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Der Pygmalion-Mythos aufregend neu erzählt Ein Gefängnis hoch oben auf einer Klippe. Darin eine Frau, die Tag und Nacht von Ärzten und Schwestern überwacht wird. Ein Mann, der sie immer wieder besucht. Wenn er kommt, erstarrt sie zu Stein – und wird unter seinen Händen wieder lebendig. In dieser Erzählung führt Madeline Miller den berühmten Mythos von Pygmalion fort: Der Bildhauer erschafft eine Statue, die so makellos ist, dass er sich in sie verliebt: Galatea. Die Göttin Venus erhört seine Gebete und erweckt Galatea zum Leben. Sie gebiert eine Tochter und ist zunächst glücklich in der Ehe mit Pygmalion – doch als sie beginnt, ihren eigenen Willen zu haben, und die Kontrollversuche und Eifersucht ihres Gatten nicht mehr ertragen kann, ereilt sie ein grausames Schicksal. Galatea will Freiheit. Sie schmiedet einen Plan. Und kalt und hart wie Stein setzt sie ihn um. »Göttlich-antiker Feminismus: ein fabelhafter Bestseller!« Brigitte über »Ich bin Circe »Dieses Buch ist göttlich. Ich war ganz traurig, als es zu Ende war. Große Leseempfehlung!« Gwyneth Paltrow über Ich bin Circe
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Seitenzahl: 51
Das Buch
Bestseller-Autorin Madeline Miller setzt mit Galatea dem Pygmalion-Mythos von Ovid die eindringliche Perspektive einer starken Frauenfigur entgegen. Exklusiv illustriert von Thomke Meyer, ergänzt um ein Vorwort der Autorin und ein Nachwort des Philologen Andreas Knabl.
Die Autorin
MADELINE MILLER, 1978 in Boston geboren, studierte Altphilologie und unterrichtete in Cambridge Latein und Griechisch. Ihre Romane Das Lied des Achill und Ich bin Circe sind internationale Bestseller, für Das Lied des Achill wurde sie mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet. In ihren Neuadaptionen griechischer Mythologie setzt Miller den Fokus auf Themen wie queere Liebe und weibliche Selbstermächtigung. Madeline Miller lebt in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania.
Illustrationen
THOMKE MEYER, 1990 in Leer geboren, arbeitet als freischaffende Illustratorin in Hamburg, unter anderem für die ZEIT
MADELINE MILLER
GALATEA
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Der Auszug aus Metamorphosen stammt aus: Publius Ovidius Naso. Metamorphosen.
Herausgegeben von Niklas Holzberg. Berlin/Boston: De Gruyter, 2017.
Die Originalausgabe »Galatea« erschien 2013 als E-Book bei Ecco, an imprint of HarperCollins Publishers, New York.
Die Hardcover-Ausgabe erschien 2022 bei Bloomsbury Publishing, London.
© 2013 Madeline Miller
© 2022 Vorwort Madeline Miller
ISBN 978-3-96161-151-5
© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe
Julia Eisele Verlags GmbH, München
Alle Illustrationen: © Thomke Meyer
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
E-Book:
VORWORT
LIEBE LESERINNEN UND LESER, Galatea mag kaum mehr als ein Amuse-Gueule sein, trotzdem liegt sie mir sehr am Herzen. Sie ist wie ihre großen Geschwister Das Lied des Achill und Ich binCirce von der griechischen Mythologie inspiriert, allerdings gibt es beträchtliche Abweichungen, was die darin vorherrschende Stimmung und meine Herangehensweise beim Schreiben angeht. So habe ich bei Circe und Achill auf eine Vielzahl von Quellen zurückgegriffen und verschiedenste Überlieferungen miteinander verwoben, Galatea dagegen beruht fast ausschließlich auf Ovids Version des Pygmalion-Mythos in den Metamorphosen.
Bei Ovid lautet die Geschichte folgendermaßen: Der Bildhauer Pygmalion empfindet Entsetzen beim Anblick von Prostituierten, die er als »schamlos« und »unzüchtig« verurteilt. Sein Abscheu ist so groß, dass er jegliche weibliche Gesellschaft verschmäht und stattdessen eine weibliche Statue aus Elfenbein erschafft, in die er sich, weil sie perfekter ist, als eine echte Frau es jemals sein könnte, prompt verliebt. Es wird ausführlich beschrieben, wie Pygmalion die Finger über die Skulptur wandern lässt, wie er sie liebkost und küsst. Als er zur Göttin Venus betet, erweckt sie sein Werk schließlich zum Leben. Sobald die elfenbeinerne Frau seine Umarmung und seine Küsse spürt, errötet sie tief (im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Prostituierten, die dazu nicht in der Lage sind). Die beiden heiraten, zeugen ein Kind und leben – theoretisch – glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Ovids Pygmalion wurde im Laufe der Zeit unzählige Male adaptiert – musikalisch wie tänzerisch, filmisch wie literarisch. Die Lyrikerinnen Carol Ann Duffy und Hilda Doolittle (alias H. D.) bedienten sich des Stoffes ebenso wie George Bernard Shaw, dessen Stück Pygmalion dem Musical My Fair Lady zugrundeliegt. Wie bei den meisten von Ovids Werken handelt es sich auch hier um eine kunstvoll verschachtelte Geschichte. Die vom verbitterten, gramgebeugten Orpheus wiedergegebene Binnenerzählung wurde nicht selten romantisch interpretiert; Pretty Woman sowie eine ganze Reihe anderer »Make-over-Movies« nahmen zweifellos dabei Anleihe. Manche sahen darin eine Metapher für den Künstler, der sich in seine Schöpfung verliebt. Und dann gibt es noch all jene (einschließlich mir), die die zutiefst frauenfeindlichen Rückschlüsse, die man daraus ziehen kann, ausgesprochen verstörend finden. Das glückliche Ende bei Pygmalion ist nämlich nur glücklich, wenn man neben der Erhebung der männlichen Fantasie über die weibliche Realität sowie der Fetischisierung weiblicher sexueller Unberührtheit noch etliche weitere verachtenswerte Vorstellungen akzeptiert: etwa, dass Schnee- beziehungsweise Elfenbeinweiß mit Perfektion gleichgesetzt wird oder dass eine Frau nur dann »gut« ist, wenn ihr einziger Daseinszweck darin besteht, den Mann zufriedenzustellen. In Ovids Version sagt Galatea kein Wort, und, was noch aufschlussreicher ist, sie erhält nicht einmal einen Namen. Dies war eines der wenigen Details, die ich anderen Quellen entnommen habe. Bei Ovid heißt sie lediglich die Frau. Sie soll ein williges Objekt der Begierde sein, sonst nichts.
Galatea platzte in mein Leben, während ich gerade an Circe arbeitete. Obwohl sich die Protagonistinnen in vielerlei Hinsicht unterscheiden, steht im Zentrum beider Geschichten neben der Verwandlung das Streben nach Freiheit in einer Welt, die einem ebendiese Freiheit verwehrt. Galatea meldete sich eines Abends gänzlich unerwartet zu Wort. Es war schon spät, und ich versuchte gerade einzuschlafen, da hatte ich urplötzlich nicht nur die Figur, sondern auch gleich die ersten paar Sätze ihrer Geschichte im Kopf. Ich rappelte mich auf und begann zu tippen.
Mir war von Anfang an klar, dass sich Galatea nicht wie Circeund Achill in einem rein mythologischen Kosmos bewegen würde. Sie bedurfte einer ganz eigenen Welt, und bei der Erschaffung dieser Welt ließ ich mich zum einen von vielen Werken feministischer Literatur inspirieren, zum anderen von Ovid selbst, der es liebte, Grenzen zu überschreiten und Genres zu vermischen. Auf dieser Basis entwickelte sich die Figur immer weiter – ich war begeistert von ihrer konsternierenden Sachlichkeit, ihrer Klugheit, ihrem Mut, ihrer Vielschichtigkeit und ihrer Fähigkeit, ihrer Tochter selbst im erfolgreichen Ringen um die geistige Gesundheit noch Liebe zu schenken.
Pygmalion wiederum übernahm ich haargenau so, wie Ovid ihn geschaffen hatte. Als ich Galatea verfasste, war die Bezeichnung Incel noch nicht besonders weit verbreitet, aber Pygmalion ist definitiv ein Prototyp. Seit Jahrtausenden gibt es Männer, die auf weibliche Unabhängigkeit mit Entsetzen und Empörung reagieren; Männer, die Frauen begehren und zugleich hassen; Männer, die in Fantasien von Reinheit und Kontrolle Zuflucht suchen. Wie mag es wohl sein, mit so einem Mann verheiratet zu sein? Es gibt nach wie vor zu viele Frauen, die uns darüber Auskunft geben könnten. Genau dadurch zeichnet sich ein guter Quellenmythos aus: Er gleicht einem weiten Ozean, der Jahrhunderte miteinander verbindet.
Ich hoffe, Sie genießen es, ihn zu durchschwimmen.
Madeline Miller