Fürstenkuss - Sandra Henke - E-Book
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Fürstenkuss E-Book

Sandra Henke

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Beschreibung

Die romantische Seite der Bestsellerautorin Sandra Henke: „Fürstenkuss“, der Sammelband mit blaublütigen Liebesromanen, jetzt als eBook bei dotbooks. Träumen Sie manchmal davon, Champagner auf der Schlossterrasse zu trinken oder im Mittelpunkt eines rauschenden Balls zu stehen? Drei junge Adlige könnten das jederzeit genießen – und trotzdem ist ihr Leben alles andere als rosarot: Die Familie von Prinzessin Isabella will sie gegen ihren Willen verheiraten, um so zu neuem Glanz zu kommen. Vivien von Staden soll derweil als schöne Spionin Firmengeheimnisse stehlen. Und Fürst Filippo di Promona verliebt sich Hals über Kopf in eine Bürgerliche – aber die hält scheinbar nichts von Hochwohlgeborenen … Romantisch, turbulent und fesselnd: Drei mitreißende Schicksals- und Fürstenromane – feine Lesepralinen für zwischendurch! Jetzt als eBook kaufen und genießen: den romantischen und preisgünstigen Sammelband „Fürstenkuss“ von Sandra Henke. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 341

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Über dieses Buch:

Träumen Sie manchmal davon, Champagner auf der Schlossterrasse zu trinken oder im Mittelpunkt eines rauschenden Balls zu stehen? Drei junge Adlige könnten das jederzeit genießen – und trotzdem ist ihr Leben alles andere als rosarot: Die Familie von Prinzessin Isabella will sie gegen ihren Willen verheiraten, um so zu neuem Glanz zu kommen. Vivien von Staden soll derweil als schöne Spionin Firmengeheimnisse stehlen. Und Fürst Filippo di Promona verliebt sich Hals über Kopf in eine Bürgerliche – aber die hält scheinbar nichts von Hochwohlgeborenen …

Romantisch, turbulent und fesselnd: Drei mitreißende Schicksals- und Fürstenromane – feine Lesepralinen für zwischendurch!

Über die Autorin:

Sandra Henke, geboren 1973, gehört zu den Autorinnen, die sich nicht auf ein Genre beschränken, sondern ihre Leserinnen auf die unterschiedlichste Art begeistern – mit großen Liebesgeschichten, mit »Paranormal Romance« und erotischer Literatur. Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlicht Sandra Henke außerdem erfolgreich Thriller. Sie lebt, glücklich verheiratet, in der Nähe von Köln. Mehr Informationen finden sich auf den Websites der Autorin (www.sandrahenke.de), auf Facebook (www.facebook.com/sandra.henke.autorin) und auf Instagram (www.instagram.com/sandra.henke.liebesromane).

Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Henke die Hot-Romance-Romane »London Lovers – Die Kunst der Unterwerfung«, »Jenseits aller Tabus«, »Die Maske des Meisters«, »Opfer der Lust«, »Loge der Lust«, »Lotosblüte« und »Gebieter der Dunkelheit«

und die Contemporary-Romance-Highlights »Wo mein Herz dich sucht«, »Wer mein Herz gefangen nimmt«, »Wenn mein Herz dich findet« und »Was mein Herz sich wirklich wünscht«.

Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlichte Sandra Henke bei dotbooks die Thriller »Leiden sollst du«, »Nr.13« und »Opfere dich«.

Gemeinsam mit Kerstin Dirks verfasste Sandra Henke außerdem die erotische Trilogie über die Vampirloge Condannato, die ebenfalls bei dotbooks erschienen ist: »Die Condannato-Trilogie – Erster Band: Begierde des Blutes«, »Die Condannato-Trilogie – Zweiter Band: Zähmung des Blutes« und »Die Condannato-Trilogie – Dritter Band: Rebellion des Blutes«.

***

eBook-Sammelband und -Neuausgabe August 2016

Copyright © 2016 dotbooks GmbH, München

Sandra Henke veröffentlichte die in diesem Sammelband enthaltenen Romane ursprünglich unter dem Pseudonym Sabine Stephan.

Obwohl ich dich nicht lieben kann: Copyright © der Originalausgabe 2001 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co.KG, Bergisch-Gladbach; Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Prinzessin unter falschem Namen: Copyright © der Originalausgabe 2001 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co.KG, Bergisch-Gladbach; Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Verbotene Küsse: Copyright © der Originalausgabe unter dem Titel Verbotene Küsse – heimliche Tränen 2001 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co.KG, Bergisch-Gladbach; Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion der überarbeiteten Neuausgaben: Christina Seitz

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Victoria Sergeeva und shutterstock/ba777

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-789-5

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Sandra Henke

Fürstenkuss

Drei Romane in einem eBook

dotbooks.

Inhalt

Obwohl ich dich nicht lieben wollte

Prinzessin unter falschem Namen

Verbotene Küsse

Nachwort von Sandra Henke

Lesetipps

Obwohl ich dich nicht lieben wollte

Weg, nur noch weg von hier! Isabella ist entsetzt, als sie von den Plänen ihrer Tante erfährt: Um das Landgut der Familie zu retten, soll die junge Prinzessin den vermögenden Besitzer des benachbarten Weinguts heiraten. Zugegeben, Graf Erik ist attraktiv, und sein herausforderndes Lächeln lässt Isabellas Knie weich werden – aber sie wird sich trotzdem nicht verschachern und in eine Vernunftehe zwingen lassen! Kurzentschlossen bricht sie aus den starren Konventionen aus, fest entschlossen, niemals nach Hause zurück zu kehren. Und Erik wird sie sicher schnell vergessen … oder?

.

Kapitel 1

Prinzessin Isabella von Lehnen lenkte ihr zitronengelbes Sportcabriolet in Windeseile zwischen den Weinbergen hindurch. Schließlich bog sie auf die Straße ab, die parallel zur Mosel verlief. Endlich! Heimat.

Isabella, die wegen ihrer strahlenden Augen von allen einfach »Bella« genannt wurde, atmete die frische Morgenluft ein. Für einen Sekundenbruchteil streckte sie ihre Arme von sich. Tante Lilo hätte geschimpft wie ein Rohrspatz, wenn sie das gesehen hätte. »Beide Hände gehören ans Lenkrad«, hörte Bella die Tante rügen. »Wir wollen deinen Trotzkopf noch etwas länger um uns haben.«

Bella lachte ihr fröhliches, glockenhelles Lachen und schüttelte ihr hüftlanges blondes Haar im Fahrtwind. Sie liebte es, schnell zu fahren, und diese Straße war wie gemacht für sie. Wie wunderschön die Weinberge aussahen! Sie rahmten die Mosel ein und ließen das Tal wie eine eigene kleine Welt erscheinen. Als Kind war dies ihre Welt gewesen. Mit Prinz Jan van Thiel war sie durch die eigenen Weinberge gestromert und hatte den Geschmack der Beeren während der verschiedenen Jahreszeiten getestet. Bella sollte schließlich einmal das Weingut Sonnentraube von Tante Lilo Prinzessin von Lehnen führen. Da musste sie auch wissen, wie die Trauben vor und der Wein nach der Kelterung schmeckten.

Oh, wie war Tante Lilo besorgt gewesen, als sie Jan und Bella betrunken im Weinkeller vorgefunden hatte! Nein, gezetert hatte sie nicht. Aber Bella und Jan durften eine ganze Woche nicht zusammen spielen. Das war die schlimmste Woche ihres Kinderlebens gewesen. Ohne Jan war sie nicht glücklich.

Jan! Ob er wohl noch auf Schloss Talblick, in der Nähe von Traben-Trarbach wohnte? Wie gerne würde sie ihn wiedersehen!

Bella wich erschrocken einem hupenden Auto aus. »Nicht träumen«, schimpfte sie mit sich selbst und riss ihr Sportcabriolet zurück auf die rechte Straßenseite.

An der Mosel roch es ganz anders als in der Schweiz. Selbst die Sonnenstrahlen fielen anders auf die Erde. Prinzessin Bella ballte ihre Hand zur Siegesfaust. Endlich hatte sie ihr Hotellerie-Studium beendet und ließ Zürich und Bern hinter sich. »Heimat ist eben Heimat«, feixte sie. Nicht aus einer Laune heraus hatte sie dieses Studium gewählt. Schon nach dem Tod ihrer Eltern, als Bella mit acht Jahren zu ihrer allein lebenden Tante nach Bernkastel-Kues zog, hatte sie diese, erschüttert über die ungewohnte Einsamkeit, gefragt: »Wieso wohnen hier keine Gäste? Überall wohnen doch Gäste!«

Tante Lilo hatte Bellas Tränen getrocknet, sie getröstet und ihr über die glänzenden Haare gestrichen. »Vielleicht, wenn du groß bist. Dann eröffnen wir beide gemeinsam ein Hotel auf dem Gutsgelände.«

Von dem Tag an hatten die beiden ein neues Ziel – und neuen Lebensmut gewonnen. Tante Lilo versuchte nicht, den Platz von Bellas Mutter einzunehmen. Nein, sie war ihr eine Freundin von der ersten Minute an. Wie viel Geduld sie mit dem kleinen Wildfang hatte! Wie oft sie ihr die Streiche und Flausen verzieh, die sie fast täglich mit Prinz Jan ausheckte, dachte Bella liebevoll. Von nun an würde sie, Bella, für ihre Tante da sein, so wie Lilo all die Jahre für sie da gewesen war.

»Sonnentraube – ich komme«, rief sie laut in den Fahrtwind hinein. Das Weingut lag nur noch einige Kurven von ihr entfernt. Nur wenige Minuten, wenige Meter, und Bella würde durch das große Holztor mit der gusseisernen Aufschrift fahren. Sicherlich würde Tante Lilo gleich eine Flasche des besten Jahrgangs für Bella öffnen. Die Sonnenberg-Trauben waren über die Landesgrenzen hinaus für ihren würzigen und gleichzeitig samtigen Geschmack berühmt – eine einzigartige Kombination. Bella strahlte bei dem Gedanken an einen guten Schluck nebst diversen Käsesorten. Gemütlich im Salon sitzen, sich zahlreiche Häppchen Käse in den Mund schieben, ein halbes Glas Wein gierig hinunterkippen und sich von Tante Lilo für dieses Verhalten zurechtweisen lassen. Bella wusste genau, was sie zu hören bekommen würde: »Für eine Prinzessin schickt es sich nicht, Getränke und Essen hinunterzuschlingen. Alles mit Bedacht und adeliger Zurückhaltung!«

Bella gluckste vor Lachen, als sie ihr Sportcabriolet über die Brücke steuerte, die vom Stadtteil Bernkastel zum Stadtteil Kues führte und sie näher an Gut Sonnentraube brachte. »Vornehm werde ich nie sein! Na und? Was soll’s?« Das hatte sie immer erwidert, und das würde sie heute noch antworten. »Ich bin, wie ich bin.«

Entweder man akzeptierte sie, wie sie war, oder man ließ es bleiben. Bella scherte sich auch nach sechs harten Jahren in der Schweiz nicht um Konventionen. Selbst das Studium hatte es nicht geschafft, die Prinzessin um 180 Grad zu drehen.

Ungeduldig trommelte sie mit den Fingerspitzen auf das mit Leder überzogene Lenkrad, denn die Touristen in der Innenstadt versperrten die Straßen. Bella liebte es, ihr Sportcabriolet auszufahren, bis die Geschwindigkeitsnadel den Anschlag erreichte. Ihr konnte es nicht schnell genug gehen, und sie wartete voller Ungeduld darauf, Tante Lilo in die Arme zu schließen. Sie hupte.

Erschrocken wichen die Passanten zurück und drängten sich zu den anderen Fußgängern auf den Gehwegen.

»Na endlich«, seufzte Prinzessin Bella und trat aufs Gaspedal. Ihr zitronengelbes Cabriolet flitzte durch die engen Gassen. Schnell fuhr Bella aus der Stadt, bog um die nächste Ecke und sah bereits das Holztor mit der gusseisernen Aufschrift »Gut Sonnentraube« vor sich. Wie von einer Hornisse gestochen, schoss sie hindurch und hinein in die lange Allee, die zum Gutshof führte.

Plötzlich fuhr ein moosgrüner Jaguar auf sie zu, sie sah ihn erst im letzten Moment. Bella trat kräftig auf die Bremse. Ihr Cabriolet drehte sich einmal um die eigene Achse. Dann kam es zum Stehen.

Auch der Jaguar hielt mit quietschenden Reifen. Ein Mann mit hochrotem Gesicht stieg aus. Wut ließ Äderchen auf seiner Stirn hervortreten. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Haben Sie Ihren Führerschein von Ihrem reichen Papa geschenkt bekommen?«

Bella war außer sich. Was bildete sich dieser Kerl ein? Mochten auch noch so hübsche braune Locken sein Gesicht einrahmen, trotzdem verhielt er sich doch so garstig wie ein verwunschener Frosch.

»Was fällt Ihnen ein?« Aufgebracht stieg Bella aus dem Sportcabriolet, stemmte die Hände in die Seiten und baute sich vor dem Fremden auf.

Der sportlich wirkende Mann betrachtete Bella von oben bis unten. Einen Kopf kleiner als er, stand sie nah vor ihm und funkelte ihn böse an. Durch ihr enges weißes T-Shirt zeichneten sich die Konturen ihres zierlichen Körpers ab, und die kurzen Jeansshorts ließen einen großzügigen Blick auf ihre schlanken Beine zu.

»Wieso grinsen Sie?« Bella rümpfte abfällig die Nase. »Sie hätten mich beinahe über den Haufen gefahren! Haben Sie keine Augen im Kopf? Wo waren Ihre Gedanken?«

Sein Grinsen verschwand. »Sie sind wie eine Wilde in die Einfahrt geschossen, meine Liebe, und hätten mich beinahe den Engeln näher gebracht. Nur weil Sie ein Sportcabriolet fahren, bedeutet das nicht, dass Sie das Gaspedal ganz durchdrücken dürfen, besonders nicht an unübersichtlichen Stellen.«

Bella fand, dass seine Augen wie die Knopfaugen eines Teddybären aussahen – lieb und treuherzig. Wütend auf sich selbst, lenkte sie ihren Blick auf seine schmalen Lippen, um die Konzentration nicht zu verlieren. »Ich habe mein Auto im Griff und kann gut fahren!«

»Das habe ich gesehen.« Er beugte sich zu ihr hinunter. »Deshalb hat sich Ihr Sportflitzer auch einmal um die eigene Achse gedreht.«

Seine Nase berührte fast die ihre, Bella verlor sich fast in seinen braunen Augen. Um nicht schwach zu werden, kniff sie sich unauffällig in den Unterarm. Das half! »Fassen Sie sich an die eigene Nasenspitze.«

»Ich bin nicht zu schnell gefahren.«

»Doch! Sonst wären wir nicht gerade eben beinahe kollidiert.«

Seine Nasenflügel bebten. »Sie sind die Rennfahrerin. Ich wette, Sie sind auch in der Innenstadt von Bernkastel-Kues gerast wie eine Wahnsinnige.«

»Behaupten Sie, ich bin eine Irre?«

»Nein.« Er grinste unverschämt charmant. »Aber Sie führen sich offensichtlich manchmal wie eine auf.«

Bella schnappte empört nach Luft. Na, das war ja eine tolle Begrüßung! Kaum war sie zurück auf Gut Sonnentraube, begegnete sie schon einem arroganten Schnösel, wie er selbstgerechter nicht sein konnte. Diese Erhabenheit! Dieses vermaledeite selbstsichere Auftreten! Und weshalb besaß ein so hochnäsiger Mann nur solch hübsche Teddyaugen?

Trotzig drehte sie sich um und stieg wieder in ihr Cabrio. Sie ließ provozierend den Motor aufheulen. Dann fuhr sie los, um endlich Tante Lilo in die Arme zu schließen, und diesen unverschämten Fremden so schnell wie möglich zu vergessen.

Graf Erik von Segensberg schüttelte grinsend den Kopf. Diese junge Frau musste erst noch trocken hinter den Ohren werden. Was für eine Göre! Aber hübsch war sie, das musste er sich eingestehen, mit ihren engen Jeansshorts und dem strohblonden, hüftlangen Haar. Versonnen lächelnd stieg er in seinen moosgrünen Jaguar und verließ das Weingut.

Kapitel 2

»Bella, da bist du ja endlich. Ich freu mich so sehr, dich zu sehen!« Lilo Prinzessin von Lehnen stand in der Eingangstür des pompösen Gutshauses und strahlte heller als die Sonne.

Mit Freudentränen in den Augen knallte Prinzessin Bella die Wagentür zu und sprintete die Treppenstufen hinauf. Völlig außer Atem japste sie: »Ich habe dich so sehr vermisst«, und schloss ihre Tante in die Arme. Gut sah die 50-Jährige aus. Sie hatte ein paar Kilo zugenommen, was ihr hervorragend stand. Ein blütenweißes Kostüm schmeichelte ihren Hüften und brachte den üppigen Busen, um den Bella sie immer beneidet hatte, zur Geltung. Ihre blonden Haare trug sie hochgesteckt. Bella kannte sie gar nicht anders und konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, ihre Tante jemals mit offenen Haaren gesehen zu haben. Knopfgroße Rubine zierten das Dekolleté der Prinzessin, und auch ihre Ohrringe und Ringe waren mit den auffälligen Edelsteinen besetzt. Bella war erleichtert. Alles war so wie immer!

»Lass uns in den Salon gehen. Ich habe dort Tee und Gebäck bereitstellen lassen.« Lilo drückte ihre kleine Bella ein letztes Mal an sich und schob sie dann durch die Tür. Das Mädchen war zwar zur Frau geworden, schien sich aber sonst nicht verändert zu haben – zum Glück. »Karl wird sich um dein Gepäck kümmern.«

»Karl gibt es also auch noch«, seufzte Bella zufrieden und ließ ihren Blick durch die feudale Eingangshalle schweifen – dieselben Gemälde an denselben Stellen.

Lilo lachte, als sie den Salon betraten. »Du verhältst dich, als wärst du seit zehn Jahren nicht mehr auf Gut Sonnentraube gewesen. Hast du deinen Urlaub letztes Jahr aus deinem Gedächtnis gelöscht, ist er dir als so schlecht in Erinnerung geblieben?«

Neckisch stupste Bella ihre Tante an und nahm in einem der großen, ledernen Ohrensessel am Fenster Platz. Sehnsüchtig schaute sie in den Garten hinaus, der bis zur Mosel reichte und von ihren geliebten Weinbergen eingerahmt wurde. »Ich könnte Bäume ausreißen – so glücklich bin ich, wieder zu Hause zu sein. Und diesmal ist es nicht nur für ein paar Wochen, sondern für immer!«

»Das will ich hoffen«, antwortete Lilo und nahm ebenfalls Platz. Sie goss Tee ein, rührte Kandiszucker in ihre Tasse und biss genüsslich in ein Schokoladenröllchen. Es tat gut, das Liebste in ihrem Leben wieder um sich zu haben.

Bella schaute ihr schelmisch grinsend zu. »Und ich dachte, du empfängst mich mit einem guten Tropfen aus dem hauseigenen Weinkeller.«

Ihre Tante lachte. »Dafür ist es weiß Gott zu früh. Heute Abend gebe ich ein Willkommensfest für dich, und dort wirst du genügend Gelegenheiten haben, die Weine der Kelterei Sonnentraube zu genießen.«

»Oh, wie himmlisch.« Bella faltete ihre Hände wie zum Gebet und legte sie verträumt an ihre Lippen. »Wer wird dort sein? Sag schon, Tante Lilo.«

Prinzessin von Lehnen nahm einen Schluck Tee. »Du wirst viele Freunde wiedertreffen, mein Kleines.«

»Aber wen?«

Lilo lachte laut, so dass ihre Stimme im Salon widerhallte. »Du musst dich leider in Geduld üben. Ich bin schweigsam wie ein Grab. Es ist schließlich eine Überraschung, und Vorfreude …«

»… ist die beste Freude«, brachte Bella den Satz zu Ende. Sie verdrehte ungeduldig die Augen. »Wäre es doch schon Abend. Ich kann es kaum erwarten. Endlich bin ich zu Hause, wohne wieder mit dir unter einem Dach und bin umgeben von meinen Jugendfreunden.« Hastig fügte sie hinzu: »Und bald schon, von mir aus sogar morgen, machen wir Pläne für unser Hotel. Dort unten an der Mosel soll es stehen, aber es soll uns nicht den Blick auf den Fluss verbauen. Pferde für einen Ausritt durch die Weinberge wären auch eine tolle Attraktion. Die zwei, die wir besitzen, reichen nicht. Hotel Sonnentraube wird einschlagen wie ein Meteorit. Es wird eine Nobelherberge, ein Luxus-Schuppen, ein …«

Lilo unterbrach sie: »Nicht so voreilig, Bella. Wir müssen noch über etwas sprechen. Auch wenn es so aussieht, als wäre alles wie immer, so hat sich das Gut dennoch verändert.« Sie legte das Nussgebäck, das sie gerade in der Hand hielt, auf ihrer Untertasse ab. Unbeschreiblich weh tat ihr allein der Gedanke. Wie sollte sie Bella nur die Wahrheit sagen? Wie sollte sie ihr schonend beibringen, dass der Traum, den sie gemeinsam all die Jahre geträumt hatten, bereits geplatzt war – ja, dass sie vielleicht sogar umsonst studiert hatte?

Besorgt legte Prinzessin Bella die Hand auf Lilos Unterarm. »Was ist los? Du machst mir Angst. Was ist geschehen?«

»Es ist nicht einfach. Nur schwer kommen diese Worte über meine Lippen. Aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden.«

»Tante, bitte.« Die goldblonden Haare fielen ihr über die Schulter, und Prinzessin Bella spielte nervös mit den Spitzen.

»Oh, mein liebes Kind«, begann Lilo mit zitternder Stimme, »Gut Sonnentraube geht es nicht gut. Die Käufer halten ihr Geld zurück. Dies sind harte Zeiten. Da werden Luxusgüter wie Wein als Erstes von der Einkaufsliste gestrichen.« Traurig schüttelte sie den Kopf, wobei ihre Hochsteckfrisur gefährlich wackelte. »Im letzten Jahr haben wir zwei Verträge mit Großkunden verloren. Ein herber Verlust, über den wir nie hinweggekommen sind.«

»Wieso hast du mir nichts davon gesagt?«

Lilo streichelte Bellas Hand. »Ich wollte dich nicht beunruhigen, du hast so hart gearbeitet. Ich hoffte, wir würden uns erholen, doch es geht weiter bergab. Keine neuen Großkunden. Keine neuen gewinnbringenden Verträge. Der Umsatz ist verschwindend gering. Wir stehen vor dem Aus.« Jetzt war es raus! Lilos Herz krampfte sich zusammen. Sie wollte nur das Beste für Bella. Nach dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren hatte sie gekämpft wie eine Mutter um ihr Kind, um Gut Sonnentraube auf dem Niveau zu halten, und sie hatte es geschafft – bis letztes Jahr der Einbruch kam. Sie hatte versagt. Ihre ganze Existenz stand am Abgrund. Und das Schlimmste war, sie hatte Bella enttäuscht.

»Unsere ganzen Pläne. Mein Hotellerie-Studium in der Schweiz. Das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein!« Wütend hieb Bella mit der Faust auf den Mahagonitisch. »Wir dürfen nicht aufgeben, Tante. Ich werde nicht aufgeben. Jetzt bin ich wieder zu Hause, und gemeinsam schaffen wir es, Gut Sonnentraube aufzupäppeln.«

Zärtlich strich Lilo dem Wirbelwind über die gerötete Wange. Zu gerne hätte sie ihr gute Neuigkeiten überbracht. Bella war ihr Sonnenschein – so voller Leben und Energie. Vielleicht konnte die Prinzessin sich daher auch mit ihrem Plan anfreunden. Ein Plan, der viel Disziplin und Aufopferungsbereitschaft erforderte. »Wir schaffen das nicht, zumindest nicht alleine. Das Weingut schreibt schon zu lange rote Zahlen. Ich träume jede Nacht davon.«

»Dann holen wir Hilfe.« So leicht würde Bella nicht aufgeben. Sie war heimgekehrt, um endlich etwas auf die Beine zu stellen. Ihr ganzes Herzblut steckte in der Weinkelterei, und sie würde ihr Leben dafür geben, sie wieder profitabel zu machen. »Wir lassen uns beraten, nehmen einen Kredit auf.«

Bevor sie weiterreden konnte, hob Lilo die Hand, um sie sanft zum Schweigen zu bringen. »Es gibt eine Möglichkeit, aber die ist ziemlich unkonventionell.«

Bella lachte nervös. »Hast du nicht immer gesagt, ich bin eine Moselprinzessin in Jeans und T-Shirt? Das nenne ich unkonventionell. Ich würde alles tun, um Gut Sonnentraube zu retten!«

Ihre Tante wusste ihr Engagement zu schätzen, fand es aber dennoch voreilig. Wahrscheinlich würde der Wirbelwind in die Luft gehen, wenn er hörte, welche einzige Chance sie hatten. Aber wofür sollte Lilo diese Idee für sich behalten? Sie war die einzige Möglichkeit, der rettende Strohhalm.

»Lass mich einen lieben Freund zu uns bitten. Du wirst dich freuen, ihn wiederzusehen.« Sie gab einer Bediensteten ein Zeichen, worauf diese verschwand und mit einem betagten Herrn wiederkehrte.

»Graf Lennart von Segensberg!« Bellas Freudenschrei erschütterte den Salon. Schwungvoll sprang sie auf, lief auf ihn zu und umarmte ihn innig.

Bella kannte den sympathischen Grafen schon von Kindesbeinen an. Seine Frau war nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes gestorben. Seitdem hatte Lennart keine Partnerin gehabt. Seinen Sohn hatte er alleine großgezogen. Aber Bella war es nicht entgangen, dass er ihrer Tante seit geraumer Zeit den Hof machte – leider vergebens.

Zu gerne hätte Bella die beiden vereint gesehen. Doch ihre Tante hatte andere Vorstellungen von einem Mann. Sie wollte keinen Träumer mit langen, graumelierten Haaren, der immer in einem Tweedjackett herumlief, sondern einen adretten Adeligen im Anzug. Zu schade! Aber vielleicht stand nun eine Vereinigung kurz bevor? Bella grinste schelmisch. Würden sie bald Hochzeit feiern und damit die Weingüter Sonnentraube und Moselblick verschmelzen?

»Du strahlst – wie immer«, sagte Graf Lennart und kniff ihr sanft in die Wange. »Lass uns Platz nehmen. Du solltest sitzen, wenn du hörst, was deine Tante und ich dir vorzuschlagen haben.«

Kaum hatten sie Platz genommen, nahm Lilo Bellas Hand in die ihre und blickte sie eindringlich an. Welche Worte sollte sie wählen, um Verständnis zu ernten? »Mein liebes Kind, Lennart und ich haben lange überlegt. Wir sehen nur eine einzige Möglichkeit, um unser wunderschönes Gut zu retten.« Plötzlich zögerte sie. »Nein, zu unverschämt ist unsere Idee. Ich kann es dir nicht sagen.«

Bella schaute sie verwirrt an. Dies sah nicht wie eine Hochzeitsankündigung aus.

»Dann werde ich es tun, mit Verlaub.« Nachdem Lilo ihm zustimmend zugenickt hatte, fuhr Graf Lennart fort: »Gut Moselblick hat auch mit der problematischen Situation zu kämpfen, wie alle Weingüter zurzeit. Dennoch geht es uns weitaus besser als euch. Die Lösung liegt auf der Hand. Nur gemeinsam können wir den schlechten Zeiten trotzen. Gemeinsam würden wir ein Imperium erschaffen.« Treuherzig legte er den Kopf schief. »Mein Sohn Graf Erik von Segensberg hat sein Einverständnis bereits erteilt. Sicher ist es nicht leicht, für keinen von uns. Gut Sonnentraube kann nur vor dem Konkurs gerettet werden, indem du Erik ehelichst und somit die Familien-Weinberge vereinst.«

»Ich soll was?« Bella sprang auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie abwechselnd ihre Tante und dann wieder Graf Lennart an. »Das meint ihr doch nicht ernst?« Sie konnte unmöglich Graf Erik heiraten. Seit der Kindheit hatte sie ihn nicht gesehen, aber sie erinnerte sich noch gut an ihn. Ein Außenseiter. Weinerlich. Blass und kränklich. Bella war natürlich bereit, ein Opfer für die Familien-Weinkelterei zu bringen, aber dieses Opfer war einfach zu groß. »Das ist zu viel verlangt!«, rief sie aufgebracht. »Wir leben doch nicht im Mittelalter!«

Graf Lennart strich über seine graumelierte Haarpracht, während Tante Lilo nervös an ihren Rubinohrringen zupfte. »Überleg es dir, bitte. Lern ihn heute Abend erst einmal kennen. Schlaf eine Nacht darüber, und entscheide dich morgen«, schlug sie vor.

Aufgebracht drehte Bella ihnen den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. Der Anblick der lautlosen Moselströmung hatte sie immer beruhigt. Aber an diesem Tag war sie zu aufgewühlt. »Ach so ist das! Meine Willkommensfeier ist wohl eher eine Brautschau.«

»Du wirst meinen Sohn mögen«, murmelte Lennart schüchtern.

Graf Erik war ein Verrückter! Er war ein seltsamer, kleiner Junge gewesen, und als Mann konnte er nur schlimmer sein. Nein! Nie und nimmer würde sie in eine Zweckehe einwilligen.

Wenn nur nicht diese Zweifel wären! Sie wollte doch alles tun, um Gut Sonnentraube vor dem Ruin zu retten, und nun bestimmte Tante Lilo einfach so über sie und ihr ganzes Leben?

Was sollte Bella nur tun? Welche Entscheidung musste sie treffen? Kaum nach Hause zurückgekehrt, spürte sie bereits die Last einer angehenden Gutsherrin auf ihren Schultern. Selbst wenn Graf Erik von Segensberg der letzte Mann auf der Erde wäre, würde sie ihn nicht wollen. Und nun schien er ihre einzige Hoffnung zu sein.

Nach all diesen aufregenden Neuigkeiten vergaß Bella völlig, ihre Tante danach zu fragen, wer der arrogante Mann mit den dunklen Knopfaugen gewesen war.

Kapitel 3

»Jan, hallo, Jan«, rief Prinzessin Bella quer durch den Garten, als sie ihren alten Freund aus Kindertagen die Verandastufen herunterkommen sah. Die befremdeten Blicke der anderen Gäste interessierten sie nicht. Dies war schließlich ihre Willkommensparty. Da konnte sie so laut schreien, wie sie wollte.

Mensch, schaute er gut aus! Seine stahlblauen Augen strahlten sie selbst in der Abenddämmerung von weitem an. Die schwarz gefärbten, streichholzkurzen Haare standen ihm blendend. Weshalb war seine Freundin oder gar Ehefrau nicht mitgekommen? Ein so charmanter Galan musste doch bereits eingefangen worden sein.

Bella raffte ihr rosenrotes Sommerkleid und lief ihm entgegen. Freudestrahlend fiel sie ihm in die Arme. »Jan, wie schön, dich zu sehen! Immer, wenn ich auf Gut Sonnentraube meinen Urlaub verbrachte, warst du nicht hier.«

Prinz Jan van Thiel gab seinem Schwarm aus Kindheitstagen einen Kuss auf die Wange. Wie schön sie geworden war. Wie wunderschön! »Hätte ich gewusst, dass aus dir solch eine Traumfrau geworden ist, wäre ich sicher öfter nach Schloss Talblick gekommen.« Zärtlich streichelte er über ihr goldblondes Haar. »Ich wohne und arbeite als Anwalt in Den Helder im niederländischen Friesland und verbringe lediglich meinen Urlaub in Traben-Trarbach – so, wie du es während deines Studiums in der Schweiz auch gehalten hast.«

»Aber jetzt bleibe ich hier«, entgegnete sie und schmiegte sich an seine Hand. Sie war verblüfft, wie vertraut sich das anfühlte. Selbst die zahlreichen Jahre der Trennung hatten ihrer Freundschaft keinen Abbruch getan.

Jan sah, wie die anderen Gäste sie beobachteten und hinter vorgehaltener Hand tuschelten, und zog seine Hand zurück. Bella war vom rohen Diamanten zum Juwel geworden und hatte sich dennoch ihre Unbekümmertheit erhalten. Frisch wie eine leichte Brise wirkte sie zwischen all den Adelshäuptern dieser Gartengesellschaft. Ein Schmuckstück, das er entdeckt hatte, und das er sein Eigen nennen wollte. »Wo ist deine Begleitung?«, erkundigte er sich.

Neckisch kicherte Prinzessin Bella. Ob er wirklich dachte, sie würde die Absicht hinter dieser Frage nicht erkennen?

»Ich habe keinen Partner«, gab sie zurück. »Und du, hat jemand dein Herz erobert?«

»Ich habe auf die Richtige gewartet, und wie ich sehe, hat es sich gelohnt.«

Bella wich seinem verträumten Blick aus. Sie mochte die Vertrautheit. Sie liebte die Kindheitserinnerungen, die sie beide verbanden. Mit Jan konnte sie lachen und weinen. Aber darüber hinaus hatte sie sich noch keine Gedanken über ihn gemacht. Jan – ein sehr enger Freund. Aber konnte er mehr sein?

»Wirst du nun dein eigenes Hotel auf Gut Sonnentraube eröffnen?«, fragte er und nahm ein Glas Champagner von einem Tablett.

Was sollte sie darauf antworten? Jan konnte sie vertrauen, aber sie wollte die jüngsten Ereignisse erst einmal für sich behalten. Noch hatte sie das Gespräch mit ihrer Tante und Graf Lennart nicht verdaut. Ihr Magen drehte sich bei dem Gedanken an Graf Erik um, und sie schwor sich, an diesem Abend keinen Champagner mehr zu trinken.

»Bella, Schatz.« Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, trat Lilo an sie heran. »Würdest du mir bitte folgen? Ich möchte dir jemanden vorstellen.«

»Wir sehen uns«, sagte Jan und hob lächelnd sein Champagnerglas.

Prinzessin Bella nickte. Schweigend schlich sie hinter ihrer Tante her, die ein lindgrünes Kostüm mit Blümchen trug, und fuhr in Gedanken ihre imaginären Krallen aus. Aber was für einen Sinn hatte es, Erik zu vergraulen? Das Familiengut brauchte seine Hilfe.

»Bella, darf ich dir Graf Erik von Segensberg, Graf Lennarts wirklich liebenswerten Sohn, vorstellen?«, sprach Lilo hoheitsvoll und trat zur Seite. »Er hat das Geschäft mit dem Wein von der Pike auf gelernt und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Weinkelterei.«

Bella seufzte leise und sah auf. Plötzlich hatte sie das Gefühl, vom Blitz getroffen zu werden. Das konnte unmöglich wahr sein! Der Mann vor ihr durfte nicht Erik sein. Sie schluckte mehrmals hektisch. Ihre Finger krallten sich in den roten Stoff ihres Sommerkleids.

Noch immer fielen ihm die braunen Locken in das hübsche Gesicht. Seine dunklen Knopfaugen sahen sie mindestens so erstaunt an wie sie ihn. Nein, das Kind Erik hatte eine Haut wie Pergamentpapier, war von schmächtiger Statur gewesen und wich jedem bösen Blick aus. Der Mann, der vor ihr stand, konnte dagegen an Erhabenheit und imposanter Präsenz kaum übertroffen werden. Der Schock saß tief.

»Ich hoffe, du hast dein Sportcabriolet noch ohne Schramme nach Hause fahren können?«, neckte Graf Erik sie.

Prinzessin Bella schäumte vor Wut, versuchte aber wegen ihrer Tante, an sich zu halten, und erwiderte nur: »Andere zu maßregeln ist wohl eine Leidenschaft von dir?«

Grinsend schwenkte er den Weißwein im Glas und trank einen Schluck. »Ein Kleid steht dir viel besser als hautenge Jeans und ein T-Shirt, unter dem sich alles abzeichnet.«

»Oh, war das dem Herrn Grafen nicht standesgemäß genug?«, krakeelte sie und reckte ihre Nase in die Höhe. Auch wenn er noch so hübsch anzusehen war, so besaß er doch immer noch den Charme einer Kröte. Er trug ein beigefarbenes Leinenjackett mit passender Hose und braunem Hemd, das seiner Haarfarbe schmeichelte. Nie und nimmer hätte Bella gedacht, dass aus dem kränklichen Kind einmal so ein stattlicher Mann werden würde.

»Ihr kennt euch?« Lilo befingerte nervös ihre Hochsteckfrisur. Lennarts und ihre Mission war offensichtlich zum Scheitern verurteilt. Die beiden Kinder spien Gift und Galle.

»Er ist mir beinahe in mein Cabrio gefahren, als ich in unsere Einfahrt einbog«, erklärte Bella.

»Einen kleinen Moment, meine werte Dame!« Erik konnte es nicht fassen. Dieser jungen Frau musste man einmal gehörig den Kopf waschen, aber es fiel ihm schwer, wütend zu sein, wenn sie ihn so süß ansah. »Du bist mir fast in den Jaguar gerauscht, weil du mit 200 km/h um die Ecke gerast bist.«

»Und ich dachte immer, nur Frauen neigen zu Übertreibungen.« Bellas Stimme klang hochnäsig, gelassen und provozierend.

Erik merkte, dass er innerlich kochte. Diese Göre mochte kein Kind mehr sein, doch sie verhielt sich, als wäre sie noch nicht ganz trocken hinter den Ohren. »Es ist unvernünftig, so schnell zu fahren – es geht doch auch um deine eigene Sicherheit«, sagte er dennoch ruhig.

Verwundert sah sie ihn an, ohne etwas zu erwidern. Machte er sich wirklich Sorgen um sie? Ihr war danach, die Adern auf seiner Stirn mit dem Finger nachzufahren, die sich anscheinend immer zeigten, wenn er erregt war.

Lilo versuchte, die Situation zu retten. »Bella war schon immer ein Wirbelwind. Ach, was sag ich. Ihr kennt euch doch noch aus Kindheitstagen. Sie besitzt einfach zu viel Energie. Energie, die sie gerne ins Weingeschäft investieren möchte – so wie du, Erik.«

Prinzessin Bella verdrehte die Augen. Jetzt folgte die Lobeshymne. Tante Lilo würde all ihre guten Seiten aufzählen und die schlechten so verdrehen, dass sie ebenfalls als Stärke erschienen. Doch der junge Graf war kein Mann, der sich blenden ließ. Wieso verteidigte sie ihn eigentlich vor sich selbst?

Erik lächelte zaghaft. Mit einem freundlichen Nicken stimmte er Lilo Prinzessin von Lehnen zu und beobachtete gleichzeitig die Grimassen auf Bellas Gesicht. Wie gut nur, dass sein Vater gerade nicht bei ihnen stand! Er würde es Lilo gleichtun und seinen Sohn in den Himmel loben. Aber vielleicht hatte er dies schon im Vorgespräch getan?

Eigentlich war Bella recht süß. Aber mit ihr verheiratet zu sein, das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Er wollte eine starke Frau an seiner Seite haben und keine freche Göre. Und dennoch faszinierte ihn irgendetwas an ihr.

Prinz Jan trat an sie heran und reichte Bella ein Glas Champagner. »Du stehst auf deiner eigenen Party ohne Getränk in der Hand?«

Prinzessin Bella warf ihre eigenen Vorsätze über den Haufen und nahm den Champagner dankend an. Trotzig leerte sie das halbe Glas. Dann hakte sie sich bei Jan ein und lächelte ihn verführerisch an. »Möchtest du tanzen?«

Natürlich wollte er. Prinz Jan hätte auf der Stelle die Feier verlassen und sich mit ihr in einem schummrigen Hotel eingemietet, wenn sie es gewollt hätte.

Bella wirbelte ein letztes Mal zu Graf Erik herum. Sie drückte ihm ihr Glas in die Hand und labte sich an seinem verdutzten Blick. Hatte sie einen Funken Eifersucht erhascht? Zufrieden blinzelte sie ihm zu und ging dann mit Jan zur Tanzfläche, nicht ohne deutlich mit ihm zu flirten. Graf Erik mochte die Arroganz in Person sein, doch sie würde dem die Krone aufsetzen.

»Reitest du morgen mit mir aus?« Jans stahlblaue Augen fixierten sie, während sie sich langsam zur Orchestermusik bewegten.

Bella nickte und schmiegte sich an ihn. Es war wie in Kindheitstagen. Wann immer sie in eine unangenehme Situation geriet, boxte er sie heraus.

Doch obwohl sich ihr Körper an den von Jan drängte, waren ihre Gedanken bei Graf Erik.

Kapitel 4

Bella schritt die Treppenstufen ins Erdgeschoss hinab. Müde reckte sie ihre Arme über den Kopf und gähnte laut. Sie musste lachen. »Hand vor den Mund«, hätte Tante Lilo früher sofort empört gerufen, doch diese saß auf der Veranda und erwartete sie.

»Aus mir wird nie eine Dame der feinen Gesellschaft werden«, kicherte sie.

»Wie wahr! Wie wahr!«, hörte sie eine Männerstimme feixen. Graf Erik von Segensberg schloss die Eingangstür hinter sich und betrachtete Bella von den Haarspitzen bis zu den rotlackierten Fußnägeln. Sie trug eine Bermudajeans und ein knallgelbes Top mit Spaghettiträgern.

Bella blieb erstaunt in der Mitte der Treppe stehen. Nicht schon am frühen Morgen! Dieser Mann wurde langsam lästig. Aber was dachte sie da? Sie sollte ja das ganze Leben mit ihm verbringen. Diese Erkenntnis auf nüchternen Magen tat ihr gar nicht gut.

»Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.« Grinsend rieb Erik sich das Kinn. Er konnte einfach nicht aufhören, sie zu necken. Diese Frau reizte ihn bis aufs Blut, ohne dass sie etwas zu sagen brauchte. »Gelb scheint deine Lieblingsfarbe zu sein. Ein klein wenig auffällig, meinst du nicht auch?«

»Das – ist ja wohl meine Sache.« Mit einem Satz sprang Bella die letzten Treppenstufen hinunter. »Deine Meinung interessiert mich nicht die Bohne. Also, behalte sie ab jetzt für dich.«

Sie stand vor ihm und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die dunklen Augen zu sehen. Er trug ein schwarzes Hemd und eine anthrazitfarbene Leinenhose. Anscheinend blieb er, wie sein Vater Lennart, seiner Linie treu. Ob das auch bei Frauen so war?

Provozierend beugte er sich zu ihr hinunter. »Meine Meinung sollte dich aber interessieren. Du wirst schließlich bald meine Ehefrau sein.«

Prinzessin Bella schluckte. Er wusste also auch schon Bescheid. »Niemals!«, schrie sie und hastete durch die Eingangshalle, nicht ohne einen schnellen Blick in den Garderobenspiegel zu werfen. Vielleicht war Gelb wirklich nicht ihre Farbe.

Sie durchquerte den Salon und betrat die Veranda, dicht gefolgt von Graf Erik. Tante Lilo saß am Frühstückstisch und wollte gerade genüsslich in ein Croissant beißen, als sie die beiden sah. Freudestrahlend legte sie das französische Hörnchen auf den Teller. »Guten Morgen, ihr beiden. Schön, dass ihr zur gleichen Zeit kommt. Ich muss schon sagen, ihr gebt ein hübsches Paar ab.« Sie zwinkerte ihnen zu.

Bella verdrehte die Augen. Ihre Hochzeit schien bereits beschlossene Sache zu sein. Dabei hatte sie noch nicht einmal angedeutet, dass sie ihr Einverständnis geben würde. Ob wohl schon der Termin für die Trauung feststand?

Aber sie wollte sich um nichts in der Welt die gute Laune verderben lassen, beschloss sie. Der Morgen war wunderschön. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, doch die kühle Morgenbrise wirkte erfrischend. Und eigentlich freute sie sich auf ein weiteres verbales Kräftemessen mit Erik. Sie genoss es, das Zentrum seiner Aufmerksamkeit zu sein und die Äderchen auf seiner Stirn hervortreten zu sehen, wenn er sich über sie aufregte.

Prinzessin Bella und Graf Erik nahmen an der reichhaltig gedeckten Tafel Platz. Dampfender Kaffee wurde ihnen eingeschenkt. Ein herrlicher Geruch am Morgen, wie Bella fand. Sie beobachtete Lilo genau, während sie ein paar Tropfen Milch in ihre Tasse goss. Irgendwie strahlte ihre Tante heller als die Sonne in diesen Morgenstunden. Ihre Hochsteckfrisur zierten kleine Smaragde, die zu ihrer moosgrünen Bluse passten und mit ihrem saharafarbenen Make-up harmonierten. Lilo Prinzessin von Lehnen sah umwerfend gut aus!

»Ich muss mit euch reden«, begann Lilo und kicherte wie ein Schulmädchen. »Es ist schön, dass ihr beide hier seid. Ihr seid meine Familie.«

»Einspruch!«, rief Bella trotzig dazwischen. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie Erik an. Noch gehört er nicht zu unserer Familie, dachte sie, aber sie wagte es nicht auszusprechen. Wahrscheinlich würde er sogar nie zu ihr gehören.

Graf Erik öffnete den Mund, aber bevor er etwas erwidern konnte, fuhr Lilo fort: »Um euch geht es nicht.«

»Nicht?« Bella schaute sie erstaunt an. Sie hatte mit weiteren Lobeshymnen gerechnet. Sie hatte erwartet, dass ihre Tante mit Engelszungen versuchen würde, sie beide von einer Hochzeit zu überzeugen.

Erik legte die Hand auf Bellas Arm. »Nun lass sie endlich sprechen. Deine Tante scheint etwas auf dem Herzen zu haben. Das Dauergrinsen lässt auf gute Neuigkeiten hoffen.«

Erstaunt über die plötzliche Berührung, errötete Bella und zog verschämt den Arm fort. Wieso galoppierte ihr Herz nur so schnell wie Jans schnellster Wallach? Was auch immer Graf Erik tat oder sagte, sie reagierte heftig darauf.

»Da bist du ja.« Ein Mann in grauem Anzug und Weste trat auf die Veranda, stellte sich neben Lilo und küsste sie auf den Mund. Erneut kicherte sie wie ein junges Mädchen. »Das ist Fürst Simon de Ville. Bitte nehmt ihn mit offenen Armen auf.« Sie pausierte und fuhr mit zitternder Stimme fort: »Denn er ist mein Freund.«

»Was?« Bella krallte ihre Finger um die Stuhllehnen. Lilo hatte seit dem Tod ihres Mannes vor ach so vielen Jahren als Single gelebt. Bella konnte sich an ihren Onkel kaum noch erinnern. Noch nie hatte Lilo einen Freund gehabt. Wenn sie ausging, begleitete stets Eriks Vater, Graf Lennart, sie, und insgeheim hatte Bella gehofft, dass die beiden eines Tages ein Paar würden. Nun lag ihre Hoffnung in Scherben.

Während Erik sich erhob und ihm die Hand schüttelte, starrte Bella Simon de Ville nur an. Er musste zehn Jahre jünger sein als Lilo. Ein Bart ließ seine Gesichtszüge düster aussehen. Der graue Anzug sah steif aus. Gerne hätte sie ihn sympathisch gefunden. Aber sosehr sie auch versuchte, sich mit ihm anzufreunden, der erste Eindruck zählte – und der war niederschmetternd. Sicherlich war dies nur ihre Abneigung gegenüber einem Mann an Lilos Seite. Sie war es einfach nicht gewohnt, hatte sie doch Lilo bisher immer für sich alleine gehabt.

Erik wandte sich ihr zu. »Möchtest du Simon nicht begrüßen?«

Seufzend erhob sich Prinzessin Bella. Wieso musste er sie ständig kritisieren? Sie brachte sich schon alleine oft genug in peinliche Situationen. Artig reichte sie Simon die Hand. »Wirst du auf Gut Sonnentraube wohnen?«

Simon de Ville nickte. »Ich wollte dich gestern nicht überfordern. Bitte, nimm es mir nicht übel, dass ich mich erst heute vorstelle. Ich habe mir vorgenommen, deine Tante sehr, sehr glücklich zu machen. Wir werden uns sicher nach einer Eingewöhnungszeit gut verstehen.« Er umarmte Lilo, die aufgestanden war, besitzergreifend und küsste sie noch einmal demonstrativ auf den Mund. Die beiden Kinder sollten gleich verstehen, wo sein Platz war.

Unsicher blickte Bella zu Erik. Was sollte sie sagen, um die Situation zu retten? Wie sollte sie sich verhalten? Sie konnte nicht tun, als wäre alles so wie immer. Seit ihrer Ankunft auf Gut Sonnentraube hatte sich zu viel verändert. Bella hatte gehofft, nach Hause zu kommen, in das Zuhause, das sie aus Kindheitstagen kannte. Aber die Erde drehte sich weiter. Die Zeit galoppierte vorwärts und brachte viele Veränderungen.

»Setzen wir uns doch und frühstücken gemeinsam«, sagte Erik und berührte Bellas Oberarm wieder mit seiner Hand.

Sie nahmen Platz und unterhielten sich über Wein, die Kelterei an sich und die Moselfestwochen. Bella schwieg. Hin und wieder nippte sie an ihrem Kaffee. Sie fühlte sich so unwohl wie eine Katze unter Hunden. Ihr gegenüber saß Fürst Simon de Ville, der undurchsichtig auf Bella wirkte und ihr ein Teil von Lilo stahl. Links von ihr schaufelte Graf Erik von Segensberg ein Croissant nach dem anderen in sich hinein – der Mann, den sie heiraten sollte, um das Gut zu retten. Eine Hochzeit ohne Liebe. Ein Leben ohne Liebe. Dafür mit täglichen Streitereien und Diskussionen. Weshalb war sie dennoch froh, ihn an ihrer Seite zu haben? Sollte er ihr beim Kampf gegen Simon helfen? In Gedanken lehnte sie sich an seine Schulter, ohne Worte bettelte sie um Hilfe. Nur gut, dass er sie nicht beachtete und die Unterhaltung am Tisch vorantrieb. Zu Bellas Rechten fingerte Lilo nervös an ihren Smaragd-Haarsteckern herum. Bella fühlte sich sehr alleingelassen.

Lilo unterbrach Bellas Lethargie. »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wer Simon ist.«