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In diesem Schauspiel in 5 Aufzügen werden alle bisherigen (aristotelischen) Dramenstrukturen radikal aufgehoben, die bisherigen Theaterkonventionen werden aufgelöst. Als Vorbild für den Hauptprotagonisten dient der fränkische Reichsritter Gottfried "Götz" von Berlichingen zu Hornberg. Thematisiert wird zum einen die individuelle Unabhängigkeit sowie die persönliche Loyalität des Hauptprotagonisten, der "Götz" spiegelt die Teilung des deutschen Reiches zu dem Beginn der Neuzeit wider. Das als Historiendrama bekannte Stück gilt als eines der Hauptwerke der Epoche des "Sturm und Drang".-
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Seitenzahl: 169
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Johann Wolfgang von Goethe / F
dramatisiert
Saga
Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand
Coverbild/Illustration: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Retrato_de_Francesco_Maria_della_Rovere,_por_Tiziano.jpg
Copyright © 1915, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726957532
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
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Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
Das Unglück ist geschehn, das Herz des Volks ist in den Kot getreten, und keiner edeln Begierde mehr fähig.
Usong.
Eine Herberge
Zwei Reutersknechtean einem Tisch, EinBauerund einFuhrmann am andern beim Bier
1. Reuter Trink aus, daß wir fortkommen, unser Herr wird auf uns warten. Die Nacht bricht herein; und es ist besser eine schlimme Nachricht als keine, so weiß er doch woran er ist.
2. Reuter Ich kann nicht begreifen wo der von Weisung hingekommen ist. Es ist als wenn er in die Erd geschlupft wäre. Zu Nershem hat er gestern übernachtet, da sollt er heute auf Crailsheim gangen sein, das ist seine Straß, und da wär er morgen früh durch den Winsdorfer Wald gekommen, wo wir ihm wollten aufgepaßt und für's weitere Nacht Quartier gesorgt haben; unser Herr wird wild sein, und ich bin's selbst daß er uns entgangen ist, just da wir glaubten wir hätten ihn schon.
1. Reuter Vielleicht hat er den Braten gerochen, denn selten daß er mit Schnuppen behaft ist. Und ist einen andern Weg gezogen.
2. Reuter Es ärgert mich!
1. Reuter Du schickst dich fürtrefflich zu deinem Herrn. Ich kenn euch wohl. Ihr fahrt den Leuten gern durch den Sinn und könnt nicht wohl leiden daß euch was durch fährt.
Bauer(am andern Tisch) Ich sag dir's, wenn sie einen brauchen, und haben einem nichts zu befehlen, da sind die vornehmsten Leut just die artigsten.
Fuhrmann Nein geh! Es war hübsch von ihm und hat mich von Herzen gefreut, wie er geritten kam und sagte: liebe Freund, seid sogut, spannt eure Pferd aus und helft mir meinen Wagen von der Stell bringen. Liebe Freund sagt er, wahrhaftig es ist das erstemal daß mich so ein vornehmer Herr lieber Freund geheißen hat.
Bauer Danks ihm ein spitz Holz; wir mit unsern Pferden waren ihm willkommner als wenn ihm der Kaiser begegnet wär. Stack sein Wagen nicht im Hohlweg zwischen Tür und Angel eingeklemmt. Das Vorderrad bis über die Axe im Loch, und 's hintere zwischen ein Paar Steinen gefangen; er wußt wohl was er tat wie er sagte liebe Freund. Wir haben auch was gearbeit bis wir 'n herausbrachten.
Fuhrmann Dafür war auch 's Trinkgeld gut. Gab er nit jedem drei Albus. He!
Bauer Das lassen wir uns freilich jetzt schmecken, aber ein großer Herr könnt mir geben die Meng und die Füll, ich könnt ihn doch nicht leiden ich bin ihnen allen von Herzen gram, und wo ich sie scheren kann so tu ich's. Wenn du mir heut nit so zugeredt hätt'st, von meintwegen säß er noch.
Fuhrmann Narr! Er hatte drei Knechte bei sich, und wenn wir nicht gewollt hätten, würd er uns haben wollen machen. Wer er nur sein mag, und warum er den seltsamen Weg zieht kann nirgends hinkommen als nach Rotbach und von da nach Mardorf, und dahin wär doch der nächst und best Weg über Crailsheim durch den Winsdorfer Wald gangen.
1. Reuter Horch!
2. Reuter Das wär!
Bauer Ich weiß wohl. Ob er schon den Hut so in's Gesicht geschoben hatte kannt ich ihn doch an der Nasen. Es war Adelbert von Weislingen.
Fuhrmann Der Weislingen, das ist ein schöner ansehnlicher Herr.
Bauer Mir gefällt er nich er ist nit breitschultrig und robust genug für einen Ritter, ist auch nur fürn Hof. Ich mögt selbst wissen was er vorhat daß er den schlimmen Weg geht. Seine Ursachen hat er denn er ist für einen pfiffigen Kerl bekannt.
Fuhrmann Heut Nacht muß er in Rotbach bleiben, denn im dunkeln über die Furt ist gefährlich.
Bauer Da kömmt er morgen zum Mittag Essen nach Mardorf.
Fuhrmann Wenn der Weg durch 'en Wald nit so schlimm ist.
2. Reuter Fort geschwind zu Pferde. Gute Nacht ihr Herren
1. Reuter Gute Nacht.
Die Andern Beide Gleichfalls
Bauer Ihr erinnert uns an das was wir nötig haben. Glück auf 'en Weg.
Die Knechte ab
Fuhrmann Wer sind die?
Bauer Ich kenn sie nicht. Reutersmänner vom Ansehn; dergleichen Volk schnorrt das ganze Jahr im Land herum, und schiert die Leut was tüchtigs. Und doch will ich lieber von ihnen gebrandschatzt und ausgebrennt werden, es kommt auf ein bissel Zeit und Schweiß an so erholt man sich wieder. Aber wie's jetzt unsre gnädige Herren anfangen, uns bis auf den letzten Blutstropfen auszukeltern, und daß wir doch nicht sagen sollen: ihr machts zu arg! nach und nach zu schrauben. Seht das ist eine Wirtschaft, daß man sich's Leben nicht wünschen sollte, wenn nicht Wein und Bier gäb sich manchmal die Grillen wegzuschwemmen, und in tiefen Schlaf zu versenken.
Fuhrmann Ihr habt recht. Wir wollen uns legen.
Bauer Ich muß doch morgen bei Zeiten wieder auf.
Fuhrmann Ihr fahrt also nach Ballenberg.
Bauer Ja nach Haus.
Fuhrmann Es ist mir leid daß wir nit weiter miteinander gehn.
Bauer Weiß Gott wo wir einmal wieder zusammen kommen.
Fuhrmann Euern Name guter Freund
Bauer Georg Metzler. Den eurigen.
Fuhrmann Hans Sivers von Wangen.
Bauer Eure Hand! und noch einen Trunk auf glückliche Reise.
Fuhrmann Horch! Der Nachtwächter ruft schon ab. Kommt! kommt.
Zweite Scene Vor einer Herberge, im Winsdorfer Wald
Unter einer Linde, ein Tisch und Bänke, Gottfried auf der Bank in voller Rüstung, seine Lanze an Baum gelehnt, den Helm auf dem Tisch.
Gottfried Wo meine Knechte bleiben? Sie könnten schon sechs Stunden hier sein! Es war uns alles so deutlich verkundschaftet, nur zur äußersten Sicherheit schickt ich sie fort; sie sollten nur sehen. Ich begreifs nicht. Vielleicht haben sie ihn verfehlt, und er kommt vor ihnen her. Nach seiner Art zu reisen ist er schon in Crailsheim, und ich bin allein. Und wärs! Der Wirt und sein Knecht sind zu meinen Diensten. Ich muß dich haben Weislingen, und deinen schönen Wagen Güter dazu.
er ruft
Georg! – Wenns ihm aber jemand verraten hätte. Oh (er beißt die Zähne zusammen) Hört der Junge nicht? (lauter) Georg! Er ist doch sonst bei der Hand, (lauter) Georg! Georg!
Der Bub(in dem Panzer eines Erwachsnen) Gnädger Herr!
Gottfried Wo stickst du? Was fürn Henker treibst du für Mummerei.
Der Bub Gnädger Herr
Gottfried Schäm dich nicht Bube. Komm her! Du siehst gut aus. Wie kommst du dazu. Ja wenn du ihn ausfülltest. Darum kamst du nicht wie ich rief.
Der Bub Ihro gnaden sein nicht böse. Ich hatte nichts zu tun, da nahm ich Hansens Küraß und schnallt ihn an, und setzt sein Helm auf, schlupft in seine Armschienen und Handschuh, und zog sein Schwert und schlug mich mit den Bäumen herum; wie ihr rieft konnt ich nicht alles geschwind weg werfen.
Gottfried Braver Junge! Sag deinem Vater und Hansen, sie sollen sich rüsten, und ihre Pferde satteln. Halt mir meinen Gaul parat. Du sollst auch einmal mit ziehen.
Bube Warum nicht jetzt?, laßt mich mit Herr. Kann ich nicht fechten, so hab ich doch schon Kräfte genug euch die Armbrust aufzubringen. Hättet ihr mich neulich bei euch gehabt wie ihr sie dem Reuter an Kopf wurft, ich hätt sie euch wiedergeholt und sie wär nicht verloren gangen.
Gottfried Wie weißt du das.
Bube Eure Knechte erzählten mirs. Wenn wir die Pferde striegeln, muß ich ihnen pfeifen, allerlei Weisen, und davor erzählen sie mir des Abends was Ihr gegen den Feind getan habt. Laßt mich mit gnädger Herr.
Gottfried Ein andermal Georg. Wenn wir Kaufleute fangen, und Fuhren wegnehmen. Heut werden die Pfeil an Harnischen splittern, und klappern die Schwerter über den Helmen. Unbewaffnet wie du bist sollst du nicht in Gefahr. Die künftigen Zeiten brauchen auch Männer, Ich sag dir's Junge es wird teure Zeit werden. Es werden Fürsten ihre Schätze bieten um einen Mann, den sie jetzt von sich stoßen. Geh Georg sag's deinem Vater und Hansen.
Der Bub geht.
Meine Knechte! Wenn sie gefangen wären und er hätte ihnen getan, was wir ihm tun wollten. – Was schwar[zes] im Wald? Es ist ein Mann.
Bruder Martin kommt.
Gottfried Ehrwürdiger Vater, guten Abend! Woher so spät. Mann der heiligen Ruhe ihr beschämt viel Ritter.
Martin Dank euch edler Herr. Und bin vor der Hand nur armseliger Bruder, wenns ja Titel sein soll; Augustin mit meinen Klosternamen. – Mit euerer Erlaubnis (er setzt sich) Doch hör ich am liebsten Martin meinen Taufnamen.
Gottfried Ihr seid müd Bruder Martin, und ohnezweifel durstig. Georg!
Der Bubkommt.
Gottfried Wein.
Martin Für mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.
Gottfried Ist das euer Gelübde.
Martin Nein gnädger Herr, es ist nicht wider mein Gelübde Wein zu trinken, weil aber der Wein wider mein Gelübde ist so trink ich keinen Wein.
Gottfried Wie versteht ihr das.
Martin Wohl euch daß ihr's nicht versteht. Essen und trinken mein ich ist des Menschen Leben.
Gottfried Wohl.
Martin Wenn ihr gessen und trunken habt seid ihr wie neu geboren. Seid stärker, mutiger, geschickter zu eurem Geschäft. Der Wein erfreut des Menschen Herz und die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn ihr Wein getrunken habt seid ihr alles doppelt was ihr sein sollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so unternehmend, noch einmal so schnell ausführend.
Gottfried Wie ich ihn trinke, ist es wahr.
Martin Davon red ich auch. Aber wir –
Der Bub mit Wasser undWein
Gottfried(zum Buben heimlich) Geh auf den Weg nach Crailsheim, und leg dich mit dem Ohr auf die Erde ob du nicht Pferde kommen hörst, und sei gleich wieder hier.
Martin Aber wenn wir gessen und trunken haben sind wir grade das Gegenteil von dem was wir sein sollen. Unsre schläfrige Verdauung stimmt den Kopf nach dem Magen, und in der Schwäche einer überfüllten Ruhe, erzeugen sich Begierden die ihrer Mutter leicht über den Kopf wachsen.
Gottfried Ein Glas Bruder Martin wird euch nicht im Schlaf stören. Ihr seid heute viel gangen. Alle Streiter!
Martin In Gottes Namen (sie stoßen an) Ich kann die müßigen Leut nicht ausstehn, und doch kann ich nicht sagen daß alle Mönche müßig sind, sie tun was sie können. Da komm ich von St Veit, wo ich die letzte Nacht schlief, der Prior führt mich in Garten, das ist nun ihr Bienen Korb. Fürtrefflichen Salat! Kohl nach Herzenslust. Und besonders Blumenkohl und Artischocken wie keine in Europa.
Gottfried Das ist also eure Sach nicht (er steht auf, sieht nach dem Jungen und kommt wieder)
Martin Wollte Gott hätte mich zum Gärtner oder Laboranten gemacht, ich könnt glücklich sein. Mein Abt liebt mich, mein Kloster ist Weissenfels in Sachsen, er weiß ich kann nicht ruhen da schickt er mich herum wo was zu betreiben ist; ich geh zum Bischof von Constanz.
Gottfried Noch eins! Gute Verrichtung.
Martin Gleichfalls!
Gottfried Was seht ihr mich so an Bruder.
Martin Daß ich in euern Harnisch verliebt bin.
Gottfried Hättet ihr Lust zu einem! Es ist schwer und beschwerlich ihn zu tragen.
Martin Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt; und mir kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Mensch sein zu dürfen. Armut, Keuschheit, und Gehorsam! Drei Gelübde deren jedes einzeln betrachtet der Natur das unausstehlichste scheint; so unerträglich sind sie alle, und sein ganzes Leben unter dieser Last, oder unter der weit niederdrückendern Bürde des Gewissens mutlos zu keichen! O Herr was sind die Mühseligkeiten eures Lebens, gegen die Jämmerlichkeiten eines Standes der die besten Triebe, durch die wir werden wachsen und gedeihen, aus mißverstandner Begierde Gott näher zu rücken verdammt.
Gottfried Wäre euer Gelübde nicht so heilig ich wollt euch bereden, einen Harnisch anzulegen, wollt euch ein Pferd geben, und wir zögen mit einander.
Martin Wollte Gott meine Schultern fühlten sich Kraft den Harnisch zu ertragen, und mein Arm die Stärke einen Feind vom Pferd zu stechen. Arme, schwache Hand von jeher gewöhnt Kreuze und Friedensfahnen zu tragen, und Rauchfässer zu schwingen, wie wolltest du Lanzen und Schwert regieren. Meine Stimm nur zu Ave und Halleluja gestimmt, würde dem Feind ein Herold meiner Schwäche sein wenn ihn die eurige vor euch her wanken machte. Kein Gelübde sollte mich abhalten wieder in den Orden zu treten den mein Schöpfer selbst gestiftet hat.
Gottfried(sieht nach dem Jungen kommt wieder und schenkt ein) Glückliche Retour.
Martin Das trink ich nur für euch. Wiederkehr in meinen Käfig ist im[mer unglücklich.] Wenn ihr wiederkehrt H[err, in eure] Mauern, mit dem Bewuß[tsein eurer] Tapferkeit und Stärke der keine Müdigkeit etwas anhaben kann, euch zum erstenmal nach langer Zeit sicher für feindlichem Überfall entwaffnet auf euer Bette streckt, und euch nach dem Schlafe dehnt, der euch besser schmeckt als mir der Trunk nach langem Durst. Da könnt ihr von Glück sagen.
Gottfried Davor kommt's auch selten.
Martin(feuriger) Und ist wenns kommt ein Vorschmack des Himmels. Wenn ihr zurückkehrt mit der Beute unedler Feinde beladen, und euch erinnert, den stach ich vom Pferde eh er schießen konnte, und den rannt ich samt [dem Pferd nie]der und dann reitet ihr [zu eurem Sch]loß hinauf, und –
Gottfried Warum haltet ihr ein
Martin Und eure Weiber! (er schenkt ein) Auf Gesundheit eurer Frau (er wischt sich die Augen) Ihr habt doch eine.
Gottfried Ein edles fürtreffliches Weib.
Martin Wohl dem der ein tugendsam Weib hat des lebet er noch eins so lange. Ich kenne keine Weiber und doch war die Frau die Krone der Schöpfung.
Gottfried(vor sich) Er dauert mich! das Gefühl seines Zustandes frißt ihm das Herz.
Der Junge(gesprungen) Herr! Ich höre Pferde im Galopp! Zwei oder drei.
Gottfried Ich will zu Pferde. Dein Vater und Hans sollen aufsitzen, es können Feinde sein so gut als Freunde. Lauf ihnen eine Ecke entgegen wenns Feinde sind so pfeif und spring ins Gebüsch. Lebt wohl teurer Bruder Gott geleit euch. Seid mutig und geduldig, Gott wird euch Raum geben.
Martin Ich bitt um euern Namen.
Gottfried Verzeiht mir. Lebt wohl.
|: er reicht ihm die linke Hand:|
Martin Warum reicht ihr mir die Linke? bin ich die ritterliche Rechte nicht wert.
Gottfried Und wenn ihr der Kaiser wärt ihr müßtet mit dieser vorlieb nehmen. Meine Rechte obgleich im Kriege nicht unbrauchbar, ist gegen den Druck der Liebe unempfindlich. Sie ist eins mit ihrem Handschuh, ihr seht er ist Eisen.
Martin So seid ihr Gottfried von Berlichingen! Ich danke dir Gott daß du mich ihn hast sehn lassen, diesen Mann den die Fürsten hassen, und zu dem die Bedrängten sich wenden, (er nimmt ihm die rechte Hand) Laßt mir diese Hand. Laßt mich sie küssen.
Gottfried Ihr sollt nicht.
Martin Laßt mich. Du mehr wert als Reliquien Hand durch die das heiligste Blut geflossen ist. totes Werkzeug, belebt durch des edelsten Geistes Vertrauen auf Gott –
Gottfried setzt den Helm auf und nimmt die Lanze.
Martin Es war ein Mönch bei uns vor Jahr und Tag, der euch besuchte wie sie euch abgeschossen ward vor Nürnberg. Wie er uns erzählte was ihr littet, und wie sehr es euch schmerzte zu eurem Beruf verstümmelt zu sein, und wie euch einfiel von einem gehört zu haben der auch nur eine Hand hatte, und als tapfrer Reutersmann doch noch lange diente. Ich werde das nie vergessen.
Die zwei Knechte kommen.
Gottfriedgeht zu ihnen sie reden heimlich.
Martin(fährt inzwischen fort) Ich werde das nie vergessen. Wie er im edelsten einfältigsten Vertrauen zu Gott sprach: Und wenn ich zwölf Händ hätte und deine Gnad wollt mir nicht was würden sie mir fruchten, so kann ich mit einer –
Gottfried In den Mardorfer Wald also. Lebt wohl, werter Bruder Martin. (er küßt ihn)
Martin Vergeßt mich nicht, wie ich eurer nicht vergesse.
Gottfried ab.
Martin Wie mir's so eng um's Herz ward da ich ihn sah. Er redete nicht's, und mein Geist konnte doch den seinigen unterscheiden, es ist eine Wollust einen großen Mann zu sehn.
Georg Ehrwürdiger Herr sie schlafen doch bei uns
Martin Kann ich ein Bett haben.
Georg Nein Herr ich kenn Better nur vom Hörensagen, in unsrer Herberg ist nichts als Stroh.
Martin Auch gut. Wie heißt du.
Georg Georg! ehrwürdiger Herr.
Martin Georg! Du hast einen tapfern Patron.
Georg Sie sagen mir er wäre ein Reuter gewesen das will ich auch sein.
Martin Warte, (er zieht ein Gebet Buch heraus und gibt dem Buben einen Heiligen) Da hast du ihn. Folg seinem Beispiel sei tapfer und fromm.
Martin geht.
Georg Ach ein schöner Schimmel, wenn ich einmal so einen hätte und die golden Rüstung. Das ist ein garstiger Drach! Jetzt schieß ich nach Sperlingen. Heiliger Gorg, mach mich groß und stark, gib mir so eine Lanze, Rüstung und Pferd. Dann laß mir die Drachen kommen.
Gottfrieds Schloß
Elisabeth seine Frau, Maria seine Schwester, sein Söhngen
Carl Ich bitte dich liebe Tante, erzähl mir das noch einmal vom frommen Kind 's is gar zu schön.
Maria Erzähl du mirs kleiner Schelm da will ich hören ob du acht gibst.
Carl Wart e biß, ich will mich bedenken – es war einmal – ja – es war einmal ein Kind, und sein Mutter war krank, da ging das Kind hin –
Maria Nicht doch. Da sagte die Mutter liebes Kind –
Carl Ich bin krank –
Maria Und kann nicht ausgehn,
Carl Und gab ihm Geld, und sagte, geh hin und hol dir ein Frühstück. Da kam ein armer Mann,
Maria Das Kind ging, da begegnet ihm ein alter Mann, der war – nun Carl,
Carl der war – alt.
Maria Freilich! Der kaum mehr gehen konnte, und sagte: liebes Kind
Carl Schenk mir was, ich hab kein Brot gessen gestern und heut, Da gab ihm 's Kind das Geld
Maria Das für sein Frühstück sein sollte
Carl Da sagte der alte Mann.
Maria Da nahm der alte Mann das Kind –
Carl Bei der Hand, und sagte, und ward ein schöner glänziger Heiliger, und sagte liebes Kind –
Maria Für deine Wohltätigkeit, belohnt dich die Mutter Gottes durch mich, welchen Kranken du anrührst –
Carl Mit der Hand, es war die rechte glaub ich
Maria Ja.
Carl Der wird gleich gesund.
Maria Da lief 's Kind nach Haus, und konnt für Freuden nichts reden,
Carl Und fiel seiner Mutter um den Hals und weinte für Freuden.
Maria Da rief die Mutter, wie ist mir, und war, nun Karl –
Carl Und war – und war.
Maria Du gibst schon nicht acht, und war gesund. Und das Kind kurierte König und Kaiser und wurde so reich daß es [ein] großes Kloster baute.
Elisabeth Was folgt nun daraus?
Maria Ich dächte die nützlichste Lehre für Kinder, die ohnedem zu nichts geneigter sind als zu Habsucht und Neid.
Elisabeth Es sei. Karl hol deine Geographie
Carl geht.
Marie Die Geographie? Ihr könnt ja sonst nicht leiden, wenn ich ihn draus was lehre.
Elisabeth Weil mein Mann nicht leiden kann es ist auch nur daß ich ihn fortbringe. Ich mocht's vorm Kind nicht sagen. Ihr verderbts mit euern Mährgen, es ist so stillerer Natur als seinem Vater lieb ist, und ihr macht's vor der Zeit zum Pfaffen. Die Wohltätigkeit ist ein edle Tugend, aber sie ist nur das Vorrecht starker Seelen Menschen die aus Weichheit wohltun immer wohltun, sind nicht besser als Leute die ihren Urin nicht halten können.
Maria Ihr redet etwas hart.
Elisabeth Dafür bin ich mit Kartoffeln und Rüben erzogen, das kann keine zarte Gesellen machen
Maria Ihr seid für meinen Bruder geboren.
Elisabeth Eine Ehre für mich. – Euer Wohltätig Kind freut mich noch. Es verschenkt was es geschenkt kriegt hat. Und das ganze gute Werk besteht drin daß es nichts zu Morgend ißt. Gib acht wenn der Carl ehstens nicht hungrig ist tut er ein gut Werk und rechnet dirs an.
Maria Schwester, Schwester ihr erzieht keine Kinder dem Himmel.
Elisabeth Wären sie nur für die Welt erzogen, daß sie sich hier rührten, drüben würds ihnen nicht fehlen.
Maria Wie aber wenn dies rühren hier dem ewigen Glück entgegen stünde.
Elisabeth