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Tödliche Schüsse in Hamburg. Die Kriminalkommissarinnen Stella Brandes und Banu Kurtoğlu ermitteln nach einem Doppelmord in den Stadtteilen Eimsbüttel und Rotherbaum. Zwei ältere Frauen werden vor einem Restaurant und einer Kirche niedergeschossen. Die Opfer sehen sich sehr ähnlich, doch verbindet sie noch etwas? Ein weiteres Verbrechen geschieht, das in Zusammenhang mit den Morden steht. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass es nicht für alle Sünden Vergebung gibt.
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Seitenzahl: 364
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Regine Seemann
Friedhofsengel
Kriminalroman
Offene Wunden Ein brutaler Doppelmord erschüttert die Hansestadt Hamburg. Während die Natur im März langsam zu neuem Leben erwacht, werden die Stadtteile Rotherbaum und Eimsbüttel zu blutigen Tatorten. Zwei gut situierte ältere Damen werden auf offener Straße erschossen. Sie sterben durch Patronen aus derselben Waffe. Zwischen den Morden liegen nur wenige Tage. Beide Opfer sehen sich verblüffend ähnlich. Doch die Kriminalkommissarinnen Stella Brandes und Banu Kurtoğlu können keine weitere Verbindung zwischen den Toten herstellen. Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, geschieht ein weiteres Verbrechen. Langsam lichtet sich der Nebel, der über der Vergangenheit der Opfer liegt, und gibt den Blick frei auf eine Geschichte voller Liebe, Hass und Fanatismus. Denn in einem weit entfernten Land sind schreckliche Dinge passiert, die Freunde zu Verrätern werden ließen.
Regine Seemann, 1968 in Hamburg geboren, lebt mit Ehemann, Sohn und einem Rudel Katzen nahe der Fischbeker Heide, dem südwestlichsten Teil Hamburgs. Sie hat Deutsch und Biologie auf Lehramt studiert und arbeitet seit mehreren Jahren als Schulleiterin einer Hamburger Grundschule, was ähnlich spannend ist wie Krimis schreiben. Ihr Interesse an der Geschichte ihrer Heimatstadt spiegelt sich in ihren Krimis wider, die neben der Handlung in der Gegenwart auch immer ein Stück Hamburger Vergangenheit aufgreifen.www.regine-seemann.de
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Sven Lang
Herstellung: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © marek studzinski / unsplash
ISBN 978-3-8392-7084-4
Für meine Rotkäppchen-Ranchgirls Blanka, Julia, Margarete, Petra, Sandra und Yvonne – seit über zwanzig Jahren reiten wir gemeinsam ohne Arbeitslinie und sind stolz darauf!
Sie fasste mit der rechten Hand nach der Reling, legte den Kopf in den Nacken und erlaubte dem Wind, mit ihrem Haar zu spielen. Die kalte Luft fühlte sich gut an. Obwohl sie kein Fieber hatte, war ihre Stirn klamm. Fast hatte sie gewünscht, sich mit der Grippe anzustecken, die momentan auf der Insel grassierte, um alles abzusagen. Denn obwohl sie nicht glücklich war, gab es hier, abgeschieden von der Welt, zumindest Sicherheit für sie. Doch gerade in der letzten Zeit holte sie das Leben, mit dem sie abgeschlossen hatte, immer wieder ein.
Mit ihrer Absage hätte sie viele Menschen enttäuscht. Und so hatte sie sich überreden lassen, ihre Heimat, ihr Refugium, zu verlassen, um eine Reise anzutreten, die sie weit weg von der Gemeinschaft führen würde, in der sie sich nun sicher fühlte.
Sie richtete ihren Blick gen Himmel und sah, wie die Möwen gegen den stärker werdenden Sturm ankämpften. Vielleicht bestand noch eine klitzekleine Chance, dass das Schiff wegen zu hohem Seegang nicht würde die Nordsee überqueren können. Das wäre dann höhere Gewalt.
Aber kurze Zeit später hörte sie das Signal zum Ablegen. Es war mehrere Jahrzehnte her, dass sie zum letzten Mal auf einem Schiff gewesen war, und sie konnte sich nicht daran erinnern, ob sie leicht seekrank wurde. Vielleicht war es besser, wenn sie sich unter Deck zurückzog und sich gegen eventuell einsetzende Übelkeit wappnen würde. Sie drehte sich um und stieß fast mit ihrem Ehemann zusammen, der wohl die ganze Zeit hinter ihr gestanden hatte. »Wie fühlst du dich?«, fragte er sie. »Momentan kann ich den Wind noch ganz gut aushalten«, erwiderte sie. »Ich meine nicht deine Seetauglichkeit.« Natürlich wusste sie, worauf die Frage abzielte. Selbst ihr Mann kannte ihre Geschichte nicht. Dass sie ihre Heimat nach mehreren Jahrzehnten zum ersten Mal verließ, war jedoch für ihn ein nie da gewesenes Ereignis.
Sie fand, dass sie gerade etwas so Ungeheuerliches tat, dass er ihr Zeit geben musste, darüber nachzudenken. Sie hatte jetzt noch keine Antwort parat, würde diese wahrscheinlich auch in den nächsten Tagen nicht haben.
Sie ergriff seine Hand, zog sie zum Mund und hauchte einen Kuss auf die geballte Hand.
Das Schiff fuhr eben aus dem schützenden Hafenbecken und war nun den Winden schonungslos ausgeliefert. Einige Passagiere in bunten Regenjacken taumelten über das Deck und hielten sich aneinander fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Die Überfahrt würde einige Zeit dauern. Sie hatte sich vorgenommen, nicht darüber nachzudenken, was sie erwartete. Ihr Ehemann legte ihr den Arm um die Schultern, und eng umschlungen gingen sie unter Deck, Passagiere wie alle anderen.
Kriminalkommissarin Banu Kurtoğlu sparte sich das Warten auf den Fahrstuhl. Seit ihrem Erlebnis am heutigen Morgen hatte sie sich vorgenommen, an ihrer Fitness zu arbeiten. Denn unbestreitbar wirkten sportliche Frauen jünger.
Gerade war sie selbst schockiert darüber, wie schwer es ihr fiel, die drei Stockwerke im Polizeipräsidium zu meistern. Vor den Räumlichkeiten der Mordbereitschaft 5 wartete sie einige Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. Nicht genug, dass ihr tapferer kleiner Citroën heute Morgen zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht angesprungen war. Natürlich war es keine Freude gewesen, im einsetzenden Schneeregen und viel zu dünn angezogen den Weg zur U-Bahn einzuschlagen. Das Highlight der unerfreulichen Ereignisse sollte jedoch noch kommen: Banu hatte es gerade geschafft, sich in die völlig überfüllte U3 zu quetschen, als sie merkte, dass ein junger Mann, der einen Platz am Mittelgang ergattert hatte, sie musterte, aufstand und sie fragte: »Möchten Sie sitzen?« Diese nett gemeinte Frage hatte Banu zutiefst deprimiert, und statt sich höflich zu bedanken, hatte sie zurückgefaucht: »Sehe ich so alt aus?« Erschrocken hatte der junge Mann seinen Kopf eingezogen wie eine Schildkröte und auf die Schlagzeile der heutigen Ausgabe der Morgenpost gestarrt: »Obdachlosen-Killer: Leichenteil Nummer drei am Alsterlauf gefunden! Polizei ratlos«. Banu war froh, dass nicht ihr Team diesen Fall bearbeitete, denn es gab kaum Hinweise auf den Täter, aber jede Menge tote Frauen. Banu hatte keine Erfahrung mit Serienmördern und hoffte, dass es bis zu ihrer Pensionierung so bleiben würde.
Nach drei Haltestellen war sie ausgestiegen und hatte dem jungen Mann, der ihr den Sitzplatz angeboten hatte, einmal kurz zugenickt, um seinen Eindruck von ihr ein wenig zu revidieren. Dennoch war sie beleidigt, denn gerade heute Morgen beim Blick in den Spiegel hatte sie gedacht, dass sie sich dank der neuen Anti-Age-Tagescreme doch für Mitte fünfzig noch ganz gut gehalten hatte.
Der Vormittag war mit verschiedensten administrativen Tätigkeiten wie dem Schreiben von Aktenvermerken zwar ereignislos, aber ruhig verlaufen. Eigentlich hatte sie mit ihrer Kollegin Stella Mittag essen gehen wollen, aber diese hatte sich mit einer ihrer Freundinnen verabredet. Da Banu nett sein wollte, hatte sie den neuen Kollegen gefragt, ob er sie zu Fatihs Dönerbude begleiten wollte. Leider konnte sie jedoch auf Darios Frage, ob Fatih auch veganen Döner hatte, keine Antwort geben. Und deshalb hatte sie allein einen Dürüm Döner gegessen, sich allerdings das Baklava zum Nachtisch verkniffen. Denn vor Sirup triefendes Backwerk passte nicht zu ihren neuen sportlichen Ambitionen. Stattdessen war sie ins Mercado, ein großes Einkaufszentrum im Stadtteil Altona, gegangen und hatte sich ein Funktionsshirt und eine Laufhose gekauft. Gute Vorsätze sollten sofort gestärkt werden.
Nun stand Banu keuchend von der Anstrengung, die Treppenstufen bewältigt zu haben, auf dem Flur und hoffte, dass der Tag ein wenig besser werden würde.
»Claire Fraser oder Grace Kelly? Du hast ein bisschen Ähnlichkeit mit ihr. Außerdem sind die Fifties wieder in Mode.« Olivia hielt den Kopf schief und musterte ihre Freundin. Kriminalkommissarin Stella Brandes dachte einen kurzen Moment lang nach, wen Olivia mit Claire Fraser meinte. Dann fiel ihr jedoch ein, dass sie neulich beim Rumzappen an einer Serie mit dem Titel »Outlander« hängen geblieben war, die in Schottland spielte. Es könnte sein, dass die Hauptperson, eine Zeitreisende, Claire Fraser geheißen hatte. Der Grund, warum Stella die Folge bis zum Ende angesehen hatte, war jedoch der unverschämt gut aussehende Schotte Jamie gewesen, den Namen hatte sie sich gemerkt. Er hatte zu viel nackte Haut gezeigt, um einfach abzuschalten.
»Ich glaube nicht, dass Jupiter vorhat, im Kilt zu heiraten. Deshalb eher Grace Kelly. Obwohl: War das Kleid nicht sehr hochgeschlossen? Außerdem denk bei deiner Planung bitte daran, dass ich nicht den Fürsten von Monaco heiraten werde, sondern einen nicht besonders wohlhabenden Schotten.« Stella blätterte wahllos in einer der Zeitschriften, die Olivia mitgebracht hatte, und legte sie dann zur Seite, ohne sich ernsthaft eines der Bilder angesehen zu haben. »Außerdem kann ich das nicht in der Mittagspause entscheiden.«
Olivia zuckte die Achseln. »Wie du meinst. Du hast ja noch jede Menge Zeit«, sagte sie ironisch. »Wenn man bedenkt, dass Frieda das Kleid noch entwerfen und schneidern muss. Und eure Hochzeit ist am siebenundzwanzigsten Mai. Also bloß nicht hetzen …« Stella rollte mit den Augen. Sie liebte Olivia, mit der sie seit der fünften Klasse befreundet war. Aber momentan ging sie ihr reichlich auf die Nerven. »Ich meine, ich habe dich als Wedding Plannerin engagiert. Such doch einfach ein Kleid aus, das mir stehen würde und nicht das Gehalt einer Hamburger Polizeibeamtin sprengt. Ich habe für so was eigentlich keine Zeit.«
Olivia legte ihr die Hand auf den Arm und blickte ihr tief in die Augen. »Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass wir uns über dein Kleid unterhalten. Da du dir nicht die Zeit nehmen willst, mit Bounty und mir loszugehen und ein Kleid auszusuchen, muss das irgendwie anders gehen. Und was das Geld angeht: Natürlich sind die Kleider von Frieda normalerweise unbezahlbar, aber da ich jahrelang sehr erfolgreich auf dem Laufsteg für sie unterwegs war, wird sie dir einen Freundschaftspreis machen.«
Stella wusste, dass Olivia nichts Geringeres als die perfekte Hochzeit für sie ausrichten wollte. In ihrer Zeit als Plus-Size-Model war sie quasi rund um die Uhr beschäftigt gewesen. Ihr momentanes Dasein als Hausfrau und Mutter sowie nebenberuflichem Location Scout und Wedding Planner schienen sie nicht auszulasten. Zumal sie noch nicht die öffentliche Aufmerksamkeit bekam, die sie sich erhofft hatte. Denn die Hamburger Promis ließen sich bei allem, was den wichtigsten Tag in ihrem Leben anging, eher von der Konkurrenz beraten. Doch dadurch, dass sie Hand an die Hochzeitsplanungen des aufsteigenden Stars am Serienhimmel, Jupiter Jones, legte, hatte sie zumindest schon mal einen schmalen Fuß in der Tür zu der Kundschaft, die ihr eigentlich vorschwebte. Natürlich war Jupiter noch eher ein Bonsai-Promi. Aber weil die Serie »Im Namen der Ahnen«, in der er die Hauptrolle spielte, mit großem Promotion-Tam-Tam Anfang des Jahres in Deutschland angelaufen war, sah Stella ihn mittlerweile deutlich mehr in der Presse und den sozialen Netzwerken, als ihr lieb war.
»Olivia, warum kriegst du eigentlich nicht noch ein Kind und nimmst ein paar Monate oder Jahre Elternzeit? Dann würden Jupiter und ich uns einfach irgendeinen Standesbeamten schnappen und uns bei uns zu Hause trauen lassen. Im Kreise unserer Katzen.«
In gespielter Empörung warf Olivia ein Stück Brot nach ihr. Sie verfehlte sie jedoch, weil Stella sich gerade bückte, um ihr Handy aus der Tasche zu holen, und traf stattdessen den Kellner. Dieser schien jedoch häufiger Zeuge von kleinen Dramen des Alltags zu sein. Er hob das Stück Brot auf, ohne mit der Wimper zu zucken, und legte es auf den Teller, den er gerade vom Nachbartisch abgeräumt hatte.
»Aber: Ich finde die Kleider in Richtung Fünfziger- und Sechzigerjahre gar nicht schlecht. Allerdings muss ich jetzt wieder dafür sorgen, dass Hamburgs Verbrecher eingefangen werden. Und den neuen Kollegen einweisen. Ich glaube, der hat noch keinen Plan. Eben hat er mir eine Nachricht geschickt, dass er die Akten über den gerade abgeschlossenen Fall nicht findet.«
Olivia nahm ein Erfrischungstuch aus ihrer Handtasche und nickte. »Ich suche dir bis zum Wochenende drei Modelle aus, und zwischen denen musst du dich dann entscheiden.«
»Das kriege ich hin.« Natürlich freute Stella sich, dass Olivia extrem bemüht war, ihr den Start in die Ehe so luxuriös und vielversprechend zu gestalten, und dass sie sich selbst um wenig kümmern musste. Das Problem war nur, dass Stella nicht wusste, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, ein zweites Mal zu heiraten. Es gab Tage, an denen war sie sich fast zu hundert Prozent sicher, dass diese Ehe funktionieren würde. Aber heute war nicht so ein Tag.
Thorsten Fock, der Leiter der Mordbereitschaft 5, war gerade dabei, dem Gummibaum ein Nährstoffstäbchen zuzuführen. Seit letztem Herbst war er neu verliebt. Er war ein extremer Geheimniskrämer. Zwar stellte sein Team ihm jeden Tag Fangfragen, aber bislang hatte er nicht verraten, wer sein Herz erobert hatte. Jedoch mutmaßten Stella und Banu, dass die Dame etwas mit Botanik zu tun haben musste, denn in den letzten Monaten nahm er die Pflege der grünen Fensterbankbewohner sehr genau. Vor allem schien er eine besondere Beziehung zum Gummibaum entwickelt zu haben. Stella schwor Stein und Bein, dass er ihm neulich einen »Guten Morgen« gewünscht hatte. Thorstens Erklärung war, dass er das Spiegelbild des Kollegen Gunnar im Fenster gesehen und er diesen begrüßt hatte, ohne sich umzudrehen.
Leider hatten seine Mitarbeiter während Thorstens Urlaubswoche Anfang März vergessen, die Pflanzen zu gießen. Dies hatte für einige Missstimmung gesorgt, und der Gummibaum und seine Freunde bekamen seitdem noch mehr Aufmerksamkeit.
»Braucht er wirklich jeden Tag ein Zäpfchen?«, fragte Stella und schmiss ihre Tasche auf den Tisch des Besprechungsraums.
Thorsten versuchte, böse auszusehen, konnte jedoch ein Grinsen nicht unterdrücken. »Ihr habt ihn beinahe sterben lassen. Die Vitalzeichen sind schwach. Ficus elastica ist noch nicht über den Berg.«
Stella warf einen Blick auf Banu, die schlecht gelaunt auf ihren Bildschirm starrte. Der neue Kollege Dario griff sich schnell die Gießkanne und begann, alle Pflanzen auf der Fensterbank zu wässern. Entweder hatte er einen grünen Daumen oder er wollte Pluspunkte beim Chef sammeln. Stella konnte ihn nach wie vor nicht einschätzen. Er war jetzt seit zwei Wochen Mitarbeiter in der Mordbereitschaft 5 und schien das komplette Gegenteil von Armin zu sein, der nach einigen Jahren im Hamburger Polizeidienst einen leitenden Posten in seiner Heimatstadt München angetreten hatte. Stella vermisste Armins trockene, aber im Subtext immer herzliche Art. Dario wirkte auf sie spröde und unsicher, was den Umgang mit Mitmenschen anging. Das könnte daran liegen, dass er am zweiten Tag nach seinem Amtsantritt, als sie gerade in ein Schinkenbrötchen biss, anfing, über Massentierhaltung zu dozieren. Als sie ihn ganz ruhig gefragt hatte, ob er denn Nutztiere im Hinterhof seiner Altbauwohnung im Stadtteil Ottensen halten würde – denn wenn alle Menschen Veganer wären, würden diese ja zwangsläufig aussterben –, hatte er sie einige Sekunden lang verdutzt angeschaut. Dann hatte er betont theatralisch gesagt: »Dann rettest du also die Spezies der Schweine, indem du sie aufisst? Du bist ja eine Heilige, Stella. PETA wird dir dankbar sein.« Am lautesten hatte Gunnar gelacht und sich dafür einen sehr bösen Blick eingefangen.
Ungünstiger hätte die Zusammenarbeit mit Dario kaum starten können. Mit Gunnar schien er sich jedoch blendend zu verstehen.
»Was liegt denn heute noch an?«, fragte Stella.
Thorsten nickte mit dem Kopf Richtung Tisch. »Das richtige Stichwort für die Aufgabenverteilung. Setzt euch.«
Stella wollte ihren gewohnten Platz gegenüber dem Flipchart einnehmen, aber Dario war schneller. Ob er sie ärgern wollte?
Banu zeigte auf die vielen beschriebenen Papierbögen, die an den Wänden hingen. »Nachdem der Fall ›Eingewachsener Mann‹ abgeschlossen ist und die Aktenvermerke fertig sind, können wir wohl die Tapete abnehmen.«
Thorsten nickte. »Ich habe morgen noch einen Termin mit dem Pressesprecher wegen der Berichterstattung über den Mord in den Medien, aber auf uns alle wartet eine neue Aufgabe.« Thorsten räusperte sich und warf einen langen Blick aus dem Fenster. Im Erzeugen von Spannung war er ein Meister. »Wie ihr wisst, machen uns zurzeit die Obdachlosenmorde sehr zu schaffen. Die Mordbereitschaft 3 braucht unbedingt Unterstützung. Wir sind die Einzigen, die gerade kein aktuelles Tötungsdelikt auf dem Tisch haben. Falls bis Mitte der Woche nichts Neues kommt, werden wir mit einsteigen.«
Stella schaute zu Banu. Als sie sie eben am PC hatte sitzen sehen, war ihr aufgefallen, dass ihre Kollegin selten in einer so miesen Stimmung gesehen hatte. Aber nach der Ankündigung von Thorsten konnte man Banus Stimmungsbarometer geradezu beim Sinken zusehen.
Stella hatte sich genau diese Nachricht gewünscht und auch bereits damit gerechnet, dass die M3 aufgestockt werden würde. Denn die Morde bewegten die Stadt. Erst gestern hatte ein kleines Kind auf einem Spielplatz im Stadtteil Poppenbüttel eine abgeschnittene Hand im Sandkasten gefunden. Es war das letzte fehlende Teil der Obdachlosen Donna. Stella war nun seit zehn Jahren bei der Mordkommission, und sie hatte es noch nie mit einem Serienmörder zu tun gehabt. Vielleicht wäre das eine interessante Erfahrung für sie.
»Okay, also beseitigen wir heute die Reste des gelösten Falles und lesen uns schon in die Akten der Obdachlosenmorde ein?«
Stella stand auf. »Das heißt, ihr lest euch schon mal ein. Ich verschwinde gleich. Allerdings würde ich lieber hierbleiben.«
Dario grinste sie an. »Ach ja, da war ja das Date mit deinen zukünftigen Schwiegereltern. Wo geht ihr noch mal hin? Ins Fontanello? Das soll ein ziemlicher Spießerladen sein.«
Es fiel Stella zwar schwer, aber sie musste ihrem neuen Kollegen recht geben. »Ich bin auch nicht so begeistert, aber Jupiter wollte da unbedingt hin. Ich glaube, er will seinen Eltern mal zeigen, was ein Restaurant mit Michelin-Stern kann. Aber für dich ist das sicher nichts, Dario. Fast nur Fleisch und Fisch auf der Karte.« Das war natürlich eine Lüge, denn auch Jupiter war Vegetarier.
Gunnar hob den Kopf. »Leben deine zukünftigen Schwiegereltern nicht in einer Kommune oder so etwas Ähnlichem?«
Stella nickte. »Ja, im Nordosten Schottlands. Findhorn Community. Und ja«, Stella warf Dario einen Blick zu, »auch dort isst man fast nur vegetarisch. Aber sie haben gesagt, sie machen auch mal Ausnahmen.« Stella fand, es sei nun an der Zeit, sich auf den Weg zu machen, denn sonst würde sie sich eventuell in ihre Lügengeschichte verstricken. Denn in Wirklichkeit wusste sie nicht, ob es in der Community jemals etwas anderes gab als vegetarisches Essen. Überhaupt wusste sie so gut wie gar nichts über Hellen und Duncan, ihre zukünftigen Schwiegereltern.
Gunnar hielt ihren Arm fest und flüsterte ihr zu: »Du bist heute dran mit der Frage des Tages.«
Stella grinste. Gut, dass sie sich schon Gedanken darüber gemacht hatte. »Thorsten, wir drucken gerade die Tischkarten für die Hochzeitsfeier. Wie hieß deine Begleiterin noch gleich?«
Ihr Chef sah sie fast beleidigt an und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Meinst du im Ernst, dass du einen Leitenden Beamten der Hamburger Mordkommission damit überrumpeln kannst? Ich hoffe, dass Banu sich morgen etwas Originelleres einfallen lässt.«
Hellen Jones fühlte sich nicht wohl. Duncan und sie waren gestern in Hamburg angekommen. Da sie sich geweigert hatte, in ein Flugzeug zu steigen, war die Anfahrt lang und ermüdend gewesen. Von Findhorn aus waren sie mit einer Übernachtung bis nach Newcastle gefahren und hatten dort die Fähre nach Amsterdam genommen. Vierundzwanzig Stunden später gingen sie von Bord und kamen nach noch einmal sechs Stunden Autofahrt in Hamburg an. Hellen selbst hatte keinen Führerschein, und Duncan war ein ungeübter Autofahrer. Sie musste ihn immer wieder daran erinnern, dass man in Deutschland auf der rechten Seite fuhr.
Hellen lebte seit über fünfundvierzig Jahren in der Findhorn Community und hatte nie das Bedürfnis gehabt, diesen Ort, der ihr eine Zuflucht gewesen war, zu verlassen. Aber nun hatte ihr einziger Sohn sie darum gebeten. Und sicherlich war es auch wichtig, die zukünftige Schwiegertochter kennenzulernen. Hellens Appelle, dass Stella ja auch nach Findhorn kommen könne, um sie zu treffen, hatte Jupiter lächelnd weggewischt. »Ich glaube, eure Lebensweise ist nichts für Stella. Wahrscheinlich müsste ich dann jeden Tag nach Forres rüberfahren und für sie einen Burger einschmuggeln. Und bei der Gartenarbeit kann ich mir sie nun gar nicht vorstellen. Selbst unseren zehn Quadratmeter großen Garten pflegt die Nachbarin. Außerdem ist Hamburg die schönste Stadt der Welt. Man muss sie mindestens einmal im Leben besucht haben.« Und so blieb es dann dabei.
Hellen musterte sich im Spiegel. Sie hatte einen schlichten schwarzen Rock und eine weiße Bluse angezogen. Ihre grauen Haare fielen ihr in dichten Locken über die Schultern. Sie war tatsächlich ein wenig stolz darauf, dass ihr Haar noch so voll war. Wahrscheinlich trug der gesunde Lebenswandel dazu bei. In dem kleinen Hotel, das Stella für sie nicht weit von ihrem Haus entfernt gebucht hatte, hörte sie den Verkehr auf der Elbe und die Schreie der Möwen. Die Nähe des Wassers gab ihr Sicherheit. Aber fühlte sie sich sicher genug, ihr Zimmer zu verlassen und in die pulsierende Innenstadt Hamburgs einzutauchen, wo tausend Augen sie beobachteten? Hellen legte sich die Hand auf die Stirn. Sie schwitzte und fror zugleich. Dann ging sie zum Bett und schüttelte ihren schlafenden Mann an der Schulter. »Kannst du Jupiter anrufen? Wir müssen die Verabredung absagen. Ich glaube, ich habe Fieber.«
Stumm entsorgte Stella das tote Rotkehlchen, das irgendeins ihrer Haustiere ihr aus Liebe in die halbhohen Stiefel gelegt hatte. Glücklicherweise hatte sie es gesehen, bevor sie den Fuß in den Schuh gesteckt hatte. Gerade als sie sich bückte, um den Reißverschluss des Stiefels zu schließen, hörte sie Jupiters Handy klingeln. Ihr ehemaliges Fischerhäuschen im Blankeneser Treppenviertel war klein und alles lag dicht beieinander. Deshalb konnte sie hören, wie Jupiter im ersten Stock sprach. Das Telefonat dauerte jedoch höchstens zwei Minuten, dann kam er die Treppe herunter. »Mum hat Fieber und hat das Essen heute Abend abgesagt. Es tut ihr leid, und ich soll dich schön grüßen. Von Dad auch.« Er trat hinter Stella und küsste sie auf den Nacken. »Um ehrlich zu sein, bin ich nicht böse darüber. Das Fontanello ist doch ein ziemlich spießiges Restaurant.« Stella drehte sich um. »Aber du wolltest da doch unbedingt hin.« Jupiter rollte mit den Augen. »Na ja, ich muss mich ab und zu auch mal in so einer Lokalität zeigen. Das gehört zum Business.« Stella zog den Stiefel wieder aus und stellte ihn neben den Schuhschrank. »Lade deine Eltern doch einfach für morgen Abend zu uns ein. So wie ich das verstanden habe, hast du frei und kannst kochen. Meinetwegen auch ohne Fleisch und Alkohol. Ich mag Entbehrungen.« Sie drehte sich zu ihrem Verlobten um. »Aber dafür möchte ich heute Abend alles: Fleisch, Wein und vielleicht auch Sex.«
Jupiter zog sie an sich und begann ihr Kleid aufzuknöpfen. »Ich habe nichts dagegen.«
Stella entwand sich seinen Armen. »Ich habe noch eine Überraschung. Warte zwei Minuten. Bin gleich wieder da.« Stella hatte einen Fetisch: Sie sah sich selbst wahnsinnig gern in Spitzenunterwäsche. Und freute sich natürlich, diesen Anblick mit Jupiter teilen zu können, denn auch er hatte Spaß daran, seine Verlobte in verführerischen Bodys und Stringtangas zu sehen. Gerade gestern hatte sie Lust gehabt, ihr Liebesleben durch den Einsatz von aufregender Wäsche mal wieder etwas aufzupeppen, und war sofort in ein Wäschegeschäft gegangen, in dem sie einen Hauch von Nichts erstanden hatte. Als sie den Spitzenstring und den passenden BH dazu Banu gezeigt hatte, hatte diese auf das Preisschild geschaut und sich laut gewundert, wie so wenig Stoff so viel kosten konnte. »Das Ding ist doch eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Löchern.« Und nun stand Stella vor dem Spiegel im Schlafzimmer und musste zugeben, dass ihr die weinrote löchrige Spitze sehr gut stand. Vielleicht sollte sie Olivia gleich noch eine Nachricht schicken, dass ihr Kleid für die standesamtliche Trauung in diesem Farbton sein sollte. Sie glaubte, dass Jupiter sich über ihren Anblick mindestens genauso freuen würde wie sie selbst.
Hoffentlich hatte Jupiter inzwischen den Kamin angemacht, denn warm hielt der Hauch von Kleidung sie nicht. Sehr langsam, fast lasziv, stieg sie die steile Holztreppe herunter ins Erdgeschoss. Das Erste, was sie bemerkte, war, dass kein Feuer im Kamin prasselte. Und Jupiter saß auch nicht in freudig erregter Stimmung auf dem künstlichen Bärenfell, das vor dem Kamin lag. Stattdessen hatte er sich auf dem Sofa ausgestreckt und schnarchte vor sich hin. Mafiosa, ihre schwarze Katze, hatte sich auf seinem Bauch niedergelassen und blinzelte Stella verschlagen an. Sie hatte nur ein Auge, und deshalb sah ihr Ausdruck immer ein wenig hinterlistig aus. Stella wog die Möglichkeiten ab, die sie nun hatte, und entschied sich dafür, einen dicken Frotteebademantel überzuziehen, eine Flasche Wein zu öffnen und zu warten, bis Jupiter wieder aufwachte. Es war erst achtzehn Uhr, und eigentlich hätten sie jetzt gerade an einem der blank polierten Holztische im Fontanello Platz genommen. Stella ging zum Kühlschrank und griff nach dem Rosé, den sie gestern kalt gestellt hatte. Vielleicht gab es in der Mediathek ja noch den verpassten »Tatort« vom vorletzten Sonntag. Gerade als der Wein entkorkt war, hörte sie den Klingelton ihres Diensthandys. Im ersten Moment war sie genervt und wollte den Anruf wegdrücken, denn ihre Kollegen wussten, dass sie sich freigenommen hatte, um mit den Jones’ Essen zu gehen. Aber dann siegte die Neugier.
Fünf Minuten später hatte sie eine sehr besorgte Banu beruhigt. Dann raste sie in den ersten Stock und zog sich Jeans und einen dicken Pullover an. Sie stellte den Wein wieder in den Kühlschrank und schrieb eine Nachricht an Jupiter: »Musste doch noch dienstlich los. Eine Frau ist vor dem Fontanello erschossen worden.« Dann zog sie so leise wie möglich die Tür von außen ins Schloss.
Das Blaulicht der Streifenwagen und die helle Straßenbeleuchtung betonten die Wirkung des rot-weißen Absperrbands als Fremdkörper vor dem gepflegten Eingang des Sternerestaurants. Stella wusste wenig über den Hamburger Stadtteil Rotherbaum, außer dass es hier sehr chic sein sollte. Sie kannte niemanden, der hier wohnte, und bisher hatte auch keiner ihrer Fälle sie in diese vornehme Gegend geführt. Dennoch hatte es heute Abend so weit sein sollen. Im Grunde hätte sie neben der Frau am Eingang stehen können, als die tödlichen Schüsse sie getroffen hatten. Sie hätte eine Augenzeugin sein können und nicht wie sonst und nun auch wieder die Ermittlerin. Stella glaubte nicht an so etwas wie Schicksal, aber es war doch irgendwie unheimlich, dass Jupiters Mutter gerade heute so plötzlich Fieber bekommen hatte.
Sie grüßte die Kollegen von der Spurensicherung mit einem kurzen Nicken und ging schnellen Schrittes auf Banu zu. Ihre Kollegin stand unterhalb der Toten auf den Granitstufen, die zur messingbeschlagenen Tür des Restaurants führten. Thies Seligmann, der diensthabende Gerichtsmediziner, kniete neben der Leiche und hatte allerhand Werkzeug ausgebreitet.
Der Frau war in den Kopf geschossen worden. Das Grau ihrer langen, lockigen Haare und das Rot des ausgeströmten und nun geronnenen Blutes bildeten einen zweifarbigen Fächer um die noch existierende Gesichtshälfte der Toten. Von der anderen war nur ein Brei aus Knochen, Haut und Hirn übrig. Ein älteres, aber schönes Gesicht, zerstört im Bruchteil von Sekunden.
»Was mich angeht, ist das hier ein klarer Fall«, sagte der Gerichtsmediziner. »Mehrere Schüsse aus einiger Entfernung. Der Frau wurde von vorn ins Gesicht geschossen. Sie muss sofort tot gewesen sein. Ein Projektil steckt noch im Hinterkopf. Die anderen wird die Spurensicherung sicher noch finden.« Er zeigte auf die Knochen-Hirn-Masse. Stella konnte jedoch nichts erkennen, da einer der aufgebauten Strahler sie blendete. »Ich nehme die Dame jetzt mit und mache noch weitere Untersuchungen.«
Stella wandte den Blick weg von der Leiche und suchte den Vorplatz des Restaurants nach Zeugen ab. Dann überlegte sie, dass das SEK wahrscheinlich noch dabei war, die nähere Umgebung zu sichern. Nach gezielten Schüssen aus der Distanz war dies das übliche Vorgehen. Sicherlich hatten ihre Kollegen alle Gäste nach drinnen gebracht.
Stella betrat das Fontanello und entdeckte drei Menschen, die dicht hinter der Eingangstür zusammenstanden und von Dario und Gunnar befragt wurden. Der Schock war jedem einzelnen Gesicht deutlich anzuerkennen. Der jüngere Mann mochte Mitte dreißig sein. Er hatte Blutspritzer auf seinem hellen Sakko.
»Was wissen wir über die Frau?«, wandte Stella sich an Banu.
»Ihr Name ist Franziska Koviak. Sie ist sechsundsechzig Jahre alt. Anlässlich des siebzigsten Geburtstags ihres Mannes«, Banu zeigte auf den weißhaarigen Herrn im Smoking innerhalb der Dreiergruppe, »wollten sie hier essen gehen. Außer ihrem Mann gehörten noch ihr Sohn sowie ihre Schwiegertochter zur Geburtstagsgesellschaft.«
Stella blickte sich um, konnte aber ihren Chef nirgendwo sehen.
»Thorsten ist gerade im Gastraum und befragt das Servicepersonal, ob heute Abend irgendetwas ungewöhnlich war. Vielleicht übernehmen wir die Zeugen, die in unmittelbarer Nähe von Franziska Koviak gestanden hatten?«
In dem nur schummrig beleuchteten Flur drückten sich sechs Menschen an die Wand, als wären sie lieber ganz woanders. Da es aber offensichtlich Augenzeugen waren und ihnen bereits gesagt worden war, dass sie noch befragt werden würden, mussten sie ausharren.
»Guten Abend, Stella Brandes und Banu Kurtoğlu von der Mordkommission.« Stella sah in die entsetzten Gesichter der Zeugen. Während Banu begann, die Personalien aufzunehmen, sprach Stella eine Frau an, die sie auf Ende vierzig schätzte. Diese krallte ihre rechte Hand in den Arm ihres deutlich jüngeren Begleiters. »Frau Behrmann, ich nehme an, dass Sie hier einen Tisch reserviert hatten und gemeinsam essen gehen wollten?«
Die Frau nickte, ließ für einen Moment den Arm des Mannes los und knüllte stattdessen ein Taschentuch zusammen. »Ja, Klaas, Klaas Meier, und ich wollten unsere Verlobung feiern.«
Die Frau schien in Stellas Gesicht Anzeichen von Überraschung zu suchen und wirkte fast verwundert, dass sie nichts dergleichen fand. Dennoch fühlte sie sich bemüßigt zu ergänzen: »Weil der Altersunterschied so groß ist, wollten wir es nicht gleich bekannt geben, sondern nur zu zweit ein bisschen feiern. Wir wollten, dass unsere Freunde sich langsam daran gewöhnen.«
»Daran ist ja auch gar nichts auszusetzen.« Stella schenkte der Frau ein ermutigendes Lächeln und blickte zu ihrem Verlobten, der in der Tasche seines Sakkos mit einem Autoschlüssel herumklimperte. »Erzählen Sie mir doch bitte ganz genau, was passiert ist, nachdem Sie aus dem Auto gestiegen sind.«
Klaas Meier räusperte sich. »Also, zunächst war da ja nichts Bemerkenswertes. Ich habe Bettina aus dem Auto geholfen, habe ihre Hand genommen, und dann sind wir auf den Eingangsbereich des Restaurants zugegangen. Ungefähr fünfzig Meter vor uns ging«, er schluckte hörbar und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, »die Tote, die da natürlich noch lebendig war.«
Stella ließ einige Sekunden betroffenes Schweigen zu und hakte dann nach. »Haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt? Vielleicht eine Person, die in einiger Entfernung stand und den Eingang beobachtete, oder jemanden auf einem der Balkons gegenüber?«
Klaas Meier schüttelte den Kopf. »Ich hatte, ehrlich gesagt, nur Augen für Bettina.« Er lächelte seine Verlobte an. Die beiden wirkten sehr verliebt.
Banu, die ihre Befragung abgeschlossen hatte, trat hinzu.
»Aber dann passierte ja etwas.«
»Ja, genau. Es sirrte ein paarmal ganz kurz hintereinander. So ein Geräusch habe ich bisher nur in Filmen gehört. Und dann brach die Frau zusammen.«
»Haben Sie jemanden weglaufen sehen?«
Das Paar sah sich an und beiden schüttelten mit dem Kopf.
»Nein«, sagte Bettina Behrmann, »ich habe nur gehört, wie eine Frau immer wieder geschrien hat ›Oh Gott, sie ist tot.‹ Mindestens zehnmal. Und der ältere Mann ist neben der Frau in die Knie gegangen und hat sie an den Schultern gepackt und gerüttelt.«
Stella bedankte sich bei Bettina Behrmann und Klaas Meier. Nacheinander befragten sie die anderen Zeugen. Die Aussagen deckten sich. Lediglich ein fünfzehnjähriges Mädchen wollte irgendwo im Gebüsch ein Licht gesehen haben, so wie von einem Mündungsfeuer. Es könnte aber auch ein Feuerzeug von einem Spaziergänger gewesen sein. Dario und Gunnar signalisierten, dass das Gespräch mit der Familie der Toten beendet war. Ein Kriseninterventionsteam würde sich weiter um sie kümmern. Gemeinsam traten sie aus der Tür, und Stella war froh, wieder an der frischen Luft zu sein, auch wenn die Spuren der Hinrichtung noch deutlich zu sehen waren. Thorsten Fock hatte kurz vor ihnen das Restaurant verlassen. Er hatte signalisiert, dass das SEK mit der Sicherung durch war.
Sie trafen sich auf der runden Rasenfläche mit dem von adipösen Marmorputten überladenen Springbrunnen. Dario gähnte und sah auf seine Uhr. »Es ist jetzt einundzwanzig Uhr. Wir sind seit zwölf Stunden im Dienst. Ich denke, dass wir unsere Gespräche morgen im Präsidium auswerten.«
»Tja«, sagte Stella. »Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Polizeidienst in einer Großstadt ist ein bisschen was anderes als auf dem Dorf. ›Großstadtrevier‹ versus ›Mord mit Aussicht‹. Aber ich denke, du hast recht. Für heute reicht es.« Stellas Handy hatte in ihrer Tasche schon zigmal vibriert, und sie konnte sich vorstellen, dass Jupiter zu Hause wie auf glühenden Kohlen saß. Erwartungsvoll sah sie ihren Chef an, damit er das Startsignal gab.
Thorsten Fock griff in seine Tasche und packte langsam einen Karamellbonbon aus. Nachdem er einige Sekunden darauf herumgelutscht hatte, sagte er: »Ja, ihr habt recht. Wir steigen morgen voll in die Ermittlungen ein. Im Grunde haben auch die Mitarbeiter des Fontanello nichts Besonderes zu sagen gehabt. Nur eins war ungewöhnlich. Es gab wohl mehrere telefonische Nachfragen, ob und wann Jupiter Jones mit Familie einen Tisch reserviert hat. Auch unmittelbar vor dem Mord noch. Die Frau an der Rezeption war sich nicht ganz sicher, aber es könnte immer dieselbe weibliche Stimme gewesen sein. Sie hat sich ein wenig zu sehr beeilt zu sagen, dass sie natürlich keine telefonische Auskunft gegeben hat.«
Stella runzelte die Stirn. Sie ärgerte sich, dass Jupiter mittlerweile quasi jeden seiner Schritte auf Facebook oder Instagram postete. »Bestimmt irgendwelche Fans, die ein Selfie mit ihm machen wollten.« Aber sie war nicht hundertprozentig davon überzeugt. Da Jupiter so ziemlich gleich eingeschlafen war, nachdem seine Eltern abgesagt hatten, hatte im Fontanello niemand gewusst, dass die Familie Jones und sie nicht kommen würden. Und etwas war Stella sofort durch den Kopf gegangen, nachdem sie die Tote gesehen hatte. Mit ihren vollen grauen Locken und ihrer sehr schlanken Figur sah sie ihrer zukünftigen Schwiegermutter Hellen Jones ziemlich ähnlich. Zumindest der Hellen, die Stella von Fotos kannte. Außerdem waren die Koviaks ebenfalls zu viert. Till Koviak, Franziskas Sohn, sah Jupiter zwar nicht besonders ähnlich, und seine Frau hatte auch kaum Ähnlichkeit mit Stella, dennoch war es ein komischer Zufall. Allerdings war es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass eine Frau wie Hellen Jones, die abgeschieden am Ende der Welt lebte, ausgerechnet bei ihrem einzigen Besuch in der Großstadt Hamburg das Ziel eines Anschlags sein sollte. Und obwohl dieser Gedanke so wahnsinnig unwahrscheinlich war, wusste Stella, dass er sie in dieser Nacht wachhalten würde.
»Also, was haben wir?« Thorsten Fock saß am Kopf des Tisches im Besprechungsraum und nickte Banu zu, die bereits im Aufstehen begriffen war. Sie nahm den Edding in die Hand, bereit, die zusammengetragenen Informationen im Kopf vorzustrukturieren und auf das Flipchart zu schreiben. Ihr Chef war zwar ein intelligenter Ermittler und hervorragender Theoretiker, aber trotz diverser Fortbildungen in diesem Bereich eine Niete in Visualisierung. Banu schrieb den Namen des Opfers ganz oben auf das Blatt, darunter den Tatort und die Uhrzeit.
»Jede Menge Zeugen, aber keiner hat etwas gesehen«, bemerkte Stella, die heute reichlich übernächtigt aussah. »Der Schuss scheint also von weiter weg gekommen zu sein.«
Dario pustete in seinen Becher mit heißem Tee. Der neue Kollege war der Einzige der Mordbereitschaft 5, der Tee trank statt Kaffee. Deshalb hatte er sich auch ein ganzes Regalfach voller eigener Becher mitgebracht. Denn er war der Meinung, dass man es immer schmecken würde, wenn in einen Teebecher auch nur einmal Kaffee eingegossen worden wäre.
Thorsten nickte. »Der Meinung bin ich auch, aber Konkretes können wir erst sagen, wenn Seligmann die Obduktion gemacht hat. Banu wird heute Nachmittag dabei sein. Die Staatsanwältin hat schon grünes Licht gegeben.«
»Noch ist auch nicht klar, aus welcher Art von Waffe der Schuss abgegeben wurde. Die Kriminaltechniker sind dran. Die Spurensicherung hat gestern Abend noch ziemlich lange gearbeitet.«
»Dann können wir wohl gerade nichts anderes tun, als das Blatt leer zu lassen?«, fragte Banu in die Runde.
»Nicht ganz«, meldete sich Gunnar zu Wort. »Thorsten sagte doch gestern, dass eine Menge Fragen nach der Reservierung von Jupiter Jones kamen? Vielleicht haben wir es mit einem verrückten Fan zu tun?«
»Dazu passt, dass gleich heute Morgen der erste Anruf vom Restaurantleiter des Fontanello kam. Die junge Frau, die gestern am Empfang Dienst hatte, hat ihn heute um sieben Uhr früh schluchzend angerufen. Sie hätte die ganze Nacht nicht schlafen können, weil sie dem ersten Anrufer doch erzählt hatte, dass um achtzehn Uhr ein Tisch für Jupiter Jones und Familie reserviert war. Es war ihr in dem Moment einfach so rausgerutscht. Der Restaurantleiter hatte seine Angestellte damit entschuldigt, dass sie erst kurze Zeit im Fontanelloarbeitete und vorher in einem weitaus bescheideneren Haus tätig gewesen war, in dem eventuell nicht so viel Wert auf Diskretion gelegt wird. Er hat auch gebeten, dass wir das nicht an die große Glocke hängen.«
Banu schrieb ›Zusammenhang mit Reservierung von Jupiter Jones?‹ auf das Flipchart und warf Stella einen Blick zu.
Ihre Kollegin rollte mit den Augen und rief: »Einspruch! Ich weiß, es hört sich jetzt eingebildet an. So, als wäre ich eine Fußballerfrau oder so. Aber es ist ganz häufig so seit dieser Fernsehserie, dass Jupiter, wenn er ins Restaurant, Café oder Kino geht, von ein paar Fans belagert wird, die Autogramme haben oder Selfies mit ihm machen wollen. Das ist nicht neu. Und bisher gab es dabei auch keine Toten.«
»Wenn es eine eifersüchtige Followerin gewesen wäre, hätte sie wohl auch eher Stella umbringen wollen. Mit vierzig hat man zwar kein Gesicht mehr wie eine Fünfundzwanzigjährige, nicht mal wie eine Dreißigjährige, aber mit einer Frau Mitte sechzig kann man Stella eigentlich nicht verwechseln.« Dario schien seinen eigenen Witz äußerst komisch zu finden.
Stella tat so, als hätte sie die Bemerkung überhört. Sie schickte lediglich einen eisigen Blick in Richtung Gunnar, der ein Lachen unterdrückte, sich die Hand vor den Mund hielt und einen Hustenanfall vortäuschte.
»Hast du denn mit Jupiter über den Mord gesprochen?«, fragte Thorsten und ging zur Fensterbank, wo er ein vertrocknetes Blatt vom Gummibaum abriss und es mit trauriger Miene zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieb.
»Ja, gestern Abend und heute beim Frühstück ganz kurz. Er ist natürlich schockiert. Aber er hat keine Drohungen oder so bekommen.«
»Okay«, sagte Thorsten, »business as usual, das heißt, dass wir zunächst die Familie und Freunde befragen. Vielleicht hatte Franziska Koviak ja ein dunkles Geheimnis. Dario und ich nehmen uns erst den Ehemann und danach den Sohn und die Schwiegertochter vor. Gunnar und Stella arbeiten die Reservierungen des gestrigen Abends im Fontanello durch. Vielleicht ist es hilfreich, den Restaurantleiter dabeizuhaben. Das Fontanello hat viele Stammkunden. Zu denen kann er bestimmt etwas sagen. Außerdem solltet ihr euch noch mal mit der Empfangsdame unterhalten. Und Banu fragt nach den Ergebnissen der Spurensicherung und geht anschließend in Seligmanns Leichenhalle.«
»Das bedeutet dann wohl, dass wir jetzt unseren eigenen Fall haben?« Banu versuchte, nicht allzu begeistert zu klingen, denn natürlich war ein Mord, auch der an Franziska Koviak, immer schrecklich und unfassbar. Aber wenn sie nun für diesen Mordfall zuständig waren, konnten sie die Mordbereitschaft 3 nicht bei den Ermittlungen im Fall der zerstückelten Obdachlosen unterstützen. Thorsten nickte und Banu atmete erleichtert auf.
»Bisher kann es alles Mögliche sein. Die Tierärztin hat das Bein zwar abgetastet und eine Beugeprobe gemacht, aber wir warten erst mal ab, ob das entzündungshemmende Mittel wirkt. Und ich soll ihn jeden Tag zwanzig Minuten im Schritt führen.« Annika zuckte mit den Achseln, löste den Knoten des Halfterstricks und zog ihr lahmendes Pferd, den Hannoveraner Wallach Sorry for Delay, hinter sich her durch die Stallgasse. Sie konnte in ihrem Rücken die enttäuschten Blicke ihrer Freundinnen spüren. Sie hatte durchaus mitbekommen, dass Delay als Überraschung mit Blumen geschmückt am Freitag vor der Apostelkirche stehen und Annika in den Hafen der Ehe begleiten sollte. Natürlich wollte sie dies eigentlich bis zur Trauung geheim halten, aber Annika hatte mehrere Indizien herausgefunden und kombiniert. Zum einen war da der Kastenwagen einer Floristin gewesen, der neulich vom Hof fuhr, als Annika gerade ihr Auto parkte. Dann hatte Alice gefragt, aus welchen Blumen genau der Brautstrauß bestehen würde. Aber wirklich verraten war der Plan, als Annika in der Altpapierkiste, die im Reiterstübchen stand, eine Skizze mit den Parkplätzen rund um die Apostelkirche fand, auf der rote Sternchen der Überschrift nach mögliche Abstellplätze für Pferdeanhänger markierten. Selbstverständlich tat sie so, als wüsste sie von nichts, denn sie wollte ihren Freundinnen den Spaß, den solche geheimen Planungen ja immer mit sich brachten, nicht verderben. Aber nun sah es sowieso so aus, als würde nichts aus der Überraschung, denn Delay hatte offensichtlich Schmerzen. Annika blieb stehen und streichelte den Hals ihres Pferdes. Es tat ihr nicht nur leid für ihre Freundinnen, sondern auch für den Wallach, denn wahrscheinlich wäre dies sein letzter öffentlicher Auftritt gewesen. Auf unzähligen Dressurturnieren hatte er bewiesen, dass er eine Rampensau war, hatte Annika immer mit gespitzten Ohren brav von Platzierung zu Platzierung getragen, bevor er wegen eines Fesselträgerschadens lange ausgefallen und dann nicht mehr richtig in Gang gekommen war. Sie liebte den mittlerweile achtzehn Jahre alten Delay, ertappte sich aber bereits dabei, dass sie die von Facebook vorgeschlagenen Verkaufsanzeigen für Pferde immer genauer durchlas, um einen Nachfolger für ihn zu finden. Denn sie war nun mal jemand, der sich im Wettkampf gern mit anderen maß, und das fehlte ihr.
»Warte mal, ich komme mit«, rief ihr Natascha hinterher. Annika blieb stehen, bis ihre Freundin ihr Pferd aufgetrenst hatte. Im Gegensatz zu Delay konnte man die Trakehner Stute Seven, die ständig hin- und hertänzelte, nicht einfach nur am Halfter führen. Eigentlich war Annika ganz froh, dass der Auftritt des Pferdes vor der Kirche ausfallen würde, denn sie hätte sich doch Gedanken gemacht, ob alles gut gegangen wäre. Und ihr Hochzeitstag sollte einfach nur schön werden, ohne ein einziges Sorgenwölkchen am Himmel.
Die Empfangsdame schien unter dem gestrengen Blick des Restaurantleiters mehr und mehr zu schrumpfen. »Ich möchte mich noch mal dafür entschuldigen, dass so eine Indiskretion passiert ist. Frau Liebherr tut dies sehr leid.«
Sofort war Stella klar, dass Elke Liebherr stumm bleiben würde wie ein Fisch, wenn sie sie nicht von ihrem Chef separieren würde. Zu groß war seine bedrohliche Präsenz ihr gegenüber. Stella und Gunnar tauschten einen vielsagenden Blick und Stella zeigte in Richtung des Empfangs.
»Zeigen Sie mir doch mal das Gästebuch, Herr Lichterberg. Ich möchte mir gern die Reservierungen ansehen.«
Der Restaurantleiter blickte noch einmal auf seine Angestellte, offensichtlich nicht ganz damit einverstanden, sie nicht weiter beaufsichtigen zu können, folgte Stella jedoch zu dem massiven marmornen Empfangstresen. »Ich hoffe, das bringt uns nicht allzu viele negative Presse. Für die nächsten Tage wurden schon einige Reservierungen abgesagt.«
»Ich kann verstehen, dass es nicht schön ist, sein Restaurant mit solchen Schlagzeilen in der Zeitung stehen zu sehen, aber Sie können ja nichts dafür. Und außerdem vergessen Menschen schnell.« Stella stellte sich hinter das riesige in Leder eingebundene Buch und blätterte eine Seite zurück. »Benutzen Sie keinen Computer für die Reservierungen?«
Der Restaurantleiter zeigte auf einen zugeklappten Laptop in der Ecke. »Doch, jede Reservierung wird elektronisch erfasst. Aber wir tragen auch alles zusätzlich händisch ins Buch ein. Es macht einen ganz anderen Eindruck auf den Gast, wenn er sieht, wie die Empfangsdame mit dem Finger die Liste der Reservierungen entlangfährt, einen Haken hinter den Namen setzt und den Gast dann zu seinem Platz führt. Es ist viel persönlicher. Und das schätzen die Gäste an unserem Haus.«
Stella nickte wissend, wunderte sich jedoch umso mehr, warum Jupiter hier hatte essen gehen wollen. »Ich kann Ihnen einiges zu den Reservierungen sagen. Wir haben viele Stammgäste. Gestern Abend waren mindestens fünfzig Prozent unserer Besucher bekannte Gesichter.«
»Wie war es denn mit Familie Koviak?«
Der Restaurantleiter schlug die Augen nieder und legte seine Hände aneinander, als wollte er beten. »Der arme Axel.« Er hielt einen Moment inne. »Ja, natürlich kannte ich die Koviaks. Sie kommen immer zu den Geburtstagen zu uns. Den sechzigsten Geburtstag von Franziska haben sie hier groß im Saal mit fünfzig Personen gefeiert.«
»Sie waren sogar per Du?«
Adrian Lichterberg winkte ab, und Stella hatte den Eindruck, dass es ihm unangenehm war. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass er noch genauer unter die Lupe genommen werden würde, wenn sich herausstellte, dass er die Koviaks gut kannte.