Griselda - Gerhart Hauptmann - E-Book

Griselda E-Book

Gerhart Hauptmann

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Beschreibung

Gerhart Hauptmanns Ausflug ins Reich der Mythen und Legenden: Mit seinem 1909 uraufgeführten Theaterstück "Griselda" adaptiert er den Stoff rund um eine der berühmtesten Frauenfiguren der europäischen Folklore, die zum ersten Mal in Boccaccios "Decamerone" in Erscheinung tritt. Gerhart Hauptmann greift die Geschichte der armen Bauerstochter, die sich nach ihrer Heirat mit einem Fürsten mit schicksalshaften Prüfungen konfrontiert sieht, auf und schafft einen neuen, originellen Zugang zu der Erzählung.-

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Seitenzahl: 120

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Gerhart Hauptmann

Griselda

Lustspiel

Saga

Griselda

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1909, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726956887

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Dramatis personae

Vater HelmbrechtMutter HelmbrechtGriselda, ihre TochterMarkgraf UlrichGraf EberhardGräfin EberhardGraf HeinzDie BaroninDer FürstErster BaronZweiter BaronDritter BaronDer SchloßpropstDer HaushofmeisterDer KastellanDer ArztErste DameZweite DameDie PflegefrauDie andere PflegefrauDie KammerfrauDie AmmeWäscherinnen

Jäger, Diener, zwei Mönche, Geistlichkeit, Taufzug

Erste Szene

Das Höfchen des Bauern Helmbrecht. Links das Haus, in Stall und Wohnraum geteilt, mit Flurtür und Stalltür sowie zwei kleinen Fenstern der Wohnstube. Gegenüber ein kleiner Stadel mit Holzschuppen. Das Höfchen ist von der Straße im Hintergrunde durch einen Staketenzaun abgetrennt. Nahe dem Zaun ein Holzstoß. Das Zaunpförtchen ist offen. Ein schöner Apfelbaum, die hängenden Zweige mit einer Last roter Äpfel beschwert, überwölbt es. Den Hintergrund bilden Bergwiesen, Wälder und leichtbeschneite Höhenzüge. Unweit der Haustür fließendes Wasser, in einen Steintrog plätschernd. Ein Pflug steht mitten im Hof.

Vater Helmbrecht, über die Fünfzig, sitzt auf der Erde und dengelt die Sense. Er ist ein zähes, äußerst dürftiges Bäuerlein von der menschenfreundlichen Sorte. Sein Scheitel ist silberweiß und so auch der Bart, der von Ohr zu Ohr unterm Kinn herumgeht und das sonst bartlose Antlitz umrahmt.

Mutter Helmbrecht sitzt auf der Hausschwelle und läßt die Spindel tanzen. Die etwa fünfundvierzigjährige Frau haben Sorge, Arbeit und Krankheit zu früh altern lassen.

Griselda, Tochter dieser beiden, ist eine ungewöhnlich schöne und stattliche zwanzigjährige Bauernmagd, eine wahre Gudrungestalt. Barfuß, im kurzen Rock und bunten Mieder, schiebt sie eine Radwer mit Grummet vor sich her, die sie vor der Stalltür absetzt.

 

Es ist ein sonniger Morgen im Herbst.

Vater Helmbrecht. Nu jeja, man wird alt. Vor zehn Jahren war ich noch jünger, Mutter.

Mutter Helmbrecht. Je schwächer der Bettler, je stärker die Krücke.

Vater Helmbrecht. Betteln und arbeiten ist noch immer zweierlei, Mutter.

Mutter Helmbrecht. Griselda, federe dich. Du mußt hernach noch vier Mandeln Eier aufs Vorwerk tragen.

Griselda, kurz, unfreundlich. Ich arbeite, was ich kann, Mutter. Sie hebt eine Kleelast und trägt sie in den Stall.

Vater Helmbrecht. Was soll bloß der alte Rodewinkel alles hergeben?! Mehr Zins als Frucht!

Griselda kommt wieder.

Mutter Helmbrecht. Griselda!

Griselda. Schon wieder was!

Mutter Helmbrecht. Könnt' ich mir helfen, braucht' ich dich nicht zu rufen, Mädel. Was hat's denn mit dir? Du bist doch sonst nicht so bösartig gewesen mit deiner Mutter.

Griselda. Man möchte wohl bösartig sein in der Welt.

Mutter Helmbrecht. Warum denn?

Griselda. Warum? Darum! Warum, hat schon mancher gefragt. Sie trägt wiederum eine Kleelast in den Stall.

Vater Helmbrechttritt mit der Sense vor die Stalltür und spricht hinein. Nanu jetzt . . . nanu, jetzt hab' ich dir also . . . hätt' ich dir also die Sense scharf gemacht. Morgen beizeiten . . . also bei guter Zeit, Mädel, haun wir den letzten Fleck Grummet hinten im Schindelgrunde los.

Griselda kommt wieder.

Griselda. Morgen is Sonntag.

Vater Helmbrecht, 's Grummet muß rein, wenn auch Sonntag is.

Mutter Helmbrecht. Nu Mädel! Nee Mädel! Jetzt sag mir bloß! Du bist doch sonst nich so auf das Kirchelaufen versessen gewesen. Hat dir etwa der neue Kaplan den Kopf verwirrt?

Vater Helmbrecht. Mag sein, daß ein Mädel in deinem Alter Gedanken hat. Was nutzt das? Dawider hilft nichts wie arbeiten.

Griselda. Ich denke, meine Hände sind hart genug.

Vater Helmbrecht. Das Gras muß los. Unser Herrgott wird ein Einsehen haben. Es tröpfelt. Nächste Woche schneit's womöglich. Unser Herrgott wird besser wissen als du, was Viehwirtschaft is. Er geht ins Haus.

Ein Mann, in der Tracht eines Tagelöhners oder Waldhüters, blickt über den Zaun.

Der Fremde, mit funkelnden Augen unter buschigen Brauen. Na, was keift die Alte schon wieder mal?

Griseldaschrickt zusammen, bemerkt den Fremden. Wie?

Der Fremde. Ob die alte Urschel das Keifen nicht lassen kann, frag' ich.

Griselda, konsterniert. Wer seid Ihr denn?

Der Fremde. Ach was, das kann dir so gleich sein wie mir! Kann man bei euch einen Schluck Wasser haben?

Griselda, mit beiläufiger Kopfbewegung gegen den Röhrenbrunnen. Dort hat's Wasser genug.

Der Fremde. Warum so von oben herab, schöne Roggenmuhme? Kann man vielleicht eine Topfscherbe haben, um daraus zu trinken?

Mutter Helmbrecht. Mädel, gleich hinter der Tür steht ein Tassenkopp.

Griselda. Ich hab' keine Zeit, ich hab' andres zu tun.

Der Fremde. Warum denn so unhold, erhabenste Kuhprinzessin, sage mir doch?

Griselda. Ihr mögt vielleicht ein Kuhprinz sein.

Der Fremdeist sehr gelassen eingetreten und hat sich ebenso auf den Pflug gesetzt. Gut geantwortet. – Wie alt bist du?

Griselda. Wenn Ihr getrunken habt, könnt Ihr Eurer Wege gehn.

Der Fremde, unbeirrt. Wie alt bist du?

Griselda. Nicht mehr jung genug, um mit jedem hergelaufnen Tagedieb Dummheiten zu schwatzen.

Der Fremde, unbeirrbar gelassen. Deine Mutter muß in einem reifen Weizenfelde geschlafen haben, als dein Vater dich machte.

Griseldatraut ihren Ohren nicht, dann auf ihn los. Pack dich! Du bist ein Schweinehund! Geh!

Der Fremde, wie vorher. Das ist mir schon von viel häßlicheren Frauenzimmern gesagt worden, als du eins bist.

Griselda, etwas aus der Fassung. – Du bist aus einem Tollhaus entsprungen.

Der Fremde, hartnäckig. Und du in einem reifen Kornfelde gemacht.

Griselda ergreift eine Schaufel, kehrt sie um und geht auf den Fremden los.

Mutter Helmbrecht. Griselda! Du bist nicht bei Sinnen, Mädel!

Der Fremde, ein wenig bleich, sonst vollkommen gleichmütig. Schlag! – Warum schlägst du nicht? – Ich möchte grade von einem solchen Frauenzimmer, mit solcher Stirne, mit solcher Brust, mit solchen Hüften und mit einer solchen Korngarbe im Nacken, erschlagen werden.

Griselda, abermals und aufs höchste konsterniert, wirft die Schaufel weg. Oh, ich hätte wahrhaftig Besseres zu tun, als auf deine hirnverbrannten Reden zu passen. Sie schiebt die Radwer in den Holzstall und betätigt sich.

Mutter Helmbrechtist, den Fremden scharf und nachdenklich im Auge behaltend, den Vorgängen gefolgt. Vater! Vater! Es is jemand hier.

Der Fremde. Liebst du Goldstücke, Alte? Er wirft ihr einige in den Schoß.

Mutter Helmbrecht. Vater! – Das geht nich mit rechten Dingen zu! – Vater! – Was is das? – Sie streicht die Münzen von der Schürze. Stehlen und betteln brauchen wir nich.

Der Fremde, unbeirrt zu Griselda. Willst du aufs Feld? Griselda hat das Joch eines Zugochsen vom Türpfosten genommen und antwortet nicht. Willst du die Kuh vor den Pflug spannen? – Mit eigentümlichem Nachdruck, heiß. Laß doch das Rind, du junge Färse, im Stall: spanne dich selbst vor den Pflug! Ich werde die Sterzen halten und die goldenen Zügel deines Haares um meine Fäuste wickeln. – Willst du?

Griselda. Ich habe auch Fäuste.

Der Fremde, hartnäckig. Ich werde die Stränge und Stricke und Seile deiner Haare mit Knoten versehen, und du sollst zittern unter meiner Geißel – du junges Rind!

Griseldapackt den Fremden vor der Brust und stößt ihn durchs Zaunpförtchen hinaus. Pack dich! so! pack dich! Sie kommt in den Hof zurück und schließt das Pförtchen.

Der Fremde, sehr bleich, hebt die Mütze auf, die ihm entfallen ist. Nicht übel! – Du gefällst mir! – Griselda steht an der Schuppentür und weint still in die Schürze. Der Fremde schlendert, die Hände in den Taschen, langsam wiederum in den Hof. Was kostet bei euch ein Trunk Wasser, Alte?

Mutter Helmbrecht. Ich hab' all mein Lebtag dem armen Wandrer seinen Schluck Wasser gegönnt. Was Ihr wollt, mag wohl was andres sein.

Der Fremde. Seid ihr leibeigen oder Fronbauern? Steht ihr dem Kloster oder der Herrschaft zu?

Mutter Helmbrecht. Ich denke, das kann Euch wenig bekümmern, wem wir zustehn! Ins Haus rufend: Mann! – Trinkt und geht Eurer Wege, wer Ihr auch seid! – Mann! Mann! Vater Helmbrecht erscheint in der Haustür.

Vater Helmbrecht. Was schreist du denn, Mutter?

Der Fremde. Die Weiber schreien, weil ich durstig bin! – Was? Ist Er nicht der alte Helmbrecht, der nachts zu meines seligen Herrn Vaters Zeiten mit dem greulichen Tutehorn winters und sommers bei Regen, Wind und Mondschein die Wache hatte? Ist Er nicht der Nachtwächter Helmbrecht von Jagdhaus Schönbuche, dem wir jungen Leute einmal nach einem etwas ausgelassenen Jagdschmause den Streich spielten, im eigenen Schlößchen einzubrechen?

Vater Helmbrecht. Jawohl, der soll ich wohl immer noch sein.

Der Fremde. Weißt du, wer ich bin?

Vater Helmbrecht. Auch immer noch unser Markgraf Ulrich.

Mutter Helmbrecht. I, du großer Gott: ich hab' ja den gnädigen Herrn auf der Stelle erkannt!

Graf Ulrich. Davon hast du aber nichts merken lassen. Ich will mir den Bart scheren lassen und Mandelkleie in mein Waschwasser nehmen, damit ich wieder wie einer von jenen Zieraffen aussehe, die euch in Respekt versetzen. Wie geht's sonst, alter Nachtwächter! Jetzt machst du wieder dein Vaterunsergesicht. Kannst du auch noch deine dreimal gehängte Diebsvisage aufstecken?

Vater Helmbrecht. Je nachdem, Herr! Obgleich ich das nicht mehr so nötig habe, seit der alte Freihubener Bauer, der soviel als der Vater von meinem Weibe war, gestorben ist und wir das Waldgut hier oben geerbt haben.

Graf Ulrich. Ach so! Deshalb hat mir auch dein Teufel von Tochter alle Rippen im Leibe zerbrochen.

Mutter Helmbrecht. Griselda, tu Abbitte!

Graf Ulrich. Laß sie! Mich ficht's nicht an! Will heißen, ich leide, weiß Gott, keine Anfechtungen ihrethalb! Was hat sie sich also so ungebärdig, da sie doch niemand dressieren will. Will ich Fuchsjagden reiten, so stehen in meinem Marstall Stuten genug. Und läge mir dran, grade bei diesem Satan mein Jus zu nehmen, es würde mich nur vier Worte kosten: schick sie aufs Schloß! – und es wäre geschehen.

Vater Helmbrechtkratzt sich hinterm Ohr. Schon, gnädiger Herr! Wenn einer nur jetzt nicht ein freier Feudaster geworden wäre.

Graf Ulrich. Der Tausend, du Schlingel! Was bist du geworden?

Vater Helmbrecht. Was leider Gottes nach dem Recht von Mailand bis Bern, von Bern bis Raben nicht mehr zu ändern ist.

Graf Ulrich. Höre: baue getrost deinen Kohl, ich störe dich nicht. Behalte auch meinethalben deine anderthalb ranzigen Zinshühner! – Befiehl, sie soll mir in irgendeiner Scherbe einen Trunk Wassers reichen, sonst nichts! Das sei ihr ganzer Gehorsam.

Mutter Helmbrecht. Griselda, reiche dem gnädigen Herrn Markgrafen Wasser, im Augenblick!

Griselda. Nein!

Vater Helmbrecht. Kotzschockschwerenotmillionschwerebrett!!

Griselda nimmt eine Milchgelte und begibt sich mit trotzigem Entschluß an den Brunnen.

Graf Ulrich, mit gekünsteltem Gleichmut zu Helmbrecht. Habt Ihr gehört, daß heuer unten am See die Weinbauern recht sehr übel abschneiden?

Vater Helmbrecht, erst mit einem Blick auf Griselda. Schwerenotskotzhimmelschlag noch mal! – Auch die Oliven sind schlecht geraten.

Graf Ulrich. Und außerdem auch die Jungfern, wie es scheint. – Er will das gefüllte Wassergefäß aus Griseldas Hand entgegennehmen, die es ihm reicht. So! – brav! – Gehorsam geziemt der Leibeigenen.

Griseldagießt ihm das Wasser über den Kopf. Werdet nüchtern, Herr Markgraf, Ihr seid betrunken!

Graf Ulrichhat Griselda blitzschnell an beiden Gelenken gefaßt. Was? Nun sollst du erfahren, daß ein Mann kein Weib und ein Weib kein Mannsbild ist. Er packt sie an und trägt sie ins Haus.

Griselda. Ich beiße, ich würge – ich schlage Euch nieder! Sie wird ins Haus getragen, man hört beide herumpoltern.

Mutter Helmbrecht. Das Mädel hat den Verstand verloren!

Vater Helmbrecht. Na ja! Und er und der alte Graf, die haben niemals, weiß Gott, welchen gehabt!

Zweite Szene

Eine Galerie im Schlosse des Markgrafen von Saluzza. Vor den Fenstern breiten sich der Spiegel und die Gelände eines oberitalienischen Sees aus.

Graf Eberhard, über die Fünfzig hinaus; Graf Heinz, sein Sohn, fünfundzwanzig Jahre alt; Die Baronin, schlank, dreißigjährig: diese alle in Reitanzügen. Der Haushofmeister, der Schloßpropst, beide sich dem vierzigsten Jahre nähernd.

Graf Eberhard. Demnach ist also noch immer keine irgendwie erhebliche Änderung eingetreten, Haushofmeister?

Haushofmeister. Nein. Er wohnt in einem schlechten Domestikengelaß. Was die Köche zubereiten, verschmäht er. Er röstet sich selbst Kastanien und schlingt sie noch mit der glühenden Asche hinunter. Er trinkt Wasser oder den allerminderwertigsten Desenzano, der zu bekommen ist. Wo er grade geht oder steht, ißt er sein Schwarzbrot und seinen Kuhkäse oder Speck aus der freien Faust. In wärmeren Nächten schläft er zwischen dem Schwarzwild, höher hinauf in den Wäldern. Er verkriecht sich ins trockene Laub an den Futterstellen oder auf einem Heuboden, wenn's hochkommt, wo ihm dann gelegentlich, wenn ich die Wahrheit sagen soll, eine beliebige Bauernmagd Gesellschaft leistet. So ist unser Herr: beinahe haben wir keinen.

Graf Eberhard. Was meint Ihr dazu, Propst?

Der Schloßpropst. Es ist undankbar, über die Eigentümlichkeiten regierender Herren sich Gedanken zu machen.

Graf Eberhard. Mein Neffe Ulrich muß heiraten!

Die Baronin, höhnisch. Gebt ihm eine Frau, gebt ihm eine Frau, sonst kommt er ins Narrenhaus.

Der Schloßpropst. Ich habe mir nun im Gegenteil sagen lassen, werter Graf, daß Herr Ulrich grade wegen eines Heiratsprojekts aus Mailand hierher auf das Land geflohen und erst in eine Art Tollheit verfallen ist!?

Graf Heinz. Ihr werdet einen frisch in die Falle gegangenen Wolf eher dazu bringen, daß er ein lebendiges Osterlämmchen apportiert, als meinen originellen Vetter Ulrich dazu, mit einer veritablen Braut unter Glockengeläut die Schwelle der Kirchtür zu überschreiten.

Die Baronin. Was in der Tat auch Stoff für ein einziges großes Gelächter von Mailand bis Rom, von Rom bis Ravenna abgeben würde. Man müßte es, glaube ich, jenseit der Alpen noch kichern hören.

Graf Eberhard. Einerlei, seien wir ernsthaft. Es stehen wichtige Dinge auf dem Spiel. Die Landstände wollen sich nächstens versammeln. Ja, bereits heut werden sich etwa zwanzig Vertrauensmänner zu einer Vorberatung hier einfinden. Man rechnet mit dem Heimfall der Grafschaft. Und die Agnaten sind von der niederträchtigsten Rührigkeit.

Der Schloßpropst. Latet anguis in herba, jawohl.

Graf Eberhard