Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Andreas HallerOrientiert am Golf von NeapelDie Region im ProfilErlebnis KulturSchaufenster der AntikeBaden und WandernDer Golf von Neapel mit KindernUnterwegs am Golf von NeapelNeapel (Napoli)Gesichter einer StadtGeschichte NeapelsNeapel besichtigenSehenswertes zwischen Hauptbahnhof und DomSehenswertes in der AltstadtSehenswertes in der NeustadtSehenswertes auf den HügelnArchäologisches NationalmuseumProcida und die Phlegräischen FelderPozzuoliBaiaBacoli und Capo di MisenoKyme (Parco Archeologico di Cuma)Insel ProcidaIschiaDie ThermeninselGeschichteThermalgärten auf IschiaIschia PortoCasamicciola TermeLacco AmenoForioPanzaSant’Angelo und der Maronti-StrandSerrara-Fontana und der Monte EpomeoBaranoPilastri und CampagnanoIschia Ponte und die Cartaromana-BuchtCapriInselgeheimnisseGeschichte CaprisMarina GrandeCapri-StadtMarina PiccolaAnacapriBlaue GrotteBelvedere di Migliera und Punta CarenaVesuv, Pompeji und HerculaneumDer VesuvHerculaneum (Scavi di Ercolano)Pompeji (Scavi di Pompei)Halbinsel von SorrentCastellammare di StabiaVico Equense und der Monte FaitoMeta, Piano di Sorrento und Sant’AgnelloSorrent (Sorrento)Massa LubrenseTermini und die Punta CampanellaNerano und Marina del CantoneSant’Agata sui due GolfiDie AmalfiküstePositanoPraianoFurore und Conca dei MariniAgerolaAmalfiAtraniRavelloMinoriMaioriErchie und CetaraVietri sul MareCava de’ TirreniSalernoAusflug nach PaestumAusflüge ins kampanische HinterlandCasertaCapua und Santa Maria Capua VetereBeneventoDie Weinbauregion AvellinoNachlesen & NachschlagenLandschaft und GeologieFlora und FaunaKlima und ReisezeitGeschichteAnreiseMobil vor OrtÜbernachtenEssen und TrinkenAuf einen BlickÄrztliche Versorgung/NotfallDiplomatische VertretungenEinkaufenEintrittspreise/ErmäßigungenFeiertageGeldInternet/WLANInternetseiten für die ReiseplanungLändervorwahlenLandkartenÖffnungszeitenPostReiseliteraturSprachschulenStromTelefonierenTouristeninformationenKleiner WanderführerEtwas ItalienischImpressumÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
Anime pezzentelle – Totenkult in NeapelDie Lazzaroni − Pöbel unter dem SchlaraffenbaumStadtrundgang: Kurzvisite − Neapel an einem TagDuomo San Gennaro: Blutwunder oder Scharlatanerie?Freimaurer, Erfinder, Alchimist: Raimondo, Fürst von SanseveroPulcinella: neapolitanischer Komiker mit NarrenfreiheitGiambattista Vico (1668−1744) und die Biblioteca GirolaminiBücherverbrennungen in der Antike: die Sibylle von KymeEine Insel wie eine Leinwandkulisse: Procida als DrehortDas älteste Gewerbe der Insel − Weinkultivierung auf IschiaGrenzgänger zwischen Ideologien: Curzio Malaparte (1889−1957)Ein Schwimmausflug mit Folgen: August Kopisch (1799−1853)Geordnete Flucht − Evakuierungspläne für den ErnstfallEin karbonisierter Brotlaib – Glücksfall für die WissenschaftGroßmeister archäologischer Inszenierungen: Amadeo Maiuri„Schöner Wohnen“ in der AntikeVerrückt und genial: der Dichter Torquato Tasso (1544−1595)Amalfitanische Inselgeheimnisse: der Archipel Li GalliPapier – made in AmalfiIl Tedesco: Richard Dölker und die vietresische KeramikHeilkunst im Mittelalter: die Medizinschule von SalernoEine real existierende Utopie: Seidenstoffe aus CasertaJanare − Die Hexen von BeneventoSchönheit im Eigenheim: die vier Pompejanischen StileMuse der Grand Tour: die faszinierende Vita der Lady HamiltonReisen anno dazumal: Promis hatten es nicht immer leichtMondäne Luxushotels mit Tradition am Golf von NeapelLukullisches
Kartenverzeichnis
Neapel – GroßraumNeapel – RundgangNeapel – MetroplanNeapelProcida und die Phlegräischen FelderProcidaIschiaIschia PortoForioCapriCapri-StadtVesuv, Pompeji und HerculaneumHerculaneumPompejiHalbinsel von SorrentSorrentAmalfiküstePositanoAmalfiRavelloSalernoPaestumAusflüge ins kampanische HinterlandBeneventoÜbersicht der Wanderungen (GPS) Wanderung 1: Ischia - Auf dem Gipfel des Monte Epomeo (GPS) Wanderung 2: Ischia - Von Barano nach Campagnano (GPS) Wanderung 3: Capri - Villa Malaparte und Punta Tragara (GPS) Wanderung 4: Capri - Vom Monte Solaro zur Blauen Grotte (GPS) Wanderung 5: Rundwanderung um Sorrent (GPS) Wanderung 6: Halbinsel von Sorrent - Monte di San Costanzo (GPS) Wanderung 7: Halbinsel von Sorrent - Rund um Sant’Agata sui due Golfi (GPS) Wanderung 8: Amalfiküste - Rund um Positano (GPS) Wanderung 9: Amalfiküste - Auf dem Weg der Götter (GPS) Wanderung 10: Amalfiküste - Im Tal der Mühlen (GPS) Wanderung 11: Von Amalfi nach Maiori (GPS) Wanderung 12: Amalfiküste - Von Corpo di Cava nach MaioriZeichenerklärungÜbersichtskarte Golf von NeapelÜbersichtskarte der Wanderungen
Tourenverzeichnis
GPS Wanderung 1: Ischia - Auf dem Gipfel des Monte EpomeoBis auf zwei steile Stücke auf schmalen Pfaden, die bei Nässe nicht zu empfehlen sind, ist die Route problemlos zu meistern.GPS Wanderung 2: Ischia - Von Barano nach CampagnanoDie abwechslungsreiche Wanderung bietet schöne Ausblicke auf die Küste und auf bewirtschaftete Gartenparzellen.GPS Wanderung 3: Capri - Villa Malaparte und Punta TragaraDer berühmteste Spaziergang auf Capri bietet immer wieder faszinierende Küstenblicke und berührt nebenbei wichtige Sehenswürdigkeiten.GPS Wanderung 4: Capri - Vom Monte Solaro zur Blauen GrotteHinsichtlich landschaftlicher Höhepunkte und hinreißender Ausblicke lässt sich diese längere Wanderung schwerlich überbieten.GPS Wanderung 5: Rundwanderung um SorrentDie Tour führt durch den dichter besiedelten Teil der Halbinsel auf wenig befahrenen Straßen oder auf Treppenwegen.GPS Wanderung 6: Halbinsel von Sorrent - Monte di San CostanzoDie kürzere Wanderung führt durch den wilden Abschnitt der Halbinsel von Sorrent und bietet immer wieder großartige Panoramen auf einsam gelegene Buchten, auf Capri und auf den Vesuv.GPS Wanderung 7: Halbinsel von Sorrent - Rund um Sant’Agata sui due GolfiBis auf einen Steilanstieg auf schmalem Pfad wartet diese Wanderung nur mit wenigen technischen Herausforderungen auf.GPS Wanderung 8: Amalfiküste - Rund um PositanoDer Höhenweg zwischen Positano und den Gipfeln der Monti Lattari gilt als legitime Fortsetzung des Götterwegs ( Wanderung 9).GPS Wanderung 9: Amalfiküste - Auf dem Weg der GötterObwohl hinter dem marketingträchtigen Slogan „Pfad der Götter“ (Sentiero degli Dei) kein tieferer Sinn steckt, wird der Wanderweg den Vorschusslorbeeren vollauf gerecht.GPS Wanderung 10: Amalfiküste - Im Tal der MühlenDie vergleichsweise leichte Wanderung ist ein Klassiker und verbindet mit Ravello und Amalfi zwei der sehenswertesten Orte der Amalfiküste.GPS Wanderung 11: Von Amalfi nach MaioriDie wenig begangene Wanderung durch das Herz der Amalfiküste führt aussichtsreich an Zitronengärten und Olivenhainen vorbei.GPS Wanderung 12: Amalfiküste - Von Corpo di Cava nach MaioriAuf dem Höhenweg oberhalb des weniger bekannten Teils der Amalfiküste fühlen sich Wanderer zuweilen in die Alpen versetzt.
Unterwegs mit
Andreas Haller
Die Neugier auf fremde, unbekannte Welten war der Grund, warum es Andreas Haller seit früher Jugend immer wieder in andere Länder zog. Heute gibt er seine gesammelten Erfahrungen an andere Reiselustige weiter - in Büchern sowie als Wander- und Studienreiseleiter. Sein Motto lautet: Wer zu Fuß geht, erfährt mehr über Land und Leute!
Meine erste Reise nach Neapel? Als Oberstufenschüler mit dem Zug an den Golf und zu Fuß, den Rucksack auf dem Buckel, auf den Vesuv (damals durfte man das noch). Abstieg durch die Wildnis auf die andere Seite nach San Giuseppe (eine Camorra-Hochburg, wie ich später erfuhr). Dort auf der Piazza ein panino imbottito (belegtes Brötchen) und mit der Dorfjugend ein paar Worte Pidgin-Italienisch. Anschließend wieder los und außerhalb in einer Olivenbaumplantage die Hängematte gespannt. Ruhiger Schlaf? Mitnichten! Denn nur kurze Zeit später kamen besagte Jugendliche aus San Giuseppe mit Taschenlampen und klaubten meine Habseligkeiten auf (der kleine Michelangelo trug meine Kamera vosichtig wie eine chinesische Porzellantasse). Dann ging’s im Auto in die Bar. Kaffee, Vino, Tischfußball. Dann die nächste Bar. Irgendwann, lange nach Mitternacht, nächtigte ich auf dem Fußboden einer Backstube. Allerdings nur für wenige Stunden, denn früh am Morgen weckte mich der nichtsahnende Geselle.
Wegen solcher Erlebnisse, dachte ich damals, müsste ich irgendwann ein Buch über diese Region und ihre schlichtweg fantastischen Menschen schreiben.
In eigener Sache
Aufgrund der Pandemie und deren Folgen sind unsere Recherchen vor Ort im einen oder anderen Fall nur eingeschränkt möglich, sodass die entsprechenden Angaben unter Vorbehalt stehen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Orientiert am Golf von Neapel
Die Region im Profil
Der Golf von Neapel ist ...
Die berühmten antiken Stätten unterhalb des Vesuvs, der brodelnde Hexenkessel Neapel, die Thermen und Strände auf Ischia, die Villen auf Capri oder die spektakuläre Küstenlandschaft rund um Amalfi und Positano - viele gute Gründe für einen Besuch.
Hauptstadt der Region Kampanien: Neapel, mit ca. 1 Mio. Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens.
Metropolencharakter besitzt auch die Provinzhauptstadt Salerno. Sonst überwiegen Dörfer und Kleinstädte mit beschaulichen Zentren.
... ein Teil der Region Kampanien
Klangvolle Namen wie Capri, Pompeji, Amalfi oder Sorrent erwecken in uns Sehnsüchte nach betörender Schönheit, lebendiger Geschichte, majestätischer Natur, schmackhafter Küche und unverbauten Stränden. Kein Wunder, dass bereits die Römer die Golfküste zu ihrer bevorzugten Ferienregion kürten. Sie feierten den vom Klima verwöhnten Landstrich euphorisch als campania felix, als „glückliches Kampanien“. Nur wenige europäische Destinationen bieten auf engstem Raum eine solche Dichte an Attraktionen wie der Golf von Neapel.
... ein Urlaubsparadies mit vielen Gesichtern
Der Golf von Neapel erweist sich als unerschöpfliches Reservoir für Erholungsbedürftige, die buchstäblich reif für die Insel sind; für Kulturreisende, die auf den Spuren der Griechen und Römer wandeln; für klassische Kurgäste, die es sich in den Thermen auf Ischia wohlergehen lassen; und für Genießer, die von der ausgezeichneten Küche Kampaniens nicht genug bekommen können.
... ein grandioses Amphitheater der Natur
Unübersehbar im Zentrum der Golfküste wacht die beherrschende Silhouette eines Vulkans. Obwohl der Vesuv momentan keine nennenswerten Aktivitäten verzeichnet, zählt er zu den gefährlichsten Vulkanen der Erde. Natur zum Staunen bieten auch Capri, die Halbinsel von Sorrent, und die Costiera Amalfitana, die welterfahrene Reisende zu Recht als spektakulärste Steilküste des Mittelmeerraums bezeichnen.
... das Ziel schlechthin der klassischen Italienreise
Der europäische Kulturadel der Neuzeit bereiste im Zuge der „Grand Tour“ die Apenninenhalbinsel, machte Station in Rom und strandete schließlich am Golf von Neapel. Die Reisenden bestaunten die dorischen Tempel von Paestum, wagten sich in die Blaue Grotte von Capri oder besuchten das Grab des Dichters Vergil. Die meisten kehrten danach wieder um, die wenigsten fuhren mit dem Schiff weiter nach Sizilien.
... ein dicht besiedelter Landstrich
Schon der Landeanflug auf Neapel enthüllt ein riesiges Häusermeer, das an die Berge am Horizont wie Wellen brandet. Wer die Stille sucht, sollte zu Fuß gehen - auf dem „Weg der Götter“ hoch über der Küste von Amalfi oder auf entrückten Felspfaden jenseits der belebten Plätze Capris. Auch das Hinterland ist stellenweise nur gering besiedelt. Übrigens vermerkten bereits antike Reisende in ihren Berichten, dass die Region um den Vesuv ungewöhnlich dicht besiedelt sei ...
... eine Mezzogiorno-Region
Gemeinsam mit den anderen süditalienischen Regionen wie Apulien oder Kalabrien zählt Kampanien zum Mezzogiorno („der Mittag“). Kennzeichen des Südens sind die chronische Wirtschaftsschwäche, das Fehlen größerer Industriebetriebe in arbeitsintensiven Branchen und eine lückenhafte Infrastruktur in vielen Bereichen. Eine Folge mangelnder Präsenz staatlicher Institutionen im Süden ist die Schattenwirtschaft. Die in Kampanien operierenden Mafia-Clans werden unter dem Begriff „Camorra“ zusammengefasst. Urlauber und Reisende bekommen aber in der Regel davon nichts mit.
... eine Ganzjahresdestination
Städte wie Neapel, Sorrent und Salerno haben ganzjährig Konjunktur. Gleiches gilt für die archäologischen Ausgrabungsstätten Pompeji, Herculaneum und Paestum. In der Krippengasse im Herzen der Altstadt von Neapel herrscht in der Vorweihnachtszeit sogar mehr Betrieb als in der eigentlichen Feriensaison, die sich von Ostern bis Oktober erstreckt. Auf Ischia hingegen liegen in der kühlen Jahreszeit Thermen, Restaurants und die meisten Unterkünfte im Winterschlaf. Auf Capri sieht die Sachlage etwas anders aus: Die Insel ist im Sommer heillos überfüllt und im Winter ein Ziel für Individualisten, die sich über niedrige Preise und zugewandte Einheimische freuen ...
Kirchen, Klöster und Museen
Erlebnis Kultur
Neapel war ein Brennpunkt der europäischen Geschichte. Beleg hierfür sind die zahlreichen kulturellen Relikte aus sämtlichen Epochen. Aber auch Salerno, Ravello und die Provinzhauptstädte im Hinterland bieten kulturinteressierten Reisenden zahlreiche Kunstschätze von Rang.
Kulturinteressierte Reisende, die in kurzer Zeit viele eintrittspflichtige Attraktionen besuchen, sparen beim Kauf einer Campania Artecard eventuell viel Geld.
Archäologische Museen
Archäologisches Museum Benevento: Hochrangige Objekte von der Antike bis zum Mittelalter. → Link
Archäologisches Museum Campi Flegrei: Die besten Funde von der Küste westlich von Neapel.
Archäologisches Provinzialmuseum Capua: Attraktive Exponate aus der Antike.
Archäologisches Nationalmuseum Neapel: Für Liebhaber der Antike ein Muss..
Bildende Kunst
Museo Capodimonte in Neapel: Die wichtigste Pinakothek Süditaliens..
Museo d’Arte Contemponarea in Neapel: Kunsttempel der Moderne und Avantgarde.
Museo Diocesano in Salerno: Die wichtigste Gemäldesammlung der Provinz Salerno.
Gärten und Parks
Giardini la Mortella auf Ischia: Mekka für Liebhaber der mediterranen Flora.
Giardini Ravino auf Ischia: Gepflegter Sukkulenten-Garten bei Forio.
Giardino della Minerva in Salerno: Zauberhafter Kräutergarten mit Teestube über der Altstadt.
Villa Rufolo und Villa Cimbrone in Ravello: Der Blick von den Gärten auf die Küste ist legendär. .
Villa San Michele auf Capri: Der Garten ist eine Oase der Erholung.
Kirchen und Klöster
Abtei Sant’Angelo in Formis: Aufgrund der romanischen Fresken einer der schönsten Kirchen Kampaniens.
Chiesa di Santa Sofia in Benevento: Der Sakralbau aus langobardischer Zeit ist UNESCO-Welterbe..
Dom San Gennaro in Neapel: Die Bischofskirche steht jährlich beim Blutwunder des hl. Gennaro im Mittelpunkt..
Dom San Matteo in Salerno: Highlight normannischer Baukunst mit prachtvoller Krypta..
Dom San Michele Archangelo in Casertavecchia: Fast noch ein Geheimtipp im Hinterland.
Dom Sant’Andrea in Amalfi: Faszinierende Mischung aus romanischen und orientalischen Stilen, mit sehenswertem Kreuzgang..
Dom Santa Maria Assunta in Ravello: Der romanische Sakralbau birgt wertvolle Schätze.
Kartause San Martino in Neapel: Sehenswerter Sakralkomplex in luftiger Höhe über dem Zentrum..
Kloster Corpo di Cava: Zentrum der Benediktiner in Süditalien in abgeschiedener Lage.
Kloster Santa Chiara in Neapel: Der weitläufige Majolika-Kreuzgang ist ein Highlight..
Kunsthandwerk
Holzintarsien aus Sorrent: Wunderschöne Arbeiten in zahlreichen Werkstätten (botteghe) in der Altstadt..
Keramikkunst aus Vietri sul Mare: Tonware aus Vietri ist berühmt, ein Museum gibt tiefere Einblicke..
Krippengasse in Neapel: Nicht nur zur Vorweihnachtszeit ein obligatorisches Ziel für Besucher. .
Papiermuseum in Amalfi: Im Mittelalter machte das Papier die Seerepublik Amalfi reich.
Schlösser und Burgen
Castel dell’Ovo in Neapel: Der Legende nach liegt hinter seinen starken Mauern das „Ei des Vergil“ verborgen.
Castello Aragonese auf Ischia: Die uneinnehmbar erscheinende Festungsstadt ist ein Wahrzeichen der Insel..
Castello Aragonese in Baia: Die traumhaft gelegene Anlage am Golf von Pozzuoli birgt ein sehenswertes Museum.
Castello di Arechi in Salerno: Von der einstigen Langobardenfestung fällt der Blick auf den Golf von Salerno.
Königsschloss in Caserta: Die Bourbonenresidenz im Hinterland sollte einst mit Versailles konkurrieren.
Königsschloss in Portici: In der Residenz am Fuß des Vesuvs lagerten jahrzehntelang die Schätze aus Pompeji und Herculaneum.
Maschio Angioino in Neapel: Von der trutzigen Festung am Hafen regierten in der frühen Neuzeit u. a. die französischen Anjou..
Geschichte erleben
Schaufenster der Antike
Reisende am Golf stolpern jeden Fußbreit über Antike. Etrusker, Griechen und Römer gaben sich hier die Klinke in die Hand. Beste Gelegenheiten, die Überreste aus dem Altertum kennenzulernen, bieten Museen und archäologische Ausgrabungsstätten, allen voran Pompeji und Herculaneum.
Eine kurze Zeittafel
1738: Ausgrabungen von Herculaneum
1748: Ausgrabungen von Pompeji
1752: Wiederentdeckung von Paestum
1787: Gründung des Nationalmuseums von Neapel
Im Schatten des Vulkans
Der Vesuvausbruch 79 n. Chr. war Katastrophe und Glücksfall zugleich: Er zerstörte Pompeji und Herculaneum, sorgte jedoch auch dafür, dass wir heute in den Ausgrabungsstätten in der Antike lesen können wie in einem dreidimensionalen Buch. Vieles, was wir heute über das Altertum wissen, schlossen Archäologen aus Material, das sie im Schatten des Vulkans zutage brachten. Besonders unser Wissen über das römische Alltagsleben verdanken wir den Funden aus Herculaneum und Pompeji.
Griechen und Etrusker
Griechische Kolonien wie Neapolis, Kyme oder Paestum lagen fast ausnahmslos an der Küste. Die erste Siedlung auf italienischem Boden befand sich auf der Insel Ischia. Im Normalfall gingen die Griechenstädte im wachsenden römischen Reich auf. Im Unterschied zu den Griechen siedelten die Etrusker im Hinterland. Das Herrschaftszentrum lag in Mittelitalien, etruskische Spuren finden sich aber auch im Großraum Salerno.
Die Tempel von Paestum: Die dorischen Tempel am Golf von Salerno sind die prominentesten Reste aus griechischer Zeit und unbedingt den Besuch wert. Wertvolle Objekte aus griechischer Zeit zeigt das archäologische Museum neben der Ausgrabungsstätte..
Villa Arbusto: Das Museum in einer ischitanischen Villa präsentiert Fundstücke von Ausgrabungen bei Lacco Ameno. Ein Prunkstück ist der Becher des Nestor.
Kyme (Cuma): Die erste griechische Siedlung auf dem Festland Italiens. Auch wenn die Ausgrabungszone nicht einfach zu erreichen ist, lohnt der Besuch. In einer Grotte residierte eine berühmte Priesterin - die Sibylle von Kyme..
San Lorenzo Maggiore in Neapel: Vielerorts in der Altstadt führen Treppen in den Untergrund. Unter dem Komplex San Lorenzo Maggiore mit Kirche, Kreuzgang und Kloster kann man die Reste der griechischen Neapolis begutachten - ein Pompeji unter Tage..
Museo Archeologico Nazionale Pontecagnano: Das Museum zur Kulturgeschichte der Etrusker Süditaliens liegt in wenig anheimelnder Umgebung in einem Vorort von Salerno. Objektpräsentation und Themeninszenierungen sind vom Feinsten..
Museo Archeologico Castellamare di Stabia: Hoch über der Stadt präsentiert die Reggia di Quisisana ausgewählte Fundsstücke aus den Thermen und Villen der antiken Stadt Stabiae.
Reste aus römischer Zeit
Pompeji und Herculaneum sind zwar die berühmtesten, aber nicht die einzigen Überbleibsel aus der römischen Epoche. Eine weitere wichtige römische Stadt war Pozzuoli in der gleichnamigen Bucht bei Neapel. Durch das Hinterland Kampaniens verlief die Via Appia, die Rom mit den Häfen der Adria verband. Hier waren Capua und Benevento wichtige Etappenstationen. Beide Städte bergen noch heute bedeutende Relikte aus römischer Zeit.
Pompeji: In der vielleicht berühmtesten Ausgrabungsstätte der Welt vergeht der Tag wie im Flug. Denn Pompeji ist nicht nur spannend, sondern auch überraschend groß. Highlights sind das Forum, die Thermen, das Amphitheater und die außerhalb gelegene Villa dei Misteri..
Herculaneum: Im Vergleich zu Pompeji ist die Stadt des Hercules weitaus überschaubarer. Nach dem Besuch der Ausgrabungsstätte lockt ein sehenswertes Museum ohne Exponate. .
Villa Jovis: Die einzige Ausgrabungsstätte von Rang auf Capri liegt direkt am Rand der Kalkklippen. Es handelt sich um den Palast des römischen Kaisers Tiberius..
Archäologisches Nationalmuseum Neapel: Die großartige Antikensammlung präsentiert eindrückliche Exponate aus der römischen Zeit, u. a. Skulpturen der berühmten Sammlung Farnese. Ein weiteres Highlight sind Mosaike mit erotischen Szenen aus Pompeji..
Pozzuoli: Römischen Ursprungs in der Hafenstadt westlich von Neapel sind das Amphitheater und die Ruinen unter der Altstadt. Letztere können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden..
Trajansbogen in Benevento: Das marmorne Triumphportal für den römischen Kaiser Trajan gehört zu den gewaltigsten Überbleibseln aus römischer Zeit in Süditalien..
Anfiteatro Campano in Santa Maria Capua Vetere: Das Amphitheater war eines der eindrucksvollsten im römischen Weltreich. Hier begann im 1. Jh. v. Chr. der Sklavenaufstand des Spartacus.
Thermen, Strände, Pfade
Baden und Wandern
Die Insel Ischia entpuppt sich als ressourcenreiches Mekka für Strandurlauber. Die Golfküste und die Halbinsel von Sorrent sind indes zum Baden weniger geeignet. Kilometerlange Sandstrände gibt es erst wieder im Süden in Paestum ...
Bereits die Römer nutzten die vulkanisch-thermischen Aktivitäten am Golf für ihre Kuraufenthalte. Heute befinden sich die großen Thermenparks allesamt auf Ischia; sie zählen zum Pflichtprogramm eines Inselaufenthalts.
Pack die Badehose ein!
Die Badesaison erstreckt sich von Mai bis Oktober, wobei die Wassertemperaturen im Spätsommer und Frühherbst am angenehmsten sind. Vielerorts eröffnen im Sommer Strandbäder(bagni) mit Umkleidekabinen, Bar und einfachem Restaurant. Gegen eine Gebühr von, je nach Jahreszeit, 10−20 € pro Tag können die Gäste Strandliege und Sonnenschirm nutzen. Empfehlenswerte Adressen finden Sie im Reiseteil bei den einzelnen Orten.
Die schönsten Strände
Ganz klar, diese befinden sich auf Ischia und in der Nähe von Paestum. Auch auf Capri, bei Sorrent und rund um Amalfi existieren kleinere (Kies-)Strände. Sie sind jedoch häufig abgelegen und aufgrund der Topografie am besten per Boot erreichbar.
Baia di Cartaromana (Ischia): Die romantische Felsbucht mit Kastellblick ist am besten mit dem Boot zu erreichen.
Baia di San Montano (Ischia): Die landschaftlich hübsche Sandbucht belegt zur Hälfte ein Thermalgarten..
Capaccio Laura (Paestum): In Tuchfühlung zu den griechischen Tempeln liegt ein kilometerlanger Sandstrand.
Erchie (Amalfiküste): Außerhalb der Hauptsaison hat man den Kiesstrand weitgehend für sich.
Marina del Cantone (Halbinsel von Sorrent): An Wochenenden kann sich der Badeort mit Kiesstrand über mangelnde Besucher kaum beklagen.
Punta Carena (Capri): Das Baden an den Felsen unterhalb des Leuchtturms ist ein Erlebnis.
Spiaggia del Ciracciello e Ciraccio (Procida): In trauter Nachbarschaft liegen die beiden Strände auf der kleinsten Insel im Golf. → Link
Spiaggia di Citara (Ischia): Am landschaftlich reizvoll gelegenen Sandstrand liegt Ischias größter Thermalgarten.
Spiaggia dei Maronti (Ischia): Der längste Sandstrand der Insel ist bekannt für seine heißen Unterwasser-Fumarolen.
Spiaggia Miliscola (Capo Miseno): Das einzige Bademekka westlich von Neapel ist an Wochenenden und in den Ferien beliebt.
Thermalbäder auf Ischia
Die Thermen auf Ischia sind ungemein weitläufig, sodass ein Entspannungstag wie im Flug vergeht. Bis auf wenige Ausnahmen liegen sie in Küstennähe und verfügen über einen privaten Strandabschnitt. Einige Quellen nutzten die Menschen in der Antike für Anwendungen, beispielsweise die Cavascura-Therme am Maronti-Strand. Der Gegensatz zu den mondänen Poseidongärten, dem größten Thermalpark auf Ischia, könnte kaum größer sein. Ein besonders schöner Thermalgarten ist die Negombo-Therme in Lacco Ameno.
Auf Schusters Rappen
Der Golf von Neapel ist ein tolles Wanderrevier, besonders die Insel Capri, die Amalfiküste und die Halbinsel von Sorrent. Wanderer wählen zwischen schmalen Gebirgspfaden, bequemen Asphaltwegen und schweißtreibenden Treppenwegen. Im Kleinen Wanderführer hinten im Buch werden zwölf der schönsten Touren am Golf ausführlich und mit Karte beschrieben.
Ein Höhepunkt ist sicherlich der vielbegangene „Pfad der Götter“von Bomerano nach Positano. Andere Wege an der Amalfiküste werden seltener begangen und eignen sich perfekt für Ruhesuchende. Auch Capri ist bestens für Fußgänger geeignet − die Bandbreite hier reicht von steinigen Gebirgspfaden bis zu bequemen Treppenwegen. Ein Highlight ist der Weg vom Monte Solaro zur Punta Carena.
Aussichtsberge
Viele zu Fuß oder mit der Bergbahn zugängliche Gipfel erlauben fantastische Ausblicke auf den Golf von Neapel. Einfach ist der Weg auf den Vesuv, den Monte Solaro auf Capri und auf den Monte Faito in den Monti Lattari. Schweißtreibender sind die Aufstiege zum Monte Epomeo auf Ischia und zum Monte di San Costanzobei Sorrent. Der höchste Berg der Region ist der Monte di San Michele (1444 m).
Nicht nur Strandurlaub
Der Golf von Neapel mit Kindern
Ischia ist die günstigste Wahl für einen entspannten Familienurlaub. Die Strände liegen gleich vor der Haustüre, und auch sonst bietet die Ferieninsel mehr als genügend Freizeitoptionen für Groß und Klein.
Advent am Golf
Die Lichtinstallationen Luci d’Artista in Salerno und die Krippengasse in Neapel sind auch für Kinder ein Spektakel sondergleichen und ein guter Grund für einen Besuch der Region in der Vorweihnachtszeit.
Familienurlaub auf Ischia
Mit Ausnahme des betriebsamen Fährhafens herrscht auf der Kur- und Ferieninsel eine gemächliche Schlagzahl. Moderate Preise und familientaugliche Unterkünfte sorgen für ein stressfreies Urlaubsklima. Außerdem sind die Wege zu den Sandstränden in der Regel kurz - beste Voraussetzungen also, dass sich die Bambini nicht langweilen. Auch Inselrundfahrten, kurze Spaziergänge, Bootstouren und auch die Besichtigung des Kastells sind mit Anhang gut zu bewältigen. Ein besonderes Schmankerl sind die exklusiven Wal- und Delphinbeobachtungs-Exkursionen mit dem Segelboot
Neapel mit Kindern
Laut und gefährlich - das Image ist zwar nicht völlig falsch, aber einseitig. Am besten eignet sich der Besuch sonntags, wenn spürbar weniger Verkehr herrscht und zentrale Straßenachsen zu Fußgängerzonen werden. Mit den ganz Kleinen ist der Besuch der Puppenklinik zu empfehlen - ein magischer Ort! Etwas ältere Kinder begeistern sich bestimmt für den - manchmal schaurig-beklemmenden - Untergrund der Stadt (Napoli sotterranea,). Im Stadtteil Chiaia ist das Aquarium eine familientaugliche Besichtigungsoption. Ein schöner Tagesabschluss ist der Bummel entlang dem Lungomare Caracciolo, der sich jeden Sonntag in eine Vergnügungsmeile verwandelt.
Antike, kindgerecht
Ob sich Kinder für antike Ausgrabungsstätten begeistern lassen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Ein Besuch des virtuellen Museums in Herculaneum dürfte wohl kaum jemanden - ob groß oder klein - unbeeindruckt lassen. Hochwertige Digitalanimationen lassen die Stadt am Vesuv, wie sie in der römischen Epoche ausgesehen haben dürfte, wieder auferstehen und lebendig werden. Im Anschluss daran betrachten die Heranwachsenden die Überbleibsel aus dem Altertum sicher mit gänzlich anderen Augen ...
Brodelnde Hexenküche
Vulkane faszinieren. Sie erinnern uns an die Vergänglichkeit und die Brüchigkeit der menschlichen Zivilisation. Auch Heranwachsende berauschen sich nicht selten an den schaurigen Abgründen der Zerstörung, der vielleicht am besten im Solfatara-Kraterbei Pozzuoli nachzuspüren ist. Fumarolen und blubbernde Schlammlöcher verbreiten schwefelhaltige Dämpfe und entpuppen sich als großer Abenteuerspielplatz für neugierige Kids - und natürlich auch für ihre erwachsenen Begleiter. Selbst der Kraterrand des Vesuvs kann trotz faszinierenden Rundblicks mit diesem Thrill nicht ganz mithalten.
Ausflugstipps
Spaziergang zur Recommone-Bucht: Ein attraktiver und nicht zu anspruchsvoller Spaziergang verbindet das Bademekka Marina del Cantone auf der Halbinsel von Sorrent mit der von wilden Felsen eingerahmten Nachbarbucht. Auf dem Weg liegt ein halb verfallener Küstenwachturm.
Città della Scienza: Das Science-Center an der Peripherie von Neapel ist ein Experimentierlabor für aufgeweckte und neugierige Kids. Zahlreiche Stationen laden zum Herumprobieren ein.
Michaelskirche von Anacapri: Die Fantasie der Schöpfer des grandiosen Fußbodens in der Kirche kannte fast keine Grenzen. Mystische Wesen und Tiergestalten beflügeln die Fantasie von Jung und Alt..
Besuch auf einer Büffelmozzarellafarm: In unmittelbarer Nähe der dorischen Tempel von Paestum laden Bauernhöfe zur Mittagsrast mit frisch gezupften Büffelmozzarellakugeln ein. Mit etwas Glück grasen auf der Weide gleich nebenan die Büffelkühe ...
Museo Virtuale Scuola Medica Salernitana: Das virtuelle Museum zur Entwicklung der abendländischen Medizin in Salerno ist für Familien mit aufgeweckten Kindern eine Option. Die Einrichtung verbindet perfekt Unterhaltung und Wissen.
Auf dem Eselsweg zum Monte Epomeo: Nur etwa eine Stunde dauert der Aufstieg von Fontana zum höchsten Gipfel der Thermeninsel Ischia. Einst konnte man die Distanz auf dem Rücken eines Esels zurücklegen. Diese Zeiten sind vorbei, dafür lockt unterhalb der Aussichtspunkte ein einladendes Gipfelrestaurant zur Mittagsrast. Für die längeren Aufstiegsrouten zum Monte Epomeo sollte man hingegen genügend Kondition mitbringen..
Unterwegs am Golf von Neapel
Neapel (Napoli)
Die Stadt am Golf ist ein Füllhorn bekannter Klischees − viele faszinierend, einige widersprüchlich, manche verstörend. Dabei steht außer Frage, dass Neapel zu den attraktivsten Metropolen Europas zählt. Man muss die Stadt einfach gesehen haben!
Neapel ist mit ca. 972.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens. Einzig Rom und Mailand zählen mehr Bewohner. In der Metropolregion leben ca. 4 Mio. Menschen − zwei Drittel der Bevölkerung Kampaniens.
Ein Tag reicht definitiv nicht aus, um sämtliche Attraktionen aufzusuchen. Selbst eine Woche genügt hier kaum. Tagesbesucher entscheiden sich am besten zwischen der Altstadt, dem repräsentativen Zentrum am Meer oder der Stadt auf den Hügeln. Ganz andere Eindrücke enthüllt der Abstieg in die Unterwelt. Einen ersten Eindruck von der Stadt gewinnt man bereits beim Landeanflug auf den Flughafen: Aus der Vogelperspektive präsentiert sich Neapel als gigantischer Zivilisationsteppich, der krakenartig in die Schwemmlandebene ausgreift. Der urbane Wildwuchs macht selbst vor den Berghängen des Vesuvs nicht halt. Die Frage drängt sich förmlich auf, was passiert, sollte der Vesuv tatsächlich wieder einmal ausbrechen ...
Neapel ist ein brodelnder Hexenkessel: betörend schön, fremdartig exotisch und zuweilen auch abstoßend hässlich. Die Bevölkerungsdichte − in der Stadt am Golf drängen sich 8239 Menschen auf einem Quadratkilometer − ist eine der höchsten ganz Europas. Noch im 19. Jh. war Neapel selbst das Traumziel der klassischen Italienreise. 1787 notierte Goethe in sein Tagebuch: „Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch.“ Obwohl sich die Stadt seitdem verändert hat, teilen nicht wenige Reisende noch heute die widersprüchlichen Empfindungen des Dichters. Auf der einen Seite stehen der grassierende Verfall vieler Kulturgüter, Müllkrise, Camorra und staatlich-bürokratische Korruption. Auf der anderen Seite vermag kaum eine andere europäische Großstadt Reisende derart zu inspirieren wie Neapel.
Was anschauen?
Kirchen, Kirchen, Kirchen: Zahllos wie Sand am Meer erscheinen die Sakralbauten der Stadt, wobei der Barock den Ton angibt. Ganz ohne Kirchenbesuche wird ein Besichtigungstag daher kaum auskommen. Das wichtigste Gotteshaus ist der Dom mit der Kapelle für den Stadtpatron. Hier schlägt das spirituelle Herz der Stadt..
Nationalmuseum: Angesichts der Fülle und Qualität der Exponate werden hier auch überzeugte Museumsmuffel begeistert sein. Neben antiken Skulpturen stehen die Funde aus Pompeji und Herculaneum im Zentrum der Ausstellung..
Cappella Sansevero: Unter den zahllosen Kunstschätzen genießt die barocke Marmorskulptur des „verhüllten Christus“ einen Sonderstatus. Kaum zu glauben, dass Tuch und Corpus aus einem Stück gefertigt sind!
Maschio Angioino: Das Kastell am Fährhafen schützte die Stadt vor Angriffen vom Meer. Sehenswert sind das Triumphportal aus Marmor und der Saal der Barone mit dem gotischen Deckengewölbe..
Was unternehmen?
Neapolitanischer Alltag: Die Metropole am Golf besticht nicht nur durch Kunst und Architektur, sondern bietet auch bemerkenswert ungeschützte Einblicke ins Seelenleben der Stadt. Streifzüge durch Straßen und Gassen sind der beste Weg, um Farben und Formen, Gerüche und Flair aufzusaugen. Der Fischmarkt an der Porta Nolana ist die perfekte Einstimmung in Sachen neapolitanischer Alltag.
Teatro San Carlo: Eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt liegt mitten im Zentrum und kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Ein Highlight!
Wo essen?
Wie in jeder Metropole gibt es auch in Neapel noble Gourmettempel. Es überwiegen jedoch einfache Lokale, in denen man preiswert und landestypisch essen kann. Restaurants in großer Zahl befinden sich rund um den FS-Bahnhof, im Spanischen Viertel und in der Altstadt um Via Tribunali und Spaccanapoli. Teurer wird das lukullische Vergnügen in Santa Lucia am Meer oder am Jachthafen von Mergellina.
Wo relaxen?
In einer Stadt, die nur selten zur Ruhe kommt, sind Orte der Besinnung ein knappes Gut. Es gibt sie jedoch, z. B. den Kreuzgang von Santa Chiara, den Garten der Certosa di San Martino mit Blick auf Stadt und Vesuv oder den Jachthafen von Mergellina vor der Kulisse des Castel dell’Ovo.
Gesichter einer Stadt
Neapel sehen und sterben − keine noch so lange Abhandlung bringt die Magie der Stadt besser zum Ausdruck als dieses häufig zitierte geflügelte Wort. Wer die Schönheit und Anmut der Metropole am Golf in all ihren Facetten erleben will, sollte einige Tage oder besser eine ganze Woche in der Stadt verbringen. Hat man sich einmal mit den wichtigen Straßenzügen und Gebäudekomplexen vertraut gemacht, fällt die Orientierung leicht. Das Meer liegt stets in Reichweite, auch wenn man es merkwürdig selten zu Gesicht bekommt. Landeinwärts befinden sich die Hügel der Stadt, allen voran der Vomero mit dem Castel Sant’Almo auf der Spitze. Der Stadthügel ist bereits bei der Anfahrt mit dem Schiff gut zu erkennen und rückt nicht selten auch in den schnurgeraden Gassen der Altstadt ins Blickfeld. Dennoch präsentiert sich Neapel gerade Erstbesuchern alles andere als übersichtlich: Fassaden mit Patina, der Lärm der Straßenverkäufer, zum Trocknen aufgehängte Wäsche in den Gassen, Street-Art und knatternde Vespas sorgen für eine ständige Überforderung der Sinne − faszinierend und verstörend zugleich. Antike Artefakte sind ganz selbstverständlich ins Straßenbild integriert, als gehörten sie, wie der lautstark für seine Waren werbende Fischhändler, schon immer hierher. Und schließlich sind da noch die Baustellen, die seit gefühlten Ewigkeiten Straßen und Plätze blockieren. Zumindest dies hat Neapel mit den anderen Metropolen Europas gemein. Zahlreiche Reisegruppen besuchen die Stadt bevorzugt sonntags. Verständlich, weil es an diesen Tagen wesentlich ruhiger ist. Andererseits entfalten die Stadtbezirke gerade werktags ihr Flair am besten.
Die Altstadt ist ein unversiegbarer Born interessanter Dinge, von denen offizielle „Sehenswürdigkeiten“ nur einen geringen Teil ausmachen. Verschiedene Orte auf dem Boden der antiken Neapolis erlauben den Abstieg in die Unterwelt, den Bauch der Stadt. Ein Rundgang durch die Katakomben oder die urbanen Fundamente aus griechisch-römischer Zeit zählt zum Spannendsten, was man in der Mezzogiorno-Metropole unternehmen kann. Überdies bietet die Altstadt fantasievoll eingerichtete Ladengeschäfte, verführerisch duftende Restaurants, Bars und Konditoreien, romantische Hinterhöfe mit reichlich Kolorit und immer wieder Einblicke in den italienischen Alltag und in die neapolitanische Volksfrömmigkeit. Diese kreist um Blutwunder (→ Kasten) und um Aberglauben. Das in Läden und an Souvenirständen omnipräsente rote Hörnchen, cornogenannt, ist ein Talisman, der vor dem bösen Blick schützt. Seine Wirkung entfaltet sich nicht, wenn man ihn für sich kauft - man muss ihn geschenkt bekommen!
Paradeblick am Abend vom Posillipo-Hügel
Nicht weniger attraktiv als die Altstadt ist die repräsentative Neustadt. Deren Herz ist die ein wenig an den Petersplatz in Rom erinnernde Piazza del Plebiscito mit dem Stadtpalais der Könige von Neapel und dem grandiosen Teatro San Carlo. Von hier führen innerstädtische Boulevards in zahlreiche Richtungen: Die Via Toledo streift das Spanische Viertel und nimmt Kurs auf das Nationalmuseum, während in der Gegenrichtung die von prächtigen Gründerzeitfassaden flankierte Uferpromenade, die Via Nazario Sauro, insbesondere sonn- und feiertags zum Flanieren einlädt. Außerdem verbindet eine Standseilbahn die Via Toledo mit dem Vomero-Hügel, von dem man einen hinreißenden Ausblick über die Stadt genießt. Ein weiterer Besichtigungshöhepunkt ist für Kunstliebhaber die Gemäldesammlung im Schloss Capodimonte. Sonst präsentiert sich Neapel landeinwärts nicht unbedingt von seiner Schokoladenseite: Beiderseits der Autobahn in Richtung Pozzuoli überwiegen gesichtslose Wohnsilos und freudlos vor sich hindümpelnde Industrieanlagen. Ein Lichtblick an der westlichen Peripherie ist das Science Centre im Industrievorort Bagnoli, das ein Stahlwerk an gleicher Stelle ersetzt. Zwischen Stadtzentrum und Bagnoli erstreckt sich der Posillipo mit dem mutmaßlichen Grab des römischen Dichters Vergil. Heute ist der Hügel eine bürgerliche Wohngegend mit stattlichen Villen und Gärten, in denen auf fruchtbarer Vulkanerde Zitrusfrüchte und Blattgemüse kultiviert werden.
Anime pezzentelle - Totenkult in Neapel
Die Untergründe der Millionenstadt bergen manch abgründiges Geheimnis. Eines davon ist der neapolitanische Totenkult, der bis in die 1970er-Jahre v. a. von Frauen praktiziert wurde. Bedeutende Stätten dieser „matrilokalen Kulte“ sind die Altstadtkirche Santa Maria delle Anime del Purgatorio oder auch der Cimitero delle Fontanelle im Stadtteil Sanità. Letzterer ist für den Totenkult von besonderer Bedeutung, weil das heutige Armenviertel just dort liegt, wo sich einst vor den Toren der antiken Neapolis die griechisch-römischen Katakomben befanden.
Totenköpfe als Kultobjekt auf dem Fontanelle-Friedhof
Die Sanità wurde erst im Verlauf des 16. Jh. besiedelt (der Name Fontanelle verweist auf den ehemaligen Quellenreichtum). Die turmhoch in den Berg getriebenen Tuffsteingrotten des Gottesackers entpuppen sich als titanisches Beinhaus mit regal-hoch gestapelten Knochen und Schädeln. Zur Blütezeit des Totenkults besuchten Frauen das unterirdische Beinhaus, wuschen die Schädel und beteten für ein günstiges Schicksal der Toten im Fegefeuer. Ein Akt mit doppeltem Nutzen, denn umgekehrt glaubten Praktizierende daran, dass sich die Seelen revanchierten: indem sie Kinder- oder Heiratswünsche erfüllen oder zur Krankheitsgenesung beitragen. Zumeist handelt es sich bei den Knochen um anonyme Tote, die während der verschiedenen Pest- und Choleraepidemien 1656 und 1836/37 hier eingelagert wurden. Andere fanden nach Auflösung innerstädtischer Friedhöfe den Weg hierher. Anime pezzentelle, „verlassene Seelen“ werden die namenlosen Toten genannt, die sich die Frauen im Zuge der Kulte aneigneten; sie gaben ihnen eine „Familie“ und enthoben sie somit ihrer Verlorenheit im Fegefeuer. Der Totenkult ist seit dem barocken Zeitalter der Gegenreformation belegt. Ein bischöfliches Dekret setzte der „heidnischen“ Volksfrömmigkeit 1969 ein Ende.
Weiterführende Literatur:
Ulrich van Loyen: Neapels Unterwelt. Über die Möglichkeit einer Stadt, Berlin 2018.
Geschichte Neapels
Die frühesten Siedlungsspuren befinden sich überraschenderweise nicht auf dem Boden der Altstadt, sondern auf dem Monte Ecchia (Pizzofalcone). Heute ist der Hügel hinter dem Castel dell’Ovo vollständig überbaut, weshalb man ihn gerne übersieht. In der Antike ragte er wie ein Sporn ins Meer, während das Kastell auf einer vorgelagerten Insel stand. Der Name der ersten griechischen Siedlung aus dem 7./6. Jh. v. Chr. lautete Parthenope − eine der drei Sirenen vor der italienischen Küste, an denen Odysseus im Verlauf seiner Irrfahrt vorbeisegelte. Der Sage nach sollen sich die sangesfreudigen Schönheiten ins Meer gestürzt haben. Die sterblichen Reste der Parthenope wurden auf der Insel Megaris (Megaride), Sitz der oben erwähnten Seefestung, angeschwemmt. Noch heute gilt die Sirene − neben Vergil und San Gennaro − als Schutzpatronin der Stadt. Die ersten Bewohner waren Griechen aus der nahe gelegenen Siedlung Cumae; diese gründeten um 500 v. Chr. östlich der „alten Stadt“ (Palaepolis) eine neue Siedlung und nannten sie Neapolis. Die „Neustadt“ der Griechen lag exakt auf dem Boden der heutigen Altstadt; wer im Komplex San Lorenzo Maggiore die Treppen hinuntersteigt, kann noch die Ruinen aus griechischer und römischer Zeit besichtigen. Wie die meisten anderen griechischen Kolonien in Unteritalien, blieb Neapel auch während der römischen Herrschaft unabhängig. Als man sich aber in den römischen Bürgerkriegen im 1. Jh. v. Chr. auf die falsche Seite schlug, folgte die Strafe auf den Fuß: Nach dem Sieg Roms verleibte Sulla die Stadt am Golf dem wachsenden Imperium ein.
Antike Forumsreste im Untergrund
Im Mittelalter und in der Neuzeit verlief die Entwicklung Neapels im Rahmen der politischen Ereignisgeschichte Unteritaliens (→ Geschichte). Bis 1139 war Neapel Hauptstadt eines unabhängigen, mit Byzanz verbündeten Herzogtums. Eine neue Epoche begann danach mit den Normannen, welche die Stadt am Golf in ihr Königreich Sizilien integrierten. War in der normannischen Epoche die Hauptstadt noch Palermo, verschoben sich in der Folge die Gewichte nach Norden: Eine Zäsur bedeutete die Gründung der Universität 1224 durch Kaiser Friedrich II. − die erste nichtkirchliche Hochschule Europas! Nach der öffentlichkeitswirksamen Hinrichtung des blutjungen Staufersprosses Konradin auf der Piazza del Mercato verlegte Karl I. von Anjou seine Residenz von Palermo nach Neapel und läutete ein neues Zeitalter für die Stadt ein. In der angevinischen Epoche wuchs die Einwohnerzahl der Stadt rasant, begleitet durch eine fieberhafte Bautätigkeit: Am Hafen entstand der trutzige Maschio Angioino als neue Residenz (Castel Nuovo); in der Altstadt wuchsen die riesigen Klosterkomplexe Santa Chiara und San Lorenzo Maggiore in die Höhe; auf dem Hügel entstanden die Certosa di San Martino und mit dem benachbarten Castello Sant’Elmo die dritte große Anlage im Dreigestirn der neapolitanischen Festungen. Mit der Machtübernahme der Aragonier zu Beginn der Renaissance entfaltete sich in Neapel eine höfische Pracht, wie sie auch in anderen Residenzen üblich war: Ausdruck der städtebaulichen Veränderungen in jener Zeit ist das neue Triumphportal aus Marmor am Castello Nuovo. Die weitreichendsten Veränderungen im Stadtbild erfolgten jedoch im anschließenden Barockzeitalter. Ganze Straßen- und Gassenzüge wichen neuen Prachtboulevards, u. a. zerschnitt die Via Toledo die gewachsenen Wohn- und Arbeitsstrukturen. Zwischen dieser neuen Verkehrsachse und dem Vomero-Stadthügel entstand mit den Quartieri Spagnoli ein ganz neues Stadtviertel, das vorwiegend von spanischen Soldaten bewohnt wurde. Um der ständig wachsenden Bevölkerung Herr zu werden, wurde verstärkt in die Höhe gebaut. In der frühen Neuzeit galt Neapel geradezu als Stadt der Hochhäuser! Schließlich veränderten die Barockkirchen, die in fast aberwitziger Anzahl neu entstanden, das Aussehen der Stadt nachhaltig. In „der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts“, schrieb der Kulturhistoriker Dieter Richter, „zählt man 304 Kirchen und 144 Klöster mit fast 5000 Geistlichen.“
In der Neuzeit wurde die Stadt immer wieder von Katastrophen heimgesucht. Im Dezember 1631 brach, nach langer Ruhephase, der Vesuv aus. Das Unglück kostete ca. 3000 Menschen das Leben. Bei der anschließenden Choleraepidemie breitete erstmals der Stadtpatron, der hl. Gennaro, seine schützende Hand über die Neapolitaner aus (→ Kasten). 1647 setzte für kurze Zeit der Masaniello-Aufstand die bestehende Ordnung außer Kraft. Die Erhebung des Fischerhändlers namens Tommaso Aniello wurde blutig niedergeschlagen. Beteiligt waren an der Revolte auch zahlreiche Angehörige des neapolitanischen Pöbels, die berühmt-berüchtigten Lazzaroni (→ Kasten). Während der Herrschaft des Bourbonen Ferdinand IV. wurde im 19. Jh. die Wirtschaftskrise virulent, unterbrochen lediglich durch eine Reformphase unter dem Franzosen Joachim Murat. Aber nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht von Waterloo 1815 kehrte der alte Schlendrian wieder in der Stadt am Golf ein, in der Ortsfremde sich nun zunehmend unwohl und unsicher zu fühlen begannen. Immer wieder wüteten Epidemien, die prekäre soziale Lage der Lazzaroni spitzte sich weiter zu. Nach der unità, dem Aufgehen des Königreichs beider Sizilien im neu vereinigten Königreich Italien, begann die längst überfällige Altstadtsanierung: Viele Häuser wurden erstmals ans Kanalisationsnetz angeschlossen, neue Straßenachsen und Repräsentativbauten veredelten um die Wende vom 19. zum 20. Jh. das Stadtzentrum, u. a. der Corso Umberto I oder die Galleria Umberto I mit ihrer weithin sichtbaren Glaskuppel. Die urbane Entwicklung im 20. Jh. ist auch von Versuchen gekennzeichnet, in der Peripherie Industrie anzusiedeln. Dabei führte die Errichtung neuer Wohnviertel an den Rändern zu einem Landschaftsfraß ungekannten Ausmaßes. In der Mussolini-Epoche füllten im Stadtzentrum neue Häuserblocks zwischen Via Toledo und Corso Umberto I die bestehenden Baulücken. In den 1980er- und 1990er-Jahren entstand nach Plänen des renommierten japanischen Architekten Kenzō Tange das Centro direzionale − urbane Hochhäuser mit Spiegelglasfassaden, die Reisenden bereits bei der Anfahrt mit der Eisenbahn ins Auge springen.
Die Lazzaroni − Pöbel unter dem Schlaraffenbaum
Eine wichtige stadtsoziologische Besonderheit Neapels waren die Lazzaroni − das urbane Lumpenproletariat. Die meiste Zeit des Jahres verbrachten die Bettler, Stadtstreicher, Tagediebe und Herumtreiber draußen in den Gassen oder lungerten in Hauseingängen herum. Nur im Winter zogen sie sich zum Schlafen in die unterirdisch gelegenen Katakomben zurück, in jenes Napoli Sotteranea, das heute zu den Touristenmagneten der Stadt zählt. Zeitweilig sollen bis zu 60.000 Neapolitaner dieser Schicht angehört haben, deren Name sich vielleicht vom biblischen Lazarus oder aus dem spanischen lacería (Lepra) ableitet. Fest steht, die lazzari, wie sie auch genannt wurden, trugen ihren Namen mit Stolz. Zur kollektiven Identität trug auch deren rote Mütze bei, jene Kopfbedeckung, die durch die Französische Revolution 1789 als Phrygische Mütze oder Jakobinermütze berühmt wurde. Die meiste Zeit über ging es in den neapolitanischen Elendsvierteln trotz großer Armut recht friedlich zu. Dennoch war das Gewaltpotenzial der Lazzaroni in ganz Europa gefürchtet, seit sich die Armenschicht im legendären Aufstand unter Führung von Masaniello (→ Geschichte) kollektiv gegen die Steuerpolitik der spanischen Machthaber erhoben hatte. Viele Reiseberichte der Adeligen, Künstler und Intellektuellen im 18. und 19. Jh. illustrierten das große Unbehagen, sobald die Fremden mit dem Pöbel in Berührung kamen. Zahlreiche kulturelle Stereotype vom wilden, ungezügelten und wollüstigen „Volksgeist“ haben hier ihren Ursprung. Auf der anderen Seite zeigten sich Reisende von der brodelnden Volksseele Neapels fasziniert und brachen eine Lanze für die Unbekümmertheit und Leichtigkeit der Lazzaroni, wobei auch sie den herkömmlichen Klischees folgten.
Phrygische Mütze: Ölgemälde im Palazzo Reale
Die wilde und leidenschaftliche Seite der Lazzaroni kam u. a. bei den großen Festivitäten zur Entfaltung, allen voran bei der jährlichen Blutsverflüssigung des hl. Gennaro. Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Cuccagna, wo v. a. (aber nicht nur) Kinder auf einen „Schlaraffenbaum“ (albero della cuccagna) kletterten, um eine oben befestigte Speise herabzuholen. Der bourbonische König Ferdinand IV. galt bis zum Beginn der Französischen Herrschaft auch als Re Lazzarone. Der „Lazzaroni-König“ machte sich nicht selten mit dem Volk gemein und trieb diese proletarischen Spielchen auf die Spitze.
Schließlich veränderte der zunehmende motorisierte Straßenverkehr das Gesicht der Stadt: Staus zur Rushhour gehören zum gewohnten Bild, derweil die neue Metro die Verkehrsströme unter die Erde verlegte. Krisen gehörten auch in der 2. Hälfte des 20. Jh. zum gewohnten Bild: 1972/73 wütete eine verheerende Choleraepidemie. Die Seuche forderte über 20 Menschenleben und bedeutete einen herben Rückschlag für die touristische Entwicklung Süditaliens. 2007 hielt die Müllkrise die Region in Atem. Müllhaufen verpesteten tage- und wochenlang die Straßen der Stadt und legten strukturelle Mängel bloß − es fehlte an Müllverbrennungsanlagen, illegale Deponien waren ein gefundenes Fressen für die örtlichen Camorra-Clans, die sich an der Notlage bereicherten. Andererseits erlebte die Stadt durchaus erkennbare Fortschritte: Besonders unter dem Linksdemokraten Antonio Bassolino, der zwischen 1993 und 2000 als Bürgermeister die Geschicke der Stadt am Golf lenkte, erlebte Neapel eine wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Renaissance. Die ansprechend gestaltete Uferpromenade zwischen der Piazza del Plebiscito und Mergellina geht u. a. auf seine Initiative zurück.
Neapel besichtigen
Hinsichtlich der Zahl an Sehenswürdigkeiten nimmt Neapel unbenommen einen Spitzenrang unter den europäischen Metropolen ein. Dazu gesellen sich diejenigen Attraktionen, die gegenwärtig nicht zugänglich sind − Baudenkmäler, an denen der Zahn der Zeit nagt und die dem vielerorts grassierenden Verfall anheimgegeben sind. Weil das Geld für die Restaurierung fehlt, werden die betreffenden Denkmäler kurzerhand geschlossen (→ Kasten). Die meisten Attraktionen liegen in der Altstadt und sind bequem zu Fuß vom Hauptbahnhof (Napoli Centrale) erreichbar. Auch die Sehenswürdigkeiten links und rechts der Via Toledo zwischen Piazza Dante und Piazza del Plebiscito werden am besten zu Fuß oder alternativ mit der Metrolinie 1 angesteuert. Gleiches gilt für das am Altstadtrand gelegene Archäologische Nationalmuseum (Linie 1 und 2). Wer indes einen größeren Radius wählt und sich für die Sehenswürdigkeiten auf den Hügeln sowie in der Peripherie interessiert, sollte am besten auf öffentliche Nahverkehrsmittel zurückgreifen. Eine Besonderheit sind die Standseilbahnen (funiculari), die an verschiedenen Stellen das Zentrum mit luftig gelegenen Aussichtspunkten auf den Hügeln verbinden. Die Fahrt allein ist bereits ein für jedermann erschwingliches Erlebnis!
Sehenswertes zwischen Hauptbahnhof und Dom
Das Bahnhofsviertel ist nicht gerade ein Vorzeigequartier − das verbindet die Stadt am Golf mit zahlreichen anderen Metropolen. Unglücklicherweise entpuppt es sich als das Stadtviertel, das Neuankömmlinge als Erstes zu Gesicht bekommen: Klischees einer dreckigen, chaotischen, lauten und vielleicht sogar unsicheren Metropole scheinen sich umgehend zu bestätigen, wobei der Bahnhofsvorplatz(Piazza Garibaldi) nach einem aufwändigen Facelifting die Vorurteile ausnahmsweise Lügen straft. Die moderne Shoppingpassage mit dem Zugang zur Metro ist vom Feinsten, der Individualverkehr wurde eingeschränkt, wovon die zahlreichen Gästehäuser und Hotels am Bahnhofsplatz profitieren.
Zwischen Hauptbahnhof und Altstadt liegen ärmlich wirkende Wohnquartiere mit nur geringer Aufenthaltsqualität, in denen zunehmend Migranten aus vieler Herren Länder den Ton angeben. Einzig der breite Corso Umberto I, der das Bahnhofsviertel mit dem Stadtzentrum verbindet, macht eine Ausnahme und bietet Neuankömmlingen die Option, schnurstracks die „besseren Gegenden“ der Stadt anzusteuern. Auf der anderen Seite versäumt man auf diese Weise das eine oder andere Juwel, das den Besuch lohnt: die Gemäldegalerie im Gebäude der sozial engagierten Bruderschaft Pio Monte della Misericordia, die grandiose Chiesa San Giovanni a Carbonara oder auch diverse Sehenswürdigkeiten hinter dem Dom, z. B. das Museum MADRE und das Kirchenschatzmuseum mit den zwei Kirchen Santa Maria Donnaregina. Weiteres Highlight ist der Fischmarkt, auf dem sieben Tage in der Woche eine hektische Betriebsamkeit herrscht.
Chiesa Santa Maria Donnaregina Nuova
Ein ganz besonderes Stadtviertel ist die „Gabel“ (forcella): Gleich einer Astgabel bilden hier die Gassen ein „Y“. Wegen der Camorra mieden einst Stadtführer das Quartier und nahmen auf dem Weg zum Dom lieber einen Umweg in Kauf. Heute scheint die Gefahr, wenn je eine bestanden hat, vorbei. Interessantestes Bauwerk hier ist ein ehemaliges Hospiz und Waisenhaus, das als Sammelbecken für Kinder diente, die von ihren Eltern ausgesetzt wurden. Aus der Not heraus bzw. aus Mangel an besserem Wissen erhielten sämtliche Waisenkinder den Einheitsnamen Esposito („Ausgesetzter“ bzw. „Ausgesetzte“). Noch heute hören auffallend viele Neapolitaner auf den Nachnamen „Esposito“ ...
Porta Nolana (Fischmarkt)
Direkt an der Endhaltestelle gleichen Namens der Circumvesuviana-Vorortbahn gelegen, ist das Stadttor aus dem 15. Jh. häufig das erste Bauwerk, das Tagesbesucher von Neapel zu sehen bekommen. In der frühen Neuzeit führte durch das robust gemauerte Tor die Ausfallstraße nach Nola. Direkt dahinter verbreitet der Fischmarkt Atmosphäre und Flair − und versorgt nebenbei die örtliche Gastronomie an sieben Tagen in der Woche mit frischen Muscheln und Meeresfrüchten. Außerdem gibt es hier Obst, Gemüse, Kleidung und CDs.
Stadtrundgang: Kurzvisite − Neapel an einem Tag
Startpunkt des Rundgangs ist die Piazza Garibaldi mit dem Hauptbahnhof. Vom jenseitigen Ende des Platzes biegen Sie, mit dem Rücken zum Bahnhof, halblinks in den Corso Umberto I ein. Danach folgen Sie der Straße, die das Bahnhofsviertel mit der repräsentativen Neustadt verbindet, bis zur achteckigen Piazza Nicola Amore. Hier halten Sie sich rechts und laufen auf der Via Duomo zum Dom San Gennaro.
Nach der Dombesichtigung geht es auf besagter Via Duomo ein kurzes Stück zurück, bis die Via Tribunali rechts abzweigt. Bei der belebten Altstadtgasse handelt es sich faktisch um die antike Hauptstraße (decumanus maximus), wobei in der griechischen Epoche das Straßenniveau deutlich tiefer lag. Nach 250 Metern markiert eine Kreuzung mittelalterlicher Gassen, die Piazza San Gaetano, die Lage des einstigen antiken Forums. Die unscheinbare Kreuzung ist das Herz der mittelalterlichen Altstadt Neapels. Von hier kann man in den in den Bauch der Stadt absteigen (Napoli Sotterranea) oder den Komplex San Lorenzo Maggiore mit den Überresten der griechischen Stadt erkunden.
Zentral: Piazza del Gesù Nuovo
Von der Via Tribunali zweigt nach links die berühmte Krippengasse ab und endet wenig später am Spaccanapoli. Dem „Spalt von Neapel“ folgen Sie nach rechts, vorbei an der Statue des Gottes Nil und an der gleichnamigen Bar mit dem Maradona-Altar gegenüber. An der antiken Nil-Skulptur wenden Sie sich auf der Via Nilo nach rechts und biegen bei erster Gelegenheit wieder links ab. Nach wenigen Schritten stehen Sie vor dem Eingang der Cappella Sansevero.
Zurück am Spaccanapoli nehmen Sie die ursprüngliche Gehrichtung wieder auf und folgen dem „Gassenspalt“ bis zum Sakralkomplex Santa Chiara. Hier empfiehlt sich die Besichtigung des Kreuzgangs, der sich gut mit einer WC- und Kaffeepause verbinden lässt. Danach setzen Sie den Weg auf dem Spaccanapoli bis zur Piazza del Gesù Nuovo fort.
Auf dem Platz mit dem 40 Meter hohen Obelisco dell’Immacolata (1747) befinden sich das Touristenbüro und der Eingang zur barocken Chiesa del Gesù Nuovo. Nach dem Besichtigungsstopp verlässt die Route die Altstadt auf der halblinks bergab führenden Calata Trinità Maggiore und quert eine Hauptverkehrsstraße. Orientierung bietet der Brunnen auf der anderen Straßenseite, die Fontana di Monteoliveto. Dahinter führen Treppen zum Eingang der Chiesa di Sant’Anna dei Lombardi.
In Fortsetzung der bisherigen Gehrichtung gelangen Sie zur Via Toledo, auf der es links weitergeht. Die Geschäftsstraße passiert den Eingang zur Galleria Umberto I und endet auf der weitläufigen Piazza del Plebiscito im Herzen der repräsentativen Neustadt mit der Chiesa San Francesco di Paola, dem Palazzo Reale und dem Café Gambrinus. Von hier ist es nur ein kurzes Stück zur Piazza Municipio. Sie passieren die erwähnte Einkaufspassage (Galleria Umberto I) und das Teatro San Carlo, bevor das Castel Nuovo mit dem prächtigen Marmorportal abschließend ins Blickfeld rückt. Zurück zum Ausgangspunkt der Tour geht es mit der Metrolinie 1.
Porta Capuana
Das Stadttor aus dem Jahr 1484 wirkt wie ein Triumphbogen und stand ursprünglich einmal an einer anderen Stelle. Das eigentliche Portal in der Mitte ist ein Werk der Renaissance und besteht aus Carrara-Marmor. Das großformatige Bauwerk auf der anderen Straßenseite ist das Castel Capuano aus der normannischen Herrschaftsepoche. Heute beherbergt das trutzige Gebäude u. a. eine Bibliothek.
Chiesa San Giovanni a Carbonara
Das über eine Freitreppe erreichbare ehemalige Augustinerstift liegt auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Nationalmuseum. Das Ensemble in wenig anheimelnder Umgebung enthält einige großartige Kunstschätze aus dem späten Mittelalter und der Renaissance, u. a. das monumentale Grabmal des Königs Ladislaus (1376−1414) aus dem Haus der Anjou. Das Kunstwerk im Stil eines Hochaltars wurde 1428 vollendet und ruht auf vier Figuren − allegorische Darstellungen der Tugenden Mäßigung, Stärke, Vorsicht sowie Großmut. Die Schöpfer des Grabmals stammten wohl aus der Lombardei oder der Toskana. Sehenswert sind ferner die Fresken aus der 2. Hälfte des 15. Jh. in der Cappella Carracciolo del Sole unmittelbar hinter dem Grabmal und die Marmorarbeiten aus der Renaissance in der Cappella Carracciolo di Vico. Zeitweilig diente der Sakralkomplex in der Renaissance als Zentrum des Humanismus und der Wissenschaften. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden Kirchen und Kreuzgänge aufwändig restauriert und wiederhergestellt.
♦ Tägl. außer So 9−13 Uhr. Via Carbonara 4.
Pio Monte della Misericordia
Die renommierte Wohlfahrtsorganisation gründeten 1602 sozial engagierte Adelige. Heute ist der Stiftungssitz ein Museum: Das Hauptwerk in der Kapelle mit achteckigem Grundriss ist das von Caravaggio zu Beginn seines Neapelaufenthalts für die karitative Institution geschaffene Altargemälde „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ (Sette opere di Misericordia). Die Galerie im Obergeschoss präsentiert Werke u. a. aus der Blütezeit des neapolitanischen Barocks.
♦ Mo-Sa 10-18, So 9-14.30 Uhr. 8 €, erm. 6 €. Via Tribunali 253, www.piomontedellamisericordia.it.
Duomo San Gennaro
Weil der in spiritueller Hinsicht wichtigste Sakralbau komplett in die Stadtlandschaft integriert ist, macht er von außen eher wenig her. Ein bescheidener Vorplatz gibt nur wenig Raum für die Freitreppe zum Eingangsportal. Innen sticht zunächst die Barockausstattung ins Auge, die in Neapel natürlich standesgemäß-üppig ausfällt. Aus kunsthistorischer und spiritueller Perspektive bedeutender sind die beiden Seitenkapellen, die hinsichtlich ihrer Dimensionen Querschiffen gleichen. Linker Hand gelangen Besucher in die Basilika Santa Restituta, die den Status einer eigenständigen Kirche im Domkomplex genießt. Tatsächlich handelt es sich um den Rest des 324 n. Chr. von Kaiser Konstantin gegründeten Vorgängerbaus. Noch heute befinden sich hier die Reliquien der hl. Restituta, die Urlauber aus Ischia möglicherweise als Inselpatronin wiedererkennen. Um 1300 fiel der rückwärtige Teil des alten Doms dem Neubau zum Opfer. Eintrittspflichtig ist die von der Basilika zugängliche Taufkapelle San Giovanni in Fonte. Bemerkenswert ist die achteckige Trommelkuppel, die − wie die Mosaikreste − auf orientalische Einflüsse schließen lässt und aus dem 4. Jh. n. Chr. stammt.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptschiffs befindet sich die Kapelle des hl. Januarius(Cappella del Tesoro di San Gennaro) mit der berühmten Phiole, die bei der jährlichen Blutwunder-Zeremonie ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt (→ Kasten). Die auch für neapolitanische Verhältnisse ungewöhnlich üppige Ausstattung finanzierte das städtische Bürgertum nach dem glücklichen Ende einer Pestepidemie. Für die Kunstwerke verpflichtete man die damalige Crème de la Crème und scheute dabei keinerlei Kosten. Herausragend sind die Fresken aus dem 17. Jh. von Domenichino und Giovanni Lanfranco und der Hochaltar von Francesco Solimena.
Übrigens: Wenn über Mittag der Dom geschlossen hat, ist die Kapelle weiter über die Domschatzkammer (→ unten) zugänglich.
♦ Dom: Mo−Sa 8.30−13 und 15.30−19.30, So 8−13 und 16.30−19.30 Uhr. Baptisterium: Mo−Sa 9.30−12 und 16.30−19, So 8−12 Uhr. 1,50 €.
Duomo San Gennaro: Blutwunder oder Scharlatanerie?
San Gennaro, um 305 n. Chr. verstorbener Bischof und Märtyrer, ist gleichzeitig Patron der Kathedrale sowie Schutzheiliger der Stadt Neapel. Rationalisten mokieren sich in schönster Regelmäßigkeit über einen seltsamen Hype, der zwei- bis dreimal im Jahr veranstaltet wird und sich um den Heiligen als Hauptperson dreht. Besser gesagt: um ein paar Phiolen mit einer rostrot-braunen Substanz. Die Neapolitaner glauben, dass die sorgsam in einer Seitenkapelle des Doms verwahrten Ampullen das (eingetrocknete) Blut des hl. Januarius enthalten. Geht es der Stadt und den Bewohnern gut, dann verflüssigt sich das Blut im Zuge eines Kirchenrituals, das alljährlich am ersten Maiwochenende und am 19. September, dem Namenstag des Heiligen, stattfindet. Schwierig wird es dann, wenn das Wunder seine Schuldigkeit versagt und sich das Blut nicht verflüssigt. Jeder Neapolitaner weiß von Katastrophen zu berichten, bei denen dies geschah: Beim Erdbeben im Jahr 1980 starben über 2000 Menschen. Und wurde nicht 1988, inmitten der goldenen Jahre, der Fußballverein SSC Neapel nur Zweiter − hinter dem ungeliebten Rivalen Inter Mailand? Andererseits ist bei Neapolitanern das Schicksalsjahr 1631 fest im Gedächtnis verankert, als lediglich die auratische Kraft − und das Blut − des Heiligen die große Pestkatastrophe als Folge eines Vesuvausbruchs zu verhindern half. An das Ereignis gedenkt u. a. die Guglia di San Gennaro auf der Piazza Riario Sforza.
Im Zeitalter der heraufziehenden Naturwissenschaften haben immer wieder Menschen den Miracolo di San Gennaro als Scharlatanerie bezeichnet. Ein Chemiker verwies z. B. auf das Phänomen der Thixotropie, der zufolge feste Stoffe bei der Berührung mit bestimmten Substanzen ihre „Fließeigenschaft“ schlagartig verändern.
Museo del Tesoro di San Gennaro
Die Domschatzkammer birgt einige Highlights, u. a. das prächtige Juwelenkollier des hl. Januarius (Collana di San Gennaro), das 1679 der Künstler Michele Dato fertigte. Ein Blickfang ist auch die Bischofsmütze aus dem Jahr 1713 (Mitra Gemmata), die mit 198 Smaragden, 168 Rubinen sowie 3328 Diamanten bestückt ist. Der Museumsrundgang schließt auch den Besuch der Sakristei ein, außerdem ist die barocke Seitenkappelle des Doms mit der Blutphiole zugänglich.
♦ Tägl. 9−18 Uhr. 10 €, Kapelle ohne Museum 4 €, Kombiticket mit Museo Civico Filangieri 12 €. Via Duomo 149, www.museosangennaro.it.
Museo Civico Filangieri
Das Privatmuseum befindet sich in den Räumlichkeiten eines Stadtpalais aus der Renaissance. Es ist nach dem schlachtenerprobten Offizier und Statthalter von Sizilien Carlo Filangieri benannt, dessen Sammlung chinesischer, japanischer und türkischer Waffen im ersten Saal präsentiert wird. Der zweite Saal enthält ein buntes Sammelsurium von Gemälden, Skulpturen und Keramiken, im dritten Saal ist die sehenswerte Bibliothek untergebracht. Die größte Attraktion ist jedoch das Gebäude selbst: Das Treppenhaus und die Räume sind eine Augenweide, besondere Wertschätzung genießt der Majolikafußboden im zweiten Saal mit den Emblemen der Adelsfamilie Filangieri.
Schatzkammer des hl. Januarius: Blick in die prächtige Kuppel
♦ Mo-Fr 10-16.30, Sa/So bis 17.30 Uhr. 6.50 €, Kombiticket mit Museo del Tesoro di San Gennaro 13,50 €. Via Duomo 288, www.filangierimuseo.it.
Complesso Monumentale Donnaregina (Museo Diocesano)
Zum versteckt hinter dem Dom gelegenen Sakralkomplex gehören zwei Kirchen: eine prächtig ausgestattete Kirche im Stil des Barocks (Donnaregina Nuova) sowie dahinter das ältere Gotteshaus im gotischen Stil mit Wandfresken, die zu den am besten erhaltenen in der ganzen Region zählen (Donnaregina Vecchia).
Die beiden Kirchen gehörten zu einem frühmittelalterlichen Nonnenkloster, das bei einem schweren Erdbeben 1293 zerstört und danach im gotischen Stil wieder aufgebaut wurde. Königin Maria d’Ungheria, Ehegattin Karls von Anjou, steuerte die finanziellen Mittel bei − ihr Grabmal zählt zu den künstlerisch hochwertigsten Marmorwerken aus der gotischen Epoche und befindet sich im Hauptschiff an der rechten Seitenwand. Ebenfalls sehenswert sind die Fresken aus dem 14 Jh. in der Cappella Loffredo. Diese befindet sich schräg gegenüber in der Nähe des Eingangs zur Linken. Vom einstigen Kreuzgang führt eine Treppe zur Chorempore mit weiteren Fresken (ebenfalls 14. Jh.), die bei einem Brand des Dachstuhls 1390 schwer beschädigt wurden. Dargestellt werden u. a. Szenen aus dem Jüngsten Gericht und aus der Passion Christi.
Der barocke „Neubau“ des Komplexes wurde 1617 begonnen und präsentiert sich heute im typischen Überschwang neapolitanischen Barocks. Namhafte Künstler wie Francesco Solimena oder Luca Giordano steuerten Werke zur Ausstattung bei. Den schönsten Blick auf den Innenraum genießt man oben von den Emporen, die gleichzeitig die wichtigen Kirchenschätze präsentieren (Museo Diocesano).
♦ Tägl. außer Di 9.30−16.30, So bis 14 Uhr. 7 €, erm. 4 €. Largo Donnaregina, www.museodiocesanonapoli.it.
Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina (MADRE)
Das große Museum für Gegenwartskunst befindet sich unweit des Doms am Altstadtrand im Palazzo Donna Regina. Nach einer umfangreichen Kernsanierung präsentiert das Haus seit 2005 auf 8000 m2 Gemälde und Skulpturen ausgewählter Künstler der Moderne. Besondere Schwerpunkte sind die Konzeptkunst, die Avantgarde und die Arte Povera − eine in den 1960er- und 1970er-Jahren in Norditalien beheimatete Kunstrichtung, die für Installationen bevorzugt Alltagsmaterialien verwendete. Der erste Sammlungsbereich widmet sich Künstlern mit biografischem Bezug zur Stadt Neapel. Vorgestellt werden u. a. Arbeiten von Mimmo Paladino, Anish Kapoor, Sol LeWitt, Rebecca Horn und Jeff Koons. Ein zweiter Sammlungsbereich stellt Werke bekannter Künstler seit den 1950er-Jahren vor, z. B. von Gerhard Richter, Roy Lichtenstein und Andy Warhol. Angeschlossen sind ein Café, eine Mediathek sowie eine Kunstbuchhandlung.
♦ Tägl. außer Di 10−19.30, So bis 20 Uhr. 8 €, erm. 4 €. Via Settembrini 79, www.madrenapoli.it.
Sehenswertes in der Altstadt
Das mittelalterlich geprägte Stadtviertel zwischen Via Duomo und Piazza Dante bzw. zwischen Corso Umberto I und dem Archäologischen Nationalmuseum ist einerseits kompakt, andererseits ein komplexer Kosmos, der althergebrachte Seh- und Denkgewohnheiten zuweilen stark strapaziert. Letzteres macht den spezifischen Reiz der neapolitanischen Altstadt aus. Schnurgerade verlaufende Gassen erleichtern die Orientierung; sie ergeben ein Schachbrettmuster, das interessanterweise exakt dem Verlauf der antiken Straßenzüge entspricht. Die Hauptstraße (decumanus maximus) zur Zeit der griechischen Neapolis war die heutige Via Tribunali, die kerzengerade den Dom mit der Piazza Dante am anderen Ende des Quartiers verbindet. An der Abzweigung der Krippengasse lag in der Antike die Agora bzw. das Forum. Zwei Säulen des einstigen römischen Dioskurentempels schmücken die Renaissance-Fassade der Chiesa San Paolo Maggiore, die sich heute anstelle der antiken Forumsbauten an der Piazza San Gaetano erhebt. Namhafter als die Via Tribunali ist eine parallel verlaufende Gasse, die auf viele Namen hört, den meisten Neapolitanern jedoch als „Spalt Neapels“ (Spaccanapoli)