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Nach und nach konnten Val und die Crew der Gutabara dem havarierten Schlachtkreuzer ihre Geheimnisse entreißen. Doch noch immer sind viele Fragen offen. Was ist mit der Crew geschehen? Was versteckt sich in dem verschlossenen Container? Warum setzt die KMS alles daran, dass niemand von dem Unglück der Helicon erfährt? Kurz bevor sie neue Erkenntnisse erlangen, läuft ihre Zeit ab. Mit dem Eintreffen der Varjokuu muss das Rettungsteam plötzlich um das eigene Überleben kämpfen. Verstreut über das gigantische Schiff und unbewaffnet, können sie der Schlagkraft des Zerstörers nichts entgegensetzen. Nur eine Verzweiflungstat bietet ihnen einen Hoffnungsschimmer. Gefangen in einem Wrack und unter schwerem Beschuss setzen die letzten Überlebenden alles daran, sich selbst zu retten und hinter das Mysterium des Geheimprojektes Helicon zu kommen.
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IN DIESEM BAND:
Nach und nach konnten Val und die Crew der Gutabara dem havarierten Schlachtkreuzer ihre Geheimnisse entreißen. Doch noch immer sind viele Fragen offen. Was ist mit der Crew geschehen? Was versteckt sich in dem verschlossenen Container? Warum setzt die KMS alles daran, dass niemand von dem Unglück der Helicon erfährt?
Kurz bevor sie neue Erkenntnisse erlangen, läuft ihre Zeit ab. Mit dem Eintreffen der Varjokuu muss das Rettungsteam plötzlich um das eigene Überleben kämpfen. Verstreut über das gigantische Schiff und unbewaffnet, können sie der Schlagkraft des Zerstörers nichts entgegensetzen. Nur eine Verzweiflungstat bietet ihnen einen Hoffnungsschimmer.
Gefangen in einem Wrack und unter schwerem Beschuss setzen die letzten Überlebenden alles daran, sich selbst zu retten und hinter das Mysterium des Geheimprojektes Helicon zu kommen
IMPRESSUM – AMAZON KDP
© 2023 Michael Hirtzy
c/o Autorenservice Gorischek / Am Rinnergrund 14/5 / 8101 Gratkorn / Österreich
1. Auflage 2023
Covergestaltung und Buchsatz: Catherine Strefford | www.catherine-strefford.de
Titelillustration: Arndt Drechsler / arndtdrechsler.com
Innenillustrationen: Björn / mistgrafik/ https://www.fiverr.com/mistgrafik
Serienlogo: Catherine Strefford | buchcover.catherine-strefford.de
LizardCreek Logo: Isabel Kutscherer
Lektorat & Korrektorat: Melanie Vogltanz / lektoratvogltanz.com
Veröffentlicht über tolino media
Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Ereignisse und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Ereignissen sind rein zufällig.
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Content Notes zu diesem Buch (Information über mögliche, für manche Leser*innen unangenehme bzw. triggernde Inhalte) finden Sie am Ende des Buches.
Vals letzten, gellenden Befehl vernahm Markus wie im Traum: »Raus hier! Sofort alle raus hier!«
Seine Hände fest um die Steuerung gekrallt, verfolgte er gebannt die Spur der Torpedos am Frontdisplay. Noch bevor die Worte seiner Kommandantin im Funk verhallten, reagierte der Pilot. Er überlegte nicht, sondern handelte aus dem Bauch heraus. Schon vor Minuten, unverzüglich nachdem die Geschosse aufgetaucht waren, hatte er die Ferro auf einen neuen Kurs gebracht. Doch die Zeit lief ihm davon.
Mit aller Kraft knallte er die geballte Faust auf den Überbrückungsschalter – eine der wenigen mechanischen Tasten, die es auf dem Kontrollpult der Krabben gab. Die Modernisierung war an den Arbeitstieren der SNR-Flotte nicht vorübergegangen. Inzwischen konnten die Piloten so gut wie alles über responsive Holodisplays bedienen. Einzig die Notabschaltung des Antriebskerns verblieb: ein roter, gewölbter Schalter, der wie ein Pilz aus dem sonst flachen Kontrollpult herausragte. Und der Überbrückungsschalter, den jeder Pilot hoffte, nie zu benötigen. Er befand sich links über dem Pilotensitz, eingelassen in eine geschützte Mulde. Die scharfen Kanten der splitternden Abdeckung bohrten sich in Markus’ Haut und rissen blutige Striemen. Er verfluchte sich augenblicklich dafür, nicht daran gedacht zu haben, den Deckel erst zur Seite zu klappen.
Zeit, die Verletzung zu begutachten, blieb ihm nicht. Entkoppelt von den Sicherheitssperren, heulten die beiden Antriebsaggregate des sechs Meter langen Shuttles auf. Die Überbrückungsschaltung legte vorübergehend alle elektronischen Sicherheitssysteme des Schiffes still. Die sonst streng begrenzte Stützmasse wurde nun mit unvorstellbarer Gewalt in den VASMIR-Antrieb gepresst. Getrieben von den entfesselten Kräften, machte die Ferro einen Satz vorwärts. Der Schub presste Markus in seinen Sitz. Die Schnelligkeit, mit der seine Krabbe sich von einem gemächlichen Bergungsshuttle in ein rasendes Geschoss verwandelte, erwischte Markus auf dem falschen Fuß.
Der Oberarm seiner verletzten Hand schlug hart an der äußeren Kante der Sitzlehne auf. Simultan wurde der Unterarm brutal nach hinten gerissen. Der Schmerz bohrte sich wie ein heißer Speer vom Ellbogen bis in sein Gehirn. Im Dröhnen der Triebwerke konnte Markus das Knacken nicht hören, doch er wusste, dass es da sein musste. Tränen traten ihm in die Augen, raubten ihm vorübergehend die Sicht. Er keuchte, rang um Atem und darum, die andere Hand nicht instinktiv zur Seite zu reißen. Die Finger seiner rechten Hand verharrten krampfhaft am Steuerknüppel und kämpften darum, die wild bockende Krabbe auf ihrem Kurs zu halten.
Seine Ohren klingelten. Ob vom Rauschen seines Blutes, vom Kreischen der Triebwerke oder der nach und nach einsetzenden heulenden Alarmsignale, konnte Markus nicht sagen. Auch wenn die Überbrückungsschaltung alle Sicherheitssperren deaktivierte, hinderte dies die Sensoren nicht daran, ihm ihre gellenden Warnsignale entgegenzuschleudern.
Langsam klärte sich sein Blick. Markus brauchte nur wenige Augenblicke, um die wichtigsten Informationen zu erfassen. Seit sieben Sekunden befand sich die Ferro auf ihrem Wahnsinnsflug.
Gerade ertönte Vals Stimme wieder über Funk: »Adrian, dock endlich ab! Zeit bis zum Einschlag fünfundvierzig Sekunden! Evakuierung über die mittlere Schleuse!«
Das mittlere Holodisplay zeigte Markus, dass die Gutabara unverändert an den Bergungstunneln und damit an der Helicon hing. Nie und nimmer würden sie es rechtzeitig schaffen fortzukommen. Da halfen selbst die Notstartsysteme nichts.
Ein Blick zur Hauptanzeige offenbarte ihm, dass er leicht vom Kurs abkam. Das kurze Zucken seines Armes schien für die Abweichung ausgereicht zu haben. Drei Grad, nicht viel, jedoch bei dieser Geschwindigkeit und Entfernung mit spürbarer Auswirkung. Genug, um seine Schleife weiter und damit länger zu machen. Markus jagte ein stummes Stoßgebet an alle Heiligen, die ihm einfielen. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Das, und zu hoffen, dass die überlasteten Triebwerke der Krabbe zumindest weitere dreißig Sekunden durchhielten. Dann wäre er am Ziel.
Mit der unversehrten Hand versuchte Markus, den Kurs der Ferro zu korrigieren, um wichtige Sekundenbruchteile zu gewinnen. Je früher er sein Ziel erreichte, umso größer würde die Chance für die anderen werden.
Vom Heck des Shuttles ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, das selbst die brüllenden Antriebsaggregate übertönte. Dann ging ein Ruck durch das kleine Schiff, als hätte ihm eine gewaltige Faust einen Hieb verpasst. Markus zuckte zusammen, was weitere Schmerzwellen durch seinen verletzten Arm jagte. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Durch sie hindurch las er die blinkende Alarmmeldung.
Ein Blick zum Statusdisplay erklärte alles. Einer der beiden am unteren Bug angebrachten Greifarme hielt der Belastung nicht stand. Die Aufhängung des tonnenschweren Armes brach und fiel hinter der Ferro zurück, nicht ohne dabei eine breite Schneise in die Außenhülle der Krabbe zu reißen. Noch hielt die strukturelle Integrität. Blieb die Frage, wie lange?
Markus hoffte auf einundzwanzig Sekunden. So viel benötigte er, danach würde es egal sein.
Langsam fiel ihm das Atmen schwer. Der Andruck der Beschleunigung presste seine Lungen wie die Stahlklammern eines Bergungsarmes zusammen. Wie viel G auf ihm lasteten, konnte er bestenfalls raten. Zwei? Vielleicht drei. Die Zahlen verloren ihre Bedeutung. Er würde nicht aufgeben und seine Kameraden zum Tod verurteilen.
Noch fünfzehn Sekunden. Wenn die Ferro mitmachte, würde er ebenfalls durchhalten.
Plötzlich begannen die Triebwerke zu stottern. Für Sekundenbruchteile löste sich der Druck von seiner Brust, um ihn einen Atemzug später wieder fest im Griff zu haben. Dann ein zweiter Aussetzer, länger als der erste.
»Scheiße!«, brüllte Markus und erfasste im selben Moment die Anzeige der Stützmassetanks.
Ein letztes Mal heulten die Aggregate auf, dann waren die Tanks leer. Die Beschleunigung endete so abrupt, wie sie begonnen hatte. Zehn Sekunden, bevor er sein Ziel erreichte. Markus konnte wieder frei atmen, dafür spürte er die Schmerzen seines verletzten Armes nun mit ihrer ganzen Macht. Er glaubte, die zersplitterten Knochen aufeinander reiben zu fühlen. Konnte das sein? War es überhaupt von Bedeutung?
Vermutlich nicht, denn er erkannte, dass die Triebwerke lange genug durchgehalten hatten. Die Ferro erreichte das Ende ihrer Schleife und befand sich nun im freien Fall auf ihrem Kurs. Direkt auf ihr Ziel zu.
Die Zeitanzeige näherte sich ihrem Ende. So, wie sich jener Strich im Hauptholo, der den Kurs der Krabbe symbolisierte, auf seinen Terminator zubewegte.
Markus atmete auf. Seine Ferro, die mit ihm seit Jahrzehnten durch dick und dünn ging, hielt zu ihm. Sie würde ihn nicht im Stich lassen und gab alles für ihn. So wie er alles für seine Kameraden gab.
Im selben Moment ertönte Vals Stimme im Funk: »Scheiße, Markus, dreh ab!«
»Zu spät«, flüsterte er zur Antwort. Wie zur Bestätigung seiner Worte heulte der Annäherungsalarm auf.
Markus richtete seinen Blick starr geradeaus, durch das schmale Sichtfenster des Shuttles. So als könnte er sein Ziel mit freiem Auge erfassen. Doch dafür war es viel zu klein und vor allem zu schnell.
Zwei Sekunden.
Im Holo standen die Linien der Ferro und jene des auf die Gutabara zurasenden Torpedos kurz davor, sich zu kreuzen. Das Geschoss würde sein Ziel nicht erreichen. Dafür sorgte Markus.
Sie steckten bis zum Hals in der Scheiße.
Adrian brauchte keine Auswertungen, um sich dessen klar zu sein.
Der Torpedo, abgefeuert von einer offenbar durchgeknallten SNR-Kommandantin, würde in fünfzig Sekunden einschlagen. Die eigentümliche Bergungsmission hatte sich in wenigen Minuten in ein überkochendes Chaos verwandelt.
Durch die Akustikfelder brüllte ihn Val an: »Adrian, dock endlich ab! Zeit bis zum Einschlag fünfundvierzig Sekunden! Evakuierung über die mittlere Schleuse!«
Gleichzeitig forderte die nach Luft ringende Shian seine Aufmerksamkeit. Die einzige mit ihm an Bord Gebliebene keuchte wie eine alte Dampflok. Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie presste die zu Fäusten geballten Hände in die Hüften. »Wie lange willst du warten?! Vals Befehle sind klar!« Sie musste vom Maschinendeck heraufgerannt sein, so sehr war sie außer Atem.
»Es sind erst fünf zurück!«, fauchte Adrian sie an. Sein Blick klebte förmlich auf dem zentralen Hologlobus. Die kleinen grünen Punkte bewegten sich quälend langsam von der Helicon auf die Gutabara zu. Mit der Hand deutete er auf die Projektion, wie um Shian das zu verdeutlichen, was sie bereits wusste. »Willst du die anderen im Stich lassen?!«
Jedes einzelne Symbol zeigte ein Crewmitglied. Kameraden, Freundinnen, Gefährten. Menschen, die Adrian seit Jahrzehnten kannte. Die ihm so nahe standen wie kein Familienmitglied. Sie verließen sich auf ihn.
Wütend schüttelte Shian ihren hochroten Kopf. »Was denkst du? Natürlich nicht!«, presste sie zwischen zwei Atemzügen hervor. »Allerdings überlebt keiner, wenn wir hierbleiben.«
»Und wie sollen wir weg?« Adrians Stimme überschlug sich. Er hämmerte seine Faust auf die Konsole neben sich. »Uns fehlt ein Pilot. Markus ist noch immer da draußen.«
Shians Blick zuckte zum Hologlobus. Schlagartig verengten sich ihre Augen, als sie das Symbol der Ferro fand. »Und er macht irgendeinen Scheiß«, stellte sie fest. Ihre Stimme klang ruhiger, als Adrian es ihr zugetraut hätte.
Erst jetzt erkannte er, dass sich Markus’ Krabbe auf einer völlig abwegigen Flugbahn befand. Anstatt direkt auf die Gutabara zuzuhalten, beschleunigte er von ihr weg. In einem weiten Bogen bewegte sich sein Shuttle vom Heck der Helicon fort.
»Will er uns umrunden?«, fragte Shian verblüfft.
»Was ist bei euch los?«, erklang Vals harsche Stimme. »Adrian. Beweg endlich deinen Arsch!«
»Ohne Piloten?!«, stieß Adrian hervor – wohlwissend, dass ihm Markus ebenfalls keine Hilfe wäre. Die Zeit reichte nicht annähernd, um wegzukommen. Selbst mit den für den Notstart laufenden Triebwerken reichten die verbleibenden dreißig Sekunden nicht aus. Dafür brachte die Gutabara zu viel Masse mit sich.
Im Augenwinkel erkannte er, dass sich zwischenzeitlich sieben Besatzungsmitglieder wieder an Bord befanden. Der Rest würde es nicht schaffen. Nicht, dass es einen großen Unterschied machte. Der Torpedo würde die Gutabara zerfetzen. Das SNR-Schiff verfügte über keine nennenswerte Panzerung, abseits dessen, was es benötigte, um zufällige Mikrometeoriteneinschläge abzuhalten.
»Versuch es zumindest! Rette die, die sich schon an Bord befinden!«, befahl Val.
»Verdammt! Ich glaube, ich weiß, was er vorhat«, rief Shian, bevor Adrian auf den Funkbefehl reagieren konnte. Sein Blick folgte dem ausgestreckten Arm der Bordtechnikerin zu der Darstellung der Ferro und er erkannte, was Markus tat.
»Wovon redet ihr?«, forderte Val eine Erklärung.
Erst jetzt wurde Adrian bewusst, dass sie in ihrem Anzug nicht auf den Hologlobus zugreifen konnte. Er sandte ihr die Freigabe, zeigte ihr, was er und Shian sahen.
Val schien augenblicklich zu verstehen. »Scheiße, Markus, dreh ab!«, befahl sie. Sie klang unerbittlich, doch Adrian wusste, dass ihre Anweisung zu spät kam.
Die Ferro befand sich auf ihrem letzten, unabänderbaren Kurs. An der Grenze der Belastungsfähigkeit des kleinen Schiffes raste sie auf ihr Ziel zu. Adrian keuchte erschrocken.
»Zu spät«, antwortete Markus ohne jegliches Zittern in der Stimme. Der Pilot klang angestrengt und ruhig zugleich.
»Nein!«, schrie Shian im selben Moment, in dem das gelbe Symbol der Ferro sich mit der Flugbahn des Torpedos kreuzte. In der Holoprojektion erloschen die beiden Piktogramme, zusammen mit den Linien, die ihre vorberechneten Flugbahnen darstellten. Übrig blieb der zweite Torpedo, der unerbittlich seine Bahn an der Gutabara vorbeizog und sich rasend schnell der Helicon näherte.
Die folgende Stille traf Adrian wie ein Faustschlag. Drohte ihn einknicken zu lassen. Einzig Shians leises Schluchzen erinnerte ihn daran, dass er sich nicht allein auf der Brücke befand.
Im selben Augenblick wurde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Die Hülle der Gutabara kreischte auf wie ein getroffenes Tier. Vibrationen und Stöße jagten in nie gekannter Intensität durch Böden und Wände. In Sekundenbruchteilen verwandelte sich das robuste SNR-Schiff in ein schwankendes Spielzeug.
Adrian stolperte. Taumelnd kippte er zur Seite und schlug mit der Hüfte hart gegen die Stuhllehne.
Mehrere Deckenpaneele brachen. Scharfkantige Metalltrümmer stürzten zu Boden, mehrere so knapp neben Adrian, dass er den Lufthauch spürte. Funken stoben aus Terminals, Leitungen und Verbindungsstellen. Dann heulten die Sirenen los, bildeten mit dem Quietschen und Krachen von berstenden Stützstreben ein infernalisches Crescendo.
Ein zweiter Schlag traf die Gutabara. Erneut kippte der über dreihundert Meter lange Koloss zur Seite. Adrian sah Shian, die von den Beinen gerissen wurde. Sie stürzte, den Kopf voran, gegen die Einrahmung des Holotisches. Er wollte ihr zu Hilfe eilen, musste jedoch selbst darum kämpfen, nicht zu stürzen. Ein weiteres Deckenmodul zerbarst und regnete in Einzelteilen in die Mitte der Projektionsmulde. Das Holobild flackerte und erlosch. Im selben Augenblick fühlte Adrian etwas Heißes, Brennendes an seiner Wange. Er zuckte zur Seite und erkannte einen funkensprühenden Kabelstrang, der sich wild zuckend von der Decke herabwand. Das Donnern des zweiten Treffers verwandelte die Brücke, wie vermutlich das gesamte Schiff, in eine hallende Glocke. Die Gutabara schrie um ihr Leben und Adrian fragte sich, ob sie überleben würde.
Ein dritter Schlag traf das Schiff. Obwohl schwächer, reichte er, um Adrian, dessen Beine bereits zitterten, endgültig zu Fall zu bringen. Instinktiv riss er die Hand hoch und schaffte es gerade so zu verhindern, ein ähnliches Schicksal wie Shian zu erleiden. Statt seines Kopfes schlug seine Schulter an der Kante seiner Arbeitsstation an. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Doch zumindest blieb er bei Bewusstsein.
Endlich ebbten die Stöße ab. Das Kreischen des windenden Stahls klang ab.