Gelobtes blutiges Land - Pete Hackett - E-Book

Gelobtes blutiges Land E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Gelobtes blutiges Land Roman von Pete Hackett & Alfred Bekker nach einem Exposé von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten. Das Jahr 1846 in Nordamerika: Der Fährtensucher Ned Brown soll einen Treck frommer Mormonen ins Gelobte Land im Westen führen. Doch Ned verliebt sich in die schöne Sarah. Eine verbotene Liebe, denn für die Mormonen ist Ned ein Ungläubiger. Und außerdem ist Sarah bereits einem anderen Mann als dritte Ehefrau versprochen. Gemeinsam fassen die beiden Liebenden einen wahnsinnigen Plan. Ihre Flucht führt sie in eine mörderische Wildnis - ein Land, das Gott im Zorn erschaffen haben musste… Und ihre Verfolger sind ihnen auf den Fersen!

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Gelobtes blutiges Land

Alfred Bekker and Pete Hackett

Published by Alfred Bekker, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Gelobtes blutiges Land

Copyright

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Further Reading: 10 Extra Western Januar 2020: Sammelband

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About the Publisher

Gelobtes blutiges Land

Roman von Pete Hackett & Alfred Bekker

nach einem Exposé von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

Das Jahr 1846 in Nordamerika:  Der Fährtensucher Ned Brown soll einen Treck frommer Mormonen ins Gelobte Land im Westen  führen. Doch Ned verliebt sich in die schöne Sarah. Eine verbotene Liebe, denn für die Mormonen ist Ned ein Ungläubiger. Und außerdem ist Sarah bereits einem anderen Mann als dritte Ehefrau versprochen. Gemeinsam fassen die beiden Liebenden einen wahnsinnigen Plan. Ihre Flucht führt sie in eine mörderische Wildnis – ein Land, das Gott im Zorn erschaffen haben musste... Und ihre Verfolger sind ihnen auf den Fersen!

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER STEVE MAYER nach Motiven von Pixabay

nach einem Exposé von Alfred Bekker

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

1

Schon eine Ewigkeit saß Ned Brown jetzt im Sattel.

Es war unmenschlich kalt.

Ned Brown hatte das Gefühl, schon halb erfroren zu sein.

Er konnte kaum noch eine Gedanken fassen.

Das Pferd stapfte langsam voran. Mechanisch setzte es einen Huf vor den anderen.

Ein eisiger Wind fegte über dieses Land, das Gott in einem Anfall von Zorn erschaffen haben musste.

Es war später Nachmittag, als Ned Brown sein Pferd, eine Fuchsstute, bei dem etwas verwitterten Ortsschild mit der Aufschrift ‚Nauvoo‘ zügelte. Die schwarze Farbe, mit der der Name des Ortes auf die Holztafel geschrieben worden war, begann abzublättern.

Der Dezember des Jahres 1845 war erst wenige Tage alt. Es war kalt. Ned trug eine dicke Jacke aus Mackinaw-Wolle, deren Kragen er hochgeschlagen hatte, dicke Handschuhe und eine Mütze mit Ohrenschützern aus Biberfell, sowie eine Hose aus grobem Leinenstoff und Fellstiefel. Wenn er ausatmete, bildete sich eine Nebelwolke vor seinem Gesicht. Das Pferd unter ihm prustete und scharrte mit dem Huf. Ned tätschelte ihm den Hals und ließ den Blick über die Häuser, die die Main Street säumten, schweifen. Viele der Gebäude waren nur noch Ruinen, andere waren beschädigt. Die Fenster und Türen waren eingeschlagen, Vorbaudächer lagen auf den Vorbauten, die Vorbau- und Treppengeländer lagen auf dem Gehsteig oder auf der Straße. Kreuz und quer liegende Balken und Bretter zeugten von einem Werk sinnloser Zerstörung. Da das Holz weder marode war und ein Hurrikan für die Zerstörung einzelner Häuser nicht in Frage kam, sagte sich Ned, dass Menschen dafür verantwortlich sein mussten.

Am Ende der Hauptstraße erhob sich ein riesiger Tempel. Er schien unversehrt zu sein. Ned ahnte, dass der Tempel von den Mormonen errichtet worden war, die, wenige Monate, bevor er Ohio verlassen hatte, um jenseits des Mississippi in der Wildnis zu leben, die Stadt zum Hauptsitz ihrer Kirche erklärt hatten.

Jeder sucht irgendwo anders sein gelobtes Land, dachte Ned Brown. Aber manchmal findet man nur die Wüste - oder die eine oder andere Hölle!

Den Mormonen, so dachte er, würde es nicht anders gehen als so vielen anderen vor ihnen.

Nur wenige Menschen waren auf der Straße zu sehen. Die Kälte schreckte die Stadtbewohner wohl davor ab, das Freie aufzusuchen. Aus den Schornsteinen der unversehrten Häuser stieg dunkler Rauch. Da es windstill war, stieg er senkrecht zum Himmel und zerflatterte.

Ned war über den zugefrorenen Mississippi gekommen.

Er wollte nach Osten.

In der Wildnis jenseits des Mississippi hatte er seit nahezu vier Jahren als Fallensteller gelebt und mit den Indianern Handel getrieben. Hin und wieder hatte er sich als Scout an Auswanderer verdingt, um sie ein Stück westwärts zu führen. Jetzt war er auf dem Weg nach Ohio, wo bei Cincinnati seine Familie lebte. Er wollte zu Hause wieder einmal nach dem Rechten sehen. Seit er vor fast vier Jahren den Mississippi überschritten und die Zivilisation verlassen hatte, hatte er nichts mehr von seinen Eltern und Geschwistern gehört. Es war längst an der Zeit, sie zu besuchen.

Mit einem leichten Schenkeldruck trieb Ned sein Pferd wieder an. Die Hufe krachten auf dem gefrorenen Boden. Zu beiden Seiten der Straße hatten die Bewohner der Stadt Schneehaufen angehäuft. Das Tauwetter, das kurz vor Weihnachten eingesetzt und den Schnee auf den Dächern und der Straße geschmolzen hatte, hatte diesen Schneehaufen kaum etwas anhaben können. Gleich nach Weihnachten war es dann wieder frostig kalt geworden. Der von der Schmelze verschonte Schnee war beinhart gefroren.

Langsam ritt Ned an den Häusern entlang. Hinter den Fensterscheiben zeigten sich manchmal die Gesichter von Menschen, die ihn beobachteten. Der Mountainman sagte sich, dass mit dieser Stadt etwas nicht stimmte. Die vielen zerstörten und beschädigten Häuser sprachen für sich. Einen Moment dachte Ned an einen Überfall durch Indianer, aber aus Illinois und seinen angrenzenden Staaten waren die Ureinwohner längst vertrieben, sodass er diesen Gedanken sogleich wieder verwarf.

Ned sah einen Mietstall und lenkte das Pferd darauf zu. Im Wagen- und Abstellhof saß er ab. Am Zaun zur Main Street hin standen in Reih und Glied etwa ein halbes Dutzend Conestoga- und Studebakerschoner mit verwaschenen Planen. Das Stalltor stand offen. Ned vernahm das Schnauben, Prusten und Stampfen der Pferde in den Boxen. Im Stall herrschte Düsternis.

Der Trapper nahm das Tier am Kopfgeschirr und führte es durch das Tor. Stickige Luft, vermischt mit dem Geruch von Stroh und Pferdeschweiß schlug dem großen, hageren Mann entgegen. Ziemlich am Ende des Mittelganges hing eine Kerosinlampe von einem Querbalken. Der Docht war weit heruntergedreht und der Glaszylinder stark verrußt, sodass das Licht, das die Laterne spendete, lediglich die Düsternis in ihrem unmittelbaren Bereich ein wenig aufhellte. Fliegen summten, in den Stallecken spannten sich staubige Spinnennetze. Das Licht, das durch das Tor ins Stallinnere fiel, reichte aus, um sie erkennen zu können.

Unter der Lampe hockte der Stallmann, ein bärtiger Mann mittleren Alters, auf einer Futterkiste und fettete ein Zaumzeug ein. Er legte Zaumzeug und Bürste weg, erhob sich und ging Ned entgegen.

Ned blieb stehen. „Howdy“, grüßte er.

„Bilde ich mir das ein oder ist da wirklich jemand?”

„Da ist wirklich jemand”, sagte Ned Brown.

„Okay...”

„Hast du noch einen Platz für mein Pferd?“

Der Stallmann musterte Ned misstrauisch. An dem Patterson Colt, den Ned in einem Holster am Gürtel trug, verweilte sein Blick etwas länger. „Das kommt drauf an“, knurrte der Stallbursche schließlich.

„Worauf denn?”

„Falls du aus Carthage kommst, gibt es für dich hier keinen Platz. Dann empfehle ich dir, schnell wie der Blitz wieder zu verschwinden, andernfalls kann es nämlich leicht sein, dass dich unsere Leute am nächsten Baum aufknüpfen.“

„Schon seltsam, wie man hier bei euch angesichts der unmenschlichen Kälte, die im Moment herrscht, begrüßt wird!”

„Wieso seltsam?”

Ned fixierte den Stallmann betroffen. „Liegt Nauvoo im Krieg mit Carthage?“, fragte er dann. Ihm begann zu schwanen, dass die zerstörten und beschädigten Häuser damit in einem engen Zusammenhang standen.

„Hast du wirklich keine Ahnung?“, fragte der Stallmann, nach wie vor mit Argwohn in den Augen, und musterte Neds Gesicht prüfend, forschte regelrecht darin. Vielleicht versuchte er sich zu erinnern, ob er es schon einmal gesehen hatte.

„Ich war fast vier Jahre westlich des Mississippi als Fallensteller und Kundschafter für Wagenzüge unterwegs. Damals war diese Stadt noch sehr jung. Mormonen haben sie gegründet und ihr den Namen Commerce gegeben. Jetzt heißt der Ort Nauvoo. Ein seltsamer Name für eine Stadt.“

„Der Name ähnelt dem hebräischen Wort für schöner Ort“, klärte der Stallmann Ned auf. „Die Bezeichnung stammt aus der Bibel.“

„Aha“, machte Ned. „Viele Gebäude sind zerstört oder beschädigt. Waren das die Leute aus Carthage?“

Der Stallmann nickte. „Sie verfolgen uns mit ihrem Hass. Immer wieder tauchen Banden aus der Umgebung, hauptsächlich aus Carthage auf, jagen um sich schießend auf ihren Pferden durch die Stadt, verprügeln und töten unsere Männer, vergewaltigen unsere Frauen und reißen unsere Häuser nieder.“

Ned pfiff durch die Zähne. Dann fragte er: „Und ihr lasst euch das gefallen?“

„Wir sind zu schwach, um uns zu wehren“, erwiderte der Stallbursche. „Die Männer dieser Stadt sind Geschäftsleute und Handwerker. Um den Himmelhunden aus Carthage mit einem Schießeisen in der Hand entgegenzutreten, fehlt ihnen der Mut. Wir mussten sogar schlucken, dass in Carthage vor anderthalb Jahren Joseph Smith, unser Führer, ermordet wurde.“

„Warum hassen euch die Menschen von Carthage?“, fragte Ned. 

„Weil wir Mormonen sind. Es ist wegen unseres Glaubens. Dazu kommt ein gehöriges Maß an Neid und Missgunst. Im Gegensatz zu den meisten unserer Gegner haben wir es zu Wohlstand gebracht. Wie ich schon sagte: Diese Banditen schrecken selbst vor Mord nicht zurück. – Man hat uns schon aus Missouri vertrieben, und nun haben uns diese Gotteslästerer mit ihrem Hass so sehr zermürbt, dass wir auch diese Gegend verlassen, um irgendwo im Westen das gelobte Land zu finden, wo wir vor Verfolgung sicher sind und ein Leben in Ruhe und Frieden führen können.“

„Ihr wollt diese Stadt aufgeben?“, fragte Ned fast ein wenig fassungslos.

„Brigham will mit uns die Staaten verlassen und uns über den Mississippi auf mexikanisches Terrain führen. Wie einst Moses die Juden aus Ägypten führte ...“ Damals gehörte das Gebiet westlich des Mississippi noch zu Mexiko.

„Brigham?“, kam es fragend von Ned, dabei griff er nach dem Kolben des Gewehres, das, wie der Colt, von Patterson auf den Markt gebracht worden war, und zog es mit einem Ruck aus dem Fellscabbard. Es handelte sich um ein Revolvergewehr mit einer Trommel für fünf Geschosse.

„Brigham Young“, klärte ihn der Stallmann auf. „Er ist Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, Prophet, Seher und Offenbarer. Brigham will uns in das gelobte Land führen. Hast du die Prärieschoner draußen im Hof gesehen? Im Hof fast eines jeden Hauses hier in der Stadt findest du ein solches Gefährt. Sobald der Mississippi derart zugefroren ist, dass er eine Überquerung zulässt, wird der erste Wagentreck nach Westen gehen.”

„Wie groß ist dieser Treck?”

„Es sind etwa sechshundert Menschen, die sich bereit erklärt haben, Brigham zu folgen.”

„Sind die Mormen nicht eigentlich viel zahlreicher?”

„Die anderen werden nach und nach folgen. Der Terror hier ist unerträglich geworden.

„Ich verstehe.”

„Was ist dein Ziel, Fremder?“

Ned Brown sah sein Gegenüber einen Augenblick mit schmalen Augen an, bevor er schließlich antwortete.

„Ohio“, erwiderte Ned knapp, lehnte das Gewehr gegen einen Tragebalken und machte sich daran, seine Satteltaschen loszuschnallen. Er warf sie sich über die Schulter, sodass eine Tasche auf seinen Rücken, die andere vor seiner Brust baumelte, schnappte sich die Flinte und ergriff noch einmal das Wort. „Ich suche einen Saloon, in dem ich etwas zu essen bekomme, außerdem eine Unterkunft für die Nacht.“

„Wir besitzen sogar ein Restaurant“, gab der Stallmann stolz zu verstehen.

„Wo?”

„Geh einfach die Main Street hinunter in die Richtung des Tempels.”

„Aha...”

„Du findest es auf der rechten Straßenseite. Gleich daneben befindet sich das Hotel. Du kannst aber auch hier, im Mietstall, auf dem Zwischenboden übernachten. Das kostet dich nichts.“

„Das überlege ich mir“, versetzte Ned. „Versorg das Pferd gut. Gib ihm Hafer zu fressen. Es ist ein treues Tier, das mich nach Cincinnati tragen soll.“ Nach einer kurzen Pause fügte er stolz hinzu: „Meine Großeltern und deren Eltern gehörten vor über fünfzig Jahren zu den Gründern der Stadt. Sie stammten aus Neuengland.“

Mit dem letzten Wort machte Ned kehrt und verließ auf sattelsteifen Beinen den Mietstall. Draußen atmete er tief durch, um den Stallmief aus den Lungen zu kriegen.

2

Er hatte gerade sein Steak mit Bratkartoffeln und Bohnen verzehrt, als fernes Hufgetrappel erklang, das schnell näherkam und sich bald als brandende Hufschläge entpuppten. Einige Schüsse donnerten, die Detonationen stießen durch die Stadt wie eine unheilvolle Botschaft von Untergang und Tod. Gleich darauf stob ein Rudel Reiter an dem Restaurant vorbei. Die Kerle stießen spitze Schreie aus und feuerten um sich. Ned, der am Fenster saß, konnte deutlich ihre Gesichter erkennen. Sie waren böse verkniffen und wirkten entschlossen. Die Krempen ihrer Hüte hatte der Reitwind vorne aufgestellt, ihre Halstücher flatterten.

„Bei Gott!“, rief jemand im Gastraum. Außer Ned waren noch einige Menschen – Männer und Frauen – anwesend. „Die Hundesöhne aus Carthage.“

Ned wusste jetzt, was sich anbahnte.

Der Pulk stob vorbei, lediglich zwei der Reiter zerrten ihre Pferde in den Stand, sprangen ab und rannten schräg über die Straße. Auf was sie es abgesehen hatten, konnte Ned nicht erkennen. Doch wenig später erklangen laute Stimmen sowie schallendes Gelächter, und schließlich die schrille, geradezu hysterische Stimme einer Frau. Sie rief um Hilfe.

Ned griff kurz entschlossen nach seinem Gewehr, erhob sich und verließ das Lokal.