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Sandra Prinzessin von Rothenstein erfüllt sich endlich ihren größten Traum, als sie sich auf eine Rundreise durch den Orient begibt. Die ersten Tage des Urlaubs fangen gut an. Sandra genießt die strahlende Sonne und die endlos wirkenden Dünen, doch dann bleibt der Jeep ihrer kleinen Reisegruppe plötzlich im Sand stecken. Weit und breit ist keine Hilfe in Aussicht, und natürlich hat man auch keinen Handy-Empfang. Glücklicherweise taucht nach einigen Stunden eine Beduinenkarawane auf, deren freundlicher Führer anbietet, die Gruppe zur nächsten Oase mitzunehmen. Unverhofft hat sich für die junge Prinzessin der Traumurlaub zu einem großen Abenteuer entwickelt ...
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Seitenzahl: 124
Cover
Impressum
Abenteuer im Orient
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / holbox
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-0978-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Abenteuer im Orient
Als Prinzessin Sandra ein Märchen aus 1001 Nacht erlebte
Von Anja von Stein
Sandra Prinzessin von Rothenstein erfüllt sich endlich ihren größten Traum, als sie sich auf eine Rundreise durch den Orient begibt.
Die ersten Tage des Urlaubs fangen gut an. Sandra genießt die strahlende Sonne und die endlos wirkenden Dünen, doch dann bleibt der Jeep ihrer kleinen Reisegruppe plötzlich im Sand stecken. Weit und breit ist keine Hilfe in Aussicht, und natürlich hat man auch keinen Handy-Empfang.
Glücklicherweise taucht nach einigen Stunden eine Beduinenkarawane auf, deren freundlicher Führer anbietet, die Gruppe zur nächsten Oase mitzunehmen.
Unverhofft hat sich für die junge Prinzessin der Traumurlaub zu einem großen Abenteuer entwickelt …
Die Tür flog mit einem heftigen Knall ins Schloss und ließ die Fensterscheiben klirren.
Erwin Fürst von Rothenstein, der im ledernen Klubsessel im Herrenzimmer saß, hob den Kopf und blickte seiner Adoptivtochter unwillig entgegen.
»Lauter geht es wohl nicht mehr, Sandra«, rügte er.
Sandra, Prinzessin von Rothenstein, antwortete nicht. Mürrisch ließ sie sich auf die Couch der Sitzgruppe fallen und schlug die Beine übereinander.
Die Dreiundzwanzigjährige war eine ungewöhnlich hübsche, junge Frau, groß gewachsen und mit sportlicher Figur. Ihre langen, dunklen Haare umrahmten ein zartes Gesicht, dessen sanfter Bronzeton jedes Make-up überflüssig machte.
Am meisten beeindruckten jedoch die blauen Augen, die so klar wie ein Bergsee waren und einen wunderbaren Kontrast zu ihrer sonst eher exotischen Erscheinung bildeten. Diese Augen ähnelten aber einem sturmgepeitschten Meer, wenn Sandra in Wut geriet – so wie jetzt.
»Warum hast du mich ins Schloss beordert, Papa?«, fragte sie unwillig. »Du weißt doch, dass ich mitten in den Abschlussprüfungen stecke.«
Sandra wohnte nicht auf Schloss Rothenstein, das sich inmitten der idyllischen Bergwelt Bayerns auf einem sanften Hügel erhob, sondern in einem Penthouse in München.
Die ehemalige Ritterburg, die sich schon seit vielen Jahrhunderten im Besitz des ehrwürdigen Geschlechts derer von Rothenstein befand, war fast eine Stunde Fahrzeit von der Landeshauptstadt entfernt, wo Sandra Medizin studierte.
Wortlos schob Fürst Erwin der Prinzessin eine Zeitschrift zu, die auf dem Tisch lag.
»Ich würde das nicht unbedingt zu deinen Prüfungsvorbereitungen zählen«, grollte er und deutete auf die Titelseite, wo in großen Buchstaben die Schlagzeile prangte.
Partyprinzessin wieder on Tour. Darunter war ein Foto abgedruckt, das Sandra inmitten einer Gruppe junger Leute zeigte. Alle schnitten dem Fotografen mehr oder minder freche Grimassen, die Prinzessin nicht ausgeschlossen. Sie streckte dem Mann wenig damenhaft die Zunge heraus.
»Ach Papa, das ist doch nur die Rache des Paparazzos, weil ich mich nicht fotografieren lassen wollte«, verteidigte sich Sandra verdrossen. »Keinen Schritt konnte ich tun, ohne dass der Mann nicht die Kamera zückte. Da ist mir der Kragen geplatzt, und ich habe ihm eben verdeutlich, dass er sich ver …«
»Sandra, bitte achte auf deine Sprache!«, fiel der Fürst seiner Adoptivtochter entschieden ins Wort.
Die Prinzessin nahm es manchmal mit ihrer Ausdrucksweise nicht so genau und redete, wie ihr gerade zumute war.
Die ersten zehn Jahre ihres Lebens war sie in dem amerikanischen Haushalt ihrer leiblichen Eltern wie ein Wildfang aufgewachsen, dem keine Grenzen gesetzt worden waren. Später im Schloss hatte sie zwar gelernt, die Etikette ihres Standes zu achten, hielt sich aber nur widerwillig und mit häufigen Entgleisungen daran.
Wieder stöhnte Fürst Erwin. Seine Frau und er hätten die Daumenschrauben fester anziehen müssen, als die Prinzessin damals mit knapp zehn Jahren zu ihnen gekommen war.
Sandras leibliche Eltern – Erwins jüngere Schwester Ellen und deren Mann, ein amerikanischer Großindustrieller, – waren beim Absturz ihrer Privatmaschine ums Leben gekommen.
Für den Fürsten und seine Frau Henriette war es selbstverständlich gewesen, die verwaiste Nichte bei sich aufzunehmen und ihr ein liebevolles Elternhaus zu geben, denn das Fürstenpaar hatte sich immer eine Tochter gewünscht. Doch nach der Geburt des Erbprinzen hatte die Fürstin keine Kinder mehr bekommen können.
Das war wohl der Grund, warum sie Sandra immer so maßlos verwöhnt hatten. Wenn die Prinzessin ihren unvergleichlichen Charme hatte spielen lassen, waren sie einfach dahingeschmolzen und hatten es nicht übers Herz gebracht, ihren Sonnenschein zu maßregeln.
Der inzwischen einunddreißigjährige Erbprinz Leonhard hingegen hatte eine sehr strenge Erziehung genossen und sich oft beschwert, dass die Eltern der Prinzessin alles hatten durchgehen lassen. Das hatte allerdings seiner abgöttischen Liebe zu der kleinen Schwester keinen Abbruch getan, und noch heute waren beide ein Herz und eine Seele.
Sandra war auch ein Mensch mit zwei Gesichtern. Sie konnte sehr liebevoll und gutherzig sein und ließ nie einen Menschen im Stich, wenn er Hilfe brauchte. Aber sie war auch kapriziös, dickköpfig und egoistisch. Wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging, ließ sie ihr Umfeld unter ihren Launen leiden.
Mit ihren dreiundzwanzig Jahren war sie noch immer das trotzige kleine Mädchen, das ständig gegen alle Etiketten und Zwänge aufbegehrte, was nicht selten dazu führte, dass sie in der illustren Gesellschaft ins Fettnäpfchen trat. Sie wusste auch nur wenig mit ihrem Leben anzufangen und lebte sorglos in den Tag. Ihr Medizinstudium diente in erster Linie dem Zeitvertreib. Sie hatte noch keine klare Vorstellung, was sie damit anfangen sollte.
Aber Sandra war auch ungewöhnlich intelligent. Während andere sich ihr Wissen erarbeiten mussten, fiel es ihr geradezu in den Schoß.
Im Internat hatte sie die Lehrer mit ihrem gleichgültigen Verhalten genervt, weil sie ständig unterfordert war. Auch das Studium nahm sie nicht wirklich in Anspruch.
Natürlich gab es Zeiten, in denen sie Tag und Nacht büffelte, um den Lehrstoff zu bewältigen. Doch dann gab sie sich wieder dem Vergnügen hin und sorgte für negative Schlagzeilen, wenn sie mit Freunden völlig ungeniert durch die Bars und Diskotheken der Großstadt zog.
»Ich habe mich echauffiert und dem aufdringlichen Schreiberling deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich hinwegheben soll«, verbesserte Sandra nun grinsend.
Jetzt musste Fürst Erwin lachen.
»Nun, so verschroben musst du es auch nicht ausdrücken«, entgegnete er schmunzelnd, aber er wurde gleich wieder ernst: »Trotzdem möchte ich über derartige Entgleisungen meiner Tochter künftig nicht mehr in der Boulevardpresse lesen. Für die Prinzessin von Rothenstein schickt es sich nicht, in Begleitung irgendwelcher Zufallsbekanntschaften das Nachtleben von München zu erkunden.«
Die Miene der Prinzessin wurde noch verdrossener.
»Das sind keine Zufallsbekanntschaften, sondern Kommilitonen und Freunde von mir. Nette junge Leute, die den einzigen Makel haben, bürgerlich zu sein«, verteidigte Sandra ihr Umfeld. Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und fügte mit trotzigem Unterton hinzu: »Damit es dich beruhigt, Papa, Markus und Miriam waren ebenfalls mit von der Partie. Sie sind nur nicht auf dem Foto.«
Der Fürst zog zweifelnd die Augenbrauen hoch.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass der seriöse Baron von Lehel und die Freifrau von Kassel Gefallen an derartigem Amüsement finden. Miriam wird wohl kaum kurz vor den Prüfungen so ausgelassen ihrem Vergnügen frönen, wie du das tust, Sandra.«
Die vierundzwanzigjährige Miriam war eine zurückhaltende junge Dame, die ihr Studium der Germanistik und Geschichte sehr ernst nahm.
Auch den neunundzwanzigjährigen Anwalt schätzte Fürst Erwin als pflichtbewussten jungen Mann, der die Ehre seines Standes hochhielt und der Presse wohl kaum auf diese plumpe Weise Zündstoff liefern würde.
»Papa!« Sandra rang genervt die Hände. »Wir haben den Geburtstag eines Kommilitonen gefeiert, ganz normal in einem netten Lokal, und sind keineswegs von einer Bar in die andere gezogen, wie es dieser verleumderische Journalist behauptet. Es war auch bereits kurz nach Mitternacht Schluss und nicht erst in den frühen Morgenstunden.« Ärgerlich wischte sie durch die Luft. »Man sollte diesem Lügner Berufsverbot erteilen.«
»Das steht auf einem anderen Blatt«, stimmte der Fürst zu. Er hatte schon seine eigene Erfahrung mit der Klatschpresse gemacht und verstand den Zorn seiner Adoptivtochter. »Du wolltest mir erklären, warum Miriam und Markus mitgekommen sind?«, hakte er trotzdem nach, und in seinen Augen schimmerte noch immer Skepsis.
Sandra fühlte sich von dem offensichtlichen Zweifel des Fürsten brüskiert, beherrschte sich aber. Sie liebte ihren Adoptiwater aus tiefstem Herzen und verstand seine Sorge um ihren guten Ruf. Wenn sie ehrlich war, trieb sie es mitunter wirklich auf die Spitze. Aber da war eine seltsame Unruhe in ihr, der Drang nach Freiheit, der sie manchmal über die Stränge schlagen ließ.
»Da gibt es nicht viel zu berichten.« Sie hob die Schultern. »Miriam ist meine beste Freundin und Anstandsdame, wenn du so willst, Papa. Sie begleitet mich oft bei meinen Unternehmungen und passt auf, dass ich die Etikette nicht verletze, was diesmal leider danebenging. Ich konnte meine Wut auf den unverschämten Fotografen einfach nicht zügeln.« Sie grinste schief. »Und Markus haben wir zufällig getroffen.«
Doch der Fürst war noch nicht zufrieden, wie man seinem argwöhnischen Gesichtsausdruck anmerken konnte.
Sandra seufzte. »Der Baron hatte mit einem Klienten in dem Lokal gespeist, in dem wir gefeiert haben. Als der Gast gegangen war, hatte er sich auf meine Einladung hin zu uns gesetzt.«
Sandra verschwieg, dass sie den Baron geradezu animiert hatte, ihnen Gesellschaft zu leisten.
Die Prinzessin war schon lange heimlich in Markus verliebt. Aber zu ihrem Bedauern waren sie bisher noch nicht über einen harmlosen Flirt hinausgekommen. Sie hatte auch fast den Eindruck, dass Markus mehr an ihrer Freundin interessiert war. Aber das bildete sie sich wohl nur ein. Die etwas unscheinbare und schüchterne Miriam war wohl kaum die richtige Frau für den attraktiven, weltgewandten Baron.
Diese schien auch kein Interesse an einer näheren Bekanntschaft mit Markus zu haben. Sie verstand sich gut mit ihm, blieb aber auf Distanz. Allerdings würde sich die diskrete Freifrau niemals ihre Gefühle für einen Mann anmerken lassen, solange dieser nicht deutlich seine Absichten kundtat.
»Die Geschichte ist nur aus dem Ruder geraten, weil der Journalist sich einfach nicht abschütteln ließ«, fuhr Sandra zerknirscht fort und hob die Hände. »Ich verspreche, es kommt nicht wieder vor.«
Fürst Erwin nickte grimmig. »Das wird es auch nicht. Künftig werden dich zwei Bodyguards bei deinen diversen Ausflügen begleiten und vor der Klatschpresse abschirmen, bis du dein Studium beendet hast. Danach kehrst du ins Schloss zurück, und wir werden beratschlagen, wie du deine Zukunft gestalten wirst.«
Entsetzt starrte Sandra ihren Adoptiwater an.
»Oh Papa, bitte, das ist nicht dein Ernst! Ich will nicht ständig mit zwei Dobermännern an den Fersen durch die Gegend laufen. Das darfst du mir nicht antun!«
»Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Sandra«, blieb Fürst Erwin ungerührt. »Dieser Ausrutscher war ja leider nicht deine erste Entgleisung. Die Zeitungen und Boulevardblätter sind voll von deinen Kapriolen. Deshalb muss ich dem einen Riegel vorschieben, bevor noch unser guter Ruf Schaden nimmt.« Er stand auf und wanderte durchs Zimmer.
Trotz seiner siebenundsechzig Jahre war Fürst Erwin ein beeindruckender Mann, der seine Gegner allein mit dem Blick seiner granitgrauen Augen in die Knie zwang. Groß gewachsen und von kräftiger Gestalt wäre er zu früheren Zeiten ein stattlicher Ritter gewesen, der für Recht und Ordnung gekämpft hätte, wie es seine Vorfahren getan hatten. In der langen Ahnenreihe der Rothenstein gab es kaum einen Burgherren, der nicht beim Volk beliebt und geachtet gewesen war.
Auch der Fürst setzte sich für die Belange der Leute ein. Zwar kämpfte er heute nicht mehr mit Schwert und Lanze, aber sein Wort hatte sowohl in der Wirtschaft, als auch in der Politik einiges Gewicht. Obwohl er bereits im Ruhestand war, dachte er noch nicht ans Altenteil und stand seinem Sohn, der nun das fürstliche Imperium leitete, mit Rat und Tat zur Seite.
Der Fürst blieb vor der Bar im Zimmer stehen und goss sich einen Sherry ein. Seiner Tochter bot er keinen Drink an. Sandra verabscheute Alkohol, worauf Fürst Erwin ihr Glas nochmals mit dem Wasser aus der Karaffe, die auf dem Tisch stand, füllte.
Betreten kaute Sandra auf ihrer Unterlippe. Sie wusste nur zu gut, dass ihr Ausrutscher nicht allein dem Fotografen anzulasten war. Manchmal ging einfach das Temperament mit ihr durch.
»In vier Wochen hast du Geburtstag«, schwenkte Fürst Erwin um und setzte sich wieder. Mit ernstem Blick sah er die Tochter an. »Deine Mutter und ich wünschen, dass du dieses Fest im stilvollen Rahmen hier im Schloss feierst, statt mit deinen Freunden um die Häuser zu ziehen, wobei es womöglich wieder zum Eklat käme. Das besänftigt vielleicht die honorige Gesellschaft etwas, in der man sich bereits die Münder über die Partyprinzessin’ zerreißt.«
Er seufzte, als er die finstere Miene seiner Tochter bemerkte, die natürlich ihren Jubeltag anders geplant hatte.
»Nun schau nicht drein, als würde man dich zum Schafott führen, Sandra«, beschwichtigte er. »Deine Mutter hat sich etwas ausgedacht. Es wird dir gefallen.« Ungeduldig winkte er die Prinzessin hinaus. »Geh schon, sie wartet bereits.«
***
Auf dem Gang begegnete Sandra ihrer Schwägerin und ihrer dreijährigen Nichte Leonie.
»Ich habe schon gehört, dass du im Schloss bist«, begrüßte Marlene sie und umarmte sie herzlich.
Trotz des Altersunterschieds von sechs Jahren und ihrer unterschiedlichen Charaktere – Marlene war pflichtbewusst, ernsthaft und machte dem ehrwürdigen Namen von Rothenstein mit ihrer Noblesse alle Ehre – verstanden sich beide Frauen hervorragend.
Die aus Schweden stammende Prinzessin wies zu der geschlossenen Tür des Herrenzimmers.
»War es schlimm?«, fragte sie mitfühlend.
»Mein Kopf sitzt noch auf meinen Schultern«, scherzte Sandra, aber sie verzog gequält das Gesicht. »Dabei kann ich wirklich nichts für die Schmiererei dieses sensationshungrigen Journalisten.«
Sanft legte Marlene den Arm um die Schulter der Jüngeren.
»Warum gibst du der Presse auch immer wieder einen Anlass, Sandra?«, tadelte sie. Sie war die Einzige, die der Prinzessin die Meinung sagen durfte, ohne dass diese gleich aufbrauste. »Deinen Zungenschnalzer hättest du dir wirklich verkneifen müssen. So reagiert ein trotziges Kind, aber keine Dame von Rang und Namen.«
»Das weiß ich doch selbst«, stöhnte Sandra und zuckte zerknirscht mit den Schultern. »Manchmal gehen einfach die Pferde mit mir durch.«
Leonie zupfte ungeduldig an Sandras Hand und forderte ihre Aufmerksamkeit.
Augenblicklich wechselte der mürrische Gesichtsausdruck der Prinzessin zu einem zärtlichen Lächeln. Sie ging vor dem Kind in die Hocke und drückte es sanft an sich.
»Hallo, mein Schatz, ich habe dich sehr vermisst.«
»Ich dich auch, Tante Sandra«, antwortete die Kleine und hauchte der Prinzessin einen Kuss auf die Wange. Dann machte sie sich von ihr frei und zwitscherte fröhlich: »Ich bin eine Elfe, wie in dem Buch, das du mir geschenkt hast. Kannst du meine Flügel sehen?« Sie drehte sich anmutig im Kreis.
»Oh ja, sie sind wunderschön«, bestaunte Sandra die imaginären Flügel. Dann packte sie jedoch das Kind sanft an der Schulter und sah ihm mahnend in die Augen. »Aber du darfst die zarten Flügel nur dazu benutzen, um von Blume zu Blume zu flattern. Und nicht wieder von der Mauer im Schlosspark springen! Versprichst du mir das?«