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Als sich Inea in den geheimnisvollen Eamon verliebt, ahnt sie nicht, dass er der Retter ihres Volkes ist: Ein Krieger, der in Zeiten höchster Not erschaffen wird. Danach muss er jedoch vernichtet werden, weil seine Macht ihn zum Bösen verändert. Doch was passiert, wenn dieser Krieger zu lieben beginnt? Als genau dies geschieht, droht Eamon seine Magie zu verlieren. Nur wenn er Inea und damit die Frau, die er in sein Herz geschlossen hat, tötet, kann er seine Bestimmung erfüllen. Inea will ihn trotz der Gefahr nicht aufgeben und stellt sich einem kaum greifbaren Gegner: der Funkenmagie.
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Copyright Text © 2017
und Copyright dieser Neuausgabe 2024 by
Drachenmond Verlag GmbH
Auf der Weide 6
50354 Hürth
https://www.drachenmond.de
E-Mail: [email protected]
Lektorat: Viktoria Kravtschenko
Korrektorat: Michaela Retetzki
Layout Ebook: Stephan Bellem
Umschlag- und Farbschnittdesign: Emily Bähr
Bildmaterial: Shutterstock
ISBN 978-3-95991-085-9
Alle Rechte vorbehalten
1. Der Fy
2. Erinnerungen
3. Alarm
4. Berührungen
5. Dunkler Abgrund
6. Der Westflügel
7. Der Fy-Riad
8. Pure Entschlossenheit
9. Die Dienerin des Fy-Riads
10. Annäherung
11. Die Rebellen
12. Friedenszeiten
13. Aufbruch in die Schattenwelt
14. Der Überfall
15. Entführt
16. Sicherheit
17. Zuhause
18. Hexenkessel
19. Aufgespalten
20. Gaben der Liebe
21. Die Hinrichtung
22. Kriegsende
23. Farbenspiel
24. Funkensturm
25. Fluhs Weihnachten
Drachenpost
Was ist das?«, fragte ich entsetzt und starrte die graue Pampe angewidert an.
»Irgendwas mit gestampften Kichererbsen und alten Fleischresten. Woher die stammen, willst du nicht wissen. Dem Koch ist die Matsche zusätzlich noch angebrannt.«
Ich rümpfte die Nase, denn der Brei sah nicht nur widerlich aus, er roch auch so. Trotzdem zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Ich hatte seit dem Morgengrauen nichts gegessen und wusste, dass ich den restlichen Tag keinen weiteren Bissen bekommen würde.
Unser Schloss hungerte – und das bereits seit drei Jahren.
Seufzend nickte ich dem Küchengehilfen zu, der genauso unglücklich über die Pampe war wie die hungrigen Mäuler, die er zu stopfen hatte. Mein kleiner Winddrachen auf meinem Kopf bewegte sich in dieser Sekunde nach vorne, um in die Schüssel zu starren. Fluh schnupperte und jammerte leise. Auch sie musste hungern, solange ich nichts zu essen bekam.
Mein Blick fiel auf die lange Schlange von Burgbewohnern. Sie sahen alle ausgemergelt und erschöpft aus, die Gesichter grau vor Müdigkeit und Angst, die Klamotten starr vor Dreck und Blut. Der Krieg hielt uns gemeinsam fest im Griff.
Ich drückte die Schüssel mit dem Klecks Brei wie einen Schatz an die Brust und wartete geduldig, bis mir eine alte Küchenfrau noch einen daumenbreiten Streifen Brot in die Hand quetschte. Sie zuckte mit den Achseln, als sie meinen entsetzten Blick bemerkte.
»Wir müssen nicht mehr lange hungern, meine Kleine. So oder so ist es bald vorbei.«
»Meine Henkersmalzeit habe ich mir aber etwas üppiger vorgestellt«, erwiderte ich.
Die Alte verdrehte die Augen. »Wenigstens haben wir hier im Schloss ein wenig Brot. Da draußen in den Schützengräben gibt es nichts außer gebratene Ratte.«
Da hatte sie auch wieder recht. Bevor sie mir noch mehr den Appetit verderben konnte, ging ich weiter und machte Platz für den Nächsten, der mit der Alten zu diskutieren begann.
Ich sah mich kurz im Raum um und entdeckte bald eine Gruppe Sidhe, die ich kannte. Meine Freundin Mina winkte mir hektisch zu und ruderte wild mit den Armen, um mich zu sich zu locken. Ich folgte der Aufforderung und stand wenig später neben den zierlichen Elfenwesen, die über den Stühlen schwebend ihren Brei löffelten. Warum sie sich dennoch um einen Tisch scharrten, blieb mir ein Rätsel.
»Ich setze mich heute nicht zu euch«, sagte ich zu Mina, bevor sie überhaupt das Gespräch eröffnen konnte.
Mina sah mich schockiert an. »Wir haben dir extra einen Platz frei gehalten«, protestierte sie. Da ich als Einzige in der Truppe nicht fliegen konnte, war das natürlich keine große Kunst.
»Heute ist Auszeit für mich«, erklärte ich achselzuckend und nickte den schimmernden Gestalten noch einmal aufmunternd zu. Das Elfenvolk sah ähnlich mitgenommen aus wie wir Menschen. Ihr ursprüngliches Strahlen war zu einem leichten Glanz verblasst, auch die Körper wirkten ausgezehrt und mager. Natürlich waren die Sidhe schon immer zierlich gewesen, doch jetzt sah ich deutlich die Wangenknochen hervorstechen. Die unnatürlich riesigen Augen waren noch gigantischer als sonst.
Die meisten Sidhe waren etwa so groß wie mein Kopf, allerdings machten sie das durch ziemlich überdimensionale Flügel wieder wett. Eine Sidhe mit ausgebreiteten Schwingen hatte eine Spannweite von bestimmt drei Schritten.
Gerade eben flatterten sie fast lautlos vor sich hin, die Flügel halb angeklappt, durch ihre Magie getragen. Die schimmerte bläulich, wodurch die ohnehin blassen Körper noch durchscheinender wirkten. Im krassen Kontrast standen dazu ihre Haare – die gab es in allen Tönen, von Meergrün bis Himmelblau.
Meine Freundin Mina hatte die schönsten grasgrünen Strähnen, die ich je gesehen hatte. Die Augenfarbe erinnerte eher an dunkles Moos, durchsprenkelt mit ihrer blau gefärbten Magie. Eben jene schillernden Augen durchleuchteten mich jetzt und musterten mich ebenso intensiv wie ich sie. »Auszeit für dich? Du weißt schon, dass es gut die letzte gemeinsame Mahlzeit sein könnte?«
»Das merkst du bereits seit einer Woche an – und bislang hast du mich damit jedes Mal überreden können, doch heute brauche ich einen Moment für mich. Bis später!«
Ich hob grüßend die Schüssel und die Sidhe wedelten zum Abschied mit den Löffeln. Während ich zur Tür ging, pfiff ich nach Diamad. Das war mein zweiter Drache. Der krabbelte wie immer unter den Tischen herum, stets auf der Suche nach heruntergefallenen Essensresten. Drachen ernährten sich zwar eigentlich nur von der Lebensenergie ihrer Besitzer und von Glutsteinen, doch Diamad naschte gerne.
Als er den Pfiff hörte, startete er durch und flatterte zu mir herüber. Fluh, meine fast unsichtbare Drachendame, begrüßte ihn leise mit einem Schnauben. Sie war die ältere von beiden und definitiv besser erzogen. Sie blieb stets bei mir, zusammengerollt wie eine Katze auf meinem Kopf. Da ihre luftige Gestalt nichts wog, verspürte ich höchstens mal einen sanften Lufthauch, sobald sie sich bewegte.
Diamad hingegen war eine andere Nummer. Der Feuerdrache ließ sich plump wie eh und je mit dem ganzen Gewicht auf meine rechte Schulter fallen und trompetete vergnügt ein Hallo.
Mein Ohr klingelte und der Nacken protestierte. Diamad wog mittlerweile bestimmt an die zehn Kilo und jede seiner Landungen brachte mich erst einmal aus dem Gleichgewicht.
»Bleib bei mir«, ermahnte ich ihn. Er drapierte sich als Antwort quer über meine Schultern, sodass er wie eine Art lebendiger Schal um meinen Hals lag. Sein schuppiger Schwanz schlängelte sich dabei um meinen rechten Oberarm.
Ich war die Kletterei gewohnt und bemerkte sie nicht einmal mehr. Allerdings war klar, dass sich Diamad bald einen neuen Stammplatz suchen musste – er wurde langsam zu groß, um als Schal durchzugehen. Doch heute konnte gut unser letzter Tag sein, und da mochte ich nicht kleinlich sein.
Ich drängelte mich an den Menschen und den anderen Wesen vorbei, die gerade den Essensraum betreten wollten. Viele warfen einen angewiderten Blick in meine Schüssel, andere machten mir Platz. Dank meiner Drachen hatte ich mir ein wenig Respekt erarbeitet.
Ich nickte jenen zu, die ich kannte, und grüßte diejenigen, die mich ansprachen. Fünf Schritte später war ich aus dem Pulk heraus und huschte den rechten Gang Richtung Südturm hinunter. In den Bereich verirrte sich so gut wie niemand mehr, immerhin war der Südturm vor zwei Jahren komplett in sich zusammengestürzt. Er hatte dabei netterweise einen derartigen Schutt- und Geröllhaufen hinterlassen, dass sich unsere Angreifer nicht hatten hindurchquälen können. Seitdem waren die Angriffe von dieser Seite seltener geworden, bis sie ganz ausblieben.
Ab da besuchte ich den einsamen Südturm, wann immer ich allein sein wollte. Auf einer halb eingestürzten Aussichtsplattform hatte ich mir eine Art Lager gebastelt, bestehend aus Fellen, zwei Kerzen und ein paar Pflanzen. Mein ganz persönlicher, geheimer Garten. Sogar ein Dach gab es, gebildet aus Trümmerstücken und dem schräg stehenden Südturm.
Leise vor mich hin pfeifend verließ ich den Gang, kletterte über eine halb eingefallene Mauer und balancierte zwei Stege entlang, um zu meiner Plattform zu gelangen. Dabei lauschte ich auf die so vertrauten Geräusche des Krieges.
Offenbar beschossen die Tul Curragh wie immer die dritte Festungsmauer. Die hielt jedoch seit zwei Jahren stand, magisch verstärkt und von den fleißigen Puk wieder geflickt. Ohne die Gnome und unsere Kriegsmagier hätten wir schon längst einpacken können.
In Gedanken machte ich es mir bereits unter dem Farnbusch bequem, erstarrte jedoch, kaum dass meine Zehen die Plattform berührten. Mein Blick fiel auf meine Felle, die normalerweise ordentlich übereinandergestapelt in einer Ecke lagen. Jetzt allerdings waren sie wie ein Teppich ausgebreitet – und ein Mann saß darauf.
Ich starrte ihn entgeistert an und ließ fast die Breischüssel fallen. Im letzten Moment packte ich fester zu, bewegte ansonsten aber keinen Muskel.
Auch Diamad und Fluh richteten sich auf, musterten den Fremden.
Der saß im Schneidersitz auf meinem Lieblingsfell und blickte uns so erhaben entgegen, als sei er der Herr im Hause hier.
»Wer bist du und was willst du und warum sitzt du auf meinen Fellen?«, eröffnete ich umgehend das Gespräch, nachdem ich ein paar Wortfetzen aus meinem entgeisterten Gehirn gefischt hatte.
Er zog eine Augenbraue hoch und blickte hinunter auf seine flauschige Unterlage. »Ich nahm an, dass diese mottenzerfressenen Fetzen herrenlos sind«, sagte er trocken. Seine Stimme klang überraschend warm, angesichts der Tatsache, dass er eindeutig ein Fy war.
Ein Magier der Kriegerkaste.
Zugegebenermaßen war ich noch nie einem von ihnen so nah gewesen. Die Fy sonderten sich vom gemeinen Fußvolk ab, wohnten fernab der anderen – was vermutlich daran lag, dass sie stets in direkter Nähe ihrer Feinde lebten, also quasi im Schützengraben hausten.
Dieser hier hatte eindeutig ordentlich was abbekommen, denn sein Gesicht war über und über mit Kratzern, Schnitten und Brandwunden übersät. Ein Auge war etwas zugeschwollen, die Lippe geplatzt, das eine Ohrläppchen weggefetzt.
Er sah zum Fürchten aus.
Trotzdem richtete ich mich auf und wich um keinen Millimeter zurück.
»Diese wundervollen Felle habe ich mühevoll im Schloss zusammengesammelt und sie hier für mich hinterlegt. Sie gehören mir. Du musst gehen.«
Der Fremde hob spöttisch eine Augenbraue und lehnte sich provokant nach hinten, sodass er jetzt halb auf meinen Fellen lag. Dabei ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. Ganz der Krieger. »Wer es findet, dem gehört’s«, erwiderte er.
»Nicht, wenn da überall mein Name draufsteht.«
Er runzelte die Stirn, sah sich um. »Wo steht … oh!« Sein Blick war auf die mühsam eingebrannten Buchstaben gefallen, die ich in nächtelanger Arbeit in jeden einzelnen Fetzen gestanzt hatte.
»I-Punkt heißt du?«, fragte er und grinste.
»Inea«, korrigierte ich und wedelte mit der Hand. »Wenn du jetzt bitte entschuldigst. Könntest du dich trollen?«
»I. ist nicht besonders präzise, sobald es um die Markierung eines wertvollen Besitzes geht«, erwiderte er und überging meinen Einwand damit einfach. Für einen entsetzlichen Moment dachte ich, er würde weiterdiskutieren, doch schließlich stand er auf und klopfte übertrieben sorgsam das eine Fell ab, auf dem er gesessen hatte.
»Bitte schön, die Dame.« Er zwinkerte mir zu und trat zur Seite. Anstatt jedoch an mir vorbeizugehen und die Plattform zu verlassen, zog er sich den schwarzen Mantel von den Schultern und ließ ihn etwa fünf Schritte vom Fell entfernt fallen. Fassungslos beobachtete ich, wie er sich niederließ, vorbeugte und seinen Waffenstapel zu sich zog.
»Äh …«, brachte ich schwach hervor. »Schon mal was von Privatsphäre gehört? Das Schloss ist riesig. Musst du ausgerechnet hier dein Lager aufbauen?«
»Ja.«
»Ja?«
»Ja.«
Okay. Da war jemand äußerst stur. Für einen winzigen Moment erwog ich, weiter mit ihm zu diskutieren, doch dann ließ ich es bleiben. Ich war viel zu müde und zu hungrig, um mich zu streiten.
Ich sah es allerdings auch nicht ein, wieder zu gehen. Daher lief ich zu meinen Fellen, zog sie so weit wie möglich von dem Fremden fort und setzte mich. Augenblicklich sprang Diamad von meiner Schulter und hockte sich neben mich, die glitzernden Reptilienaugen wie festgeklebt auf den Fy gerichtet.
Der beachtete mich nicht und schliff seine Dolche.
Ich warf dem Mann einen nervösen Blick zu, beschloss dann aber, dass mir keine Gefahr drohte. Die Kriegsmagier hatten sich verpflichtet, uns Schlossbewohner mit ihrem Leben zu verteidigen. Da würde sich dieser hier nicht ausgerechnet auf mich stürzen. Hoffentlich.
Tapfer nahm ich meinen Löffel zur Hand, schob etwas Brei darauf und steckte ihn mir in den Mund. Sekunden später würgte ich und hustete, während sich alle meine Härchen auf der Haut aufstellten. Mir entfuhr ein so entsetzter Laut, dass der Krieger vor mir auf die Beine sprang, die Dolche zur Verteidigung erhoben.
»Was ist?«, fragte er alarmiert.
Ich keuchte und fächelte mir mit den Händen Luft zu. Meine Kehle schrie derweil verzweifelt um Hilfe. Himmel! »Das Essen …«, brachte ich mühsam hervor. Mittlerweile waren mir Tränen in die Augen gestiegen, sodass ich den Krieger nur unscharf erkennen konnte. Den verwirrten Blick erkannte ich aber dennoch.
»Was ist mit deinem Essen?«, fragte er.
»Elfenfeuer. Zu viel. Viel zu viel.«
Das Problem am Zusammenleben in unserer schönen Festung namens Tul Dalla war, dass hier die verschiedensten Völker hausten – und die aßen allesamt ziemlich unterschiedlich. Die zierlichen Feenwesen liebten scharfes Essen, was für menschliche Münder tödlich sein konnte. Offenbar war heute der Sidhekoch am Werke gewesen.
Der Krieger sah mich verdutzt an – und brach in schallendes Gelächter aus. Ich verzog missmutig das Gesicht, während ich weiter wie eine Schwachsinnige vor mich hin hechelte. Mangels Wasser war das alles, was ich machen konnte.
»Lösch die Schärfe mit dem Brot«, riet mir der Fy, doch ich schüttelte hektisch den Kopf. Der Krieger verstand. »Vielleicht auch Feenbrot? Gib her, ich teste es.« Er hockte sich neben mich, nahm mir die Scheibe aus der Hand und brach einen kleinen Krumen ab. Offenbar hatte er ebenfalls Respekt vor den Kochkünsten der Elfen.
Verdammt. Hätte ich doch noch kurz mit Mina geschwatzt. Sie hätte mich garantiert gewarnt.
Der Fy nahm den Krumen und probierte ihn vorsichtig. Aus tränenden Augen sah ich, dass er lächelte. »Keine Gefahr, du kannst es essen«, beruhigte er mich.
Ich steckte mir hastig das halbe Brot in den Mund und kaute wie eine Wahnsinnige. Verdammt, brannte das. Mein Kreislauf war kurz davor, zu kollabieren. Mir brach der Schweiß aus.
Der Fy hockte weiterhin neben mir und sah mir mit vergnügt funkelnden Augen bei meinem Todeskampf zu. Seine Kleidung roch versengt, was natürlich auch die halb weggeflämmten Augenbrauen erklärte. Die blitzenden Pupillen darunter wirkten hingegen wirklich sehr schön. Er hatte rehbraune Augen mit ein paar goldenen Fünkchen darin.
Offenbar war er ein Feuermagier.
Als er bemerkte, dass ich nicht einfach in Ohnmacht fiel, stand er auf und kam mit einer Wasserblase zurück. Wortlos hielt er sie mir hin.
»Trink.«
Ich kaute erst den Rest des Brotes, dann nahm ich einen Schluck Wasser. Hui, das tat gut. Mein Magen beruhigte sich genauso wie mein Kreislauf.
Fluh half, indem sie mir eine sanfte Brise über die Stirn streichen ließ. Sie kühlte ebenfalls meine erhitzten Wangen, gluckste dabei jedoch fröhlich vor sich hin. Auch sie fand die Aktion unfassbar komisch.
Diamad hingegen hockte stocksteif neben mir und sah mich aus panisch wirkenden Augen an. Zwischendurch warf er immer wieder hektische Blicke zum Krieger hinüber, versuchte zu verstehen, ob der etwas mit meinen plötzlichen Problemen zu tun hatte.
»Alles in Ordnung, Diamad«, beruhigte ich ihn mit schwacher Stimme. Die vor Schreck lindgrün gewordenen Schuppen des Drachens wurden wieder dunkler.
Der Fy hockte weiterhin dicht vor mir, musterte mich – und grinste blöd.
»Hör auf zu lachen«, grummelte ich. »Kann doch jedem mal passieren.«
Jetzt lachte er erst richtig, hob die Hand und klopfte mir kumpelhaft auf die Schultern. »Du bist drollig«, erklärte er kopfschüttelnd und stand auf, um sich auf seine Jacke zu setzen.
Ich ließ etwas von dem Wasser aus der Blase in die Handfläche fließen und tupfte mir damit Stirn und Nacken ab. Besser. So langsam fühlte ich mich wieder wie ein Mensch.
»Vielleicht sollten wir dieses Höllenzeug den Tul Curragh servieren. Danach wären wir sie ein für alle Mal los«, brummte ich schlecht gelaunt. Ich packte die Schüssel und warf sie mit Schwung über den Rand der Plattform. Es polterte, als sie auf dem Hang aufkam.
Der Fy legte den Kopf schief, dachte über meine Worte nach. »Ich fürchte, sie sind zu klug, als dass sie Elfenfeuer einfach so in sich hineinstopfen würden.«
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, den er mit einem Lächeln erwiderte. Da fiel mir zum ersten Mal auf, dass er wirklich gut aussah. Zwar zermatscht, aber dennoch ziemlich hübsch.
»Du solltest deine Leute warnen«, überlegte der Fy laut. Er beschäftigte sich bereits wieder mit den Dolchen, sodass ich seine Augen nicht mehr sehen konnte. Die waren hinter den strähnigen, verstaubten schwarzen Haaren verschwunden.
»Glaub mir: Die wissen das längst. Es muss ja nur einer im Gemeinschaftssaal probiert haben – schon hat es jeder mitbekommen.«
»Nur du nicht. Du hockst hier einsam auf deinen Fellen und versuchst, arme Fy zu verscheuchen. Könnte die Strafe des Himmels gewesen sein.«
»Oder es war einfach Pech.«
Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich rücklings auf die Felle fallen und starrte hinauf in das Lianengeflecht, das ich gepflanzt hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob es giftig war, aber es sah hübsch aus.
Mein Magen grummelte laut.
Weil ich dagegen ohnehin machtlos war, ließ ich ihn protestieren. So viel zur letzten Henkersmahlzeit. Wobei … es wäre ja tatsächlich um ein Haar mein letzter Bissen gewesen.
Etwas landete mit einem Plumps auf meinem Bauch, sodass ich erschrocken zusammenfuhr und mich aufsetzte. Es war ein kleiner Beutel aus Leder, der ziemlich abgewetzt und alt aussah.
»Iss«, befahl der Fy, ohne hochzusehen. »Das ist garantiert Feen-freies Trockenfleisch.«
Wären die Umstände normal gewesen, hätte ich mich jetzt sicherlich geziert – immerhin hatte ich nur zehn Minuten vorher alles darangesetzt, um den Fy loszuwerden. Doch die Umstände waren schon lange so verzweifelt, dass ich meine Skrupel über Bord warf und hektisch den Beutel öffnete.
Tatsache. Da kam Trockenfleisch zum Vorschein. Andächtig nahm ich einen Streifen hervor und hielt ihn in das schwindende Licht der Sonne.
»Wo hast du das her?«, fragte ich.
»Das ist getrockneter Tul Curragh. Da, wo ich herkomme, gibt es jede Menge davon.«
Mir fiel alles aus dem Gesicht. Mit einem Quieken ließ ich das Trockenfleisch zu Boden fallen und schleuderte den Beutel entsetzt von mir fort.
Der Fy seufzte tief. »Du glaubst auch alles.«
Mir schoss sofort die Röte in die Wangen, während Diamad interessiert am Fleischstück schnupperte. Der Krieger stand indes auf, um seinen Beutel zu holen. Der lag gefährlich nahe am Abgrund.
Schweigend verstaute er die Essensration irgendwo zwischen Hemd und Hose. Dabei schüttelte er in einer Tour den Kopf.
»Ist ja gut, ich hab’s verstanden«, ging ich genervt dazwischen. »Ich bin unfassbar dumm und du total der Held.« Ich klaubte den Fleischstreifen vom Boden auf, wischte ihn achtlos ab und biss hinein. Er schmeckte … himmlisch! Etwas zu rauchig, etwas zu herb, aber wenigstens nicht nach Fuß. Wir waren tatsächlich mittlerweile so verzweifelt, dass es das ein oder andere Mal Schuhsohle zu essen gegeben hatte.
Der Fy hatte inzwischen die ganzen Dolche, Messer und Schwerter an sich befestigt und hob seinen Mantel auf. »Pass auf dich auf, Inea«, sagte er plötzlich ernst und nickte mir zu.
Bevor er über die Planke aus meinem Leben verschwinden konnte, rief ich ihm hinterher: »Wie heißt du denn überhaupt?«
Er verharrte, zögerte. Auf der Planke stehend drehte er sich zu mir um, musterte mich. »Eamon«, erwiderte er langsam.
»Dann pass ebenfalls gut auf dich auf, Eamon.«
Wir nickten uns in dem festen Wissen zu, dass wir uns niemals wiedersehen würden. Sekunden später war die Gestalt des Fy verschwunden.
Die nächsten Tage war ich zu beschäftigt, um noch einmal an den seltsamen Krieger zu denken. Seitdem der Krieg tobte, wurden die Arbeiter immer weniger und die Aufgaben mehr. Zum Glück war Diamad zu klein, als dass er als Frontdrache Verwendung gefunden hätte. Ich befürchtete jedoch, dass uns das Schicksal irgendwann einholen würde. Bis es so weit war, säuberten wir verbissen sämtliche Kamine des Schlosses, räumten Geröll zur Seite und besserten zerstörte Treppen aus.
Die Kanonenkugeln der Tul Curragh kamen zum Glück nur selten bis zum Schloss. Die Angreifer hatten bislang nur die äußersten drei Wälle durchbrechen können. Am vorletzten bissen sie sich seit zwei Jahren die Zähne aus.
Das hieß allerdings nicht, dass wir in völliger Sicherheit lebten. In letzter Zeit schafften es immer mehr Geschosse bis zu uns – besonders die Pfeilhagel kamen näher und näher. Das war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass unser beschauliches Leben nur eine Illusion war.
Okay. So richtig beschaulich war es nicht wirklich.
Ich schuftete eigentlich den ganzen Tag – und das bei leerem Magen und müden Knochen. Im Gegensatz zu den Dorfbewohnern hatte ich aber wenigstens Arbeit und bekam was zu essen, also konnte ich mich nicht so richtig beschweren.
Eamon traf ich wieder, als die Tul Curragh zum ersten Mal ein Loch in den dritten Wall gesprengt hatten. Morgens gab es kein anderes Thema mehr, vor allem, weil die Gerüchteküche brodelte. Unsere Herrscherkaste, die Jeal, lagen dem König seit Monaten in den Ohren. Sie verlangten, dass er abdanken und einen Kriegsfürsten ernennen sollte. Dummerweise ging die Machtübergabe nur, wenn der eine Herrscher starb und die magische Verbindung mit dem Schloss an den anderen übergab.
Von daher konnte ich den König durchaus verstehen. Sich selbst zu opfern, um dem Volk zu helfen, war gewiss nicht einfach.
Der Durchbruch der Tul Curragh gab jedoch den Ausschlag. Der König musste abdanken, da waren sich mittlerweile alle einig.
In diesen Tagen sah ich ungewöhnlich viele Fy in unseren Gängen. Sie kamen ins Schloss, um ihre Stimme für den Kriegsfürsten abzugeben, denn der wurde äußerst demokratisch aus einem Pool von Bewerbern gewählt.
Ich fegte gerade den letzten Kamin des Flures aus, als ich Schritte hörte. Dankbar für jede Art von Unterbrechung, hielt ich inne und sah mich um. Mein Blick fiel sofort auf vier Fy, die zielstrebig Richtung Königssaal gingen. Und siehe da … einer von ihnen war mein Lebensretter.
Bevor ich überhaupt nachgedacht hatte, winkte ich bereits wie eine Schwachsinnige. »Eamon«, rief ich und klang erstaunlich erfreut.
Die Fy blickten mich überrascht an und warfen dem jüngsten unter ihnen verwirrte Blicke zu. »Woher kennt die dich?«, fragte ein älterer Kriegsmagier unwirsch.
Eamon antwortete nicht, sondern drängelte sich an ihm vorbei. »Geht schon mal vor. Ich komme sofort nach«, erklärte er. Die drei zögerten und warfen sich seltsame Blicke zu. Als Eamon bemerkte, dass sie nicht weitergingen, drehte er sich genervt um. »Macht schon. In fünf Minuten bin ich bei euch.«
Zu meinem Erstaunen entfernten sie sich tatsächlich, während Eamon auf mich zutrat. Jetzt, wo ich ihn herangelockt hatte, wurde ich mit einem Mal nervös. Hastig wischte ich mir die Hände halbwegs an der Schürze sauber und klopfte mir den schlimmsten Dreck vom Kleid. Ein hoffnungsloses Unterfangen.
Ich unterbrach die unsinnigen Versuche recht rasch, als Eamons Schatten auf mich fiel.
»Hallo, Inea«, grüßte er mich höflich.
Ich konnte nicht anders. Ich lächelte. »Du kennst ja sogar noch meinen Namen«, merkte ich erfreut an.
»Jemanden, der mir beinahe vor die Füße gekotzt hätte, vergesse ich nicht so schnell.«
Mein Lächeln erlosch.
Er lachte und zwinkerte mir zu. »Und diese hübschen Augen waren auch ziemlich bemerkenswert.« Sein Blick wanderte nach rechts, wo Diamad stand und nervös mit dem Schwanz peitschte. Der kleine Drache ging dem großen Krieger gerade mal bis zur Hälfte der Waden, ließ sich jedoch nicht einschüchtern. »Hallo, Diamad.«
Die Haltung des Drachen veränderte sich augenblicklich. Wer seinen Namen kannte, war ein Freund – zumindest hielt Diamad das so. Das Schwanzwedeln war jetzt eindeutig eine Begrüßung, ebenso das kehlige Knurren.
Eamon belohnte ihn mit einem kurzen Lächeln und wandte sich mir wieder zu. »Wie ist es dir so ergangen?«, erkundigte er sich. Er war definitiv deutlich besser in Konversation als ich. Mein Hirn war gerade ziemlich leer.
»Gut«, sagte ich mundfaul und schob eilig ein »Und dir?« hinterher.
»Viel zu tun. Der Durchbruch, du weißt schon …« Das Gespräch drohte zu versiegen, erst recht, weil jemand Eamons Namen rief.
»Ich komme«, rief er, rührte sich jedoch nicht. »Sehen wir uns mal wieder auf der Plattform?«, fragte er unvermittelt.
Ich blinzelte überrascht. »Äh … ich gehe da relativ unregelmäßig hin.«
»Heute Abend?«
»Vielleicht … kommt darauf an … also …« Ich begann mich innerlich zu winden, gleichzeitig hüpfte mein Herz vor Freude. Tief durchatmend straffte ich mich, gab mir einen Ruck. »Ich versuche zu kommen.«
»Das klingt doch gut. Wenn du brav bist, bringe ich auch etwas Trockenfleisch mit.«
»Willst du mich gerade mit Essen ködern wie einen räudigen Hund?«
»Nicht wie einen Hund … eher wie … hm. Na gut, vielleicht ist die Bemerkung nicht ganz angebracht gewesen. Aber mit Speck fängt man Mäuse, nicht wahr?«
Ich kniff die Augen zusammen. »Es wird nicht besser. Bis gerade eben war ich versucht zu kommen, aber je länger du redest, desto …«
»… bis später«, unterbrach mich Eamon hastig. Er zwinkerte mir wieder so verdammt charmant zu, genau wissend, dass ich es ihm durchgehen lassen würde. Offenbar hatte ich hier einen Herzensbrecher vor mir. Er winkte, nickte Diamad zu und rannte den Gang hinunter. Der Rufer von vorhin klang jetzt deutlich ungeduldiger.
Fluh löste sich von ihrem Beobachtungsposten und schwebte neben meinen Kopf. Wenn ich genau hinsah, konnte ich ihre Drachengestalt schemenhaft erkennen, und wenn ich nicht irrte, schüttelte sie ihr Haupt. »Was?«, fragte ich genervt. Sie verdrehte die Augen und flog in den Kamin, um die restlichen Ascheflöckchen hinauszupusten.
Als ich an der Plattform ankam, war Eamon bereits da. Er saß rücksichtsvoll mit etwas Abstand zu meinen Fellen und hatte sie für mich bereitgelegt. An seiner Seite lag ein gewaltiger weißer Hund, der beim Klang meiner Schritte aufblickte und die Ohren spitzte.
Ich blieb augenblicklich stehen und starrte das Ungetüm an.
»Inea, das ist Oona. Oona, das ist Inea«, stellte uns Eamon einander vor, ohne dass ich etwas hätte sagen müssen. »Oona ist eine Cae Sid, eine Elfenkatze. Inea ist eine Arven, nehme ich an.«
In Gedanken dankte ich dem Himmel, dass die Katze nicht mitbekommen hatte, dass ich sie zunächst für einen Hund gehalten hatte. Nicht auszudenken. Da sie ein Elfenwesen war, musste sie Flügel haben, doch die konnte ich im schwindenden Licht nicht erkennen.
Sie sah mich aufmerksam aus ihren geschlitzten Augen an und ließ ihr Fell zur Begrüßung ein wenig leuchten. Das machte mir Mut, mich langsam zu nähern.
»Ich bin tatsächlich eine Arven«, nahm ich Eamons Frage auf. »Ich habe schließlich Drachen an mich gebunden und verfüge damit über Magie. Menschen haben weder Magie noch Drachen.«
Der Fy nickte, als sei ihm der Zusammenhang nicht klar gewesen, was ich bezweifelte. Jeder im Schloss konnte alle Rassen voneinander genau unterscheiden. Es war natürlich möglich, dass er so selten mit anderen Völkern zusammen war, dass er es vergessen hatte. Oona hingegen sah mich aus wissenden Augen an. Sie hatte garantiert sofort erkannt, wer ich war.
Ich blieb wenige Schritte von ihr entfernt stehen und nickte ihr zu. »Hallo, Oona. Ich habe einige Sidhe als Freunde, doch einer Cae Sid bin ich noch nie begegnet. Ich freue mich.«
Die Katze musterte mich kurz, dann ließ sie den Kopf auf die Pfote fallen und schloss gelangweilt die Augen. Ich sah Eamon fragend an.
»Oona und ich haben eine ziemlich harte Zeit hinter uns. Die Gute ist müde, nicht wahr?« Er tätschelte das Wesen wie einen Hund, bis das Feenwesen böse knurrte. Eamon grinste daraufhin breit und deutete auf die Felle. »Ich hätte sie für dich ja schon mal angewärmt, doch ich habe mich nicht getraut, dein Hoheitsgebiet zu beflecken.«
»Sehr rücksichtsvoll von dir«, erwiderte ich und ließ mich auf meinem Lieblingsfell nieder. »So, und jetzt warte ich gespannt auf den Speck.«
Eamon griff tatsächlich hinter sich und holte eine Flasche, zwei Gläser und einen Beutel hervor. »Ich habe sogar noch etwas viel Besseres als Speck.« Er zog einen Laib Brot, Käse und Schinken heraus, dazu einen Apfel und etwas, das verdächtig nach Schokolade aussah.
Meine Augen wurden riesig. »Woher hast du das alles?«, fragte ich fassungslos. Hätte er mir eröffnet, er sei in Wirklichkeit ein Drachenmensch – ich hätte nicht überraschter sein können.
Er ignorierte die Frage und goss etwas von der Flüssigkeit in einen der Becher. Den einen reichte er mir, während er den anderen behielt und den Stiel zwischen den Fingern drehte. »Ich hoffe, du magst Eiswein.«
Mir klappte die Kinnlade nach unten. Eiswein? Den hatte ich seit … eigentlich hatte ich noch nie Wein getrunken. Sofort wurde ich misstrauisch. »Wenn du mich betrunken machen willst, vergiss es«, verkündete ich mit Grabesstimme.
»Ich will dich nicht betrunken machen. Mit den paar Tropfen geht das auch gar nicht. Ich will nur, dass du mit mir anstößt.«
Er sagte es ruhig und irgendwie traurig. Trotzdem blieb ich skeptisch. »Worauf sollen wir denn anstoßen?«
»Auf uns? Auf unser altes Leben? Auf das Unbekannte, das vor uns liegt?«
»Auf die Zukunft? Darauf stoße ich nicht an. Vor dir liegt ein nasses Grab im Schützengraben, vor mir ein Leben als Sklavin bei den Tul Curragh.«
Er schnaubte. »Na, du hast ja Vertrauen in uns Fy.«
»Ihr kämpft seit drei Jahren auf verlorenem Posten. Der nächste Wall ist gefallen. Was soll uns jetzt noch retten?«
»Der Fy-Riad?« Er formulierte es als Frage, es hörte sich jedoch eher wie eine Feststellung an.
Diesmal schnaubte ich undamenhaft. »Ein Kriegsfürst wird uns auch nicht retten. Aber gut, wie du willst.« Ich hob das Glas. »Auf die Zukunft.«
Eamon beugte sich etwas vor und stieß sein Glas gegen meines. Es klimperte. Ein seltsamer Laut zwischen dem entfernten Donnern der Kanonen. Er nahm einen Schluck, während ich noch zögerte.
»Der Wein wird dir nicht sofort das Gehirn zerfressen, Inea.«
»Ich überlege nur, ob du mich mit Wein und Essen bestechen willst, um anschließend über mich herzufallen. So eine bin ich nämlich nicht.«
Eamon machte ein erschrockenes Gesicht und riss spielerisch die Augen auf. »Nicht? Verdammt! Gib sofort den kostbaren Wein her.«
»Der kostbare Wein landet gleich in deinem Gesicht – mitsamt dem ziemlich harten Glas.«
Eamon lachte, wurde jedoch mit einem Mal ernst. Er sah mich eindringlich an. »Ich will dich nicht rumkriegen, Inea. Obwohl du es wegen meines athletischen Körpers, meiner wahnsinnigen Ausstrahlung und meines betörenden Charmes nicht erwartest … aber ich bin auch nicht so einer.«
»Zumindest den letzten Teil deines Satzes glaube ich dir«, erwiderte ich. Diesmal zwinkerte ich ihm zu und nahm einen winzigen Schluck Wein.
Es schmeckte … schlechter als erwartet. »Hm«, machte ich unbestimmt und stellte den Becher achtlos zur Seite.
Eamon sah mich fragend an. »Hm? Mehr hast du dazu nicht zu sagen.«
»Nein. ›Hm‹ trifft es ziemlich gut.« Ich deutete auf das Brot und den Schinken. »Mich interessiert das da viel eher.«
Eamon sah auf seine Mitbringsel hinab und griff betont langsam nach dem Brot. Ich sah gebannt dabei zu, wie er ein Stück abschnitt, es mit Käse und Schinken belegte und mir überreichte.
Ich nahm es wie den wertvollsten Schatz und starrte es eine Weile einfach nur an. »Wen hast du umbringen müssen, um an diese Kostbarkeiten zu kommen?«, fragte ich.
»Ich habe meine Seele verkauft.« Er sagte es locker-leicht dahin, doch seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton, den ich nicht zuordnen konnte.
Ich sah ihn scharf an. »Willst du drüber reden?«
Er schüttelte den Kopf und biss in sein trockenes Brot. Eine Weile schwiegen wir und knabberten vor uns hin. Eamon trank im Gegensatz zu mir den Wein und leerte den Becher. Nach dem letzten Schluck verzog er das Gesicht.
»Du hast recht. Der hat seine beste Zeit schon lange hinter sich«, seufzte er.
Ich schob ihm meinen Becher zu. »Du darfst ihm gerne den Gnadenstoß geben.«
Eamon nahm mein verschmähtes Geschenk, trank es in kleinen Schlucken und starrte in die Nacht hinaus. Oona schnarchte leise vor sich hin, während Diamad sich dicht neben meinen Schenkeln zusammengerollt hatte und ebenfalls döste.
In der Ferne sah ich einen Feuerregen am Himmel. Er zog seine Bahn über das Firmament und verschwand aus meinem Sichtfeld, als er irgendwo zwischen dem zweiten und dritten Wall niederging. Auch Eamon beobachtete den Flug, der nur auf den ersten Blick romantisch aussah.
»Die Pfeile kommen näher«, sagte ich leise, um die Stille zu füllen.
»Nicht mehr lange.«
»Du bist dir da ja ziemlich sicher.«
»Ich bin ein positiv denkender Mensch. Irgendwie geht es immer weiter.« Er löste seinen Blick vom Feuerregen und sah mich an. »Erzähl mir was über dich, Inea.«
»Über mich?« Ich machte ein entsetztes Gesicht. »Du bist hier der Geheimnisvolle mit den Macken im Gesicht, der rauchigen Kleidung und den vielen Leckerbissen. Ich bin nur eine arme Kaminfegerin, die sich wünscht, niemals nach Tul Dalla gekommen zu sein.«
»Da haben wir doch die Geschichte. Was hat dich hierher gebracht?«
Ich überlegte. Eigentlich sprach ich nicht gerne über meine Vergangenheit. Meine Familie war mein Schatz, mein Rückzugsort. Von ihnen zu erzählen, machte mich traurig und die halbwegs niedergekämpfte Sehnsucht kehrte zurück. Eamon sah mich jedoch so erwartungsvoll an, dass ich mich schließlich überreden ließ.
»Meine Eltern sind toll. Sie sind ganz, ganz liebe und herzliche Menschen, die im westlichen Randgebiet von Dalla wohnen. Unsere Hauptstadt kannte ich, bis ich fünfzehn war, nur aus Erzählungen.
Mein Elternhaus liegt ziemlich versteckt in einer Senke. Bis zum nächsten Dorf mussten wir immer gut zwei Stunden laufen. Es war recht einsam, aber wenn ich Sehnsucht nach anderen hatte, konnte ich ja losmarschieren.
Fluh lebt seit etwa zwei Generationen in meiner Familie. Der Luftdrache ist schon immer unser wertvollster Besitz gewesen – allerdings unser illegaler Besitz. Da wir so weitab von allem lebten, kam aber nie ein Schätzer der Jeal zu uns, um uns zu besteuern.
Unser Glück wendete sich an meinem zehnten Geburtstag. Ich weiß nicht, wieso der Schätzer sich bis zu uns verirrte. Vielleicht hatte man ihm einen Tipp gegeben. Auf jeden Fall stand er auf einmal vor der Haustür und wollte Fluh sehen. Er verdonnerte uns zu gewaltigen Strafzahlungen und zu einer Steuer, die wir nie im Leben aufbringen konnten. Fluh brachte uns ja eigentlich gar kein Geld ein. Sie lebte mit uns auf dem Hof, half uns beim Ackerbau, trieb mit ihren Winden die Tiere zusammen – so etwas in der Art.
Nachdem der Schätzer weg war, weinte meine Mutter ziemlich lange. Sie war der Meinung, dass wir Fluh abgeben müssten, doch Vater hielt dagegen. Fluh war ein Mitglied der Familie. Sie zu verkaufen, war undenkbar.
Meine Eltern entschieden, dass ich mit dem Drachen eine Anstellung annehmen sollte. Doch in unserem kleinen Dorf gab es kaum jemanden, der ein Hausmädchen mit einem teuren Drachen hätte beschäftigen können. Viele Winddrachen verdienen ihr Geld als Boten, doch in unserem Dorf konnte fast niemand schreiben – also wurden auch keine Briefe verschickt.
Uns wurde klar, dass ich nur in der Hauptstadt Tul Dalla eine Anstellung finden konnte. Um jedoch eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, musste ich über zwei Drachen mit verschiedenen Fähigkeiten verfügen.«
Ich sah auf Diamad hinunter, der friedlich schlummerte. »Mein Vater besorgte uns ein Ei. Ich weiß bis heute nicht, woher er es hatte. Eins ist allerdings sicher: Auf legale Weise ist Diamad nicht zu uns gekommen.«
»Das habe ich jetzt nicht gehört«, merkte Eamon an. Ich bereute meine Worte bereits, immerhin waren die Fy unsere Sittenwächter – wenn sie nicht gerade Krieg führten. Als Eamon meinen besorgten Blick bemerkte, winkte er ab. »Keine Sorge. Dein kleines Geheimnis ist bei mir sicher. Erzähl weiter.«
»Die nächsten zwei Jahre waren grässlich. Wir mussten so ziemlich alles verkaufen, was wir besaßen, um die Steuern für Fluh aufzubringen. Diamad war ja noch nicht geschlüpft und wir mussten warten. Ich trug das Ei den ganzen Tag mit mir herum, sicher und dreifach gepolstert in einem Beutel. Fluh umschwirrte es die meiste Zeit, vor Aufregung völlig außer Rand und Band. Ein zweiter Drache bedeutete für sie einen Kameraden.
Dann hörte ich ein Knacken aus dem Ei. Ich lief zu meinen Eltern und wir legten es vor das Feuer im Kamin. In den folgenden fünf Stunden hat keiner irgendwas gesagt. Wir haben einfach nur das Ei angestarrt und gebetet, dass es kein weiterer Luftdrache werden würde. Papa wusste ehrlich gesagt nicht genau, von welcher Drachenmama das Ei abstammte.«
»Jetzt würde ich wirklich gerne wissen, woher er das Ei hatte«, merkte Eamon an. Er musterte Diamad. »Der Statur nach, müsste er aus den Hochmooren kommen. Vielleicht wird er mal ein Reitdrache.«
Ich legte den Kopf schief und musterte den Kleinen. »Keine Ahnung. Bislang kann er nur mäßig Feuer spucken. Eigentlich kann er nur eins richtig gut: nicht auf mich hören.«
»Dafür ist er unfassbar niedlich. Entschuldige. Ich habe dich unterbrochen. Zurück zum Ei.«
Ich hatte mittlerweile Gefallen an der Rolle als Erzählerin gefunden und lehnte mich bequem in den Fellen zurück. Meine halb aufgegessene Stulle lag neben mir. Mein Magen war so viel Essen einfach nicht gewohnt.
»Diamad brauchte ungewöhnlich lange, um sich aus dem Ei zu pellen. Ich glaube, er war seiner Mama zu früh weggenommen worden, daher ist er auch bis heute etwas kleiner als die anderen. Ich hatte mich zwar bemüht, das Ei gut zu umsorgen, doch bin ich eben keine Drachenmutter.
Kaum hatte Diamad das Köpfchen aus dem Loch geschoben, da fingen wir alle wie die Verrückten an zu schreien. Papa tanzte mit Mama durch das Zimmer, Fluh flog Kapriolen und ich verliebte mich sofort in den kleinen Feuerdrachen.« Ich grinste, als ich mich in diese Zeit zurückversetzte. Meine Familie war fast zwei Tage im Freudentaumel gewesen. Es war, als sei uns eine zweite Zukunft geschenkt worden.
Mein Lächeln erlosch, als ich weitererzählte. »Wir warteten noch ein halbes Jahr, dann brach ich auf und nahm die Drachen mit. In Tul Dalla stellte ich ziemlich schnell fest, dass ein junger Feuerdrache nicht sonderlich begehrt war und es Winddrachen in Massen gab. Was fehlte, waren Wasserdrachen.
Ich bekam trotzdem eine Anstellung in einem heruntergekommenen Gasthaus hinter dem vordersten Wall. Es war grässlich. Der Wirt wollte mir unter die Röcke, die Gäste waren ordinär und die Arbeit war kaum zu schaffen. Wenigstens entwickelte sich Diamad ganz prächtig.
Als ich siebzehn war, brach der Krieg aus. Das Gasthaus war eines der ersten Häuser, das vollständig zerstört wurde. Ich überlebte nur, weil ich gerade im Stall nebenan war, als das Katapultgeschoss einschlug. Die Verletzten wurden ins Schloss gebracht. Damals gab es noch genug Heiler, wir wurden gut versorgt, die Tore geschlossen.
Ich hatte dann das Glück, dass mich eine kleine Sidhe ganz nett fand. Mina war dafür zuständig, frische Bettwäsche herumzubringen und wir kamen ins Gespräch. Schon bald stellten wir fest, dass wir fast gleichaltrig sind. Ich erzählte ihr, dass ich eine Anstellung suchte, sie hörte sich um – und organisierte mir die Arbeit als Kaminfegerin. Dabei sind zwei Drachen superpraktisch. Seitdem lebe ich im Schloss.« Ich beendete meine Erzählung und starrte blicklos in den dunklen Himmel hinauf. Da die Tul Curragh wie immer Störfeuer vor den Mauern abbrannten, sah ich keinen einzigen Stern. Der Rauch verdeckte alles.
Aus dem Augenwinkel registrierte ich, dass mich Eamon ernst ansah, nach Worten suchte. Die Stille füllte sich nur mit unserem Atem, bis er sich etwas vorbeugte und leise fragte: »Und was ist mit deinen Eltern?«
Er spürte sicherlich, dass das eine heikle Frage war. Ich war ihm dankbar, dass er sie so sanft gestellt hatte. »Ich weiß es nicht«, flüsterte ich zum Himmel hinauf. »Im ersten Jahr, als der Krieg noch nicht vor unseren Toren stand, konnten wir uns Briefe schicken. Es ging den beiden einigermaßen gut. Natürlich fehlten Fluh und ich als Arbeiter, aber wenigstens mussten sie nicht mehr die Steuern zahlen. Die zahlte ja jetzt ich. Doch seitdem die Tore geschlossen sind, geht kein Brief mehr rein noch raus. Ich habe mich nie getraut, Fluh loszuschicken, um nach ihnen zu suchen. Sie hätte über das Heer fliegen müssen.«
Eamon nickte. »Das war die richtige Entscheidung. Auch unsere Botendrachen kommen nicht mehr durch. Fluh hätte es niemals geschafft.«
Ich spürte, dass sich eine einzelne Träne an meinem Augenwinkel sammelte. Hastig setzte ich mich auf und blinzelte sie weg. Ich durfte mich nicht in die Angst um meine Familie steigern, ich musste stark sein. Also straffte ich mich und sah Eamon an. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, sprach er.
»Die Tul Curragh belagern hauptsächlich die Hauptstadt. Hier leben die meisten Arven mit ihren Drachen – und auf die haben sie es schließlich abgesehen. Ich weiß aus den Kriegsanfängen, dass die Tul Curragh beim Durchziehen durch unser Land viele Dörfer zerstört haben, doch die Bauern ließen sie fast immer leben. Sie wussten, dass eine lange Belagerungszeit auf sie zukam und sie abhängig von den Landwirten sein würden. Lebend nutzten sie ihnen mehr. Wenn deine Eltern also einen Bauernhof besitzen, sind die Chancen gut, dass ihnen nichts zugestoßen ist.«
Er lächelte mir aufmunternd zu und machte Anstalten, mir eine Hand auf den Arm zu legen, mich zu trösten. Im letzten Moment hielt er jedoch Abstand und griff stattdessen nach seinem bereits geleerten Becher. Ich vermutete, dass er auf diese Weise die abgebrochene Bewegung verdecken wollte.
Ich hatte sie dennoch gesehen und mein Herz machte einen Satz. Nicht nur seine Worte hatten mich berührt, auch sein Versuch, mich zu trösten, und der Moment, in dem er entschieden hatte, es nicht zu tun – um mich nicht zu bedrängen. Meine Achtung vor ihm stieg.
»Danke«, sagte ich schlicht.
Er verzog das Gesicht. »Wofür? Wenn wir Fy die Tul Curragh zurückgedrängt haben und du wieder Briefe an deine Familie schicken kannst, dann darfst du mir danken.«
»Ist es schlimm an der Front?«
»Es ist die Hölle.« Gedankenverloren berührte er eine der tiefen Schrammen im Gesicht. Die aufgeplatzte Lippe war mittlerweile nicht mehr geschwollen, trotzdem sah es schmerzhaft aus.
Bevor er in die Finsternis seiner Gedanken abgleiten konnte, lenkte ich ihn ab. »Und woher kommst du?«, fragte ich betont munter und lehnte mich etwas vor. »Du geheimnisvoller Unbekannter.«
Er ging auf meinen neckenden Ton ein und grinste. Wenn er lächelte, sah er so viel jünger aus. Anfangs hatte ich gedacht, er sei gut zehn Jahre älter als ich, doch dieser Eindruck war wohl nicht richtig. Die dunklen Klamotten und die Macken im Gesicht machten es schwer, sein Alter zu schätzen, aber das muntere Glitzern in seinen Augen und das spitzbübische Grinsen verrieten ihn. Er war vielleicht ein, zwei Jahre älter als ich.
»Jetzt müssen wir uns entscheiden, liebste Inea«, sagte er mit dramatischer Stimme. »Erzähle ich dir etwas über mich, bin ich nicht mehr der geheimnisvolle Unbekannte. Willst du das Risiko eingehen oder mich weiterhin als düsteren Held anhimmeln?«
»Wer himmelt hier wen an?«, erwiderte ich und warf einen kleinen Stein in seine Richtung. Er fing ihn in der Luft auf, was mir nur wieder zeigte, dass er ein Fy mit verteufelt schnellen Reflexen war. Ich wedelte mit der Hand. »Ich gehe das Risiko ein, dich kennenzulernen. Wenn ich dich anschließend todlangweilig finde, kann ich mir ja einen neuen Fy zulegen.«
Eamon lachte leise. Ein angenehmer Laut in diesen finsteren Zeiten. Überhaupt war er für einen Fy ungewöhnlich humorvoll, wobei mir die Vergleichsmöglichkeiten fehlten. Ich kannte nur die Erzählungen über die brutalen, zurückgezogen lebenden Kriegsmagier. Eamon wollte so gar nicht in dieses Bild passen – mal von der martialischen Kleidung und den Verletzungen abgesehen.
»Ich bin in Tul Dalla geboren, aufgewachsen und bis heute hiergeblieben«, unterbrach Eamon meine Gedanken. »Mit sechs kam ich in das Heer, mit fünfzehn bekam ich mein erstes Kommando, als ich neunzehn war brach der Krieg aus und im Alter von zweiundzwanzig Jahren werde ich vermutlich sterben. Ein ganz normales Leben eines Fy.«
»Was sind denn das für negative Töne? Ich dachte, du denkst so positiv?«
»Ich bin aber gleichzeitig Realist.« Er wich meinem Blick aus und nahm sich die Flasche, um Wein nachzuschenken. Wie es aussah, war sie damit leer.
Ich ließ ihm Zeit, sich zu sammeln, spürte, dass er noch etwas erzählen wollte. Also wartete ich, bis er einen Schluck genommen hatte.
»Ich habe Angst vor morgen. Große Angst«, gab er schließlich zu. »Wenn ich könnte, würde ich schreiend weglaufen und mich direkt vor die Kanonen der Tul Curragh stellen. Aber ich bin ja ein Fy und wir Fy sind ach so mutig. Also sitze ich hier, betrinke mich mit schlechtem Wein – oder versuche es zumindest – und lenke mich mit ganz bezaubernder Gesellschaft ab.«
Ich ignorierte den letzten Teil seiner Ausführung, obwohl ich mich durchaus geschmeichelt fühlte. Zwar klangen seine Worte im ersten Moment wie eine billige Anmache, aber ich hörte die Zuneigung in seiner Stimme. Eamon mochte mich tatsächlich aus irgendeinem Grund – genau wie ich ihn zu mögen begann.
Doch der Anfang seiner Erklärung lenkte mich von diesem Gedankengang ab. »Wovor hast du denn so Angst?«, hakte ich nach.
Er starrte in das Innere des Glases, als könne er dort die Zukunft lesen. Gedankenverloren drehte er den Stiel zwischen den Fingern, ließ sich Zeit mit der Antwort. Die Cae Sid war mittlerweile wieder aufgewacht und sah ihn ähnlich gespannt an wie ich.
»Wenn morgen der Fy-Riad ernannt wird, ändert sich vieles. Die Dynamik in diesem Schloss wird durcheinandergebracht, Benimmregeln verlieren ihre Gültigkeit. Die Fy sind viel zu kriegerisch, um sinnvoll führen zu können. Wir lernen sehr früh, andere durch Stärke zu dominieren. Diplomatie gibt es bei uns nicht wirklich.« Er verzog das Gesicht, als bereite ihm diese Erkenntnis ziemliche Kopfschmerzen. Jetzt sah ich auch die vielen Sorgen wie Schatten auf seiner Haut liegen. »Wenn die Fy an die Macht kommen, heißt das, dass es ziemlich schlecht um uns steht.«
»Schlimmer als die Jeal können sie nicht sein. Meiner Meinung nach sind die Jeal die absolute Fehlbesetzung für den Königsposten«, hielt ich dagegen.
Über Eamons Gesicht huschte ehrliche Überraschung. »Das sind aber ziemlich ketzerische Aussagen.«
»Das ist die Wahrheit. Die Jeal besteuern uns Arven so brutal, dass wir kaum überleben können, wenn wir unsere Drachen behalten wollen. Dabei gehören die Drachen zu uns wie die Feenwesen zu euch Fy. Das ist ungerecht. Natürlich tun die Jeal so, als ob sie uns gleichzeitig helfen, indem sie uns beschäftigen. Allerdings bezahlen sie uns nur genau so viel, dass wir die Steuern entrichten können. Für uns ist das ein Nullsummenspiel, während die Jeal die absoluten Gewinner sind.« Ich hatte mich in Rage geredet. Das Thema brannte seit Jahren wie ein scharfer Schmerz in meinem Inneren. Ich hatte es nur noch nie laut ausgesprochen.
Meine Sidhe-Freunde wollten die Wahrheit genauso wenig hören wie der Rest der Arven. Für sie war das System einfach so – also warum sollte man sich darüber aufregen? Mir hingegen kam jedes Mal die Galle hoch, wenn ich über die Ungerechtigkeit nachdachte.
»Ich dachte immer, den Arven gehe es ziemlich gut. Sie werden schließlich fürstlich für ihre Dienste entlohnt«, merkte Eamon vorsichtig an.
»Nur dass wir alles abgeben müssen. Viele Arven, die zwei oder drei Drachen haben, können sich kaum Essen leisten. Sie sind gezwungen, im Schloss zu arbeiten. Nur hier werden wir nicht nur entlohnt, sondern bekommen auch Kost und Logis. Anders könnten wir gar nicht überleben.«
»Das war mir in dieser Dimension nicht klar«, gab Eamon zu. Er sah jetzt besorgter aus.
»Darüber redet ja auch keine Kaste gerne. Überhaupt wissen wir viel zu wenig über die anderen Rassen. Die Jeal sorgen schon dafür, dass keiner aufmuckt. Sie halten uns dumm, um uns beherrschen zu können.«
»Inea.« Eamon sagte meinen Namen wie eine Liebkosung, ganz ruhig, ganz sanft. Bei diesem Tonfall sah ich ihn erstaunt an, mein Zorn verpuffte etwas. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich vor Wut zu zittern begonnen hatte. »Das System ist so, damit wir alle zusammenleben können. Die Jeal sind der Kopf des Ganzen, die Denker ohne nennenswerte Magie. Die Fy sind der Schwertarm, gefährlich und viel zu kriegerisch, um im Frieden zu führen. Die Sidhe und das ganze Feenvolk leben, um andere glücklich zu machen. Müssten sie führen, wären sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich gebe zu, die Arven trifft es von allen am härtesten. Euer Volk ist klug, magisch und durch die Drachen ziemlich mächtig. Aber ihr seid auch schreckliche Hitzköpfe und vollkommen abhängig von den Jeal.«
Das stimmte. Den Jael gehörten die Drachenminen. Dort wurde der Glutstein abgebaut – die Hauptnahrungsquelle der Drachen.
»Trotzdem sind die Jeal grausam«, hielt ich dagegen, doch meine Wut war nun vollständig abgezogen. Angesichts des drohenden Untergangs fand ich mich auf einmal ziemlich albern. Was regte ich mich auf? Den Fy drohte der Tod, genau wie Eamon. Ich straffte mich. »Entschuldige meinen Ausbruch. Ich fürchte, das musste mal raus. Wenn du allerdings weitererzählst, was ich gesagt habe, wirft man mich ins Gefängnis. Also schön die Klappe halten.«
Eamon rang sich ein müdes Lächeln ab. Seine gute Laune war vollkommen verschwunden, was ich sehr schade fand. Ihn beunruhigte der morgige Tag wirklich sehr.
Bevor ich über das Für und Wider nachgedacht hatte, legte ich diesmal ihm die Hand auf den Arm. »Es wird schon alles gut werden, Eamon. Irgendwie geht es immer weiter, nicht wahr?«
»Guter Versuch. Mich mit den eigenen Worten zu schlagen, um mich aufzumuntern, das macht total Sinn.« Der Spott glimmte endlich in seinen Augen, allerdings nur ganz schwach. Er legte seine Hand auf meine und drückte sie leicht. Er wurde wieder ernst. Sehr ernst.
»Wenn morgen der Fy-Riad gewählt wird, halte dich vom Haupthaus fern. Bleib von den Jeal weg, meide jeden Fy. Sag das auch deinen Freunden. Zieht euch in die Küchengewölbe zurück und lasst die Arbeit ruhen. Eine Machtübernahme verläuft immer blutig, selbst wenn der König sich einverstanden erklärt hat. Ich kenne ihn. Er wird morgen kalte Füße bekommen und es wird hässlich.«
Er verwob meine Finger mit seinen und bemerkte das nicht einmal. Mein Herz hingegen begann zu rasen, was zum einen an seinen Worten, zum anderen an der Berührung lag. Seine Hand war rau, voller Schwielen, aber auch warm und kräftig.
»Pass auf dich auf, Inea. Und vor allem: Behalte deine Drachen dicht bei dir. Lass sie nicht aus deinem magischen Kreis raus, hast du verstanden?«
Ich nickte, etwas überrumpelt von der eindringlichen Rede. »Das dürfte kein Problem sein«, sagte ich leise. »Aber warum? Wer sollte denn an meine Drachen heranwollen?«
»Der Fy-Riad wird sie einziehen. Wenn nicht morgen, dann zumindest bald. Er übernimmt die Kontrolle über dieses Schloss, sowohl auf magischer als auch auf der Befehlsebene. Der König der Jeal konnte das nicht, er hat zu wenig Magie. Die Fy hingegen sind mächtig – und dieser Fy-Riad wird jedes Fitzelchen Magie an sich ziehen, um die Tul Curragh zu vernichten. Wenn du also deine Drachen behalten willst, versammele sie eng um dich herum.«
»Okay.«
Ohne dass ich es überhaupt bemerkt hatte, war Eamon näher gekommen. Er saß weiterhin im Schneidersitz vor mir, ich hockte auf den Knien vor ihm. Nur das eine Glas, das auf dem Boden stand, trennte uns voneinander.
Ich spürte seine Magie auf meiner Haut. Sie umgab die Fy meist wie eine dünne, leicht vibrierende Schicht und roch wie der Krieg: nach Eisen und Rauch. Normalerweise widerte mich dieser Gestank an, doch Eamons Geruch mochte ich. Der rauchige Dunst war stärker als der Gestank nach Blut. Er erinnerte mich an das Torffeuer in meinem Elternhaus.
Wir schwiegen, während wir uns in die Augen sahen. Ich entdeckte dort eine Ruhe und Sanftheit, die so gar nicht zu den Fy passen wollte. Was er in meinen veilchenblauen Augen sehen mochte, wusste ich natürlich nicht.
Als er die rechte Hand hob, um mir eine eigentlich nicht vorhandene Strähne aus der Stirn zu streichen, hielt ich automatisch die Luft an. Er berührte meine Haut nur ganz kurz, strich wie ein Windhauch darüber. Fluh, die wie immer oben auf meinem Kopf saß, wich seinem Finger aus und ließ sich neben Diamad auf den Boden fallen.
Ich hatte gerade nur Zeit für mich, war viel zu beschäftigt mit Eamons Hand, die sich ganz langsam an meinem Hals entlang unter die Haare schob. Die Finger unserer linken Hände blieben weiterhin ineinander verflochten.
Sein Daumen streichelte ganz vorsichtig die empfindliche Haut unterhalb meines Ohres. Ich musste vor Aufregung schlucken, unterdrückte den Drang jedoch mit aller Macht. Es hätte mich nur verraten.
Verraten, wie sehr mich Eamon gerade durcheinanderbrachte.
Weil ich mich nicht rührte, verharrte Eamon ebenfalls. Er unterbrach die vorsichtige Erkundung meines Körpers, hielt allerdings meinen Blick gefangen. Schließlich lächelte er. »Zu schade, dass wir beide nicht ›so welche‹ sind, nicht wahr?«, sagte er leise und spöttisch.
Ich nickte schwach, was zur Folge hatte, dass sich seine Hand in meinem Haar nach vorne bewegte, sich etwas fester an meinen Hals schmiegte. Zu meinem Leidwesen bemerkte ich, dass Eamon drauf und dran war, sie zurückzuziehen. Ich packte sie mit meiner Rechten und hielt sie dort, drückte sie an meine Haut wie einen Schatz.
»Du wirst den morgigen Tag überleben, Eamon. Hast du das verstanden? Was immer dir solche Angst macht: Es kann nicht schlimmer sein als mein Wutausbruch, der dich überfällt, sollte dir was passieren.«
»Ich verstehe und gelobe, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um deinen Befehlen Folge zu leisten. Der erste Geschmack deines Wutausbruchs war wirklich beein…«
Weiter kam er nicht.
Ich hatte mich vorgebeugt und die kurze Distanz zwischen unseren Gesichtern überbrückt. Meine Lippen fanden zielgenau seine, unterbrachen jedes weitere Wort. Er war im ersten Moment völlig überrumpelt, sodass er den beginnenden Kuss nicht erwiderte, doch dann zog er mich fest an sich und schmiegte seine Lippen gegen meine.
Es war ein ziemlich unbeholfener, schneller Kuss. Ein Kuss zwischen zwei Fremden, die auf einmal gar nicht mehr so fremd waren. Ich schmeckte den grässlichen Wein und das Brot, aber darunter lag etwas Süßeres, Sinnlicheres. Eamons Selbst.
Seine Hand vergrub sich in meinem blonden Zopf, der eigentlich ohnehin in völliger Auflösung war, drückte mich noch enger an sich. Jetzt war ich gefangen zwischen seinen starken Armen, doch was mich bei jedem anderen nervös gemacht hätte, beruhigte mich bei ihm.
Sein Griff war bestimmend, aber auch sanft und beschützend, genau wie der Kuss, den er nun leidenschaftlich erwiderte.
Ein leises Knurren unterbrach alles Weitere. Im ersten Moment wollte ich es ignorieren, doch schließlich drückte mich Eamon vorsichtig von sich fort und sah links neben sich.
Meine Lippen fühlten sich seltsam einsam an.
»Oona. Lass es«, mahnte er. Zum ersten Mal klang er dabei zornig. Die Cae Sid war wenig beeindruckt und knurrte nur noch lauter. Der Zauber zwischen uns beiden zerbrach, der Moment unserer so plötzlich aufgekommenen Leidenschaft verflog.
Eamon blickte mir in die Augen. Ich sah die Müdigkeit als dunkle Ringe auf seiner Haut, aber auch die Lachfältchen um Mund und Augenwinkel. Wir waren uns noch immer nahe, doch nicht mehr nah genug, um einen weiteren Kuss zu wagen.
Wo hätte er auch hinführen sollen?
Eamon schien ähnlich zu denken, denn er seufzte leise. Ganz vorsichtig zog er mich an sich und umarmte mich fest. »Sei stark«, sagte er leise in mein Haar. Ich wusste, dass es die Abschiedsworte der Fy waren.
»Bleib am Leben«, erwiderte ich.
Er nickte, was ich zwar nicht sehen, jedoch spüren konnte. Dann löste er sich von mir und stand auf.
»Wann sehen wir uns wieder?«, fragte ich vorsichtig, während ich ihm dabei zusah, wie er seine Sachen zusammenpackte. Oona ignorierte ich betont, indem ich sie nicht eines Blickes würdigte. Die blöde Katze konnte mir mal gestohlen bleiben.
»Ich weiß es nicht«, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit. Er hob die Hand wie zum Abschiedsgruß, ließ sie jedoch kraftlos sinken. »Ich weiß es wirklich nicht.«
Am nächsten Tag stand die Welt Kopf. Nicht nur, dass ich wie betäubt durch die Gegend lief, tief in Gedanken an Eamon und unseren Kuss. Nein. Sämtliche Bewohner hatten wohl beschlossen, in heillose Panik zu geraten.
Die Sidhe waren die Schlimmsten. Sobald der Morgen graute, flatterten sie völlig konfus umher und weinten, als wären ihre Eltern gestorben. Selbst Mina konnte das Tränenmeer, das über ihr kleines Gesichtchen floss, nicht stoppen.
Auf meine Nachfrage erklärte sie, eine Ära ginge zu Ende. Der König sei so gut wie tot. Da die Feen Tod und Sterben überhaupt nicht verkraften konnten, war mit ihnen nichts mehr anzufangen.
Selbst die Drachen benahmen sich wie die Verrückten. Sie kratzten wie tollwütige Hunde an Türen und Wänden. Die Winddrachen ließen ganze Tische einfach so vor sich hin schweben, die Wasserdrachen setzten die Küche unter Wasser und eine Horde Feuerdrachen fackelte ein Schlafzimmer ab.
Es war grauenhaft.
Ich stolperte benommen durch das Chaos und wusste, dass es noch viel, viel schlimmer werden würde. Die Magiewesen spürten, dass etwas Großes auf sie zukam. Was geschah nur, wenn es tatsächlich passierte?
Ich hielt mich an Eamons warnende Worte und behielt Fluh und Diamad ganz dicht bei mir. Der kleine Feuerdrache musste den restlichen Tag auf meiner Schulter sitzen, was ihm überhaupt nicht gefiel. Er tollte gerne herum, aber das verbat ich ihm heute rundheraus. Für Fluh war das alles kein Problem. Sie saß ohnehin am liebsten in meinem Haar und ließ sich von einem Ort zum nächsten tragen.
Ich bat Mina um eine Audienz beim Gesinderat. Da sie selbst Mitglied darin war – und der Rat erstaunlich unkompliziert arbeitete –, trommelte sie die Truppe ziemlich schnell zusammen. Wir hatten unsere Oberhäupter vor Jahren gewählt, natürlich heimlich und inoffiziell. Den Jeal war es garantiert nicht recht, dass wir hinter ihrem Rücken einen eigenen Rat gegründet hatten. Doch was sie nicht wussten, konnten sie auch nicht unterbinden.
Der Rat selbst bestand aus einer wilden Mischung. Am stärksten waren die Sidhe vertreten. Die sanften Feenwesen waren Meister der Vermittlung. Gab es Streit, fanden sie eigentlich immer eine Lösung. Ich hatte damals für Mina gestimmt und freute mich heute noch darüber, dass sie es in den Rat geschafft hatte – als Jüngste. Ihre Mutter Anra war die Wortführerin der Sidhe. Ich mochte die etwas rundliche Sidhe mit den stets rötlich schimmernden Wangen unfassbar gerne.
Auch die Puk, unsere Haus- und Baumeister, waren vertreten. Diese drolligen kleinen Kerlchen gehörten zu den Gnomen und gingen mir gerade mal bis zu der Hüfte. Allerdings waren sie so breit wie hoch und äußerst kräftig. Anders als die normalen Gnome, waren sie intelligent, konnten sprechen und sahen weitestgehend menschenähnlich aus – mal von ihrer seltsamen Schnüffelnase und dem Hang zu ausufernden Haaren abgesehen.
Da die Puk ursprünglich aus den Bergen kamen, besaßen sie einige körperliche Merkmale, die sich deutlich von den übrigen Menschen unterschieden. Sie waren zum Beispiel viel behaarter, hatten am Rücken sogar ein richtiges Fell, das sich über den Hals und die Stirnpartie zog. Ihre Nase erinnerte an die eines Maulwurfes, klein und schwarz, stets in Bewegung. Leider hatten sie auch die schlechten Augen eines Maulwurfes, weshalb die meisten von ihnen mit dicken Brillengläsern herumliefen. Sie sahen manchmal aus wie verkleidet, wurden dadurch jedoch gerne unterschätzt.
Die Puk waren hochintelligent, sehr kräftig und für ihre Größe und Breite unfassbar flink.
Natürlich gab es ebenfalls eine Arven-Vertreterin im Rat, wobei ich mit Lummia nie so richtig warm geworden war. Sie schüchterte mich mit ihrer hochgewachsenen Gestalt, dem etwas lang gezogenen Gesicht und den völlig asymmetrisch angeordneten Augen ein. Eine Schönheit war sie gewiss nicht, das machte sie jedoch durch Autorität wieder wett.
Auch ein Drache hatte es in den Rat geschafft, allerdings fragten wir uns bis heute, wer zum Teufel ihn gewählt hatte. Drachen sprachen nicht und kommunizierten generell anders als wir Menschen, sodass es ziemlich schwer war, mit ihm zu diskutieren. Dafür war er für jeden Unfug zu haben.
Ich erzählte dem Rat in groben Zügen, was Eamon mir gesagt hatte. Dass er ein Fy war, ließ ich unerwähnt, aber der Rat fragte auch nicht nach. Sie nahmen automatisch an, ich hätte das unterwegs irgendwo aufgeschnappt. Da unser Rat sogar noch viel unkomplizierter war als erwartet, reagierten sie schneller als der Blitz. Sie glaubten mir sofort und ordneten einen dienstfreien Tag an.
Den Jeal fiel das sicherlich auf, doch die hatten gerade ihre eigenen Probleme. Ihr König starb am späten Mittag.
Die Veränderung in der Magie traf mich wie eine Keule. Wer gerade keinen festen Stand hatte, dem zog es geradewegs die Füße weg. Ich saß zum Glück auf einem Stuhl und klammerte mich erschrocken an die Sitzfläche, um nicht hinunterzufallen. Es fühlte sich irgendwie an, als würde mein Inneres nach außen gestülpt.
Mina, die gerade vor mir auf und ab schwebte und nervös vor sich hin plapperte, plumpste wie ein nasser Sack zu Boden und blieb dort benommen liegen.
Neben mir erbrach sich eine weitere Feengestalt, Schmerzensschreie gellten durch die Räume. Jemand kreischte hysterisch, ein Klatschen folgte. Offenbar hatte ein anderer der Hysterie mit einem Schlag ins Gesicht ein Ende gesetzt.
Während ich ebenfalls mit meinem rotierenden Magen kämpfte, packte ich Diamad ganz fest und zog Fluh von meinem Kopf in die Arme. Ich beugte mich gerade über sie, als es begann.