Ersatzleute in München hingegen dürfte das eher ein Alptraum gewesen sein. So durfte Hans-Werner Kosar in der Aufstiegssaison 1964/65 zwar noch in drei Spielen ran, doch in den folgenden drei Jahren kam kein weiteres Bundesligaspiel hinzu. Sein Nachfolger Manfred Seifert kam im Alter von 20 Jahren und durfte am vorletzten Spieltag der Saison 1969/70 in den letzten elf Minuten beim 6:2 über Oberhausen ran. In den nächsten beiden Spielzeiten kam er auf drei weitere Einwechslungen. Nach insgesamt 83 Bundesligaminuten ersetzte in Hugo Robl, der in drei Jahren komplett auf der Bank saß. So ging es auch 1976/77 seinem Nachfolger Hubertus Licht, der im Jahr danach von Walter Junghans ersetzt wurde. Der sollte in der Saison 1979/80 Sepp Maier schließlich ablösen, doch zuvor schaute auch er zwei Jahre lang nur zu. Als Maier seine Karriere beendete, hatten seine fünf Ersatzleute in 14 Bundesligajahren zusammen nur 353 von 42.840 möglichen Spielminuten auf dem Platz gestanden.

Große Worte:Die Bundesliga über Erotik

»Wir wollen uns nacheinander einen nach dem anderen da oben runterholen.«

Thorsten Fink, handentspannt.

»Meine Spieler haben alle einen Zipfel.«

Peter Pacult hat nachgeschaut.

»Vor der Saison hat man mir mitgeteilt, dass wir vorne gut bestückt sind.«

Size does matter, weiß auch Jupp Heynckes.

»Rudi Völler wird weiterhin unsere Infrastruktur samt Sekretärin nutzen können.«

Ewig lockt das Weib, weiß Reiner Calmund.

»Wir müssen endlich den Arsch hochkriegen und Eier zeigen.«

Kein schöner Anblick, Martin Pieckenhagen.

»Auch Babbel hat das Loch von Kohler hervorragend ausgefüllt.«

Karl-Heinz Feldkamp, Genießer.

»Julio Cesar hat sich heute Nacht fortgepflanzt, Victoria heißt die Kleine.«

Das ging aber schnell, Jörg Dahlmann.

»Ich denke, dass ich auch jemand bin, den man sehr gut anfassen kann.«

Andreas Möller auf der Massagebank.

»Ich brauche Spieler, die auf dem Platz die Rute rausholen.«

Es weihnachtet bei Matthias Sammer.

»Ein Sehnenriss am Schambeinknochen. Hört sich lustig an, ist aber trotzdem beim Fußball passiert.«

Das glaubt doch keiner, Thomas Strunz.

»Das beste Trainingslager ist eine Frau, die eigene natürlich.«

Schön wär’s, Willi Lemke.

»Herzlichen Glückwunsch an Marco Kurz. Seine Frau ist zum zweiten Mal Vater geworden.«

Thomas Häßler gratuliert auch der Mutter Marco.

»Wenn ich den Martin Schneider weiter aufstelle, denken die Leute am Ende noch, ich sei schwul.«

Keine größere Katastrophe vorstellbar für Friedel Rausch.

»Zu meiner Frau habe ich ein VaterSohn-Verhältnis.«

Oliver Reck kennt seinen Stammbaum.

»Immer wenn ich breit bin, werde ich spitz.«

Wolfram Wuttke, ein anatomisches Phänomen.

Ausrichtung der Stadien

Rechts ist frei

Alle Gründe, warum Bundesligaspieler Niko Semlitsch in der Saison 1976/77 von seinen Mannschaftskameraden vom 1. FC Saarbrücken nicht mehr allzu gerne als Beifahrer mitgenommen wurde.

01

Jürgen Marek verursacht Auffahrunfall, Beifahrer:

Niko Semlitsch.

02

Niko Semlitsch

verkauft seinen Mercedes, der neue Besitzer verursacht zwei Tage später einen Totalschaden.

03

Niko Semlitsch

touchiert mit seinem Citroen DS19 den R30 von Luggi Denz, Beschädigungen an Tür und Kotflügel sind die Folge.

04

Niko Semlitsch

muss sich für die Rückfahrt einen R5 von Freunden ausleihen, das Resultat: Motorschaden.

05

Dieter Ferner baut einen Unfall mit Blechschaden, Beifahrer:

Niko Semlitsch.

06

Niko Semlitsch

will mit seinem Capri einem rangierenden Wagen ausweichen, ein herannahender Motorradfahrer prallt in die Wagenseite.

07

Ludwig Schusters Porsche erleidet einen Totalschaden, der Beifahrer ist – wenig überraschend –

Niko Semlitsch.

Ich kann nur daheim

Eigentlich sind die Tore auswärts auch nicht kleiner, aber diese Spieler weigerten sich partout, auf fremdem Platz zu treffen.

Spieler

Team

Zeitraum

Tore

Fred Hoff

Hannover 96, Rot-Weiß Oberhausen

1965 – 1972

12

Werner Biskup

Fortuna Düsseldorf, 1. FC Köln

1966 – 1971

11

Reinhard Majgl

VfL Bochum

1972 – 1974

10

Sebastian Helbig

FC Energie Cottbus

2000 – 2002

8

Roland Gerber

1. FC Köln

1976 – 1980

8

Reiner Geyer

1. FC Nürnberg

1985 – 1987

8

Michael Kühn

VfL Bochum

1983 – 1986

8

1987

Der Sommer des Uwe Rahn

Es ist unglaublich, welches Füllhorn des Fußballglücks sich in der Saison 1986/87 über den damals 25 Jahre alten Gladbacher Mittelfeldspieler Uwe Rahn ergießt. So viele Tore wie er hat in der Bundesliga noch nie ein Mann auf seiner Position erzielt. Er führt Borussia Mönchengladbach, für die er in jener Spielzeit jeden dritten Treffer erzielt, auf Platz drei in der Bundesliga. Die deutschen Sportjournalisten wählen ihn zum Fußballer des Jahres, und dann kommt auch noch ein unglaubliches Angebot. Der PSV Eindhoven will die gesamten 15 Millionen Mark, die der holländische Meister für den Transfer von Europas Fußballer des Jahres Ruud Gullit eingenommen hat, für einen Transfer von Rahn wieder ausgeben. Doch Gladbach lässt ihn nicht gehen, und Rahn spielt nie mehr so gut wie zuvor, was auch an häufigen Verletzungen liegt. Zwei Jahre später wechselt er zum 1. FC Köln, gegen den er besonders oft getroffen hat. Doch trotz zweier zweiter Plätze findet er auch dort seine verlorene Form so wenig wieder wie später bei Hertha BSC, Eintracht Frankfurt und schließlich bei den Red Urawa Diamonds in Japan. Enttäuscht kapselt er sich völlig vom Fußball ab und ist selbst für seine alten Kollegen nicht mehr zu erreichen, als er nach Italien zieht, und auch nicht, als er 2012 nach Deutschland zurückkehrt, wo seine Frau in Bayern im Schuldienst arbeitet.

Aus elf Metern

Berühmte Strafstöße, von Kaltz bis Kutzop (Foto).

01.13.November 1971

Manfred Kaltztrifft zum 2:2-Ausgleich des Hamburger SV beim MSV Duisburg. Es ist der erste von 53 Elfmetern, die der Hamburger Rekordspieler im Laufe seiner Karriere verwandeln wird. Nur sieben Strafstöße verschießt er. Er ist damit der wohl sicherste Schütze der Bundesligageschichte. Auch sonst erweist sich Kaltz als großer Innovator: Er erfindet die Bananenflanke, eine sich vom Torwart tückisch wegdrehende Hereingabe.

02.22.April 1986

Der 33.Spieltag, es läuft die 88.Minute.Michael Kutzopmuss nur noch diesen Elfmeter gegen den ärgsten Verfolger Bayern München verwandeln, dann ist der SV Werder Bremen Deutscher Meister. Kutzop jedoch versagen die Nerven, er knallt den Ball an den Außenpfosten, das Spiel endet 0:0. Am letzten Spieltag verliert Bremen in Stuttgart. Bayern wird mit einem 6:0 gegen Mönchengladbach Meister.

03.17.April 2004

Hans-Jörg Buttist ein sicherer Elfmeterschütze. Das wäre nicht weiter verwunderlich, wäre er nicht in Personalunion Torhüter. Gegen Schalke tritt Butt auch als Schütze an, versenkt den Ball lässig, lässt sich von seinen Mitspielern gratulieren, läuft in sein Tor zurück – und muss machtlos mit ansehen, wie sich der Ball über ihm ins Tor senkt. Schalkes Mike Hanke hat es mit einem Weitschuss probiert. Da müssen selbst Butts Mitspieler schmunzeln.

04.7. Dezember 2008

Als Hannovers Keeper Florian Fromlowitz in der 82. Minute Wolfsburgs Stürmer Edin Dzeko von den Beinen holt und mit Roter Karte vom Platz muss, ist Hannovers Auswechselkontingent bereits erschöpft. Also mussJan Rosenthal,im Hauptberuf Mittelfeldspieler, vor dem anschließenden Elfmeter in den Kasten. Rosenthal ahnt die Ecke, hält den Strafstoß. Was allerdings die 1:2-Niederlage beim Nachbarn auch nicht verhindert.

05.12. April 2012

Ein grauenhafter Abend fürArjen Robben.Das Spiel bei Borussia Dortmund soll die Wende im Meisterschaftskampf bringen. Stattdessen geht alles schief, was schief gehen kann – insbesondere für Bayerns holländischen Flügelmann. Erst hebt er bei Lewandowskis Führungstor das Abseits auf, dann verschießt er kurz vor Schluss den entscheidenden Elfmeter gegen Keeper Roman Weidenfeller, der die Ecke ahnt, und versemmelt schließlich noch eine Großchance.

Verwechselt und gestrauchelt

Paragraph 25, Absatz 4 der Lizenzspielerstatuten besagt: Der Einsatz eines nicht spielberechtigten Spielers hat zur Folge, dass »das Spiel für den Verein als verloren zu werten« ist. Nur war die Regelung, wer denn nun eigentlich spielberechtigt ist, oft so kompliziert, dass Trainer dabei die Übersicht verloren.

Hennes Weisweiler

Für den ersten Wechselfehler sorgte 1977 Hennes Weisweiler. Beim Spiel des 1. FC Köln in Frankfurt brachte er mit dem belgischen Millionenmann Roger van Gool einen dritten ausländischen Spieler, damals waren aber nur zwei erlaubt. Da Köln 0:4 verlor, blieb der Fehler folgenlos.

Giovanni Trapattoni

1994/95 spielte der FC Bayern am 26.Spieltag bei Eintracht Frankfurt und siegte mit 5:2. Der Sieg war für Trainer Giovanni Trapattoni immens wichtig, denn die Bayern standen nur auf Platz sechs der Tabelle. Doch der Befreiungsschlag war keiner, denn in der 73. Minute hatte Trapattoni den jungen Dietmar Hamann eingewechselt. Der war damals noch Vertragsamateur, und weil das auch für den Torwart Sven Scheuer sowie die Feldspieler Sammy Kuffour und Marco Grimm galt, war es einer zu viel. Damit war das Spiel verloren, die Bayern wurden am Ende der Saison nur Sechster und Trapattoni wurde durch Otto Rehhagel ersetzt.

Horst Heese

1993 verhedderte die Eintracht sich ausnahmsweise mal selber im Regelwerk, das allerdings tückisch war. Drei Ausländer waren damals erlaubt, die Eintracht aber durfte in Uerdingen mit vieren starten, denn Slobodan Komljenovic fiel als Fußballdeutscher nicht unter die Ausländerbeschränkung. Als er sich verletzte, brachte Trainer Horst Heese mit dem Slowaken Marek Penksa jedoch einen wirklichen Ausländer, die Korrektur nach sechs Minuten kam zu spät. Der 5:2-Erfolg in Uerdingen wurde in ein 0:2 umgewandelt.

Otto Rehhagel

In der Saison 1998/99 empfing der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern am sechsten Spieltag den VfL Bochum. Beim Stand von 1:0 für Lautern brach sich der Däne Michael Schjönberg kurz vor der Pause das Schienbein und musste ausgewechselt werden. Trainer Otto Rehhagel schickte den Nigerianer Pascal Ojigwe aufs Feld, doch standen mit den Ägyptern Hany Ramzy und Samir Ibrahim sowie dem Brasilianer Ratinho nun vier nicht-europäischeProfis auf dem Platz – einer zu viel. Als Rehhagel direkt nach der Einwechslung von einem Funktionär auf seinen Fehler aufmerksam gemacht wurde, holte er den Ägypter Ramzy vom Feld. Im Wissen um die sichere Niederlage am Grünen Tisch verloren die Lauterer trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung noch mit 2:3, Bochum verzichtete auf einen Einspruch.

Winnie Schäfer