Goldhänschen - Else Ury - E-Book

Goldhänschen E-Book

Else Ury

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Beschreibung

Wenn Musik das Herz erwärmt.Das Lenchen führt gemeinsam mit seiner Mutter ein beschauliches, aber schönes Leben. Sie ist wegen ihrer Frohnatur bei allen beliebt. Gern besucht das Lenchen ihren Freund Richard, der blind ist und bei seiner gemeinen Tante im Keller lebt. Als das Mädchen an einem eiskalten Wintertag einen halberfrorenen Kanarienvogel im Keller findet, verändert sich ihr Leben für immer. Von nun an verbringen die beiden Kinder all ihre Zeit mit Goldhänschen. Seine wunderschönen Lieder erfüllen die Herzen der Kinder mit purem Glück, doch dann wird Richard schwer krank. Kann Lenchen ihren Freund retten und sich dennoch um Goldhänschen kümmern?-

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Seitenzahl: 27

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Else Ury

Goldhänschen

 

Saga

Goldhänschen

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1917, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726884500

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Blitzblank sah es in dem kleinen Milchkeller aus, in dem das Lenchen wohnte. Die Blechkannen blinkten und funkelten in der Sonne wie eitel Silber, der Ladentisch, auf dem die Rahmkäse gar säuberlich auf grünen Blättern gebettet lagen, wetteiferte an Weiße mit den selbstgehäkelten Gardinen, die zierlich das kleine Fensterchen, an dem stets blühende Blumen in Töpfen standen, umrahmten.

So nett und appetitlich wie jedes Gerät in der kleinen Kellerwohnung war auch das Lenchen selber. Die Blondzöpfe so glatt, die Blauaugen so blank und das Gesicht so frisch und fröhlich, daß es eine Freude war, sie anzuschauen.

Wenn sie morgens in aller Herrgottsfrüh, noch vor Schulanfang, treppauf, treppab mit ihren Milchkannen lief, dann wurde es auch der brummigsten, verschlafensten Dienstmagd froher zumute, bot ihr das Milchlenchen mit heller Stimme einen guten Morgen. Wo aber die Hausfrau schon selbst in der Wirtschaft schaffte, wanderte manch rotbäckiger Apfel, manch Stück Rosinenstolle in die kleine, saubere Kinderhand.

Im Sommer, da war das Milchaustragen ein gar lustiges Geschäft. Da säuselte ihr der Morgenwind jeden Tag aufs neue seinen Willkommengruß zu, da lachte die liebe Sonne von einem Ohr zum anderen über die kleine Frühaufsteherin. Die Spatzen, die in den Straßen zwischen den hohen Häusern wohnten, ließen sich mit lautem Schirpen und Piepsen auf das Pflaster nieder, um von ihrer kleinen Freundin die vom Frühbrot aufgesparten Bröselein in Empfang zu nehmen. Und die Blumen in dem Vorgärtchen drüben an dem schönen Hause nickten so lange mit ihren blauen, roten und gelben Köpfchen, bis das Lenchen ihnen wieder zunickte. Ja, da war's gar lustig im Sommer!

Aber im Winter – hu –, wenn die Eisblumen das kleine Kellerfenster bis oben hin überzogen, wenn der eisige Nordost an dem Tuch, das die Kleine um Kopf und Schultern geschlungen hatte, riß und zerrte, wenn er ihr eine Wolke wirbelnde Schneeflocken ins Gesicht trieb, daß sie die Augen nicht zu öffnen vermochte, freilich dann war das Milchaustragen weniger angenehm.

Doch das Lenchen war trotzdem fröhlich und guter Dinge. Ob ihr Näschen sich auch rosenrot färbte und ihre Hände blau, sie lief nur um so lustiger mit dem garstigen Winde um die Wette. Und wenn die Eisschloßen sie einmal gar zu sehr stachen und piekten, dann dachte sie geschwind an ihr molliges Stübchen daheim, wo die gute Mutter ihrem fleißigen Kinde, das im Sturm und Wetter umherlief, während andere Kinder noch tief, tief in den Federn lagen, heiße Milch in Bereitschaft hielt. Wenn sie an ihr Mutterchen dachte, wurde es dem kleinen Mädchen gleich warm, wenn es noch so kalt draußen war.