18,99 €
Nichts ist natürlicher als Laufen. Es ist die einfachste und zweckdienlichste Sache der Welt, hält fit, jung und gesund. Doch bedingt durch unsere kulturellen Gewohnheiten haben wir das »richtige Laufen« verlernt. Den Weg zurück müssen wir erst wieder finden. Hin zum Laufen in seiner ursprünglichen und angeborenen Form. Denn Bewegung bedeutet Leben, und Leben ist Bewegung. Laufen ist ein genussvolles Erlebnis, und darauf sollten wir nicht ohne Not verzichten. Also fangen wir gleich mit dem Laufen an! Hierzu gibt es in diesem Buch Tipps, angefangen bei der Ausrüstung über ernährungswissenschaftliche Fragen bis hin zur Erklärung, warum Laufen als Allheilmittel gilt. Mutige lassen sich auch bei Wind und Wetter nicht von dieser schönsten Sportart abbringen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 211
Inhaltsverzeichnis
Impressum 5
Einleitung 6
Vorwort 7
Vorwort zur 2. Auflage 9
1 Gehen lernen – Laufen lernen 11
1.1 Gehen lernen 11
1.2 Die Füße 18
1.3 Mit dem Laufen beginnen 21
1.4 Ausrüstung 22
2 Natürliches Laufen 27
2.1 Ökonomisches Laufen neu entdecken 27
2.2 Laufschuhe 29
2.3 Dämpfung 30
2.4 Muskulatur 32
2.5 Halt der Füße in Laufschuhen 32
2.6 Achillessehne 33
2.7 Barfußlaufen 34
3 Laufen – die gesündeste Sportart 40
3.1 Wohlbefinden 40
3.2 Die Haut 41
3.3 Die Haut läuft mit 42
3.4 Laura S. – ein Fallbeispiel 43
3.5 Die Haut als Temperaturregler 45
3.6 Die Aufgaben der Haut 46
3.7 Schwitzen ist lebenswichtig 47
3.8 Die Haut als Organ 48
3.9 Von der Lust des »Braunseins« 48
3.10 Verletzungen und Reparatur 50
3.11 Laufen »oben ohne« für Männer 50
3.12 »So wenig wie möglich« 52
3.13 Laufen »oben ohne« für Frauen 53
3.14 Einige praktische Tipps 54
3.15 Die Wirkung des Sonnenlichtes 55
3.16 Sonnenanbeter 55
3.17 »Bleichgesichter« 56
3.18 Kühlung und Entgiftung 57
3.19 Wie funktionieren Kunstfaser und Baumwolle? 57
3.20 Funktionsweise der Haut 58
3.21 Von Mücken, Bremsen, Fliegen, Bienen und Zecken 59
4 Viel ist meist zu viel 62
4.1 Vom Unsinn überflüssiger Laufbekleidung 62
4.2 Oliver W. 63
4.3 Das Wetter 63
4.4 Bergab 64
4.5 Der Einbruch 64
4.6 Das Experiment 65
4.7 Das Erstaunen 66
4.8 Die Erkenntnis 66
4.9 Fazit 67
5 Muskelkater 70
5.1 Übel oder Notwendigkeit? 70
6 Gymnastik für Läufer 76
6.1 Wichtige Übungen 76
6.2 Adduktorentraining 78
6.3 Das Zehenkrallen 79
6.4 »Bauchmuskeltraining« 81
7 Sauerstoff 84
7.1 Sauerstoff als Lebenselixier 84
7.2 Die Atmung 85
7.3 Energiegewinnung im menschlichen Körper 86
7.4 Freie Radikale 86
7.5 Kleine Kraftwerke: die Mitochondrien 87
7.6 Radikale-Fänger und Antioxidantien 88
7.7 Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie 89
8 Der Atem 90
8.1 Richtig atmen 90
8.2 Atmen ist lebensnotwendig 91
8.3 Atemfrequenz, Dosis und Dauer 92
8.4 Schadstoffe 93
8.5 Die Qualität des Atmens 93
8.6 Die Bauchatmung 96
8.7 Atmen beim Laufen 97
8.8 Beckenbodenatmung 97
9 Laufen und Abnehmen 101
9.1 Laufend abnehmen 101
9.2 Das Geheimnis des Dickwerdens 104
9.3 Reaktion des Körpers auf Nahrungszufuhr 106
9.4 Der Weg zu Ihrer Idealfigur 107
9.5 Weniger essen – länger leben 109
10 »Salzbergwerk« Körper 110
10.1 Das Salz 110
11 Erkältungen und Grippe 115
11.1 Warum wir krank werden – oder auch nicht 115
11.2 Die Grippe, oder was wir dafür halten 115
12 Warum beim Laufen die Nase läuft 118
12.1 Menschlicher Körper – Motor – ein Vergleich 118
12.2 »Wie eine kleine Erkältung« 119
12.3 Keine Grippe mehr 120
13 Der Körper – ein eigenes Kraftwerk 122
14 Laufen vermindert Krebsrisiko 124
15 Laufen schützt vor Diabetes 126
16 Laufen und Zellulite 128
16.1 Was Frauen am meisten quält 128
16.2 Ursache von Zellulite 128
17 Laufen im Winter 131
17.1 Von Wind und Wetter 131
17.2 Laufen mit Handschuhen 134
17.3 Langsam laufen 135
17.4 Tipps 135
18 Sexualität und Laufen 137
18.1 Keine falsche Scham 137
18.2 Erotik in der Bewegung 139
18.3 Vom Gleichklang der Schritte 140
18.4 Laufen, Jugend und Sex 141
18.5 Laufen, Alter und Sex 142
18.6 Gewitter und Erotik 143
19 Berglaufen für Anfänger 146
20 Laufen oder Walken? 150
21 Attraktiv bleiben bis ins hohe Alter 155
22 Nachbetrachtung 161
23 Barfußlaufen und leguano 165
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.
© 2022 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99130-106-6
ISBN e-book: 978-3-99130-107-3
Lektorat: Dr. Annette Debold
Umschlagfoto: Warrengoldswain | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Einleitung
Helmuth Ohlhoff
Fit und gesund durch natürliches Laufen
Die Texte wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet. Der Verlag und der Autor können jedoch für eventuell verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren reproduziert oder in eine für Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsanlagen verwendbare Sprache übertragen werden. Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funk und Fernsehen sind vorbehalten.
Vorwort
»Laufen ist die natürlichste Sache der Welt«, und »Laufen kann doch jeder«. Beides stimmt. Es gibt in der Tat nichts Natürlicheres als das Laufen. Und da wir Menschen mit zwei Beinen ausgestattet sind, kann es in der Tat auch jeder. Sollte er zumindest können, denn die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus.
Unsere Beine sind durch den Kultivierungsprozess mittlerweile zu reinen Anhängseln verkommen, nur noch dazu bestimmt, uns mühsam vom Bürosessel ins Auto zu befördern und schleppend die Strecken zurückzulegen, für die uns weder Automobil noch ein Aufzug oder irgendein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Doch selbst bei den Läuferinnen und Läufern, für die Bewegung in der Natur zum Lebensinhalt geworden ist, ist nicht alles zum Besten bestellt. Nur einige Teile der Muskulatur – dafür übertrainiert und verletzungsanfällig – dienen der laufenden Fortbewegung, während ein Großteil der eigentlich für das Laufen bestimmten Muskelgruppen kaum oder nicht beansprucht wird. So bleibt auch die beste Absicht ein Torso, selbst wenn vorübergehend unter großen Anstrengungen bemerkenswerte sportliche Leistungen erbracht werden.
Laufen ist ein zwar im Prinzip einfacher, jedoch für den Kulturmenschen komplexer Vorgang, der oft in seinen Zusammenhängen nicht gänzlich erkannt wird und dadurch zu unsinnigen Trainingsinhalten führt, bei denen lediglich Teile des Laufapparates in Anspruch genommen werden. Laufen als ein genussvolles Erlebnis zu vermitteln ist eine Absicht des Autors und Ultraläufers Helmuth Ohlhoff, orientiert an den natürlichen Bedingungen, die es ohne Schwierigkeiten möglich machen, auch lange und längste Distanzen zu absolvieren, dabei die Grenzen der Leistungsfähigkeit aber nicht zu überschreiten.
Laufen kann jeder, auch der, für den sich bisher Bewegung im Betätigen der Fernbedienung oder im Gang zum Kühlschrank erschöpfte. Unser Körper ist jederzeit bereit, sich seinem lebendigen Seinszweck, der Bewegung, hinzugeben. Leben ist Bewegung, und umgekehrt gilt diese Aussage ebenso. Wer leistungsfähig und gesund bleiben möchte, der wird weder am Laufen noch am sorgsamen Umgang mit sich selbst vorbeikommen.
Insofern möchte ich Sie, liebe Leserin und lieber Leser, dazu ermuntern, mit dem Laufen unverzüglich zu beginnen oder – falls Sie schon zu den Hunderttausenden zählen, die alljährlich auf ihren Marathon hin trainieren – Ihren Laufstil den natürlichen Gegebenheiten anzupassen und durch eine ökonomische Laufweise sowohl das Tempo als auch die Ausdauer entscheidend zu verbessern. Und ich möchte dazu anregen, die Bedingungen für Ihre »Laufmaschine«, Ihren Körper, so zu optimieren, dass er weitgehend alterslos bleibt und damit selbst in weit fortgeschrittenen Jahren in der Lage ist, heute noch Unvorstellbares zu leisten.
Vorwort zur 2. Auflage
Einige Jahre sind zwischenzeitlich verstrichen, seit auf Anregung des Freiburger Arztes und ersten deutschen Biokinematikers, Walter Packi, die erste Ausgabe des vorliegenden Buches erschien. Einiges hat sich geändert, anderes nicht. So die Tatsache, dass sich nach wie vor viele Menschen kaum noch bewegen, andere dafür – insbesondere Läuferinnen und Läufer – falsch. Falsch deshalb, weil wir durch unser Schuhwerk gezwungen werden, Bewegungsabläufe auszuführen, die nicht zu den ursprünglichen und natürlichen Fortbewegungsmöglichkeiten zählen. Denn unser Gehen und Laufen in Schuhen ist keineswegs so, wie die Natur es für den Menschen vorgesehen hat. Die unflexiblen Schuhsohlen zwingen uns dazu, mit der Ferse aufzusetzen, wodurch Erschütterungen entstehen, die bis in den Kopf reichen. Die mehr oder weniger starre Sohle setzt gleichzeitig die gesamte Fußmuskulatur »außer Betrieb«, was zu erheblichen Fehlstellungen der Füße führt, die Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat haben.
In diesem Buch werde ich daher auf die verschiedenen Aspekte des Gehens/Laufens eingehen und die Unterschiede zwischen einer natürlichen und der modernen, beschuhten Gehweise aufzeigen. Vieles, was uns als völlig normal erscheint, wird bei näherer Betrachtung diesem Anspruch nicht gerecht werden. Und ich werde auf die Folgen hinweisen, die durch die unnatürliche Gehweise auf uns warten. Hätten Sie gedacht, dass Rückenschmerzen möglicherweise eine andere Ursache haben, als Sie vermuten?
Der Gesellschaftswandel hat sich nicht nur im Lebensmittel- und Wohnsektor stärker hin zu mehr Natur ausgeprägt, sondern auch in der Bewegung. Dem entspricht der aktuelle Trend hin zu Barfußschuhen. Auch für den Autor hat sich seit der Erstauflage einiges verändert. Die fünfjährige Entwicklung eines Barfußschuhes, der sich den natürlichen Anforderungen anpasst, mündete schließlich im Jahre 2009 in der Gründung der leguano GmbH mit Sitz in Sankt Augustin, heute Buchholz/Rheinland-Pfalz.
Mit der Markteinführung der Barfuß-Schuhe und patentierten Laufsocken mit einzigartiger Noppensohle konnte ein wichtiger Meilenstein gelegt werden – hin zu einer schmerz- und verletzungsfreien Bewegung, wie sie nur barfuß möglich ist und bei der die leguanos den notwendigen Schutz liefern.
Buchholz, im Sommer 2022
Helmuth Ohlhoff
1 Gehen lernen – Laufen lernen
1.1 Gehen lernen
»Gehen lernen?«, werden Sie vielleicht ungläubig fragen, wenn Sie die Überschrift zu diesem Kapitel lesen. Und Sie werden vielleicht zu der Erkenntnis kommen, dass es zwar unterschiedliche Theorien zum Laufen geben mag, doch zum Gehen, nein, da braucht es keine Anregung und bedarf es ganz sicher keiner Unterweisung. Gehen können wir alle, ob Kind, Erwachsener oder älterer Mensch, vielleicht etwas behindert von der einen oder anderen Arthrose, aber ansonsten ist Gehen doch der einfachste Vorgang der Welt. Was soll also ein solcher Gedanke? So oder so ähnlich werden sicher Ihre Überlegungen sein, und dennoch: Lassen Sie uns ein wenig über das Gehen plaudern.
Sicher, gehen können wir ebenso gut oder schlecht, wie wir laufen können, denn Laufen ist nichts anderes als schnelleres Gehen, so wie bei einem stufenlosen Getriebe. Wenn wir heutzutage – bedingt durch unsere kulturellen Gewohnheiten – »richtiges« Laufen verlernt haben, dann ist es einfach naheliegend, uns auch einmal über das Gehen Gedanken zu machen. Immerhin ist Gehen die Basis für alle weiteren Tempobeschleunigungen, bis hin zum Laufen im Wettkampftempo.
Wir wissen, dass unser Körper im Grunde nur aus einem Muskel besteht, dessen einzelne Glieder wir unterscheiden und fälschlicherweise häufig auch nur separat wahrnehmen. Wenn wir über die Funktion des Oberschenkelmuskels reden, berücksichtigen wir dabei nicht, dass ein Oberschenkel nur dann sinnvoll Arbeit verrichten kann, wenn Zehen- und Unterschenkelmuskulatur gleichfalls aktiviert werden. Doch damit ist es nicht genug. Sowohl beim Gehen als auch beim Laufen dient die Rückenmuskulatur zur Aufrechterhaltung des Oberkörpers, schwingen die Arme mit und bewegt sich der Kopf im selben Rhythmus. Unser gesamter Körper ist folglich von Kopf bis Fuß am Laufgeschehen beteiligt.
Es dürfte einsichtig sein, dass dann, wenn irgendwo auf dieser Körperstrecke ein Muskel nicht leistungsfähig, unterentwickelt und verkürzt ist, das Gesamtgefüge auch keine optimale Leistung bringen kann, weil eine funktionale Unterbrechung vorliegt. Daraus folgt die Gleichung, dass wir auch nicht optimal laufen können, wenn wir nicht optimal gehen können.
Was ist Gehen? Gehen ist die Vorwärtsbewegung eines Körpers, in diesem Fall eines menschlichen, unter Zuhilfenahme von zwei Beinen. Soweit die allgemeine Definition. Beim Gehen setzen wir einen Fuß vor den anderen, wobei auch hier die Ökonomie der Bewegung eine entscheidende Rolle spielt. Diese besagt, dass die Kraftentwicklung unserer Muskeln in möglichst verlustarme Vorwärtsbewegung umgesetzt werden soll. Dazu ist erforderlich, die Füße an dem Punkt abzudrücken, der von der Form und Funktion dafür geeignet und geschaffen ist: den Zehen.
Unsere Zehen sind so angeordnet und ausgebildet, dass sie sich wirkungsvoll von den Füßen abbiegen lassen, um sich in den Boden zu krallen und die Muskelkraft ausschließlich in Vortrieb und nicht in eine zeitgleich erfolgende Aufwärtsbewegung umzusetzen. Wir wollen ja schließlich keine Treppen steigen, wenn wir geradeaus gehen.
Wie wichtig die Zehen sind, können Sie erfahren, wenn Sie sich einmal intensiv mit diesen »Anhängseln« unserer Füße befassen. Jeder andere Muskel in unserem Körper wird durch die Zehen angesprochen, doch nur dann, wenn die Einheit der Muskelbewegung hergestellt ist und keine funktionale Unterbrechung vorliegt. Leider ist Letzteres sehr oft der Fall, was uns manchmal selbst Spaziergänge, wenn schon nicht zur Qual, so doch lästig werden lässt.
Vielleicht können Sie sich an Bilder erinnern, die gelegentlich in Archiven auftauchen und die deutsche Kolonialarmee im damaligen Deutsch-Südwestafrika darstellen. Jedenfalls ist es empfehlenswert, sich diese Bilder unter dem Gesichtspunkt des Gehens einmal anzuschauen. Diese Soldaten standen unter deutscher Führung, waren jedoch einheimische Farbige. Sie trugen zwar Gewehre und Helme sowie Uniformen, jedoch keine Schuhe, wobei es auch für diese Kultur eine Kleinigkeit gewesen wäre, Schuhe herzustellen, wenn es solcher bedurft hätte. Doch nichts dergleichen. Stattdessen ruhten die Körper auf handtellergroßen Füßen mit weit gespreizten Zehen. Diese Füße hatten unmittelbaren Kontakt zum Boden. Sie traten weder auf Schlangen noch in Dornen. Diese Füße waren noch mit dem Boden verhaftet, ja nahezu ein Teil von ihm. Schauen wir uns dagegen unsere heutigen, »modernen« Füße an. Sie sind eingezwängt in modisches Lederwerk, das seinerseits mit einer steifen Sohle versehen ist, das so gut wie keine Eigenbewegung der Füße mehr zulässt, zusätzlich mit Absätzen ausgestattet, um die Körpergröße noch ein wenig zu erhöhen. Damit wird jedoch die ganze Körpergeometrie negativ verändert. Die Zehen sind in Schuhe eingepfercht und zur völligen Untätigkeit verdammt. Viele unserer Füße haben zeitlebens weder Sand noch Fels, weder Moos noch Asphalt oder Waldboden zu spüren bekommen. Das taktile Empfinden unserer Füße beschränkt sich auf lauwarmes Wasser in der Badewanne und das Gefühl, fortwährend entweder ganz von Wolle, Baumwolle oder Synthetik umgeben zu sein. Was sind die Folgen? Durch die Quasiamputation unserer Füße sind die Zehen eingequetscht, oft deformiert und nahezu unwirksam geworden. Arthrose im Großzehengelenk, Schweißfüße, Fußpilz und schmerzende, brennende Füße sind nur einige der Folgewirkungen solchen »zivilisierten« Verhaltens. Sicher, wer kann schon barfuß ins Büro oder in den Eisen verarbeitenden Betrieb gehen? Doch haben Sie sich nicht auch schon dabei ertappt, wie Sie heimlich im Zug die Schuhe auszogen und sofort die Befreiung der Füße spürten? Haben Sie nicht im Büro andere, offene Schuhe, die Sie am Arbeitsplatz anziehen und erst beim Nachhausegehen wieder wechseln? Ist es nicht das Erste, was Sie abends tun, wenn Sie daheim angekommen sind, die Schuhe auszuziehen? Nun, wenn dem so ist, spüren Sie die Last, die Ihnen unsere Zivilisationsgesellschaft mit dem modernen Schuhwerk auferlegt.
Doch jetzt wieder zurück zum Gehen. Wir haben festgestellt, dass Gehen – ebenso wie Laufen – über die Zehen, insbesondere die großen Zehen erfolgen muss. Das ist mit modernen Schuhen mit starrer oder steifer Sohle unmöglich und behindert damit unseren Fortbewegungsprozess. Der beschuhte Zivilisationsmensch kann sich nur vorwärtsbewegen, indem er Fuß und Unterschenkel einen ca. 90-Grad-Winkel bilden lässt und sich vom Ballen statt von den Zehen aus abdrückt. Dadurch wird die gesamte Körpergeometrie verändert, was auf Dauer zu Schmerzen, Beeinträchtigungen und eventuell Verletzungen führt.
Als Erstes gilt es, auf Schuhwerk umzusteigen, das über eine flexible Sohle mit weichem Obermaterial verfügt. Je bequemer, desto besser! Wenn wir jetzt beim Gehen darauf achten, uns bei jedem Schritt mit dem großen Zeh abzudrücken und dabei das Knie ganz zu strecken, entsteht eine gerade Verbindung aller Körpermuskeln, sofern wir den Oberkörper aufrecht halten. Das ist die ideale Gehposition. Zugleich mit dem Zehenabdruck spüren wir, wie die Ferse mitschwingt und sich durchdrückt. Die vormals steife Achillessehne – die übrigens bereits an den Zehen beginnt – entspannt sich bei jedem Schritt, wird flexibel und damit funktionell. Wenn Sie Probleme mit der Achillessehne haben, sollte diese Art der Fortbewegung künftig unbedingt zur Alltäglichkeit werden!
Ein weiterer Effekt ist bei dieser Geh-Art, dass die Schritte länger, raumgreifender werden. Auch wenn hier weitere Übungen vonnöten sind, um die Schrittlänge entscheidend zu verbessern, spüren Sie jedoch von Anfang an, wie die Adduktoren, also die innere Oberschenkelmuskulatur, sich bemerkbar machen. Und wann immer möglich, gehen Sie barfuß, was in der Freizeit und in den Sommermonaten problemlos möglich ist. Genießen Sie die neue Freiheit Ihrer Füße, die Ihnen als Belohnung auch neue, sinnliche Erfahrungen bescheren wird!
Wenn wir auf natürliche Weise gehen, dann ist dies eine Bewegung von hinten nach vorne und nicht – wie beim Schuhläufer üblich – gleichzeitig eine Bewegung von unten nach oben. Dazu müssen wir festen Kontakt mit dem Boden bekommen und die Kraft, die uns vorwärtsbewegen soll, vom Körper über die Füße auf den Boden übertragen. Dazu dienen ausschließlich die Zehen. Beim natürlichen Gehen werden die Zehen des rückwärtigen Beines in den Boden gedrückt, bis sie festen Halt finden. Danach wird der ganze Körper mit der Muskelkraft der Zehen – die überaus stark ist! – nach vorne bewegt usw. Im Vergleich dazu wird die Kraft der Zehen beim Kulturmenschen mit seinem Schuhwerk nicht mehr genutzt. Stattdessen bleiben die Zehen ungenutzt, da sie funktional unwirksam sind. Über Mittel- und Rückfuß wird stattdessen das ganze Bein angehoben, wobei zwangsläufig eine Aufwärtsbewegung erfolgt, die eigentlich unerwünscht und überflüssig ist.
Durch das beschuhte, zivilisierte Gehen verzichten wir auf die vorwärtstreibende Kraft der Zehen und – was ebenso wichtig ist – auf rund 2/3 unserer Beinmuskulatur. Aber irgendwie kommen wir dennoch nach vorne. Sicher, das erreichen wir dadurch, dass wir den Schwerpunkt des Körpers nach vorne verlagern – bei Läufern sehr gut am geneigten Oberkörper sichtbar – und zwar so lange, bis der Körperschwerpunkt die Auflagefläche der Fußsohle verlassen hat. Damit leiten wir gleichzeitig eine Fallbewegung ein, die wir dadurch auffangen, dass der andere Fuß nach vorne gebracht wird. So»rollt« sich der Körper von einem Fuß auf den anderen vorwärts. Mit dem ursprünglichen Gehen oder Laufen hat das alles nicht mehr sehr viel zu tun, denn jede Fallbewegung erfordert Energieeinsatz gegen die Schwerkraft, um aufrecht zu bleiben, während hingegen natürliches Gehen oder Laufen Schwerkraft neutral ist.
Diese Fallbewegung, der wir bei jedem Schritt ausgesetzt sind, können wir auch als Sprungbewegung bezeichnen, was wir besonders deutlich dann bemerken, wenn ein Zivilisationsmensch vom langsamen Gehen zum Laufen überwechselt. Dann wird der Oberkörper in Vorlage gebracht, wodurch das Laufen zum Springen wird, vergleichbar dem der Kängurus. Statt – wie von der Natur vorgesehen – von hinten nach vorne, bewegen wir uns dann von unten nach schräg oben. Dieser Laufstil ist sehr anstrengend, da wir bei jedem Schritt die Gesamtmasse des Körpers gegen die Erdanziehung beschleunigen müssen, statt lediglich mittels der Beine den Körper nach vorne zu bewegen. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen und einen Marathonlauf schon als das Nonplusultra unserer Läuferkarriere betrachten: Der zweibeinige Mensch ist von seinen natürlichen Anlagen her wesentlich ausdauernder als das vierbeinige Tier. Ein Mensch kann zu Fuß jederzeit ein Känguru oder ein Pferd zu Tode hetzen, was umgekehrt nicht möglich ist. Heute trifft dies allerdings nur noch für wenige Völker auf dieser Erde zu, wie z. B. die Ureinwohner Australiens, für die Schuhe unverständliche Accessoires fremder Kulturen sind. Überhaupt gibt es nur ein Lebewesen auf diesem Planeten, das es mit der menschlichen Ausdauer aufnehmen kann – den Vogel Strauß. Vögel sind ebenso Zweibeiner wie wir Menschen. Kängurus können nicht anders, als sich springend vorwärtszubewegen. Wir Menschen haben hingegen die Wahl, im augenblicklichen Modezustand zu verharren oder den Weg zurück zu finden zu einer natürlichen,ökonomischen, befreienden und glücklich machenden Bewegungsform: dem Laufen in seiner ursprünglichen, uns angeborenen Form.
Wer – aus welchen Gründen auch immer – weiterhin im bisherigen Stil laufen möchte und für wen Laufschuhe unverzichtbare Bestandteile seiner Ausrüstung sind, obschon er sich gleichwohl ein wenig dem natürlichen Laufen annähern möchte, für den folgen hier einige praktische Tipps:
Die Sprungbewegung, also die Aufwärtsbewegung bei jedem Schritt, kann dann vermieden werden, wenn wir den Oberkörper über den Beinen etwas absenken und nur noch die Beine laufen lassen. Der Oberkörper ruht jetzt auf den etwas in den Knien angewinkelten Beinen und hat keine Chance mehr, sich nach oben zu bewegen. Allein bei dieser Technik wird ein Großteil bisher vernachlässigter Muskelgruppen reaktiviert, weshalb Sie nicht ungeduldig werden sollten, wenn es am Anfang etwas schwerer fällt, im bisherigen Tempo weiterlaufen zu können. Diese Muskeln müssen erst aktiviert und neu aufgebaut werden. Am besten überprüfen Sie Ihren Laufstil, indem Sie mit einem voll gefüllten Glas Wasser in der Hand laufen. Wenn Sie nichts mehr verschütten, haben Sie sich dem ökonomischen Laufstil angenähert.
Sie können versuchen, auch die Zehen in den Schuhen etwas mitzubewegen, selbst wenn dies nur ansatzweise möglich ist, da die Zehen keinen Halt finden und sich kaum bewegen können. Versuchen Sie bei jedem Schritt gedanklich, sich mit dem großen Zeh abzustoßen und dort die Energie hineinzugeben. Der Abdruck mit dem großen Zeh sollte jedoch erst dann erfolgen, wenn das Bein ganz gestreckt ist. Nur so können wir auch die Muskeln des Oberschenkels und des Rückens an der Bewegung beteiligen. Ein unterbrochener Muskel, wie dies bei abgeknickten Beinen der Fall ist, kann oberhalb des Knicks nichts mehr bewirken. Und wir wissen ja: Der Körper ist ein einziger, zusammenwirkender Muskel!
Verzichten Sie bei der Auswahl von Laufschuhen möglichst auf jede Form der Dämpfung. Selbst die Sporthochschule Köln hat herausgefunden, dass die Dämpfung überflüssig ist. Bei der natürlichen Lauftechnik prallen die Füße auch nicht aus ca. 20 cm Höhe bei jedem Schritt auf den Boden, sondern werden nur nach vorne bewegt und dabei ohne Torsionskräfte aufgesetzt. Schon von daher würde eine zusätzliche Dämpfung nur noch Kräfte absorbieren, die wir doch lieber in Vorwärtsbewegung umsetzen wollen.
Aus der üblicherweise praktizierten Lauftechnik resultieren zahlreiche Verletzungen, von Achillesfersenproblemen über Kniebeschwerden bis zu Einschränkungen der Adduktoren. Sie sind es unter Umständen auch, die für viele weitere Verletzungsprobleme verantwortlich sind. Trainieren Sie daher möglichst die innere Oberschenkelmuskulatur – eben diese Adduktoren – auf Länge. Dadurch sind Sie in der Lage, auch Ihre Schrittlänge zu vergrößern. Kurze, schnelle Schritte sind unwirtschaftlich, auch wenn wir damit Erfolge erzielen, weil wir sie so trainiert haben.
1.2 Die Füße
Warum haben wir Füße? Damit wir laufen können, lautet die einfache und eingängige Antwort auf diese simple, fast schon banale Frage. Wenn wir also unsere Füße zum Laufen, zur Bewegung schlechthin benutzen, müssten wir eigentlich auch möglichst pflegsam mit ihnen umgehen, sollten wir zumindest meinen. Doch tun wir das wirklich? Betrachten wir einmal unsere Fußsohlen und deren Funktion etwas genauer.
Der Mensch ist ein Zweibeiner und kein Drei- oder Vierbeiner. Als Zweibeiner befinden wir Menschen uns, wenn wir stehen, in einem labilen Gleichgewicht, was wir daran merken, dass unser Oberkörper ständig hin und her schwankt. Niemand kann kerzengerade stehen, womöglich noch über einen längeren Zeitraum, nicht einmal die Wachsoldaten der Queen von England. Wir müssen also, wenn wir aufrecht stehen, unseren Körper ständig ausbalancieren, damit wir nicht umfallen. Diese Balanceaufgabe übernehmen unsere Fußsohlen. Wenn sich der Körper bewegt, verlagert sich gleichzeitig sein Schwerpunkt. So, wie ein Bleistift dann stehen bleibt, wenn wir ihn genau über der gedachten Erdachse aufstellen, ist es auch mit uns.
Wenn wir ganz gerade stehen, benötigen wir so gut wie keine Energie, um diese Position zu bewahren. Die kleinste Bewegung jedoch verlagert den Schwerpunkt des Körpers in die eine oder die andere Richtung, weshalb Energie benötigt wird, um durch Muskelbewegungen für einen Schwerpunktausgleich zu sorgen, damit wir nicht umfallen. Solange wir lebendig sind, finden auch immer Bewegungen in unserem Körper statt, und seien es auch bloß die Atem- und Herz-Kreislauf-Tätigkeiten. Nur ein toter Körper ist bewegungslos! Folglich ist auch der aufrechte Stand ständig mit Bewegungen verbunden, die durch Gegenbewegungen ausgeglichen werden müssen. Alle diese Gegenbewegungen finden in der Fußsohle statt! Der Mensch als Zweibeiner kann wesentlich mehr Bewegungen vollführen als beispielsweise ein Vierbeiner, was uns Balletttänzer oder Artisten auf eindrucksvolle Weise vorführen. Sie zeigen uns die Fähigkeiten, die in jedem von uns schlummern, jedoch aufgrund unserer Lebensumstände und Zivilisationsgewohnheiten weitgehend verloren gegangen sind.
Jede einzelne der Bewegungen dieser Künstler muss von der Fußsohle her gegenreguliert werden, damit es nicht zum Hinfallen des Körpers kommt. In der Fußsohle sind sämtliche denkbaren Bewegungen eines Körpers, die oberhalb des Sprunggelenks überhaupt möglich sind, gespeichert. Sie ist damit eine Spiegelung. Damit der Körper die gewünschten Bewegungen ausführen kann, muss die Fußsohle entsprechend leistungsfähig sein. Ist sie das nicht und der Körper bewegt sich trotzdem, kommt es zum Umfallen, fast immer aber zu ungelenken Bewegungen. Wie oft haben wir uns schon über die eleganten und geschmeidigen Bewegungen von Naturvölkern gewundert, zu denen wir Zivilisationsmenschen leider nicht mehr fähig sind.
Wir sind steif, ungelenk und träge geworden. Die Füße dienen zur Repräsentation von modischem Schuhwerk, für dessen Pflege wir mehr Zeit aufwenden als für die in ihm verborgenen Füße. Unser Organismus weiß stets, zu welchen Leistungen er in der Lage ist und zu welchen nicht. Daran richtet er auch sein Verhalten aus. Wenn unsere Fußsohlen in ihren Funktionen eingeschränkt sind, werden sie automatisch weniger eingesetzt.
So verkümmert nach und nach ein Großteil ihrer angeborenen Fähigkeiten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, zu wissen, dass damit aber auch umgekehrt die in den Füßen gespeicherten Wirkmöglichkeiten des übrigen Körpers eingeschränkt werden. Wir dürfen, nein, wir müssen unseren Organismus als ein großes, zusammenhängendes, lebendiges Puzzle betrachten, dass nur dann ein ganzes Bild ergibt, wenn alle Teile an ihrer Stelle sind und dort mitarbeiten. Jetzt wird auch deutlich, warum die Fußsohlen so überaus wichtig für ein optimales Funktionieren unseres Körpers sind, insbesondere für das Gehen und Laufen.
Doch die Füße sind nicht nur zum Laufen da, sie wirken ebenso mit beim Atmen, zur Unterstützung des Kreislaufes, ja selbst die Bewegung des kleinen Fingers hat in den Fußsohlen eine Entsprechung. Wenn aber Organe oder Funktionen des Körpers verkümmern, treten Beschwerden, unter Umständen Krankheiten auf, für welche die in ihrer Wirkung eingeschränkten Fußsohlen oft mitverantwortlich sind.
Betrachten wir einmal die Füße des zivilisierten Mitteleuropäers, also unsere eigenen: Streng genommen sind sie, die Füße, sträflich verkümmert. Noch bevor wir laufen können, werden uns als Babys Strümpfe und Schuhe übergezogen, mehr der Kultur geschadet als dem Bedürfnis des Krabbelkindes nach Entdeckung und Ausbildung seiner Extremitäten.