Geschichten, die einer schrieb, bevor er mit dem Kopf gegen eine Wand rannte - Alfred Mey - E-Book

Geschichten, die einer schrieb, bevor er mit dem Kopf gegen eine Wand rannte E-Book

Alfred Mey

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Beschreibung

Bücher mit Kurzgeschichten gibt es leider zu wenige. Zwei-, drei- und vierhundert Seiten am Stück zu lesen sind für Viele, hauptsächlich Männer, eine Herausforderung, von der sie nur zu gerne Abstand nehmen. Da kommt dieses Buch mit den grotesken, pointierten, teilweise nachdenklichen kleinen Geschichten gerade recht. Es ist besonders als Geschenk für die Couchpotatos geeignet, die früher nichts ausgelassen haben.

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Dieses Buch ist den Bierbrauer*innen gewidmet

Der Autor

Alfred Mey, geboren 1958 in Kiel, ist gelernter Informationselektroniker. Er war in der Fischerei, auf einem Zerstörer bei der Marine, in Fabriken, einem Callcenter, einer Bank, als Hausmann und im Krankenhaus tätig. Von ihm als Multimediafachkraft sind Publikationen wie die Kieler Hafenrundfahrt, ein Lernprogramm namens Skulpturenbau (CDROM) sowie die Hafensatire Sigi Seenot (Comic) erschienen. Nebenberuflich ist er Kunstmaler und Biertrinker. Auszeichnungen hierfür stehen noch aus.

Inhalt

Der Stau

In der Straßenbahn

Der Spekulant

Der Untergang

Chiffre 4245

Eine Patchworkfamilie

Geigenstunde

Wieder heller

Ich

Beinahe Broken Heart

Plöpp!

Eine Vierbeinerstudie

Enkeltrick

Wo warst Du?

No-Go

Wolken

Gefühle

Verschwunden

Ein Traum

Du hast…

Schlaganfall

Arbeitslos?

Eine Bewerbung

Frauke Carola

Traumfrau

Familienhaus

Hundefreunde

Das Erlebnis

Nervös

Komisch

Angst

Todesanzeige

Chiffre 74634

Ein Tag des Ungezeugten

Faul

Bombenjob

Babyklappe

Zwischen Himmel und Erde

Der Nachbar

Fundsache

Der Schrank

Goldzahn

Sekundentraum

Was kann ich dafür

Orden

Pablo

Was heißt das denn?

Die Absage

Beim Arzt

Ein Tag

Vaterleiden

Ein Radfahrer

An die Decke starren

Irgendwas

256 Freunde

Lauschangriff

Dich

Inselbegabung

Golfstrom

Das Gen

Der Umweltliebhaber

Nicht mein Tag

Gemeinsamkeiten

Falsche Zeit

Schlechte Prognose

Chiffre 38755

In der Disco

Sie

Ein Rentnerleben

Von der Fischerin und ihrem Mann

Walter

Ein Mann

Ein Telefongespräch

Wieso Krise?

Im Bus

Standhaft?

Love

Krankenzimmer

Ein Bewerbungsgespräch

Na warte!

Durst

Das Ende

Der Stau

Das Stauende kommt für ihn völlig überraschend. Gerd schafft es nicht mehr, das Handy aus der Hand zu legen, als er seinen Blick wieder nach vorne richtet. Erst recht schafft er es nicht, sich von seiner Frau zu verabschieden, mit der er gerade telefoniert. Einige zu lange Momente schaute er nach links zu den auf einem Parkplatz stehenden Wohnwagen, deren rot schimmernde Fenster bei jeder Vorbeifahrt seine Aufmerksamkeit erlangen. So zwei Mal in der Woche macht er hier Halt, um den Damen seine Aufwartung zu machen. Auch lässt er hier gerne ein paar Scheine extra für Schampus, obwohl die Familie das Geld viel nötiger hat. Seine Frau hat heute Geburtstag und er muss pünktlich zu Hause sein. Es kommt alles so plötzlich, dass er erst gar nicht den Fuß vom Gas nimmt. Trotzdem macht das Auto diesen abrupten Stopp. Innerhalb von nur einem halben Meter Wegstrecke schafft er es von 120 auf 0 Kilometer in der Stunde. Der LKW, auf den er prallt, ist kaum beschädigt. Doch die Länge von Gerds Vertreterkombi hat sich in einer hundertstel Sekunde halbiert. Nachdem sich der Staub etwas gelegt hat, nähern sich vorsichtig einige Unfallzeugen dem Geschehen. Auch die leichten Mädchen aus den Wohnwagen unterbrechen ihr Gewerbe und kommen auf die Unfallstelle zugelaufen. Eine von ihnen bemerkt laut: „Das ist doch Gerdi!” In diesem Moment schlägt Gerd, der zwischen zerfetztem Airbag und der Rückenlehne eingequetscht ist, ein Auge auf und stöhnt den Namen der Prostituierten: „Mona, Mona. Ich liebe dich!” Wie durch ein Wunder hat sein Handy den Crash überlebt und auch der Kontakt zu Gerds Frau, Gabriele, bleibt bestehen. In der Aufregung und im allgemeinen Durcheinander hört niemand Gabrieles fragende Schreie aus dem Handy: „Gerd, Gerd, was redest du da? Wer ist Mona? Was ist passiert? Melde dich doch!” Stattdessen übermittelt das Handymikrofon Gerds Mona-Gestammel. So richtig helfen kann oder will niemand dem eingequetschten Vertreter, vermutet seine Frau. Erst als die Feuerwehr mit der Rettungsschere eintrifft und ihn befreit, kann der Notarzt eine Infusion legen. Es ist aber bereits zu spät. Die Polizei hat die Unfallstelle abgesperrt, die Zeugen sind befragt worden und die leichten Mädchen haben sich schon länger in ihre Wohnwagen verzogen. Das Handy unter dem Sitz entdeckt niemand. Die Verbindung bleibt bis zum Eintreffen des Leichenwagens bestehen. Die Geburtstagskerze zum Abendessen wird Gerd diesmal nicht anzünden.

Gabriele ist gefasst, als die Polizeibeamten an der Tür stehen. „Ich weiß, warum sie hier sind”, sagt sie. Die Polizisten sind etwas erstaunt und gleichzeitig froh, dass es ihnen Gabriele mit der Überbringung der furchtbaren Nachricht nicht so schwer macht. Gerds Frau erstattet eine Anzeige. Sie ist davon überzeugt, ihr treusorgender Ehemann hätte mit schnellerer erster Hilfe gerettet werden können. Damit wird eine Obduktion des Verunfallten veranlasst. Das Obduktionsergebnis kann Gabrieles Anschuldigung jedoch nicht bestätigen.

Der Pathologe eröffnet der Ehefrau, dass ihr Mann so oder so nicht mehr lange zu leben gehabt hätte. Eine Leberzirrhose im fortgeschrittenen Zustand hätte ihn bald dahingerafft. Außerdem rät der Arzt der Frau, einen Aidstest zu machen.

In der Straßenbahn

-Ist hier noch frei?

Der Gefragte schaut sich um.

-Hier ist doch alles frei!

Warum setzen Sie sich ausgerechnet zu mir?

-Sie gefallen mir nicht!

-Warum?

-Fragen Sie doch die anderen!

-Wie? Ist doch keiner da!

-Ja, es ist keiner mehr da! Die sind eben schon alle fort!

-Wegen mir?

-Genau! Da würde ich mir langsam mal Gedanken machen, denn ich verlasse Sie auch gleich!

-Nein! Bleiben Sie!

-Ich mag Sie nicht! Und tschüss!

(Schaffnerdurchsage)

Station Landeskrankenhaus!

Der Spekulant

Das Haus befindet sich nah am Strand. Das Fenster des Wohnzimmers lässt einen unverbauten Blick auf das Meer zu. Doch heute ist irgendwie alles anders. Der Himmel ist grün und das Meer rosarot. Don Mc Acer schöpft trotzdem keinen Verdacht, als er auf der Couch aufwacht. Die PCs liefen die ganze Nacht. Auf den Monitoren sind jede Menge Kurven von den Börsen dieser Welt. Alle zeigen sie steil nach unten.

Obwohl er Rechtshänder ist, scheucht Don mit der linken Hand eine Fliege vom Glas Rotwein, welches er, wie immer, am Abend zum Frühstück nachlässt. Er ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er sich in ein paar Stunden über seinen vollen Weinkeller ärgern wird. Don leert das Glas in einem Zug und schüttelt sich, als er an die ertrunkenen, heruntergespülten Fliegen denken muss. Bevor er seine Arbeit an den Computern wieder aufnimmt, gilt sein Gedanke oft diesen armen Kreaturen, die jetzt zusammen mit dem Rotwein seiner Magensäure ausgesetzt sind. Don verdient mit Spekulationen auf Aktien, Rohstoffen und neuerdings vermehrt Nahrungsmitteln wie Weizen und Reis eine Menge Geld. Er verschwendete keinen Gedanken daran, dass er es den Menschen in der dritten und vierten Welt durch sein Tun schwieriger machen würde, die Hand voll Reis zum Überleben zu verdienen. Für Don ist das dicke Bankkonto wichtig, damit er sich die teuersten Weine dieser Welt leisten kann. Aber Don wäre kein Spekulant, wenn er nicht mit steigenden Preisen seiner exquisiten Tropfen rechnen würde. Dachte er doch einmal an das harte Los der Ärmsten in dieser Welt, die durch ihn noch ärmer wurden, legte er sich einen zynischen Ablasshandel zurecht. Er ist der Meinung, dass die armen ertrunkenen Fliegen durch sein spekulatives Geschäft in dem guten Glas Wein zu einem angenehmeren Tod gekommen waren, als wären sie in einem Spinnennetz gelandet.

Sein schlechter Geschmack des Aufwachens ist jetzt durch den schalen Chateau Lafite Rothschild verschwunden. Sein Blick streicht über das rosarote Meer. Don stutzt. Nicht mit etwas Schlimmen rechnend, sondern eine Chance sehend, Kapital aus vielleicht explodierenden Ölinseln oder einer anderweitigen Katastrophe schlagen zu können. Er wendet den Blick den Monitoren zu. Einen langen Augenblick starrt er regungslos auf die weltweit fallenden Kurse. Er wird rot! Was ist bloß los? Kurz bedauert er schon seinen Ablasshandel. „Das passiert mir nicht noch einmal”, denkt er sich ärgernd. Er wollte sich einen Angestellten zulegen, der zwar Geld kosten würde, aber ihn während einer Nachtschicht rechtzeitig warnen könnte. Er schaut weiter gebannt auf die fallenden Aktienkurse und revidiert seinen Gedanken, jemanden einzustellen. Er rechnet nach. Im Augenblick hat er nicht einmal mehr Kapital genug, um einen Angestellten zu bezahlen. Hilfe!

Flackernd verschwinden alle Börsenanzeigen von den Monitoren. Der Welthandel wird zum ersten Mal gänzlich ausgesetzt. „Verdammt!”, schreit Don so laut er kann. Auf allen Bildschirmen flimmert jetzt ein Nachrichtensender. Eine aufgelöste Sprecherin verkündet mit tränenverschmiertem Gesicht: „Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur letzten Ausgabe der Global News. Wie Sie inzwischen alle mitbekommen haben, wird in wenigen Stunden der nach dem General Reset benannte Komet das Leben auf der Erde bei einem fürchterlichen Zusammenstoß mit dieser auslöschen. Ein Entkommen wird es nicht geben. Gegenmaßnahmen sind in der Kürze der Zeit, die uns noch bleibt, unmöglich. Machen Sie sich die letzten Stunden so angenehm wie möglich. Sie haben nicht mehr viel Zeit. General Reset wird uns nach letzten Berechnungen in viereinhalb Stunden treffen. Ich sage nicht auf Wiedersehen. Ich sage, machen Sie es gut. Wir werden uns nicht wiedersehen.”

Die Bildschirme flackern noch mal kurz, dann melden die Betriebssysteme „Verbindung unterbrochen - Beginn der Fehleranalyse”. Don wankt dem Fenster entgegen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Die PCs laufen nur noch über die Notstromversorgung, die er extra für weniger schlimme Fälle hatte einrichten lassen. Er öffnet die Terrassentür. Der Blick über das Meer lässt ihn erschaudern. Durch den neongrünen Himmel erscheint ein leuchtend gelber Feuerball, der aber nicht die Sonne ist. Vielleicht noch vier Stunden, denkt er. Die ganzen Bemühungen, mein Kapital zu erwirtschaften, waren umsonst. Alles löst sich in Luft auf. „Warum habe ich es durch mein Handeln so vielen schwer gemacht, die Hand voll Reis zu verdienen. Warum habe ich mitgeholfen, so viele Menschen arbeitslos und damit unglücklich werden zu lassen. Nachdenken hilft jetzt nicht. Es ist alles sinnlos geworden.” Da fällt ihm sein Weinkeller ein. Es ist doch noch etwas vom Reichtum nachgeblieben. Der Keller ist dunkel, als er ihn betritt. Die Notversorgung ist hier nicht angeschlossen. Aus dem Gedächtnis heraus bewegt er sich zum teuersten Regal. Er zieht eine verstaubte Flasche und geht wieder nach oben. Ein frisches Glas füllt er mit einem Chateau Mouton-Rothschild und hält das Glas gegen den leuchtenden Himmelskörper, der sich unaufhaltsam der Erde nähert. „Nicht einen Gesellschafter habe ich, mit dem ich die letzte Flasche genießen kann”, denkt er traurig und wartet darauf, dass sich wenigstens einige Fliegen zu ihm gesellen. Er wartet vergebens. Die Fliegen hatten sich durch die offene Tür ins rosarote Meer gestürzt. Darum schüttet Don den roten Saft ohne Fleischeinlage die Kehle hinunter. Die zweite Flasche genauso. Seine Stimmung wird ausgelassen. Er lacht, singt und hüpft. „Schade, ich hätte den Wein beizeiten in besserer Gesellschaft, z. B. mit Freunden, trinken sollen. Habe ich überhaupt welche?”, fragt er sich. „Egal, mit dem Wein habe ich mich echt verspekuliert.” Statt mit ihm Gewinne gemacht oder ihn getrunken zu haben, holt ihn jetzt der General Reset. Don entkorkt eine dritte Flasche und folgt den Fliegen.

Der Untergang

Die Wogen glätten sich nur langsam. Die ein oder andere Monsterwelle bricht immer noch über die Schiffbrüchigen herein. Drei Passagiere, alle männlich, dümpeln an einem Stück Wrackholz klammernd im Ozean. Ihnen erscheint es als sicher, die einzigen Überlebenden des Schiffsunglücks zu sein. Sie waren keine Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes oder einer Fähre, sondern fuhren mit einem Frachtschiff, das 10 Doppelkabinen für Passagiere anbot. Es ist für die Reedereien eine gute Zusatzeinnahme. Der Service ist nicht so gut wie auf einer echten Kreuzfahrt, aber die Kabinen sind großzügig, sauber und das Essen wird wie auf den großen Passagierschiffen von gelernten meist ostasiatischen Köchen zubereitet und schmeckt hervorragend.

Die letzte Mahlzeit der Treibenden war schon eine Weile her und aufgrund des starken Seegangs nicht sehr üppig. Hunger verspürt jedoch keiner der Treibenden. Allerdings stellt sich bei ihnen Durst ein, obwohl sie nicht verhindern können, dass gelegentlich ein Schluck Ozeanwasser in ihre Münder schwappt. Die Kräfte der drei Männer schwinden mit jeder Minute mehr. Das ändert sich auch nicht, als sich die Wolken auflösen und die Äquatorsonne die drei Köpfe antrocknet. Alle von ihnen wissen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis einer nach dem anderen versinken wird. Statt sich das Vater Unser zurechtzulegen, fragt der anscheinend älteste von ihnen seinen Nebenschwimmer: „Wie ist eigentlich deine Frau - entschuldigen Sie - Ihre Frau gestorben?” Der blonde, blauäugige Mann blinzelt gegen die Sonne, überlegt und gibt schließlich von sich: „Ich beobachtete meine Frau, als sie gerade mit dem Steuermann herummachte und so der Dampfer quer zur See steuerte. Ich strangulierte beide mit ihrem Büstenhalter. Wahrscheinlich schwebt sie mit dem Steuermann in einem Kilometer Tiefe an der Decke des Steuerhauses, so wie in einer Art Ozeanaquarium für Fische.” Der Älteste nahm dies, ohne eine Miene zu verziehen zur Kenntnis. Dann stellt er dem anderen die gleiche Frage, woraufhin dieser antwortete: „Ich erwischte gerade meine Frau in der Koje mit dem Maschinisten, als das Schiff quer zur See steuerte und die Maschine ausfiel. Der Maschinist konnte das Ding natürlich nicht mehr anwerfen, weil er nicht im Maschinenraum war und ich ihm mit seinem Schraubenschlüssel einen gehörig über den Schädel zog. Ich schätze, er und meine Frau schwärmen jetzt mit den Sardinen um die Wette.”

Jetzt wollen die Gefragten natürlich wissen, wie die Frau des Älteren das Zeitliche gesegnet hatte. Dieser hält mit seiner Antwort auch nicht hinter dem Bug. „Meine Frau starb bei der Geburt unseres ersten Enkels vor Aufregung. Ich war mit meiner neuen jungen Freundin an Bord. Es ist - war unsere erste gemeinsame Reise. Ich erwischte sie nackt, nachdem das Schiff quer zur See steuerte, die Maschine ausfiel und die Ladung verrutschte mit dem Funker in einer Hängematte des Funkraumes. Ich verschnürte beide mit der Hängematte wie einen prallen Schleppsack voller Kabeljau. Es konnte also kein SOS gefunkt werden. Wenn sie jemals gefunden werden, wird es wohl ein großes Rätsel sein, wie sie Opfer eines Fischdampfers werden konnten.”

Alle drei hatten also etwas zum Untergang des Schiffes beigetragen. Keiner hegt einen Groll gegenüber den anderen. Jeder denkt für sich, lass es mit uns schnell gehen. Die Bitte wird erhört. Mehrere Dreiecksflossen bewegen sich gezielt auf die Schiffbrüchigen zu.

Kontaktanzeige Chiffre 4245

Du hast mich neulich angelacht. Das lässt mir keine Ruhe. Es war Sonntag an der Strandpromenade. Es war noch ziemlich früh. So gegen halb neun. Du trugst ein rotes Kleid. Ich war der mit der Halbglatze und dem Bier in der Hand. Weil du so schmunzeltest, nahm ich erstmal vor Schreck einen langen Schluck aus der Flasche. Dann warst du schon fast außer Sichtweite. Ich versuchte, dir noch etwas hinterherzurufen. Leider ging das wegen einiger Rülpser nicht so schnell. Bitte melde dich. Ich würde dich gern wiedersehen. Vielleicht auf ein Käffchen? Chiffre 4245

Eine Patchworkfamilie

Ich finde es nicht schlimm, sich neben Hunden auch Kinder zu halten. Die sind ja so anspruchslos. Das harmoniert recht gut und funktioniert meistens problemlos. Es muss aber nicht gleich eine ganze Kinderschar sein, die neben den Rottweilern und den anderen Hunderassen gehalten wird. Deshalb habe ich nur zwei bis drei von jeder Sorte. Das ist schon ok. Auslauf brauchen alle und die jungen Zweibeiner bekommt man auch erzogen bzw. sie sind auch irgendwann stubenrein. Wer glaubt, dass Kinder zu viel Arbeit machen, der täuscht sich ganz gewaltig und ich rate jedem, sich welche anzuschaffen. Wenn sie klein sind, bringt man sie in den Kindergarten. Das ist eine total entspannte Zeit. Danach kommt die Schule. Naja, die Hausaufgaben machen meiner Meinung nach wenig Sinn. Dabei bleibt, äh, nicht viel hängen. Also kann ich mich währenddessen um die Hunde kümmern. Fernsehen, Internet, Chips und die üblichen Spielekonsolen sind außerdem gute Hilfsmittel, um mehr Zeit für die Rotties zu haben. Denn ich brauche besonders viel Zeit am Tag für ihre Gebisspflege. Mir hat mal einer erzählt, er hätte Probleme mit seinem Kind. Verstehen konnte ich ihn nicht. Er kam doch so gut mit seinen Reptilien aus und hatte sogar ein Terrarium! Oder war es ein Aquarium? Ich weiß das jetzt nicht mehr so genau, egal. Auf jeden Fall läuft das mit Hunden und Kindern gut. Selbst zum Kindergeburtstag, als mein Nachbar mit den Bullterriern kam, musste ich nicht eingreifen. Oder doch! Einmal war ein Verbiss unter den Kindern. Das war jedoch nicht der Rede wert. Und wenn’s mal wirklich nicht mehr weiter geht: Hasso fass!!!

Geigenstunde

Die Tochter geigt

Der Vater schreit

Nach Ruhe!

Die Wohnung ist zu klein

Er kann hier nicht mehr sein

Er wartet noch

Die Tochter schreit

Vergeigt!

Noch mal!

Jetzt hält ihn nichts

Er verflüchtigt sich

Sein Asyl ist der Tresen

Wie jeden Tag zur Geigenstund’

Auf dem Hocker ein paar Halbe

Außer Sonntag Da ist Konzert

Benefizkonzert

Wieder heller

Ehemann: Puh, Weihnachten haben wir wieder überstanden. Hatten wir letztes Jahr auch so gutes Wetter?

Ehefrau: Ja, ich erinnere mich. Da regnete es genauso wie dieses Mal. Unter dem grünen Baum feiert es sich mit Regen sowieso besser und dass wir die Kinder immer zum Fest bei Oma und Opa loswerden, ist echt der Hit.

Er: Genau, da haben wir es mal wieder richtig ruhig gehabt ohne die Quälgeister. Außerdem mögen die nie die Platten von Led Zeppelin hören.

Sie: Stimmt, wir sollen dann ‚O Tannenbaum’ usw. spielen. Völlig unfetzig. Und die vielen Geschenke, die die immer haben wollen.

Er: Morgen ist zum Glück Silvester.

Sie: Es ist schon wieder zu merken.

Er: Was ist schon wieder zu merken, dass die Kinder wieder da sind?

Sie: Sind die schon wieder da?

Er: Ich glaube ja!