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Arm, aber sexy so hangelt sich der Französisch-Student Vince durchs Leben. Als ihm der reiche, elegante Théo begegnet, lernt Vince die glitzernde Welt der Spielcasinos kennen. Doch Théo hat mehr mit seinem jungen Freund vor: Er führt ihn in einen geheimen Zirkel prominenter Männer ein, für die nur harter SM-Sex das wahre Lebenselixier ist. Wird Vince sich bedingungslos unterwerfen lassen?
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Seitenzahl: 223
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GAY HARDCORE 09
Tilman Janus
Die in diesem Buch geschildertenHandlungen sind fiktiv.
Im verantwortungsbewusstensexuellen Umgang miteinander geltennach wie vor die Safer-Sex-Regeln.
Gay Hardcore 09© 2016 Bruno Gmünder GmbHKleiststraße 23–26, 10787 [email protected]© 2016 Tilman JanusDas Zitat aus Arthur Rimbaud: Eine Zeit in der Hölle (S. 182–183) verwendet die Übersetzung von Walther Küchler, © Verlag Lambert Schneider, Heidelberg 1978.Coverabbildung: © 2016 www.cockyboys.comModels: Austin Wilde, Ricky Roman(Instagram: thisismyig100, RICKYROMAN91)Printed in Germany
ISBN 978-3-95985-247-0eISBN 978-3-95985-271-5
Mehr über unsere Bücher und Autoren:www.brunogmuender.com
Für J.
Unter einer Decke
Gepfählt
Öl mit Sahne
Im Sumpf
Einführung
Sonne, Salz und Eisen
Ausgepresst
Erziehung
Abschussprüfung
Goldener Herbst
Eroberung im Sturm
Fleisch nach Casino-Art
Ich lernte ihn kennen, während ich nackt unter der Dusche stand. Natürlich nackt! Angezogen duschte ich damals noch nicht.
»Hi, Vince!«, rief er von der Badezimmertür her. »Wir sind da!«
»Hi!«, grüßte ich zurück. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer dieser Typ war, wer »wir« wäre und was er mit »da« meinte. Außerdem hatte ich mich gerade eingehend mit meiner Männlichkeit beschäftigt. Das beeindruckende Ergebnis dieser Tätigkeit konnte er vermutlich durch die Glasscheibe der Duschabtrennung gut erkennen, denn das Fenster des schmalen Badezimmers befand sich hinter der Duschkabine, und die Septembersonne schien herein.
»Ich bin gleich fertig!«, erklärte ich und drehte ihm den Rücken zu. Weiterwichsen? Klar! Einfach aufhören konnte ich nicht. Es hätte ewig gedauert, bis mein Ständer sich von allein beruhigt hätte. Das war schon immer so bei mir. Außerdem ist meine Fantasie stets sehr lebhaft. Eine ausgesucht schöne Bilderflut zieht dabei durch mein Hirn wie ein wundervolles Video. In diesen angenehmen Minuten lebe ich nur in meinem Film. Die Störung empfand ich so, als ob der Fremde den Bildstreifen plötzlich durchgeschnitten hätte. Im Gegensatz zur sonstigen Praxis legte ich es nun darauf an, möglichst schnell zu kommen. Und ich musste meine Handbewegungen einschränken und sehr leise stöhnen. Aus all diesen Gründen hatte ich bereits eine Wut auf diesen Burschen, bevor ich ihn überhaupt kannte.
Meine Morgenmilch schoss an die weiß geflieste Wand und wurde vom Duschwasser weggespült. Ich atmete tief durch und versuchte, die Nachlust in den Griff zu bekommen.
Als ich ein paar Minuten später die Glaswand aufschob und nach einem Handtuch griff, lehnte der Typ tatsächlich immer noch am Türrahmen. Ein blonder Boy von etwa 18 Jahren stand da, sehr schlank, ziemlich klein, hübsch, mit tiefblauen Augen und einem süßen Schmollmund. Er starrte mich an – neugierig? Fasziniert? Erschrocken? Vielleicht von allem ein bisschen.
Ich frottierte mich gründlich ab und zog die frische Unterhose an, die ich auf dem Badezimmerschränkchen zurechtgelegt hatte. Mein Schwanz war noch halb erregt, aber er hing immerhin schon mehr als er stand. Und gut, dass ich das Wichsen durchgezogen hatte, denn der Anblick des Jungen hätte mein bestes Stück sonst umgehend wieder hochgebracht. Ich verzieh dem Blondschopf die Störung. Als ich auf ihn zuging, lächelte ich und streckte ihm die Hand hin.
»Guten Morgen erst mal«, sagte ich und gurrte dabei wie ein verliebter Täuberich. Einige meiner Lover hatten mir eine angenehme Stimme bestätigt, und das wollte ich nutzen. »Aber ich muss wohl irgendwas verpennt haben. Ich hab, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wer du bist.«
Er lachte hell auf. Ich sah dabei seine kleinen, regelmäßigen Zähne. »Paul, dein entfernter Cousin aus Göttingen! Wusstest du nicht, dass deine Mutter uns eingeladen hat?«
»Sorry! Ich hör meistens nicht zu, wenn sie redet.«
Wir lachten zusammen. Paul war nicht mein Traummann, aber geil war er auf alle Fälle. Ich habe mittelbraunes, fast glattes Haar und grüne Augen mit etwas Braun in der Iris, bin 1,79 Meter groß, schlank und gut trainiert. Zu der Zeit war ich 24 und stand auf gleichaltrige oder etwas ältere, schwarzhaarige Männer. Aber so festgelegt war ich nun auch nicht. Besonders die vollen Lippen meines unbekannten Vetters törnten mich an.
»Und wer ist noch mitgekommen?«, fragte ich. Vielleicht ein weiterer hübscher Cousin?
»Na, Anja, meine Freundin, natürlich!«
Irgendjemand schien mir Eiswasser über den Schwanz zu gießen. Meine Gesichtszüge froren gleich mit ein.
»Aha«, murmelte ich. Nichts gurrte mehr. »Da wollt ihr wohl Berlins Partymeilen unsicher machen?«
»Vielleicht auch. Aber ich muss mir ein Zimmer suchen, in einer WG oder so. Ich hab einen Studienplatz an der FU bekommen.«
»Du kommst aus einer berühmten Universitätsstadt und willst in Berlin studieren?«, fragte ich verblüfft.
Er lachte wieder. Allerdings fand ich ihn nun nicht mehr so attraktiv wie noch vor einer Minute. Warum hatte er mir eigentlich beim Duschen und Wichsen zugesehen?
»Numerus clausus!«, sagte er und zog seine junge Stirn kraus. »Man muss nehmen, was man kriegt.«
»Und was willst du studieren?«
»Medizin!«, gab er stolz zurück.
Also ein kleines Notendurchschnittsgenie! Dieser schmale, blonde Knabe als Arzt … komische Vorstellung. Aber vielleicht würde er ja noch wachsen …
»Du machst doch Romanistik, oder?«, erkundigte er sich, wahrscheinlich, weil ich stumm blieb.
»Den Masterstudiengang ›Sprachen Europas‹ mit Schwerpunkt Französisch.« Ich liebe das Blasen, hätte ich noch dazusagen können, doch das hätte er wahrscheinlich nicht verstanden. Er wirkte so naiv.
»Willst du Lehrer werden?«
»Bloß nicht!«
»Hat man dann überhaupt Berufsaussichten?«
Das war keine nette Frage!
»Sicher! Aber ich muss mich erst mal anziehen. Wie spät ist es überhaupt?«
»Neun Uhr fünfzehn!«, verkündete er nach einem Blick auf seine iWatch.
Ich kam mir wie ein Depp vor, weil ich immer eine normale Armbanduhr trug. Aber für teure elektronische Spielsachen waren wir einfach zu arm.
Meine Mutter Claire und ich lebten in einer Zwei-zimmermietwohnung in Berlin-Neukölln, in einem kleinen Altbau nahe dem historischen Ortskern Rixdorf. Sie bewohnte das eine Zimmer, ich das andere. Unser »Salon« war die Küche. Die Dusche war nachträglich hinter der Toilette in die ehemalige Speisekammer eingebaut worden. Luxus hatten wir wirklich nicht.
Mein Vater war viel älter gewesen als Mama und schon vor einigen Jahren gestorben. Hinterlassen hatte er ihr nichts, denn er war brotloser Schriftsteller, Dichter, und hatte nie fürs Alter vorgesorgt. Außerdem waren meine Eltern nicht verheiratet gewesen. Ich kam als Überraschungskind, nachdem meine Eltern nach vielen kinderlosen Jahren nicht mehr mit Nachwuchs gerechnet hatten. Deshalb hing meine Mutter sehr an mir und tat alles für mich.
Ich arbeitete an zwei Abenden pro Woche als Kellner in einem französischen Restaurant, damit ich mir ein paar kleine Extras leisten konnte. Für ein eigenes Domizil genügte das nicht. Beruflich hatte ich große Pläne und strebte eine Stellung am EU-Parlament an oder wenigstens in einer großen Organisation. Da Mama aus dem Elsass stammt und Deutsch und Französisch spricht, bin ich zweisprachig aufgewachsen und kann beide Sprachen fließend. Trotzdem gab es während des Studiums viel zu tun, denn ich musste auch noch Italienisch und Latein lernen, und alles dauerte länger als gedacht. Meine Zukunft war völlig ungewiss.
Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich in meinem Zimmer langsam Socken, Jeans und T-Shirt überstreifte. Ich blickte in den schmalen Spiegel am Kleiderschrank. Meine Nase sah nicht perfekt aus, aber ich hatte mich an sie gewöhnt. Dafür gefielen mir meine geraden Brauen, die mir ein entschlossenes Aussehen gaben – fand ich. Meine Figur war okay. In einem Billigsportstudio hielt ich mich fit. Ich rasierte mich nur alle vier oder fünf Tage. Noch hatte ich ja keinen Job in einem feinen Büro. Mama meinte, ich könnte als Model Geld verdienen, aber dafür war ich nicht groß genug.
Plötzlich fiel mir wieder ein, was Paul gesagt hatte – meine Mutter hatte ihn eingeladen? Er suchte ein Zimmer? Das konnte ja ewig dauern! Wo sollten er und diese Freundin so lange wohnen? Bei uns? Sollte ich etwa bei Mama schlafen und mein Zimmer hergeben? Oh nein …
Ich trödelte lange herum, bis ich endlich zum Frühstück in der Küche auftauchte. Schließlich war Sonntag.
»Guten Morgen, Maman!«, sagte ich sanft. Sie wirkte immer so zart und zerbrechlich. Kaum zu glauben, dass sie mich mit kämpferischem Fleiß als freiberufliche Journalistin durchgebracht hatte.
»Bonjour, Vince!«, gab sie zurück und lächelte. Sie saß allein am Küchentisch.
»Wo ist denn dieser …«, begann ich zu flüstern.
Sie unterbrach mich. »Schon unterwegs. Die beiden suchen ein Zimmer.«
Ich seufzte und setzte mich.
»Hattest du mir von Paul erzählt?«
»Entschuldige, ich hab’s ganz vergessen. Er hatte schon im August angefragt, ob er hier mit Anja so lange wohnen könnte.«
»Aber wo sollen in unserer kleinen Wohnung noch zwei Personen schlafen?«
Sie blinzelte mir listig zu. »Sie zahlen natürlich dafür! Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Anja kann bei mir schlafen, auf der Couch, und Paul … den musst du halt beherbergen.«
Paul also in meinem Zimmer. Diese Hete! Sollte er doch auf dem Boden liegen! Oder etwa in meinem uralten, französischen Bett? In dem noch kein einziger Kerl bis zum Morgen hatte schlafen dürfen?
Ich liebte das goldverschnörkelte Möbelstück, denn ich hatte es am Ende meines Auslandssemesters in Frankreich bei einem Pariser Trödler erstanden. Um es nach Berlin zu bringen, »verkaufte« ich mich an einen LKW-Fahrer, den ich als Anhalter kennenlernte. Er war verheiratet, wie er mir erzählte, ließ sich aber von mir an jeder Raststelle einen blasen. Dafür lieferte er mir das 1,60 Meter breite Ungetüm frei Haus. Der Typ besaß einen aromatischen, saftigen Kolben. Ich hatte einen richtigen Macho an der Angel, unersättlich und potent, dem eine Frau auf keinen Fall genügte. Nachdem er mich und das Bettgestell in Berlin abgeliefert hatte, hatte ich mich richtig abgefüllt gefühlt von seinem reichlichen Sperma.
Aber die Federung der ehemaligen Luxusbettstatt war durchgelegen, man rollte immer automatisch zur Mitte. Paul würde also im Lauf der Nacht dicht zu mir rutschen. Wie, wenn ich ihn im Schlaf – natürlich ohne Absicht, klar – einfach aufspießte? In diesen kleinen, blond beflaumten Hintern ficken würde? Ich seufzte wieder.
»Wird schon gehen, wenn es Geld einbringt, Maman«, sagte ich und goss mir Kaffee ein.
»Aber dass du dich nicht an ihm vergreifst!«, gab sie streng zurück. »Er hat schließlich eine Freundin!«
»Vielleicht ist er bi«, meinte ich feixend.
»Vince!« Ihr Blick sollte strafend wirken, doch dann musste sie selbst lachen. Sie war schon in Ordnung.
Nach dem Frühstück schlenderte ich für eine halbe Stunde über den Richardplatz und ließ mir die Septembersonne ins Gesicht scheinen. Ich hielt immer nach gut aussehenden Männern Ausschau, aber es fand sich an diesem Vormittag nichts.
Danach setzte ich mich an meinen Schreibtisch und beschäftigte mich mit Arthur Rimbaud, dem französischen Dichter aus dem neunzehnten Jahrhundert, meinem Spezialgebiet. Über seine Texte schrieb ich meine Masterarbeit. Rimbaud hatte mit 17 ein leidenschaftliches, von vielen Streitereien unterbrochenes Verhältnis mit dem älteren Dichter Verlaine begonnen. Schon von daher interessierte er mich.
Am späten Nachmittag kam das »junge Paar« zurück. Wie ich es mir gedacht hatte, waren sie erfolglos gewesen. Ich musterte diese Anja skeptisch, eine dunkelhaarige, selbstbewusste Frau. Sie hätte auch Pauls ältere Schwester sein können. Der Gedanke, dass Paul mit ihr schlafen würde, war mir unangenehm. Doch durch das Arrangement meiner Mutter würde es dazu ja nicht kommen, wenigstens nicht in unserer Wohnung. Vielleicht hatte ich doch eine Chance. Auch Verlaine hatte schließlich Frau und Kind gehabt …
Mama bereitete zum Abendessen einen elsässischen Zwiebelkuchen zu, eine ihrer Spezialitäten. Wie immer schmeckte es großartig. Wir saßen noch eine Weile lang zu viert vor unserem kleinen Fernseher in der Küche. Dann begann der große Abschied. Ich merkte, dass Anja nicht begeistert war von der Aussicht, bei meiner Mutter zu schlafen, doch Paul drückte ihre Hand und nickte ihr zu. Das sollte wahrscheinlich bedeuten, dass sie es schon überleben würden. Beiläufig hatte ich erfahren, dass Anja in Göttingen studierte und nur nach Berlin gekommen war, um ihrem Liebsten beim Einrichten des Zimmers zu helfen. Die Tage bei uns waren also ihre vorläufig letzte gemeinsame Zeit.
Ich hatte kein Mitleid mit ihnen. Ihr Geturtel fand ich affig. Bisher war ich Amors Pfeil geschickt entgangen. Sex war für mich Sex, ein tolles, geiles Gefühl, und hatte nichts mit Liebe oder Zuneigung zu tun.
Nun stand Paul in meinem Zimmer und blickte sich unsicher um. »Wo soll ich denn schlafen? Hast du ein Klappbett?«
»Nö!«, gab ich ungerührt zurück. »Ich hab auch nur eine Bettdecke. Du musst es schon mit mir zusammen aushalten.«
Er grinste schief. »Okay«, meinte er verlegen.
Wusste er, dass ich schwul bin? Aber warum sollte Mama es ihm erzählt haben?
»Willst du zuerst ins Bad?«, fragte ich höflich.
Er nickte und ging in die Diele. Ich kramte inzwischen ein altes Kopfkissen unten aus dem Schrank und bezog es frisch. Ein eigenes Kopfkissen, das war schon ein ganz schöner Luxus. Ich hätte ihm natürlich auch eine Wolldecke beziehen können, aber ich wollte nicht.
Als Paul zurückkam, ging ich, nur noch in Unterhose, wortlos ins Bad. Dabei hörte ich das Schnattern der beiden Frauen aus Mamas Zimmer.
Zuerst putzte ich mir die Zähne und bewegte die Bürste dabei wie einen Dildo im Mund. Ein leichter, fremder Pissgeruch hing noch in der Luft, von Paul. Ich pisste ins Klobecken. Mein Schwanz begann ein bisschen zu wachsen. Ich musste ihn festhalten, damit ich richtig zielen konnte. Danach wusch ich mich, dabei wuchs er weiter. Er war einfach verwöhnt! Morgens wichsen, abends wichsen oder ein Quickie mit einem Lover – und oft noch zwischendurch. Sex war für mich ein Lebenselixier. Meine großen, prallen Eier und das ganze Drumherum produzierten pausenlos Massen von Milchsaft.
Ich dachte öfter daran, wie es wäre, einen festen Freund zu haben. Dann war ich hin- und hergerissen zwischen Sehnsucht nach Nähe und dem Wunsch nach Abwechslung. Es müsste spitzenmäßig sein, jederzeit einen Mann zur Verfügung zu haben. Doch bei dem Gedanken, dass er von mir Treue verlangen könnte, packte mich das Grauen.
Nackt kehrte ich in mein Zimmer zurück. Paul hatte die Lampe gelöscht. Die alten Gaslaternen draußen sandten ein schwaches Licht durch die Scheiben. Mein Cousin lag in einer Hälfte des französischen Bettes und hielt krampfhaft die Augen geschlossen. Achtzig Zentimeter für jeden, nicht viel. Gehorsam beanspruchte er nur die halbe Zudecke. Diese Hälfte hatte er bis zum Kinn hochgezogen.
Ich öffnete das alte Doppelfenster weit. Nächtliche Kiezgeräusche drangen nun ungefiltert in den Raum, Motorlärm, das Stöckeln von Highheels, Hundekläffen, Lachen, Gezänk, Grölen von Besoffenen. An der nächsten Ecke befand sich eine Kneipe. Direkt unter dem Fenster – wir wohnten im ersten Stock – plätscherte es. Wahrscheinlich pinkelte wieder mal jemand an die Hauswand. Neukölln in Reinkultur.
»Das ist aber laut hier!«, nörgelte Paul. »Wie soll ich da schlafen?«
Ich grinste im Halbdunkel. »Du wohnst in Göttingen wohl ruhiger?«
»Viel ruhiger! Meine Eltern haben eine Villa mit einem Riesengarten.«
›Schön für dich‹, dachte ich. »Wie sind wir eigentlich genau verwandt?«
Er schien nachzudenken. »Also … ich glaube, deine Mutter ist die Schwiegercousine von meiner Großmutter … nein, Moment, mein Großonkel, also der angeheiratete …«
»Schon gut!«, sagte ich. »Nicht so wichtig.« Sehr viele gemeinsame Gene schienen wir ohnehin nicht zu haben, und von reicher Verwandtschaft wusste ich auch nichts. Eigentlich von gar keiner Verwandtschaft. Ich schlüpfte in die andere Betthälfte.
Paul versuchte, von mir wegzurücken, doch durch mein Gewicht senkte sich die Matratze. Mein angeheirateter Schwiegercousin rollte zu mir, ob er wollte oder nicht. Verbissen krabbelte er wieder zur Bettkante und hielt sich dort fest. Natürlich konnte er so erst recht nicht einschlafen.
»Verpiss dir, du Scheißwichser!«, schrie eine Frau auf der Straße.
Paul zuckte zusammen.
»Ick will dir ficken, alte Fotze du!«, lallte ein Mann.
Paul verkrallte sich in die Bettdecke. »Ist das hier immer so?«, flüsterte er.
»Ja!«
»Und wie schläfst du dabei ein?«
»Ich wichse. Danach bin ich entspannt.«
Er sagte nichts mehr. Langsam rutschte er wieder zur Mitte des Bettes. An meiner nackten Haut fühlte ich dünnen Stoff. Da hatte dieser Typ tatsächlich einen kompletten Pyjama an! Der letzte Mann, den ich im Schlafanzug gesehen hatte, war mein Vater gewesen. Keiner meiner Lover trug so ein entsetzliches Ding.
»Ist dir das nicht zu warm?«, erkundigte ich mich.
»Nein … also, was meinst du?«
»Das hier!« Ich ließ meinen Finger hinter den Gummibund der Pyjamahose schlüpfen, zog daran und ließ den Gummi zurückschnappen.
Paul schien vor Angst zu erstarren. Er blieb stumm. Langsam ließ ich meine Hand über seine Hüfte wandern, bis ich unter der leichten Hose seinen jungen Schwanz spürte. Ich tat es einfach. Wenn er es nicht wollte, konnte er sich ja wehren. Doch er lag weiter reglos da. Nur sein Kolben bewegte sich. Er wuchs und klopfte! In wenigen Sekunden war er hart.
Ich klappte die Bettdecke weg. Im Halbdunkel sah ich seinen Ständer unter dem hellblauen Stoff. Er war nicht sehr groß, eben normal. In der Pyjamahose gab es einen Schlitz, zusammengehalten nur von einem einzigen Knopf. Ich knöpfte ihn auf und holte das angeheiratete Schwiegerteil heraus. Es war heiß, die Haut fühlte sich zart an. Es ragte steif aus dem Schlitz. Ich zog auch Pauls kleinen Sack heraus. Wie bei einer Operation war alles von Stoff bedeckt, nur die entscheidenden Organe lagen frei. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Ich beugte mich über Pauls Schoß und nahm seinen Harten ins Maul. Warm glitt er zwischen meine Lippen.
Paul stöhnte leise. Er tat sonst nichts, keine noch so winzige Bewegung. Vielleicht dachte er, dass er seiner Freundin treu blieb, wenn er keine Fickstöße machte.
Mein Schwanz war inzwischen zu einer dicken, langen Säule herangewachsen. Ich kniete zwischen Pauls Beinen. Mit einer Hand führte ich seinen Ständer, mit der andern wichste ich mich. Pauls Rohr schmeckte zart und frisch gewaschen. Woran mochte er beim Waschen vorhin gedacht haben? Ich rieb mit meiner Zunge über seine glatte Kuppe, immer wieder, bis er laut hechelte vor Geilheit. Gut, dass Küche und Bad zwischen den beiden Zimmern lagen. Ich kraulte ihm die kugeligen Eier. Eigentlich wollte ich mit dem Finger weiter vordringen, seine unschuldige Spalte erobern, sein kleines Loch ertasten, doch ich beherrschte mich. Vielleicht hätte er mich dann doch weggestoßen. Aber die Lust am eigenen Schwanz zu spüren, das gefiel ihm, da konnte er nicht widerstehen. Ich ließ seinen Harten in meinen Schlund gleiten. Sehr tief kam er nicht, weil er nicht so lang war. Doch Paul begann zu jaulen wie ein kleiner Hund. Ich massierte ihm den Damm. Da spritzte er los, ganz plötzlich. Ich schmeckte seine kleine Samenportion und schluckte sie genussvoll hinunter. Dabei ließ ich meine Faust noch schneller hin- und herfliegen. Ich spürte, wie der Höhepunkt in mir Anlauf nahm. Gleich … gleich … Ich ließ Pauls Schwengel aus meinem Mund rutschen, richtete mich auf und schoss mein Sperma auf ihn ab. Lange, silberweiße Streifen legten sich über Pauls Schwanz, seinen Sack und den hellblauen Pyjama. Bei der Menge, die ich abspritzte, wurde alles richtig nass.
Zufrieden fiel ich in meine Betthälfte, völlig entspannt. Im Halbschlaf hörte ich noch Pauls Jammern: »Was soll ich bloß Anja sagen?«
»Nichts!«, murmelte ich.
›Das können wir öfter machen‹, dachte ich beim Einschlafen. Jetzt steckte er mit mir unter einer Decke, unweigerlich!
Paul fand bereits am nächsten Tag ein Zimmer. Ich hatte den Eindruck, dass er ein viel teureres genommen hatte, als er ursprünglich wollte, um von mir wegzukommen. Aber es traf ja keinen Armen. Er begegnete mir mit gesenktem Blick. Doch wenn ich ihn ganz überraschend ansah, glomm eine geile Sehnsucht in seinen Augen auf. Das musste er nun mit sich selbst ausmachen. Irgendwann würde er sich vielleicht zu seinen wirklichen Vorlieben bekennen.
Ich dachte an einen Satz von Rimbaud: »Die Liebe muss von Neuem erfunden werden.« Niemandem war das auf Dauer gelungen, nicht den Freigeistern, den Gurus oder den Linken, auch nicht den Kommunen aus den Siebzigerjahren und erst recht nicht den jetzigen jungen Leuten, meinen Altersgenossen. Selbst unter Schwulen gab es Männer, die sich für ihre wahre Liebe aufsparten, oder die ohne Pfarrer keinen Partner nehmen wollten. Die sich allen Ernstes Gedanken darum machten, ob sie mit schwulem Sex eine Sünde begingen.
Auch ich hatte keine Lösung für eine neu erfundene Liebe. Frei und zugleich intensiv, angenehm lose und doch beruhigend fest, verlässlich, aber tolerant, so wünschte ich sie mir. Wer war dazu bereit? Wer würde seine Eifersucht erfolgreich bekämpfen, nicht, weil er den anderen nicht genug liebte, sondern gerade weil er ihn ganz besonders stark liebte? Ich wusste nicht einmal, ob ich das selbst konnte. Außerdem hatte ich mich noch nie verliebt.
Nach jahrelangem Zögern hatte ich meiner Mutter mit 16 meine Gefühle und Wünsche gestanden. Vater lebte schon nicht mehr. Mama verstand mich sofort. Es war eine große Erleichterung, mit ihr darüber sprechen zu können.
»Steh dazu!«, riet sie mir. »Versteck dich nicht! Die Leute reden immer nur am Anfang über alles. Nach einer Weile gewöhnen sie sich daran, und du hast Ruhe.«
So war es auch. Mama hatte nie etwas dagegen, wenn ich einen Typen mit nach Hause brachte, und die Nachbarn nahmen irgendwann keine Notiz mehr davon.
Trotzdem bin ich erst mit 18 richtig entjungfert worden. Ziemlich spät, aber dann sehr gründlich. Das, was sich vorher abgespielt hatte, konnte man als »Versuch und Irrtum« bezeichnen. So jung, wie ich war, blieb ich dennoch wählerisch. Wenn mir ein Typ nicht gefiel, hatte ich keine Lust. Und die gelegentlichen Schüler-Wichsrunden brachten mir auch nicht viel. Ich sah natürlich gerne zu, aber die meisten Kumpels waren Heten und ließen mich nicht an ihre Wertsachen.
Erst im letzten Französisch-Leistungskurs vor dem Abitur tauchte ein Mann auf, der mich zum Glühen brachte. Er hieß Maurice und war damals 38, also 20 Jahre älter als ich. Maurice stammte aus Marseille. Seine dichten Locken wuchsen ihm pechschwarz bis in den Nacken und in die Stirn. Die dunklen Augen glitzerten, als ob er jeden auf seine Brauchbarkeit taxierte – für seine Zwecke.
Maurice war unser neuer Französischlehrer. Meine Mitschülerinnen himmelten ihn umgehend an, doch ich erkannte schnell, dass er sich für Frauen nicht interessierte. Ich hatte schon früh diesen Instinkt, die Zeichen zu deuten. Ich beobachtete die Gleichgültigkeit in seinen Augen, wenn eine Schülerin sich an ihn wandte, und das Aufglimmen, wenn ein Schüler nach vorn zur Tafel ging. Und ganz besonders registrierte ich, dass er mich sehr oft ansah. Lehrer und Schüler – natürlich wusste ich, dass so etwas nicht erwünscht war, dass es für Maurice’ Laufbahn sogar gefährlich wäre. Aber ich blickte ihn trotzdem immer sehnsüchtig an. Ich saß mit einem Ständer in den Jeans auf meinem Platz, sobald Maurice den Raum betrat. Wenn er dicht vor mir stand und mich etwas fragte, musste ich mich konzentrieren, um nicht unkontrolliert zu kommen, so stark war seine Ausstrahlung. In dem Alter kochte ich schnell über, die Sahneproduktion war ständig in vollem Gange, und ich konnte mich noch nicht so steuern wie späterhin. Ich träumte von ihm und sah ihn vor meinem inneren Auge, wenn ich mir einen runterholte. Ich konnte in seiner Nähe kaum noch klar denken.
Meine ganze Hoffnung richtete sich auf unsere geplante Kursfahrt in die Provence. Ich hatte schreckliche Angst, dass ich aus Geldmangel nicht mitfahren könnte, doch die Schule bewilligte eine »Armenzulage« für mich.
Es war Mai, als wir starteten, gemeinsam mit einem anderen Französischkurs. Die Schule hatte einen kleinen Reisebus gemietet. Außer Maurice fuhr noch eine Französischlehrerin mit. Doch Maurice gab den Chef, er war ein großartiger Organisator, hatte alles im Griff.
Der südfranzösische Himmel schimmerte wie blaue Seide. Wir wohnten in einem heruntergekommenen Schüler-Hostel in Saintes-Maries-de-la-Mer, direkt am Rand der Camargue. Auf gemeinsamen Ausflügen lernten wir die mittelalterliche Stadt Arles kennen, Aigues-Mortes mit seiner alten Stadtmauer, die Universitätsstadt Montpellier und die Sümpfe des Rhône-Deltas mit den rosa Flamingos, den schwarzen Stieren und den weißen Pferden.
Maurice ließ uns viel Freizeit, die wir oft am Mittelmeerstrand verbrachten. Er war dann ebenfalls dabei, um auf uns aufzupassen. So sah ich ihn öfter in Badehose. Er wirkte ganz anders als wir Schüler, erwachsener, kräftiger, stärker behaart. Er war nicht superschlank, vielleicht war er für einen neutralen Beobachter nicht einmal schön. Doch ich verschlang ihn ständig mit den Augen. In seiner knallroten Badehose wölbte sich ein gigantisches Männerteil. Man hätte denken können, dass er sich eine dicke Fleischwurst in die Hose gestopft hat. Ich musste mir immer ein Handtuch über die Schrittgegend werfen, damit meine Latte nicht so auffiel.
Die Tage in der Provence vergingen viel zu schnell. Mit jedem Abend, an dem Maurice uns »Gute Nacht!« sagte und in sein Einzelzimmer ging, schwand meine Hoffnung mehr. Immer wieder sah er mich an, ich wusste, dass ich ihm gefiel – doch er tat nichts. Was sollte er als Lehrer und Betreuer auch tun? Ich musste den Anfang machen! Nur noch vier Tage blieben mir.
Am nächsten Abend sagte ich zu den drei Schulkameraden, die sich mit mir das Zimmer teilten, dass ich Magenschmerzen hätte und bei den Lehrern mal nachfragen wollte, ob sie eine Reiseapotheke dabeihätten. Ich schlich mich zu Maurice’ Zimmer, das unglücklicherweise direkt neben dem der Französischlehrerin lag. Aber die Sehnsucht verlieh mir unbegrenzten Mut. Mein Klopfen war so leise, dass ich fürchtete, Maurice würde es gar nicht hören. Doch er hörte es sofort.
Die Tür öffnete sich. Maurice sah mich nur kurz an, dann zog er mich rasch ins Zimmer.
»Endlich bist du hier!«, flüsterte er und nahm mich sofort in die Arme.
Das war mehr, als ich gehofft hatte. Ich sank an seinen starken Körper und umschlang seinen Nacken. Mein Schwanz war bereits eisenhart. Und Maurice presste mir einen Ständer an meinen, den ich im Leben nicht vergessen sollte. Er sprach Französisch, aber ich verstand alles. Ich erfuhr, wie lange er schon geil auf mich war, wie sehr er sich nach mir sehnte, und begann vor Glück zu zittern.
»Wir können hier nicht bleiben«, murmelte er. »Man würde uns hören. Aber lass mich nur machen!«
Er warf seine Jacke über und zog mein Sweatshirt tiefer, damit man unsere Steifen nicht sehen konnte. Dann klopfte er an die Tür der Lehrerin nebenan. Ich erschrak. Warum tat er das?
»Madame!«, sagte er höflich. »Ich fahre mit dem Schüler zu einem Arzt. Er fühlt sich sehr krank!«
»Oh!«, gab die Lehrerin zurück. »So ernst? Dann gute Besserung!«
Ja, es war ernst! Mein Herz wummerte gegen die Rippen. Draußen rief Maurice mit seinem Smartphone ein Taxi. Er befand sich in seiner Heimat und kannte sich gut aus. Mit dem Taxi fuhren wir aus dem Städtchen hinaus. Links und rechts zogen sich dunkle Felder hin. Nach einer Weile ließ er anhalten. Wir stiegen aus, Maurice schickte das Taxi weg.
Die Nacht war sehr mild. Es war völlig still, nur der Wind raschelte leise in den Blättern der Chausseebäume. Über uns wölbte sich der dunkelsamtblaue Himmel mit Myriaden von Sternen.
»Komm!«, sagte Maurice leise und zog mich in ein Lavendelfeld.
Wir gingen nur so weit, dass man uns von der Straße aus nicht sehen konnte. Maurice griff in seine Jackentasche und holte eine leichte, zusammengefaltete Alu-Isolierfolie und eine kleine Flasche heraus. Mit großen Augen sah ich zu, wie er die Folie auf der Erde ausbreitete, genau zwischen zwei Lavendelpflanzenreihen.
»Hast du so was immer dabei?«, fragte ich erstaunt.