Godwin - Freund der Götter, Teil 4-6: Sammelband - Pete Hackett - E-Book

Godwin - Freund der Götter, Teil 4-6: Sammelband E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Barbarische Schlachten, farbige Abenteuer - darum geht es in der großen Saga um Godwin, den Freund der Götter. Mit dem Schwert bahnt er sich seinen Weg durch eine widrige Welt.

Der Umfang dieses Ebook entspricht 154 Taschenbuchseiten.

Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile:
Teil 4: Godwin bei den Ansibarii
Teil 5: Godwin und der unversöhnliche Fürst
Teil 6: Godwin und Richwin, der Wolf

Cover: Steve Mayer

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Pete Hackett

Godwin - Freund der Götter, Teil 4-6: Sammelband

Cassiopeiapress Fantasy Serial

Cover: Steve MayerBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Godwin – Freund der Götter (Sammelband 2)

Teil 4 bis 6

von Pete Hackett

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 154 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile:

Teil 4: Godwin bei den Ansibarii

Teil 5: Godwin und der unversöhnliche Fürst

Teil 6: Godwin und Richwin, der Wolf

 

 

Godwin bei den Ansibarii – Teil 4

Und wieder trennte die Klinge den Kopf des Angreifers vom Körper. Godwins Schwert wirbelte, der Fürstensohn sprang Mutbrecht bei, der von zwei der schrecklichen Gestalten bedrängt wurde und verschaffte ihm Luft, indem er einem der Maiaten den Schädel spaltete.

Godwin und seine Gefährten waren von den Pferden gesprungen, um beweglicher zu sein. Sie kämpften verbissen und führten ihre Waffen mit tödlicher Präzision, jeder Hieb mit dem Schwert oder jeder Lanzenstoß Gaidemars tötete einen Angreifer, schwarzes Blut quoll aus den klaffenden Wunden und versickerte im Waldboden.

Es ging ums nackte Überleben, niemand bat um Gnade, Erbarmungslosigkeit und kompromisslose Härte lenkte beide Seiten.

Das Nerven zermürbende Johlen und Kreischen verklang, als die letzte der Kreaturen tot zu Boden sank. Die Gefährten ließen die Waffen sinken. Der Geruch von Verwesung und Fäulnis hing in der Luft, und er ging von den toten Maiaten aus. Nun hatte Godwin Zeit, sich diese Geschöpfe näher anzusehen. Von ihrem Erscheinungsbild her glichen sie eher Dämonen als Menschen.

Trautwin trat neben Godwin und sagte schwer atmend: „Sieht so aus, als würde es stimmen, was man sich von den Maiaten erzählt. Sie sind nicht von dieser Welt.“

Mutbrecht, der ebenfalls hinzugetreten war, stieß hervor: „Einst sollen sie die Unterwelt bevölkert haben, aber von dort wurden sie vertrieben und dazu verdammt, ein Dasein auf Erden zu führen. Sie sind böse – und wenn wir die Heboniter besiegt haben, sollten wir mit einem großen Heer hierher ziehen und diese Kreaturen vernichten.“

„Das ist zu überlegen“, murmelte Godwin. „Im Moment aber ist mir nur eines wichtig – nämlich Landogar aus ihrer Gewalt zu befreien. Also halten wir uns nicht länger auf hier.“

Sie liefen zu ihren Pferden, rissen sich in die Sättel und spornten die Tiere an. Die Spur, die die Maiaten mit ihrem Gefangenen hinterlassen hatten, war deutlich auszumachen; abgeknickte Zweige und aufgewühltes Laub am Boden wiesen den Gefährten den Weg.

Aber der Wald wurde immer dichter und unwegsamer und die Dunkelheit unter den Bäumen nahm zu, und bald konnten sie die Tiere nur noch im Schritttempo gehen lassen, um nicht von tiefhängenden Ästen aus dem Sattel gestreift zu werden.

Plötzlich erklang ein Ohren betäubendes Brüllen, wie sie es in der Nacht schon einmal vernommen hatten, und sie rissen hart an den Zügeln, um die Pferde zum Stehen zu bringen. Die Tiere prusteten und scharten erregt mit den Hufen, traten auf der Stelle und die Reiter pressten ihnen mit hartem Schenkeldruck die Luft aus den Lungen, um sie zur Ruhe zu zwingen. Die Schwerter flirrten aus den Scheiden, Gaidemar nahm seine Lanze zur Hand, Trautwin wollte etwas sagen, aber kaum, dass er den Mund öffnete, brüllte das Untier, das nicht weit entfernt sein konnte, erneut und noch bedrohlicher als eben. Die Worte blieben ihm gewissermaßen im Hals stecken.

„Verteilt euch!“, kommandierte Godwin. „Und …“

Wieder stieß das Gebrüll durch den Wald und es mutete beängstigend nahe an. Die Krieger trieben die Pferde auseinander und nahmen die Tiere hart in die Kandare. Ohne Pferde wären sie aufgeschmissen gewesen, es hätte unweigerlich das Ende ihrer Mission bedeutet. Und es würde ihnen ergehen wie allen, die vor ihnen das Land der Maiaten betreten hatten – sie würden elend zugrunde gehen.

Sie verschwanden zwischen den Baumstämmen und hinter dichten Sträuchern. Godwin hielt die Zügel mit der linken kurz und straff, fest hatte er die Oberschenkel am Leib des Pferdes angelegt, das Schwert lag quer über dem Mähnenkamm des Tieres, Godwins Rechte umklammerte den Griff.

Die Nerven des Fürstensohnes waren zum Zerreißen angespannt, dumpf pochte das Herz in seiner Brust, jeder seiner Sinne war auf die unmittelbare, tödliche Gefahr eingestellt, und die Entschlossenheit, sich durch nichts und niemand aufhalten zu lassen, prägte jeden Zug in seinen versteinert anmutenden Zügen.

Trockenes Knacken und Brechen und Rascheln von Laub war zu hören, bald gesellte sich rasselndes Schnauben und Prusten hinzu, noch zweimal brüllte das Ungeheuer und dann schälte es sich aus der Dunkelheit unter den Bäumen.

Es war eine Echse, die allerdings fast die Größe eines Pferdes erreichte, ein riesiges Reptil, dessen Schuppenpanzer von grüner und brauner Farbe war, das gelbe Augen besaß und dessen Kopf dem eines Krokodils ausgesprochen ähnlich war. Als es jetzt wieder mit weit aufgerissenem Maul brüllte, konnte man die riesigen Zähne sehen, und sicher konnte dieser Fang mit einem einzigen Biss einen ausgewachsenen Ochsen töten.

Jetzt hielt die Echse an, richtete sich auf, stand auf den muskulösen Hinterbeinen und der hornige Schwanz peitschte über den Boden, der Kopf schwenkte nach links, dann nach rechts, und Godwin konnte sehen, dass sich die Nüstern des Untiers mit den großen Nasenlöchern bewegten, als versuchte es, eine Witterung aufzunehmen.

Von der Bestie ging eine tödliche Gefahr aus.

Nur ein Mann mit eisernen Nerven konnte bei ihrem Anblick die Nerven bewahren.

Das ist ein Drache!, durchfuhr es Godwin und sein Herz schlug schneller. Aber Drachen gibt es doch nur in den Sagen und Legenden, die aus grauer Vorzeit überliefert sind!, brüllte alles in ihm. Bei den Göttern, was ist das für ein Wesen?

Er war sekundenlang wie gelähmt, fasziniert von dem Anblick, den die Riesenechse bot. Jetzt riss sie wieder das Maul zu einem urwelthaften Brüllen auf, dann schlugen die Zähne krachend zusammen und Godwin sah den Geifer von den Lefzen der Bestie tropfen. Und er schüttelte seine Erstarrung ab, eine wilde Entschlossenheit überwältigte ihn und er brüllte: „Auf das Ungeheuer! Tötet es – sonst tötet es uns!“

Er spornte sein Pferd an, nahm das Schwert mit beiden Händen und lenkte das Ross mit den Oberschenkeln. Aus dem Gebüsch ringsum brachen seine Gefährten; ohne einen Laut von sich zu geben, die Gesichter verkrampft, die Lippen in der Anspannung verzogen, besessen von einer geradezu selbstmörderischen Leidenschaft.

Und dann droschen und stachen sie von vier Seiten auf das Untier ein, das jetzt wie von Sinnen mit dem Schwanz peitschte, mit dem Kopf mal in diese und im nächsten Moment in die andere Richtung stieß und versuchte, einen der Gegner zwischen den mörderischen Fang zu bekommen.

Aber die drei Harier und der junge Westheruler kämpften mit klarem Verstand, und es gelang ihnen, jedem Angriff der Echse auszuweichen. Und der Funke der Entschlossenheit schien sogar auf die Pferde übergesprungen zu sein, dann die Tiere zeigten keine Angst vor der Bestie und reagierte nahezu selbständig auf die verzweifelten Attacken des riesenhaften Reptils.

Godwin rammte sein Schwert in eines der gelben Augen und sofort spritzte eine gallertartige Masse aus der klaffenden Wunde. Das Untier brüllte und tobte, warf sich herum, schlug mit dem Schwanz Äste und Zweige von den Bäumen, riss mit seinen gefährlichen Krallen den Waldboden auf und fiel wieder auf seine vier Beine zurück. Aus den schrecklichen Wunden, die die Krieger der Echse zugefügt hatten, quoll und pulsierte dunkles Blut.

„Nicht locker lassen!“, brüllte Godwin und seine Stimme überschlug sich. Ihm war klar, dass von dem Ungeheuer so lange eine tödliche Gefahr ausging, so lange noch ein Funke Leben in ihm war.

Und die Kraft des Untiers erlahmte nur langsam. Doch die Bewegungen wurden irgendwann schwerfälliger, das Brüllen klang gequält und erschöpft, der Schwanz zuckte nur noch und die Echse schien Mühe zu haben, den Kopf zu drehen.

Gaidemar sprang auf den Rücken der Bestie und rammte ihr die Lanze tief in den Nacken. Das Reptil warf den Kopf hoch, das Maul klaffte weit auf, eine rote Zunge zuckte zwischen den Zähnen, im nächsten Moment fiel der Kopf wieder nach vorn. Gaidemar rammte die Lanze ein weiteres Mal in das Genick der Echse. Ihr entrang sich ein letztes, jäh versiegendes Röcheln und dann lag sie still.

Der Rausch, der die vier Krieger befallen hatte, wich nach und nach der Ernüchterung, Herzschlag und Atmung normalisierten sich und das Begreifen, dass sie die Bestie besiegt hatten, kam mit aller Macht. Gaidemar war wieder auf sein Pferd gestiegen. Jetzt sagte er: „War das Wesen, das uns in der Nacht angegriffen hat, von derselben Spezies?“

„Was ist das für ein Tier?“, entrang es sich Trautwin. „So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Bären und Wölfe – ja. Aber so etwas … Ich denke, es handelt sich um ein Relikt aus einer Zeit, die außerhalb dieses von den Göttern verfluchten Landstrichs längst der Vergessenheit angehört.“

„Wir sollten nicht länger drüber nachdenken“, so holte Godwin seine Kameraden aus dem Grübeln. „Die Maiaten haben mit Landogar sicher einen gehörigen Vorsprung gewonnen. Beeilen wir uns.“

„Wir sollten aber nicht vergessen, die nötige Vorsicht walten zu lassen“, mahnte Mutbrecht. „Von diesen Wesen gibt es gewiss noch mehr in diesem Wald, und die Kreaturen, in deren Gewalt sich Landogar befindet, dürfen auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden.“

Nach einem letzten Blick auf das tote Untier trieben die Gefährten die Pferde an und folgten der deutlichen Spur, die die Maiaten hinterlassen hatten. Die Stunden verstrichen und den vier Kriegern gelang es nicht, die Kreaturen einzuholen. Diese mussten sich mit einer Schnelligkeit bewegen, die schon nicht mehr natürlich anmutete. Die Besorgnis in Godwin, dass sie einem Phantom hinterherjagten, das für sie überhaupt nicht greifbar war, wurde immer größer und ließ bald keinen anderen Gedanken mehr zu.

Gaidemars aufgeregte Stimme erklang: „Habt ihr das auch gesehen? Dort, zwischen den Bäumen – eine huschende Gestalt. Ich bin mir ganz sicher.“

Die fielen den Pferden in die Zügel, die Tiere drängten gegeneinander, schnaubten, prusteten und Trautwins Tier ließ ein schrilles Wiehern hören, das schon nach wenigen Schritten von der Düsternis des Waldes geschluckt zu werden schien.

Gaidemars linke Hand wies zu der Stelle, an der er den Schemen wahrgenommen zu haben glaubte, Godwin, Trautwin und Mutbrecht bohrten ihre Blicke in das Halbdunkel und strengten die Augen dermaßen an, dass sie zu brennen begannen.

Das Knacken eines Astes drang an ihr Gehör und ließ die Krieger, die absolut konzentriert waren, zusammenzucken. Godwins Kopf fuhr halb herum, als er aus den Augenwinkeln ebenfalls eine huschende Bewegung zwischen den Bäumen wahrzunehmen glaubte. Er konnte jedoch nichts erkennen und murmelte: „Es sind wahrscheinlich unsere Nerven. Wir dürfen uns nicht selbst verrückt machen. Ihr habt es selbst gesehen: Weder an den Maiaten noch an den Bestien dieses Waldes ist etwas Übernatürliches. Es sind Wesen aus Fleisch und Blut, wie wir auch, und - wir sind stärker …“

Er wollte Mut machen, Zuversicht verleihen.

„Da, wieder!“, blaffte Gaidemar und seine linke Hand zuckte ein Stück weiter, jäh drosch er seinem Pferd die Fersen in die Seiten und das Tier streckte sich.

„Zurück, Gaidemar!“, brüllte Godwin, aber der junge Westheruler schien nicht zu hören – vielleicht wollte er auch nicht hören, denn er trieb sein Pferd noch rücksichtsloser an und stob, den Oberkörper weit nach vorn gebeugt, zwischen den Bäumen dahin.

„Ihm nach!“, schrie Godwin. „Wir dürfen uns nicht trennen!“ Mit einem harten Schenkeldruck setzte er sein Ross in Bewegung, und glaubte im selben Moment wieder einen huschenden Schemen zwischen den Eichen und Buchen wahrzunehmen. Im nächsten Moment wurde er vom Pferderücken gerissen, als hätte ihn die Faust eines Gottes getroffen. Sein Pferd überschlug sich am Boden und wieherte entsetzt. Voll Panik, weil er erwartete, dass sich in den nächsten Sekundenbruchteilen eine ganze Horde von Maiaten auf ihn stürzte, sprang Godwin auf die Beine. Auch sein Pferd schaffte es nach einigen Mühen, hochzukommen. Der erwartete Angriff blieb jedoch aus und der Fürstensohn sah die Luftwurzel, über die das Pferd gestolpert war.

Trautwin und Mutbrecht kamen bei Gaidemar an, zerrten ihre Pferde herum und starrte in Godwins Richtung. Der Fürstensohn reckte die Schultern und ging zu seinem Pferd, um wieder aufzusitzen, doch das verstörte Tier wich scheuend zurück. Und jetzt, da sich die immense Anspannung in Godwin löste, spürte er auch den Schmerz in der Hüfte; er durchfuhr ihn wie eine glühende Klinge und er staute den Atem. Hatte er sich beim Sturz vom Pferd die Hüfte gebrochen? Sein linkes Bein wollte ihn kaum noch tragen, knickte ein und er brach auf das Knie nieder, ein Schwall verbrauchter Atemluft verließ seine Lungen und ein gequältes Stöhnen brach sich Bahn aus seiner Kehle.

Und er sah linker Hand wieder eine huschende, schattenhafte Gestalt, die sich – ehe sie hinter einem der dicken Baumstämme verschwand – zu ihm herumdrehte und ihn anstarrte; weißlich-gelbe Augen ohne die Spur von Leben und dennoch voll tödlicher Drohung.

„Da ist einer!“, krächzte Godwin und wies in die Richtung, wo der Maiate soeben hinter dem Baum verschwand. Unter Aufbietung allen Willens drückte er sich hoch und sah seine Gefährten schnell näherkommen, die Augen in ständiger Bewegung, unablässig um sich sichernd. Als sie bei ihm angelangt waren, stieß Gaidemar hervor: „Sie sind da, sie lassen uns nicht aus den Augen, und sie müssen die Fähigkeit besitzen, sich in Luft aufzulösen. Ich habe die Kreatur gesehen und bin ihr gefolgt, sie ist hinter dem Baum, hinter dem sie verschwand, nicht mehr hervorgekommen – und dennoch war sie nicht mehr da. Wir haben es nicht mit Lebewesen aus Fleisch und Blut zu tun. Ich denke, die Maiaten sind die Waldgeister.“

„Das glaube ich nicht“, versetzte Godwin und seine Stimme klang gepresst. „Wir haben viele von ihnen getötet, und wären sie Geisteswesen, hätten wir ihnen mit unseren Waffen sicherlich nichts anhaben können. Nein, die Waldgeister haben wir in der vergangenen Nacht erlebt; es sind die Irrwische, und wenn wir nicht auf sie achten, können sie uns auch nichts anhaben.“

„Und die scheußlichen Ungeheuer, von denen wir eines unschädlich machen konnten -“, kam es fragend von Trautwin, „- sind sie und die Maiaten miteinander verbündet, oder müssen die Maiaten diese Bestien fürchten?“

„Ich weiß es nicht“, knurrte Godwin, der sich mit der Frage angesprochen fühlte. „Vielleicht haben sie einen Weg gefunden, wie sie in diesem Wald in friedlicher Nachbarschaft miteinander leben können, vielleicht bekämpfen sie sich auch. Das Gebiet ist unendlich weit, und man kann sich aus dem Weg gehen.“

„Wenn sie da sind“, murmelte Mutbrecht und ließ den wachsamen Blick schweifen, „warum greifen sie uns nicht an?“

„Ich kann dir auch diese Frage nicht beantworten“, erklärte Godwin etwas gereizt, denn er fühlte sich mit den Fragen seiner Begleiter irgendwie überfordert. „Ich weiß nicht mehr als ihr, die Maiaten kenne ich nur vom Hörensagen, und dass in ihrem Land Waldgeister und wilde, reißende Bestien ihr Unwesen treiben sollen, kenne ich nur aus Erzählungen, Legenden und Sagen. Noch niemand ist aus ihrem Land zurückgekehrt, um über sie berichten zu können.“

„Wahrscheinlich fürchten sie uns“, meinte Trautwin und zuckte mit den Achseln. „Also setzen wir unseren Weg fort, und hoffen wir, dass sie unseren Freund Landogar noch nicht massakriert haben.“

1

Über den Baumkronen senkte sich die Abenddämmerung auf das Land, im Wald war es aber fast schon finster. Nur noch mit Mühe waren die Stämme der Bäume auszumachen, und der Wald selbst war, je weiter sie in ihn eingedrungen waren, verwilderter, unwegsamer und strapaziöser geworden.

„In kürzester Zeit wird es dermaßen finster sein“, sagte Godwin, „dass wir uns gegenseitig nicht mehr sehen können. Ich schlage vor, dass wir lagern und den Morgen abwarten.“

„Dafür bin ich auch“, pflichtete Trautwin bei.

„Mir kommt das alles ausgesprochen seltsam vor“, murmelte Mutbrecht. Sie hatten die Pferde angehalten, das leise, kaum wahrnehmbare Pochen der Hufe war verstummt.

„Was meinst du?“, fragte Godwin.

„Die deutliche Spur, der wir folgen, die Maiaten, die ständig um uns herumschleichen, dass es uns nicht möglich ist, den Trupp einzuholen, in dessen Händen sich Landogar befindet.“

„Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen“, erklärte Godwin und schwang sich vom Pferd. „Und mehr und mehr verdichtet sich in mir der Verdacht, dass wir einer falschen Spur folgen. Sie wurde gelegt, um uns in die Irre zu führen, und irgendwo lauern vielleicht hunderte von diesen Kreaturen, um uns niederzumetzeln.“

„Warum hast du nicht schon viel früher diese Vermutung geäußert?“, fragte Gaidemar und es klang ärgerlich.

„Ich bin mir alles andere als sicher“, versetzte Godwin und hörte auch seine Gefährten von den Pferden steigen. „Wir müssen den Pferden die Vorderbeine fesseln“, gebot er. „In diesem Wald wimmelt es vor Erscheinungen, die die Tiere in Panik versetzen können. Und die Pferde dürfen wir auf keinen Fall verlieren. Es wäre unser Ende.“

„Wir müssen eines der scheußlichen Wesen in unsere Gewalt bringen und es ausquetschen!“, stieß Gaidemar hervor. „Denn eines ist sicher – es sind Lebewesen aus Fleisch und Blut und sie spüren Schmerzen. Und wenn wir dem Gefangenen genügend Schmerzen zufügen, wird er den Mund aufmachen und uns verraten, wo wir Landogar finden.“

„Ich glaube kaum, dass sie unsere Sprache sprechen“, verlieh Trautwin seinen Zweifeln Ausdruck.

„Er wird uns verstehen“, versicherte Gaidemar mit klirrender Stimme. „Es gibt Mittel und Wege …“

Das Gespräch endete, die Gefährten banden den Pferden die Vorbeine zusammen, sodass sie nur kleine Schritte machen konnten und leinten sie an dicken Ästen fest, die stark genug waren, jedem noch so kraftvollen Zug der Tiere standzuhalten.

Zwischen den Bäumen begannen wieder die Lichter zu flackern, die den vier Kriegern verrieten, dass die Irrwische wieder ihr irritierendes Werk begonnen hatten. Mal kamen die zuckenden Lichter ganz nahe, dann glaubten die Gefährten auch schattenhafte Bewegungen in der Finsternis zwischen den Bäumen wahrnehmen zu können und sie vernahmen leises Raunen, Flüstern und Murmeln, und in jedem von ihnen entstand der Drang, einem der Lichter zu folgen und das Wesen, das es produzierte, unschädlich zu machen.

Es war wie ein innerer Zwang, der sie befallen hatte, und dem sie nur mit Mühe und einem eisernen Willen widerstehen konnten. In jedem von ihnen stritten sich Gefühl und Verstand. Das Gefühl sagte ihnen, dass sie die Irrwische vertreiben sollten, um sich von dem unsichtbaren Drang freizumachen, der ihnen gefährlich werden und vielleicht sogar zu ihrer Vernichtung führen konnte. Der Verstand hingegen hämmerte ihnen ein, zusammenzubleiben und die Irrlichter rundherum einfach zu ignorieren.