Generation Y - wie wir glauben, lieben, hoffen - Stephanie Schwenkenbecher - E-Book

Generation Y - wie wir glauben, lieben, hoffen E-Book

Stephanie Schwenkenbecher

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Beschreibung

Was beflügelt Christen um die 30? Wie bietet ihnen das Christentum Heimat? Wer ist Jesus Christus für sie? Lebt eine vernetzte Generation Glauben und Hoffnungen anders? Holt der Wunsch nach Gerechtigkeit sie aus der Reserve oder resignieren sie vor immer neuen Krisenherden? In Interviews, Fragebögen, Liedtexten und Gedanken entsteht ein differenziertes und vielfältiges Bild der Generation Y - jener zwischen 1980 und 1999 geborenen Generation, die für ihr charakteristisches Hinterfragen (englisch Why = Warum) bekannt ist. Ein mutiges Statement der Hoffnung und ein Bekenntnis zum christlichen Glauben, an das wir uns schon mal gewöhnen können!

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Seitenzahl: 227

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Inhalt

Geleitwort „Lass mich dich lernen“

Editorial

Die Generation Y

Die Umfrage

Unsere Fragen

Die Teilnehmenden

Wie die Generation Y antwortet

Die Porträts

Jonte, 28, in Neubrandenburg

Katharina, 30, in Leipzig

Salama, 35, in Essen

Elena, 25, Ostseeküste

Thomas, 27, in Berlin

Stefanie, 31, in Berlin

Alina, 25, in Rom

Ralf, 27, in Potsdam

Simon, 31, in Essen

Die Netzwerke

polylux in Neubrandenburg

e/motion in Essen

LUX in Nürnberg

EXODUS in Hannover

Church goes Pub in Magdeburg

Netzwerk Junge Erwachsene in St. Gallen

SoulDevotion in Baden-Württemberg

niA wortmusik

Stadtveränderer in Hamburg

Zwei Blicke von außen

Resümee „Generation Reformation“

1. Eine Stimme in vielen Stimmlagen

2. Beteiligungskultur

3. Farbenfrohe Lebensläufe

4. Vorsicht mit der Moral

5. Ambivalente Erwartungen

Was bleibt offen?

Wir glauben

Danke!

Quellen und ähnliche Projekte

Impressum

Geleitwort

„Lass mich dich lernen“

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem rasanten Wandel, was auch für Christinnen und Christen und Kirchen enorme Herausforderungen mit sich bringt, die alle Lebens- und Glaubensbereiche betreffen. Globalisierung, Pluralisierung und Digitalisierung sind nur Beispiele dieser großen Veränderungen, in denen wir uns gerade befinden. Der Wissenschaftstheoretiker Thomas Kuhn hat dies mit dem Begriff „Paradigmenwechsel“ sehr plausibel beschrieben. Demnach ist ein Paradigmenwechsel wie ein großer Wirbelsturm, der über die Erde stürmt und maßgeblich und nachhaltig das Denken, Leben und Verstehen von uns Menschen verändert. Als Beispiele nannte Kuhn die Kopernikanische Wende vom geozentrischen hin zum heliozentrischen Weltbild und den Beginn der Industrialisierung mit der Erfindung der Maschinen, die das gesamte Arbeitsleben revolutioniert hat. Aber nicht nur das: Es begann die Verstädterung; Familienstrukturen veränderten sich, die ganz neue gesellschaftliche Schicht der Arbeiter entstand und eine neue Armut machte sich breit, die im Kontext der Kirche mit dem Aufkommen der „Inneren Mission“, aus der die heutige Diakonie entstand, beantwortet wurde. Die Frage, vor der wir gerade stehen, lautet: Befinden wir uns heute auch in einem Paradigmenwechsel? Ich würde das mit vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bejahen: Die Folgen des „Sturms“ sind zumindest schon teilweise sichtbar und haben unsere Lebenslandschaft verändert.

Der Sturm, der alles verändert

Um diese Kraft des Paradigmenwechsels besser einzuordnen, möchte ich ein Bild gebrauchen: Wir Menschen haben uns Brücken als Antworten über die Flüsse unserer kleinen und großen Lebensfragen gebaut. Stellen Sie sich vor, dass nun dieser große Wirbelsturm über die Erde fegt und die Flüsse mit all den Lebensfragen von uns Menschen maßgeblich und nachhaltig verändert und zwar im Denken, Arbeiten, Glauben und im Verstehen des gesamten Lebens. Die Folgen des Sturms sind gravierend und zeigen sich ganz plastisch: Eine Brücke steht in der Mitte der Landschaft, neben der Brücke fließt ein Fluss. Was ist passiert? Ein Sturm hat den Flusslauf verändert, die Brücke ist aber stehen geblieben und steht nun neben dem Fluss. Die Brücken, die wir uns über manche früheren Lebensfragen mühsam gebaut haben, führen nicht mehr ans Ziel. Dies bedeutet aber auch, dass die Brücken nicht mehr ihr eigentliches Ziel erfüllen, und die Frage ist: Brauchen wir neue Brücken, die über die veränderten Flussläufe führen? Also neue Versuche in Leben, Denken und Glauben, die Lebensfragen der Menschen zu beantworten? Wie können die neuen Brücke aussehen? Und welche Brücke müssen wir neu bauen? Wo sind bewährte Brücken?

Die neuen Brücken der Generation Y

Genau mit solchen neuen Brücken beschäftigt sich das Autorenteam Hannes Leitlein und Stephanie Schwenkenbecher in ihrem Buch „Generation Y. Wie wir glauben, lieben, hoffen“. Dabei wälzen sie keine Theorien oder entwerfen neue Pläne, sondern sie gehen an die Flussläufe und beobachten und fragen die jungen Menschen, die schon lange dabei sind, neue Brücken zu bauen, weil sie die alten gelangweilt verlassen haben. Sie lassen die neue Generation zu Wort kommen, hören zu, stellen Fragen, zeigen mit ihren Fotos und Filmen ihre Weltsichten und drucken mit Songtexten ihr Lebensgefühl aus. Dabei geht es ihnen nicht um eine repräsentative Erhebung oder gar um eine schnelle Pauschalisierung, sondern um eine Begegnung mit ausgesuchten Vertreterinnen und Vertretern dieser neuen Generation. Und so gewähren sie uns einen interessanten Einblick in ihr Leben, ihren Glauben, ihre Hoffnungen und ihre Ängste. Dabei gehen Hannes Leitlein und Stephanie Schwenkenbecher behutsam vor, nehmen uns an die Hand und schärfen durch ihre Fragen unseren Blick für die kleinen und großen Veränderungen dieser jungen Menschen. Der katholische Bischof Klaus Hemmerle hat das einmal wunderbar ausgedrückt: „Lass mich dich lernen, Dein Denken und Sprechen, Dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich Dir zu überliefern habe.“ Und genau das ist möglich, wenn man die Porträts von Jonte, Katharina, Alina, Thomas, Elena, Ralf, Salama, Stefanie oder Simon liest und von ihnen lernt und dadurch ein neues Bild des Glaubens von dieser neuen Generation bekommt. Dies alles geschieht in einer Haltung, die sprichwörtlich entscheidend ist, um diese Generation zu verstehen. Und so entsteht ein Bild vor den Augen der Leserinnen und Leser und wir beginnen zu sehen, wie sie neue Brücken bauen und Kirche und Glauben in frischen Formen leben. Das alleine ist es schon wert, das Buch zu lesen, aber es gibt noch mehr.

Die Reflexion und die Konsequenzen

Angefangen wird der letzte Teil des Buches mit einer Reflexion von Christina Brudereck und Fulbert Steffensky. Sie bringen jetzt wieder etwas Abstand hinein und geben mit ihren Erfahrungen und Wissen eine spannende Reflexionsfläche für das Verstehen der neuen Generation ab. Die wunderbar poetische Christina Brudereck ist noch näher dran und doch eine Generation weiter, bestätigt, ermutigt und hinterfragt die neue Generation und beginnt für sie und mit ihr zu träumen. Fulbert Steffensky, der große alte Mann der Theologie, führt einem vor Augen, wie groß der Paradigmenwechsel wirklich ist und wie wichtig neue Brücken für diese Generation sind, wenn er sagt: „Ihr seid Meister eines neuen Wissens. Wissen aus dem Experiment heißt nun neues, bisher nicht bekanntes Wissen.“ Und so lernen wir aus dem Reichtum von Jung und Alt und staunen, wie Reformation ganz leise aussehen kann.

Resümee: „Die Menschen in diesem Buch sind Kirche“

Am Schluss und noch lange nicht am Ende fassen Hannes Leitlein und Stephanie Schwenkenbecher ihre Eindrücke dieser „Generation Reformation“ zusammen. In fünf Themen beschreiben sie für Kirche und Gemeinde, was sie als wichtig, dringend und herausfordernd wahrnehmen, und kommen zu dem Ergebnis: „Die Menschen in diesem Buch sind Kirche“, machen farbenfrohe Erfahrungen im Glauben, lieben die Beteiligungskultur und geben dem Glauben ein Gesicht. Und diese Gesichter machen Hoffnung und Lust, mit dieser Generation zu glauben und zu arbeiten, ja, Kirche zu sein. Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für alle Pfarrerinnen und Pfarrer, Pastorinnen und Pastoren gemacht werden, damit sie vor lauter Arbeit und Pflicht diese Generation in ihren Kirchen und Gemeinden nicht übersehen und übergehen.

Und so sehe ich am Ende des Buches keine fertigen Brücken, aber ich verstehe die Flüsse der Generation Y besser, ihre Fragen, Hoffnungen und Ängste und ihren Glauben in all dem und das lässt mich erahnen, wie die Brücken der Zukunft auszusehen haben, und ich lehne mich zurück und sage: „Lass mich dich lernen“.

Dr. Tobias Faix

Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule und Leiter des Forschungsinstituts empirica für Jugendkultur & Religion

Editorial

Wie schreibt man das: ein Porträt der eigenen Generation? Wir sind selbst um die 30. Aber wir sind nur zwei: Stephanie und Hannes – Teil der sogenannten Generation Y. Um herauszufinden, wie unsere Generation tickt, reicht es nicht, in uns selbst hineinzuhören. Wir wollten mindestens 30 Menschen fragen, die ähnlich alt sind: Was glaubt ihr, wie hofft ihr, wen liebt ihr? Gesprochen haben wir bis zur Fertigstellung des Buches knapp 200.

Der Impuls zu diesem Buch kam aus dem Neukirchener Verlag und seinem ziemlich jungen Team. Inspiriert von der Studie „Warum ich nicht mehr glaube“ des Forschungsinstituts empirica in Marburg wollten sie wissen, was denn demgegenüber junge Christen in unserer Generation glauben, wie bunt sie das tun, wo sie sich treffen und was der Glaube in ihrem Leben bedeutet. Schnell stand fest, dass es keine neue Studie geben sollte, sondern eine Art Gesamtkunstwerk, das den Glauben auf vielfältige Weise einfängt und artikuliert, mit Bildern, Poesie, starken Zitaten, eindrücklichen Persönlichkeiten. Ein Bekenntnis, das einlädt, ein eigenes Bekenntnis zu formulieren oder zu filmen, zu singen …

Angefangen haben wir 2014 mit einer Umfrage. Wir wollten möglichst viele Menschen erreichen, nicht nur unseren eigenen Freundeskreis, nicht nur unsere Facebook- und Twitterfreunde, sondern auch Freundinnen und Freunde unserer Freundesfreunde. Wir wollten die Generation Y. Die nicht mehr ganz jungen Erwachsenen, die noch nicht in oder noch am Anfang der Familiengründungsphase stehen, die sich einrichten in ihren Berufen und außerhalb von Praktika, die in den Redaktionen zu Stimme kommen und sich mehr und mehr Gehör verschaffen, die praktisch nur ein geeintes Deutschland kennen, für die Computer und Internet selbstverständlich sind, die Kontakte nur zu besonderen Anlässen noch per Brief pflegen, für die Youtube ein besserer Fernsehsender ist und Facebook ein lebendiges Adressbuch.

Worauf setzen sie ihre Hoffnung? Was ist ihre Sehnsucht? Was beflügelt sie? Wie bietet ihnen das Christentum Heimat? Wie verantworten sie ihr Leben zwischen den Labels öko, bio, fair? Holt sie der Wunsch nach Gerechtigkeit noch vom Sofa oder resignieren sie vor immer neuen und nie verlöschenden Krisenherden? Welche Vorbilder inspirieren sie? Wie formulieren sie ihren eigenen Glauben? Lebt eine vernetzte Generation Glaube und Hoffnungen anders?

Die Antworten auf unsere Umfrage waren starke Sätze unserer Generation, die sich als viel frommer herausstellte, als die Gesellschaft und wir es ihr zugetraut hätten. Wir hatten eine konkrete Vorstellung, was unsere Generation ausmacht und besonders ihren Glauben. Bei manchen Fragen hofften wir auf bestimmte Antworten. Hier und da wurden wir enttäuscht. Wir wollten diese Leute kennenlernen und sie vorstellen. 2015 wählten wir neun aus, verabredeten uns und stellten ihnen viele Fragen: Jonte, Katharina, Alina, Thomas, Stefanie, Simon, Elena, Ralf und Salama. Fast alle waren überrascht, wie ungewohnt es ist, über den eigenen Glauben zu reden – und wie schön. „Wann setz ich mich schon mal zwei Stunden hin, um mich zu fragen, was Gott für mich bedeutet?“, stellte Thomas verwundert fest. Die Porträts, die entstanden sind, haben wir nicht aktualisiert. Unsere Gesprächspartner und -partnerinnen sind inzwischen weitergezogen, haben geheiratet, ihre Stelle gewechselt oder Kinder bekommen. Wahrscheinlich würden sie heute andere Antworten geben als damals. Der zeitliche Abstand soll ihnen ein bisschen Anonymität verschaffen.

Wir sind mit der Zeit – und je mehr Antworten wir hatten –, immer neugieriger geworden. Und es stellten sich neue Fragen: Wo treffen sich Christen in unserem Alter und entwickeln eigene Formen, ihren Glauben zu leben? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach Netzwerken, Treffpunkten, Lebensgemeinschaften – Orte, an denen der christliche Glaube in unserer Generation Raum gewinnt. Wir waren verblüfft, was in diesem Land Kirche und Gemeinde abseits der Konventionen bedeuten und dass sie nicht unbedingt Extravaganz mit sich bringen. Die Netzwerke haben wir gebeten, sich selbst vorzustellen: ihre Hoffnungen, ihre Texte, ihre Lieder.

Und wie denken andere über uns? Das war nach so viel Selbstdarstellung eine befreiende Frage. Wer könnte etwas über uns sagen? Finden wir Menschen, die unsere Generation geprägt und den Kontakt nicht verloren haben? Gefunden haben wir Christina Brudereck und Fulbert Steffensky. Sie: 46, Theologin, Ex-„JesusHouse“-Predigerin, Autorin, Lyrikerin – eine, der wir, Stephanie und Hannes, unsere Glaubenssprache verdanken. Er: 82, Theologe, Ex-Mönch, Kirchentagsdauergast – ein alter Weiser. Beide frech.

Zum Schluss stellen wir fünf Themen vor, die wir unter uns Christen in der Generation Y und für Kirche und Gemeinde als wichtig, dringend und herausfordernd wahrnehmen. Da mischt sich unsere persönliche Erfahrung mit den Sätzen unserer Umfrageteilnehmenden und der Porträtierten.

Entstanden ist also ein Puzzle aus verschiedenen Elementen, die sich jetzt zu einem Ganzen fügen. Einem Ganzen, das nicht komplett unsere Generation abbildet. Aber irgendwie doch. Es ist ein Buch an uns selbst: So sehen wir uns – wie seht ihr uns? Es ist ein Buch an jeden – was glaubst du? Es ist Selbstvergewisserung: Wir sind mit unserem Glauben nicht allein. Und das ist vielleicht der wichtigste Punkt. Ja, wir gehen auf das Ende der Volkskirche zu, auf schrumpfende Gemeinden und ein Christentum, das in die Versenkung oder ins Fundamentalistische wandert. Aber. Wir gehen nicht auf das Ende des Christentums, nicht auf das Ende des Glaubens und schon gar nicht auf das Ende von Liebe und Hoffnung zu. Das ist es, was wir hören, wenn wir mit den Christen in unserer Generation sprechen.

Dass all das zwischen zwei Buchdeckeln und nicht online in einem Blog erscheint, passt natürlich überhaupt nicht zu unserer Generation. Aber Hannes und Stephanie lieben Bücher und die, die sie lesen. Ein Buch von uns für alle. Glaube, Liebe, Hoffnung zum Anfassen, Reinblättern, Anschauen und Freuen.

Zwei Puzzleteile stellen wir an dieser Stelle näher vor, weil sie über das ganze Buch verteilt sind:

Die Songtexte

Wir wollten neue, unkonventionelle Formulierungen: Poesie, Überraschung, etwas zum Nachdenken. Junge Songwriterinnen und Songwriter formulieren ihren Glauben in ihrer Musik, in ihren Worten und Melodien. Darum haben wir populäre und junge Musiker gebeten, ihre Texte in unserem Buch zu veröffentlichen. Manche der Künstler spielen auf internationalen Bühnen und in den Charts, andere bewegen sich vor allem im christlichen Umfeld oder bieten ihre Musik noch im kleinen Rahmen dar. Zu jedem Songtext erzählen wir ein paar Hintergründe, stellen Künstler oder Künstlerin kurz vor und warum wir sie im Buch dabei haben wollten. Die Lieder finden sich zwischen den Kapiteln dieses Buches.

Was sich schlecht abdrucken ließ: Auch der gute alte Posaunenchor verliert in unserer Generation nicht seine tongewaltige Anziehungskraft. Die Band Betagrooves beispielsweise lässt mit ihren neu arrangierten Gesangbuchklassikern hören, wie das in unserer Generation klingen kann: betagrooves.de/videos. Unter betagrooves.de/sheet/befiehl_horns.pdf gibt es ein Bläserarrangement zum Nachspielen.

Fotoprojekt „Generation Y glaubt“ von Steffi Kunze

Wir haben Steffi Kunze gebeten, Fotos für unser Buch zu machen. Wie sie Glauben sieht, wollten wir wissen, was Glaube für sie bedeutet und was sie glaubt. Ihre Fotos illustrieren dieses Buch. Die Greifswalderin lebt seit Jahren mit der Kamera in der Hand, in Leipzig, Berlin und jetzt in München. Ihre Bilder erzeugen jenseits der klassischen christlichen Bildsprache eine eigentümliche Spannung. Sie wecken Erinnerungen, wirken vertraut. Die Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft erzählen darin in archaischer Nüchternheit Grundsätzliches. Ihr Spiel mit Licht, Wetter und Perspektiven rührt an tiefer liegende Emotionen – die Angst vor dem Fall, die Sehnsucht nach Höherem, Leidenschaft, Einsamkeit, Freiheit, Begeisterung –, die eng mit dem Glauben verbunden sind. Glänzende Oberflächen, barocker Tand, hippe Klamotten, forcierte Coolness finden nicht den Fokus ihrer urbanen Motive und domestizierter Natur. Sie sieht hinter den blankpolierten Kulissen des Alltags Details, die von Größerem erzählen, vom Mehr, vom Geheimnis, das uns umgibt. Verfall und Verlassenheit versieht sie mit einer Perspektive, mit offenen Türen und Fenstern, die die Chance andeuten. Die Betrachtenden werden Teil eines Anfangs, einer neuen Geschichte. Im Alten regt sich die Lust auf das Morgen. Sie deutet an, dass da Licht ist.

Steffi Kunze hat in Berlin Film und Fernsehen mit Fachrichtung Regie studiert, während der Entstehung dieses Buches gerade ein längeres Praktikum bei Constantin Film gemacht und arbeitet seit zwei Jahren als Trailercutterin. 2011 hat sie den Eurocities-Fotowettbewerb gewonnen. Sie selbst sagt über ihr Fotoprojekt für unser Buch: „Am Anfang gab es ein paar klassische Kirchenbilder. Danach kam die Idee, Sachen zu fotografieren, die den Glauben symbolisieren, wie die Surferin oder das Pärchen. Sie glauben an die Liebe, die eigene Stärke … Mehr mit dem Glauben an Gott haben vielleicht die Fotos zu tun, in denen Menschen ihre Hände ausstrecken oder im Gespräch sind, in den Himmel schauen oder der Weg, der im Nebel endet. Eine Freundin, die an dem Projekt beteiligt war, meinte, sie würde Gott eher in der Natur suchen als in der Kirche. Deswegen sind viele Bilder mit Natur dabei.

Die Leute, die die Hände hochheben oder springen, bewegen sich in der Freiheit des Glaubens und zeigen das Gefühl, das erfüllter Glaube in einem auslöst. Eigentlich wollte ich gerne noch einen alten Mann mit weißem Rauschebart fotografieren, weil viele Gott als Kind so gesehen haben, aber ich bin leider keinem begegnet.“

Die Generation Y

Uns gibt es nicht. Wir sind eine Erfindung. Die „Generation Y“, das ist der Versuch, eine Generation zu fassen zu bekommen. Dabei sind wir viele und wir sind vielschichtig. Wir sind so unterschiedlich wie du und ich. Und das festzuhalten, diese Einsicht unserem kleinen Buch voranzustellen, das ist wohl typisch Generation Y. Typisch für die Generation Y ist auch, dass sie alles bei Wikipedia nachschlägt: „Generation Y (kurz Gen Y oder Generation Me) wird die Bevölkerungskohorte bzw. Generation genannt, die im Zeitraum von etwa 1980 bis 1999 geboren wurde. Je nach Quelle wird diese Generation auch als Millennials (zu deutsch etwa die Jahrtausender) bezeichnet. (...) Welche Eigenschaften Mitgliedern dieser Gruppe zugeschrieben werden können, wird in der Fachliteratur und anderen Medien vielfältig diskutiert.“

Vor uns waren die Babyboomer (etwa bis 1965) und die Generation X (etwa bis 1980). Es hieß einige Zeit, wir legten Wert auf flexible Arbeitszeiten, mehr Familienzeit, wären zwar engagiert, würden aber doch unsere Selbstverwirklichung nicht nur im Beruf finden, sondern auch in unseren Freizeitaktivitäten. Eine Studie des Beratungsunternehmens Kienbaum unter Hochschulabsolventen stellte 2015 fest, dass zwei Drittel der Befragten Wert auf ein gutes Klima in der Kollegenschaft legen, 61 Prozent sei eine gute Work-Life-Balance wichtig und 59 Prozent bevorzuge „attraktive Karrieremöglichkeiten“. Diese Zuschreibung ist inzwischen widerlegt. Sie war wohl mehr Ausdruck der subjektiven Einschätzung einiger Babyboomer, als ein repräsentatives Abbild einer Generation. Zum Glück stellte die „Vermächtnisstudie“ der ZEIT 2016 fest: Die Generation Y gibt es nicht! Die Zahlen gaben einfach keine signifikanten Unterschiede zu anderen Altersgruppen her. Tja.

Dabei klingt vieles von dem, was über uns gesagt und geschrieben wurde, grundsätzlich sehr sympathisch. Unserer Gesellschaft stünde mit uns, würden wir den Zuschreibungen entsprechen, eine entspannte und soziale Zukunft bevor. Endlich würde der Traum wahr: weniger Arbeit bei gleichbleibendem Wohlstand. Schuften müssten ab sofort nur noch Roboter. Ora sine labora. Schade eigentlich, dass all das nicht wahr sein soll.

Eine Studie des Roman-Herzog-Instituts, die im Herbst 2016 vorgestellt wurde, legte dar: Die Unterschiede zwischen den Generationen X und Y seien nicht am Alter festzumachen, sondern vielmehr an der unterschiedlichen Qualifikation. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in Bezug etwa auf ihre Lebenszufriedenheit oder die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren. Lediglich bei Jugendlichen ohne Ausbildung sei ein höherer Grad an Zukunftssorgen nachzuweisen als bei der Generation X. Wir Ypsiloner sind demnach fleißig und dienstbeflissen wie alle anderen auch. Wir neigten sogar dazu, im Eifer mehr Arbeit mit nach Hause zu nehmen und ständig erreichbar zu sein, wie es in einem Generationenporträt der ZEIT hieß. Der Technik sei Dank. Wir wachen morgens mit dem Smartphone in der Hand auf und schlafen abends damit ein. Es weckt uns, es weist uns den Weg, wir chatten, lesen und telefonieren damit. Müssen wir ein altes gegen ein neues Modell tauschen, kommt das einer Organtransplantation gleich.

Nicht nur unsere Telefone sind mobil, wir selbst sind es auch. Die innerdeutsche Grenze kennen die meisten von uns nur noch aus Erzählungen. Als Kinder sind wir auf der einen oder anderen Seite aufgewachsen. Aber Schlagbäume gehören für uns der Geschichte an wie die Deutsche Mark. Trotzdem hat uns die deutsch-deutsche Geschichte geprägt und bestimmt unser Leben – auch unseren Glauben – bis heute. Christinnen und Christen in Ostdeutschland kannten die Diaspora bereits als Kind, sie erinnern sich womöglich noch an Nachteile, die sie hatten, weil ihre Eltern in die Kirche gingen und sie nicht bei den Pionieren waren. Für sie war der Mauerfall auch ein gesellschaftliches Bekehrungserlebnis. Plötzlich durfte man öffentlich glauben. Der erste Kirchentag im Osten, 1996 in Leipzig, war eine Glaubensdemonstration, bei der niemand mehr Repressalien zu fürchten hatte.

Auch in Europa bewegen wir uns frei. Wir waren im Familienurlaub oder Schüleraustausch in Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Italien, Tschechien oder Polen. Manche flogen sogar schon nach Spanien, Griechenland oder in die Türkei. Nach dem Abitur entdeckten wir für die Auslandserfahrung im Lebenslauf mit Weltwärts andere Kontinente und die alten Kolonien. Widerwillig mobil geworden sind die Geflüchteten, die von den meisten Analysen zur Generation Y bisher noch ausgeblendet werden. Denn eigentlich interessieren sich die Generation-Y-Versteher oft nicht ernsthaft für unsere Generation, sondern sorgen sich wahlweise eher um die Wirtschaftsleistung der Republik, um einen Platz auf der Bestsellerliste oder um ihre Rente. Selbst sogenannte Gastarbeiterkinder spielen – genau wie Hauptschüler – in diesen Büchern, Artikeln, Zeitschriften und Filmen keine Rolle. Es wirkt häufig so, als werde lediglich die eigene Zielgruppe abgebildet und gespiegelt, damit sie sich möglichst bestätigt fühlt und “Gefällt mir“ klickt. Sie alle erheben dennoch ohne Wimpernzucken den Anspruch, eine ganze Generation einzusortieren.

Auch wir tun das. Es war nicht anders möglich, auch wenn wir versucht haben, über unsere eigene Blase hinauszublicken, auch Menschen abzubilden und zu erreichen, die uns weniger ähnlich sind. Auch dieses Buch zeigt nur einen Ausschnitt, nur einen Teil unserer Generation. Dennoch sehen wir Schnittmengen, Ereignisse, die viele in unserem Alter verbinden, und formulieren ein Wir. Wir, die wir die Enkel der Weltkriegsgeneration sind und damit auch die letzten, die Zeuginnen und Zeugen, Täterinnen und Täter und auch Opfer der deutschen Schuldgeschichte persönlich befragen können. Wir, die wir den Deutschen Herbst nicht mehr unbedingt mit linkem Terror verbinden. Der deutsche Terror unserer Generation kommt von rechts. Das Ausmaß des NSU-Skandals müssen wir jedoch erst noch realisieren, bevor wir ihn dann hoffentlich aufarbeiten. Unsere Augen sind so sehr auf den internationalen Terrorismus im Namen des Islams konzentriert, dass wir den Terror, der im Namen des sogenannten christlichen Abendlandes verbreitet wird, verdrängen. Es mag daran liegen, dass unser erster Kontakt mit dem Islam die Fernsehbilder waren, damals, als wir 2001 von der Schule nach Hause kamen und statt einer Talkshow mit Arabella Kiesbauer zwei einstürzende Wolkenkratzer über den Bildschirm flimmerten. Seither müssen 1,5 Milliarden friedliebende Muslime auslöffeln, was ein paar Extremisten eingebrockt haben. Aber nicht mit uns: Wir differenzieren. Alles. Und. Jede/n. Apropos Fernseher: Wir sind die zweite Generation, die ihn kennt, und die letzte, die noch ganze Abende vor ihm verbracht hat. Wer wollte nicht einmal bei Thomas Gottschalk eine Wette einreichen? Als Kinder sahen wir den Disney- oder Tiger­enten-Club. Der König der Löwen und Ariel, die Meerjungfrau, haben unser Familienbild mehr geprägt als jede Familiensynode oder Orientierungshilfe es je könnte.

Wenn wir nicht vor der Glotze saßen, spielten wir Tetris auf dem Game Boy oder Mario Kart auf dem Super Nintendo. Wir hatten ein Tamagotchi. Unglaublich! Die meisten Jungs spielten Ballerspiele. Deshalb mussten wir auch nicht unbedingt zur Bundeswehr. Wir ließen uns ausmustern. Man ließ uns gewähren. Eine AK47 konnten wir schon mit 14 von einem G36 unterscheiden – Counter Strike sei Dank. Der lächerliche Fehler, die MP5 im RAF-Logo für eine Kalaschnikow zu halten, wäre uns nicht passiert.

Die meisten Mädchen schmachteten je nach Jahrgang Take That, den Backstreet Boys oder N’Sync hinterher und sangen die Texte der Musikvideos bei MTV und VIVA mit, obwohl sie noch kein Englisch konnten. Das hatte ein Ende, als das Musikfernsehen der Klingeltöne wegen ausstarb. Wir alle kauften donnerstags eine Bravo und manchmal auch heimlich ein Micky-Maus-Heft, später abonnierten wir die Neon und heute lesen wir Nido. In unserer Jugend gab es an der Schule noch Raucherzimmer für die Lehrer und Raucherecken für Schüler über 16. Heute gibt es für alle, die dabei geblieben sind, Raucherbereiche. Überhaupt leben wir extrem gesund. Wir kaufen Bio-Lebensmittel bei Aldi, Fair Trade bei Tchibo, Bücher bei Amazon. Kurz: Wir lügen uns ständig selbst in den Jutebeutel. Wenn wir krank sind, geben wir die Symptome bei Google ein, bevor wir einen ärztlichen Rat einholen. „Bei Risiken und Nebenwirkungen ...“ – läuft das in diesen linearen Unterhaltungsmedien noch?

Aber wer will uns das schon vorwerfen? Unsere Zeit ist ungeheuer kompliziert. All die Dinge unseres täglichen Lebens versteht kein Mensch. Bei der Technik fängt es an, bei den politischen Verhältnissen hört es noch lange nicht auf. Vielleicht hat der Glaube deshalb Hochkonjunktur? Jahrelang hat alle Welt geglaubt (!): Die Welt wird säkular. Und dann kamen wir – die Christen der Generation Y. Ganz ohne Berührungsängste vor dem Heiligen, dem Gleichnishaften, der Realpräsenz Gottes. Fromm und ohne Vorbehalte. Was die Generationen vor uns erstritten, was sie oft bis heute voneinander trennt, hat uns nie wirklich interessiert. Wir sind die Generation, deren Eltern aus der Kirche ausgetreten sind, um dann zuzusehen, wie ihre Kinder Pfadfinder werden und Theologie studieren. Sie wollten, dass wir selbst entscheiden und waren dann umso verdutzter, als wir uns zwar für den Ethikunterricht, aber dann doch auch für die Taufe entschieden. Wir gingen zum Jugendgottesdienst, nie ohne Anspiel und Band, und als junge Erwachsene suchten wir Anschluss in einer Emerging Church. Nicht alle. Aber die meisten von denen, die Gottesdienste auch noch mit Führerschein spannend fanden. Heute treffen wir uns bei der Fresh-X-Bewegung wieder – ökumenisch selbstverständlich – und tragen unsere eigenen Konflikte aus, nur um nicht die Konflikte der vergangenen Generationen abschließen zu müssen. Obwohl doch einige Fragen nicht aus uns selbst kommen. Sie werden an uns herangetragen und man gibt uns das Gefühl, wir müssten sie beantworten, um ein Feld weitergehen zu dürfen. Homosexualität ist so ein Thema. Beziehungsweise es ist keins. Für uns zumindest nicht, weil wir lieber mit Menschen reden als über sie. Trotzdem kommen wir nicht drum herum.

Und jetzt tun wir schon selbst so, als könnten wir auf fünf Seiten einer ganzen Generation gerecht werden. Einer Alterspanne, die mehr als ein ganzes Jahrzehnt umfasst. Während die einen von uns nachmittags vor dem Fernseher saßen, lagen die anderen noch in ihren Windeln. Während die einen eine bewusste Erinnerung an 1989 haben, ist diese Vergangenheit für die anderen eine Lektion im Geschichtsunterricht. Und doch sind die Mitte-30-Jährigen von den Mittzwanzigern am Ende gar nicht so weit entfernt. Da haben manche auch schon Familie, Freunde, die sich scheiden lassen, viele sind im Beruf, manche studieren noch oder orientieren sich um. Welche Filme, welche Musik wir mögen, was uns prägt, hat viel mehr mit Geschmack zu tun als mit Alter. Mit pauschalen Zuschreibungen trifft man unsere Generation auf dem falschen Fuß. Zum Verstehen helfen die meist ohnehin nicht. Aber: Die Generation Y lässt sich kennenlernen. Unter anderem in diesem Buch.

Filme von und mit der Gen Y

Hannas Reise mit einem Freiwilligendienst nach Israel nimmt ein großes Thema leicht. Israel ist darin jenes Land, in dem es ganz süße Typen gibt, die, geschädigt vom Militärdienst, nach Berlin wollen.

3-Zimmer-Küche-Bad zeigt alles: Generation Praktikum, Wohngemeinschaft, Umzüge, Berlin. Beziehungen sind wechselhaft bis konstant. Aber: Dargestellt vor dem Hintergrund zerbrechender und zerbrochener Beziehungen der Elterngeneration, wirken sie gar nicht beliebig.

Berlin am Meer zeigt zusätzlich: Endlosstudium, Freundschaft, Egoismus, abgedrehte Nächte, gute Elektromusik, Verliebtsein und wieder: Berlin. Mit beiden Filmen zusammen kennt man unsere durchschnittliche Lebenssituation in der Hauptstadt.

Drei Stunden ist noch so ein Weltbürger-, noch so ein Liebes-, noch so ein Freundschaftsfilm. Und in diesem Film spielt Gott mit: trinkt Bier, ermutigt, trägt einen ziemlich schnieken weißen Anzug und ist witzig.

Pfarrer zeigt, wie junge Leute zu Pfarrern ausgebildet werden. Und zwar aus Sicht eines Regisseurs, dem das fremd zu sein scheint und dem doch die Faszination nicht abgeht. Wer also noch mehr Vertretern der Generation Y beim Zweifeln, Fragen und Umplanen zusehen möchte, ist hier richtig.

Die Umfrage

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