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Astrid Korten

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Beschreibung

„Ich bereue nichts. Nicht einmal das Törichte, dessen ich mich schuldig gemacht habe. Bedauern ist eine völlig sinnlose Emotion. Damit befasse ich mich erst gar nicht!“ (Tom) Nach dem Tod seiner Mutter spürt der verheiratete Tom eine Leere in sich, die er durch einen Lehrauftrag an der Universität zu füllen versucht. Dabei lernt er die Studentin Amal kennen. Gegen seinen Willen verfällt Tom der seltsamen jungen Frau mehr und mehr und gibt zum ersten Mal die Zügel aus der Hand. Tom kann sich ihrem erotischen Sog nicht mehr entziehen und verstrickt sich immer mehr in die außereheliche Affäre – einer Fatal Love, bis sein Doppelleben zu einer Katastrophe führt ... Los Angeles 2019 Finale des Int. Write Movie Contest Los Angeles 2019. »Honorable Mention« Los Angeles 2019 Neuauflage: Der Band ist bereits unter dem Titel „Seelen unter dem Eis“ im Piper-Verlag erschienen.

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Inhaltsverzeichnis

Astrid Korten

Los Angeles

for the innocents who told me their stories

Suddenly Last Summer

DIENSTAG

Klischees

Eine alte Schreibmaschine

Eine Luke ist eine Öffnung

Der Beginn einer ‚fatal love‘

Ein Name, mit dem ich leben kann

Eine Nachricht

Er hat ausgelacht

Zufriedenheit ist ein Teufel

Augenzwinkern

Volltreffer

Keinen blassen Schimmer von Zeit

Eine Übernahme

Worte sind Hammerschläge

Verletzlich

Eine neue Herausforderung

Geborgtes Glück

Herzschlag

Vertrocknete Saat

Der entleerte Mann

Tagebuch

Die größte Angst

Noch mehr Tränen

Der Brief

Horrorstorys

Unser kleines Haus

Ein Scherz

Tornado

Denkst du etwa über deine Sünden nach?

Ein großer Auftritt

Liebesbotschaften

Du bist ein Gewinner

Geisternacht

Die Party

Der Meister und die Hure

Der Tritt

MITTWOCH

Meine Ecke im Innenhof

Aussprache

Stolzer Adler

Vertrauenswürdig

Boy George

Und es wurde still

Es gibt keine Gnade

Mach das nie wieder!

Zwei letzte Küsse

Im Innenhof

Beweismaterial

Tote Frau kommt

Fahr zur Hölle!

Der Schatten

DONNERSTAG

Die Wahrheit

Nachwort

Danksagung

Quellen

Über die Autorin

Impressum

Astrid Korten

Psychothriller

Los Angeles

Finale des Int. Write Movie Contest Los Angeles 2019.

»Honorable Mention« Los Angeles 2019

„Ich bereue nichts. Nicht einmal das Törichte, dessen ich mich schuldig gemacht habe. Bedauern ist eine völlig sinnlose Emotion. Damit befasse ich mich erst gar nicht!“

(Tom)

Nach dem Tod seiner Mutter spürt der verheiratete Tom eine Leere in sich, die er durch einen Lehrauftrag an der Universität zu füllen versucht. Dabei kommt lernt er die Studentin Amal, die weder talentiert noch schön ist. Gegen seinen Willen verfällt Tom der seltsamen jungen Frau mehr und mehr und gibt zum ersten Mal die Zügel aus der Hand. Tom kann sich ihrem erotischen Sog nicht entziehen und verstrickt sich immer mehr in die außereheliche Affäre – bis sein Doppelleben zu einer fatalen Katastrophe führt ...

Fatal love ist ein eindringlicher Psychothriller über die dunklen Seiten der Anziehungskraft und den Verrat aus Habgier von Bestseller-Autorin Astrid Korten

Neuauflage: Der Band ist bereits unter dem Titel „Seelen unter dem Eis“ im Piper-Verlag erschienen.

for the innocents who told me their stories

for Gary, Godd bless you

Suddenly Last Summer

Das Leben der meisten Menschen ist eine lange Reihe von Trümmerhaufen. Jeder Tag mehr Trümmer, und mehr Trümmer, ein endloser Weg von Haufen Trümmer, und niemand ist da, sie wegzuräumen, außer der Tod.

Tennessee Williams, Suddenly last summer

»Diese Geschichte ist nicht meine Geschichte. Ich bin nicht sicher, wem sie gehört. Sie liegt auf der Straße, schläft in meinem Haus und war mir immer einen Schritt voraus.«

Maike Wetzel

DIENSTAG

Wer von euch noch nie gesündigt hat, werfe den ersten Stein.

Joh. 8, 7

Klischees

Mein Name ist Tom Döbbe, aber innerhalb der Mauern vom Paradise nennen sie mich Mozart, seit ich in der ersten Woche in der gefühlsarmen Leere des Innenhofs meine Runden gedreht und dabei ständig das Allegro aus Eine kleine Nachtmusik gepfiffen habe.

Die anderen Insassen sahen verärgert zu mir her, und Steel, der seine Freiluftpausen stoisch auf der Bank am Gefängniszaun verbrachte und dabei ständig seinen stählernen Glatzkopf polierte, brüllte mich jedes Mal an, wenn ich an ihm vorbeikam, ich solle mit dem Pfeifen aufhören, sonst würde er mich schon dazu bringen, aber meiner Gesundheit würde das nicht guttun. Ich ignorierte diesen tätowierten Ochsen mit dem IQ eines Spatzen wie jeden anderen in der ersten Woche.

Bereits nach zwei Tagen ertönte eine Bassstimme aus der gegenüberliegenden Zelle, die eine recht freie Interpretation des Allegros zum Besten gab. Ziemlich disharmonisch, aber immerhin erkennbar. Nach einer Woche ertönte die Melodie den ganzen Tag über, stets von derselben Stimme vorgetragen, aber immer in einer anderen Tonlage und von Mal zu Mal besser klingend.

Am nächsten Tag kam Steel im Innenhof direkt auf mich zu. Es war das erste Mal, dass ich sah, wie er sich über den Hof bewegte.

»Ich bekomme diesen Song nicht mehr aus dem Kopf«, knurrte er und wollte wissen, was ich dagegen unternehmen würde.

»Das ist nicht irgendein Song, sondern das berühmte Allegro von Mozart«, antwortete ich gelassen. Meine Aufklärung brachte mir eine geplatzte Oberlippe, eine Gehirnerschütterung und meine neue Identität ein. Außerdem erlangte ich ewigen Ruhm, denn als Reaktion auf Steels Kopfstoß trat ich den Glatzkopf reflexartig mit voller Wucht in die Hoden. Ich wusste bis zu diesem Tag nicht einmal, dass ich so verdammt hart zutreten konnte.

Ich taumelte kurz, kämpfte gegen den Drehschwindel, begleitet von heftigen Kopfschmerzen und Übelkeit, aber ich blieb auf den Beinen stehen und starrte ihn benommen an.

Tränen schossen in seine Augen, während er mich anglotzte, als würde er mich jeden Moment mit seinen Zähnen in Stücke reißen wollen.

»Und ich wollte dich schon nach deiner Telefonnummer fragen!«, zischte ich.

Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, dachte nur, dass die Giftspritze mir keine Sorgen mehr bereiten sollte, weil mich vorher ein klobiger Todesbote mit kahl geschorenem, knallhartem Schädel töten würde. Als Steel aber nichts dergleichen tat, sondern mich nur mit einem vernichtenden Blick musterte, streckte ich ihm vorsichtig meine Hand entgegen, die er mit einem schmerzverzerrten Lächeln ergriff.

»Ich mag dich«, sagte er, grinste und zerquetschte mir fast die Hand.

Goodman, einer der Wachmänner, meinte später, ich hätte Glück gehabt. »Die Tatsache, dass Sie anders sind als der Durchschnittshäftling, hat Ihnen vermutlich das Leben gerettet, Tom.« Goodman behauptete auch, Steel habe wohl nicht erwartet, dass ein hoch aufgeschossener, spindeldürrer Mann wie ich bei seinem Kopfstoß auf den Beinen bleiben könnte – vom Zurückschlagen ganz zu schweigen. Ein Häftling, der mit Steel aneinandergeriet, verbringe nach der Konfrontation im Durchschnitt drei Wochen auf der Krankenstation.

Seit meiner Ankunft im Paradise habe ich das Gefühl, dass ich mitten in Die Verurteilten oder in Lock Up mit dem grauenvollen Sylvester Stallone versetzt worden bin. Denn nach dieser ersten Woche wusste ich: Die Klischees aus Hollywood entsprachen der Realität – mit einer Ausnahme: Im Todestrakt wurde man nicht sexuell belästigt. Hier wartete jeder Mitgefangene auf seine Hinrichtung, da vergeht einem das Verlangen. So blieben Annäherungsversuche unter der Dusche aus.

Der Innenhof ist in drei Abschnitte unterteilt, ähnlich wie der Todestrakt im Paradise. In seinem östlichen Teil sitzen vor allem Gangmitglieder ein, die für andere Insassen eine Gefahr darstellen. Sie sind die schlimmsten Gewaltverbrecher, die einen, ohne mit der Wimper zu zucken, erstechen würden. Wie Steel. Im Nord-Block mit seinen zweiundzwanzig Zellen sind jene Häftlinge untergebracht, die nach Einschätzung der Gefängnisleitung keine größeren Probleme bereiten. Zu ihnen gehöre auch ich. Dann gibt es noch den Südtrakt zur Hofseite hin; dort quartiert man die Sträflinge mit schweren mentalen Störungen ein, die sich dem großen Stumpfsinn und der endlosen Apathie hingeben dürfen. Wir nennen ihn den Zauberberg.

Merkwürdigerweise war mir das Leben innerhalb dieser Mauern von Anfang an vertraut, sodass ich keine Erklärung der Regeln, Gepflogenheiten und Protokolle benötigte. Alles, was ich wissen musste, hatte ich bereits aus Büchern, Filmen und Fernsehserien gelernt, die scheinbar mit einem Mal einen geheimen Sinn bekommen hatten. Als hätten sie mich schon immer auf diese Situation vorbereiten sollen. Auch war ich mir bewusst, dass in dieser krampfartigen, lärmenden Umtriebigkeit im Grunde genommen eine große Leere lag, still wie eine Sphinx.

Mein Name ist also Mozart. Mein Zuhause ist eine 2,70 Meter lange und 2,90 Meter breite Zelle mit einem Tisch, einem Stuhl und glatt verputzten Wänden, aus denen eine schmucke Toilette und ein Waschbecken aus Stahl ragen.

Sobald du die Türen dieses Flügels durchschreitest, blickst du wie durch einen Schleier auf deine bisherige Existenz. Dein Name, deine Persönlichkeit und Herkunft, deine Intelligenz und deine Gefühlstiefe, das Aussehen der Frau, die du zurücklassen musstest, die Vitalität deiner leiblichen Kinder, die Bücher, die dich faszinieren oder langweilen, die Musik, die dich trösten kann, die Sportarten, in denen du dich auszeichnest, das Geschlecht, auf das du stehst – all das bekommt einen neuen Stellenwert und eine andere Bedeutung. Die Menschen um dich herum sind nun die reale Welt. Sie bestimmen, was die Wahrheit ist. Im Paradise existieren viele Wahrheiten, aber es sind immer die, die sich andere über dich in ihrem Kopf zurechtgelegt haben. Doch so verschieden sind die vermutlich gar nicht.

Hier scheint es niemanden zu stören, dass er seine frühere Persönlichkeit am Tor ablegen musste, weil man für einige Zeit durchaus eine andere Person sein kann. Die meisten Insassen bleiben ohnehin nicht länger als vier Jahre hier; daher wäre Shorty Island vielleicht die passendere Bezeichnung für den Todestrakt, aber wir finden, Paradise klingt schöner.

Jedes Mal, wenn der Zeitpunkt des Todes naht, herrscht bei uns eine morbide Stille, und wenn wir den Innenhof am Morgen nach der Vollstreckung betreten, flüstern wir uns respektvoll zu, dass wieder eine beeindruckende Persönlichkeit von uns gegangen ist – vom Paradise direkt ins Paradies.

Eine alte Schreibmaschine

Goodman meint, ich solle alles aufschreiben, denn Geheimnisse gedeihen nicht in der kalten schwarzen Erde.

»Geheimnisse sind Eigentum des Lebens«, behauptete er vor einigen Tagen, als er mich in den Innenhof begleitete. Ich zuckte mit den Schultern.

Es war zehn Uhr morgens. Wir schritten durch die widerhallenden Gefängnisgänge. Ich hatte keine Lust zu reden. Schweigen ist das einzige Recht eines Insassen im Todestrakt einer Haftanstalt. Goodman bemerkte anscheinend die Spur Verzweiflung in meinen Augen, denn als ich zwei Stunden später in meine Zelle zurückkehrte, wartete eine alte Schreibmaschine auf mich. Es war fast unmöglich, sie hochzuheben, so schwer war sie. In der Schreibwalze steckte bereits ein Blatt Papier, auf dem ein Zitat von Konfuzius stand: Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.

Inzwischen ist eine Woche ohne nennenswerte Ereignisse vergangen. Ich habe die Tasten der Schreibmaschine kein einziges Mal mit meinen Fingern berührt, aber ich zog sofort das Papier aus der Walze, zerknüllte es und warf es in eine Ecke meiner Zelle. Allerdings mit wenig Überzeugung, das schon. Dort lag das Zitat die ganze Zeit, und heute Morgen, als ich nach einer kurzen Nacht im Dunkeln erwachte und das Gefühl hatte, dass es nie wieder hell werden würde, schlich ich mich aus meinem Bett und glättete die Seite vorsichtig.

Das Zitat schenkte mir weder Trost, noch spornte es mich an, aber mit einem Mal fand ich es respektlos, das Blatt so leichtfertig in die Ecke geworfen zu haben. Goodman verdient ein solches Verhalten nicht. In dieser Zeit der Leere ist er zu meinem Freund geworden.

Nachdem ich das Papier einigermaßen glatt gestrichen hatte, legte ich mich wieder ins Bett, rollte mich in die Laken und linste in der Dunkelheit wieder und wieder zur Schreibmaschine. Aber es brachte mir nicht die ersehnte Ruhe. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere und strampelte mit den Beinen, bis ich schweißgebadet war und die Bettlaken an meinem Körper klebten.

Über den Todestrakt kann man vieles sagen, aber niemand würde behaupten, dass die Temperaturen dort sehr angenehm sind. Im Winter ist es hier so kalt, dass ich vor dem Schlafengehen ein zusätzliches Paar Socken, lange Hosen und einen Pullover über den Schlafanzug anziehe; im Sommer wiederum senkt sich eine Hitze in diese Hölle, die der tanzenden Luft über einer Asphaltstraße gleicht. Riesige Ventilatoren versuchen, ein wenig Kühlung zu verschaffen. Die einzige Art und Weise, nicht fortwährend in Schweiß auszubrechen, ist, bewegungslos liegen zu bleiben.

Seufzend schob ich die Laken von mir, stand auf und setzte mich hinter die Schreibmaschine. Es musste ja so kommen. Goodman hatte recht, es gibt zu viele Geheimnisse in der Geschichte, die mit mir in der schwarzen Erde verschwinden würden.

Ich drehe ein leeres Blatt in die Walze und lege meine Finger auf die Tasten. So verharre ich mindestens eine Stunde, ohne einen Buchstaben zu Papier zu bringen. Ich kann meine Aufmerksamkeit nicht auf das Blatt konzentrieren; meine Augen suchen nach einem Fixpunkt, den sie nicht finden. Und ich finde in mir keine Sätze, um das zu beschreiben, was erzählt werden soll. Dies ist umso bemerkenswerter, da ich früher nicht nur Geschäftsführer einer großen Werbeagentur war, sondern auch Dozent für kreatives Schreiben an der Universität. Das war, bevor ich zum Mörder wurde.

Soll ich lieber schreiben, dass die Tat ein Unfall war? Natürlich kam der Tod unbeabsichtigt! Und da ist sie schon wieder: die hässlichste Sache der Welt, die wie ein Dämon an die Oberfläche kommt. Ich locke ihn an, sobald ich darüber nachdenke. Soll ich schreiben, dass es nicht geplant war? Natürlich hatte ich nicht vor, mich in eine meiner Studentinnen zu verlieben! Und auch noch in die schlechteste Studentin von allen und, wenn ich ganz ehrlich bin, in die mit Abstand unattraktivste.

Wenn ich Amal an einem Samstagabend in einer Diskothek oder tagsüber in einem Café getroffen hätte, wäre ich sicher an ihr vorbeigegangen, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Na ja, ein flüchtiger Blick vielleicht, um sie zu scannen. Aber das wäre es dann auch schon gewesen. Sie war so gar nicht mein Typ. Nichts an ihr war wirklich schön. Ihr Haar war glatt, in der Mitte gescheitelt, ihr Gesicht länglich, ihr Körper alles andere als wohl proportioniert; eine Frau wie aus einem manieristischen Gemälde mit hohem Kreuz und langem Rücken, mit großen, aber festen Brüsten, langen Armen, kleinen Händen und schmalen, knochigen Schultern. Für mich war es keine Liebe auf den ersten Blick. Widerwille auf den ersten Blick … schon eher. Abscheu am Ende … ganz sicher.

Es ist totenstill im Todestrakt. Alle schlafen, außer mir und dem Nachtwächter. Er spielt Solitär am Computer im Aquarium, einem Raum, von dem aus er alle Zellen leicht überwachen kann. Faktisch braucht er in einer Nachtschicht gar keinen Überblick, denn jeder ist hier auf sich gestellt. Es herrscht absolute Ruhe. Manchmal gibt es jedoch diese grauen Nächte, in denen ein Neuankömmling urplötzlich angstvoll zu schreien beginnt oder in untröstliches Weinen ausbricht, aber darauf reagieren die Wachleute ohnehin nicht. Sie drehen dann das Radio etwas lauter oder setzen Kopfhörer auf. Das Schreien ebbt in der Regel nach fünfzehn Minuten ab, da alles in diesem Gebäude langsam erstirbt.

Ich werde in einer Woche hingerichtet. Das steht seit Langem fest. In einigen Stunden werde ich ein Schreiben erhalten, in dem mir die genaue Uhrzeit meiner Hinrichtung mitgeteilt wird. Damit wird der bevorstehende Tod fassbar und die kommende Woche sehr kurz.

Mir wird kurz schwach vor Wut. Ich versuche, nicht an den Tod zu denken, und suche mir einen Fixpunkt, konzentriere mich auf die Todesanzeige eines ehemaligen Mitarbeiters, die auf dem Tisch liegt, versuche, runterzukommen, aber die Buchstaben flirren vor meinen Augen; ich starre sie an, es hilft nichts.

Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass es sechs Uhr morgens ist. Das erste Sonnenlicht frisst sich langsam in die Dunkelheit am Osthimmel. Die Farben erinnern mich an das Haar meiner Frau. In einer Woche wird Helen das Erbe bekommen, auf das sie seit vier Jahren wartet.

Eine Luke ist eine Öffnung

In der vergangenen Woche hat mich Goodman jeden Tag besucht, um sich nach meinen literarischen Fortschritten zu erkundigen. Und jedes Mal, wenn ich ihm sagte, dass es nichts zu schreiben gebe, und ihm deutlich machte, dass er die Schreibmaschine, soweit es mich betreffe, wieder mitnehmen könne, wirkte er enttäuscht und versuchte, mich davon zu überzeugen, dass ich folglich »unwürdig« sterben würde.

Ich musste ihn nicht fragen, was er damit meinte.

Goodman gehört nicht zu den Wachleuten, die dir den Rest von dem bisschen Leben, das dir noch bleibt, auch noch nehmen. Er ist ein überzeugter Katholik, und seine religiöse Einstellung zwingt ihn, meine Hinrichtung als Selbstmord zu betrachten. Denn von seinem Standpunkt aus maße ich es mir an, über Leben und Tod zu bestimmen, was jedoch einzig und allein der Schöpfer aller Welten darf. Dass ich mich mit meinem Schicksal abfinde und meine Finger verstummen lasse, hält er für die größtmögliche Sünde.

Jeden Tag sieht er mich etwas unfreundlicher an als am Vortag, er spricht auch weniger mit mir, wenn er mich in den Innenhof führt. Vor zwei Tagen schlug er sogar die Klappe der Luke, durch die dreimal täglich das Essen gereicht wird, mit einem lauten Knall zu.

»Verdammter Heide!«, fauchte er mich laut durch die Metalltür an. Seine Stimme hallte kurz nach. Goodman erkennt offenbar in meinen Augen, dass Wahrheit und Wahrheit nicht dasselbe sein müssen.

Ich habe das Gefühl, dass ich den Wachmann zutiefst kränke, indem ich nichts schreibe. Für gewöhnlich müssen Häftlinge für eine Schreibmaschine Miete bezahlen. Es wird ein hoher Aufpreis für Bänder berechnet, ebenso für Blankopapier. Womöglich hat sich Goodman selbst um die Kosten gekümmert, denn keiner seiner Kollegen hat mich gefragt, wie dieses Monstrum in meine Zelle gelangt ist.

Und dann geschah es, einfach so. Ich begann zu schreiben. Bisher nur Fragmente ohne erkennbaren Zusammenhang und nicht in chronologischer Reihenfolge, aber ich schrieb. Zunächst – es war im Anschluss an den Innenhof – ließ es sich zäh an. Ich wollte, aber ich konnte nicht. Noch war ich selbst zu sehr präsent und zugleich zu distanziert. Buchstaben kristallisierten sich zuerst heraus, dann die Worte, dann die Sätze und mit ihnen der Sinn. Ich tippte den ersten Satz: Mein Name ist Tom Döbbe, und wurde in den Text hineingesogen, als ob ich einen Nerv getroffen hätte. Meine Finger bewegten sich auf einmal wie von selbst über die Tastatur, als könnten sie gar nicht schnell genug arbeiten.

Goodman wird sich freuen, mich später hinter der Schreibmaschine sitzen zu sehen. Ich gebe dem Nicht-Gesagten und seinen Komparsen eine Bühne aus weißem Papier: Lügen, Begierde, Scham, Geheimnisse, die dunklen Seiten der Anziehungskraft, Verwandlungen, Nähe und Fremdheit, Erniedrigung und Verrat erhalten Worte, ebenso der Schmerz von gestern und heute. Nicht aber das Bedauern, denn ich bereue nichts. Nicht einmal das Törichte, dessen ich mich schuldig gemacht habe. Bedauern ist eine völlig sinnlose Emotion. Damit befasse ich mich erst gar nicht!

Es dauert nicht mehr lange, bis Goodman mir das Frühstück bringt; es ist Viertel vor sieben. Tagtäglich beginnen sie morgens um halb sieben mit der Ausgabe der Mahlzeiten. Pünktlich um sieben Uhr steht der Wachmann jedes Mal vor meiner Tür, klopft dreimal – was er nur bei mir macht –, öffnet die Luke und schiebt ein Plastiktablett mit einem Teller Müsli, einem Ei, vielleicht sogar einem Pfannkuchen und einer Tasse Milch hindurch. Mit nur einem Blick erfassen seine hellwachen grauen Augen – das Bemerkenswerte an ihm – zuerst meine Zelle, dann nickt er mir zu.

Tagein, tagaus zur gleichen Uhrzeit das gleiche Ritual. Heute wird derselbe Tagesablauf wie gestern sein, und gestern war es so, wie es morgen sein wird. Keine Überraschungen im Paradise, denn sie machen Menschen in unserer Lage rastlos.

Wenn Goodman mir mein Frühstück bringt, werde ich ihm sagen, dass ich von heute an nicht mehr in den Innenhof gehe. Ich brauche mehr Zeit, um meine Geschichte zu Papier zu bringen. Außerdem kann ich während meiner letzten Woche auf dieser Welt gerne auf das entwürdigende Ritual verzichten, nur um eine Stunde im Innenhof meine Runde zu drehen und frische Luft zu schnappen. Vom ersten Tag an fühlte ich mich gedemütigt, wenn ich vor dem Spaziergang nackt vor meiner Zellentür zu warten hatte, bis Goodman kam. Sobald er die Luke in der Tür geöffnet hat, muss ich mich nach vorne bücken, damit er überprüfen kann, ob ich eine Stichwaffe zwischen meinen Gesäßbacken versteckt habe. Dann muss ich mich umdrehen, mich wieder nach vorne beugen und meinen Mund weit aufreißen. Sobald alle Öffnungen überprüft worden sind, folgt der scheußlichste Moment. Die Wache greift durch die Gitter nach meinen Hoden und zieht sie hoch, um nachzusehen, ob sich etwas dahinter verbirgt.

Erst nach dieser Inspektion kann ich meine Unterwäsche und meine Schuhe anziehen. Sie legen mir Handschellen an, und nach einer zweiten Untersuchung betritt Goodman die Zelle und checkt meine Kleidung für eine neue Untersuchung. Sobald ich das Gütesiegel »sicher« erhalten habe, steckt er die Klamotten unter meinen Arm und führt mich durch die kalten Gänge ins Freie. Den meisten Häftlingen macht es nichts aus, aber ich komme mir stets wie ein Dorftrottel vor, wenn ich in Handschellen und Fußfesseln und nur in Unterwäsche durch die Korridore gehe. Erst im Hof Nord darf ich mich ordentlich anziehen.

Besonders schlimm ist dieser Akt der Erniedrigung, wenn nicht Goodman, sondern seine Vertretung, den wir im Block Nord »Evil« nennen, die Inspektion durchführt. Ich weiß zu jeder Zeit, wann er seine Runden dreht, höre es an seinem schlürfenden Gang, an der Art und Weise, wie seine Schlüssel klappern, und an seinem typischen Schnauben.

»Leiden ist die Ankunft von Dunkelheit und Tod«, hat Evil mir einmal ins Ohr geflüstert. Er genoss es – mit einem satanischen Grinsen im Gesicht –, mir bei der Inspektion Schmerzen zuzufügen. Durch seine Brutalität vermehrte er meinen inneren Schmerz und meine Zerrissenheit.

In einer solchen Situation ist die Inspektion eine besonders schwere Last und eine einsame Angelegenheit, denn ich kann das niemandem anvertrauen, weil dieser Verrat von den Wachen noch härter bestraft würde. Ich weiß es, und selbst jetzt, wenn ich nur an Evil denke, möchte ich in der Dunkelheit schreien.

So lief es in den vergangenen zwei Jahren jeden Tag. Aber ab heute wird es anders sein. Amal hätte mich ausgelacht, wenn sie mich vor der Luke hätte stehen sehen: nackt, gebeugt, meinen Hintern dem spähenden Auge des Wachmannes zugewandt, mit Gänsehaut an meinen dünnen Armen und gegen die Tränen ankämpfend.

Keine Sekunde hätte Amal Mitleid mit mir gehabt.

Der Beginn einer ‚fatal love‘

In den ersten Wochen des Seminars versteckte sich Amal hinter dem breiten Rücken von David. Er war ein begabter, übermotivierter junger Mann, der bereits großartige Texte schrieb, ohne jemals einen meiner Kurse besucht zu haben. Zielgerichtet, öffentlichkeitswirksam und voller prägnanter Sätze. Ein Student, der eher gebremst als angeregt werden musste, um etwas zu lernen. Er war während des Seminars so gut, dass ich mich nach kurzer Zeit entschied, ihm einen Vertrag für die Position eines Juniortexters bei TOM, meiner Werbeagentur, anzubieten.

Eines Tages bat ich ihn nach dem Ende eines Vortrages, noch für ein kurzes Gespräch zu bleiben, doch dann stand Amal mit einem Mal neben meinem Schreibtisch und fuchtelte mit ihren Texten herum, ohne ein Wort herauszubringen. Sie brach vor Wut in Tränen aus und fragte mich schluchzend, warum ich sie nicht leiden könne. Ich hatte wirklich keine Ahnung, warum diese junge Frau so tobte, und vielleicht sagte ich aufgrund meiner mangelnden Lehrerfahrung: »Ich habe überhaupt nichts gegen Sie, ich habe nur etwas gegen Ihre Texte. Sie sind wertlos.«

Im Nachhinein gebe ich zu, dass meine Wortwahl ungeschickt war. Ich war es gewohnt, meine Kritik klar und unmissverständlich zu äußern, und akzeptierte es auch, selbst solche zu erhalten. In der Werbebranche kann man sich Nachsicht und Heuchelei nicht leisten, sondern redet stets Klartext, und so hatte ich gelernt, Kritik anzunehmen, ohne dass danach gleich das Gift in meinem Magen brodelte.

Amals Wut entbehrte jeder Grundlage; ich hatte niemals ihre Persönlichkeit angeprangert, sondern lediglich die von ihr verfassten Texte, die vor peinlichen Sprachfehlern nur so strotzten. Das Produkt, das sie anpreisen sollte, wirkte dadurch unattraktiv, deshalb hatte ich ihr dreimal in Folge eine Fünf geben müssen.

So hatte Amal einen Wasserkocher mit der Überschrift »Überrasche deine Mutter mit einem Wasserkocher« beworben, eine Pflegeeinrichtung mit dem Slogan »Seniorenpflege, eine neue Dimension in der Altenpflege« gelobt und in einer Informationsbroschüre über Jugendkriminalität geschrieben, dass – wie Untersuchungen zeigten – die Taten der Jugendlichen »häufig nicht den Eltern aufzubürden seien«. Überdies setzte Amal all die Schreibtipps und Hinweise, die ich ihr aber und abermals gab, nicht im Geringsten um. Ihre danach verfassten Texte waren noch schlimmer als ihre früheren. Es war daher nur konsequent, dass ich das in einer unmissverständlichen Sprache am Ende ihrer Arbeit zum Ausdruck brachte.

Sie stampfte mit dem rechten Fuß auf (ja wahrhaftig, diese dreiundzwanzigjährige Frau stampfte mit den Füßen!) und entgegnete stotternd durch ihre Tränen hindurch: »Genau das meine ich ja. Diese verletzende Deutlichkeit. Ob ich etwas falsch gemacht habe oder nicht, die Art von Kritik, die Sie unter meinen Text schreiben, macht sehr deutlich, dass Sie sehr wohl etwas gegen mich als Person haben!«

Außerdem sei sie wahrlich nicht die Einzige, die so denke, denn sie habe auch andere Studenten klagen und meckern hören, aber in keinem anderen Fall seien die Worte so beleidigend und destruktiv gewesen wie bei ihr. Selbst während des Unterrichts würde ich sie ignorieren und ihr nur das Wort erteilen, wenn eine schwierige Aufgabe zur Diskussion stünde, um sie vor den anderen zu blamieren.

Merkwürdigerweise entwickelte sie auf einmal eine – zugegeben nicht ganz fehlerfreie – Eloquenz, die ich ihr niemals zugetraut hätte, als sie mir geradezu entgegenspie: »Seit ich dieses Seminar besuche, fühle ich mich völlig schutzlos und zutiefst verletzt. Nacht für Nacht klebt mein Nachthemd an meinem Körper, als hätte ich Fieber, und ich fühle mich ausgelaugt und kann nicht einschlafen. Es tobt ein Tumult in mir, der mir meine ganze Kraft raubt. Schuld daran sind Sie, Sie aufgeblasener Mister Besserwisser, der meine Arbeiten mit Freuden schlecht benotet und mich im Hörsaal absichtlich übersieht. Sobald Sie nur den Raum betreten, wird meine Atmung heftiger, und meine Zweifel zerreißen mich geradezu. Ich kann mich kaum auf das Seminar konzentrieren, wähle falsche Formulierungen, vergesse Teile meines Textes. Ich kann nicht mehr klar denken. Meine Gedanken zersplittern wie dünnes Eis unter jedem ihrer Schritte, wenn Sie mich höhnisch zu einer Wortmeldung auffordern, Sie … Sie hohler Kreativling einer mittelmäßigen Werbeagentur, der zufällig einmal ein Seminar an der Fachhochschule geben darf.«

Als sie die Worte gesprochen hatte, wurde es still. Und es blieb eine Weile still. Hohler Kreativling? In der Vergangenheit war ich schon oft von TOM-Kunden beleidigt worden, weil es sich Kunden oft und gerne erlauben, für ihre Zahlungen ein rechthaberisches Verhalten an den Tag zu legen; doch ich habe diese abscheulichen Worte stets in dem Wissen ignoriert, dass mich das beachtliche Honorar für alles entschädigen wird. Aber diese Unverschämtheit von Amal zu akzeptieren erschien mir nicht angebracht. Also blickte ich an ihr vorbei zu einer in der Tür verharrenden Studentin, die unsere Konfrontation verfolgt hatte. Mit einer Geste bedeutete ich ihr und auch David, uns bitte allein zu lassen. Die Studentin nickte, und kurz darauf schloss David die Tür hinter ihnen.

Dann sah ich in Amals tränenüberströmtes Gesicht, und sie blickte mich stumm an. Ich stand von meinem Stuhl auf und deutete mit dem Zeigefinger auf sie. Sie kam mir vor wie eine hässliche kleine Krähe mit ihren seltsamen vogelartigen Gesichtszügen, bei denen die Augen tief in den Höhlen lagen und die Nase vorstand wie ein Schnabel.

Glaubst du denn, wollte ich gerade unbeherrscht loslegen, dass ich mich von einer untalentierten Studentin beschimpfen lasse? Dass du Versagerin mir einen hochnäsigen Vortrag halten kannst? Glaubst du allen Ernstes, dass du jemals eine gute Note bekommen wirst, solange ich dieses Seminar leite? Du bist kein verkannter Schwan, du hässliches Entlein!

Aber ich schwieg, und bevor mein Verstand es fassen konnte, verschwand das Bild, das ich von ihr hatte, als würde sich die feuchte Trübung eines Spiegels über einem Waschbecken auflösen, und vor mir stand nur noch eine traurige Studentin. Plötzlich hatte sie etwas zutiefst Verlockendes an sich, obwohl sie ganz und gar durchschnittlich aussah. Und ich streckte meinen Zeigefinger weiter aus, wischte ihr mit der Kuppe eine Träne, schwarz von der auslaufenden Wimperntusche, in einer fließenden Bewegung von der Wange und blickte dabei in ihre feucht schimmernden Augen.

Eine Viertelstunde später setzte ich mich hinter das Lenkrad, startete den Motor meines Porsche Boxsters, fuhr aber nicht sofort los. Ich atmete tief durch, drehte den Rückspiegel zu mir und betrachtete mich. Die Anspannung der vergangenen Viertelstunde spiegelte sich deutlich in meinem Gesicht wider. Wenn ich aufgeregt bin, glänzen meine Augen. Und diesmal sagte mir mein Spiegelbild deutlich: Du bist verloren!

Ich schaute auf die Kuppe meines Zeigefingers, den ihre Wimperntusche leicht schwarz gefärbt hatte, als wollte sie mich zeichnen. Ich fühlte eine Übelkeit erregende Welle durch meinen Magen schwappen und versuchte zu erfassen, was im Hörsaal geschehen war. Warum zum Teufel hatte ich ihr diese Träne von der Wange gewischt?

Es war ein surrealer Moment gewesen, in dem ich wie eine Marionette agiert hatte. Ich sah mich wieder in dem Raum stehen. Die schwarze Träne balancierte wie eine Kontaktlinse auf der Kuppe meines Zeigefingers. Ich stand einfach nur da und schaute auf die Träne und von der Träne in Amals aufgerissene Augen. Und dann führte ich den Finger ganz langsam zu meinem Mund, schob ihn mir zwischen den leicht geöffneten Lippen hindurch und leckte die dunkle Flüssigkeit ab, schmeckte das Salz, das aus ihren Augen geflossen war, und genoss es wie Ambrosia.

Ich weiß noch, dass ich versuchte, so impulsiv wie möglich zu wirken. Ich wollte mir cool und überlegen vorkommen, obwohl ich längst keine Kontrolle mehr über mich hatte. Und sie sah mich unentwegt an. Zuerst verwirrt, dann neugierig und dann … nun, wie soll ich es nennen? … dann flackerte in ihren Augen verstohlen ein schändliches Lächeln auf. Doch ich konnte schon nicht mehr widerstehen und – erwiderte es.

In diesem Moment betrat ein Kollege den Raum. Amal wischte sich die Tränen von ihrem länglichen Gesicht, hob ihre Unterlagen auf und verließ wortlos den Hörsaal. Mit großen, maskulinen Schritten entschwand sie aus meinem Blickfeld.

Der Kollege sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern.

Nur ein paar Sekunden lang hatte ich keine Kontrolle über meinen Körper gehabt, doch als ich sie wiedererlangte, war ich nicht mehr dieselbe Person. So viel war mir jetzt klar. Diese eine kurze Berührung, diese eine schwarze Träne, so pathetisch sich das auch anhören mochte, hatte mich zu einem völlig anderen Menschen gemacht, und während ich nun hinter dem Steuer meines Wagens bei laufendem Motor seufzte und mich dabei im Rückspiegel betrachtete, fragte ich mich, warum ich darüber froh war.

Aber mich ergriff noch ein anderes Gefühl, mein Herz pumpte es durch meinen Körper. Ich saß eine Weile so da und wusste nicht genau, ob es an meiner unfassbaren körperlichen und geistigen Verwirrung lag, aber dann begriff ich es: Ich hatte Angst …

---ENDE DER LESEPROBE---