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"Bleiben Sie, Celina, und seien Sie mein Gast", raunt Dominic Montand der Prinzessin zu. "Dann zeige ich Ihnen die schönsten Seiten von Paris, der Stadt der Liebe."
Celina von Weidhausen wird bei der samtigen Stimme ganz warm ums Herz. Ein Blick vom Eiffelturm über die blinkenden Lichter der Stadt genügt, und die Prinzessin beschließt, ihren Urlaub zu verlängern. Nur zu gern möchte sie die Gesellschaft dieses aufregenden Mannes noch ein paar Tage genießen, denn schon längst ist sie dem Charme des attraktiven Franzosen verfallen. Celina glaubt ganz fest, dass auch der geheimnisvolle Mann ihr zugetan ist. Aber Dominic Montand hat in Wahrheit nur ein Ziel: Er will die Prinzessin betören, um an ihr Vermögen zu kommen! Ahnungslos lässt sich Celina auf ein waghalsiges Spiel voller Leidenschaft ein und erkennt erst viel zu spät ihren großen Fehler. Die Prinzessin ist zutiefst verzweifelt, doch da erhält sie unerwartet Hilfe von ihrem Jugendfreund Lorenz von Rebnitz ...
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Seitenzahl: 133
Cover
Impressum
Wenn aus Freundschaft Liebe wird
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / coka
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-2644-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Wenn aus Freundschaft Liebe wird
Erst ein schwerer Schicksalsschlag öffnete Prinzessin Celina die Augen
Von Anja von Stein
»Bleiben Sie, Celina, und seien Sie mein Gast«, raunt Dominic Montand der Prinzessin zu. »Dann zeige ich Ihnen die schönsten Seiten von Paris, der Stadt der Liebe.«
Celina von Weidhausen wird bei der samtigen Stimme ganz warm ums Herz. Ein Blick vom Eiffelturm über die blinkenden Lichter der Stadt genügt, und die Prinzessin beschließt, ihren Urlaub zu verlängern. Nur zu gern möchte sie die Gesellschaft dieses aufregenden Mannes noch ein paar Tage genießen, denn schon längst ist sie dem Charme des attraktiven Franzosen verfallen. Celina glaubt ganz fest, dass auch der geheimnisvolle Mann ihr zugetan ist. Aber Dominic Montand hat in Wahrheit nur ein Ziel: Er will die Prinzessin betören, um an ihr Vermögen zu kommen! Ahnungslos lässt sich Celina auf ein waghalsiges Spiel voller Leidenschaft ein und erkennt erst viel zu spät ihren großen Fehler. Die Prinzessin ist zutiefst verzweifelt, doch da erhält sie unerwartet Hilfe von ihrem Jugendfreund Lorenz von Rebnitz …
Erhaben thronte das jahrhundertealte Schloss Weidhausen auf einem Hügel hoch über dem Rhein. Zu früheren Zeiten war es Schutz und Zuflucht für die Bewohner der gleichnamigen Ansiedlung am Fuß des Schlossbergs gewesen, die inzwischen zu einer beachtlichen Kleinstadt angewachsen war. Noch immer hielt Wilhelm Fürst von Weidhausen als Schirmherr schützend seine Hand über den Ort.
An diesem Samstag im Juli fand auf der Burg wieder der alljährliche Wohltätigkeitsball statt, den Fürstin Anna Louise ins Leben gerufen hatte und dessen Erlös gemeinnützigen Einrichtungen zugutekam. Die beliebte Fürstin war bei der Geburt der heute fünfundzwanzigjährigen Prinzessin Celina gestorben. Der Fürst hatte den Tod seiner geliebten Gattin nie überwunden und aus Trauer um sie nicht mehr geheiratet. Es war für ihn jedoch Ehrensache, die Stiftung der Fürstin fortzuführen.
In diesem Jahr stand der Wohltätigkeitsball unter dem Motto »Südamerikanische Lebensfreude«, was besonders die jüngeren Gäste entzückte. Typisch brasilianische Köstlichkeiten lockten am Büfett, und der süffige Wein sowie die feurige Musik fuhr selbst dem dünkelhaftesten Aristokraten in die steifen Knochen. Außerdem gab es dieses Mal keine Kleiderordnung. Deshalb beherrschten bunte Cocktailkleider und lässige Smokings das fröhliche Bild. Dazu ließ eine südamerikanische Combo den sonst so ehrwürdigen Ballsaal unter ihren heißen Rhythmen schier erbeben.
Das Fest, dessen Ausführung die Idee der Prinzessin gewesen war, war selbst bei den älteren Herrschaften, die gern einmal eine flotte Samba anstelle eines Wiener Walzers auf das Parkett legten, ein voller Erfolg.
Auch Prinzessin Celina selbst sorgte für Aufsehen. Mit zunehmendem Alter wurde sie ihrer schönen Mutter, deren Vorfahren aus dem nahen Frankreich stammten, immer ähnlicher. Ihr schwarzes Haar fiel wie ein seidiger Schleier über ihre Schultern und ließ die meerblauen Augen in ihrem zarten Gesicht noch intensiver leuchten.
Lorenz Graf von Rebnitz, der an der Fensterbank des prunkvollen Ballsaals lehnte, konnte kaum den Blick von der hübschen Prinzessin lassen, die mit einem Verehrer das Tanzbein schwang. Das lachsfarbene Kleid mit der Korsage schmeichelte ihrer samtigen, hellen Haut, um die sie so manche Dame aus dem Zeitalter des Barocks sicherlich beneidet hätte.
Allerdings war die Prinzessin über die Gabe der Natur keineswegs glücklich, denn sie musste jeden längeren Aufenthalt in der Sonne mit Sommersprossen büßen, die sich besonders auf ihrer Nase ansiedelten. Lorenz liebte diese süßen Sprenkel und neckte sie gern damit. Doch noch mehr liebte er ihre blauen Augen, in denen stets ein wenig der Schalk schaute.
Jetzt ergriff den jungen Grafen leise Wehmut. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass diese Augen die Liebe widerspiegelten, die er für Celina empfand. Doch Lorenz war für sie nur ein guter Freund. Der Graf war drei Jahre älter als die Prinzessin und von Kindesbeinen an ihr Ruhepol, großer Beschützer und Moralapostel in einer Person gewesen. Er hatte es sich auch zur Aufgabe gemacht, die oftmals ungestüme Prinzessin vor Schaden zu bewahren.
Celina war eine warmherzige, hilfsbereite junge Frau, die mitunter aber auch sehr launenhaft und leichtlebig sein konnte. Letzteres war das Resultat ihrer nachlässigen Erziehung. Der Vater und die Großmutter hatten die Prinzessin nach dem Tod der Mutter hoffnungslos verwöhnt und sahen ihrem Liebling auch heute noch so manchen Ausrutscher nach. Mit ihrer Sorglosigkeit bot die Prinzessin deshalb der Klatschpresse oft Zündstoff.
Dann war Lorenz zur Stelle und brachte die Dinge wieder in Ordnung. Als Anwalt für Strafrecht kannte er sich mit den Finessen des Gesetzes aus und nahm so manchem Paparazzo schnell den Wind aus den Segeln, bevor dieser mit seinem reißerischen Artikel an die Öffentlichkeit gehen konnte.
Celina hatte tiefstes Vertrauen zu dem Jugendfreund und verriet ihm noch heute all ihre Geheimnisse. Doch gerade dieses unerschütterliche Vertrauen war es, das Lorenz daran hinderte, der Prinzessin seine Liebe zu gestehen, die sich im Laufe der Jahre heimlich in sein Herz geschlichen hatte. Er hatte Angst, Celina zu verstören und womöglich ihre Freundschaft zu verlieren, wenn sie um seine wahren Gefühle wusste. Deshalb hielt er sich lieber im Hintergrund und litt Höllenqualen, sobald die Prinzessin ihre Gunst einem ihrer Verehrer schenkte, an denen es ihr wahrhaft nicht mangelte.
Ihr gegenwärtiger Tanzpartner schien Celina jedoch eher zu nerven als zu entzücken, wie ihre verdrossene Miene zeigte. Dem jungen Mann fehlte offenbar jedes Rhythmusgefühl. Die Prinzessin hingegen war eine exzellente Tänzerin, die wie eine Elfe über das Parkett schwebte.
Lorenz schmunzelte, als er ihren Hilfe suchenden Blick auffing. Immer wenn Celina ihre holprigen Tänzer überdrüssig war, musste der junge Graf einspringen, was er auch gern tat. Er hatte das Rhythmusgefühl seiner spanischen Urgroßmutter im Blut und war so ziemlich der Einzige, der mit dem Temperament der Prinzessin mithalten konnte.
»Was hängst du hier so gelangweilt herum?«, riss Celina den Freund aus seinen Gedanken. Sie war nun zu ihm gekommen. »Warum tanzt du nicht?« Geschickt nahm sie ein Champagnerglas von einem Tablett, das ein Diener herumtrug, und trank einen großen Schluck.
»Weil du ständig von deinen diversen Verehrern in Beschlag genommen wirst«, erwiderte Lorenz schulterzuckend.
Celina verdrehte die Augen und wies mit der Hand umher. »Hier mangelt es doch wirklich nicht an bezaubernden Damen, die nur darauf warten, mit dem begehrten Grafen von Rebnitz das Tanzbein zu schwingen. Lassen dich die verlockenden Blicke völlig kalt?« Verständnislos zog sie die Stirn kraus.
Der junge Graf war überaus attraktiv. Er war groß und muskulös und hatte ein markantes, sonnengebräuntes Gesicht, das von dunklen Locken umrahmt wurde, die ihm immer ein wenig unordentlich in die Stirn fielen. Dazu umspielte stets ein leichtes Lächeln seinen Mund.
Celina war schon oft gefragt worden, warum sie und der gut aussehende Graf nicht schon längst ein Paar waren, nachdem Lorenz ständig in ihrer Nähe war und sie nahezu auf Händen trug. Aber zwischen ihnen fehlte einfach das Besondere, es knisterte nicht. Außerdem verliebte man sich nicht in seinen besten Freund.
Lorenz war ein Waisenkind und als Zögling des Fürsten und seiner einzigen Verwandten, einer Großtante, die inzwischen verstorben war, in einem Vorbau des Schlosses aufgewachsen. Von klein auf waren er und Celina wie Geschwister füreinander gewesen. Mit Lorenz verstand sich die Prinzessin besser als mit ihrem sechs Jahre älteren Bruder Burkhard, der sie gern belehrte.
Der Erbprinz war in einem strengen Internat in der Schweiz erzogen worden, während der Fürst seiner Tochter diesen Zwang erspart hatte. Sie hatte eine Privatschule in der nahen Stadt besuchen dürfen und war auch sonst frei wie ein Vogel gewesen. Als Kinder hatten sie und Lorenz gern im Wald am Schlossberg gespielt, und als sie dann älter geworden waren, hatte Lorenz sie wie selbstverständlich auf ihren Reisen begleitet.
Doch während die Prinzessin das Abenteuer liebte, war der Freund mit seiner Sorgfalt oft eine richtige Spaßbremse, wie Celina es nannte. Das war wahrscheinlich auch ein Grund, warum sie sich nicht in Lorenz verliebte. Sie träumte von einem Prinzen, der sie hoch zu Ross in sein Schloss entführte, nachdem er sie aus den Fängen irgendwelcher Schurken befreit hatte.
»Die Richtige ist nicht darunter«, wich Lorenz der Prinzessin scheinbar gleichmütig aus. Er stellte sein Glas ab und nahm auch Celina das Champagnerglas aus den Händen. »Wenn du willst, können wir jetzt tanzen.«
Er wollte ihre Hand ergreifen, doch Celina bockte. Sie warf stolz den Kopf zurück.
»Mein lieber Graf von Rebnitz, eine Prinzessin von Weidhausen zerrt man nicht einfach aufs Parkett!«, rügte sie in gespieltem Hochmut. »Man bittet sie höflich, mit ihr tanzen zu dürfen.«
Lorenz schmunzelte. Celina wollte mal wieder Spielchen spielen. Nun gut, wenn sie darauf bestand, an ihm sollte es nicht liegen.
»Gestatten Prinzessin, dass meine Wenigkeit euch zum Tanz in die Glückseligkeit entführt?«, säuselte er und neigte den Kopf, linste aber verstohlen unter seinen langen Wimpern hervor. Wie würde Celina wohl auf den Wink mit dem Zaunpfahl reagieren?
»Ach, Lorenz!« Die Prinzessin seufzte tief. »Wenn es doch bloß die Glückseligkeit wäre. Aber mein Traumprinz ist mir leider noch nicht über den Weg gelaufen.«
»Vielleicht solltest du mal in deiner näheren Umgebung Ausschau halten«, knurrte Lorenz und fixierte verdrossen seine Schuhspitzen.
Celina runzelte verwundert die Stirn. »Du meinst doch nicht etwa dich?« Für einen Moment war sie verunsichert. Doch dann lachte sie leise und spöttelte: »Wie immer einen Scherz auf den Lippen, der Herr Graf. Nur leider sind wir uns viel zu vertraut, als dass uns Amors Pfeil treffen könnte. Wir haben kaum noch Geheimnisse voreinander, es fehlt einfach die Würze.« Sie tätschelte die Wange des Freundes. »Lass uns lieber tanzen, als uns in Träumen zu verlieren, die nicht wahr werden können. Als Tänzer bist du jedenfalls jedem Traumprinzen überlegen.« Sie verzog den Mund. »Warum hast du mich eigentlich nicht aus den Fängen dieses schwerfälligen Herren mit den zwei linken Füßen entrissen?«
»Ich wollte deinem Verehrer nicht den Spaß verderben.« Lorenz grinste. Er hatte sich wieder gefangen. Die brüske Antwort der Prinzessin war ihm zwar wieder einmal wie ein spitzer Dolch in sein Herz gefahren, doch inzwischen konnte er mit dem Schmerz ein wenig besser umgehen. »Nachdem sich dein Bruder so viel Mühe gegeben hat, dir heute all seine heiratswilligen Freunde zu präsentieren, solltest du ihn auch nicht enttäuschen«, raunte er der Prinzessin zu.
Celina verdrehte die Augen. »Ich weiß schon, Burkhard hat es sich zum Ziel gesetzt, mich unbedingt zu verkuppeln. Aber den Mann meines Herzens suche ich mir immer noch selbst aus. Unter all den Langweilern und aufgeblasenen Schönlingen, die mein lieber Bruder zu seinem Freundeskreis zählt, ist mein Traumprinz sicherlich nicht zu finden.«
Sie stockte, als Hugo von Trautwitz auf sie zusteuerte. Der hochgewachsene Baron mit den aristokratischen Gesichtszügen erinnerte sie unwillkürlich an einen edlen Ritter, wie sie zu Dutzenden auf den Gemälden in der Schlossgalerie zu sehen waren. Celina wurden die Knie weich.
Der Baron machte eine galante Verbeugung, ergriff die Hand der Prinzessin und hauchte einen Kuss darauf.
»Verzeihen Sie, verehrte Celina, dass ich erst jetzt Gelegenheit finde, Sie zum Tanz zu führen. Aber der Fürst hatte mich mit Beschlag belegt.« Er blickte zu Lorenz und meine kühl: »Sie gestatten, verehrter Graf, diesen Tanz hat mir Prinzessin Celina bereits versprochen.« Ohne die Antwort des Grafen abzuwarten, reichte er der hübschen Frau seinen Arm.
Die Prinzessin schaute mitleidig zu dem Jugendfreund. »Entschuldige Lorenz, aber wir holen unseren Tanz nach, ja?« Dann schwebte sie mit strahlendem Lächeln, das verriet, wie gut ihr der Baron gefiel, an dessen Arm davon.
Lorenz knirschte mit den Zähnen. Diesmal war Celina zu weit gegangen. Man ließ seinen besten Freund nicht stehen wie ein lästiges Anhängsel. Zornig drehte er sich um und ging auf die Bar zu, die sich in einem Nebenraum befand. Sollte sich Celina doch einen anderen Lückenbüßer suchen!
An der Tür blieb er nochmals stehen und warf einen Blick über die Schulter zurück. Der Baron schien ein Gespür für den Rhythmus der Musik zu haben. Die Prinzessin sah ganz entzückt aus. Ihr glockenhelles Lachen traf Lorenz abermals wie ein scharf geschliffener Dolch. Der Graf stöhnte leise. Er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn sich Celina wirklich einmal verliebte. Es würde ihm wohl sein Herz aus dem Leib reißen. Doch bisher liebte die Prinzessin ihre Freiheit viel zu sehr, um sich fest zu binden.
Noch immer verdrossen, schwang sich Lorenz auf einen Barhocker und bestellte einen Whisky mit Eis. Er machte sich sonst nichts aus hochprozentigen Getränken, doch jetzt brauchte er einen Seelentröster.
***
Burkhard Prinz von Weidhausen stand mit seiner jungen Frau Senta auf dem Altan vor dem Ballsaal und genoss die laue Nachtluft. Er war der geborene Erbprinz, pflichtbewusst, traditionsgebunden und perfekt vom Scheitel bis zur Sohle. Das strenge Internat hatte ihn geformt und zu dem ernsthaften, mitunter auch stocksteifen Menschen gemacht, der er heute war. Für ihn standen Treue und Pflicht ihrem adligen Namen gegenüber an erster Stelle. Deshalb nahm er auch Anstoß daran, wie ungeniert Celina mit dem Baron flirtete. Durch die offene Saaltür konnte er das Paar gut sehen.
Er hatte den Fürsten schon oft gebeten, die Zügel bei der Schwester fester anzuziehen, bevor sie mit ihrer Leichtlebigkeit die fürstliche Familie noch mehr in Misskredit brachte. Doch Fürst Wilhelm hatte nur lapidar gemeint, Celina sei noch jung und müsse sich erst die Hörner abstoßen, bevor sie sich den strengen Regeln ihres Standes unterordnen konnte. Sie würde schon noch ernsthafter werden, wenn ihr erst der richtige Mann begegnet war. Bis dahin würde der Graf sie vor allzu großen Dummheiten bewahren. Zu seinem Patenkind Lorenz hatte der Fürst tiefstes Vertrauen.
»Da präsentiere ich Celina die begehrtesten Junggesellen der Aristokratie auf dem Silbertablett, und sie lässt einen nach dem anderen abblitzen, nur um dann den verheirateten Hugo von Trautwitz zu umgarnen«, grollte Burkhard, der sich zu seiner Frau gebeugt hatte. »Schämt sie sich denn gar nicht?«
Senta von Weidhausen zog amüsiert die Augenbrauen hoch.
»Du bist nicht auf dem neuesten Stand, mein Liebling«, belehrte die Prinzessin schmunzelnd ihren Mann. »Hugo von Trautwitz lebt in Scheidung. Seine Gattin hat ihren Faible für einen Opernsänger entdeckt und sich von ihrem Mann getrennt.« Sie tätschelte dem Prinzen die Wange und lächelte sanft. »Du tust deiner Schwester also unrecht, Burkhard. Baron von Trautwitz ist bald ein freier Mann.«
Normalerweise gelang es Senta stets, den Unmut ihres Mannes zu vertreiben, denn Burkhard war keineswegs so grimmig, wie er tat. Doch diesmal ließ sich der Prinz nicht besänftigen.
»Warum schenkt Celina nicht Gustav von Baldheim ihre Gunst? Der klebt sowieso schon wie ein treues Hündchen an ihren Fersen«, äußerte er sich schlecht gelaunt. »Der junge Graf passt doch viel besser zu ihr als der Baron, der die vierzig schon überschritten hat.«
»Was man Hugo von Trautwitz aber nicht ansieht«, neckte Senta denn Prinzen, denn sie wusste, dass sie damit die Eifersucht ihres Mannes schürte. Sie schmunzelte, als Burkhard prompt das Gesicht verzog. »Ehrlich gesagt könnte ich mich auch nicht für Gustav von Baldheim erwärmen«, fuhr sie ungerührt fort. »Ich verstehe gar nicht, wie du diesen aufgeblasenen Schönling zu deinen Freunden zählen kannst.«
»Gustav ist kein Wichtigtuer, er ist nur unsicher. Deshalb spielt er sich so auf«, wies Burkhard seine Frau zurecht. »Im Grund ist er eine gutmütige Seele und hat es sicherlich nicht verdient, dass Celina ihn derart brüsk abweist. Dabei ist er nicht einmal unansehnlich.«
»Mag sein, aber er hat keine Ausstrahlung«, widersprach Senta schulterzuckend. »Ein aalglattes Allerweltsgesicht und ein eingefrorenes Lächeln würden mich auch nicht entzücken.« Sie trank einen Schluck Wein.
Jetzt vergaß der Erbprinz seine steife Haltung und beugte sich zu seiner hübschen Frau.
»Der einzige Mann, der dich entzücken darf, bin ich, meine Liebe«, meinte er zwinkernd.
Senta verzog amüsiert die Lippen. »Ich werde es nicht vergessen, mein Herr und Gebieter«, antwortete sie gut gelaunt.
Burkhard mochte sein, wie er wollte. Senta konnte sich jedenfalls keinen liebevolleren Gatten wünschen. Einzig die Tatsache, dass sich auch nach vier Jahren Ehe der ersehnte Erbe noch immer nicht angekündigt hatte, trübte ihr Glück ein wenig. Trotzdem würde Burkhard ihr das niemals zum Vorwurf machen. Für die Eskapaden seiner kleinen Schwester hatte er jedoch kein Verständnis.