Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane - Alfred Bekker - E-Book

Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane von Alfred Bekker und Pete Hackett und Heinz Squarra (399) Der Umfang dieses Buches entspricht 332 Taschenbuchseiten. Dieses Buch enthält folgende drei Romane: Heinz Squarra: Der Teufel der Glass Mountains Alfred Bekker: Die Rache der McCory-Brüder Pete Hackett: Rächer ohne Gnade Pete Hackett: Christopher Columbus Slaughter Meat Sprague will die Macht in Haymond übernehmen, und dazu bricht er jede Regel. Doch in den Glass Mountains lauert jemand, der seine Verbrechen verhindern will. Aber dieser Mann scheint verrückt zu sein, denn er behauptet, vom Satan persönlich geschickt zu sein. Jim Hollister, der Texas-Ranger hat gleich mehrere Probleme zu lösen.

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Seitenzahl: 639

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Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane

Alfred Bekker et al.

Published by Alfred Bekker, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane

Copyright

Der Teufel der Glass Mountains

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Ausklang

Die Rache der McCory-Brüder

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Rächer ohne Gnade

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Christopher Columbus Slaughter

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Further Reading: 10 Extra Western Januar 2020: Sammelband

Also By Alfred Bekker

Also By Pete Hackett

Also By Heinz Squarra

About the Author

About the Publisher

Gnadenlos und eisenhart: Super Western Sammelband 4 Romane

von Alfred Bekker und Pete Hackett und Heinz Squarra

Der Umfang dieses Buches entspricht 332 Taschenbuchseiten.

Dieses Buch enthält folgende drei Romane:

Heinz Squarra: Der Teufel der Glass Mountains

Alfred Bekker: Die Rache der McCory-Brüder

Pete Hackett: Rächer ohne Gnade

Pete Hackett: Christopher Columbus Slaughter

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Meat Sprague will die Macht in Haymond übernehmen, und dazu bricht er jede Regel. Doch in den Glass Mountains lauert jemand, der seine Verbrechen verhindern will. Aber dieser Mann scheint verrückt zu sein, denn er behauptet, vom Satan persönlich geschickt zu sein. Jim Hollister, der Texas-Ranger hat gleich mehrere Probleme zu lösen.

Copyright

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COVER FIRUZ ASKIN

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

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Alles rund um Belletristik!

Der Teufel der Glass Mountains

Western von Heinz Squarra

Der Umfang dieses Buchs entspricht 123 Taschenbuchseiten.

Meat Sprague will die Macht in Haymond übernehmen, und dazu bricht er jede Regel. Doch in den Glass Mountains lauert jemand, der seine Verbrechen verhindern will. Aber dieser Mann scheint verrückt zu sein, denn er behauptet, vom Satan persönlich geschickt zu sein. Jim Hollister, der Texas-Ranger hat gleich mehrere Probleme zu lösen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Eine dunkle Nacht hatte sich über den Glass Mountains ausgebreitet. Beutegierige Raubvögel kreischten, und Schakale heulten ihre schaurigen Melodien in die Finsternis des wild zerklüfteten Berglandes.

Doch plötzlich wurde es still. Mit schnellem Flügelschlag zogen die Vögel davon, und die Schakale ließen einen letzten, langanhaltenden Heulton hören, dann flohen sie aus dem Big Canyon und verschwanden über Berggrate und Geröllhalden.

Eine Weile hielt diese Stille an, dann war leiser Hufschlag zu hören und das dumpfe Holpern von Rädern, die über den harten Schluchtboden rollten. Eine Peitsche schnitt knallend durch die Nacht und ein ermunternder Zuruf trieb die Pferde zu größerer Eile an Um eine Kante schoss ein großer Frachtwagen, auf den anstelle eines Wagenkastens zwei stattliche Fässer montiert waren. Dieser Wagen fegte jetzt in eine Erweiterung des Weges. Funken stoben von den Hufen auf. Wieder ein heiserer Zuruf des Fahrers – und plötzlich ein pfeifender Schuss, dessen Echo sich vielfach an den steilen Felswänden brach.

Mort Stendal, der Fahrer, saß einen Moment wie erstarrt auf dem Bock. Dann aber schwang er die Peitsche.

„Lauft ihr müden Böcke!“, rief er. „Lauft! Teufel, man hat es auf unserem Whisky abgesehen!“

Die Mustangs stemmten sich in die Geschirre, aber es war zu spät für den Whisky in den beiden Fässern. Eine wilde Serie von Schüssen folgte der ersten Detonation. Die Kugeln knallten in die Fässer und zersägten diese regelrecht. In wahren Strömen floss der Whisky über den Schluchtboden und verlor sich in winzigen Spalten.

Mort Stendal, der wohl bemerkt haben musste, dass es noch nicht an sein Leben ging, riss an den Zügeln und stoppte den Wagen. Er angelte seine Winchester aus dem seitlich befestigtem Scabbard, löschte die Wagenlampe und schoss auf die Stelle, von der das Mündungsfeuer aufgeblitzt war. Seine Kugeln winselten durch den Canyon, schrammten gegen die Felsen und stiegen quarrend zum Himmel. Er feuerte, bis kein Schuss mehr im Magazin steckte.

Dann wurde es gespenstisch ruhig, nur hinter Mort Stendal plätscherte der Whisky aus den Fässern. Es waren so große Löcher, dass an ein Verstopfen nicht zu denken war, und dazu saßen sie so tief, dass kaum eine Gallone des kostbaren Stoffes übrigbleiben würde.

Ein ellenlanger Fluch des Kutschers rollte durch den Hohlweg.

Und dann klang plötzlich ein irres Lachen auf. Es schien von rechts aus der Wand zu kommen, während der heimtückische Schütze links stehen musste. Doch es konnte auch ein Irrtum sein, denn das Echo hallte von allen Seiten wider.

Mort Stendal wurde es unheimlich. Ein kalter Schauer lief seine Wirbelsäule hinunter. So konnte nur ein Verrückter lachen.

Dann klang Hufschlag auf. Der Irre floh auf einem schnellen Pferde.

Mort Stendal saß noch drei Minuten wie festgenagelt auf dem Bock. Dann schwang er sich hinunter, brannte mit zitternden Fingern die Bordlampe wieder an und sah nach den Fässern. Noch immer lief der Whisky auf den Boden. Die Einschüsse lagen dicht beieinander. Es war wirklich nichts zu retten. Da schwang er sich wieder hinauf und nahm die Zügel auf. Die Peitsche knallte durch die Luft, und die Mustangs zogen an. Mort Stendal war es, als sitze eine kalte Hand in seinem Genick, und das trieb ihn zu großer Eile an.

Kaum hatte der Frachtwagen die Stelle des Überfalls jedoch verlassen, da kam die schattenhafte Gestalt zurück. Sie hielt am Rande des Weges, wo ein kaum sichtbarer Pfad in die Berge führte.

Der Mann saß zusammengesunken im Sattel eines knochigen Grauschimmels.

„Er hat sich eingebildet, wir wären vor ihm geflohen, Alter“, sagte der Mann kichernd zu seinem Pferd, das die Zähne bleckte. „Dieser alte Narr!“

Und dann hallte sein grausiges Gelächter wieder durch den Canyon.

Plötzlich hob der Mann ruckartig seinen spitzen Kopf und lauschte in die Nacht hinein.

„Hörte ich nicht etwas?“

Da rollte ein winziger Stein über den Weg, wahrscheinlich vom Huf eines Pferdes gestoßen.

Sofort riss der Mann seinen Grauschimmel herum und entfloh.

Über den Weg hetzte ein zweiter Reiter, der sich tief über den Hals seines Pferdes beugte.

Dieser Mann war Texas-Ranger Jim Hollister. Seit fünf Tagen lag er im Canyon auf der Lauer. Oft schon hatte er den Wahnsinnigen verfolgt, aber noch nie war er ihm so nahe gewesen wie jetzt.

Der Rotfuchs unter dem Ranger streckte sich zu gewaltigem Lauf und raste in den Spalt hinein, in dem der Irre eben verschwunden war. Laut donnerten die Hufe über den Boden. Jim glaubte den Mann vor sich zu sehen, doch plötzlich war die Gestalt wie ein Schemen verschwunden.

Jim riss an den Zügeln und brachte sein Pferd zum Stehen.

„Wo sind Sie!“, rief er.

Eine Zeitlang blieb es still, dann dröhnte von rechts oben das verrückte Gelächter zu ihm herunter.

„Fang mich doch, ich bin der Frühling! Hihi!“

Der Ranger war keineswegs schreckhaft. Er drehte den Rotfuchs sofort und trieb ihn in die Geröllhalde hinauf.

Doch als er die Höhe erreichte, war der Mann verschwunden. Eines stand für Jim fest, der Kerl kannte diese Berge wie seine Westentasche.

Jetzt lachte der Bursche wieder. Diesmal kam es von links.

Jim drehte den Rotfuchs, aber das Tier schnaubte ängstlich. Dicht vor den Vorderhufen des Pferdes tat sich ein schwindelnder Abgrund auf.

In dieser Minute brach der Mond silbern durch die Wolkendecke und übergoss die raue Bergeinsamkeit mit seinem milchigen Schein.

Kaum fünf Meter von sich entfernt sah Jim den Verrückten. Der Mann befand sich auf der anderen Seite des Abgrundes und blickte zu ihm herüber.

„Ich könnte dich abschießen“, sagte der Mann. Seine Stimme schien aus der Tiefe einer Höhle zu kommen. „Doch ich schieße nur auf bestimmte Dinge. Haha, was willst du von mir?“

Jim Hollister hatte den Wahnsinnigen noch nie gesehen. Jetzt blickte er hinüber und studierte ihn Zug für Zug. Der Mann trug keinen Hut. Er hatte schlohweißes Haar, das im Mondlicht leicht glitzerte. Sein Gesicht war eingefallen, als wäre er schon lange tot. Im Schein des Mondes wirkte es wie Leder. Die Schultern waren nicht sehr breit und hingen nach unten. Die ganze Gestalt sah klapperdürr aus. Unheimlich aber wirkten die Augen. Wie glühende Kohlen starrten sie dem Ranger entgegen. Der Mann war ganz ohne Zweifel verrückt.

„Auch ich könnte auf dich schießen“, sagte Jim langsam. „Doch ich will mit dir sprechen, Freund. Komm wieder herüber, du kennst ja den Weg.“

Der Mann lachte irr und tippte bezeichnend an seine Stirn.

„Ich bin das Schreckgespenst der Glass Mountains. Mit mir gibt es nichts zu besprechen.“

Jim blickte nach rechts. Wenige Meter entfernt war die Spalte zu Ende. Dort musste der Wahnsinnige auf die andere Seite hinüber sein.

In diesem Moment schob sich ein Wolkenfeld vor den Mond. Es war so stockdunkel wie vorher. Jim warf den Kopf herum. Er sah gerade noch, wie der Verrückte drüben sein Pferd drehte und in der Nacht verschwand.

Jim zog seinen Colt und feuerte drei Schüsse hoch über den Kopf des Irren dahin. In den nächsten Minuten musste er jedoch einsehen, dass der Mann damit nicht aufzuhalten war. Er lachte nur so irr und hohl wie vorher. Dann war er verschwunden.

Jim Hollister saß im Sattel und starrte in die Nacht hinein. Er stand vor der Frage, ob der Mann wirklich verrückt war oder ob er nur markierte. Die Augen des Geheimnisvollen sprachen für den Wahnsinn, und auch der sinnlose Überfall auf den Whiskywagen. Die verblüffende Ortskenntnis und die nahezu traumwandlerische Sicherheit des Kerls ließen aber den Verdacht aufkommen, dass er vollkommen bei Sinnen war.

Jim kam schließlich zu dem Schluss, dass der Mann zwar verrückt, sich aber in verschiedenen Dingen Klarheit bewahrt hatte.

Der Ranger lenkte sein Pferd nach rechts hinüber und umging die gefährliche Stelle. Er fand auf der anderen Seite eine abfallende Bergschulter, die der Bursche hinuntergeritten sein musste.

Drei Stunden suchte der Ranger noch durch die Berge, dann gab er es auf. Der Irre war ihm entkommen. Und nun war er sicher auch gewarnt.

Jim lenkte den Rotfuchs in den Big Canyon zurück und schlug den Weg nach Haymond ein. Diese Bergschlucht war die Verbindung zwischen Haymond und Sheffield. Und wer nicht einen Umweg von mehr als fünfzig Meilen in Kauf nehmen wollte, der musste durch den Canyon. Hier aber machte der Wahnsinnige die Gegend unsicher. Schon dreimal waren Frachtwagen von ihm angefallen und beschossen worden. Gleich der erste Überfall hatte den Kutscher in die Flucht getrieben. Der Mann war von dem irren Gelächter wie vor einem Rudel hungriger Wölfe geflohen. Er war nach Haymond gekommen, und dort wurde er ausgelacht. Sheriff Carnes ritt schließlich mit einem Aufgebot heraus und fand den Wagen verlassen im Canyon stehen. Ein paar kleine Fässer waren zerschossen gewesen, und eine Kiste mit Brot hatte gefehlt, sonst nichts.

Die Kugellöcher aber hatten den Sheriff bedenklich gemacht. Er hielt den Fahrer zwar für einen Feigling, aber nicht für einen solchen Narren, dass er selbst seine Ladung durchlöcherte.

Und dann kam der zweite Angriff auf einen Frachtwagen. Bei diesem Überfall behielt der Fahrer die Nerven. Er hieb wie verrückt auf die Pferde ein und konnte entkommen. Lediglich eine kleine Kiste Dynamit fiel von der Ladefläche.

Diese kleine Kiste fiel jedoch kaum vier Tage später von einem Berggrat auf den dritten Wagen, und an ihr brannte die Lunte.

Von diesem Wagen blieben nur Fetzen. Der Fahrer hatte das Glimmen der Schnur gesehen und konnte rechtzeitig in einer Höhle verschwinden. Er kam mit ein paar Kratzern davon.

Um diese Zeit befand sich Jim Hollister in der Nähe. Er hörte von der Sache, und da er ohnehin durch Haymond musste, machte er bei Sheriff Carnes Station und meldete die seltsame Geschichte an sein Hauptquartier nach Austin. Der Fall wurde ihm sofort übertragen.

Und nun hatte er fünf Tage auf der Lauer gelegen. Zweimal war die Postkutsche an ihm vorübergerollt, ohne dass etwas geschah. Jim wollte schon aufgeben. Doch der Whiskywagen musste kommen, und auf den wollte er warten. Nun, er hatte gewartet, hatte die Schüsse gehört und schließlich den Wahnsinnigen gesehen. Der kalte Glanz in den Augen des Verrückten konnte einen harten Mann in die Flucht schlagen, darüber gab es keinen Zweifel. Der Ranger konnte den ersten Frachtfahrer nun schon eher verstehen, der sich hartnäckig weigerte, mit seinem Gespann den Canyon noch einmal zu befahren.

Und während er jetzt auf Haymond zuritt, da musste sich Jim eingestehen, dass er eigentlich nichts gewonnen hatte. Er wusste nur, dass der Kerl in den Bergen hauste und diese genau kannte. Mehr nicht.

2

Haymond, nur wenige Meilen von den Glass Mountains entfernt, war eine kleine, aber sehr turbulente Stadt. Zum Teil mochte es daran liegen, dass die Grenze nicht sehr weit war, zum Teil vielleicht auch an der Nähe der Berge. Grenze und Berge sind Dinge, die beruhigend auf die Gemüter der gesetzlosen Elemente wirken. Und in Haymond gab es viele Gesetzlose.

Yeah, das wusste Jim schon, als er gerade einen Tag in der Stadt gewesen war.

Die Stadt selbst bestand aus etwa fünfzig Häusern und Hütten, zwischen denen ein Gewirr großer und kleiner Straßen lag. In der Mitte zog sich die sandige Frontstreet durch den Ort, an der nicht weniger als fünf Saloons lagen.

Der Ranger kam gegen zehn Uhr vormittags in die Stadt. Er lenkte sein Pferd vor das Sheriff-Office und stieg steifbeinig aus dem Sattel.

Auf der anderen Seite befand sich der Blue-Bell-Saloon. Dort stand der demolierte Frachtwagen, der nur wenig vor Jim angekommen sein konnte. Der Kutscher stand unten auf der Straße in einer Fahrrinne und blickte zum Vorbau hin, wo ein klotziger Mann mit stechenden Augen arrogant zu ihm herunterschaute.

„Du bist ein Hasenfuß!“, sagte der Mann auf der Veranda gerade rau. „Wie kann man sich nur die Fässer so zersägen lassen?“

„Ich hatte ...“

„Red kein Blech, Mort!“, donnerte der Saloonbesitzer Meat Sprague, das war der Mann unter dem Vordach, herunter. „Wenn es sich wirklich um einen einzelnen Mann handelt, dann hättest du ihn abschießen können. Ich habe dich diesmal geschickt, weil ich dachte, du wärst kein Hasenfuß. Doch du bist nicht besser als die anderen.“

„Er hat so wahnsinnig gelacht, Boss. Ah, es ging mir wie Gletscherwasser durch die Glieder. Gewiss, ich wollte ihn abschießen – aber da krähte er von der anderen Seite. Ich wette, der Kerl ist gar nicht verrückt.“

„Was denn dann?“

Neben Meat Sprague lachte ein schmaler Mann und bog sich. Dieser Bursche war groß und gipsgesichtig. Er hatte zwei schwere Colts tief an seinen Oberschenkeln hängen, die den Gurt nach unten zogen wie Bleigewichte.

Der Mann blickte jetzt zu Sprague und sagte: „Ich habe schon tolle Dinge erlebt, Boss, aber das ein Whiskywagen zur Minna gemacht wird, ohne dass irgend einer etwas davon hat, das ist mir noch nicht untergekommen. Wirklich, das kann nur ein Wahnsinniger fertigbringen. Mort, wo steckt denn das Schreckgespenst? Bring ihn mir mal. Ich werde ihm zwei hübsche Löcher in seinen verrückten Kopf fabrizieren, dann wird es ihm verteufelt schnell vergehen, anderen Leuten das Geschäft zu verderben.“

Mort Stendal atmete hart aus. Scharf blickte er den Schießer an.

„Du bist ein Ass mit den Colts, Chet Syler, das stimmt schon. Fraglich ist es aber, ob du nicht auch das Laufen lernst, wenn du an den Irren gerätst. Geh doch mal hinaus und rufe ihn. In dunklen Nächten ist er sicher zu sprechen.“

Jim stand reglos neben seinem Pferd. Zwischen den beiden Fässern hindurch konnte er den Saloonwirt und daneben den Revolvermann sehen. Der Schießer trug ein grellrotes Halstuch, das in einem peinlich sauberen, weißen Hemd steckte. Darüber hatte er eine schwarze Jacke und eine ebensolche Hose. Jim fand, dass der Mann wie die leibhaftige Drohung herumlief.

Und daneben der Wirt Meat Sprague. Er war noch größer als Syler und dazu von bärenartiger Gestalt. Auch in seinen Augen glomm eine Drohung, und unter diesem Blick wurde Mort Stendal, der vorn stand, jetzt merklich kleiner.

„Und wie denkst du über den Schaden?“, fragte der Salooner eben mit scharfer Stimme.

„Den Schaden?“

„Na klar! Es waren fünfhundert Liter Whisky. So eine Ladung reicht Monate. Bildest du dir ein, dass ich mein Geld auf der Straße finde? He, bist du so ein dummer Kerl?“

„Aber was kann ich denn dafür?“, brauste nun auch Mort Stendal auf. „Sollte ich etwa meinen Hut vor die Kugeln halten?“

„Der feige Kerl macht noch Witze“, röhrte Chet Syler. „Mort, reiß dich ein wenig zusammen, sonst hast du das letzte Mal nach Luft geschnappt. Wir haben uns doch verstanden?“

Mort Stendal musterte den Schießer ruhig.

„Ich bin hier Frachtfahrer“, sagte er hoheitsvoll. „Frachtfahrer – verstehst du? Keine Zielscheibe für Revolverschwinger!“

Chet Sylers Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er stieg betont lässig die Stufen herunter und ging auf den Kutscher zu. Dicht vor ihm blieb er stehen.

„Sag das noch mal, Brother!“

Mort bewegte sich keinen Zoll.

„Na los, singe schon, du Hasenfuß!“, schnaubte Syler kalt.

„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich gehe einem ehrlichen Handwerk nach.“

Der Revolvermann lachte läppisch. „Ich nicht, wie? Sag mal, was du von mir denkst. Los, spuck es aus!“

Mort Stendal trat einen Schritt zurück. Er blickte nach rechts und links, wo die Bürger unter den Vorbauten standen und ihn neugierig, aber ein wenig besorgt entgegenschauten. Das war kein Wunder, denn Chet Syler eilte ein gefährlicher Ruf voraus. Dass der Revolvermann in Meat Spragues Diensten stand, machte ihn nicht besser. Nein, auch Sprague galt als skrupellos und gefährlich, aber um das festzustellen, brauchte man ihn nur anzusehen.

Und da sagte der klotzige Wirt: „Chet, gib ihm ein paar vor die Hörner. – Und dann scherst du dich zum Teufel, Stendal. Well, wir sind geschiedene Leute. Verziehe dich aber nicht zu weit, denn du bekommst von mir noch eine saftige Rechnung.“

Meat Sprague machte auf dem Absatz kehrt und ging in seinen Saloon. Hinter ihm klappte die halbhohe Schwingtür zu.

„Du hast es gehört“, sagte der Schießer. Er trat einen Schritt zurück und legte die Hand auf den Kolben. „Ich werde es mit dem Knaller besorgen, Stendal. Keine Angst, ich bringe dich nicht um. Nein, ich gebe dir nur einen Denkzettel, damit du weißt, wie man mit anständigen Gents spricht.“

Syler wollte ziehen, aber dazu kam er nicht.

Mit einem wütenden Schrei sprang der Kutscher vor und hieb dem Revolvermann seine tellergroße Faust ins Gesicht. Chet Syler taumelte drei Schritte zurück, trat dann in eine Furche auf der Fahrbahn und kippte über die Absätze. Er lag jetzt hinter dem Wagen, und Jim Hollister konnte ihn genau sehen.

Hasserfüllt vorzog sich das Gesicht des Schießers. Heimtückisch blitzten seine kalten Augen. Im Liegen griff er blitzschnell nach der Hüfte, riss seinen Colt heraus und legte an.

Da brüllte ein Schuss auf. Sylers Waffe flog durch die Luft und klatschte gegen die Hauswand. Der Schießer selbst zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.

Jim Hollister stand ruhig. Er blies den Rauch aus der Mündung seiner Waffe und schob sie ins Holster.

„Steh auf, Coltmann!“, befahl der Ranger. „Marschiere hinter deinem Boss her. Wenn du nochmals auf einen harmlosen Bürger anlegst, bringe ich dich ins Jail.“

Chet Syler stand schwer auf und drehte sich halb herum. Er starrte den Texas-Ranger wie einen Geist an.

„Lebst du auch noch?“, fragte er schleppend. „Wir sahen uns doch neulich schon hier in der Stadt. Hollister, ich habe dich in schlechter Erinnerung Du weißt doch, die Sache in Santa Fe.“

„Ganz richtig. Wo ich dir nicht beweisen konnte, dass du auch mit den Brüdern gemeinsame Sache machtest, die den Zug ausraubten. Lass dich besser nicht bei einer Unregelmäßigkeit erwischen, sonst wird jene Geschichte noch genauer beleuchtet. Und nun tanze ab!“

Chet Syler lachte kratzig. Er schien seinen Schreck überwunden zu haben. „Hau hier ja nicht auf die Pauke, Hollister. Überhaupt, was willst du hier?“

„Vielleicht nur ein wenig auf dich aufpassen. Aber ich sagte, du sollst gehen.“

Tatsächlich drehte sich der Revolverschwinger auf dem Absatz herum und ging die Stufen hinauf. Oben jedoch blieb er stehen und klopfte seinen Anzug ab. Dann drehte er sich zu Mort Stendal hin, der noch immer am Wagen stand, auf den die ausgelaufenen Fässer montiert waren.

„Darüber sprechen wir noch miteinander, Stendal. Glaube ja nicht, dass dir der Sternträger viel helfen kann.“

Er drehte sich um und verschwand im Saloon. Hinter ihm schwang die Tür zu.

Mort Stendal blickte den Texas-Ran er mürrisch an. Dann spuckte er in den Sand, knurrte gereizt und wandte sich ab. Langsam schritt er die Straße hinunter.

Jim blickte zur Seite. Neben ihm stand Tobe Carnes, der Sheriff von Haymond. Carnes war fünfzig Jahre alt, mittelgroß und für sein Alter recht gut erhalten. Er hatte ein rundes Gesicht, das glänzte, so rosig wie ein Spanferkel.

„Chet Syler ist gefährlich“, sagte Carnes. „Ich will Sie nicht warnen, aber ein Rat ist bei mir kostenlos.“

„Verstehe. Doch ich hatte die Ehre schon. Er ist nicht besser als andere Killer. Was macht er hier in der Stadt?“

Carnes hob die Schultern und ließ sie mit einem Ruck wieder fallen.

„Das weiß der Teufel!“, donnerte er. „Offiziell ist er Meat Spragues Leibwächter. Doch ich habe so den Verdacht, als würde er für Sprague auch noch andere Geschäfte erledigen. Der Wirt ist nicht astrein – das ist allerdings nur eine Vermutung. Ich erzähle Ihnen das ganz privat, Sie verstehen doch, nicht wahr, Hollister?“

„Yeah, ganz genau. Und wozu braucht Sprague einen Leibwächter? Ist er in Gefahr?“

Carnes zuckte wieder die Schultern. Verächtlich bogen sich seine Mundwinkel nach unten.

„Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist er der reichste Mann in dieser Stadt. Natürlich hat er Feinde – welcher reiche Mann hat die nicht. Doch die meisten hat er sich selbst gemacht Er ist unbeherrscht und arrogant. Jetzt hat er sich um den Richterstuhl beworben. Er duldet keinen Menschen auf seiner Höhe. So ein Mann kann schon einen Aufpasser gebrauchen. Immerhin ist Haymond nicht gerade eine ruhige Stadt. Nein, wirklich nicht.“

Tobe Carnes machte eine Pause. Er blickte Jim abschätzend an, dann fuhr er fort: „Vor zwei Jahren kam ein Mann in die Stadt, der oben den Trailmann Saloon erwarb und den Store daneben. Douglas Riot hieß der Fremde. Er hatte Geschäftssinn – yeah, das hatte er. Riot arbeitete mit seinem Sohn, der damals vierzehn war, im Saloon, während seine Frau den Store hatte. Riot machte schon nach sein kurzer Zeit einen Umsatz, der Sprague bleich werden ließ. Da kamen eines nachts Reiter in die Stadt und brannten sein Haus an. Wissen Sie, was übrig blieb? Ein großer Haufen verkohltes Holz – doch so groß war der Haufen eigentlich gar nicht. Ich verfolgte die Bande mit einem Aufgebot. Wir konnten ein paar erschießen, aber lebend bekamen wir keinen.“

„Und was machte Riot?“, fragte Jim.

„Als ich wieder in der Stadt ankam, war er fort. Er hatte behauptet, dass Meat Sprague ihm die Bande auf den Hals geschickt habe. Yeah, Donnerwetter, das hat er wirklich behauptet. Fragen Sie die Männer, sie können sich noch heute erinnern. Sprague sammelte seine Knechte und jagte Riot mit seiner Familie aus der Stadt. Nichts als ein jämmerlicher Wagen war den Leuten geblieben. Davor hatten sie ein altes, ausgemergeltes Pferd. Und dazu war es Winter.“

„Hat denn niemand diesem Riot geholfen, Carnes?“, erkundigte sich Jim.

„Nein. Wer sollte auch? Sprague muss sehr beleidigt gewesen sein. Als ich hier ankam, standen seine Männer noch immer mit Schrotflinten auf der Straße. Riot war schon acht Stunden fort. Am nächsten Tag ließ die Geschichte mir keine Ruhe mehr, denn wie ich wusste, war der Big Canyon verschneit. Well, ich ritt mit fünf Männern los, und unterwegs überraschte uns ein Schneesturm, der uns in eine Höhle zwang. Zwölf Stunden saßen wir fest. Riots Wagen fanden wir zwei Tage später. Wir waren dreimal an ihm vorbei. Er steckte im Schnee. Das Pferd war ausgeschirrt und weggeführt worden. Riot schien den Wagen aufgegeben zu haben. Wir verloren bald die Spur und fanden sie nie wieder. Yeah, so war das damals. – Und deswegen sind verschiedene Leute noch heute schlecht auf Sprague zu sprechen – ich einbegriffen. Wenige Monate danach kam dann der erste Revolvermann. Der Bursche hatte hier nicht viel Arbeit und verschwand bald wieder. Syler ist noch nicht lange da.“

„Und auf wessen Befehl hörte die Bande?“

„Keine Ahnung. Sie führten uns damals in die Irre. Nach meiner Schätzung hatte Riots Meinung viel für sich. Meat Sprague war der einzige Mann weit und breit, der an seinem Ruin verdienen konnte. Die Banditen hatten wild, aber sicher nicht planlos, alles vernichtet. Es ist denkbar, dass Sprague dieses Unternehmen finanzierte.“

Jim blickte den Sheriff nachdenklich an.

„Was geschah dann mit dem Haus? Ich kann keine Trümmer mehr in der Stadt sehen.“

„Sprague baute es wieder auf. Außerdem gehören ihm noch zwei andere Saloons. Burt Bakman, dem die Büffelhaut gehört, ist außer Sprague der einzige Geschäftsmann in der Stadt. Logischerweise hat er viele Kunden. In letzter Zeit fabrizieren Syler und Cohler aber laufend Streitigkeiten in seinem Laden. Sie wollen ihm natürlich die Kunden vertreiben. Leider kam ich bis jetzt immer zu spät, um eingreifen zu können.“

„Wer ist Cohler?“

„Larry Cohler ist eine Art Saloonrowdy. Er wird auch Bulle genannt. Ein schlimmer Schläger. Er steht ebenfalls in Spragues Diensten.“

„Das sind interessante Dinge“, sagte Jim. „Übrigens, ich habe den Wahnsinnigen gesehen. Er stand mir fast zum Greifen nahe gegenüber. Leider war ein tiefer Abgrund zwischen uns. Der Kerl scheint wirklich keinen Verstand zu haben. Doch ich habe den Verdacht, dass er mit einer gewissen Logik vorgeht. Er hat also bestimmt lichte Momente.“

Tobe Carnes blickte den Ranger starr an.

„Und damit rücken Sie erst jetzt heraus? Hölle, den Kerl gibt es also wirklich?“

„Ja, es gibt ihn. Es ist ein einzelner Mann, der in dunkler Nacht eine höllisch glatte Kugel schießt. Fast bin ich überzeugt, dass er auch Mort Stendal hätte treffen können – wenn das in seiner Absicht gelegen haben würde.“

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Dass er es auf die Whiskyfässer abgesehen hatte – die er auch traf. Und jetzt habe ich Hunger. Ich werde mir bei Mister Bakman ein kräftiges Frühstück kommen lassen. Bis später, Sheriff.“

Jim ging schräg über die Straße und betrat drüben den Vorbau. Tobe Carnes stand noch immer wie an den Boden geklebt und starrte der hohen Gestalt des Rangers nach.

„Donnerwetter!“, fluchte er plötzlich. „Da suche ich hier ein paar Wochen lang und glaube nur halb an das wirre Gerede – und dieser Texas-Ranger kommt daher, versteckt sich ein paar Tage und sieht den Kerl. Kein Zweifel, es muss also wirklich einen Irren in den Glass Mountains geben.“

3

Burt Bakmans Saloon war um die frühe Stunde leer. Der Ranger setzte sich an einen Ecktisch, mit dem Rücken zur Wand, und wartete. Der Wirt kam aus der Küche, nahm die Bestellung entgegen und verschwand wieder.

Nach zehn Minuten kam er mit gebratenen Eiern, Brot und Kaffee zurück. Er blieb noch einen Moment stehen.

„Was halten Sie von der Geschichte mit dem Verrückten? Sie sind doch ein Ranger, nicht wahr?“

„Yeah, bin ich, Mister.“ Jim sah den Mann vor sich an. Burt Bakman machte einen guten Eindruck. Er war ein wenig dick und untersetzt und dazu hatte er Schweinsäuglein, aber er war bestimmt ein ehelicher und reeller Geschäftsmann. Er wollte noch etwas sagen, aber da flog die Schwingtür weit auf, und ein grober Kerl kam breitspurig in den Raum gestampft. Die Dielen ächzten gequält. Es war, als rollte eine Dampfwalze über den Boden.

„Gerechter Strohsack! Das ist Larry Cohler!“, stöhnte der Wirt. Er wischte seine Hände an der Schürze ab und verschwand wie ein Wiesel hinter dem Schanktisch.

Jim lächelte leicht belustigt. Der Wirt schien ja gewaltigen Respekt vor diesem Muskelpaket zu besitzen. Dann richtete er sein Augenmerk auf den Kerl, der mit aufreizender Lässigkeit auf ihn zukam und direkt vor seinem Tisch stehen blieb.

Larry Cohler stemmte die Hände in die Hüften und lachte grunzend. Er war etwa 1,80 Meter groß, hatte Schultern von der Größe eines mittleren Kleiderschranks, ein feistes Doppelkinn, ausdruckslose Augen, dazwischen eine Knollennase und darüber eine fliehende Stirn.

„Ranger“, sagte er jetzt schleppend, „steh auf, ich habe mit dir ein Wörtchen zu reden.“

Jim zog die Beine an. Er veränderte seine Stellung keinen Zoll, er war aber bereit, von einer Sekunde zur anderen aufzuspringen und seine knallharten Fäuste in Aktion treten zu lassen. Aufmerksam beobachtete er den Rowdy. Eine innere Stimme sagte ihm, dass Cohler von seinem Boss Sprague geschickt worden war. Warum? Welches Interesse konnte Sprague an ihm haben? War er hier irgend einem dunklen Geschäft im Wege? Es schien fast so. Demnach gab es in Haymond also noch mehr Geheimnisse.

Jim schob die Gedanken von sich. Er sagte sich, dass er gewiss noch dahinterkommen würde. Gewöhnlich verrieten sich die Verbrecher ja von selbst.

„Na, willst du nicht?“, fragte Larry Cohler breit. „Du sitzt wohl auf den Ohren, wie?“

„Was willst du denn von mir, Bulle?“

Zornig glühten die Augen des Rowdys auf. Er schien seinen Spitznamen recht gut zu kennen.

„Ah“, machte er. „Du willst mich verhöhnen! Willst auf die Pauke hauen! Ich werde dich zurechtstutzen! Chet hat ganz recht, du brauchst dringend eine Abreibung.“

„Chet Syler schickt dich also?“, fragte Jim sofort „Was gibt er dir dafür?“

Nun grinste Cohler dreist.

„Ich will mich mal an dir ausprobieren, das ist es. Freilich, die Sache ist durch zweihundert Bucks ein wenig süß gemacht. Du sollst aus der Stadt verschwinden. Du bist hier überflüssig, verstehst du! Ich werde dir jetzt die Form verpassen, die dich automatisch in den Sattel hebt – vielleicht muss ich dann ein wenig nachhelfen.“

Er lachte roh, warf plötzlich die Hände vor, schnappte den Tisch und feuerte ihn mit einem Schwung zur Seite, als wäre er nicht mehr als eine winzige Streichholzsehachtel.

Der Ranger sprang hoch wie von der Sehne geschnellt. Er blickte hinter seinem Frühstück her, das in einer Ecke landete. Der Tisch ging in die Brüche.

In der nächsten Sekunde musste Jim auf den Riesen achten, der jetzt wie ein wilder Stier vorrannte und seine Fäuste hochwirbelte.

„Da nimm!“, schrie er unartikuliert und schickte einen Rammer auf die Reise, der wie ein Geschoss über Jims Wange rasierte.

Von der Wucht des fehlgegangenen Schlages wurde der Bulle mitgerissen. Er schwebte dem Ranger an die Brust, und sein Fuselatem streifte das Gesicht Hollisters.

Jim schickte einen steif angewinkelten Haken zurück, der Cohler zwei Zoll vom Boden abhob und dann unsanft zurückstellte. Die Linke knallte der Ranger dem Muskelmann dicht über die Gürtelschnalle.

Larry Cohler stöhnte dumpf und krümmte sich zusammen. Da landete eine gestochene Rechte an seiner Kinnspitze, in die Jim alle Kraft seines Körpers gelegt hatte.

Der Bulle flog zurück bis zur Theke und ging dort auf die Bretter. Ächzend kam er wieder auf die Beine. Er stierte Jim an, und jetzt bekam er Ähnlichkeit mit einem reißenden Wolf.

„Warte, du Ranger!“, bellte er wie ein schmutziger Dorfköter. „Jetzt wirst du auseinandergenommen!“

Und er stemmte sich wieder hoch. Ein wenig taumelnd kam er heran. Auf drei Schritte Entfernung blieb er stehen, senkte den Kopf und wollte anscheinend dem Ranger ein Loch in den Bauch bohren. Doch Jim ließ es nicht soweit kommen. Er sprang blitzschnell vor und wuchtete Cohler die Faust auf den eckigen Schädel. Dann streckte er die Hand und hieb die Handkante in das Genick seines Gegners.

Larry Cohler grunzte tierisch und knallte auf die Dielen. Er kam wieder hoch, aber ein erneuter Schlag warf ihn zurück.

Jim drehte ihn auf den Rücken und untersuchte die Taschen des Burschen. Larry Cohler dämmerte zwischen Wachen und Träumen. Sein Geist schien sich für keine Seite entschließen zu können. In der rechten Brusttasche fand Jim ein Bündel Geldscheine. Er nahm fünfzig Dollar, richtete sich auf und legte den Schein auf die Theke.

Burt Bakman stand bleich im Rahmen der Küchentür und starrte ihn an.

„Wie ... wie haben Sie das nur gemacht?“

„Es war ganz einfach. Mit diesen fünfzig Dollar dürfte der Schaden bezahlt sein. Vielleicht reicht es noch für ein neues Frühstück für mich.“

Jim drehte sich um. Er kam gerade zurecht, um zu sehen, wie Cohler sich mühsam hochstemmte.

„Ich werde dich doch noch auseinandernehmen“, lallte er. „Jetzt – sofort.“

Er schwenkte seine Faust wie eine Marionette.

„Geh nach Hause“, sagte Jim. „Ich habe dir fünfzig Dollar abgenommen. Es ist für den Tisch und mein Frühstück. Gib den Rest deinem Auftraggeber zurück. Du bist eine Niete, Cohler. Und nun verschwinde!“

Ob der Schläger alles mitbekommen hatte, blieb fraglich. Doch dass sein Geld nicht mehr stimmte, schien ihm eingegangen zu sein. Diese Tatsache verlieh ihm schlagartig die Kraft, die er zu einem wilden und unkontrollierten Angriff brauchte. Er stürmte vor, verdrehte die Augen und schwang den rechten Arm über seinem Kopf wie einen Schmiedehammer.

Der Ranger blieb stehen. Er streckte nur den Arm weit aus. Larry Cohler lief mit der Nase haargenau in die Faust, und da er ziemlich schnell vorrannte, war der Schlag entsprechend hart.

Auf der Stelle kippte er wieder um. Der Texas-Ranger bückte sich, packte den Muskelmann am Gürtel und schleifte ihn aus dem Saloon. Er schleppte ihn bis über den Gehweg und ließ dort los.

Larry Cohler polterte auf den Gehweg und rollte die Stufen hinunter. Im Staub der Fahrbahn blieb er liegen.

Jim wandte sich ab. Aus den Augenwinkeln sah er Chet Syler, der weiter rechts an einem Stützpfeiler lehnte und hastig rauchte.

4

Eine halbe Stunde später betrat Jim das Sheriff-Office. Tobe Carnes lehnte am Fenster und blickte auf die Straße hinaus.

„Zwei Stallburschen haben Cohler geholt“, sagte der Sheriff. „Ich sah ihn schon zu Bakman gehen und ahnte, dass es Verdruss geben wird. Sie haben das Format für diese Kerle, Hollister. Doch möchte ich Ihnen raten, wachsam zu sein. Ich weiß nicht, Syler blickte Ihnen so eigenartig nach.“

„Er ist beleidigt. Aber ich kann mir einfach nicht denken, dass Cohler mir nur deshalb auf den Hals gehetzt wurde. Was ist hier noch los, Sheriff? Was stimmt in der Stadt alles nicht?“

„Was soll denn nicht stimmen?“

„Das wollte ich eben von Ihnen wissen. Ich habe jedenfalls den Eindruck, als wäre ich den Kerlen hier im Wege. Ich meine Sprague, Syler, Cohler, und wer noch alles zu dieser Meute gehören mag.“

„Nonsens“, warf der Sheriff läppisch hin. „Hier ist nichts los. Haymond liegt der Grenze sehr nahe. Well, da gibt es hin und wieder eine Rauferei, auch mal eine Knallerei, aber sonst geht es ziemlich friedlich zu, wenn man die seltsamen Überfälle nicht rechnet. Aber damit hat Sprague wohl nichts zu tun, denn er würde sich nur selbst schaden. Dann ist höchstens noch der Rancher Line Latex, dem hin und wieder ein paar Rinder gestohlen werden. Aber auch das sind Grenzbanditen. So etwas ist hier gang und gebe. Ist schon immer so gewesen.“

„Wie viel Rinder?“

„Wenn man die Diebstähle des ganzen Jahres zusammenrechnet, so kommt schon eine ganze schöne Herde dabei heraus. Doch Latex ist ein reicher Mann. Well, er kann es verkraften. Es ist so, wie ich sagte, Sprague äst ein herrschsüchtiger Kerl.“

Jim ging im Büro des Sheriffs auf und ab. Trotzdem blieb er neben Carnes am Fenster stehen und blickte hinaus.

„Und doch stimmt etwas nicht!“, sagte er fest. „Wenn Sprague keine lichtscheuen Geschäfte betreibt, dann könnte ich ihn hier nicht stören. Im Gegenteil, er müsste froh sein, dass ich bemüht bin, den Verrückten zu greifen, der sein Geschäft ruinieren kann.“

Tobe Carnes nickte schwer. „Ja, da haben Sie recht. Da ist ein Loch in der Story. Aber vielleicht will er die Geschichte auch nur selbst bereinigen.“

„Wie war das eigentlich damals mit jenem Mann, der aus der Stadt verjagt wurde, Carnes“, wechselte Jim das Thema. „Sind Sie der Meinung, dass er mit seiner Familie zur nächsten Stadt durchgekommen ist?“

„Nein. Ich habe mich erkundigt. Riot dürfte mit seinen Leuten in den Glass Mountains erfroren sein. Er wurde nirgends gesehen.“

„Haben Sie ihn gefunden?“

Carnes schüttelte den Kopf.

„Ich habe im Frühjahr die Berge förmlich auf den Kopf gestellt. No, er blieb verschwunden. Doch es gibt zahllose Spalten und Höhlen, die ich sicher nicht gefunden habe. Diese Berge sind ein gewaltiges Massiv, Hollister. Selbst eine Armee Soldaten würde nicht jede Ecke finden.“

„Ja, ich verstehe. Sprague hat sich also eines Verbrechens schuldig gemacht.“

„Das ihm leider nicht bewiesen werden kann. Außerdem war die Anschuldigung Riots der Anstoß.“

„Ich würde sagen, das Feuer, mit dem Riot um Hab und Gut gebracht wurde.“ Jims Stimme war hart und klirrte wie Stahl. Der Sheriff blickte den Ranger erschrocken an.

„Diese Sache ist zwei Jahre alt“, sagte er schließlich. „Ich würde nicht darin herumrühren. Ehrlich gesagt es ist so, dass Sprague sein Geld hier in jeder Sache stecken hat. Dem Rancher Latex hat er ein paar Tausender geliehen. Die Bank ist stark bei ihm verschuldet. Die Saloons gehören ihm, und die beiden Stores. Wenn Sprague plötzlich sein Geld flüssig machen will, dann gibt es in der Stadt ein Fiasko. Er könnte seine Häuser abreißen, Line Latex arm machen und die Bank an den Rand des Ruins bringen. Burt Bakman wäre sicher nicht einmal fähig, die Versorgung der Stadt aufrecht zu erhalten, weil er darauf gar nicht eingerichtet ist.“

„Aha“, machte Jim. Er lächelte ein wenig. „Demnach wird Sprague auch Richter werden, nicht wahr?“

„Es ist fest damit zu rechnen. Wenn Sie noch eine Weile hier bleiben, werden Sie es erleben. Die Wahlen finden in einer Woche statt.“

„Hat Sprague auch Ihre Stimme?“

Entrüstet fuhr der Sheriff herum.

„Ich habe Ihnen die Tatsachen unterbreitet, Hollister. Die Tatsachen sprechen bekanntlich für sich. Meine Meinung spielt hier gar keine Rolle. Natürlich werde ich Meat Sprague nicht wählen. Auch andere Männer werden sich gegen ihn entscheiden. Doch die meisten stehen bei ihm in der Kreide. Außerdem haben wir keinen Gegenkandidaten. Es findet sich niemand, der gegen Sprague antreten will. Yeah, so sieht es hier aus.“

Jim verstand nun manches. Meat Sprague war ein verhasster Mann, und es gab wohl keinen Bürger, der ihn nicht ans andere Ende der Welt wünschen würde. Aber sein Geld sprach für ihn. Er hatte Handel und Liegenschaften zu einem großen Teil an sich gebracht und musste geachtet werden, auch wenn es schwerfiel. Und da kam ihm eine weitere Frage: „Wie reich war Sprague, als er in die Stadt kam?“

Tobe Carnes Gesicht wurde verkniffen.

„Er kam vor ein paar Jahren mit einem Planwagen wie ein ziehender Händler. Er baute den Blue-Bell-Saloon. Damals war er so arm, dass er selbst mit Hand anlegen musste.“

Jim nickte. Er langte seinen Tabakbeutel aus der Tasche und rollte sich eine Zigarette. Am Gürtel riss er ein Zündholz an.

„Und er hat sein ganzes Geld hier auf ehrliche Art erworben?“, fragte er dann zwischen zwei tiefen Zügen. „Da muss er ja mächtiges Glück gehabt haben.“

„Ja, das ist mir auch schleierhaft. Doch seine Geschäfte florieren. Mitunter kommen hier Männer durch, die es recht eilig haben. Ich kann einen eiligen Mann nicht einfach festnehmen, Sie verstehen? Well, solche Männer werden bei Sprague neu ausgerüstet – und geschröpft. Dagegen lässt sich nichts machen.“

„Und damit kann man reich werden?“, fragte Jim stirnrunzelnd.

Carnes hob die Schultern.

„Es scheint so. Ich verstehe von Geldgeschäften nicht viel. Ich bekomme für meinen Job achtzig Dollar, und die sind am Letzten alle. Ich habe noch nicht versucht zu errechnen, wie viel man verdienen muss, um ein reicher Mann zu werden.“

,Das ist ein Fehler, Sheriff“, meinte Jim. „Als Hüter des Gesetzes sollte man sich einfach um alles in seiner Stadt kümmern. Ich werde mir jetzt mal den Blue-Bell-Saloon ansehen.“

Der Ranger ging zur Tür und verschwand. Er überquerte die Straße und betrat gegenüber den Saloon.

5

Meat Sprague stand breit und behäbig hinter dem Schanktisch in seinem Lokal und blickte dem neuen Gast mit einem Grinsen entgegen.

Jim blieb hinter der Tür stehen, die knarrend in seinem Rücken ausschwang. Schnell und doch gründlich prüfend flogen seine Blicke über den Schankraum.

Es waren zirka fünfzehn Männer anwesend, die zum Teil an den Tischen saßen, oder an der Theke lümmelten. Im Hintergrund standen ein paar Spieltische. Dort hockte eine Pokerrunde, in der sich auch Chet Syler befand. Die anderen sahen aus wie Cowboys, doch dieser Eindruck konnte auch täuschen.

Larry Cohler war nicht zu sehen.

Jim ging langsam bis zur Theke und an dieser vorbei zum nächsten Tisch. Er setzte sich und wartete.

Meat Sprague winkte in die Küche. Gleich darauf erschien ein Keeper, der Jims Tisch ansteuerte.

Der Ranger bestellte Whisky, den er wenig später bekam. Er trank langsam und wartete, ohne zu wissen worauf.

Eine Viertelstunde mochte vergangen sein, da kam eine große und schlanke Frau aus einer Hintertür. Sie wiegte sich in den Hüften, warf aufreizende Blicke um sich und schlenderte auf die Theke zu. Sie stellte sich neben den klotzigen Wirt und sprach leise mit ihm. Nach einer Weile bildete sie zu Jim hin. Dem Ranger schien es, als läge ein verächtliches Lächeln in ihren kohlschwarzen Augen. Er fand, dass sie von einer auffallenden, aber kalten Schönheit war. Zweifellos war sie älter, als sie erscheinen wollte. Ja, wenn man sie genau ins Auge fasste, so wirkte sie wie eine zurechtgemachte Treibhauspflanze, auf die sich langsam der Staub senkte.

Jim wurde jetzt durch einen Mann abgelenkt, der mit allen Anzeichen großer Eile durch die Tür trat. Der Bursche sah abgehetzt aus, als hätte er einen langen Ritt hinter sich. Er trat an die Theke, flüsterte dem Wirt ein paar Worte zu, nahm hastig einen Whisky auf, der ihm zugeschoben wurde, und ging dann durch den Saloon. Jim sah ihn in der Tür verschwinden, aus der die Frau vorher gekommen war.

Hollister blickte wieder zur Theke hin, und da sah er gerade noch, wie Meat Sprague in der Küche verschwand. Die Frau blieb an der Theke. Zusammen mit dem Keeper bediente sie die Gäste.

Jim war ziemlich sicher, dass man vorläufig nichts wieder gegen ihn unternehmen würde. Vielleicht hatte Carnes sogar recht, und er sah wirklich zu schwarz. Er wollte schon aufbrechen, als er Wortfetzen verschwommen durch die dünne Wand hörte. Er rückte seinen Stuhl ein wenig näher heran und lauschte.

„Juan war im Lager“, verstand er. „Diese Nacht ist es günstig. Die Grenze wird nur noch von zwei Mann abgeritten.“

„Okay.“ Das war unverkennbar Sprague. „Holt die große Herde. Gomez soll sie drüben versilbern.“

Eine Pause trat ein.

Da blickte die Frau von der Theke plötzlich wieder zu Jim hin. Ihre Augen verengten sich. Hastig wandte sie sich um und verschwand in der Küche.

„Chet bleibt hier“, hörte Jim den Salooner wieder sagen. „Da ist ein Schnüffler in der Stadt, der das Schreckgespenst sucht. Er muss ihn  ...“

Eine Tür klappte, dann ein paar gezischte Worte, die Jim nicht verstehen konnte. Danach folgte ein heiserer Fluch. Kein Wort fiel mehr. Nur die Tür schlug hart zu. Meat Sprague war sicher gewarnt worden.

Eine Minute später stand die Frau wieder an der Theke. Triumphierend blitzte sie Jim an.

Der Ranger erhob sich. Er ging zur Theke und bezahlte seine Zeche.

„Wollen Sie schon gehen?“, fragte die Frau süßlich.

„Ja, Madam. Es war sehr unterhaltend.“ Er drehte sich um und ging hinaus.

Kaum hatte Jim den Saloon verlassen, da kam der Wirt aus der Küche.

„Er hat etwas verstanden. Er sagte, es wäre sehr unterhaltend gewesen“, meinte die Frau. Meat Sprague fluchte wie ein Fuhrknecht.

„Diese schmutzige Schnüffelnase! Er kommt uns so ungelegen, wie ein Mensch und nur ungelegen kommen kann. Ausgerechnet jetzt, wo das große Geschäft steigen soll, muss er hier herumstolpern.“

„Lass doch Bliff Horace herkommen“, sagte die Frau kalt. „Er setzt da draußen nur Fett an. Hier könnte er zeigen, ob er wirklich die schnellsten Hände in Südtexas hat.“

Sprague grinste.

„Du hast gute Ideen, Debora“, lobte er. „Well, das könnte ich machen. Vorerst soll aber Chet sein Glück versuchen. Auch er gab immer vor, ein Großer unter den Coltkönnern zu sein.“

„Werdet ihr die Rinder holen?“

„Ja, wir werden.“

6

Jim ging in den Stall des Sheriffhauses und holte seinen Rotfuchs, den Tobe Carnes dorthin gebracht hatte. Als er mit dem Pferd auf den Hof trat, kam der Sheriff gerade aus der Hintertür.

„Wollen Sie verreisen?“

„Ja, ich glaube, ich habe eine interessante Entdeckung gemacht. Sagen Sie, Sheriff, wer ist die Frau bei Sprague?“

„Debora Rink. Sie taugt nicht viel – genauer gesagt, gar nichts. Sie verdreht den Männern die Köpfe und zieht ihnen das Geld aus der Tasche. Wenn sie bei Sprague tanzt, kostet der Whisky einen blanken Dollar. Sie ist an dem Geschäft beteiligt. Sie kam kurz nach Sprague hierher. Ich glaube, er hat sie nachgeholt.“

„Auf diese Art kann man vielleicht wirklich reich werden, wie?“

Der Sheriff schüttelte den Kopf.

„Mit Debora Rink kaum. Sie fährt zweimal im Jahr nach Denver und bleibt dann immer drei bis vier Wochen. Der Richter hat sie einmal getroffen, kurz ehe er starb. Er erzählte mir, dass sie das Geld dort mit beiden Händen ausgibt.“

„Also hat Sprague doch noch ein anderes Geschäft. Well, Sheriff, ich habe schon einen bestimmten Verdacht. Hier in Haymond sind zwei Fälle zu klären. Ich bin fast der Meinung, dass der Wahnsinnige das kleinere Übel ist.“

Jim zog sich in den Sattel, tippte an die Krempe seines Hutes und ritt hinaus.

Der Sheriff lief bis zum Tor. Er schaute dem Reiter nach, schob seinen Stetson in die Stirn und kraulte sich den Hinterkopf.

„Aus diesen Rangern wird nicht einmal der Teufel schlau“, grunzte er. Dann wandte er sich um und ging in sein Haus zu rüde.

Jim passierte bald die Stadtgrenze. Er hielt sich ein wenig südlich und wartete am Rande der Berge hinter einer Buschgruppe.

Nach einer halben Stunde tauchte ein Reiter auf. Der Mann kam aus der Stadt und ritt nur wenige Meter an Jims Versteck vorbei.

Hollister ließ ihn ein Stück voraus, dann jumpte er in den Sattel und folgte. Es ging in einen Canyon hinein, der sehr schmal war und mehr und mehr in die Höhe strebte. Manchmal verlor Jim den Mann aus den Augen, weil er sich in einiger Entfernung halten musste, aber er sah ihn stets wieder auftauchen. Der Verfolgte war jener Bursche, der so eilig im Blue-Bell-Saloon aufgetaucht war und der sich wahrscheinlich dann mit Sprague unterhielt.

Nach ungefähr drei Meilen erreichte Jim ein Plateau. Steil fielen die zerklüfteten Wände in die Tiefe. Unten sah er ein Wildwasser dahinschießen. Das Rauschen drang nur gedämpft bis zur Höhe.

Und plötzlich gellte ein Schuss auf, der sich von Höhe zu Höhe fortsetzte. Eine Kugel zupfte über die Schulter des Rangers. Im nächsten Moment war Jim aus dem Sattel. Er stieß einen warnenden Lauf aus, und gleich verschwand der Rotfuchs hinter einer vorspringenden Kante. Jim hechtete mit einem Tigersatz hinter einen großen Stein. Er zog seinen rechten Colt und spannte ihn. Seitlich lugte er um den Brocken. Drüben, am Eingang eines Hohlweges sah er das schwache Blitzen eines Gewehrlaufes.

Und da zuckte eine Mündungsflamme auf, und eine Kugel sirrte heran. Sie zog einen weißen Strich über den Felsen und heulte zum azurblauen Himmel. Ein meckerndes Lachen, fast wie das Wiehern eines Pferdes, folgte.

Der Ranger schoss, aber da war der Lauf schon verschwunden. Er erschien tiefer, die Waffe knallte und verschwand wieder. Dieser Schuss ging weit über Jim hinweg.

Der Texas-Ranger blickte sich um. Er lag zwar gut gedeckt, aber denkbar ungünstig. Bis zur Felsnase waren es gut vier Meter, die er sicher nicht lebend überwinden konnte. Auch zurück kam er nicht. Nein, zur Biegung mochten es sogar zehn Meter sein, und der heimtückische Schütze konnte das Gelände sicher gut mit seiner Waffe bestreichen.

„Bleib nur schön liegen, du Spürhund!“, rief da der Mann, als ahne er die Gedanken des Rangers. „Ich habe dich schon lange bemerkt. Well, du wolltest mir nachschleichen wie eine Katze. Doch du bist keine Katze. No, du trampelst wie ein Elefant. Ich werde dir unser Lager nicht zeigen.“

„Schade“, sagte Jim. „Es hätte mich wirklich interessiert, wie ihr da wohnt. Nun, vielleicht finde ich später noch eine Gelegenheit, euch zu besuchen.“

„Die wirst du nicht finden – denn du lebst nicht mehr lange. Ich werde dich nämlich abschießen, Hombre!“ Und wieder lachte der Kerl.

Jim blickte suchend nach rechts und links, aber er fand keine Deckung, hinter die er sich mit einem tollen Satz hätte werfen können. Es sprach alles dafür, dass der heiße Wunsch des Verbrechers in Erfüllung gehen konnte.

Doch der Ranger war weit davon entfernt zu verzweifeln. Auch dass jetzt wieder Kugeln um seinen Kopf pfiffen, konnte ihn nicht irritieren. Für den Moment war er hier sicher, und wie der Halunke ihn umbringen wollte, war ihm wirklich schleierhaft.

Zehn Minuten hielt der einseitige Kampf an. Dann entschloss sich Jim blitzschnell. Er zog auch seinen zweiten Colt, ging in die Hocke und schoss einmal links um den Stein und einmal rechts, dann wieder links und weder rechts.

Der Bandit war gezwungen, in Deckung zu bleiben.

Da schnellte Jim hoch und rannte auf die Kante zu. Eine Kugel flog ihm entgegen und strich über seine Rippen. Dann warf sich der Verbrecher herum und floh.

Jim hielt an der Kante und blickte in den Hohlweg hinein. Der Bandit schoss sofort wieder. Er stand jetzt drei Meter weiter hinten an einer Biegung.

Noch weiter konnte der Ranger nicht vordringen. Er blickte an der Wand hoch. Die Felsen türmten sich hier kaum fünf Meter auf. Sie waren mit Schroffen und Graten übersät und sicher leicht zu erklimmen. Jim versuchte es und stand bald oben. Er richtete sich auf und sprang über eine Scharte. Da bellte es wieder auf.

Diesmal kam die Kugel haarscharf. Der Ranger roch förmlich den heißen Atem des Geschosses. Frei wie er stand, legte er beide Waffen an und schickte einen Kugelregen hinter eine Zacke, wo sich der Bursche verborgen halten musste.

Dann sprang er zum nächsten Grat hinüber.

Da klang plötzlich Hufschlag auf. Jim blickte hinunter. Der Bandit hatte sich auf seinen Mustang geworfen und floh. Der Ranger hätte ihn jetzt abschießen können, aber dazu fühlte er sich außerstande. In der nächsten Sekunde fegte der Bandit schon um eine Ecke und war verschwunden. Nur das Trommeln der Hufe hallte noch an die Ohren des Texas-Rangers.

Fünf kostbare Minuten vergingen, ehe Jim sein Pferd erreichte. Er sprang im Anlauf in den Sattel und jagte hinter dem Fliehenden her.

Bald teilte sich der Hohlweg in zwei Arme. Jim hielt an. Der Hufschlag war erstorben. Er überlegte eine Weile, dann entschied er sich für die rechte Seite. Steil stieg der Wildpfad an. Etwa fünfhundert Meter kam Jim hinauf, dann war der Weg plötzlich zu Ende. Eine steile und glatte Felswand türmte sich vor dem Ranger in die Höhe.

Hier war der Bandit also nicht entlang.

Jim Hollister drehte sein Pferd und wollte zurück. Ein hohl klingendes Hohngelächter schallte an seine Ohren.

Wie der Blitz war er aus dem Sattel und hinter einer Kante verschwunden. Er wirbelte herum und blickte zur Höhe hinauf. Mit wehender Mähne stand der Wahnsinnige dort oben, und sein irres Gelächter erfüllte die Schlucht

Der Ranger trat wieder in den Hohlweg und blickte zu der spindeldürren Gestalt. Wahrhaftig, der Mann war aus Fleisch und Blut, doch er sah aus wie ein Gespenst. Und wieder war er so nahe und zugleich ungreifbar, wie in der letzten Nacht.

„Suchst du immer noch nach mir? Hihi! Du wirst mich nie finden. Ich kann mich in Luft auflösen, und wenn ich will, auch zu Stein erstarren.“

„Wer bist du?“, fragte Jim zurück. „Steig herunter von deinem Thron, ich tue dir nichts.“

Der Mann oben tippte mit einem Knochenfinger an seine hohe Stirn, die tiefe Furchen durchzog.

„Ich bin verrückt, aber nicht so sehr, dass ich nicht wüsste, was du willst. Du wirst mich nie bekommen. Außerdem kenne ich dich nicht. Was machst du hier? Wer bist du?“

„Das hatte ich dich gefragt.“

„Mich?“ Der Irre verdrehte die Augen und fast sah es aus, als wolle er umfallen. Doch er blieb stehen, schüttelte sich wie im Fieber und stand dann minutenlang starr.

Ganz plötzlich löste sich der Krampf. Der Anfall war vorbei.

„Was wolltest du?“, fragte er sachlich.

„Ich will wissen, wer du bist.“

„Ach ja, richtig. Hihi! Ich bin der Teufel der Glass Mountains! Ein schlimmer Teufel. Ich war schon einmal in der Hölle, aber sie hat mich wieder ausgespien. Ich war ihr noch nicht schmutzig genug. Steig wieder zur Erde zurück und verübe ein paar Schandtaten!, sagte der Hexenmeister am Fegefeuer zu mir. Dann will ich dich aufnehmen. Ja, er schickte mich zurück. Hihi – und jetzt mache ich die Aufnahmeprüfung. Ich überfalle simple Bürger und sprenge Frachtwagen in die Luft. Ich mache die Gegend unsicher, das hat mir der Satan persönlich aufgetragen. Hast du es gestern gesehen? Der kostbare Whisky floss in Strömen den Canyon hinunter. Ein Schnapsbach – haha!“

Er hielt inne, klopfte an den Lauf seines Winchester-Gewehres, das er in der Hand hielt und stieß ein paar entzückte Laute aus.

„Die Mary hilft mir dabei“, setzte er dann hinzu. Fraglos meinte er damit sein Gewehr.

Jim zog blitzschnell seinen Colt und richtete ihn auf den Mann auf der Höhe.

„Steig herunter“, befahl er kalt, „sonst schieße ich dich ab.“

Läppisch winkte der Wahnsinnige ab.

„Fangen lasse ich mich nicht. Doch schießen kannst du ruhig. Deine Kugeln werden in meinen Körper eindringen und ihn ohne viel Umstände wieder verlassen. Ich werde nicht umfallen und du wirst auch kein Blut sehen. Ich bin ein Geist! Einen Geist kann man nicht erschießen. Doch sei vorsichtig, denn ich würde es als furchtbare Beleidigung auffassen, wenn du mir Löcher in die Weste fabrizierst. Ich hielt vorhin mit dem Satan Zwiesprache. Er riet mir, dich am Leben zu lassen. Wenn du aber meine Weste verunzierst, werde ich seinen Rat vergessen.“

Jim ließ seinen Colt langsam sinken. Er hatte den Wahnsinnigen nicht töten wollen. Nein, er wollte ihm nur drohen, wollte ihn bewegen, herabzusteigen. Doch nun sah er, dass seine Methode nicht die richtige war. Natürlich war der Kerl nicht gegen Kugeln gefeit – eben das war ja der Wahnsinn. Der Mann hielt sich nur für immun. Würde ihn ein heißes Projektil treffen, dann würde er wohl Umfallen wie jeder andere Mann auch.

Natürlich war durch einen schnellen Schuss alles zu klären. Die Überfälle würden aufhören, und der Fall wäre damit erledigt. Aber Jim wollte den Mann lebend haben. Es war auch kein Mensch umgebracht worden, und außerdem war der Bursche – das sah Jim nun klar und deutlich – wirklich nicht bei Sinnen. Einen Unzurechnungsfähigen durfte er aber nicht töten – es sei denn, in Notwehr. Und die lag hier nicht vor, wenn nicht ein schlimmer Anfall kam, der den Irren um den winzigen Rest seines Verstandes brachte.

Ja, ein wenig Verstand besaß er auf jeden Fall noch. Nur wenn er sich so verkrampfte und zu schütteln begann, schien er ganz weggetreten zu sein

Jim versenkte seinen Colt ins Holster.

„Los, komm herunter“, sagte lahm. „Stell dir vor, du wärst in der Hölle und würdest mit der Großmutter des Teufels am Kaffeetisch sitzen.“

„Hihi! Du musst dir etwas anders ausdenken, um mich aus dem Busch zu locken. Außerdem kommt hinter dir ein großer Bär. Pass auf, gleich wird er seine Tatze auf deine Schulter legen.“

Der Irre verdrehte dermaßen die Augen, dass Jim auf dem Absatz herumfuhr.

Aber es war nichts. Tot und verlassen lag die abfallende Schlucht vor ihm.

Er wandte sich wieder um und starrte zur Höhe, der Wahnsinnige war verschwunden.

Über die Berge wehte noch einmal sein schauriges Hohngelächter, dann wurde es still.

Jim musterte die kahlen Höhen. Sie waren nicht sonderlich hoch, denn die Wände waren glatt und steil, er konnte sie nicht erklimmen. Bis er einen Aufstieg finden würde, war der Verrückte bestimmt verschwunden.

Schleppend ging er zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel. Er fühlte plötzlich, dass er sehr müde war. Und nun fiel ihm auch ein, dass er seit drei Tagen keinen Schlaf mehr gefunden hatte.

Doch er riss sich zusammen und schlug den Weg nach Haymond ein.

7

Es war später Nachmittag, als Jim Hollister die Stadt erreichte. Der Sheriff hockte vor seinem Haus auf einer roh gezimmerten Bank und sah ihm fragend entgegen.

„Der Ausflug war umsonst“, warf Jim hin, als er aus den Sattel gestiegen war. „Sheriff, gibt es außer Line Latex noch andere Rancher in dem Gegend, die eine große Herde haben könnten?“

Tobe Carnes überlegte eine Weile, dann schüttelte er den Kopf.

„Nein. Es gibt noch zehn oder zwölf Drei-Kühe-Rancher, und außerdem zwei größere Anwesen im Norden, aber große Herden hat nur Line Latex.“

„Aha. Well, das dachte ich mir. Er hat das ganze Gebiet im Süden, nicht wahr?“

„Yeah.“

„Dann schwingen Sie sich auf Ihren Gaul, Sheriff und reiten Sie. Latex soll seine Boys mobil machen. Heute will man sicher eine seiner Herden abtreiben. Ich vermute das zwar nur, aber in dieser Hinsicht habe ich mich noch nie getäuscht. Es steht zu erwarten, dass man die Rinder holen will, die am weitesten südlich stehen. Fragen Sie mich nicht, wie ich darauf komme. Ich habe nur etwas läuten hören. Well, Sheriff, reiten Sie.“

Tobe Carnes schaute den Ranger eine Weile verblüfft an, dann stand er ruckartig auf, stelzte steif zum Stall und ritt wenig später aus der Stadt.

Jim blickte dem Reiter nach, bis er in der Ferne über einen Hügel fegte. Tobe Carnes zeigte für sein Alter ein erstaunliches Tempo.

Dann wandte sich der Ranger ab, überquerte die Straße und steuerte Bakmans Saloon an. Er musste an einer Seitengasse vorbei, und dort geschah es.

Ein Schuss brüllte plötzlich auf, und Jims Stetson wurde fortgerissen. Er segelte auf die Hauptstraße, stellte sich auf die breite Krempe und rollte wie ein Rad dahin, das sich selbstständig gemacht hatte. In einer Fahrrinne blieb er liegen.

Die zweite Kugel bohrte ein Loch in die Luft. Der Texas-Ranger war geistesgegenwärtig hinter eine Tonne gehechtet.

Jetzt richtete er sich auf und blickte um die Kante. Er sah gerade noch ein paar Absätze um die Kante des nächsten Hauses verschwinden. Mit einem Satz war er hoch und hetzte hinter dem Burschen her. Doch er kam zu spät. An der Ecke war nichts mehr zu sehen. Nur wenige Meter entfernt befand sich der Hintereingang zum Blue-Bell-Saloon.

Jim drehte sich um und ging zurück. Er sagte sich, dass es sinnlos wäre, jetzt unter dem Gesindel Nachforschungen anstellen zu wollen. Nein, dabei würde nichts herauskommen.

Bei Bakman ließ er sich ein Zimmer geben. Der Wirt schickt den Stallburschen los, der Jims Pferd holen sollte.

„Der Kerl ist wie eine Katze“, sagte Chet Syler lahm. Er lehnte an der Theke im Blue-Bell-Saloon und blickte Meat Sprague an.

Debora Rink zog verächtlich die Mundwinkel nach unten.