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Gerhard Tersteegen betont am Gebet neben Bitte, Fürbitte, Dank und Anbetung weitere Aspekte des Redens mit Gott, vor allem, dass Gebet ein Sein in Gottes Gegenwart ist. So spricht er vom inneren Gebet des Herzens, das mehr ein Anschauen des Herrn, ein An-ihn-Denken und ein Bewegen seiner Worte ist. Gerhard Tersteegen ruft auf: Betet viel - für euch selbst und für andere! Und er hatte ein kindliches Vertrauen zum himmlischen Vater. Der Seelsorger Tersteegen kann uns heute ein großer Lehrmeister sein - zu einem Gebet, das das ganze Leben umfasst, und zu einem Leben, das Gebet ist.
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Seitenzahl: 50
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Albert Löschhorn
Gerhard Tersteegens
Schule des Gebets
1. Auflage
Verlag Linea Bad Wildbad 2011
So spricht der Herr:
Tretet auf die Wege,
seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit,
wo denn der Weg zum Guten sei
und geht ihn!
So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
(Jeremia 6, 16)
2011 Verlag Linea, Bad Wildbad
mit freundlicher Genehmigung des Brunnen Verlag, Basel
eBook Erstellung: eWort, Stefan Böhringer (www.ewort.de)
ISBN 978-3-939075-34-9
ISBN 978-3-939075-47-9 (epub)
Vorwort zur 4. Auflage
Nach Luthers klassischer und prägnanter Definition ist das Gebet „ein Reden des Herzens mit Gott, in Bitte und Fürbitte, in Dank und Anbetung“. Es ist Reden mit Gott – Umgang mit Gott.
Diese Umschreibung zeigt, dass Gebet nicht nur ein Vortragen von Bitten ist, sondern jegliches Reden mit dem unsichtbaren Vater im Himmel umfasst. Gebet ist mehr als nur gesprochene Worte – ein „Reden des Herzens“.
Nach dieser Beschreibung ist das Gebet nicht nur Zwiesprache in diesen vier unterschiedlichen Formen, mit diesen verschiedenen Inhalten. Die letztgenannte Art des Gebets reicht weit über das Reden hinaus. Anbetung umfasst nicht nur alles Reden, sie ist auch Schweigen, sie ist Hören und in der Folge Gehorchen und Tun von dem, was Gottes Wille meint.
Man kann das Gebet als Ausdruck und Äußerung des Glaubens und der Beziehung zu Gott ansehen – oder gar als das hauptsächliche Element des Glaubens und die Beziehung zum Herrn selbst.
Gerhard Tersteegen betont am Gebet, neben den Elementen dieser bekannten Umschreibung Luthers, weitere Aspekte, die darüber hinausgehen: das Sein in Gottes Gegenwart, manchmal ohne Worte und ohne Ziel, das innere Gebet, das mehr ein Anschauen des Herrn, ein Bewegen seiner Worte, Meditation im Sinne der Väter der alten Kirche ist. Wichtige Themen waren ihm Schweigen, immerwährendes Gebet und Stille.
Hier kann uns Tersteegen heute ein großer Lehrmeister sein, damit wir wieder zu einem Gebet finden, das nicht beim Bitten stehenbleibt, sondern Gottes Gegenwart sucht und ihm nahekommt, dass wir wieder lernen und uns bewusst machen, dass Gebet ein Treten vor den Thron des Höchsten ist und ein Stehen vor seinem Angesicht.
Wir wünschen, dass Albert Löschhorns Zusammenstellung von Worten und Gedanken des großen Beters und Seelsorgers Gerhard Tersteegen uns allen hierzu einen Beitrag leisten kann, der allen Lesern zum Segen wird.
Im Herbst 2009, Verlag Linea
Einleitung – Gerhard Tersteegen, der begnadete Beter
Hebräer 13, 7: Gedenkt an eure Lehrer, welche euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.
Es ist ja in der letzten Zeit viel über das Gebet geschrieben worden. Ist es da berechtigt, diese Fülle von Büchern über das Gebet noch um ein weiteres zu vermehren?
Diese Frage darf doch wohl nur dann bejaht werden, wenn wir dessen gewiss sind, dass der, der sich über das Gebet äußert, selbst in besonderer Weise ein Mann des vollmächtigen Gebetes ist. Nur damit sind seine Ausführungen über das Beten voll und ganz glaubwürdig, sodass wir bereit sind, von ihm zu lernen, wie wir recht beten sollen.
War nun Gerhard Tersteegen solch ein begnadeter, vollmächtiger Beter, dem das Charisma des Gebetes in ganz besonderer, ja in einzigartiger Weise eigen war? Hören wir das Urteil seiner Zeitgenossen. Sein Freund Engelbert Evertsen berichtet:
„Sein Angesicht war alsdann (beim Beten) so heiter und fröhlich, als wenn er mit Gott persönlich geredet hätte.“ „Er hatte ein betendes Herz und auch eine betende Gestalt.“ „Solch innige Gemütsgestalt leuchtete aus seinem ganzen Wandel hervor. Wenn ich allein bei ihm saß, so kam es mir oft vor, als ob er bei seinem Herzensfreund im Kabinett gewesen wäre. Einmal sagte er auf Befragen zu mir: ,Ja, ich sitze und rede mit dir; aber in meinem Innern ist ein immerwährendes Beugen und Anbeten.‘ In diesem eingekehrten Grunde hat er viele Mitteilungen und Geheimnisse von Gott erfahren.“
Und Rektor J. G. Hasenkamp urteilte in seiner Rede anlässlich der Beerdigung Tersteegens:
„Und wie geistreich, wie feurig, wie demütig war sein Gebet. Das allermeiste ist uns davon verborgen. Die allerbesten Werke sind oft die verborgensten. O könnten die Wände seiner Wohn- und Schlaf- und Arbeitszimmer reden: Was würden sie uns sagen von seinen vor Gott errungenen Siegen, von seinem verborgenen heiligen Umgang mit der allgegenwärtigen Gottheit, von seinen Seufzern, Gebeten und Flehen für seine Freunde, für seine Feinde, die besonders seiner Fürbitte genossen; für das Land und den Ort seiner Wohnung, für unsern König, für alle Knechte Gottes, für alle bekümmerten ihm besonders bekannten Seelen, für Kirchen und Schulen.“
Am 6. April 1838 wurde in Mülheim, dem Wirkungsort Tersteegens, ein Denkmal zu seinem Andenken eingeweiht. Pfarrer J. H. Wolf, der noch eine Reihe von Menschen gekannt hatte, die zu den Vertrauten Tersteegens gehörten, äußerte sich über den Beter Tersteegen wie folgt:
„Die ganze Glut seines inneren und äußeren Christenlebens trat in seinem Beten hervor. Mehrere Vertraute sahen ihn beten, mit einer Inbrunst, die auf den Flügeln einer grenzenlosen Andacht getragen schien; sahen seine bleichen Hände falten, mit einer Bewegung gen Himmel, als ob er von der großen Gnadenfülle etwas für sich entfalten wolle; und es blieb ihnen unvergeßlich, wie sein Auge floh über die Schranken des Irdischen, voll Vertrauen am Blick des Ewigen hangend, und wie sein ganzes Wesen im Anschauen seiner Herrlichkeit versunken war.“ „Seine ganze Haltung war feierlich, Ehrfurcht gebietend, durch Liebe und Demut gemildert.“
So macht sich auch Alfred Busch keiner Übertreibung schuldig, wenn er bekennt:
„Es sind aus dem Betkämmerlein im Tersteegenhaus Wirkungen ausgegangen, die bis in die Ewigkeit reichen.“
Sollten uns diese Zeugnisse nicht dazu führen, zu Gerhard Tersteegen, dem begnadeten, vollmächtigen Beter, dem „Lehrer“ im Sinne des Hebräerbriefes, in die Schule zu gehen, in die „Schule des Gebets“?