Glück's Philosophie - Bob der Aha - E-Book

Glück's Philosophie E-Book

Bob der Aha

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Beschreibung

Was erklärt das spurlose Verschwinden eines Mannes namens Johann Sebastian Glück? Der Physiker Professor Gregorius trifft sich mit Amalie, der Frau des Verschwundenen, in der kleinen Villa am Meer, um nach einer Antwort zu suchen. Was könnte Glück's Philosophie gewesen sein? Die Geschichte ist eine Metapher für unsere Suche nach dem Geheimnis des Lebens. Eine Suche nach einer Antwort auf die Frage aller Fragen.

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Gewidmet jenen Menschen, die die Frage nach dem Glück im Leben stellen und dabei nach der Liebe suchen.

Vor allem aber danach was Liebe wirklich sein könnte.

Wer sein Verschwinden erklären kann, wird ihm folgen. Wer sein Verschwinden nicht erklären kann, wird ihm auch folgen.

Das Höchste aber ist die Liebe. Sie führt immer zum Ziel.

Inhalt

Teil 1

In der Villa am Meer

I

Von der Bedeutung und Bedeutungslosigkeit des Seins

Die Überwindung der Einsamkeit und die Suche nach dem Zweck

Das Glück des Johann Sebastian Glück – seine Erkenntnisse aus der frühen Kindheit und Jugend

II

Dialog über die Liebe – 1. Teil

Dialog über die Liebe – 2. Teil

Und alles wird zum Nichts! - Die fundamentale Erkenntnis von J. S. Glück.

III

Das Glück des Johann Sebastian Glück Die Glück’schen Glücksformeln.

Die Sonne im Herzen

Teil 2

In der Villa am Meer etwas später

I

Die Lebensphilosophie von J. S. Glück

II

Die Lebensphilosophie von J. S. Glück

Wider die Sachzwänge unserer Zeit

III

Dialog über das Leben – 1. Teil

Dialog über das Leben – 2. Teil

Die Relativierung der Fundamentalerkenntnis

Teil 3

In der Villa am Meer ist die Lösung in Sicht

Letzte Reflexion

Nachwort zur 5. Auflage

Teil 1

In der Villa am Meer

Es klirrte eine Scheibe. Der Wind hatte ein Fenster oder eine Tür zugeworfen. Der Regen prasselte gegen das Dach, und der Sturm heulte.

Eine kleine, zierliche ältere Frau rannte aufgeregt die Treppen hinauf in den oberen Stock der kleinen Villa am Meer und schloss alle Fensterbalken. Draußen donnerte und blitzte es. Ein Sturm heulte um das Haus, doch nachdem die Fenster geschlossen waren, wurde es ruhig. Es schien als habe die Frau die düstere graue Welt mitsamt dem ungestümen Sturm hinaus verbannt – wie den unerwünschten Gedanken an etwas Vergangenes.

Sie ging durch die Bibliothek des Hauses. Am Boden lag eine hölzerne Schildkröte, die der Wind wohl vom Regal gestoßen hatte, als die Fenster noch offen waren. Plötzlich erinnerte sich die Frau, wie Sebastian diese Schildkröte einst für seine Sammlung von Kuriositäten aus dem Kongo mitgebracht hatte, vor etlichen Jahrzehnten. Er hatte mit ihr zaubern können, verrückte Dinge angestellt, und es schien oft als lebe sein Geist in ihr. An genau dieser Schildkröte hatte Sebastian vor vielen Jahren demonstriert, wie der Geist die Materie beeinflussen kann. Aber das hatte Amalie gänzlich vergessen.

Drei Tage vor seinem Verschwinden hatte Sebastian ihr die kleine Skulptur in die Hand gedrückt und gesagt: „Pass auf sie auf! Sie wird dir irgendwann ein Geheimnis verraten, aber auf jeden Fall wird sie dich immer an mich erinnern.“ Zum ersten Mal bemerkte Amalie, dass auf der Schildkröte etwas geschrieben stand. In verschmierten Buchstaben war darauf zu lesen: „Tartaruga“. Aufmerksam las sie das Wort. Tartaruga ist italienisch und bedeutet Schildkröte. Ein Scherz?

Sie nahm die hölzerne Schildkröte und stellte sie auf den Teetisch im Salon neben der Hausbibliothek. Plötzlich läutete es an der Tür. Sie rannte die Treppe hinunter, um zu öffnen. Das musste Professor Gregorius sein; sie erwartete ihn zum Tee.

Grau melierte Schläfen täuschten beinahe über den spärlichen Haarwuchs auf Professor Gregorius‘ Haupt hinweg. Eine Nickelbrille untermalte seine akademische Kompetenz. Während er eintrat, drückte der Wind die Haustür heftig nach innen. Es blitzte und krachte, und Amalie wich erschrocken zurück: „Treten Sie ein, Professor! Sie bringen ja den Weltuntergang mit!“

„Keineswegs, gnädige Frau! Das Wetter mag zwar grauenhaft sein, aber Donner und Blitz sind ein guter Einstieg für diesen Abend“, sagte der Professor. Er zog seinen Mantel aus, hängte ihn auf einen Bügel in der Garderobe und stellte seinen Regenschirm ab. Dann folgte er Amalie in den Salon des Hauses in den oberen Stock.

Amalies Haare wiesen bereits einige weiße Strähnen auf. Trotz der Lebenserfahrung hatte ihr Gesicht jedoch etwas Jugendliches, Zartes bewahrt. Und obwohl ihr Mann, Johann Sebastian Glück, erst vor drei Monaten spurlos verschwunden war, strahlte sie eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus.

Amalie brachte Tee und Kuchen. Der Professor hatte sich bereits in einen der alten Polstersessel gesetzt. Amalie setzte sich ihm gegenüber in den zweiten, und sie begannen zu plaudern. „Sebastian saß auch immer gerne da, wo sie jetzt sitzen!“, sagte Amalie.

„Oh!“, räusperte sich der Professor. „Sie verzeihen!“

„Ach, keine Ursache! – Ich habe mich schon damit abgefunden, dass er nicht mehr bei mir ist!“

„Sie können sich denken, warum ich mit Ihnen reden muss?“

„Nicht genau! Aber ich nehme an, sie möchten etwas über Sebastian erfahren!“, antwortete Amalie, indem sie etwas abwesend den Professor anschaute.

„Sie sagen es. Sie wissen, Sebastian hat in unserem Institut eine umfangreiche Dokumentation seiner wissenschaftlichen Arbeiten hinterlassen. Dabei ist mir durch Zufall eine sehr komplexe mathematische Berechnung in die Hände gefallen. Ich habe lange über diese Berechnung nachgedacht, bin jedoch zu keinem Ergebnis gekommen. Es wäre leichtfertig zu sagen, diese Ableitung, dieser scheinbar mathematische Beweis sei ein Jux von ihm. Das Ergebnis dieser Berechnung ist zweifelsohne ein Scherz, aber ich trage einen intuitiven, nicht erklärbaren Zweifel in mir, und ich vermute, die Lösung dieser seiner Ausführungen liegt irgendwo in seinem Leben begründet. Und darüber möchte ich mit ihnen sprechen, vielleicht können sie mir einen Hinweis geben!“

Amalie trank einen Schluck Tee. Sie sinnierte vor sich hin. Es schien als liefe ein Film vor ihren Augen ab. Schließlich schenkte sie ihre Aufmerksamkeit erneut dem Professor.

„Vielleicht“, sagte sie schließlich zögernd, „vielleicht helfen mir ihre Fragen ebenfalls, einige offene Fragen zu beantworten – Fragen, die mir Sebastian hinterlassen hat, die er noch aufgeworfen hatte, bevor er verschwand... Er war einfach verschwunden, von einem Tag auf den anderen, unerklärlich!“

„Das ist es ja auch, was mich beschäftigt“, sagte der Professor. „Sie wissen, ich bin Physiker, ich bin seit Kurzem im Ruhestand und ich habe mich zeitlebens mit der Quantenphysik und dem Verhältnis der atomaren Ideenwelt zur Wirklichkeit beschäftigt. Und dann bekam ich eines Tages die Arbeiten von Johann Sebastian Glück in die Hände. Er war einem Geheimnis auf der Spur. Er wusste als Wissenschaftler mehr als seine Kollegen ahnten. Er hatte den Ruf, ein bisschen verrückt zu sein; manche betrachteten ihn sogar als ausgesprochenen Spinner. Ich glaube, er legte sogar Wert darauf, dass seine Erkenntnisse gar nicht an die Öffentlichkeit kamen.“

„Das kann ich mir vorstellen!“ Amalie lachte. „Sebastian Glück war keine schillernde Erscheinung im alltäglichen Leben. Es gab keine millionenschweren Auflagen seiner Werke und Artikel in irgendwelchen Medien. Er konnte nicht mithalten mit den Stars dieser Welt. Im Gegenteil, es war nicht einmal abzusehen, ob er überhaupt jemals zu irgendeiner Bedeutung gelangen würde, bis er spurlos verschwand. Aber gerade deswegen ist er mir so lieb gewesen. ‚Stars‘, sagte er immer, ‚sind nämlich auch sterblich. Sie sterben so wie wir Menschen dann endgültig, wenn sie in Vergessenheit geraten. Das große Geld des Kommerz sichert ihnen das Überleben in den Köpfen der Menschen, und nur wenige aus unserer frühen Kindheit bleiben uns in Erinnerung.‘ Johann Sebastian Glück war ein Mensch wie du und ich. Er war bedeutungslos, wie er selbst sagte, bis er verschwand.“

Amalie hielt inne. Ihr Blick streifte durch das Zimmer und blieb auf dem kleinen Teetisch neben der Bibliothek haften. Sie betrachtete kurz die kleine hölzerne Schildkröte, die sie dorthin gestellt hatte, nachdem sie aus dem Regal gefallen war. Irgendetwas war anders an dem hölzernen Gegenstand. Amalie stand auf und ging zu dem Tischchen, um die Schildkröte zu holen.

Die Schildkröte stand schief, weil ein Holzbein gebrochen war, vermutlich durch den Fall vom Regal. Amalie hob sie auf und sagte zum Professor: „Diese Schildkröte war ein Geschenk von Sebastian. Er gab sie mir drei Tage bevor er verschwand. Er sagte, ich solle auf sie achtgeben, diese hölzerne Schildkröte stamme aus dem Kongo, sie sei von eines Menschen Hand gemacht worden. Er schenke sie mir als ein Zeichen der Erinnerung. Sie berge ein Geheimnis in sich, und eines Tages würde ich es verstehen.“

Amalie nahm die Schildkröte und überreichte sie dem Professor, bevor sie sich wieder zu ihm setzte. Er untersuchte die merkwürdige Kreatur mit neugierigen Augen.

„Tartaruga“, sagte er, „das ist doch italienisch!“

„Ja, Tartaruga heißt Schildkröte, aber für mich und Sebastian bedeutete dieses Wort mehr, es bedeutete soviel wie ‚Ich liebe dich!‘!“

Plötzlich rief der Professor ganz aufgeregt: „Was ist das? Schauen Sie, hier fehlt ein Bein!“ - „Ja, der Sturm hatte die Schildkröte vom Regal geworfen, das Bein dürfte dabei zerbrochen sein“, erklärte Amalie.

Aber der Professor meinte etwas anderes. „Schauen Sie doch, diese Schildkröte ist innen hohl. Man sieht das am zerbrochenen Bein!“ Er schüttelte die Holzfigur, und man hörte tatsächlich, dass sich im Inneren etwas bewegte.

„Was kann das sein?“, fragte Amalie neugierig und erstaunt zugleich.

Der Professor betrachtete die Schildkröte und entdeckte einen Mechanismus. Unter dem Wort Tartaruga war geschickt eine Klappe versteckt, sodass man den Panzer der Schildkröte öffnen konnte. Der Professor spielte mit dieser Klappe, bis sie schließlich aufsprang. Im Inneren der Schildkröte wurde plötzlich ein Zettel sichtbar. Der Professor holte ihn vorsichtig heraus.

Amalie war aufgeregt und nervös. Gemeinsam strichen sie das Stück Papier glatt und lasen die Botschaft: „Eines Tages wird dieser Zettel jemandem in die Hände fallen, vielleicht sogar dir, Amalie. Wer mein Verschwinden erklären kann, wird mir folgen. Wer mein Verschwinden nicht erklären kann, wird mir auch folgen. Das Höchste aber ist die Liebe. Sie führt immer zum Ziel!“

Amalie nahm die Botschaft noch einmal in die Hand und betrachtete die Schrift. Es war eindeutig Sebastians.

„Kryptische Zeilen!“, meinte der Professor. „Kann es sein, dass ihr Mann ein Scherzbold war?“

„Das mag sein! Aber ich traue ihm einfach nicht zu, dass er aus Jux verschwindet, um Scherzzettel in hölzernen Schildkröten zu hinterlassen!“

„Ich glaube das auch nicht“, sagte der Professor, „wann haben sie ihren Mann das letzte Mal gesehen?“

„Es war genau vor drei Monaten. Er ging morgens zur Arbeit wie sonst, aber er kam nicht mehr heim! Die weitere Geschichte kennen sie ja. Die Polizei konnte keine Spur von ihm entdecken. Es gab keine Indizien für eine Entführung oder einen Mord. Es gibt einfach keinen Grund für sein Verschwinden. Ich kann mir das alles nicht erklären!“, sagte Amalie, sichtlich verstört durch all diese seltsamen Umstände. Der Professor zog einige Unterlagen aus einer Mappe und legte sie auf den Tisch.

„Schauen Sie, diese Arbeiten habe ich durchgesehen. Ihr Mann war zweifelsohne ein kleiner Scherzbold. Auch an seinen wissenschaftlichen Arbeiten erkennt man das. Aber ich sehe auch, dass er in seinem Leben einem bestimmten Gedanken auf der Spur war. Ich kenne diesen Gedanken nicht. Aber vielleicht wird uns gerade das, was sie mir erzählen können, einen Hinweis darauf geben, warum und vor allem wohin Sebastian verschwunden ist“, sagte der Professor zu Amalie und fügte hinzu: „Sagt ihnen der Begriff ‚Fundamentalerkenntnis‘ etwas?“

„Fundamentalerkenntnis?“, fragte Amalie. „Sebastian hat, bevor er verschwand, oft davon gesprochen, aber ich habe das immer für einen Scherz gehalten. Wissenschaft und Unterhaltung konnte er vortrefflich miteinander verschmelzen! Wenn ich so nachdenke, dann hat er sein ganzes Leben lang ständig von Fundamentalerkenntnis geredet.“

„Ich möchte gerne wissen, wer Johann Sebastian Glück war. Was wollte er und worum kreiste sein geistiges Lebenswerk? Amalie, sie müssen mir alles erzählen. Es geht meiner Meinung nach nicht nur darum, sein Verschwinden zu erklären. Es geht vielmehr um eine wirklich bahnbrechende Erkenntnis, die in diesem Jahrtausend zu einer völligen Veränderung des menschlichen Daseins führen könnte. Sie müssen mir alles erzählen! Ich bin aufgrund seiner Arbeiten auf eine Spur gestoßen, die das Größte und Seltsamste überhaupt ist!“ Amalie war fast erschrocken. Was hatte sich Sebastian wohl nur in seinem Gehirn ausgedacht? Alles erschien ihr nun noch mysteriöser als vor drei Monaten. Sie schien gefasst, aber sie war es nicht.

Um das Verschwinden von Johann Sebastian Glück zu verstehen und um eine Ahnung über seine Fundamentalerkenntnis zu erlangen, vor allem aber, um das Ausmaß dieser Erkenntnis für die gesamte Menschheit zu beschreiben, ist es notwendig, einige Erlebnisse, einige Gespräche mit Amalie und einiges über seine Persönlichkeit zu erzählen. Kehren wir daher zurück ans Meer, Sebastians Lieblingsaufenthalt, und versuchen wir zu verstehen.

I

Von der Bedeutung und der Bedeutungslosigkeit des Seins