Fräulein Svenja und Miss Elaine - Naomi Schmitz - kostenlos E-Book

Fräulein Svenja und Miss Elaine E-Book

Naomi Schmitz

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Nach ihrer bestandenen Abschlussprüfung startet Svenja ihre Karriere und erkundet ihr sexuelles Verlangenn, dabei entdeckt sie an sich eine dunkle Seite.

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Seitenzahl: 207

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Naomi Schmitz

Fräulein Svenja und Miss Elaine

Eine erotische Geschichte

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

Fräulein Svenja und Miss Elaine

 

Ein erotischer Roman

 

Naomi Schmitz

 

 

Kapitel 1

Fräulein Svenja? Nie wieder! Ihr Chef nannte sie immer so. Fräulein Svenja. Sie hasste das. Es klang so altmodisch, und es klang, als wäre sie nicht ernst zu nehmen. Ein kleines Mädchen! Es war auch frauenfeindlich. Als ob man unterstreichen müsste, dass sie noch auf dem Heiratsmarkt verfügbar war! Aber damit war es jetzt vorbei.

Der Beat wummerte in ihrem Bauch wie ein Herzschlag. Rhythmisch, groovend, einfach geil, und sie setzte ihren gesamten Körper ein, um der Musik Ausdruck zu verleihen.

Die Tanzfläche war relativ leer. Es war mitten in der Woche. Ihre Arbeitskolleginnen waren längst gegangen. Aber das machte nichts. Svenja hatte was zu feiern, und das konnte sie auch allein.

Also tanzte sie auf der fast leeren Tanzfläche. Sie war sich sicher, dass viele Augen auf ihr lagen. Es war ihr egal. Nein, sie genoss es sogar und ließ ihre Hüften schwingen und warf ihre Arme in die Luft und ließ ihren Körper auf der Tanzfläche all die Sachen machen, die sie normalerweise nie tat.

Sie war eigentlich nicht so. Ging nicht so oft aus sich heraus. Sie war keine graue Maus, aber auch nicht der Partytiger. Eher zurückhaltend, nicht verklemmt, aber ein wenig introvertiert. Doch in dieser Nacht war es anders.

Natürlich lag es am Alkohol.

Sie war noch nicht betrunken, aber so beschwipst, dass sie etwas mutiger war als normalerweise. Und sie war etwas selbstbewusster als sonst, und sie fühlte sich etwas attraktiver als meist.

Sie spürte die Blicke einiger Männer und auch Frauen. Eigentlich schauten sie bestimmt, weil es sonst nichts zu tun gab. Aber Svenja wollte glauben, dass die Blicke auf ihr ein Zeichen von Bewunderung war.

Es war bislang ein ziemlich guter Tag gewesen, und das drückte Svenja nun durch ihre Bewegungen aus. Die Bässe pumpten, sie drehte Pirouetten, zeigte ihre Kurven. Es war einfach perfekt! Selbst in einem fast leeren Club mitten in der Woche.

Schließlich änderte sich die Musik, und Svenja machte eine Pause. Sie ging an die Theke, um etwas zu trinken. Mit einer flüchtigen Bewegung wischte sie sich mit ihrem Seidenschal den Schweiß von der Stirn.

Sie war außer Atem.

Ihre Freundinnen hatten sich längst verabschiedet. Sie mussten am nächsten Tag arbeiten. Svenja selbst eigentlich auch. Aber ihr war es egal. Ihre Tage in der Firma waren gezählt. Sie musste sich nicht mehr einschleimen oder abrackern.

Sie würde bald aus dem Laden verschwinden. Aufrecht, mit einem weiten Hüftschwung. Sie war eine Independent Woman! Wie der Song, zu dem sie eben noch getanzt hatte.

Ein neuer Abschnitt ihres Lebens würde beginnen. Svenja hatte ihre Abschlussprüfung bestanden. Sie war nun Industriekauffrau. Die Ausbildung hatte sie mit recht guten Noten absolviert. Sie hatte sich bei einigen Firmen beworben und mindestens zwei wollten sie einstellen. In ihrer alten Firma würde sie nicht bleiben. Da wurde sie nicht ernst genommen, da wäre sie immer die kleine Auszubildende. Aber die Zeiten waren vorbei!

Keine Berufsschule mehr! Keine doofen Lehrer. Ihrem schmierigen Chef würde sie in den nächsten Tagen ihre Kündigung auf den Tisch knallen. Svenja feilte seit einigen Tagen an den genauen Worten, die sie ihm mitgeben würde für all die blöden Sprüche, die sie sich in den drei Jahren ihrer Ausbildung hatte anhören müssen.

Aber all das war vergessen. Sie hatte am Morgen ihr Zeugnis bekommen. Der Schulleiter hatte eine langweilige Rede gehalten darüber, dass das Erwachsenwerden sich verändert hatte. Früher wäre man erwachsen geworden, wenn man sein erstes Kind bekommen hatte oder irgendein Ritual bestanden hatte. Dann galt der Schulabschluss als Eintritt ins Erwachsenenalter. Aber heutzutage wäre man erst richtig erwachsen, wenn man ins Berufsleben eintrat. Es war eine langweilige Rede gewesen.

Sie hatte mit ihrem schicken Seitenschal gespielt, den sie nur zu besonderen Anlässen trug. Aber mittlerweile gefiel ihr der Gedanke. Vielleicht war etwas dran. Man war erst erwachsen, wenn man ins Berufsleben eintrat. Das tat sie jetzt. Sie fühlte sich in diesem Moment zum ersten Mal erwachsen.

Wie eine richtige Frau.

„Was trinkst du?“

Sie drehte sich zu der Stimme.

Der Typ war ihr auf der Tanzfläche schon aufgefallen. Sie hatte ihn hier schon öfter gesehen.

Braungebrannt, muskulös, groß, vielleicht zwei, drei Jahre älter als sie. Modisch gekleidet in einem eng geschnittenen weißen Hemd mit einer schmalen, schwarzen Krawatte. Ein bisschen Latin Lover. Ein bisschen übertrieben. Ein bisschen zu sehr in sich selbst verliebt. Aber auch irgendwie süß war er.

Eigentlich nicht ihr Typ. Man sah ihm an, dass er nicht treu sein konnte, dass er viel zu sehr an sich dachte. Zu eitel. Das war bei Frauen schon nervig, bei Männern fand Svenja es ziemlich unerträglich.

Aber sie warf ihm seine Selbstverliebtheit nicht vor. Sie liebte sich in dieser Nacht ja schließlich auch selbst. Aber nicht zu sehr. Zu sehr konnte sie sich oder das Leben gar nicht lieben.

‚Was trinkst du?‘ Das war genau die Anmache, auf die sie sonst nicht stand. Sie konnte sich ihre Drinks selbst kaufen. Sie musste sich nicht einladen lassen.

Wie eine Independent Woman.

Sie wollte ihm schon nett, aber sehr bestimmt sagen, dass sie kein Interesse hatte.

„Ich kann mir meine Drinks selbst kaufen!“, meinte sie kühl.

Doch dann überlegte sie es sich anders.

Er lächelte so charmant und war so vollkommen überzeugt von sich, dass er sie rumkriegen würde. Da konnte Svenja einfach nicht widerstehen.

Sie wollte mit ihm spielen. Wie ein Kätzchen. Nein, wie eine Katze mit der Maus. Sie jedenfalls wäre nicht die süße Maus hier. Nicht das Opfer.

„Aber ich gebe dir gerne einen Drink aus, wenn du willst.“

Jetzt lächelte sie ihn an mit der gleichen Überzeugung, die er an den Tag gelegt hatte.

Und er hatte damit scheinbar kein Problem.

„Sehr gerne. Ich nehme, was du nimmst.“

„Zwei Wodka-Red Bull“ rief sie der Frau hinter dem Tresen zu, und die nickte.

„Hast du noch was vor?“, fragte er und lächelte, als sähe er sich schon als Teil ihres weiteren Abends.

„Wieso?“

„Wegen dem Energy Drink.“

„Wer weiß?“ Svenja lächelte verschmitzt. „Vielleicht ist der eher für dich bestimmt. Vielleicht musst du Energie sammeln, um mit mir mitzuhalten!“

Sie war über ihre eigenen Worte erstaunt, aber warum eigentlich nicht?

„Mach dir mal keine Sorgen darüber. Ich hab genug Energie für uns beide!“

Die Barkeeperin stellte zwei Red Bulls in Longdrinkgläsern vor sie und zwei Shotgläser mit Wodka.

Svenja lächelte:

„Wir werden sehen!“

Sie schob ihm den Red Bull rüber, schaute ihm tief in die Augen und ließ das Shotglas hineinfallen, dass es überschwappte.

„Prost!“

Sie exte ihren Drink, während er nur an seinem nippte.

„Da geht aber jemand zur Sache!“

Svenja sah ihm an, dass er glaubte, leichtes Spiel mit ihr zu haben.

Na warte, dachte sie.

„Bin ich zu schnell für dich?“

„Keine Sorge. Mit dir halte ich locker mit.“

Er trank seinen Drink nun auch in einem Zug aus.

„Siehst du?“

„Na also! Geht doch! Aber nachmachen ist was für Verlierer! Mach’s jetzt richtig!“

Svenja orderte eine zweite Runde.

„Willst du mich abfüllen?“

Er zwinkerte ihr zu und legte seine Hand ganz nebenbei auf ihren Arm.

Sie ließ es geschehen.

Svenja konnte erkennen, dass er sie nicht so richtig ernst nahm, aber es störte sie nicht. Der würde schon noch sehen.

Sie musste innerlich grinsen.

„Hast du Angst davor?“, fragte sie.

„Überhaupt nicht. Ich vertraue dir total!“

„Wirklich?“

„Absolut!“

„Absolut sogar! Gut zu wissen.“

„Finde ich auch. Vertraust du mir auch?“ Er lächelte.

Svenja schob ihm den zweiten Drink hin und sagte trocken:

„Du redest zu viel.“ Sie mochte es, tough zu erscheinen.

Dieses Mal schaute sie ihm tief in die Augen. „Trink!“

Sie tranken dieses Mal beide auf ex.

Die Entscheidung für den nächsten Satz kam irgendwie aus dem Nichts, und am nächsten Tag sollte sie sich noch darüber wundern. So selbstsicher kannte sie sich eigentlich nicht.

Als sie später darüber nachdachte, wunderte sie sich über sich selbst. So eine war sie eigentlich nicht, dass sie einfach so einen Typen aufriss. Aber sie hatte es sich zweifellos verdient.

Er war so von sich überzeugt und er unterschätzte sie so offensichtlich, dass sie es ihm einfach zeigen musste. Alle unterschätzten sie. Die ganze Welt! Sie musste ihm und der Welt zeigen, dass das ein Fehler war.

Also riss sie ihn auf.

Svenja zog aus ihrem Portemonnaie ein paar Geldscheine, warf sie auf den Tresen, wie lässige Leute das so tun, und sagte:

„Hier ist es verdammt, stickig. Ich muss an die frische Luft. Kommst du mit?“

„Klar. Natürlich, Baby!“

Baby?, dachte sie. Baby? Ich bin doch nicht dein Baby!

Er hatte ein nettes Lächeln, sah verdammt gut aus, und die ganzen Muskeln, die sich da unter seinem Hemd abzeichneten, die würde sie gerne streicheln. Aber er war eben auch ein bisschen… primitiv war nicht das richtige Wort. Er war einfach nichts Langfristiges. Nichts, was länger als eine Nacht dauern könnte.

Sie ignorierte das ‚Baby‘, packte ihn an der Hand und zog ihn schnellen Schrittes aus dem Club.

Es war immer noch warm draußen, doch im Vergleich zu der Schwüle in der Disko war die Luft draußen erfrischend.

Sie atmete tief ein.

Der Schweiß auf ihrer Haut kühlte ihren Körper. Und sie glaubte, zusehen zu können, wie die kleinen Schweißperlen, die sie von der Stirn gewischt hatte, von ihrem Handrücken verschwanden, sich auflösten.

Er stand für einen Moment unschlüssig da und schaute sie an, als wäre er es nicht gewohnt, hinterhergezogen zu werden. Er war mehr der Macher, der Player, dachte Svenja. Nicht der, der hinterher trabte.

„Und? Was machen wir jetzt? Sollen wir woanders hingehen?“

„Du quatschst zu viel!“

Sie packte seine Krawatte, wickelte sie sich um ihre kleine Faust, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn lang und leidenschaftlich.

Svenja war mehr als einen Kopf kleiner als er. Es gefiel ihr, dass sie diesen muskulösen Typen an der Leine hatte und er sich zu ihr hinunterbeugen musste.

Er erwiderte ihren Kuss. Aber sie hatte nicht nur seine Krawatte, sie hatte auch die Zügel in der Hand, und so war das ihr Kuss, und er konnte lediglich reagieren, aber er hatte nichts zu bestellen. Es war ihre Zunge, es waren ihre Lippen, die den Ton angaben.

Und daran gab es auch keinen Zweifel.

Als er versuchte, sie zu umarmen, da stieß sie ihn fort: Seine Krawatte hielt sie aber weiterhin umklammert.

„Nicht anfassen!“

„Wow!“, meinte er sprachlos.

„Genau. Wow!“

Sie atmete durch und spürte die Hormone in ihrem Blut. Sie wärmten jeden Teil ihres Körpers.

Er ignorierte die Ermahnung:

„Du bist echt heiß!“

Sie ignorierte auch diesen Spruch. Wenn er redete, war er einfach nicht so attraktiv, wie er aussah.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“

„Dustin.“

„Dustin? Wie Dust im Staub?“

„Was? Wie Dustin Hofmann. Der Schauspieler.“

„Kenne ich.“

„Und du?“

„Und ich was?“

„Wie heißt du?“

Svenja dachte einen Moment nach und fühlte sich dann mutig. Warum sollte sie ihm ihren wahren Namen nennen? Sie fand sich mysteriös und verrucht, und Dustins Lebenserwartung betrug gerade mal diese eine Nacht. Da musste er ihren Namen nicht kennen. Also sagte sie:

„Elaine.“

„Elaine? Was ist das denn für ein Name?“

„Gefällt er dir nicht?“, antwortete sie schnippisch. Den hatte sie sich extra für ihn ausgesucht. Da sollte der ihm gefälligst gefallen. „Ein genauso komischer wie Dustin. Habe ich nicht gesagt, dass du zu viel redest?“

„Okay, dann bin ich eben still.“

„Okay. Sei still! Ich will in den Park. Kommst du mit?“

„Was ist im Park?“

„Im Park ist es dunkel, und da sind wir ungestört. Ich möchte mit dir jetzt gerne ungestört sein. Du mit mir vielleicht auch?“

„Klar, Baby!“

Sie drückte sich an seinen Körper, ihren Bauch gegen seinen Schritt.

„Da ist aber jemand froh, mich zu sehen! Ich glaube, wir haben uns ein bisschen Spaß verdient. Findest du nicht?“

„Klar. Ich folge dir überall hin! Ich tue doch alles, was du willst!“

Aber sie hatte sich schon umgedreht und zog ihn an seiner Krawatte hinter sich her, wie man einen Stier an einem Nasenring führt.

Seine Worte klangen noch in ihrem Ohr: ‚Ich folge dir überallhin. Ich tue doch alles, was du willst!‘

Wirklich? Würde er das? Das wollte sie herausfinden.

Der Alkohol in ihren Adern war von der kühlen Luft etwas vertrieben worden, und für einen Moment bekam Svenja ein wenig Angst vor ihrer eigenen Courage. Aber dann küsste sie ihn noch einmal, zog an seiner Krawatte, als wolle sie ihm die Kehle ein wenig abschnüren. Und er ließ es geschehen, als machte es ihm nichts aus.

Und so spendete nicht mehr der Alkohol, sondern ihre Erregung ihr nun den nötigen Mut.

Sie wollte das!

Der Park lag dunkel vor ihnen.

Ihre Mutter hatte sie immer gewarnt, nicht nach Einbruch der Dunkelheit dorthin zu gehen. Aber da war sie noch ein Kind gewesen. Jetzt war sie eine Frau. Sie hatte ja einen starken Beschützer bei sich und drei Selbstverteidigungskurse absolviert. Auch wenn ihr starker Beschützer ziemlich passiv hinterhertrabte und versuchte irgendwie zu verstehen, was hier gerade passierte und warum er nicht die Kontrolle über die Situation hatte. Aber zumindest theoretisch war er groß und hatte Muskeln und könnte sie vor den bösen Wölfen beschützen.

Sie gingen eine Weile, Svenja ein paar Schritte vor Dustin. Sie genoss den würzigen Duft des Parks und die Stille, die nur durch ihre Schritte gestört wurde. Schließlich fand Svenja, was sie gesucht hatte.

Eine abgelegene Parkbank etwas ab vom Schuss, und die einzige Laterne in der Nähe war kaputt.

Hier waren sie ungestört.

„Ich glaube, wir sind da!“

Wieder zog sie ihn an der Krawatte zu sich hinunter und küsste ihn leidenschaftlich. Dabei dirigierte sie ihn und zeigte ihm, wer die Herrin im Haus war. Oder vielleicht besser ausgedrückt die Industriekauffrau im Park.

Als er wieder versuchte, sie anzufassen, stieß sie ihn sofort weg.

Sie hatte nichts gegen seine Berührungen, sie hätte vielleicht sogar gerne seine Stärke gespürt und seine Muskeln erfühlt. Aber viel lieber noch wollte sie die Chefin sein.

Er sah sie erstaunt an.

„Was ist?“, fragte er.

„Ich weiß nicht so recht“, spielte sie Zweifel und Unsicherheit vor.

„Was ist los?“

„Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann.“

„Natürlich kannst du mir vertrauen. Wieso nicht?“

„Wir sind hier ganz allein in einem dunklen Park. Was ist, wenn du auf dumme Gedanken kommst?“

„Auf was für Gedanken? Du wolltest doch hierhin!“

„Du bist so stark, hast so viele Muskeln, und ich bin so klein und zierlich. Was ist, wenn du dich nicht beherrschen kannst und über mich herfällst?“

„Über dich herfallen? Das würde ich nie tun! Was hältst du von mir?“ Er versuchte empört zu klingen, aber es kam mehr wie Verzweiflung rüber.

Ein bisschen tat er ihr leid. Dass sie so mit ihm spielte. Wie die Katze mit der Maus. Aber immerhin hatte er angefangen. Er hatte sie an der Theke angequatscht, und es waren seine Sprüche gewesen, die ein bisschen zu flach für Svenjas Geschmack waren. Da musste er jetzt durch, wenn er an den Honigtopf wollte. Und sie wollte ihm ja auch nichts Böses. Außer eben ihm zu zeigen, wie das so ist mit den Independent Women, und dass das keine Babys oder so sind.

„Ich will dich ja auch. Aber ich muss auch an meine Sicherheit denken! Das verstehst du doch sicher. Hast du eine Idee?“

„Eine Idee? Nein! Ich meine, du kannst mir vertrauen. Ich würde nie etwas tun, um dir wehzutun! Niemals! Das kannst du mir glauben! Komm schon, Süße!“

Er verschränkte die Hände und flehte sie an, knickte sogar ein wenig vor ihr ein.

Sie sah ihn an und blickte auf seine Knie, aber er verstand nicht. Schließlich trat sie einen Schritt näher und drückte sanft aber bestimmt seine Schulter hinunter, bis er wirklich vor ihr kniete.

Er sah sie fragend an, gehorchte aber.

„Was machst du mit mir?“

Svenja war sich nicht sicher, ob er wirklich so schwer von Begriff war oder ob er schon mitspielte und sich in seine Rolle eingelebt hatte.

„Schon besser. Ich finde es schön, wenn du gehorchst. Das gibt mir Vertrauen! Ich fühle mich schon viel sicherer, wo du so vor mir kniest. Findest du nicht auch, dass diese Position dir besser steht?“, fragte sie gespielt naiv.

„Für dich tue ich alles. Alles, was du willst!“

Sie trat nun näher an Dustin heran. Kniend war er nur unwesentlich kleiner als sie, aber es reichte, dass sie sich mächtiger fühlte, überlegen.

Sie musste den Kopf nun nicht in den Nacken legen, um ihn zu küssen, sondern konnte sogar ein wenig auf ihn hinunterschauen, als sie ihre Lippen auf seine legte und sie sich wieder leidenschaftlich küssten. Sie hielt seinen Kopf in ihren Händen. Es gab ihr noch etwas mehr Kontrolle. Sie drückte seinen Kopf in den Nacken, dass er sich noch mehr vor ihr beugen musste. Sie presste seinen Kopf hinunter und nun hatte sie wirklich die Kontrolle über ihn, und sie genoss das. Die paar Zentimeter, die sie an Größe gewonnen hatte, machten solch einen Unterschied aus. Sie gaben ihr das Gefühl von Macht und Überlegenheit, dass sie bestimmen konnte, über ihn bestimmen konnte, dass er tat, was sie verlangte. Es versetzte sie in einen Rausch, der stärker und spannender war als der dumpfe Rausch des Alkohols. Es war der Rausch ihrer Macht!

Und er ließ es geschehen.

Er spielte mit. Als hätte sie in ihm einen Nerv getroffen. Aber eigentlich war es ihr egal. Sie interessierte sich nicht wirklich für ihn. Sie interessierte sich in diesem Moment nur für sich.

Die paar Zentimeter gaben ihr eine Autorität, die sie vorher noch nie verspürt hatte. Sie hatte es sich vielleicht einmal flüchtig gewünscht, sich manchmal Szenarien ausgedacht. Aber das war alles so fern und vage gewesen. Nie hätte sie gedacht, dass sie das einmal ausleben würde.

Sie war immer die kleine Auszubildende gewesen. Die Azubiene, wie ihr Chef zu sagen pflegte, wenn er glaubte, witzig zu sein. Aber damit war es nun vorbei. Nie wieder Azubiene!

Sie spürte, wie er seine Hände auf ihren Rücken legte, sie zu sich zog. Sie ließ es geschehen.

Sie mochte seine großen Hände auf ihrem Rücken, die ihre Hüften umschlossen hielten. Sie spürte seine Kraft in den Händen. Sie könnten Svenja einfach so in die Luft heben. Dustin war stärker als sie, aber sie hatte etwas, mit dem sie ihn in Schach halten konnte.

Ihre Weiblichkeit. Und die war stärker als seine Muskeln.

Erst als seine Hände tiefer fuhren und hinunter zu ihrem Po griffen, ihn kneteten wie einen Teig, wie ein Stück Fleisch, als wäre sie ein Lustobjekt, da schritt sie ein.

Sie schubste ihn weg und verpasste ihm eine Ohrfeige. Sie sollte spielerisch sein, aber das Geräusch ihrer offenen Hand, die auf seine Wange klatschte, klang laut durch den dunklen Park.

„Was ist los?“ rief er überrascht.

„Ich hab doch gewusst, dass ich dir nicht trauen kann!“, spielte sie ihre Wut.

„Warum? Was habe ich getan?“

„Du weißt es noch nicht mal!“

„Nein, bitte! Erklär‘s mir! Was habe ich getan?“

„Du hast mich begrabscht!“

Er war irritiert, verstand nicht, was sie ihm vorwarf, was er verbrochen hatte.

„Ich habe doch…“, aber er wusste, dass er nicht diskutieren sollte. „Es tut mir leid! Es tut mir leid! Es kommt nicht wieder vor. Ich verspreche es!“

Svenja hatte sich mit breiten Beinen vor ihm aufgebaut und ihre Hände in die Hüften gestemmt.

„So wird das nichts mit uns. Ich glaube, wir sollten das hier abbrechen. Ich kann dir einfach nicht vertrauen!“

Sie machte Anstalten sich umzudrehen.

„Nein, bitte nicht! Bitte nicht. Bitte geh nicht!“, flehte er wieder mit verschränkten Händen.

Svenja mochte es, wie er sich bemühte, wie er darum kämpfte, mit ihr zusammen zu sein. Es gab ihr so eine Aura, so ein Gefühl, etwas Besonderes zu sein, begehrt zu sein. Natürlich kannte sie das, aber in diesem Augenblick erschien es ihr stärker. Dustin wollte nicht mir zusammen sein. Er musste es. Er hatte keine Wahl und würde einiges tun, um es zu dürfen.

Sie genoss, wie scharf sie ihn machen konnte, wie sehr er sie begehrte. Die meisten Männer spielten immer so cool und überlegen. Dustin am Anfang ja auch. Aber das Blatt hatte sich ganz schnell gewendet. Offensichtlich war sie cooler und ihm überlegen. Sie diktierte nun die Regeln.

Sie wartete nur noch auf den einen Satz, den sie an diesem Abend aus seinem Mund schon gehört hatte.

Also kitzelte sie ihn noch etwas:

„Ich weiß nicht so recht. Ich fühle mich einfach nicht sicher!“

„Ich bitte dich! Ich tue alles, willst! Wirklich alles!“

Da war er!

„Wirklich?“

„Was wirklich?“

„Wirklich alles? Du tust wirklich alles, was ich will?“

„Ja… klar!“

Sie hörte ein kleines Zögern in seiner Stimme. Offensichtlich war er sich nicht so sicher, was ‚alles‘ sein könnte, und konnte sich wohl vorstellen, dass ‚alles‘ mehr war, als er bereit zu geben war. Aber die Worte hatte er definitiv gesagt. Sie standen zwischen ihnen und konnten nicht mehr rückgängig gemacht werden.

„Ich hätte da eine Idee. Wenn ich mir sicher sein könnte, dass du nicht über mich herfällst, dann könnten wir vielleicht doch zusammenkommen.“

„Elaine, wie gesagt. Ich würde dir nie etwas antun!“

Im ersten Impuls wollte sie ihm wieder eine knallen. Elaine? Wer zum Teufel war denn Elaine? Wagte er es etwa, Svenja mit irgendeinem anderen Flittchen zu verwechseln?

Aber dann erinnerte sie sich.

Sie war Elaine.

Er bemühte sich, das fand sie nett. Er wollte sie wissen lassen, dass sie etwas Besonderes war. Überhaupt war er süß, nicht so eingebildet, wie sie ursprünglich gedacht hatte. Er hatte etwas.

„Na schön. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, aber wenn ich dich hier an die Parkbank fesseln könnte, dann wäre ich sicher, dass du mir nichts antun wirst.“ Sie machte eine Pause. „Klingt das vielleicht zu komisch? Aber ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit.“

„Du willst mich an die Parkbank fesseln?“ Er schaute skeptisch. Svenja konnte es ihm nicht verdenken.

„Du hast gesagt, dass du mir vertraust. Stimmt das vielleicht nicht?“

„Nein, nein. Das stimmt schon. Es ist nur, dass du da verdammt viel verlangst.“

„Ist Vertrauen zu viel verlangt?“

Sie machte einen Schritt nach hinten.

„Nein, nein. Natürlich nicht! Ich würde es auch machen. Aber ich habe jetzt gerade kein Seil hier. Ich meine, damit kann ja keiner rechnen, dass du so bist?“

„Dass ich wie bin?“

„Naja, so… ängstlich.“

„Ängstlich?“

„Vorsichtig.“

„Als Frau muss man immer vorsichtig sein.“

„Ich weiß, ich weiß. Also gut!“

„Du machst es also? Super!“

Svenja klatschte entzückt in die Hände, merkte aber sofort, dass sie aus ihrer Rolle gefallen war.

„Wie gesagt, wir haben kein Seil. Tja, da haben wir wohl Pech gehabt!“

Dustin sah darin scheinbar seine Rettung.

„Das ist kein Problem!“

Svenja nahm das Seidentuch von ihrem Hals, rollte es zusammen und bedeutete Dustin, dass er sich in die Mitte der Bank setzen sollte.

Er zögerte einen Augenblick, aber gehorchte dann.

Svenja nahm seinen linken Arm, wickelte das seidene Tuch um sein Handgelenk und knotete es schnell und effektiv am linken oberen Ende der Parkbank fest.

Dustin prüfte die Fesselung, spannte seinen Arm an und drückte gegen den Knoten. Aber er musste zu seiner Überraschung feststellen, dass er sich nicht befreien konnte.

„Machst du sowas öfter?“

„Nein, noch nie. Wieso?“

„Weil du scheinbar weißt, was du tust.“

„Ich hoffe auch, dass ich weiß, was ich tue.“

„Ich meine wegen der Fesseln.“

„Pfadfinderlager in der achten Klasse. Habe ich damals gehasst. Nur das mit den Knoten hat mir Spaß gemacht. Habe ich in jeder freien Minute gemacht. Ich kann dir versprechen, dass selbst du starker Mann den nicht sprengen kannst. Aber es ist nicht so schwer, den Knoten wieder zu lösen. Einen Typen habe ich aber vorher noch nie gefesselt, wenn du das meinst.“

„Dann bin ich ja beruhigt!“

Dir fehlt aber noch ein Seil für mein anderes Handgelenk! Meinst du nicht, dass eine Hand reicht. Ich bin doch schon gefesselt.“

„Du könntest mich mit deinem freien Arm packen. Ich sehe doch, dass du ziemlich stark bist. Du trainierst!“

Das schmeichelte ihm sichtlich.

„Das stimmt allerdings.“

„Mir wird schon was einfallen. Ich weiß schon was!“