Gerechtigkeit - Karlheinz Schumacher - E-Book

Gerechtigkeit E-Book

Karlheinz Schumacher

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Beschreibung

"Gerechtigkeit" von Bezirksapostel Karlheinz Schumacher ist der erste Titel der neuen Buchreihe "Impulse". Die Reihe setzt sich engagiert und verständlich mit Themen aus dem religiösen und dem gesellschaftlichen Bereich auseinander. Autoren der Bücher sind vorwiegend Apostel und Bischöfe der Neuapostolischen Kirche im Ruhestand. Die Betrachtungen und Impulse sollen der Vertiefung des Glaubens und einem besseren Verständnis gesellschaftlicher Werte dienen. In edler Halbleinen-Ausstattung und vierfarbig bebildert sind die Bücher im besten Sinne des Wortes "geistliche Betrachtungen". Weitere Titel sind in Vorbereitung. Geplant sind ein bis zwei Neuerscheinungen pro Jahr.

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Seitenzahl: 48

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Karlheinz Schumacher

Gerechtigkeit

Betrachtungen und Impulse

Inhalt

Der Umgang mit der „Gerechtigkeit“

Gerechtigkeit im allgemeinen Sinn

Gerechtigkeit, Recht, Gesetz

Grundlagen der Gerechtigkeit

Bedeutung der Gerechtigkeit

Göttliche Gerechtigkeit und Gerechtigkeit vor Gott

Gerechtigkeit schon auf Erden?

Gott, der Gerechte

Gerechtigkeit und Liebe

Gerechtigkeit und Hilfe für alle Menschen

Gerechtigkeit, Glaube, Bestehen vor Gott

Wege zur Gerechtigkeit in unserem Leben

Ausblick

Literaturverzeichnis

Jage aber nach der Gerechtigkeit.

1. Timotheus 6,11

Der Umgang mit der „Gerechtigkeit“

Spricht man über Gerechtigkeit, scheint jeder zu wissen, was man darunter versteht und worüber man redet. Gelangt das Gespräch dann mehr in die Tiefe, wird deutlich, dass doch ziemliche Unklarheiten und Meinungsverschiedenheiten bestehen über Ursprung, Inhalt und Realisierung des hohen Wertes Gerechtigkeit. Festzustellen ist zudem, dass sich Äußerungen und Unterhaltungen nur selten um das Thema „Gerechtigkeit“ drehen, Diskussionen sich aber schnell an der Fragestellung, was ungerecht sei, entzünden.

Je mehr ich mich mit dem Thema „Gerechtigkeit“ beschäftigt habe, desto sicherer wurde ich, mit den Ausführungen auf Widerspruch zu stoßen. Jeder hat eben eigene Vorstellungen, was unter Gerechtigkeit zu verstehen sei.

Interessant ist schon, wie oft der Gedanke der Gerechtigkeit in unserem Sprachgebrauch benutzt wird. Es ist unschwer festzustellen, dass der Begriff „gerecht“ häufig gar inflationär gebraucht oder missbraucht wird. Womit begründet man den (vor)schnellen Ausruf „Das ist ungerecht!“? Was begründet die Einschätzung, dass jemand seine „gerechte Strafe“ bekommen hat? Was will man mit dem „Schlaf der Gerechten“ (vergleiche Sprüche 24,15) ausdrücken? Was bedeutet die Forderung, man müsse einer Sache gerecht werden? Führt die Auffassung, eine Verhaltensweise sei gerechtfertigt, zur Gerechtigkeit? Oder, ganz banal gefragt, was hat der Koch gezaubert, dass eine Mahlzeit als mundgerecht bezeichnet wird – oder was hat der Schneider hergestellt, dass ein Kostüm maßgerecht sitzt? Schon an dieser Stelle sei der Rat gegeben, man möge auf seine Sprache achten und bei der Benutzung des Wortes „Gerechtigkeit“ Vorsicht walten lassen.

Aber es geht nicht nur um die Sprache, es geht vorrangig um das Bewusstsein, was gerecht und was ungerecht ist. Diese Problematik ergreift jeden und reicht bis in die Kleinigkeiten unseres Lebens hinein. Was denken wir, wenn unser Kind im Kinderchor singt, beim Vortrag aber nicht in die erste, sondern in die letzte Reihe eingereiht und aufgestellt wird? Was empfindet man, wenn ein uns sympathischer Amtsträger – vielleicht sogar der eigene Mann? – selten, ein anderer Mann aber häufig zum Dienen am Altar gerufen wird? Wie kommen wir mit der Berufung von Mitarbeitern in bestimmte Ämter klar? Gab es vielleicht nach unserer Meinung doch andere, viel geeignetere Personen?

Wahrscheinlich genießt die Gerechtigkeit bei jedem von uns eine hohe Wertschätzung. Ein Problem liegt aber häufig darin, dass Grundlage von Meinungsverschiedenheiten die Frage ist, was halte ich für gerecht, nicht aber –, was ist gerecht? Hätte dann also jeder seine eigene Gerechtigkeit? Darf man Inhalt, Maß und Bedeutung von Gerechtigkeit aus subjektiver Sicht bestimmen? Muss man nicht eine höhere Warte einnehmen, losgelöst von der eigenen Person, um einen Weg hin zur Gerechtigkeit zu finden?

Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang aber auch das lateinische Rechtssprichwort: „Nihil iniquius venali justitia“ – Nichts ist ungerechter als käufliche Gerechtigkeit (Liebs N88, S. 135).

Ist es angemessen, geboten oder überhaupt erlaubt, immer wieder die Frage nach der Gerechtigkeit zu stellen und darauf bezogen, die Menschen in Gerechte und Ungerechte einzuteilen? Die Worte in der Bibel (Matthäus 5,4.5) – „… er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ gehen über die Mahnung (Matthäus 6,1) – „Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden …“ hinaus. Und doch, so der irische Schriftsteller Oscar Wilde: „Es gibt zwei Klassen von Menschen: die Gerechten und die Ungerechten. Die Einteilung wird von den Gerechten vorgenommen.“

Deutlich wird, dass die Frage nach der Gerechtigkeit uns eben nicht nur im Blick auf große Verfahren oder Prozesse, sondern bereits bei Empfindungen im eigenen Leben berührt. Fühle ich mich benachteiligt, unverstanden oder unberücksichtigt, weil ich etwa am Arbeitsplatz nicht hinreichend geachtet oder weil ich beim Betreten der Kirche nicht so freundlich wie andere Glaubensgeschwister begrüßt werde? Oder wie gehen wir damit um, wenn uns bewusst wird, dass wir Dinge, die anderen scheinbar zufallen, entbehren müssen? Darf man sich dann möglicherweise sogar bis hin zu der Frage treiben lassen: „Ist Gott eigentlich gerecht?“

Jeder Mensch ist ein Individuum, ihm stehen die Menschenrechte zu, er hat Meinungs- und Handlungsfreiheit. Aber kein Mensch lebt allein auf einer Insel, es gibt untereinander Berührungen, Bindungen und auch Abhängigkeiten. Diese Beziehungen, seien sie in der Familie, in der Partnerschaft, im Ausbildungsund Berufsleben, im sozialen Umfeld, in der Nachbarschaft und nicht zuletzt in der Gemeinde, sind zu respektieren in dem Bewusstsein, dass der andere den gleichen Wert und dieselben Rechte hat wie ich. Orientierung und Regulativ bei allem ist die Gerechtigkeit; aber schnell stellt man fest, was Johann Wolfgang von Goethe einmal so formulierte: „Es ist schwerer als man denkt, gerecht zu sein“ (Wilhelm Meister).

Das Ziel, wahre Gerechtigkeit, ist mittels menschlich erdachter Maßstäbe nicht zu erreichen. Gerecht sein heißt, sich am göttlichen Handeln zu orientieren, was beinhaltet, Dinge zurecht zu bringen. Allerdings – diese Auffassung steht in einem gewissen Widerspruch zu der deutschen Idee des Rechts: „Wertmaßstab des positiven Rechts, Ziel des Gesetzgebers ist die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit ist ein absoluter Wert, gleich dem Wahren, dem Guten, dem Schönen, also auf sich selbst gegründet und nicht von höheren Werten abgeleitet“ (Radbruch, S. 36). Danach wird also ein Mensch als gerecht bezeichnet, der sich so verhält, wie es dem allgemeinen Rechtsempfinden entspricht.

Allerdings wird selbst von Juristen die Meinung vertreten, die Gerechtigkeit an sich selbst sei ein zu vages Prinzip, um allein zu angemessenen Entscheidungen zu verhelfen.