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Die 'Gesammelten Weihnachtsgedichte' bringen eine außerordentliche Bandbreite deutscher Dichtkunst zusammen und beleuchten das weitreichende Thema der Weihnachtszeit. Diese Sammlung repräsentiert verschiedene Epochen und literarische Strömungen, von der Klassik bis zur Moderne, und zeichnet sich durch eine Vielzahl lyrischer Formen aus. Besonders bemerkenswert sind Werke von Johann Wolfgang von Goethe, dessen Festgedichte eine tiefe emotionale Resonanz erzeugen, und von Rainer Maria Rilke, der die metaphysische Tiefe des Festes erkundet. Die Anthologie bietet somit einen umfassenden Einblick in die deutsche Literaturgeschichte und ihre Entwicklung der Weihnachtsthematik. Die Autoren dieser Anthologie haben jeder auf seine Weise zur kulturellen und literarischen Gestaltung der Weihnachtszeit beigetragen. Ihre Gedichte reflektieren sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Auffassungen von Weihnachten und dessen Festlichkeiten. Die historischen und kulturellen Kontexte, aus denen diese Werke stammen, bieten Lesern nicht nur literarische Genüsse, sondern auch Einblicke in die Entwicklung deutscher Kultur und Traditionen über Jahrhunderte hinweg. Die Bandbreite von romantischer Verklärung bis hin zu kritischer Reflexion spiegelt sich in den Arbeiten dieser bedeutenden Dichter wider. Wir laden Sie ein, sich auf eine literarische Reise durch die 'Gesammelten Weihnachtsgedichte' zu begeben. Diese Sammlung ist nicht nur ein Zeugnis der literarischen Kunstfertigkeit, sondern auch eine Quelle der Inspiration und Reflexion. Die Vielfalt der Perspektiven und Stile macht dieses Buch zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder Bibliothek, die sich mit der deutschen Lyrik auseinandersetzt. Tauchen Sie ein in die Welt der Weihnachtsgedichte und erleben Sie, wie die verschiedenen Stimmen ein mehrschichtiges Bild dieser besonderen Zeit des Jahres malen.
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Seitenzahl: 77
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Books
Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen Streckt sie die Zweige hin - bereit, Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Draußen ziehen weiße Flocken Durch die Nacht, der Sturm ist laut; Hier im Stübchen ist es trocken, Warm und einsam, stillvertraut. Sinnend sitz ich auf dem Seßel, An dem knisternden Kamin, Kochend summt der Wasserkessel Längst verklungne Melodien.
Und ein Kätzchen sitzt daneben, Wärmt die Pfötchen an der Glut; Und die Flammen schweben, weben, Wundersam wird mir zu Mut. Dämmernd kommt heraufgestiegen
Die heil'gen Drei Könige aus dem Morgenland, sie frugen in jedem Städtchen: "Wo geht der Weg nach Bethlehem, ihr lieben Buben und Mädchen?" Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht, die Könige zogen weiter, sie folgten einem goldenen Stern, der leuchtete lieblich und heiter. Der Stern bleibt stehn über Josefs Haus, da sind sie hineingegangen;
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl Der Kinderjubel und des Markts Gebraus. Und wie der Menschenstrom mich fortgespült, Drang mir ein heiser' Stimmlein in das Ohr: "Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt Feilbietend mir ein ärmlich' Spielzeug vor. Ich schrak empor; und beim Laternenschein Sah ich ein bleiches Kinderangesicht; Wes Alters und Geschlechts es mochte sein, Erkannt' ich im Vorübertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß, Noch immer hört' ich, mühsam, wie es schien: "Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn' Unterlaß; Doch hat wohl Keiner ihm Gehör verliehn. Und ich? War's Ungeschick, war es die Scham, Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind? Eh' meine Hand zu meiner Börse kam, Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind. Doch als ich endlich war mit mir allein,
Von drauß vom Walde komm' ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Überall auf den Tannenspitzen Sah ich goldene Lichtlein sitzen; Und droben aus dem Himmelstor Sah mit großen Augen das Christkind hervor, Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann, Da rief's mich mit heller Stimme an: "Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell, Hebe die Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, Das Himmelstor ist aufgetan, Alt' und Junge sollen nun Von der Jagd des Lebens ruhn; Und morgen flieg' ich hinab zur Erden, Denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ, Meine Reise fast zu Ende ist; Ich soll nur noch in diese Stadt, Wo's eitel gute Kinder hat." - "Hast denn das Säcklein auch bei dir?" Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier; Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern Essen fromme Kinder gern." - "Hast denn die Rute auch bei dir?" Ich sprach: "Die Rute, die ist hier; Doch für die Kinder nur, die schlechten, Die trifft sie auf den Teil, den rechten." Christkindlein sprach: "So ist es recht; So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
An die hellen Fenster kommt er gegangen Und schaut in des Zimmers Raum; Die Kinder alle tanzten und sangen Um den brennenden Weihnachtsbaum. Da pocht ihm das Herz, daß es will zerspringen; »Oh«, ruft er, »laßt mich hinein! Was Frommes, was Fröhliches will ich euch singen Zu dem hellen Kerzenschein.« Und die Kinder kommen, die Kinder ziehen Zur Schwelle den nächtlichen Gast; Still grüßen die Alten, die Jungen umknien Ihn scheu in geschäftiger Hast. Und er singt: »Weit glänzen da draußen die Lande Und locken den Knaben hinaus; Mit klopfender Brust, im Reisegewande Verläßt er das Vaterhaus. Da trägt ihn des Lebens breitere Welle Wie war so weit die Welt! Und es findet sich mancher gute Geselle, Der's treulich mit ihm hält. Tief bräunt ihm die Sonne die Blüte der Wangen, Und der Bart umsprosset das Kinn; Den Knaben, der blond in die Welt gegangen, Wohl nimmer erkennet ihr ihn. Aus goldenen und aus blauen Reben Es mundet ihm jeder Wein; Und dreister greift er in das Leben Und in die Saiten ein. Und für manche Dirne mit schwarzen Locken Im Herzen findet er Raum; - Da klingen durch das Land die Glocken, Ihm war's wie ein alter Traum. Wohin er kam, die Kinder sangen, Die Kinder weit und breit; Die Kerzen brannten, die Stimmlein klangen, Das war die Weihnachtszeit. Da fühlte er, daß er ein Mann geworden; Hier gehörte er nicht dazu. Hinter den blauen Bergen im Norden Ließ ihm die Heimat nicht Ruh. An die hellen Fenster kam er gegangen Und schaut' in des Zimmers Raum; Die Schwestern und Brüder tanzten und sangen Um den brennenden Weihnachtsbaum.« -