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Greta Garbööchen und Oma Liesl, die beiden Protagonistinnen dieses Lese- und Vorlesebuches, tauschen sich fast täglich über die unterschiedlichsten Ereignisse aus. Beide lieben es, miteinander ins Gespräch zu kommen; egal, ob über Schule, Freundschaften, Streitigkeiten oder Hobbys etc. Greta Garbööchen: 9 Jahre alt, aufgeweckt, wissbegierig und temperamentvoll, mit einer Vorliebe für Wörter mit langem "ööö" und selbst erfundene Wörter. Oma Liesl: zehnmal so alt wie Greta, noch sehr rüstig und lebensbejahend; mit einem reichen Zitaten-, Erfahrungs- und Wissensschatz gesegnet, den sie gerne an ihre Enkelin weitergibt. Gedanken aus dem Volksmund, Sprichwörter, Redewendungen und Lebensweisheiten werden in diesem Buch mit humorvollen, nachdenklichen und Mut machenden Kurzgeschichten kombiniert. Es richtet sich an junge und junggebliebene LeserInnen; an alle, die gerne vorlesen, sich im Gespräch austauschen und voneinander lernen möchten!
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Seitenzahl: 103
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Anne Heesen
Greta Garbööchen und Oma Liesl - zwei mit Herz und Verstand!
SprichwortGeschichten
Ein Lese- und Vorlesebuch für Junge und … Junggebliebene
© 2021 Anne Heesen, 2022 überarbeitete und illustrierte Fassung
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-25158-8
Hardcover:
978-3-347-25159-5
e-Book:
978-3-347-25160-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Weitere Bücher von Anne Heesen, Verlag tredition:
„Greta Garbööchen und Oma Liesl – erleben aufregende Feste!“
Band 2 der „SprichwortGeschichten für Junge und Junggebliebene“, illustriert von Carlotta Reinders
„Erpicht aufs Gedicht? Für zarte Gemüter – besser nicht!“
Gereimte Ungereimtheiten und freche Wortspielereien, unterhaltsame Lyrik, illustriert von Carlotta Reinders
Für
Friederike und Maximilian
VORWORT
Wie es zu diesem Lese- und Vorlesebuch für Kinder, Eltern und … Junggebliebene kam:
Sprichwörter und Lebensweisheiten haben mich seit jeher fasziniert und begleitet. Viele berühmte und weniger berühmte Geister der Geschichte, von der Antike bis in die Neuzeit, inspirieren und motivieren mich bis heute durch ihre Gedanken, u.a. in Aphorismen, Zitaten und Redewendungen.
‚Ein guter Aphorismus ist die Weisheit eines ganzen Buches in einem einzigen Satz‘! So formulierte es seinerzeit der Schriftsteller und Journalist Theodor Fontane.
Manche dieser Sprichwörter und Redewendungen klingen mir seitens meiner Mutter und Großmütter in den Ohren; nur teilweise begriff ich als junger Mensch ihren tieferen Sinn. Im Laufe der Jahre jedoch erschlossen sich mir viele der Lebensweisheiten, und ich konnte in guten, wie in weniger guten Zeiten, von dem Kern ihrer Wahrheiten profitieren.
In Quizsendungen werden ab und zu Sprichwörter abgefragt, die uns der Volksmund überliefert hat; manches Mal wird zögerlich oder fehlerhaft geantwortet. Einerseits ist es der verständlichen Aufregung geschuldet, andererseits ist dieses Sprichwort entweder vergessen oder gänzlich unbekannt. Das finde ich schade!
Von dem griechischen Philosophen Epiktet, der vor immerhin fast 2000 Jahren lebte, ist überliefert: ‚Nicht Sprüche sind es, woran es fehlt; die Bücher sind voll davon. Woran es fehlt, sind Menschen, die sie anwenden‘ – und kennen, möchte ich ergänzen.
Im Laufe meiner Ausbildungen und beruflichen Tätigkeit habe ich mit vielen Menschen, unterschiedlichen Alters und Bildung zusammengearbeitet. Wenn es die Situation erfordert, versuche ich, durch bildhafte Sprache, Analogien und Lebensweisheiten etc., individuelle Lösungsansätze zu erarbeiten. Mit ihnen lassen sich Argumente untermauern, Einstellungen und Verhaltensweisen hinterfragen bzw. verdeutlichen. Die positiven Rückmeldungen sprechen zu meiner Freude für sich.
Das Lesealter für dieses Buch ist meines Erachtens unabhängig vom Lebensalter; entscheidend ist eher die Neugier auf anregende und mutmachende Geschichten.
Zudem wünsche ich mir, dass Ältere den Jüngeren diese Geschichten vorlesen und mit ihnen darüber nachdenken oder auch diskutieren. Ob jung oder alt: Vorlesen motiviert und schenkt Freude; es fördert zudem den gegenseitigen Austausch an Meinungen, Denkweisen, Wissen und Erfahrungen unterschiedlicher Alters- und Personengruppen!
In den Gesprächen zwischen Greta Garbööchen und Oma Liesl entwickeln sich durch Erzählungen, Geschichten sowie durch Sprichwörter und Redewendungen teils neue, teils unerwartete Perspektiven und lebensbejahende Lösungen.
Viel Freude beim (Vor-)lesen der SprichwortGeschichten von:
Greta Garbööchen und Oma Liesl –
zwei mit Herz und Verstand!
Inhalt
Vorwort
‚Sich regen bringt Segen‘oder
‚Ohne Fleiß - kein´ Preis‘
‚Wie du mir, so ich dir‘ oder
‚Was du nicht willst, das man dir tu´,
das füg´ auch keinem anderen zu‘
‚Jedes Unglück beginnt mit einem Vergleich‘
oder ‚Jedes Ding hat zwei Seiten‘
‚Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht,
und wenn er auch die Wahrheit spricht‘
oder ‚Lügen haben kurze Beine‘
‚Was du heute kannst besorgen, das verschiebe
nicht auf morgen‘oder‚Carpe Diem‘
‚Wie man in den Wald hineinruft, so schallt
es heraus‘oder‚Der Ton macht die Musik‘
‚Nur sprechenden Menschen kann geholfen
werden‘oder
‚Hilf´ dir selbst, so hilft dir Gott‘
‚Schrift macht die Gedanken sichtbar‘oder
‚Wer schreibt, der bleibt‘
‚Wie du kommst gegangen, so wirst du auch
empfangen‘oder‚Kleider machen Leute‘
Nachwort
Anmerkungen
‚Sich regen bringt Segen‘ oder ‚Ohne Fleiß - kein Preis‘
Es war ein kalter Wintertag; sicher würde es am Nachmittag anfangen zu schneien. Trotzdem schnappte sich Greta ihr Fahrrad und fuhr los, dick in eine warme Winterjacke verpackt. Durch eine bunte Wollmütze, die sie sich noch rasch über ihre kurzen, dunkelbraunen Haare gestülpt hatte, sowie durch einen langen Schal und gefütterte Fäustlinge an ihren Händen geschützt, konnte der scharfe Wind ihr wenig anhaben. Kräftig trat sie in die Pedale und schon bald wurde ihr warm.
Wenn die Erwachsenen nach der 9-jährigen Greta gefragt wurden, antworteten die meisten: „Sie ist ein freches und vorlautes Mädchen!“ Greta selbst vertrat in keiner Weise diese Ansicht. Im Gegenteil: Sie fand sich genau richtig!
Vor allen Dingen war sie weniger zickig und wehleidig als manch andere Mädchen in ihrem Alter. Bei diesem Gedanken musste sie grinsen, während ihr der kalte Wind um die triefende Nase fegte.
Einige Zeit später erreichte Greta ihr Ziel, ein kleines Fachwerkhaus mit einem hübsch gestalteten Vorgarten. Sie öffnete das leicht quietschende Gartentor, stellte ihr Fahrrad ab, ging den geschwungenen Weg bis zum überdachten Eingang und klingelte ungeduldig an der Haustür ihrer Großmutter.
Es gab einen Menschen in Gretas Leben, den sie von ganzem Herzen liebte; und von dem Greta glaubte, dass es die einzige Person auf der Welt sei, die sie so, wie sie war, vorbehaltlos akzeptierte: Ihre Oma Liesl!
Oma Liesl krittelte so gut wie nie an ihr herum, sagte nicht andauernd „tu dies, tu das“, nahm sich immer Zeit für sie und hörte bei jedem ihrer Probleme geduldig und mit großer Anteilnahme zu.
Ja – für Greta war ihre Oma Liesl ein ganz besonderer Mensch!
„Immer hereinspaziert, junges Fräulein! Ein leckerer, warmer Kakao zum Aufwärmen steht schon für dich bereit.“
Freundlich lächelnd öffnete eine betagte Dame die Haustür. Greta flitzte rasch an ihr vorbei, zog ihre dicken Schuhe und die verschwitzte Winterkleidung aus und umarmte dann stürmisch ihre Großmutter.
Oma Liesl war klein, allenfalls zwei Köpfe größer als Greta und ein wenig rundlich um die Hüften. Die weißen Haare auf ihrem Kopf waren zu einem kleinen Knoten, einem Dutt hochgebunden. Der wackelte bei jeder heftigen Bewegung von Oma Liesl, was Greta immer sehr lustig fand. Durch die runden Brillengläser auf ihrer Knollennase blitzten zwei kleine, wache und durchdringende Augen.
„Gut, dass du vor deinem Besuch angerufen hast“, bekräftigte Oma Liesl. „Ich wollte mich schon mit einer Freundin zu einem Spaziergang verabreden. Allerdings: Wenn ich das Wetter draußen sehe und dann dich anschaue, bin ich froh, dass du gekommen bist!“, lachte die Großmutter gutmütig und rollte mit ihren Augen.
Oma Liesl lachte gerne! Das bewiesen die vielen kleinen Lachfalten um ihre Augen und die tiefen Grübchen in ihrem runzligen Gesicht. Für ihr hohes Alter, nämlich gigantöse zehn Mal so alt wie ihre Enkelin, fühlte sie sich ausgesprochen rüstig und mobil.
„Gigantös“ war eines von Gretas Lieblingswörtern. Sie liebte den Buchstaben ö, weil er in ihrem Nachnamen zwei Mal vorkam. Darüber hinaus konnte sie jedes Wort mit ö nach Lust und Laune herrlich in die Länge ziehen. Und das kam bei Greta öfter vor!
Die Erwachsenen hingegen schüttelten verständnislos den Kopf über so viel Unsinn und meinten, das Wort „gigantös“ gäbe es nicht. Gab es aber wohl: Denn da Greta es erfunden hatte, existierte das Wort für sie auch – basta!
„Na, was gibt es Neues zu berichten?“
Oma Liesls Frage rüttelte Greta aus ihren Gedanken auf. Beide hatten es sich auf dem Wohnzimmersofa bequem gemacht, eingehüllt in eine herrlich weiche Decke. Vor dem Sofa stand ein kleiner Fußhocker, auf den die Großmutter gerne ihre Füße ablegte. Genussvoll löffelten sie den wunderbar duftenden warmen Kakao mit einem Krönchen Schlagsahne obendrauf.
Greta liebte diese gemeinsamen Augenblicke mit ihrer Oma Liesl. Sie kuschelte sich enger an den rundlichen Körper der alten Dame und überlegte, wie und wo sie am besten anfangen sollte.
Es fiel Greta generell schwer, auf eine an sie gerichtete Frage sofort eine passende Antwort zu finden. Für dieses Problem, und es war ein Problem für sie, fehlte vielen Erwachsenen das Verständnis, grollte Greta.
Entweder, so fand sie, waren die Großen zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt oder, was noch häufiger der Grund war, sie nahmen sich erst überhaupt nicht die Zeit, um auf eine passende Antwort von ihr zu warten.
„Die Erwachsenen sagen immer, ich wäre faul!“, nörgelte Greta nach einiger Zeit und stieß einen heftigen Seufzer aus. Mit ihrem Zeigefinger drehte sie sich dabei eine dünne Wurst in ihre kurzen Haare. Das machte Greta immer, wenn sie unsicher war. Sie verzog das Gesicht und rümpfte ihre kleine Stupsnase, sodass die vielen Sommersprossen in ihrem Gesicht lustig auf und nieder tanzten.
„Ach ja? Wie kommen die Erwachsenen denn darauf?“, wunderte sich Oma Liesl. „Wenn du faul wärst, hättest du dich doch bei diesem Wetter keinesfalls auf den Weg zu mir gemacht.“ Die alte Dame schüttelte verständnislos den Kopf. „Was meinst du denn selbst? Findest du dich auch faul?“
„Nööö!“ Dabei dehnte Greta das ö entrüstetet, gleichwohl mit einigem Vergnügen. „Die Erwachsenen sind selbst oft faul und machen es sich gerne bequem!“, kritisierte sie mit einem scharfen Tonfall in ihrer Stimme.
„Zwar sprechen sie immer davon, was sie alles noch tun und erledigen wollen; aber dann verschieben sie entweder ihre Angelegenheiten auf später oder lassen die Dinge einfach laufen, bis sie sich von selbst erledigt haben“, ereiferte sich Greta und klopfte vehement auf das Kissen neben sich.
Es staubte ein bisschen und Oma Liesl musste leicht hüsteln.
„Tja, mein Kind, da muss ich dir zustimmen!“ Die Großmutter stellte ihren Becher auf den Tisch neben sich. „Der innere Schweinehund steckt leider in uns allen und meldet sich viel zu oft. Es bedarf einer starken inneren Überzeugung und eines überaus motivierenden Ziels, um diesen gemeinen und hinterlistigen Kerl erfolgreich zu überwinden!“
Von diesem Tier hatte Greta die Erwachsenen schon häufiger reden gehört. War dieser Hund gefährlich? Und beherbergte sie ebenfalls diesen Schweinehund in sich? Und wenn ja – wo?
Beide schwiegen eine Weile; jede von ihnen schien in ihre eigene Gedankenwelt versunken zu sein. Nur die alte Standuhr im Wohnzimmer tickte leise im Sekundentakt vor sich hin.
Plötzlich richtete sich Oma Liesl kerzengerade auf, nahm ihre Brille von der Nase und sagte: „Weißt du, was mir gerade in den Sinn kommt? ‚Sich regen bringt Segen‘!“
Und so unerwartet, wie die alte Dame sich aufgerichtet und gesprochen hatte, so schnell verstummte sie und lehnte sich entspannt wieder zurück.
Greta atmete heftig ein, hielt kurz die Luft an – und atmete kopfschüttelnd wieder aus. Gigantös, einfach gi-gan-töös, konstatierte sie. Jedes Mal, wenn sie eine scheinbar unlösbare Frage oder ein kniffliges Problem quälte und sich damit an ihre Großmutter wandte, hielt Oma Liesl dazu passende Sätze bereit.
Die Großmutter nannte sie „Sprichwörter“ und „Lebensweisheiten“. Greta liebte diese Sprüche, denn anschließend erzählte Oma Liesl meist spannende und interessante Geschichten.
Da sie alles Neue interessierte, so wollte Greta natürlich auch jetzt wissen, was es mit diesem Spruch auf sich hatte.
„Was bedeutet der Satz ‚Sich regen bringt Segen‘?“ Greta richtete ihren Blick erwartungsvoll auf die Großmutter. Anstatt jedoch sofort zu antworten, zögerte Oma Liesl und schaute ihre Enkelin nachdenklich an.
„Hm…du magst doch gerne Kuchen, stimmt´s?“
„Ja klar!“, antwortete Greta irritiert. Was sollte diese Frage? Überhaupt: Hatte sie nicht zuerst gefragt? Oder hörte ihre Großmutter neuerdings schlecht?
Schon wollte sie aufbrausen, da legte die alte Dame besänftigend ihre Hand auf Gretas Arm. „Warte ab und pass´ auf. Du erhältst von mir sogar zwei Antworten auf deine Frage!“ Oma Liesl schmunzelte vergnügt. Sie hatte einen Plan.
„Schließe einmal deine Augen! – Hör´ auf zu schummeln! – Erstens: Wie hast du dich gefühlt, als du mit deinem Fahrrad vor meinem Haus ankamst?“
„Ausgezeichnet!“, erwiderte Greta fröhlich. „Gut vom Fahrwind durchgepustet, war ich sogar viel besser gelaunt als vorher.“
Greta wurde immer neugieriger und es fiel ihr schwer, die Augen geschlossen zu halten. Was hatte Oma Liesl bloß vor?
Die alte Dame klatschte erfreut in die Hände. „Sehr gut!“, sagte sie, „Das ist meine erste Antwort auf deine Frage. Du hast dich