Silvia-Gold 50 - Anja von Stein - E-Book

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Anja von Stein

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Beschreibung

Dieser Blick! Voller Entsetzen, aber auch voll von tiefem Mitgefühl. Panik überfällt Beate Langer. Was ist mit ihren Beinen? Was verheimlichen die Ärzte ihr? Sie muss sich Gewissheit verschaffen, sie muss jetzt gleich herausfinden, ob sie, die Königin des Tennisplatzes, für immer ein Krüppel sein wird.

Mit dem Mut der Verzweiflung schlägt Beate die Decke zurück. Fassungslosigkeit nimmt ihr den Atem, ihr Verstand sträubt sich zu glauben, was sich erbarmungslos ihren Blicken darbietet. Sie hört einen schrecklichen Schrei und ist sich nicht bewusst, dass sie es ist, die schreit.

Vorbei die Zeit der triumphalen Siege, des Beifalls nach gelungenem Sieg. Vorbei aber auch die Hoffnung auf ein Glück mit Jan, dem Mann, der ihr Herz besitzt und mit dem sie in wenigen Tagen vor den Traualtar treten wollte. Alles vorbei?

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Seitenzahl: 105

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Inhalt

Cover

Impressum

Vertrau dich meiner Liebe an

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: PeopleImages / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6040-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Vertrau dich meiner Liebe an

Nach einem Unfall verliert Beate allen Lebensmut

Von Anja von Stein

Dieser Blick! Voller Entsetzen, aber auch voll von tiefem Mitgefühl. Panik überfällt Beate Langer. Was ist mit ihren Beinen? Was verheimlichen die Ärzte ihr? Sie muss sich Gewissheit verschaffen, sie muss jetzt gleich herausfinden, ob sie, die Königin des Tennisplatzes, für immer ein Krüppel sein wird.

Mit dem Mut der Verzweiflung schlägt Beate die Decke zurück. Fassungslosigkeit nimmt ihr den Atem, ihr Verstand sträubt sich zu glauben, was sich erbarmungslos ihren Blicken darbietet. Sie hört einen schrecklichen Schrei und ist sich nicht bewusst, dass sie es ist, die schreit.

Vorbei die Zeit der triumphalen Siege, des Beifalls nach gelungenem Sieg. Vorbei aber auch die Hoffnung auf ein Glück mit Jan, dem Mann, der ihr Herz besitzt und mit dem sie in wenigen Tagen vor den Traualtar treten wollte. Alles vorbei?

Die Zuschauer klatschten begeistert Beifall, als Beate Langer auf das Siegertreppchen stieg und strahlend die Trophäe entgegennahm. Wieder einmal war es ihr gelungen, ihre Gegnerinnen in einem Tennisturnier zu schlagen.

Das Glück war ihr in den letzten Wochen treu geblieben. In der Presse rühmte man sie bereits als »aufsteigenden Stern am Tennishimmel«, und viele sprachen von einer glanzvollen Zukunft.

Beate war glücklich über ihren Sieg. Sie liebte ihren Beruf als Tennisspielerin und setzte ihren ganzen Ehrgeiz und ihr Können ein, um auf der Leiter des Erfolgs stetig nach oben zu steigen.

Doch Beate freute sich jetzt auch, dass die anstrengenden Pokalspiele zu Ende waren, die sie um die halbe Welt geführt hatten. In den nächsten Wochen war sie endlich einmal ohne Verpflichtungen. Von heute an hatte sie Zeit für sich und ihren Verlobten, Jan Wegener. Die Trennung von ihm wurde ihr von Tag zu Tag unerträglicher.

Erschöpft strich sich Beate eine Locke ihres rotblonden Haares aus der Stirn. Sie blinzelte ins grelle Sonnenlicht und war in Gedanken bei Jan.

Die Ausführungen des Sprechers, der wortreich ihre Geschicklichkeit und ihren präzisen Aufschlag lobte, rauschten an ihren Ohren vorüber. Sie sehnte sich danach, das Siegertreppchen verlassen zu dürfen, um im Hotelzimmer endlich zur Ruhe zu kommen. Sie wollte Jan anrufen, seine Stimme hören.

Beate lächelte versonnen. Schon in der nächsten Woche würde sich ihr Leben entscheidend ändern. Dann würde sie die Ehefrau des bekannten Rechtsanwalts Dr. Jan Wegener werden. Die Hochzeitsvorbereitungen waren schon im vollen Gange.

Beate atmete tief durch. Das Blitzlichtgewitter der Fotografen zerrte an ihren Nerven. Doch sie wusste, was sie ihrem Erfolg schuldig war, und lächelte freundlich. Mit beiden Händen hob sie den Pokal in die Höhe, bedankte sich bei dem jubelnden Publikum und verließ dann mit schnellen Schritten den Center Court.

In ihrem Hotelzimmer angekommen, stellte sich Beate sofort unter die Dusche. Das warme Wasser löste die Anspannung, und ein wohliges Gefühl zog durch ihre müden Glieder, bis das Summen des Handys sie in die Gegenwart zurückbrachte. Hastig griff sie nach dem Handtuch, rubbelte sich notdürftig trocken und schlüpfte in ihren Bademantel. Dann eilte sie ins Zimmer und meldete sich gerade noch rechtzeitig.

»Liebling, endlich!« Es war Jan. »Ich dachte schon, ich bekomme dich überhaupt nicht mehr an den Apparat. Jedes Mal, wenn ich anrief, sagte man mir, du seist auf dem Tennisplatz. Wenn ich etwas von dir erfahren will, muss ich den Fernseher anschalten. Fast in jedem Programm wird über deine sensationellen Erfolge berichtet. Zurückgerufen hast du auch nicht.« Jetzt schwang ein vorwurfsvoller Unterton in seiner Stimme.

»Ach, Jan.« Beate warf sich in einen Sessel und klemmte den Hörer zwischen Wange und Schulter, während sie ihre Beine abtrocknete. »Ich wollte dich ganz bestimmt anrufen. Aber ständig hat mich irgendjemand mit Beschlag belegt. Das ist der Preis des Erfolgs.«

»Ja, ich weiß, mein Liebling.« Jan seufzte hörbar. »Ich hab ja auch Verständnis dafür. Aber ich hoffe, dass du mich über deinen tollen Erfolg nicht vergisst – und vor allem, denk dran, dass auch wir nächste Woche einen wichtigen Termin haben – unsere Hochzeit.«

»Du bist verrückt!« Beate lachte leise. »Wie könnte ich das vergessen! Es ist doch der entscheidendste Termin meines Lebens. Dafür würde ich alle Pokale der Welt eintauschen.«

»Wirklich?« In Jans Stimme schwang noch immer Skepsis.

Beate wurde unvermittelt ernst. »Wie kannst du daran zweifeln?«, schimpfte sie verärgert. »Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe.«

»Dann wird es endlich Zeit, dass du mir das auch beweist«, forderte Jan zärtlich lachend. »Natürlich weiß ich, dass ich die Nummer eins in deinem Leben bin. Manchmal bin ich allerdings ein wenig eifersüchtig auf deine sportlichen Erfolge, wenn ich auch gleichzeitig unheimlich stolz auf dich bin. – Mit welchem Flug kommst du morgen?«

»Am frühen Vormittag, mit der ersten Maschine aus Sydney. Aber du brauchst mich nicht abzuholen.«

»Das kann ich auch nicht«, bedauerte Jan zerknirscht. »Ich habe morgen einen wichtigen Termin bei Gericht. Den darf ich nicht versäumen. Es tut mir wirklich leid …«

»Ist schon gut. Ich habe doch meinen Wagen am Flughafen stehen. Wir sehen uns dann in deiner Wohnung. Ich freue mich wahnsinnig auf dich.« Beate hauchte einen Kuss in den Hörer.

»Fahr vorsichtig«, mahnte Jan liebevoll und erwiderte den Kuss durchs Telefon. Dann legte er nachdenklich den Hörer auf.

Eine seltsame Unruhe ergriff ihn, ließ sein Herz heftig schlagen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Was war nur los mit ihm? Woher kam dieses beklemmende Gefühl drohenden Unheils, das sich so unerbittlich in seine Gedanken drängte und ihm fast den Atem nahm? War es die lange Trennung von Beate, die ihn so unruhig machte?

Es wurde höchste Zeit, dass er sie endlich wieder in die Arme schließen konnte, statt sie nur auf dem TV-Bildschirm betrachten zu dürfen.

***

Sanfte, einschmeichelnde Musik erklang aus dem Autoradio. Gerade recht zum Träumen, dachte Beate und lehnte sich behaglich in ihrem Sitz zurück. Leise summte sie die Melodie mit.

Die Landschaft flog in einem Reigen bunter Farben an ihr vorüber, und der Fahrtwind zupfte spielerisch an ihren Haaren.

Sie fühlte sich wunderbar! Das Verdeck ihres geliebten Cabriolets hatte sie geöffnet, um das sanfte Licht der Morgensonne genießen zu können.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, mit allen Sinnen zu leben! Selten zuvor hatte sie eine solche unbändige Lebenslust verspürt. Die Vorfreude auf Jan erfüllte ihr Herz und zauberte sein attraktives Gesicht vor ihr geistiges Auge.

Wie sehr sie ihn liebte, diesen großen, stattlichen Mann mit den wunderbaren, freundlichen Augen und dem spitzbübischen Lachen.

Beate seufzte zufrieden. Das Leben verwöhnte sie. Im Beruf war ihr Erfolg vergönnt, und schon bald würde sie mit dem Mann, dem ihr Herz gehörte, den Bund fürs Leben schließen.

Ein lang gezogenes Hupen riss sie jäh aus ihren Träumen. Erschrocken fuhr sie zusammen und sah verdutzt einem davonrasenden Sportwagen hinterher, dessen Fahrer sie gerade mit einem riskanten Manöver überholt hatte. Der Mann am Steuer zeigte in unmissverständlicher Geste, was er von ihrem Schneckentempo hielt.

»Blöder Angeber!«, schimpfte Beate verärgert. Unwillkürlich trat sie das Gaspedal stärker durch, und die Tachonadel kletterte höher.

In diesem Moment bog ein Traktor aus einem Feldweg in die Straße ein. Beate schätzte ihre Geschwindigkeit nicht richtig ein. Sie sah das entsetzte Gesicht des Bauern und trat heftig auf die Bremse. Trotzdem brachte sie ihren Wagen nicht mehr rechtzeitig zum Stehen.

Wie in Zeitlupe kam das riesige Ungetüm näher. Beate hörte das Kreischen der Bremsen. Das grässliche Geräusch knirschenden Bleches schaltete ihr Denken aus. Alles, was sie in das Dunkel tiefer Bewusstlosigkeit mit hinübernahm, war das monotone Summen eines Motors.

***

»Bitte, nehmen Sie Platz.« Dr. Reinhard wies auf die Stühle vor seinem Schreibtisch.

Das Ehepaar Langer setzte sich schwerfällig. Mit angstgeweiteten Augen harrten die Eltern von Beate auf den Bericht des Arztes.

Dr. Reinhard blickte über seine randlose Brille, dann räusperte er sich.

»Wollen wir erst einmal festhalten, dass Ihre Tochter unbeschreibliches Glück hatte. Das auslaufende Benzin des völlig demolierten Wagens hätte sich entzünden können und sie, die eingeklemmt war, wäre verbrannt. Es …«

»Kommen Sie endlich zur Sache, Herr Doktor!«, fiel Walter Langer dem Arzt ins Wort. »Wie steht es um Beate? Wird sie überleben?«

Dr. Reinhard nickte. Er erhob sich von seinem Stuhl, nahm die Brille ab und drehte sie nervös in den Händen.

»Soweit es sich zu diesem Zeitpunkt sagen lässt, besteht keine akute Lebensgefahr mehr. Ihre Tochter hat zwar schwere innere Verletzungen erlitten, aber die haben wir bereits im Griff. Einige Rippenbrüche, eine schwere Gehirnerschütterung … und vieles mehr.« Der Arzt wandte sich ab und blickte aus dem Fenster, bevor er zögernd fortfuhr: »Aber da wäre noch etwas … es war, wie gesagt, ein sehr schwerer Unfall …«

»Was noch, Herr Doktor?« Sybille Langer riss es vom Stuhl hoch. »Mein Gott, so reden Sie doch endlich! Was verschweigen Sie uns?«

»Es ist wirklich nicht so einfach. Ich kann es nicht mit ein paar Worten erklären«, antwortete Dr. Reinhard ausweichend. »Welchen Beruf übt Ihre Tochter aus?«

»Beruf?« Sybille Langer hob verblüfft den Kopf. Ihre Augen flackerten unruhig. »Warum fragen Sie? Unsere Tochter ist eine erfolgreiche Tennissportlerin. Haben Sie noch nie von Beate Langer gehört?«

Der Arzt zuckte merklich zusammen. Wieder seufzte er verhalten.

»Doch, natürlich, ich erinnere mich. Sie hat gerade ein Turnier in Australien gewonnen. Ein großes Talent – das macht alles natürlich noch problematischer.« Er gab sich einen Ruck. »Sie wissen, dass Ihre Tochter in den Trümmern des Wagens eingeklemmt war … Die Feuerwehr hatte große Mühe, sie zu befreien … aber es gab nur diese Möglichkeit …«

»Welche Möglichkeit?«, stieß Walter Langer gepresst hervor. Gespannt verfolgte sein Blick jede Bewegung des Arztes.

Dr. Reinhard atmete tief durch. »Man musste den rechten Fuß am Knöchelgelenk amputieren«, erklärte er leise. Er hob abwehrend die Hände, als er die entsetzten Blicke der Eltern sah. »Der Fuß war durch den Aufprall fast vollständig abgetrennt worden. Wir haben versucht, ihn zu retten, aber ob er je wieder belastbar sein wird, wird erst die Zukunft zeigen. Bedauerlicherweise ist auch das linke Knöchelgelenk erheblich verletzt. Ein komplizierter Trümmerbruch. Ich denke, diese Fraktur wird wieder vollständig ausheilen. Was ich aber sagen will …«

»Beate wird nie wieder richtig laufen können«, murmelte Walter Langer tonlos. Er fiel mit kalkweißem Gesicht auf seinen Stuhl zurück. »Das verkraftet Beate nicht. Der Sport ist ihr Leben! Mit Leib und Seele hat sie für ihren Erfolg gekämpft und nun das …«

»Sie wird es verkraften, wenn Sie ihr dabei helfen«, erwiderte der Arzt fest. »Ich gebe zu, es ist schwer, einen solchen Schicksalsschlag zu überwinden, ganz besonders, wenn man noch am Anfang einer so vielversprechenden Karriere steht. Aber das Leben zu verlieren, ist schlimmer, und Ihre Tochter kann wirklich froh sein, diesen Unfall überlebt zu haben.«

Nachdenklich runzelte er die Stirn und sah die Eheleute ernst an. »Vorläufig sollten wir sie noch nicht mit der Wahrheit konfrontieren. Sie muss erst zu Kräften kommen und den Schock dieses Unfalls überwinden. Im Moment bekommt sie starke Medikamente gegen die Schmerzen und wird ruhiggestellt. Es besteht keine Gefahr, dass sie ihren Zustand selbst ermessen kann. Sobald es ihr jedoch besser geht, müssen wir den vollen Umfang der Verletzungen zur Sprache bringen. Wollen Sie das übernehmen, oder soll ich …?«

»Nein, das ist unsere Aufgabe.« Walter Langer seufzte niedergeschlagen.

»Mein Gott!« Seine Frau sprang erregt auf. »Jan ist ja noch gar nicht informiert! Es ging alles so schnell … Der Schreck … Ich war völlig kopflos … habe ganz vergessen, ihn anzurufen. – Die beiden wollten doch am nächsten Wochenende heiraten!« Ihre Stimme ging in haltloses Schluchzen über.

Walter Langer hob irritiert die Augenbrauen.

»Ich dachte, du hättest Jan verständigt. Wie konntest du das vergessen?«

Sybilles Schluchzen verstärkte sich noch. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf.

Walter Langer legte tröstend den Arm um seine Frau.

»Ich werde Jan benachrichtigen. Mach dir keine Sorgen, Liebes«, sagte er leise.

Auch er spürte einen würgenden Kloß in seinem Hals. In einer Woche wollte seine Tochter als stolze Braut zum Traualtar schreiten, und nun lag die Zukunft in Scherben vor ihr.

Würde Jan stark genug sein, zu Beate zu halten, auch wenn sie für den Rest ihres Lebens ein Krüppel sein würde?

***

»Wie geht es dir, Liebling?« Jan Wegener beugte sich behutsam über seine Verlobte und küsste ihre rissigen Lippen.

Ein verunglücktes Lächeln huschte über Beates Gesicht.

»Es geht schon wieder«, murmelte sie schwach. »Nur das Dröhnen in meinem Kopf ist unerträglich. Was ist nur passiert? Ich kann mich kaum erinnern.«

»Du wolltest es mit einem Traktor aufnehmen und hast dabei den Kürzeren gezogen«, versuchte Jan zu scherzen. Es misslang, denn seine Stimme zitterte. »Hast du starke Schmerzen?«