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Zwei brandneue Stories aus der Serie "FBI Special Agent". Unerschrocken kämpft Owen Burke im Dschungel der Großstadt gegen das Verbrechen. Terrorismus und das organisierte Verbrechen sind dabei seine Gegner. Der New Yorker Ermittler Owen Burke geht im Big Apple auf Gangsterjagd - eindrucksvoll in Szene gesetzt von Top-Autor Pete Hackett.
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Special Agent Owen Burke– Folge 3/4 (Doppelband)
Das Erbe des Snipers Ein todsicherer Coup
Zwei Action Krimis
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956171970
Cover
Titel
Impressum
Das Erbe des Snipers
Ein todsicherer Coup
»Vom langsam fahrenden Auto aus erschossen«, murmelte Special Agent Owen Burke. Versonnen schaute er auf die reglose Gestalt, die auf dem Gehsteig lag und deren Umrisse von einem Beamten der Spurensicherung mit Kreide nachgezeichnet worden waren. Es handelte sich um eine Frau Mitte zwanzig, ihre Haare waren rot gefärbt, die Kugel war ihr von der Seite in die Schläfe gedrungen und hatte auf der linken Seite ihres Kopfes ein furchtbares Loch gerissen.
Der Mann, mit dem er sprach und der alles beobachtet hatte, nickte. »Es handelte sich um einen dunkelblauen Buick mit einem Kennzeichen des Staates New York. Die Nummer habe ich leider vergessen. Es ging alles so schnell. Und sicher war es nur Zufall, dass ich den Gewehrlauf aus dem Seitenfenster des Buick ragen sah. Und ich begriff nicht sogleich, als die junge Frau hier auf dem Gehsteig zusammenbrach. Als mir der Zusammenhang klar wurde, war der Buick verschwunden.«
»Konnten Sie erkennen, wie viele Leute in dem Buick saßen?«, fragte Ron Harris, Burkes Partner.
»Es müssen zwei gewesen sein«, versetzte der Mann. »Denn der Wagen rollte langsam in Richtung Broadway, das heißt, dass einer am Steuer gesessen haben muss. Der andere schoss vom Beifahrersitz aus. Der Lauf ragte aus dem rechten Seitenfenster. Ob auf dem Rücksitz jemand saß, konnte ich nicht erkennen.«
Sie befanden sich in der 23rd Street. Am Straßenrand standen einige Einsatzfahrzeuge der City Police mit rotierenden Lichtern auf den Dächern. Es war 11.15 Uhr. Auch der Coroner war anwesend und ein Team von der Spurensicherung. Die Straße war zwischen der Fifth Avenue und der Avenue of the Americas gesperrt worden. Special Agent Owen Burke warf noch einmal einen schnellen Blick auf den Leichnam der jungen Frau. Der Kopf lag in einer großen Lache Blut. Blut war auch gegen die Hauswand gespritzt, die den Gehsteig begrenzte. Dem Special Agent drehte sich regelrecht der Magen um. Dabei war er einiges gewöhnt. Er sagte zu dem Augenzeugen: »Das wär's für's Erste, Mr. Henders. Ich bitte Sie, morgen Vormittag um 10 Uhr zu uns ins Federal Building zu kommen. Sagen Sie nur dem Doorman, dass Sie zu mir wollen. Ich hole Sie dann ab.«
»Ich werde da sein«, versicherte der Mann.
Burke wandte sich an seinen Freund und Partner Ron Harris. »Der vierte Mord innerhalb von vier Monaten«, gab er zu verstehen. »Und immer handelt es sich bei den Getöteten um Frauen Mitte zwanzig, deren Haare rot sind. Egal, ob natürlich rot oder gefärbt. Hauptsache rot.«
»Dahinter steckt System«, knurrte Ron Harris. »Jenes System, nach dem auch Dave Madlock mordete? Er tötete ebenfalls Frauen zwischen zwanzig und dreißig, deren Haare rot waren. Und auch er mordete am helllichten Tag und auf offener Straße.«
»Madlock sitzt seit fast zehn Jahren in Sing Sing«, murmelte Owen Burke. Er kniff sekundenlang die Lippen zusammen und starrte versonnen vor sich hin, dann hub er noch einmal zu sprechen an: »Aber der Sniper, der seit dem 21. März am Werk ist, scheint dasselbe Problem mit rothaarigen Frauen Mitte zwanzig zu haben wie damals Madlock.«
»Madlock tötete insgesamt neun Frauen«, erklärte Ron Harris. »Da er kein Motiv für die Morde benennen konnte oder wollte, wurde ihm reine Mordlust unterstellt. Ich bin der Meinung, dass er ein Psychopath ist.«
»Man hat damals ein Täterprofil erstellt«, bemerkte Owen Burke. »Darin ist die Rede von einem tödlichen Hass auf jenen Typ Frau, den er sich immer wieder herauspickte und tötete. Man bescheinigte Madlock jedoch volle Zurechnungsfähigkeit. Aber wie du schon sagst: Am Ende ging das Gericht von reiner Mordlust aus.«
»Madlock hat zwei Söhne. Brad und Cole, fünfundzwanzig und sechsundzwanzig Jahre alt. Vielleicht ist einer von ihnen in die Fußstapfen seines Vaters getreten.«
»Wir sollten uns mal mit Madlock unterhalten«, schlug Owen Burke vor. »Es wird ihn sicherlich interessieren, zu erfahren, dass jemand drauf und dran ist, sein Erbe anzutreten.«
»Ich schließe nicht aus, dass er längst Bescheid weiß«, knurrte Ron Harris.
Owen Burke wandte sich an den Leiter des Teams von der Spurensicherung. »Ich denke, dass wir hier nicht mehr gebraucht werden, Kollege. Sobald irgendwelche Erkenntnisse vorliegen, wissen sie ja, wie Sie mich erreichen können.«
»Eines wissen wir bereits«, erklärte der Mann vom NYPD. »Der Name der Toten ist Jennifer Belford, sie wurde sechsundzwanzig Jahre alt.«
»Danke«, murmelte Owen Burke. »Gehen wir, Ron.«
Sie marschierten zu dem Dodge, einem Dienstwagen, Ron Harris setzte sich ans Steuer, Owen Burke warf sich auf den Beifahrersitz. Er griff nach dem Handy der Freisprechanlage, suchte im elektronischen Telefonbuch eine Nummer her, ging auf Verbindung und als sich jemand meldete, sagte er: »Hier spricht Special Agent Burke vom FBI New York. Nachdem heute Mord Nummer vier geschah, der der Methodik der Morde entspricht, die Dave Madlock bis vor etwa zehn Jahren begangen hat, würden wir uns gerne mal mit Madlock unterhalten.«
Eine kurze Pause entstand.
»Sie sprechen von Dave Madlock?«, erklang es schließlich am anderen Ende der Leitung.
»Genau von dem. Man nannte ihn den Big Apple-Sniper. Er erhielt neun Mal lebenslänglich.«
»Ich werde alles in die Wege leiten«, versprach der Beamte am anderen Ende der Leitung. »Bis wann werden Sie in Ossining sein?«
»Nun ja– ich schätze mal in anderthalb oder zwei Stunden.«
»Erklären Sie den Leuten beim Tor, dass ich Sie erwarte. Man wird mich informieren und ich komme sie abholen.«
»Wie war Ihr Name gleich wieder?«
»Hagstrom– John Hagstrom.«
»Danke.« Burke beendete das Gespräch und stellte das Handy in die Halterung. »Du hast es vernommen, Kollege. Wir fahren sofort nach Sing Sing. Holen wir nach, was bisher versäumt worden ist.«
*
Dave Madlock trug rote Gefängniskleidung. Er war vierundfünfzig Jahre alt, ungefähr eins achtzig groß und hager, seine Haare färbten sich schon grau. Aus dem bleichen, eingefallenen Gesicht blickten den Agents zwei blassblaue Augen entgegen, die an die Augen eines Reptils erinnerten. Der verurteilte Massenmörder trug sowohl Hand- als auch Fußfesseln. Er musste sich auf einen Stuhl an dem Tisch im Vernehmungsraum des Zuchthauses setzen. Die beiden uniformierten Wärter, die ihn hergeführt hatten, blieben zu seinen beiden Seiten stehen.
Ron Harris ließ sich Madlock gegenüber auf einen der Stühle nieder. Owen Burke setzte sich nicht, sondern stemmte sich mit beiden Armen auf den Tisch, und den Blick auf den neunfachen Mörder gerichtet sagte er: »In New York scheint jemand Ihr Erbe angetreten zu haben, Mr. Madlock.«
In Madlocks Augen blitzte es auf. »So.« Mehr sagte er nicht.
»Ja. Heute Vormittags geschah der vierte Mord innerhalb von vier Monaten. Der Name der Frau ist Jennifer Belford. Sie ist sechsundzwanzig Jahre alt. Und ihre Haare sind von roter Farbe.«
»Naturrot oder gefärbt?«, fragte Madlock spöttisch.
»War Ihnen das nicht egal, Madlock?«, mischte sich Ron Harris ein. Seine Stimme klang schroff. Der Blick, mit dem er den verurteilten Mörder fixierte, war kalt.
»Sicher«, murmelte Madlock. »Rot ist rot. Blut ist auch rot.«
»Sie haben niemals über Ihr Motiv gesprochen, Madlock«, sagte Owen Burke.
Der Mörder grinste eisig. Den brutalen Zug, der um seinen Mund lag, konnte auch dieses Grinsen nicht mildern. »Mein Motiv hat das Gericht festgelegt, Agent. Mordlust! Ja, Mordlust. Ich wollte die Weiber tot zusammensacken sehen, nachdem ihre Köpfe von der Kugel regelrecht gespalten wurden.«
Ron Burke empfand Abscheu. Dieser alternde Killer, dem ein Menschenleben nichts– aber auch gar nichts bedeutete, widerte ihn an. Diese Empfindung prägte jeden Zug seines Gesichts. Seine Stimme klang etwas belegt, als er sagte: »Sie haben zwei Söhne, Madlock. Besuchen die beiden Sie hin und wieder mal hier im Gefängnis?«
»Cole und Brad«, murmelte Dave Madlock. »Zwei gute Jungs. Ja, sie besuchen mich regelmäßig. Jeden Monat, und zwar immer am ersten Mittwoch.«
»Sprechen Sie mit Ihren Söhnen über die Morde, die Sie begangen haben?«
Fast belustigt erwiderte der neunfache Mörder: »Ich will die Jungs doch nicht verderben, G-man.« Seine Augen funkelten höhnisch.
»Sie haben also keine Ahnung, wer auf den Zug aufgesprungen sein könnte, den Sie vor fast fünfzehn Jahren ins Rollen brachten?«, kam es von Ron Harris.
»Selbst wenn ich eine Ahnung hätte, Agent: Ich würde es Ihnen gewiss nicht auf die Nase binden.« Mit einem Ruck erhob sich Madlock. »Und nun habe ich keine Lust mehr, mich mit Ihnen zu unterhalten.« Er drehte den Kopf und schaute einen der Wachmänner herausfordernd an. »Ich verlange, in meine Zelle zurückgebracht zu werden.«
Ein fragender Blick des Uniformierten traf Owen Burke. Der Agent nickte.
Eine Viertelstunde später waren die beiden Agents wieder auf dem Weg zurück nach Manhattan. Die Entfernung von Ossining nach New York betrug etwa dreißig Meilen. Sie folgten dem Hudson River nach Süden und benutzten die Primary Road Nummer neun. Eine ganze Weile schwiegen die Agents. Jeder hing seinen Gedanken nach. Der Eindruck, den der neunfache Mörder bei ihnen hinterlassen hatte, war nicht spurlos bei ihnen geblieben und hatte Betroffenheit, Erschütterung und sogar Entsetzen bei den beiden Männern ausgelöst. Dabei waren sie verdammt hart im Nehmen.
Irgendwann sprengte Owen Burke das betretene Schweigen, indem er sagte: »Es ist irgendeine Manie, die sowohl Madlock als auch seinen– hm, Nachfolger nur Frauen Mitte zwanzig mit roten Haaren umbringen lässt. Es ist kein Zufall, dass sie diesen Typ Frau auswählen.«
»Selbst wenn wir den Grund kennen würden«, wandte Ron Harris ein, »es brächte uns nicht weiter. Fest steht, dass Madlock selbst das bombensicherste Alibi der Welt hat. Vielleicht hat er einen Verehrer, jemand, der so sein will wie er. Möglicherweise hat er seinen Hass auf diesen Frauentyp– und um nichts anderes als Hass handelt es sich -, an irgendjemand weitergegeben.«
»Du denkst an seine Söhne«, murmelte Owen Burke. »Mit den beiden sollten wir auch mal sprechen. Wir hätten Madlock fragen sollen, ob er außer von den beiden noch von anderen Angehörigen besucht wird.«
»Das lässt sich leicht feststellen«, erklärte Harris. »Die Besucher werden namentlich erfasst.«
»Na schön, finden wir die Anschriften der Söhne heraus, und dann statten wir den Knaben einen Besuch ab. Wäre doch zu schön, wenn einer von denen einen dunkelblauen Buick fahren würde.«
*
Sie suchten Cole Madlock am folgenden Tag an seinem Arbeitsplatz auf. Er arbeitete als Elektriker und war auf einer Baustelle an der World Trade Center Plaza eingesetzt. Es dauerte einige Zeit, bis die Agents den Mann geortet hatten. Burke erklärte ihm, dass sie ihn gerne sprechen würden und erntete dafür einen trotzigen, nahezu finsteren Blick von Seiten Madlocks. Im Übrigen zeigte Cole Madlock weder Unruhe noch sonst irgendein Zeichen von Nervosität. »Um was geht es?«, fragte er.
»Um den Tod von vier Frauen. Alle Mitte zwanzig und rothaarig, und alle wurden aus einem fahrenden Auto heraus am hellen Tag und auf offener Straße erschossen. Der letzte Mord geschah gestern gegen 10.30 Uhr in der 23rd Street.«
Kurze Zeit schaute Cole Madlock versonnen auf seine Zehenspitzen hinunter, dann murmelte er: »Ich verstehe. Außerdem habe ich von den anderen drei Morden in der New York Times gelesen. Die heutige Zeitung habe ich mir noch nicht angesehen. Beim letzten Mord schrieb die Times, dass mit den Taten die Erinnerung an den Big Apple-Sniper auf brutale Art und Weise geweckt werde. Der Reporter sprach die Hoffnung aus, dass der Mörder schneller gefasst wird als damals mein Vater, der es auf neun tote Frauen brachte.«
»Sie besuchen Ihren Vater regelmäßig in Sing Sing«, bemerkte Ron Harris.
»Ja. Er hat nur noch mich und Brad. Sie wissen sicher, von wem ich spreche, wenn ich den Namen Brad nenne. Ja, wir besuchen ihn an jedem ersten Mittwoch im Monat.« Der junge Mann atmete durch. »Was immer er auch getan hat, er war ein guter Vater. Und darum lassen wir ihn nicht im Stich. Im Gegensatz zu meiner Mutter.«