Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Duderstedt ist ein kleines Dorf auf dem Land, die letzte Ortschaft in Mecklenburg, bevor man nach Preußen kommt. Der Bau einer neuen Chaussee, die hinüber nach Preußen führen soll, sorgt für Unruhe. Mit der neuen Dampfwalze kommt auch der Maschinist Mallon in den Ort und lernt dort die junge Eva Camphausen kennen und lieben. Doch schließlich wird er eines Mordes verdächtigt – war es gar ein Lustmord? Und kann Mallon wirklich der Mörder sein? Walther von Hollander entfaltet in diesem anrührenden Roman von Fremde und Nähe, von Liebe und Trennung, von junger und alter Generation und von Tradition und Neuerung das Panorama eines Dorfes voller einprägsamer Charaktere, berührender Schicksale und anschaulicher Szenerien des Landlebens. Ein Roman der leisen Töne, der umso nachdrücklicher im Gedächtnis bleibt-
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 122
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Walter von Hollander
Saga
Walther von Hollander: Frühling in Duderstedt. © 1930 Walther von Hollander. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2016 All rights reserved.
ISBN: 9788711474587
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.
Duderstedt und Himmelang sind die letzten Ortschaften in Mecklenburg, bevor man nach Preußen kommt; Himmelang festungsartig auf einem kleinen Hügel gelegen, Duderstedt mit seinem Herrenhaus und den Bauernhütten ganz im Wald versteckt. Die beiden Dörfer werden durch einen kleinen Fluß verbunden, der die Rühe heißt, und durch die Fahrstraße Schwerin—Berlin, die kurz hinter Duderstedt ins Preußische mündet.
Diese Fahrstraße, die seit langem von kundigen Automobilisten gemieden wurde, geriet in den Jahren 1924 und 1925 in einen so jämmerlichen Zustand, daß selbst die Bauernfuhrwerke oft steckenblieben, die doch fürs Querfeldeinfahren gebaut sind, und daß schließlich der Jagdwagen des Landrats von Ippen aus Königsdorf an einem nassen Herbstabend am Duderstedter Park vollständig zu Bruch ging.
Der Kreistag und die Bauernparlamente von Himmelang und Duderstedt bewilligten unter dem Druck dieses Ereignisses endlich die Summen für die Wiederherstellung der Chaussee, und man beschloß, im Frühjahr zunächst die drei Kilometer zwischen den Dörfern in Angriff zu nehmen, dann die zwei Kilometer bis zur preußischen Grenze und schließlich in ein, zwei Jahren die fünf Kilometer bis zum Landratsamt Königsdorf.
Die Kilometer nach Preußen zu hätte man gern zuerst gemacht. Denn die Baronin Camphausen übernahm für diese Strecke freiwillig ein Drittel der Baukosten. Aber da die Herrin von Duderstedt ihre Bauern kannte, so war das Inkrafttreten der hochherzigen Stiftung an die Bedingung geknüpft, daß man „ohne Gehirnerschütterung von Schloß Duderstedt bis nach Himmelang genau bis zur Bäckerei Friese“ gelangen könne.
So stand es in den Abmachungen zwischen den Körperschaften und der Baronin zu lesen, und dabei blieb es, allen juristischen Bedenken zum Trotz, die der Landrat von Ippen hatte.
Die Vorarbeiten begannen früh, weil Januar und Februar fast schneefrei waren. Herr Weißke, der als Unternehmer die Arbeiten leitete, und Herr Will, ein junger Ingenieur vom Technikum Mittweida, den man eigens kommen ließ, trugen wochenlang Meßstangen auf der Landstraße hin und her, besahen sie durch ein Fernrohr, das auf einer Drehscheibe befestigt war, und trugen lange Zahlenreihen in ihre Notizbücher ein. Mit dieser merkwürdigen Aufnahme, über deren Zweck die Herren den Himmelangern nur undeutliche Auskunft geben konnten, begann das Fremde und Ungewohnte, das den Frühling mit Unruhe erfüllte und schließlich in einer Reihe von unglücklichen Ereignissen gipfelte.
Die Himmelanger hatten immer gewußt, daß die Fremden Unglück und Krankheit einschleppen und das gute Geld forttragen. Darum arbeitete man von vornherein möglichst mit Einheimischen. Darum verzichtete man auf moderne Maschinen, wie zum Beispiel die Chausseeaufreißer und die Schottermühlen, von denen Dr. med. Gradenow gehört hatte, und setzte lieber im Anfang März eine Kolonne von Arbeitslosen mit Spitzhacken auf der Chaussee an. Zum Steinzerkleinern aber wurden Invaliden angenommen.
Das gab ein Bild der Arbeit, wie man es kannte und liebte. Jeder Invalide bekam einen mit Sackleinewand bespannten Rahmen zum Schutz gegen Regen und Wind, eine Art Boxhandschuh mit verstärktem Daumen für die linke Hand (die den Stein zu halten hatte), einen Hammer mit langem Stiel für die gröbere, einen kurzstieligen für die feinere Zerkleinerung. Damit ihnen aber der Steinschlag nicht in die Augen spritzte, trugen sie große, dunkle Drahtbrillen, Brillen aus Kaffeesieben etwa. So hockten sie als eulenartige fremde Geschöpfe in der ihnen bekannten Landschaft, besahen sich lachend die etwas verdunkelten Felder, die Ebene, vor die Draht gespannt war, und den Fluß, der hinter Sieben floß, und wurden zuerst kaum von den nächsten Bekannten erkannt. Später gewöhnte man sich und konnte wieder Lemke und Kegelitz, Gratstein und Schütz, Pürne und Frieshelm unterscheiden.
Die Arbeit war bald in vollem Gange. Man kam nur nicht recht vorwärts. Am 25. März sollte die Dampfwalze kommen. Am 15. hatte man knapp einen Kilometer aufgehackt und Schotter für 500 Meter zerkleinert. Man mußte darum doch Leute von außerhalb anwerben, Arbeitslose aus Plümckau, Königsdorf, Wegebrück, ja selbst aus Preußen, junge Taugenichtse, die man später kurzweg die Plümckauer nannte, und die in eilfertig aufgestellten Baracken außerhalb Himmelangs auf dem Schützenplatz angesiedelt wurden.
Hier, wo sich sonst im Frühling, einer alten Überlieferung getreu, die Himmelanger Liebespaare im schwarzen Schatten der Riesenlinden versteckten, wo unter Wispern und leisen Schreien die Vorehen geschlossen wurden, lärmten nun die Fremden, sangen Abende lang zur Handharmonika, tranken und schrien hinter den Mädchen her, die zufällig oder mit Absicht vorbeikamen.
Mit ihrer Arbeit kamen die Plümckauer schneller voran als die Einheimischen. Dafür sorgte der Kreisbaurat Pecheloh, ein Greis, der wie ein Ziegenbock aussah und der mit seinem ärgsten Feind und nächsten Untergebenen, dem Straßenmeister Selke, unermüdlich zu Rad seinen Bezirk abfuhr, zu den seltsamsten Zeiten an den verschiedenen Arbeitsstätten auftauchte und in schrillem Diskant seiner steten Unzufriedenheit Luft machte.
Die Einheimischen ließen sich nichts von ihm sagen. Sie kannten den Machtkampf zwischen dem Unternehmer Weißke und dem Kreisbaurat und nutzten ihn aus. Sie kannten auch den Grund zur Feindschaft zwischen Selke und Pecheloh. (Pecheloh junior war mit Fräulein Selke vor einem Jahrzehnt durchgebrannt, und beide waren seitdem verschollen.) Sie kannten endlich Pechelohs zweite Ehe mit einer fünfunddreißigjährigen Auswärtigen, einer hageren, großbusigen Dame mit dunkler Vergangenheit und schlechtem Benehmen. Pecheloh hatte also bestenfalls bei den Plümckauern etwas zu bestellen, und so endete der Machtkampf Weißke-Pecheloh mit der stillschweigenden Vereinbarung, daß der Unternehmer die Einheimischen unter die Knute nahm und der Kreisbaurat die Fremden.
Die Kämpfe in Himmelang waren nicht so leicht zur Entscheidung zu bringen. Im Chausseeneubau bekamen die alten Feindschaften neue Nahrung, zum Beispiel die zwischen Bäcker Friese, der blindlings gegen jede Neuerung, und Dr. med. Karl Gradenow, der blindlings für jede Neuerung war; zwischen Apotheker Brand, dem Führer des Mecklenburgischen Heimatbundes, Ortsgruppe Himmelang, und dem Junglehrer Helmcke, der vor knapp fünf Jahren aus Preußen zugewandert war. Es ergaben sich Stammtischzersplitterungen und Neugruppierungen, und selbst der Bürgerklub, der sogenannte Zylinderverein, geriet in eine bedauerliche Krise, weil die Großbauern Behrendt und Steincke bei sonst gleichen Anschauungen völlig verschiedener Meinung über den Nutzen einer guten Landstraße waren.
Auch zwischen dem Landrat von Ippen und der Baronin Camphausen gab es Verstimmungen, die sich in einem spitz und schneidig geführten Briefwechsel Luft machten, und aus dem die Baronin mit Genugtuung entnahm, daß der Landrat die früher sehr engen Beziehungen nicht vergessen konnte. Denn sie wußte wohl, daß er Herrn von Tiedebüll meinte, wenn er die Verbindungen nach Preußen für unwichtig erklärte, und es machte ihr darum besonderen Spaß, den kleinlichen Partikularismus Ippens zu bekämpfen.
Im übrigen war auch sie nicht sehr glücklich über die Ansammlung von fremden Arbeitern in der Nähe des Gutes zur Frühlingszeit und traf strenge Maßnahmen zum Schutz der Mägde und einer geordneten Arbeitsführung.
Die Ankunft der Dampfwalze wurde bis nach Ostern verschoben, weil es nicht genug für die Maschine zu tun gab. Die Festtage waren sommerlich heiß. Wären die nackten Wälder um Duderstedt nicht gewesen und die Felder der Ebene, die in der Mehrzahl noch braun waren, man hätte sich im Juli glauben können.
Sommer und Frühling waren durcheinandergeraten. Man hatte keine Lust, bei dem herrlichen Wetter im Wirtshaus zu sitzen. Man konnte sich aber auch nicht ganz sommerlich gebärden; denn die Tage waren doch noch kurz, die Abende kühl, und der Wirt Reinicke, der einen Tanzboden auf dem Schützenplatz unter den unbelaubten Linden errichtete, fand abends nur den Zuspruch der Plümckauer und einiger Mädchen von schlechtem Ruf. Für eine halbe Stunde tauchte auch die siebzehnjährige Stella Gradenow auf, die Doktorstocher, drehte sich, das breite, weiße Gesicht hochmütig zurückgelehnt, eine halbe Stunde mit dem jungen Förster aus Plümckau im Kreise und war wieder fort, ohne sich von jemandem zu verabschieden. Außer dem Förster waren alle froh, daß sie so schnell wieder ging. Denn obwohl sie nicht besser war als die Anwesenden, so fühlte man sich ihr doch fremd. Allein schon diese überhitzten Redensarten! Ein Mädchen konnte zur größten Heiterkeit die Sprechweise Stellas ausgezeichnet nachmachen. „Sonst“, flüsterte sie und hob ihren Rock mit den Fingerspitzen weit über die Knie, „sonst haben wir nie Sterne über dem Tanzplatz. Denn durch das Sommerlaub scheinen sie nicht.“
Am Tage nach Ostern ging ein Unwetter von großer Stärke über die Ebene, warf im Duderstedter Park eine alte Buche über das Gärtnerhaus, zündete in Himmelang die Scheune des Straßenmeisters Selke an und deckte das Dach des Gradenowschen Anwesens ab.
Der Platzregen, der hinterher zwei Stunden lang vom Himmel stürzte, verhinderte eine Ausbreitung des Brandes, verursachte aber dafür eine Überschwemmung im Hause des Doktors. Zunächst begann der alte Plunder auf dem Boden zu schwimmen, die leeren Kisten schaukelten im trüben Wasser. Die Büstenfigur, auf der die verstorbene Frau Gradenow ihre Kleider genäht hatte, wankte, kopf- und armlos, zwischen den nackten Dachhölzern und stürzte, als Stella unvorsichtig die Tür öffnete, mit den ersten Wellen, von Hutkoffern und zergehenden Pappschachteln begleitet, über die Treppe bis in den Flur des ersten Stocks. Die dort gelegenen Schlafzimmer wurden von oben und von unten durchnäßt. Denn die Wasser rissen Löcher in die Decken, rannen in kleinen Bächen an den Wänden herab und sprangen über die Schwellen.
Der alte Gradenow, Stella und der zehnjährige Rolf taten, was sie konnten. Sie gingen mit Eimern und Wischtüchern, mit Schöpflöffeln und Schüsseln gegen das Unglück an, und der Doktor versuchte mit Dachpappe das leere Dachgebälk zu füllen. Viel konnten sie natürlich nicht ausrichten. Denn als einzige Hilfe hatten sie Tine, ihr halbtaubes Dienstmädchen. Die freiwillige Feuerwehr aber umstand mit ihren Spritzen die längst vom Regen abgelöschte Scheune Selkes, stellte Betrachtungen an über die Gefahren, die ohne den Regen den Nachbargrundstücken gedroht hätten, und der Feuerwehrhauptmann Steincke ließ dem Doktor Gradenow sagen, daß Feuerschaden dem Wasserschaden vorangehe.
Erst gegen Abend ließ das Unwetter nach. Nachts schienen schon wieder Sterne über den wasserblinkenden Feldern. Die hochangeschwollene Rühe bildete mit den Uferrändern fast eine Fläche. Am andern Morgen dampften dicke Nebel über dem Fluß. Es war kälter geworden, und ein Ostwind blies mit heftigen Stößen über die Ebene.
Die Bauern mußten abwarten, bis das Wasser etwas wegsickerte. Man versank auf den Feldern bis über die Stulpenstiefel im Schlamm, und die Wagen blieben stecken. So besichtigten sie die Unglücksstelle nochmal gründlich, bedauerten Selke, der nicht durch Versicherung gedeckt war, und belächelten das nasse Haus Doktor Gradenows, dem seine Feuerversicherung nichts nützte.
Durch das unfreiwillige Feiern kam es auch, daß die Ankunft der Dampfwalze so großes Aufsehen machte. Kinder hatten sie schon bei Königsdorf gesichtet, liefen schreiend vor ihr her oder kamen nach Hause gerannt, um die Neuigkeit zu überbringen. Eine halbe Stunde später hatte die Maschine den kleinen Hügel erklommen und betrat fauchend und klirrend das Kopfsteinpflaster von Himmelang. Es war ein auf drei Walzen schleichendes Ungetüm, mit dem Schornstein und dem Bauch einer ältlichen Lokomotive, mit dem Lenkrad eines Autos und der Klingel einer Straßenbahn. Ein ganzer Zug wurde nachgeschleppt. Ein grüner Wohnwagen zunächst mit roten Fensterläden und einer vor den Eingang gebundenen Treppe. Ein knallroter Wasserwagen sodann und schließlich ein dreizähniger auf Rädern montierter Pflug, wie ihn die Himmelanger noch nie gesehen hatten. Später erfuhr man, daß es der Straßenaufreißer war, der hier nach dem Willen des Gemeinderats und zugunsten der Arbeitslosen zu feiern hatte.
Dieser kleine Zug fuhr also klirrend und scheppernd durch die Hauptstraße, lustig anzusehen durch die Gegensätze von Schwarz zu Bunt, die in der grellen Mittagssonne aufreizend leuchteten, fuhr mit Pfeifen und Läuten, umsprungen von Kindern und Hunden und gefolgt von den Blicken der neugierigen Erwachsenen. Die konnten sich, da sie nicht wie die Kinder mitlaufen durften, über den Aufwand entrüsten, der heutzutage mit einer lumpigen Landstraße getrieben wurde, oder auch über den Mann auf der Dampfwalze lachen, der seine Kleinheit, wie der Italienerkönig, durch eine hohe Mütze ausgleichen wollte und sein halbes Gesicht hinter ihrem Riesenschirm verbarg. Wie komisch, daß er Breaches trug mit Wickelgamaschen, einen halboffenen Uniformrock und eine weiße Reiterbinde! Er glich in seiner Haltung eher dem Landrat von Ippen oder Herrn von Tiedebüll, dem „Vetter“ der Baronin, als den einheimischen Arbeitern.
Der Maschinist schien an das Aufsehen gewöhnt, das sein Einzug machte. Er sah nicht viel rechts und links, antwortete nicht auf die verschiedenen Zurufe, sondern vertrieb höchstens ab und zu die Kinder, die schon furchtloser wurden, zum Führerstand hinaufzuklettern versuchten oder Hosenknöpfe dicht vor die Walze legten, um ihre Zerpulverung mit Geschrei anzuerkennen.
Vor dem Hause Doktor Gradenows hielt der Zug. Stella und Rolf, die am Gartenzaun standen, wichen verwirrt zurück. Doktor Gradenow sprang die kleine Eingangstreppe in einem Satz herunter und kam schnell nach vorn, den schweren Kopf höflich zur Seite geneigt, das vergrämte Gesicht von einem Lächeln erhellt. Nein — der Herr hatte sich in der Nummer geirrt. Kein Wunder, denn das Nummernschild war von wildem Wein überwuchert. Aber dieses, Doktor Gradenows Haus, war Nummer 12, die gesuchte Nummer 14 des Unternehmers Weißke das Nebenhaus. 13 gab es auch in Himmelang nicht.
Der Dampfwalzenmann war erstaunt über den liebenswürdigen Wortschwall. Er nahm die Mütze ab und fächelte sich verlegen Luft zu. Stella fand sein Gesicht schön. Es war eiförmig, mit schmalen Schläfen, breiten Backenknochen und auffällig großem, rundem Kinn. Seltsam nur, wie hellrot die Lippen unter dem schwarzen Bärtchen schienen.
„Mallon“, sagte der Maschinist jetzt und machte eine kleine Verbeugung.
„Gradenow“, antwortete der Arzt und strich den kleinen grauen Knebelbart spitz zusammen. „Stella und Rolf“, fuhr er fort, zog seine Kinder heran und wies sie stolz vor. Der Maschinist gab den beiden die Hand, schüttelte den Kopf, als gefiele ihm etwas nicht, versuchte liebenswürdig zu lächeln und besah seine neuen Bekannten forschend.
„Wir haben ein kleines Unglück gehabt“, sagte der Arzt und wies zum Dach hinauf, auf dem man den Dachdecker hantieren sah. „Das Unwetter von gestern ...“
Mallon hatte es auf der Chaussee über sich ergehen lassen müssen. „Die Walze hält es aus“, sagte er und nickte anerkennend, „aber der Wohnwagen wackelte im Sturm, und der Regen wurde durch die Ritzen gedrückt. An Weiterfahren war nicht zu denken.“
„Die Schlafzimmer sind ruiniert. Das Wasser bat die Tapeten abgelöst und die Fußböden abgelaugt“, klagte Stella und lud zur Besichtigung des Schadens. Mallon lehnte ab. Die Maschine stand unter Dampf. Er mußte sich beim Unternehmer melden und an die Arbeitsstätte fahren. Er verabschiedete sich und lief, die Mütze in der Hand, zum Nachbarhaus. Weißke erwartete ihn schon. Er nahm ihm stirnrunzelnd das Arbeitsbuch ab, vergaß, ihm die Hand zu geben, und prüfte Abfahrt- und Ankunftzeit genau.
„Wir haben schließlich die Anfahrt zu zahlen“, murrte er und ging mit Mallon ins