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Hesse schildert die Lebensgeschichte des Heiligen bewußt im legendären Tonfall der Überlieferung, wie er sie u.a. in der mittelalterlichen Franziskus-Biographie des Thomas de Celano, Bonaventuras und den damals neuesten Darstellungen von Henry Thode und Paul Sabatier vorfand.
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Seitenzahl: 134
HERMANN HESSE
FRANZ VON ASSISI
Mit Fresken von Giotto und einem Essay von Fritz Wagner
Insel Verlag
Zum Eingang
Das Leben des heiligen Franziskus
Legenden
St. Franziskus erklärt dem Bruder Leo, was vollkommene Freude ist
Wie St. Franziskus dem Bruder Masseo antwortete
St. Franziskus gebietet den Schwalben und predigt den Vögeln
St. Franziskus deutet dem Bruder Leo eine Erscheinung
Des St. Franziskus Falke auf dem Berg Alverno
Die laudes creaturarum
Zum Beschluß
Anhang
Der Blütenkranz des heiligen Franziskus von Assisi
Das Blumenspiel: Aus der Kindheit des heiligen Franz von Assisi
Fritz WagnerFranz von Assisi und Hermann Hesse
Von alters her haben jeweilen große und herrliche Menschen auf Erden gelebt, welche nicht durch vereinzelte ungeheure Taten oder durch aufgeschriebene Dichterwerke und Bücher sich Ruhm zu erwerben trachteten. Dennoch taten solche Geister gewaltige Wirkungen auf ganze Völker und Zeiten, also daß jedermann sie kannte und mit Eifer von ihnen redete und mehr über selbige zu erfahren begehrte, und so kam ihr Name und eine Kunde von ihrem Wesen in aller Leute Mund und ging auch im Verlaufe der Jahrhunderte niemals im Gewoge und Wechsel der Zeiten verloren. Denn jene so gestalteten Menschen taten ihre Wirkung nicht durch einzelne verstreute Werke oder Reden und Künste, sondern vielmehr allein dadurch, daß ihr ganzes Leben aus einem einzigen, großen und einigen Geiste geboren erschien und als ein helles und göttliches Bild und Beispiel vor aller Augen stand.
Diese vorbildlichen Menschen haben sich aber, auch wenn sie kein einziges großes äußeres Werk vollbracht hätten, durch ihr bloßes Leben zu unvergeßlichen Meistern und Bezwingern der Herzen gemacht, indem sie ihr gesamtes Tun und Leben aus einem einzigen höheren Geiste führten, ebenso wie wenn ein Baumeister und Künstler einen Dom oder Palast nicht nach jeweiliger Willkür und schwankender Laune, sondern aus einem klaren und lebendigen Gedanken und Plan untrüglich zu Ende führt. Sie waren sämtlich feurige und gewaltige Seelen, welche ein mächtiger Durst nach dem Unendlichen und Ewigen verzehrte und ihnen keine Rast noch Wohlsein vergönnte, als bis sie außerhalb der Sitten und Art ihrer Tage und Zeitgenossen ein ewiges Gesetz erkannten, nach welchem sie von Stund an ihr Tun und Hoffen richteten.
Sie waren Dichter, Heilige, Wundertäter, Weise oder Künstler, jeder nach seiner besonderen Art und Gabe, allein sie waren alle darin gleich geartet, daß sie in der Kürze und Hinfälligkeit des Daseins auf Erden ein Gleichnis des Ewigen und Beständigen erschauten und daß sie mit sehnlichem Begehren und todesmutiger Leidenschaft danach getrachtet haben, Himmel und Erde in ihrem Herzen zu vermählen und das Irdische und Sterbliche mit der Glut ewigen Lebens zu durchflammen. Auf solche Weise ward ihr Leben von den tödlichen Fesseln der Zeiten und zeitlichen Gebrechen erlöst und steht nunmehr, aller Zufälligkeiten und irdenen Schale entkleidet, als ein Wunder vor der Menschen Gedächtnis.
Jedes in solcher Art geführte Leben eines gewaltigen Menschen ist nichts anderes als eine Rückkehr zum Beginn der Schöpfung und als ein sehnlicher Gruß aus Gottes Paradies. Denn jene großen Träumer und Heldenseelen haben es immerdar verschmäht, aus trüben Wassern zu trinken; sie haben niemals an Scheinbildern ihre Genüge gehabt und sind niemals mit einem Namen anstatt des Wesens noch mit einem Bildnis an Stelle des Wirklichen zufrieden gewesen, vielmehr strebten sie in unersättlichem Drange an die ersten, reinen Quellen aller Kraft und jedes Lebens zurück, gingen mit den geheimnisvollen Seelen der Erde, Pflanzen und Tieren um als mit ihresgleichen und ihnen eng verwandten Seelen, und begehrten – anstatt mit Bildnissen und symbolis und leeren Schatten – in ihren Nöten und Herzensfragen unvermittelt mit Gott selbst zu reden.
Und dadurch haben sie allen anderen Menschen Gott nähergebracht und das Geheimnis der Schöpfung aufs neue wert und teuer gemacht und in heiliger Ahnung gedeutet. Sie haben das Wesen und Gesetz des inneren Menschen immer wieder neu entdeckt, da sie sich der Erde und dem Himmel gleichsam nackt, und als wären sie die ersten Menschen, entgegenstellten, indes wir andere nur in dem Gehäuse sicherer Vorstellungen und ererbter Gewohnheit leben zu können meinen.
Solche wahrhaft tiefen und wesenhaften Menschen sind häufig anfänglich als Narren verschrien worden, und es fehlt ja nicht an Leuten, denen eine derartige Seele immer ein unverständlich und närrisch Ding erscheinen will. Wer aber mit ernstem Herzen das Leben eines großen Menschen betrachtet, dem erscheint es gleich einem aus Schlünden hervorstürmenden Strome und gleich einem brünstigen Schrei der ganzen Menschheit; denn in Wahrheit ist solch ein Leben stets ein zu Gestalt und Person gebildeter Traum und ein sichtbar gewordenes Heimweh und Ewigkeitsverlangen der ganzen Erde, deren flüchtig lebende Geschöpfe immer wieder ihr Los mit den ewigen Sternen zu verbünden trachten.
In jener fernen Zeit, welche wir das aevum medium oder Mittelalter heißen, hatten sich immer mehr zwischen den Geistern und Völkern ungeheure feindliche Gewalten erhoben, und durch die Länder ging ein Zittern und Stöhnen über Kriegesnöte und große Schlachten. Zwischen den Kaisern und Päpsten brannte blutiger Hader, Städte befehdeten die Machthaber, Adel und Volk lagen hier und dort in bitterem Zwist. Und die römische Kirche, als Herrin der Welt, war eifriger mit Waffenrüstungen, Bündnissen und Gesandtschaften, Bann und Strafen als mit dem Frieden der Seelen beschäftigt. Unter den geängsteten Völkern aber entstand tiefe Not. An mehreren Orten traten neue Lehrer und Gemeinschaften auf und boten mit Verachtung des Lebens den schweren Verfolgungen der Kirche Trotz, andere folgten in großen Scharen den gewaltigen Zügen nach dem gelobten Lande. Nirgends war eine Leitung oder Sicherheit, und es hatte ein Aussehen, als wäre das Abendland und Herz der Erde trotz äußerlichen Glanzes nahe am Verbluten.
Da geschah es, daß in Umbrien ein unbekannter und junger Mensch in Gewissensnot und tiefer Demut bei sich beschloß, einfältig und unbekümmert in seinem Leben ein bescheidener und treuer Nachfolger des Heilandes zu sein, und daß Gefährten ihm nachfolgten, anfänglich zwei und drei, alsdann hundert, hernach aber viele Tausend, und daß von diesem demütigen Mann in Umbrien ein Licht des Lebens und ein Born der Erneuerung und Liebe über die Erde ausging, davon ein Strahl noch bis in unsere Tage glänzt.
Dieser war Giovanni Bernardone, genannt St. Franziskus von Assisi, ein Träumer, Held und Dichter. Es ist von ihm nur ein einziges Gebet oder Lied erhalten geblieben, doch hat er uns statt geschriebener Worte und Verse das Andenken seines schlichten und reinen Lebens gegeben, welches an Schönheit und stiller Größe hoch über gar vielen Dichterwerken steht. Wer demnach dieses sein Leben erzählt, der bedarf keiner weiteren Worte und Betrachtungen, deren ich mich denn mit Freuden enthalte.
Im zwölften Säkulum lebte zu Assisi im umbrischen Lande ein Kaufmann, der hieß Pietro Bernardone und war von großem Reichtum und gutem Ansehen unter seinen Mitbürgern, gehörte auch, als ein Tuchverkäufer, dem vornehmsten Handelsstande an. Wie es zu jenen Zeiten Sitte war und notwendig erschien, tat Herr Bernardone öfters weite Reisen nach entfernten Städten und Ländern, um auf den berühmten Märkten seine Tücher einzukaufen. Mit besonderem Vorteil und Vergnügen reiste er aber in das mittägliche Frankenland, wo zumal in der reichen Stadt Montpellier ein großer und immerwährender Handelsmarkt gehalten ward. Daselbst lernte er die fränkische Sprache, auch Brauch und Sitte wohl und sammelte vielerart Kenntnisse in sich an. Es waren ohnedem zu damaliger Zeit die reisenden Kaufleute von einer anderen Art und Lebensweise, als wir sie heute sehen. Jene taten ihre Wanderschaften häufig nicht ohne große Gefahr, worüber sie zu halben Rittern gediehen; dazu trugen sie vielerlei Neuigkeiten und Kenntnisse von einem Lande zum anderen, verwalteten die Geschäfte der Fürsten und Mächtigen und waren ungewollt die Verkündiger und Sendboten von allen neuen Begebenheiten, Lehren, Liedern und Berichten. So machten sie sich nicht allein ein weltgewandtes Wesen und feine Sitten zu eigen, sondern trugen auch die neuen Gedanken weiser Männer und deren Lehren nebst anderer Kunde mit sich über die Länder hinweg.
Genannter Herr Bernardone hatte zum Gemahl eine Domina Pica, von welcher man wenig anderes zu erzählen weiß, als daß dieselbe aus einem adeligen Hause stammte (daher sie denn Domina genannt wurde). Des weiteren dürfen wir glauben, daß Frau Pica ihre Herkunft von den provenzalischen Landen hatte, aus welchen Gegenden auch ihr Eheherr seine Lust an dem freien und wohllauten fränkischen Wesen und an der fränkischen Sprache mitgebracht hatte. Je weniger die alten Autoren über diese edelgeborene Dame zu sagen wissen, desto inniger möchte man wünschen, ein Bildnis ihrer Person zu haben und anzuschauen, welche man sich nicht anders als liebevoll, sanft und heiter vorzustellen vermag, von der Art der Provenzalen, welche ebenso inbrünstig zu beten als lieblich zu singen und zu dichten verstanden. Und wenn man ihres Sohnes Leben und Weise betrachtet, verläßt einen der Gedanke nicht, es müsse dieser Mann eine überaus gütige Mutter gehabt haben.
Es war aber damals überall von nichts so häufig die Rede als von Gegenständen des Glaubens und der Kirche, welch letztere trotz äußeren großen Triumphes einem innerlichen Erstarren und Hinsterben preisgegeben schien. Darüber entstand, vorab unter dem armen Volke, vieles Seufzen, und heute mag es uns erscheinen, als wären damals die Völker gleich einem dürren Ackerlande oder gleich einem verschmachtenden Wild gewesen, welches in Not und Begierde aufschrie und zitterte. Gleichwie ein verirrtes Kind in einer dunkeln Wildnis verzweifelnd sich ängstet und aus tiefer Bangnis um Hilfe schreit, so schrie und bangte mit brennender Leidenschaft in den Seelen jener Menschen ein verdürstendes Heimweh nach frischen Quellen. Propheten erhoben sich hier und dort, Seher und Büßer standen auf, und sehnsüchtige Gemeinschaften versammelten sich, welche jedoch die Kirche als Ketzer und Abtrünnige in Bann tat und verfolgte.
Über diese Bewegungen der Geister, von welchen die mächtigste in fränkischen Landen ihr Wesen hatte, begehrte jedermann neues zu wissen, und ein reisender Handelsmann bekam von nichts so viel zu hören und wurde überall nach nichts so emsig befragt. Auch Herr Bernardone wußte wohl von diesen Dingen, und es mag sein, daß auch in seinem Hause davon viel geredet wurde. Denn allerorten begehrte die Menschheit nach einem lebendigen Glauben und sehnte sich nach der Kunde von Gott und den ewigen Dingen, welche in Lehren und Gebräuchen der Kirche versiegt und erstorben war.
Neben diesem vernahm und redete Bernardone aber auch von Händeln der Welt, von Krieg und Ritterswesen und von dem Kaiser Friedrich Barbarossa, welcher damalen regierte. Auf den Barbarossa, welchem die italienischen Städte in dem Siege bei Legnano viele Macht entrissen, folgte hernach der Herr Heinrich VI., welcher hinwieder das Land Italien schwer bedrängte. Damalen wurde auch über die Stadt Assisi vom Kaiser ein strenger Vogt gesetzt, dieser war Konrad aus Schwaben, genannt Herzog von Spoleto, und hielt über der Stadt in seiner Feste Land und Leute in strengem Regiment.
Solchergestalt erblickte das Haus des Herrn Bernardone vielerlei Schicksal und Weltbegebenheiten gleichsam gespiegelt, und es war darin ein mannigfaltiges und bewegliches Leben. Auch war die Stadt Assisi, wie sie noch heutigen Tages ist, ein gar schöner und herrlicher Ort und Wohnsitz. Sie ist nämlich an einem hohen Hügel steil bergan gelegen, und hinterwärts ragt der gewaltige Monte Subasio, und von Assisi her ist ein gar weiter, überaus köstlicher Blick über das ganze umbrische Land, welches zu den schönsten und fruchtbarsten in Italien gehört, mit vielen Städtlein, Dörfern, Weilern und Klöstern.
Nun geschah es im Jahr des Herrn 1182 (oder, wie manche meinen, 1181), daß Frau Pica zu Assisi eines Knaben genas, indessen ihr Gemahl auf Reisen im Frankenlande verweilte. Die Mutter beschloß, das Knäblein mit dem Namen Johannes zu nennen. An dem Tage, da dieses geschah, trat in das Haus ein alter Pilger, welchen niemand kannte, und begehrte das Kind zu sehen, nahm es auf die Arme, betrachtete es mit zärtlichem Entzücken und brach in ein lautes Lobpreisen aus, worin er dem Neugeborenen große und herrliche Schicksale weissagte. Darauf wurde der Knabe im Dom auf den Namen Giovanni, das ist Johannes, getauft.
Als jedoch einige Zeit später sein Vater Bernardone von Reisen heimkehrte, nannte er das Kind Franz, und diesen Namen behielt es für immer. Er gab ihm denselbigen, wie man glaubt, aus besonderer Vorliebe für das Frankenland und französisches Wesen. Auch lernte Franziskus schon in zartem Alter die gallische Sprache, welcher er auch später, namentlich wenn er zu seiner Freude schöne Lieder sang, gerne anwendete.
Im übrigen erwuchs der Knabe ohne allzu viele Belehrung und wurde nur in den Anfangsgründen der Schreibekunst und des Lateinischen unterwiesen. Auch hat er sein Leben lang ungern und nur mit Mühsal eine Feder geführt. Wenn er aber diesergestalt zu keinem sonderlichen Gelehrten erzogen ward, genoß er die Freuden seiner jungen Jahre um so fröhlicher und blickte mit ungetrübten Augen in den Tag, denn er war von einer freudigen und lichten Gemütsart und allem Schönen und Heiteren von Herzen zugetan.
Indes er so in die Jünglingsjahre hineinwuchs, fing eine Sehnsucht an, ihn zu bewegen, als müßte er etwas Absonderliches und Gewaltiges tun und aus sich machen. So regte sich in seiner jungen Seele verhüllt und dunkel der eingeborene Drang, noch ohne Ziel und Gewißheit, als ein frohes Flügelschlagen. Mit stürmender Leidenschaft warf er sich in das Leben, voll großer Begierde, allen Glanz und Wert der Welt zu erkennen und an sich zu reißen. Vor allem wollte es ihm edel und begehrenswert erscheinen, sich einem ritterlichen und prächtigen Leben hinzugeben, wozu sein ganzes Wesen neigte. Auch erklangen in jenen Jahren von Frankreich her die ersten süßen und mächtigen Minnelieder der welschen Troubadours, welche den feurigen Jüngling mit tiefer Lust und Ahnung bewegten, wie er denn das Frankenland gleichsam als eine ferne Heimat liebte. Ein Ritter und Troubadour zu sein, war sein herzlichstes Träumen und Begehren.
Da nun sein Vater zwar kein Adeliger, jedoch reich und wohl angesehen war, hielt Franziskus mit den jungen Söhnen der Edelleute gute Freundschaft, übte sich in Waffen und im Gesang, gab viel Geld aus und lebte in allen Dingen vollkommen als ein adeliger Jüngling. In vollen Zügen genoß er die Herrlichkeiten der Welt, kleidete sich reich und schön, gab Schmäuse und Gelage, vergnügte sich mit Reiten, Fechten, Spiel und Tanz und jeglicher Lustbarkeit. Denn seine Genossen und Freunde liebten ihn sehr, zum Teil seines Geldes wegen, jedoch nicht minder auch um seine frohe, liebevolle und wahrhaft adelige Art, denn er stand in Feinheit der Sitten und edelmütiger Gesinnung keinem hochgeborenen Barone nach. Vor allem gefiel ihm das Verschwenden und Hinweggeben, das ihm einem echten Ritter besonders anzustehen schien. In Bälde ward er unter den jungen Herrensöhnen ein Anführer und König, princeps juventutis genannt.
Dennoch blieb er weichen und mitleidigen Herzens. Es geschah einstmals, daß ein elender Bettler in seines Vaters Kaufhalle trat und in Gottes Namen um eine geringe Gabe flehte. Franziskus ließ ihn zornig an und jagte ihn hinweg. Aber sogleich tat ihm diese Härte weh und reute ihn so sehr, daß er dem Bettelmanne durch die Gassen nachlief und ihn einholte und doppelt beschenkte.
Unterdessen traten unruhige Zeitläufte ein. Der Kaiserliche Vogt, Herr Konrad Herzog von Spoleto, mußte sich dem Papst ergeben, und sobald er Assisi verlassen hatte, bestürmten die Bewohner der Stadt seine Feste und nahmen sie ein, verwüsteten sie sogleich und ließen keinen Stein auf dem andern. Jedoch gereichte diese verübte Tat der Stadt zu geringem Vorteil. Das niedere Volk nämlich, welches von der Zerstörung der Zwingburg noch nicht ersättigt war, begann einen Kampf auf Brand und Mord wider den Adel, welcher in schlimme Not geriet. Da erflehten einige von diesen Baronen in ihrer Bedrängnis von der Stadt Perugia Hilfe und Schutz, und sogleich begann diese mächtige Stadt einen Krieg mit denen von Assisi und besiegte sie in einer Feldschlacht. In dieser Schlacht kämpfte neben vielen seiner Genossen auch Franziskus mit, jedoch nicht auf seiten jener Heimatverräter, sondern im Dienst der Vaterstadt, und Franziskus fiel samt vielen anderen in die Gefangenschaft der Feinde und wurde nach Perugia gebracht. Dort ward er ein ganzes Jahr gefangengehalten und kehrte erst am Ende des Jahres 1203 nach Assisi zurück.