Gute Beziehungen - Eckbert Schulze - E-Book

Gute Beziehungen E-Book

Eckbert Schulze

0,0

Beschreibung

Durch vielfältige Verbindungen, vor allem familiärer Art, gelingt es auf die Spuren vielfältiger Hinterlassenschaften des vergangenen Dritten Reichs zu kommen. Durch geschicktes Verhandeln und schnellem Ausnutzen dieser Informationen können die Ressourcen der Betriebe weiter nachhaltig aufgebessert und gewinnbringend eingesetzt werden. Dabei bewährt sich der Zusammenhalt sowohl der Familie als auch der der Angehörigen des Betriebes nachhaltig. Besonders Hubert steht dabei immer mehr im Mittelpunkt der Geschäfte und Veranstaltungen. Die Intensivierung des Reitsports innerhalb der Familie um Hubert, Ulla und deren Sohn fördert dieses ebenfalls. Nach der Vergrößerung der Großfamilie durch den weiteren Nachwuchs kommt es zu Bewährungsproben im Zueinander der Eheleute im sich weiter öffnenden privaten Umfeld der beiden. Zwischenmenschliche Probleme der Ehepartner während der Schwangerschaft wirken sich jedoch nicht auf die Firmen und den anderen Freundeskreis aus.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 1103

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hinweise

Dienstaufsicht und Problemlösungen

Der letzte „Raubzug“?

Überraschungen

Unerwartetes Ergebnis eines Besuches

Aufräumen und ein Neustart

Dienstaufsicht auf dem Bau

Tausch- und andere Geschäfte

Neues Personal

Der nächste Hof

Neue Leute

Strategiegespräch

Vorbereitungen von Großereignissen

Planung Fohlenschau und andere Vorhaben

Zeit zum Ausspannen

Eine kurze, aber notwendige Erholung

Hirschjagd

Das SS Haus und Oker

Apothekerball

Der neue Ingenieur

Neustart in einigen Bereichen

Häuserkauf und eine Überraschung

Das Kaufhaus und Vorbereitungen zum Fohlentag

Das Kaufhaus

Aufräumen und ein Einzug

Vorbereitung Fohlentag

Kleine Korrekturen

Dienstaufsicht

Die Vorbereitungen laufen

Heiße Phase der Vorbereitungen

Der Tag der Fohlen

Neue Herausforderungen und Änderungen

Nachschub aus dem Südharz

Geschäftseröffnung

Die nächste Hochzeit

Noch mehr Pferde und Aufträge

Neue Planungen

Vorbereitungen auf das erste Turnier

Noch ein Turnier und viel Arbeit

Eine Überraschung

Dienstaufsicht und neues Turnier

Zweites Turnier

Einige Tage im Urlaub

Neue Mitarbeiter

Übernahme von Bauer und Söhne

Vorwort

Mit dem vorzeitigen Ende des Krieges für die beiden älteren Brüder der Familie Wedel beginnt eine Zeit des Überlegens, was nach dieser Zeit des Krieges für sie beruflich zu tun sein wird. Für den älteren Bruder Fritz ist das unproblematisch, als ausgebildeter Landwirt und geplanter Hofnachfolger ihrer Eltern ist sein Weg vorgezeichnet. Ähnlich ist es beim jüngeren Bruder Gert, der nach den beiden nach Hause kommt und seiner Liebe zum Motor und zur Technik nachgehen will. Für den mittleren Sohn Hubert Ist ein Studium erstrebenswert, allerdings ist ihm nicht klar, in welchem Bereich. Während bei den anderen Brüdern sich die Berufswünsche relativ schnell in geordneten Bahnen bewegen, ergibt sich bei Hubert eine andere Lage. Mehrere Ereignisse bringen ihn in die Situation, seine erworbene und bewährte Führungsfähigkeit praktisch anzuwenden und daraus ergibt sich erst langsam, dann immer schneller, die Möglichkeit beruflich in die Situation eines Firmenchefs hineinzuwachsen. Allerdings geht das nur mit der Unterstützung der Familie und mit guten Mitarbeitern, die er gewinnen kann.

Recht schnell ändern sich bei den drei Brüdern die persönlichen Situationen, wie bei ihrer jüngeren Schwester. Alle drei Brüder finden Ehefrauen und gründen eigene Familien, die Großfamilie findet sich und hält sehr gut zusammen. Andere verwandtschaftliche Beziehungen fördern den Erfolg des aufstrebenden Unternehmens Huberts, dazu kommt eine gute vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den britischen Besatzern. Zu Hilfe kommt den Brüdern die ungeordnete allgemeine Situation nach dem Kriegsende und die Entdeckung von lukrativen Überbleibseln der vergangenen Herrscherkaste. Die Nutzung dieser Möglichkeiten für den Aufwuchs der beiden Firmen und des Agrarbetriebes erweist sich als sehr hilfreich und führt zu einem wirtschaftlichen Erfolg. Mögen manche Wege nicht gerade und üblich sein, sie sind jedoch hilfreich für den gesamten Familien – und Firmenverbund.

Nach der ersten Konsolidierung der Bau – und Transportfirma, kommen bei Hubert weitere Leidenschaften hinzu, das Reiten, die Pferdezucht und die Jagd. Hier entwickeln sich neue Freundschaften, alte werden wiederbelebt und tragen zum weiteren Wachsen der Firma bei. Ein zweiter Wohnsitz zum Urlauben und Entspannen kommt in der Heide hinzu und bietet ein wenig Luxus in dieser Zeit. So oft es geht, nimmt sich die Familie Hubert Wedel die Zeit und Gelegenheit sich dort zu entspannen und die Familie zu genießen.

Neben der wirtschaftlichen Weiterentwicklung verändern sich die familiären Situationen, Nachwuchs kündigt sich an, zur Freude der Großeltern. Als erster wird der ältere Bruder Fritz Vater von Zwillingen, weitere Geburten in der Familie und dem nahen Umfeld stehen heran.

Trotz vieler Probleme, die sich durch den verlorenen Krieg, die Aufdeckung der vielfältigen Missstände der alten NS Zeit, der ungeklärten politischen Situation, der noch fehlenden eigenen Exekutive, der Not der Bevölkerung und einer heranstehenden Währungsreform ergeben, verläuft das Leben der Protagonisten sehr spannend, abwechslungsreich und letztendlich erfolgreich. Damit bildet diese Familie eine Ausnahme in dieser schwierigen Zeit. Hinzu kommt der unerwartete Erfolg der Firmen und der Betriebe, die dazu gehören. Neben den Erfolgen im wirtschaftlichen Bereich kommen erste Erfolge im reiterlichen Bereich hinzu.

Bedingt durch gute Beziehungen kommen Aufträge zum Räumen von nach wie vor vorhandenen und getarnten Überbleibseln des alten Regimes hinzu und verbessern die wirtschaftliche Situation.

Die Personen und deren Zuordnung in der Familien- und Firmenstruktur

Die drei Wedel Brüder, ihre Schwester und die enge Familie

Fritz Wedel, ältester Sohn, Landwirt

Barbara Wedel, Molkereibesitzerin, Ehefrau von Fritz

Hubert Wedel, 2. Sohn, ehemaliger Offizier

Ursula Wedel,Leiterin Grundschule, Ehefrau von Hubert

Gert Wedel, 3. Sohn, Landmaschinen- und Kfz Meister

Doris Kerner, Verlobte von Gert, Kauffrau

Christina Wedel, Arzthelferin, in der

Hebammenausbildung

Hartmut Meier, Verlobter von Christina, Banklehrling

Heinrich Wedel, Landwirtschaftsmeister, Hofbesitzer, Vater

Malwine Wedel, dessen Ehefrau und Kauffrau, Mutter

Ludwig Huber , Patenonkel von Hubert, Staatssekretär Finanzen

Sonja Huber, Ehefrau von Ludwig, Schwester von Malwine

Der engere Kreis

Joachim Fischer, Geschäftsführer bei Hubert, gelernter Steuerberater

Heinz Dolle, Bauingenieur, ehemaliger Pionieroffizier

Heinz Becker, ehemaliger Jagdflieger,

Immobilienverwalter

Gertrud Nicolai, Chefin im Vorzimmer, Sekretärin und rechte Hand

Jochen Bode, ehemaliger SS Offizier,Leiter

Fahrbereitschaft, Freund

Karl Kokoschka, Chef der Logistik im Betrieb

Egon Mielke, 2. Ingenieur bei Dolle, Außerdienst

Joachim Purzer, Tierarzt

Martin Weber, Reitlehrer, Koordinator Reiten bei

Turnieren

Georg von Klagenheim, Reiterkamerad von Hubert, Industrieller

Die Engländer

Oberstleutnant Allen, Stadtkommandant BS

Sergeant Woods, Chef der Kriegsgefangenen,

Allrounder, Tauschpartner

Im Laufe der Erzählung kommen ständig weitere Personen dazu. Bewohner des Dorfes, Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft, Flüchtlinge sowie Vertreter von Ämtern und Behörden. Zum Freundeskreis gehören die Jagdkameraden mit ihren Ehefrauen, sowie die entsprechenden Förster

Dienstaufsicht und Problemlösungen

Bevor Hubert in sein Dienstzimmer ging, bezahlte er bei Fischer den Einbau der Heizungen und den Bau des ersten Hauses von Ulla. Dabei sagte er ihm, dass er Kurbjuhn als Hausmeister für den ganzen Bereich angeheuert hätte. Gegen 09:00 Uhr wollte er den bei ihm vorbeischicken.

Hubertus war bereits da und plauderte mit Gertrud.

„Komm rein“, sagte Hubert, nachdem er die Mädels begrüßt hatte.

Dann sagte er Hubertus, dass er die Fahrer aus Hamburg am Bahnhof in Braunschweig abholen sollte. Hubertus nickte.

„Du kennst doch die geschlossenen Fünftonner Laster mit dem Gerät drauf?“

„Klar, die stehen kurz vor der Werkstatt von Gert.“

„Zwei davon werden wir behalten, drei werden wir abrüsten und das Material bei uns im Lager einstapeln, falls es nicht schon genutzt wird. Die drei solltest du verkaufen.“

„Was sollen die bringen?“

„Jeder von denen bekommt noch einen Anhänger dazu, dann 20.000 RM pro Zug.“

„Das können wir in Gang setzen. Wieder weit weg?“

„Ja. Wir haben Donnerstag und Freitag mit drei Zügen eine Tour für die Briten nach Bremerhaven. Da kannst du mitfahren. Brauchst du was Besonderes dazu?“ Hubertus überlegte.

„Ja, zwei Stangen Zigaretten und eine Flasche Whisky.“

„Kannst du dir vorn bei Gertrud holen. Freitag klappt das mit dem Zahnarzt?“

„Rübke bringt das rüber und bekommt auch gleich das Geld.“

„Sehr gut. Willst du diese Schokolade auch mitnehmen?“

„Das wäre gut, ja, mache ich.“

„Die liegt bei mir unter dem Schauer, hol sie dir.“

Damit war der beschäftigt und Rübke kam.

Dem sagte er, was Weber demnächst tun sollte.

„Der wird mit dir zusammenarbeiten müssen. Vor allem braucht der auch deine Leute und den kleinen Traktor. Jetzt zur Einlagerung im ehemaligen Feuerwehrhaus. Fangt bitte heute an und macht das zwischen 09:00 Uhr und 15:00 Uhr, je weniger Zuschauer, je weniger wird gequatscht.“

„Ich habe alte Decken besorgt, damit verhängen wir die Fenster. Wir holen dann heute die ersten zwei Anhänger aus Königslutter. Regale stehen schon drin.“

„Genauso macht ihr das gut. Dann habe ich da noch etwas.“

Er erzählte ihm von Kurbjuhn, den neuen Hausmeister.

„So etwas hat uns gefehlt, für die Beseitigung von Kleinigkeiten. Ich schlage vor, der geht mit zu Klatte, oben auf den Boden, da hat er Platz für sein Werkzeug.“

„Gut, wenn Klatte mitspielt, kein Problem. Aber stell ihn vorher bei Schwarz vor und bei Fischer. Werkzeug kann er aus dem Lager holen.“

„Der soll ja um 09:00 Uhr kommen, da mache ich das alles mit ihm. Wie wird der untergebracht?“

„Tochter und Vater sollen in die Schule, wo Becker und Hannelore gewohnt haben. In den nächsten Tagen finden Umzüge statt, bei denen ihr unterstützen müsst.“

Um 09:00 Uhr kam Kurbjuhn, den er an Rübke übergab.

„Ich werde nachher zu Winterfeld fahren, die Bauarbeiten anschauen und gleich schauen, was dort im Wald vor sich geht.“

„In Ordnung. Fritz hat angerufen, er schafft das heute erst gegen 14:00 Uhr.“

„Bis dahin bin ich wieder da.“

Gerade zog er im Büro seine Jacke an, als das Telefon klingelte.

„Dein Onkel ist dran, möchte dich dringend sprechen!“

Kaum hatte sich Hubert gemeldet, als der schon loslegte.

„Ganz herzlichen und großen Dank für dieses Material, was ihr gefunden habt. Nicht nur von mir, sondern auch von den Briten. Das, was wir bist jetzt schon gefunden haben, ist einfach grandios, soweit kann ich das bereits jetzt sagen. Die vollständige Auswertung wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber Wege des Gelds und von anderen wertvollen Sachen sind schon gut erkennbar. Mein persönlicher Dank sind zwei Depots und eine SS-Mustersiedlung, die wir auflösen müssen, das werdet ihr tun. Den Auftrag dazu bekommst du schriftlich von uns. Deine Tante wird sich bei dir melden. Nochmals Danke und Tschüss, ich habe zu tun!“

Grinsend legte Hubert auf. So hatte er die Wirkung erhofft.

Jetzt war die Frage, was sie von ihm bekommen würden.

Fröhlich pfeifend setzte er sich in sein Auto und fuhr Richtung Elm, zum Anwesen der Winterfelds. Als erster sprach er dort mit Fink, dem verantwortlichen Kolonnenführer. Der erklärte ihm, dass die Arbeiten am Haupthaus abgeschlossen seien, sie sich jetzt mit dem Verwalterhaus und mit den Stallungen beschäftigten.

„Das Verwalterhaus wird Ende der Woche fertig, wenn wir dann mit allen an die Stallungen gehen, brauchen wir noch eine Woche.“

„Das passt in unseren Zeitplan. Als Anschlussauftrag steht für euch der Wiederaufbau einer Volksschule in der Nähe des Madamenweg in Aussicht. Dann können wir Jurka bereits in der kommenden Woche dort die Trümmer räumen lassen.“

„Das kommt hin. Ich werde mich nächste Woche mit dem neuen Projekt beschäftigen, denke mal, da haben die Techniker bereits alles vorbereitet.“

„Stimmt, das haben die schon ausgearbeitet. Ist der Chef des Gutes da?“

„Der ist im Stall und schaut sich die Fortschritte dort an.“ Hubert fand Winterfeld und plauderte eine Weile mit ihm. Er war sehr zufrieden mit den bisherigen Arbeiten und hatte nichts auszusetzen.

Auf einem großen freien Platz mitten im Wald traf er auf seine Mannschaft. Offensichtlich hatte man gerade beschlossen, Mittagspause zu machen, denn aus allen Richtungen kamen Menschen aus dem Wald, dazu die beiden Gespanne Rückepferde. Pauls Pferde standen am alten Wehrmachtswagen und fraßen aus Futterbeuteln. Daneben standen zwei Kipper, einer bereits halb beladen mit Holz und der Hanomag der Kolonne Hellwigs. Ein Autokran stand neben einem Stapel mit abzuholenden Baumstämmen. Hellwig kam mit einer Motorsäge aus dem Wald, sah ihn und kam auf ihn zu. Weber kam aus einer anderen Richtung und Paul kam ebenfalls zu ihm. Er begrüßte die drei und gab eine Runde Zigaretten aus.

„Wie machen sich die neuen Pferde und die Leute von Lässig?“ fragte er Paul.

„Die Pferde bekommen es langsam heraus, was wir von ihnen wollen. Ich denke bis Freitag haben wir die Grundbegriffe gelegt. Ähnlich ist es mit den beiden Männern. Mit Pferden können beide umgehen und so langsam bekommen wir das hin. Gut, dass hier genug Stämme zum Ziehen liegen.“

„Erfreulich und wie machen sich die angelernten Waldarbeiter“, fragte er grinsend Hellwig.

„Denen gefällt es, ist ja auch was ganz Anderes hier draußen.

Aber wenn wir hier fertig sind, reicht es erst einmal.“

„Keine Sorge, euer nächster Auftrag wird gerade erkundet.

Der ist bei Wittingen, ein Resthof soll dort ausgebaut werden.

Erhebt sich die Frage, ob ihr dort übernachten wollt, damit das lästige Hin- und Herfahren täglich entfällt.“

„Die Jungs sind ungebunden. Wir brauchen nur Feldbetten, Decken und Schlafsäcke und was zu essen. Ach ja, ne Kiste Bier für den Abend wäre gut“, lachte er.

„Das ist alles gar kein Problem. Rede mit den Jungs und dann komm Donnerstag in die Firma, um dir das anzuschauen.“

„Freitagabend sollten wir hier fertig sein. Am Samstag wollte ich alles zurückbringen und für das neue Projekt aufladen.“

„Na, das passt doch. Kommt das mit deiner Zeitrechnung hin?“ fragte er Weber.

„Am Freitagabend sollte der letzte Kipper reinfahren und am Samstag der nächste Schritt, Holz schlagen und stapeln beginnen. Anschließend ist der Steinhaufen dran.“

„Das wird dann Rübke überwachen, du wirst vermutlich einen anderen Auftrag bekommen, als Landwirt!“

Gemeinsam gingen sie die einzelnen Gruppen ab, die sich um zwei große Feuer lagerten. Überall kam Hubert mit den Leuten ins Gespräch. Vor allem die Kolonne von Hellwig machte einen guten Eindruck. Die beiden Pferdeführer aus Goslar waren typische Harzer, ruhig und etwas maulfaul, aber offen und ehrlich. Bei der Flüchtlingsgruppe von Weber waren Frauen dabei, die sich nicht vor der schweren Arbeit scheuten. Mit Weber würde er in Ruhe sprechen, ob man von denen einige für den Betrieb in der Firma einsetzen könne.

Vielleicht waren Leute für die beiden Förster dabei.

Mit diesen Gedanken fuhr er nach Hause, wo Fritz auf ihn wartete.

Bei einem Kaffee erklärte er ihm das Problem: „Können wir etwas anbauen an Getreide oder sonst, was im Spätsommer erntefähig ist.“

„Tja, das ist schon ein wenig spät, aber, wenn wir jetzt Gerste in die Erde bringen und das Wetter spielt mit, können wir die ernten, zur Not als Viehfutter und dann hätte ich Futterrüben und Rote Rüben da. Ich fahre morgen raus und schaue mir alles an. Wer soll das überhaupt nachher bewirtschaften?“

„Bist jetzt habe ich Weber dafür, aber da können wir uns Zeit lassen. Ich habe etwas Anderes für dich.“

Dann erzählte er ihm von den Kisten und der Reaktion ihres Onkels.

„Also, da bin ich richtig gespannt. Mustersiedlung hört sich nicht wenig an. Ich denke an Vieh, Gerät und was sonst an beweglichem Gut da ist.“

„So etwas vermute ich, was sollten wir mit den Gebäuden, das ist alles viel zu weit weg. Da braucht man Verwalter und ähnliches.“

„Haben wir denn genug Werkzeuge, um in Wittingen etwas anzubauen und zu ernten?“

„Die Sachen, die ich defekt von Nienburg mitgebracht habe, sind instandgesetzt und einsatzbereit. Den Trecker, der neulich mit einem Anhänger kam, kann dort hin. Bisher steht er hier nur herum. Wir müssten das Zeug dort hinbringen. Da kann ich diese Woche helfen, denn alles ist gesät und wächst, das Vieh ist gut versorgt.“

„Gut, dann sieh dir das bitte an und dann entscheiden wir weiter.“

Sie redeten weiter über andere Dinge.

Eines war für Fritz wichtig: „Meine Frau ist bereits recht weit und es fällt ihr alles etwas schwerer, obwohl sie das nie zugeben würde. Könnten sich die Frauen absprechen mit den Arztbesuchen in der Braunschweiger Klinik und mit eurem Opel dahinfahren? Das wäre für alle Beteiligten viel bequemer.“

„Aber klar, du hast völlig recht. Das kläre ich daheim. Wie sieht es mit dem Holz im Elm aus?“

„Das soll am Samstag vollständig abgeschlossen werden.

Wenn es gut läuft, bereits am Freitag. Das Holz, was ich bei den ersten beiden Waldstücken verkauft habe, war ein großer Schluck aus der Flasche, auch nach Abrechnung von Transportkosten und Steuer. So ähnlich wird es jetzt im Elm sein.“

„Wir haben bisher daran gut verdient, hat mir Fischer gesagt.

Das sollten wir im nächsten Winter wiederholen.“

Fischer kam herein, als Fritz gegangen war.

„Die Flüchtlingsunterkunft hat angerufen, sie hätten eine Technische Zeichnerin. Wir haben ja danach gefragt. Bode musste zu einem Kunden in der Stadt, der fährt nachher vorbei und bringt sie mit. Dolle weiß Bescheid, die bringen die Frau unter und kümmern sich um sie.“

„Das passt doch, der hat wirklich genug zu tun, das wird ihm helfen.“

„Hast du gesehen, was für ein Haufen Holz hinten im Technischen Bereich liegt?“

„Heute noch nicht, aber am Freitag ist es vorbei. Sollten wir da eine weitere Trocknungsreihe hinstellen?“

„So wie ich das sehe, wäre das sinnvoll. Das geht zwar im Winter alles weg, aber dazu sollte es ja wohl trocken sein.“

„Du hast recht. Dort liegt eine Menge Kapital, da sollten wir pfleglich mit umgehen. Ich werde mich drum kümmern.“

Als er Fischer hinausbegleitete, hörte er, wie draußen im Gang gearbeitet wurde. Neugierig sah er hinaus und sah, Kurbjuhn war dort bereits tätig. Er hängte die Bilder auf, die Danzer gemacht hatte. Einweihung des Gebäudes, Übernahme der neuen Lkw.

„Ich habe oben auf dem Boden einen großen Arbeitsraum.

Vom Magazin habe ich mir einiges an Werkzeug geholt.

Rübke bringt mir morgen eine Werkbank, Tisch, Stühle und Regale. Das macht richtig Spaß und überhaupt, die Menschen hier sind freundlich und hilfsbereit, das habe ich schon lange nicht mehr erlebt,“ sagte er.

„Wir versuchen auch, das Betriebsklima gut zu gestalten.

Das hilft allen.“

Bevor sie weiterreden konnten, schaute Gertrud aus dem Büro: „Deine Tante ist am Telefon!“

Er schloss die Bürotür hinter sich, freundlich begrüßte er seine Tante. „Schön, dich zu hören, du Glückspilz!“ erwiderte die.

„Na ja, ich wusste ja nicht, was alles in dieser Kiste war, das war mir zu viel Papier!“

„Damit beschäftigt sich jetzt das gesamte Büro deines Onkels. Sie sind einigen abenteuerlichen Geldflüssen auf der Spur und bereits jetzt erfolgreich. Zwei Verhaftungen stehen wohl bevor, man wird sehen. Aber jetzt zu dir, drei Sachen habe ich für dich: Erstens das Girokonto haben wir aufgelöst, für dich kommen dabei 55.000 RM heraus. Ich musste etwas mehr investieren, um das zweite zu ermöglichen. In dem großen Fund waren zwei Schlüssel für Bankfächer dabei.

Einen habe ich mir genommen und der zweite ist für dich. Er gehört zu einem Bankfach deiner Hausbank in Braunschweig. Nun kann ich dir den nicht so einfach geben, die Bank hätte dich dort nicht dran gelassen. Also existiert jetzt ein offizielles Schriftstück, dass der ehemalige Besitzer verstorben ist, was ja stimmt. Du bist dort als der Erbberechtigte aufgeführt. Mein Bankmensch hat mit dem Chef deiner Filiale telefoniert und dem das so mitgeteilt.

Sowohl das Schreiben, als auch der Schlüssel sind per interner Post nach Braunschweig gegangen. Wenn du dort morgen, am späten Vormittag, hingehst, kannst du den Schlüssel beim Filialleiter abholen.“

„Wunderbar, das ist ein Jagdkamerad von mir!“

„Umso besser, dann sollte es keine Probleme geben. Jetzt zum letzten Punkt: Die drei Objekte, die ihr räumen könnt.

Das eine ist eine Werkstatt für Funk- und Fernsprechgeräte mit einem dazugehörigen Lager in Braunschweig. Das zweite ist ein Depot des Luftwaffen Gaukommandos Braunschweig, das Gelände mit Gebäuden soll die Post bekommen, wenn ihr fertig seid. Und das Mustergut der Nazis befindet sich südlich von Salzgitter-Bad, Richtung Harz. Das soll verkauft werden, aber ohne den Viehbestand und was da sonst noch ist.

Verwalter ist momentan der Mann, der das in Nienburg abgewickelt hat. Den kennt ihr schon. Ein sehr loyaler Mann, der später hier übernommen wird. Du bekommst alle Unterlagen und Schlüssel am Freitagmittag, Hinterseer bringt sie dir.“

„Habt ihr bereits einen Käufer für das Gut und die Ländereien dazu?“

„Nein, hast du einen?“

„Ja, aber da muss ich erst fragen. Wartet bitte mit dem Verkauf.“

„In Ordnung, das gebe ich so weiter. So, jetzt hast du wieder etwas zu tun!“ lachte sie.

„Danke, deine Häuser liegen voll im Plan und wachsen.“

„Gut zu hören, da kommen bald welche dazu. Meine Freundin ist auch dabei. Vor allem die Vermietung und Betreuung wollen wir deinem Büro übertragen.“

Alles war gesagt und Hubert genoss den Kaffee, überlegte dabei, wie diese Sachen anzufangen seien. Dann hatte er seinen Plan perfekt.

„Gertrud, ruf bitte von Waldeck an.“

Bis er den am Telefon hatte, zeichnete er ein paar Striche in seinen Plan, dann stand er, wenn alle mitspielten. Von Waldeck war am Telefon, man begrüßte sich freundlich kameradschaftlich.

„Sag mal, gibt es bei dir in der Nähe mehr nach Norden oder Nordosten einen ehemaligen NS-Musterbetrieb?“

„Ja, den kenne ich, war ein komplettes Dorf mit einem Gutshof. Der Gutshof bestand länger, das Dorf wurde nach den „Erkenntnissen“ der NS Ideologen dazu gebaut.“

„Wie viel Land gehört schätzungsweise dazu?“

„Hm, ich schätze mal ungefähr 100 ha Ackerfläche. Dazu kommen Wiesen und Waldanteile.“

„Wenn dir das jemand zum Kauf anbieten würde, hättest du Interesse daran?“

„Ja schon, wenn ich den Preis bezahlen kann, gerne!“

„Wie kann man den herausbekommen?“

„Ich habe einen Freund in der Landwirtschaftskammer, der dürfte die Daten und eventuelle Preisvorschläge haben, den frage ich schnellstens.“

„Das Ding soll verkauft werden, aber vorher dürfen wir es ausräumen. Weitere Interessenten werden nicht gesucht, weil ich gesagt habe, ich hätte einen Interessenten.“

„Ist mir klar, das muss jetzt zügig gehen, ich telefoniere. Du hörst heute noch von mir!“

„In Ordnung, ruf mich bitte zurück.“

Der erste Teil seines Planes lief schon mal gut.

„Jetzt bitte Frings!“

Als er den am Telefon hatte, erklärte er ihm die Sache mit der Fernmeldewerkstatt und dem ausgegliederten Lager.

„Nimm dir am Freitagnachmittag nichts vor, wir schauen uns das an.“

„Kann ich zwei meiner Leute mitnehmen?“

„Ja, mach das, wie läuft es sonst?“

„Überraschend gut, die Werbeaktion scheint gut gewesen zu sein. Wir verkaufen und reparieren gut!“

„Das freut mich, bleibt dran.“

Das Luftwaffenlager sollte Bode angreifen, deshalb rief er ihn an und bat ihn hochzukommen. Fehlte nur noch Fritz. Aber an den war momentan schwer ran zu kommen, das musste er heute Abend daheim probieren. Bode kam und dem erklärte er, was zu erwarten sei.

„Am besten wäre, wenn ich am Freitagnachmittag zur Erkundung fahren.“

„So mache ich das mit dem Fernmeldelager. Dann können wir eventuell Samstag reagieren. Aber jetzt habe ich eine ganz andere Idee, Krummrich hat doch bisher seine Aufgaben gut gemacht, der könnte doch das Fernmeldelager räumen lassen.“ Bode lachte.

„Warum eigentlich nicht, der ist pfiffig genug das gut hinzubekommen und wollte schon immer mal bei so etwas dabei sein.“

Darauf einigten sie sich, Bode würde das Ganze sicher gut lösen und er würde Krummrich genau einweisen.

„Der Bürgermeister ist am Telefon!“

Gertrud schloss die Tür hinter Bode.

„Mein lieber Neffe, ich möchte mich im Namen des Ortes bedanken!“

„Wie komme ich zu der Ehre?“

„Also wenn du deine Finger in der Geldvergabe für die Mittelschule hier nicht drin hättest, dann würde mich das wundern.“

„Na ja, ein wenig schon. Aber das ist doch gut für den Ort, wer hat schon zwei Schulen im Ort. Sieh bloß zu, dass du jetzt die Baugebiete ausweist, denn da werden bestimmt Lehrer hierherziehen wollen.“

„Du hast ja recht. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir das am geschicktesten hinbekommen. Das sollten wir demnächst in Ruhe bei einer Flasche Rotwein tun.“

„Da bin ich dabei. Lass deine Leute überlegen, wie und wo man diese Schule baut und was alles dazu gehört.“

„Übrigens hat die Schulbehörde die Einstellung der neuen Lehrerin genehmigt, sag das bitte Ulla!“

Er legte auf und Gertrud schaute herein.

„Herr Niemann ist wieder da und möchte berichten.“

Niemann kam mit den Unterlagen herein. Beide setzten sich an den Tisch und er schlug die Mappe mit den Unterlagen auf.

„So, ich habe mir das alles genau angesehen und hatte dabei tatkräftige Hilfe von dem nebenan wohnenden älteren Mann.

Der war ganz begeistert, mir helfen zu können. Der Brauereibesitzer bedankt sich für die Büchse und das Pferd habe ich auf dem Hof abgeladen. Dazu vier Kästen Bier, die gab mir der Brauereichef mit, für die prompte Erledigung aller Sachen. Eine Kiste ist bei dir im Haus, die anderen im Reiterstübchen.“

„Gut gemacht und danke dafür!“

Aus seinem Schrank holte Hubert eine Flasche Rotwein.

„Für dich und Birte!“

„Oh, danke, solche Aufträge mache ich gern öfters.“

Beide lachten, dann kam er zur Sache und erklärte Hubert, was für das Haus geplant war.

„Es geht hier aber nur um das Haus, nicht um die Stallungen. Für alles, was geplant war, liegt das Material dort. Sogar die neue Heizungsanlage für Öl ist vorhanden, das Loch mit dem Tank ist vorhanden, braucht nur noch eingebaut und angeschlossen werden. Wenn wir Hellwig mit dem Plan hier dransetzen, kann er sofort anfangen. Will er mit seinem Trupp da übernachten?“

„Ja, wir müssen sie nur ausstatten mit Feldbetten, Decken, Schlafsäcken und Verpflegung. Das werde ich mit Rübke klären. Hellwig wird spätestens am Freitag bei dir sein.“

„Gut, dann werde ich mit ihm das absprechen und dann die anderen Gewerke rechtzeitig dazu schieben. Also das wird ein hübscher kleiner Hof und das zweite Tagelöhnerhaus, was größer als das andere ist, sollten mit gleich mitmachen, dann ist alles neu und kann gut bewohnt werden.“

„In Ordnung, plane das mit ein, aber dort machen wir das ohne Öl, Ofeneizung und elektrische Anschlüsse bei der Dusche.“

„Kein Problem, das geht schnell. Wenn die Elektriker danach draußen sind, sollten sie das andere Haus gleich mit elektrisch ausstatten.“

„Auch klar, so fahren wir ab.“

Rübke war der nächste der kam.

„Zwei Anhänger haben wir schon entladen und untergebracht. Für einen ist voraussichtlich noch Platz. Drei stehen in Königslutter.“

„Da müssen wir sehen, wie wir die unterbringen, aber ladet erst einmal den dritten ab, dann sehen wir wie viel Platz ist.

Gut, dann habe ich zwei Sachen für euch, genauer drei. Als erstes helft ihr beim Umzug in das neue Haus. Dann stellte euch ein auf eine wahrscheinliche weitere Depoträumung am Samstag.“

„Und was noch?“

Hubert erklärte ihm, was Hellwig brauchen würde, inklusive Verpflegung. Rübke schrieb mit.

„Das machen wir morgen mit, ich weiß, wo das alles ist.

Einen Herd wird er dort haben, das Andere nehme ich gleich aus dem neuen Lager im Feuerwehrhaus.“

Später wurde ihm die neue Mitarbeiterin von Dolle vorgestellt, eine große schlanke Blondine, die in Breslau in einer Maschinenfabrik als technische Zeichnerin gearbeitet hatte. Louise Frahn hieß sie. Er begrüßte sie herzlich und wünschte ihr alles Gute zum Einstand.

Als er mit Gertrud allein in ihrem Büro war, sagte er: „Jetzt werde ich meine Pferde bewegen und dabei nachdenken. Das war heute eine Menge, was hier los war.“

„Das sagst du richtig, Moment, Telefon!“

Hubert ging in sein Büro, sie rief hinter ihm her: „Herr von Waldeck!“

„Ich habe mich sachkundig gemacht und schon einiges abgesprochen. Es sieht wie folgt aus: Die Kammer hält den Betrag von 700.000 RM für das gesamte Gut für angemessen.

Aber ich brauche den Hof nicht, nur das Land und den Wald.

Daraufhin machte man mir einen Vorschlag. Ein Viehhändler sucht einen Hof mit großen Stallungen und ein wenig Weide.

Der Hof hat den Wert von 300.000 RM. 15 Morgen Weide dazu wären 350.000 RM. Verbleiben für mich für das restliche Land 350.000 RM. Mit dem Viehhändler habe ich gesprochen. Das ist ein vernünftiger, ehrlicher Mann, mit dem ich öfters Geschäfte machte. Der würde mitmachen und 350.000 RM für Hof und Weide zahlen. Aber: Ich habe derzeit nur 250.000 RM zur sofortigen Verfügung. 100.000 RM kann ich aus England bekommen, aus einer Erbschaft. Aber das dauert, bis das hier ist. Daran könnte das scheitern.“

„Darf ich dir einen Vorschlag machen? Ich leihe dir die 100.000 RM und du gibst sie mir zurück, wenn es verfügbar ist.“

Kurze Stille am Telefon.

„Wieviel Prozent Zinsen?“

„Keine, das ist mein Dank für eine gesunde Heimkehr von mir und meinem Bruder!“

„Deshalb habe ich damals aber nicht so entschieden!“

„Ich weiß, aber nimm es einfach so hin. Wenn du das Geld hast, zahlst du es zurück!“

„Gut, mache ich, danke.“

„Ich gebe dir jetzt eine Telefonnummer in Hannover, da rufst du an, dort meldete sich ein Herr Huber. Dem sagst du, dass du mit mir befreundet bist und ich dir die Informationen gegeben habe. Sag ihm, dass der Viehhändler und du euch das so teilen wollt. Aber fahrt da bitte spätestens bis nächsten Montag hin, solange dürfen wir dort ausräumen.

Wenn du etwas Bestimmtes brauchst, nimm Verbindung mit Fritz am Samstag auf.“

„Ich habe mitgeschrieben, das greife ich gleich an.“

Er bekam die Telefonnummer und beide legten auf. Hubert nahm sich seine Jacke und ging ins Vorzimmer.

„Jetzt gehe ich wirklich. Seid ihr heute Abend im Stall?“

„Fiete kommt, um zu trainieren und ich auch.“

Daheim berichtete er Ulla ausführlich vom heutigen Tag. Die freute sich über die neue Lehrerin und über den Bau der Mittelschule.

Gemeinsam gingen sie in den Stall.

Lächelnd zeigte Frank ohne Worte auf die zweite Box rechts.

Hubert öffnete sie und ihnen kam ein hellbrauner Kopf mit großen Augen entgegen.

„Oh, wer bist du denn?“ fragte Ulla lächelnd.

„Das ist Juniors neues Pferd, den habe ich vom Brauereibesitzer in Wittingen.“

Er legte ihm das Stallhalfter auf und führte ihn auf den Gang. Jetzt erst konnte man sehen, wie groß dieses Pony war, fast wie ein normales Pferd.

„Ein hübscher Kerl, der gefällt mir.“

„Eingeritten und angespannt.“

„Und gesund“, sagte Frank, „Richard hat ihn komplett abgetastet und sagte, der wäre topfit.“

„Ist Richard hier?“ „Ja, ich hole ihn.“

Die beiden unterhielten sich über den Neuen, als Richard kam.

„Ich wollte jetzt reiten, könntest du den gleichzeitig ein wenig bewegen, ich möchte wissen, wie er sich gibt. Frank könntest du bitte den Schimmel fertigmachen und anschließend die Stute?“

Der nickte und war schon unterwegs.

„Ich komme mit zum Platz runter, um mir den anzuschauen“, sagte Ulla und ging vor.

Kurz darauf folgten die beiden, bereits aufgesessen, wärmten ihre Pferde ruhig und langsam auf.

Im Vorbeireiten sagte Richard zu Hubert: „Sehr folgsam und reagiert wunderbar.“

Schließlich wagten sie mit dem Neuen ein paar Sprünge, das machte der problemlos mit.

„Sehr gut“, sagte Richard. „Der kann locker bei einem L Springen mitgehen!“

„Das Gefühl habe ich. Könnt ihr mir bitte das hintere Tor aufschließen? Ich springe mit dem Schimmel und mit der Stute wollte ich nachher ins Gelände. Petra kann den Schimmel trocken reiten.“

Richard hob bestätigend die Hand und ritt zum Ausgang.

Ulla winkte ihm kurz zu und ging ins Haus. Zwei Umläufe sprang er mit dem Schimmel, dann kam Petra mit der Stute.

Sie saß ab und hielt sie am Zügel, während Hubert neben sie ritt und gleich von Pferd zu Pferd umsaß.

„Das ging aber schnell“, lachte Petra.

„Das habe ich mal gelernt. Es gibt Springen mit Pferdewechsel mittendrin, da kommt es auf jede Sekunde an.“

Draußen wechselte er ganz langsam das Tempo, bis sie im leichten Galopp unterwegs waren. Auf dem Teilstück, wo die Baumstämme gestapelt waren und einzelne Holzstöße, ließ er sie im vollen Galopp springen, zum Schluss den Graben mit Bach. Ohne zu zögern ging sie jeden Sprung an, es war eine helle Freude für ihn. Verschwitzt, aber zufrieden, kamen sie wieder auf den Hof. Im Schritt zum Schluss war sie schon wieder trocken geworden. Als Hubert vor dem Stall absaß, fühlte er sich völlig klar und erholt vom Bürotag.

Die anderen Pferde begrüßte er in ihren Boxen, jeder erhielt ein kleines Apfelstück. Allen vier ging es gut. Das Füttern begann und Hubert ging ins Haus, duschte, dann gab es Essen. Anschließend informierte er Fritz über die Aktion „Mustergut“. Spontan sagte der zu, am Freitag zur Erkundung zu fahren. Heinrich würde er mitnehmen.

„Ich fahre morgen nach Wittingen, ist der Bau klar?“

„Ist alles geklärt, geht Montag los.“

„Dann werde ich mich an den Mann halten, der dort wohnt.

Mittags bin ich zurück, ich berichte dir.“

Gerade wollte er in den Stall gehen, als Joachim von Waldeck anrief.

„Ich wollte dir berichten, dass klappt alles, habe mich nett mit dem Herrn Huber unterhalten, ihm erklärt, wie wir das machen wollen und dass die Kammer daran beteiligt war.

Also lange Rede kurzer Sinn, wir beide bekommen das Anwesen, der Notartermin findet nächste Woche Freitag in Salzgitter statt. Aber bis dahin brauche ich das Geld.“

„Kein Problem, Fritz fährt am Freitag zur Erkundung dorthin, der wird gegen 14:00 Uhr dort sein, dem gebe ich das mit.“

„Das wäre sehr gut. Dann sage ich danke und wünsche euch einen schönen Abend!“

Zufrieden ging Hubert hinüber in den Stall. Ulla saß an ihrem Schreibtisch und arbeitete. Die vier Pferde mussten ebenfalls geholt werden, da war der Samstag der beste Termin. Frank und Richard würde er am Samstag für Bode einplanen müssen, dann blieb nur noch Paul, die Pferde nach Goslar zu bringen, aber das würde der locker schaffen.

Fiete und Gertrud hatten das restliche Tageslicht zum Training genutzt, Anne und Katrin waren in der Halle und arbeiteten dort konzentriert.

Paul war tatsächlich da und beschlug den Neuen. In einem Beutel hatte Hubert zwei Flaschen Kräuterlikör, die wollte er heute ausgeben. Heute sollte geklärt werden, wer wo mit wem auf den Turnieren starten würde. Tietz und Weber sattelten sich Pferde und wollten in der Halle reiten. Dann kam Hartmut, dem war es alleine daheim zu langweilig. Natürlich musste heute das Bier getestet werden, das Niemann aus Wittingen mitgebracht hatte und ebenfalls der Kräuterlikör von Hubert.

Schnell hatte Hubert seine Planung für Freitag und Samstag mit Paul, Richard und Frank abgesprochen. Bei Paul hatte er offengelassen, ob der bei der Rückfahrt von Goslar an dem NS Mustergut vorbeifahren sollte, um Vieh mitzunehmen.

Das würden sie am Freitag entscheiden, wenn Fritz von der Erkundung zurückkehrte. Einen weiteren Raum nahm die Diskussion über die Starts bei den einzelnen Turnieren ein.

Anne und Katrin hatten mit Walter abgesprochen, dass sie mit ihren jüngeren Pferden zusätzlich an zwei weiteren Turnieren in der Klasse M starten würden. Der hatte sich sehr über das „Carepaket“ von Hubert gefreut und ausrichten lassen, dass er für so etwas immer empfänglich sei. Später kam Purzer dazu, der eigentlich Anne abholen wollte und sitzenblieb. Der kannte sich gut mit der Organisation einer Fohlenschau aus. Hubert nutzte die Gelegenheit Weber zu sagen, dass er derjenige sein würde, der diese Schau vorbereiten sollte. Dazu würde er Kurbjuhn und Rübkes Leute zur Unterstützung bekommen. Purzer und Weber verabredeten sich zu einem Treffen, um das vorzuplanen. Als Bode mit Ursel und kurz darauf Ulla erschien, war die Runde fast vollständig. Ulla hatte eine Flasche Sekt dabei für die Mädels, die kein Bier oder Likör tranken. Dummerweise mussten alle am nächsten Tag arbeiten, so wurde das Treffen kurz vor 22:00 Uhr beendet, aber allen hatte es gut gefallen.

Ulla nahm Hubert an die Hand: „Du, ich glaube, wir haben noch etwas aufzuarbeiten!“

Er grinste zurück: „Bestimmte Arten von Arbeit tue ich besonders gern!“

Kichernd gingen beide in ihr Haus.

Der letzte „Raubzug“?

Am Donnerstagmorgen begrüßte Hubert nicht nur seine zwei Mädels, sondern dazu den neuen Lehrling, die Tochter der Gärtnerin. Etwas schüchtern, hielt sie sich zurück, versuchte aber alles zu verinnerlichen, was Gertrud ihr vermittelte und erklärte. Grinsend hörte Hubert zu, wie Gertrud ihr die ersten Verhaltensmaßregeln gab.

„Wir sind hier im Vorzimmer des Chefs und damit ein Aushängeschild der Firma. Du kennst den Grundsatz: Wie der Herre, so das Gescherre! Also achten wir hier besonders auf unser Äußere, sind höflich und zuvorkommend, vor allem gegenüber Betriebsfremden. Hier wird niemand geduzt, bist auf gewisse Ausnahmen. Du wirst also in Zukunft mehr Wert auf dein Äußeres legen müssen. Beispiel: Du solltest dir eine Frisur zulegen und deine Fingernägel ordentlich pflegen.

Deine Schuhe sollten vorbildlich sauber sein, wie dein gesamtes Äußeres!“

Monika brachte ihm lächelnd den Kaffee und die erste Unterschriftenmappe. Hubert grinste sie an.

„Da nimmt aber jemand seine Ausbildungsaufgabe sehr genau!“

Sie grinste zurück. „Ich finde das gut, was und wie sie es macht. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

„Ich finde das gut, keine Sorge, aber es ist beeindruckend wie aus einer kessen jungen Frau eine knochentrockene Ausbilderin wird.“

„Stimmt, aber sie nimmt das richtig ernst und ich werde ihr dabei helfen!“

Der erste Telefonanruf des heutigen Tages kam von seiner Tante.

„Das hat ja wunderbar geklappt mit dem NS Mustergut, dein Onkel ist begeistert von den Leuten mit denen er verhandelte und von der guten Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Kammer.“

„Das freut mich, ich werde heute meinen Bankchef besuchen, wie abgesprochen.“

„Ich wünsche dir viel Erfolg dabei. Aber deshalb rufe ich nicht an. Gestern ist das Bieterverfahren für den Resthof in Leiferde abgelaufen. War nicht erfolgreich, zwei Bieter.“

Sie nannte ihn den bisherigen Höchstbetrag der Bietenden.

„Morgen Mittag um 11:00 Uhr ist Ende. Wenn dein Mann bis morgen per Telegramm 200,- RM mehr bietet, hat er den Resthof.“

Sie gab ihm noch einmal die Adresse, an die das Telegramm zu richten sei.

„Morgen so früh wie möglich, sollte es abgehen. Wenn ich nicht mehr anrufe, gilt der Preis, den ich dir nannte.“

„Sehr gut, ich gebe das so weiter, der Dank dafür wird dich bald erreichen.“

„Gut, Gut, erst soll das laufen, dann sehen wir weiter. Im Übrigen bin ich an drei Grundstücken in Braunschweig dran, richte dich auf weitere Aufträge ein.“

Nach Ende des Gespräches rief er seinen Jagdfreund Rudi an und gab ihm alles so weiter.

„Bist du dir sicher, dass dieses der Preis ist, den ich in den Ring werfe?“ fragte der.

„Ja, absolut sicher!“ „Wenn das so ist, haben wir ein ganz großes Schnäppchen gemacht.“

„Dann sei doch froh!“ „Bin ich, und wie! Werde dich auf dem Laufenden halten, was weiter passiert.“

„Halt, noch ein mögliches Schnäppchen!“

Dann erzählte er von dem NS Mustergut.

„Wir wissen aber noch nicht, was da alles ist. Wir werden dich Freitagabend informieren!“

„Wäre sehr gut, ich bin flexibel und hätte kein Problem Samstag, dort etwas abzuholen!“

Das war geklärt, jetzt musste er seine Sachen packen, um zur Bank zu fahren.

„Wann kommen die Leute aus Hamburg?“ fragte er Gertrud.

Die schaute in ihren Kalender.

„13:14 Uhr Braunschweig, Hubertus weiß Bescheid, fährt mit dem Bus von Gert!“

„Bis dahin bin ich wieder da. Denen bringe ich aus der Stadt etwas zum Essen mit. Ach so, ich habe eine Kiste mit Tauschsachen für dich im Auto.“

„Das wird unser neuer Lehrling erledigen!“ grinste sie ihn an.

„Bin gleich soweit“, sagte er und überprüfte in seinem Büro, ob er alles dabeihätte.

Schmuckstücke und die kleinen Goldbarren wollte er in den eigenen Fächern unterbringen. Das Sparbuch hatte er dabei, wollte es Hartmut übergeben und für den Bankchef hatte er ein Dämmerungsglas, dass er ihm schenken wollte. Am Parkplatz gab er dem Mädchen die Sachen für Gertrud und fuhr los.

Als er die Bank betrat, wurde er von seinem Kundenberater empfangen.

„Herr Wedel, unser Chef möchte Sie sprechen, ich bringe Sie zu ihm.“

Sein Jagdkamerad empfing ihn lächelnd und bat ihn, sich zu setzten. Schon kurz darauf standen zwei Tassen Kaffee vor ihnen.

Als sie allein waren, sagte Paul Münch: „Ich weißt zwar nicht was an der ganzen Sache so geheimnisvoll ist, aber ich soll dir einen Schlüssel von unseren Bankfächern überreichen, den du geerbt hast.

Unsere Hauptstelle in Hannover hat das überprüft und diesen Weg angeordnet. Hier ist der Schlüssel. Du müsstest bitte nur quittieren, dass ich ihn dir ausgehändigt habe.“

„Das mache ich doch gern. Meine Tante informierte mich vorab darüber. Die machte auch ein Geheimnis davon. Aber nun haben wir das ja im Griff.“

Er unterschrieb und erhielt den Schlüssel.

„Ich habe meine Jagdsachen sortiert und dabei festgestellt, dass ich mehrere Sachen doppelt habe. Die verteile ich gerade. Das habe ich für dich gedacht.“

Dabei gab er ihm das Dämmerungsglas. Paul Münch betrachtete es ausgiebig und sah hindurch.

„Toll, ein Dämmerungsglas von Zeiss, das ist was ganz Edles, danke!“

„Im Herbst sollten wir wieder auf Jagd gehen. Rudi bekommt ein Revier, da haben wir eine weitere Alternative.“

„Sehr gut, wenn du mal was hörst von einem Revier was vergeben werden soll, denk bitte an mich!“

„Ja gern. Momentan tut sich überall so viel, das sollte klappen.“

„So mein Lieber, ich habe gleich den nächsten Termin, vorher schreibe ich dir eine Firma und deren Adresse auf. Es ist ein Fliesenlegerbetrieb. Chef und vier Angestellte. Gute Leute, aber kaum Bürokenntnisse, haben Probleme mit der Steuer.

Am liebsten würde der Chef nicht mehr selbstständig sein.

Das wäre doch was für dich!“

„Danke, solche Leute suche ich, so etwas mussten wir bisher dazu kaufen. Ich werde berichten!“

Die Vorzimmerdame brachte ihn zu seinem Kundenberater.

Dort wechselte eine Schachtel Zigaretten den Besitzer und man kam zum Thema.

„Ich möchte etwas in unseren Schließfächern deponieren und ein Drittes, was ich geerbt habe, betrachten. Das werde ich behalten, bereiten sie das bitte schon vor.“

„Kein Problem, unser junger Mann wird sie begleiten.“

Er winkte Hartmut zu und bat ihn, Hubert zu begleiten. Auf dem Weg in den Keller gab Hubert dem das Sparbuch.

Allein betrat Hubert den Raum und suchte ihre Fächer. In beiden verstaute er den Schmuck, die Dollars, die kleinen Goldbarren und anderes. Das neue Fach fand er schnell.

Alles, was darin lag, holte er heraus und legte es auf den Tisch, der hier stand.

In einem bunten Umschlag befanden sich vier Pakete Aktien, jedes Paket 40 Stück a 10er Aktienscheine, das waren pro Paket 400 Stück. Das war sehr ordentlich. Vier flache Kästchen folgten. In jedem davon ein Collier, mit Kette, Armreifen, Ring, Ohrenstecker und Brosche. Einmal pur Gold, einmal Weißgold, beide schlicht und im dritten Gold mit Brillianten. In der vierten Kiste das Ganze in Perlen. Sehr beeindruckend. Ein weiteres Kästchen war mit Seide ausgeschlagen und 30 Goldmünzen lagen darin. Schließlich zwei elegante, prall gefüllte Brieftaschen mit Banknoten und ein Umschlag mit 500 US Dollar. Die Schmucksachen, die Goldmünzen und die Dollar legte er wieder hinein, beide Brieftaschen steckte er in seine Jackentasche, den Ordner mit den Aktien legte er in seine Tasche. Dann verschloss er alles sorgfältig, steckte die Schlüssel in seinen Geldbeutel und ging hinaus, wo Hartmut wartete. Der verschloss den Tresorraum, beide gingen wieder hoch in die Filiale.

„Was machen eigentlich unsere Aktien?“ fragte Hubert dabei.

„Die fangen wieder an zu steigen. Zwar langsam, aber sie steigen. Nach Meinung der Bank wird das so weitergehen.“

Nachdem die neuen Aktien auf ihn umgeschrieben und alles erledigt war, verabschiedete er sich. Jetzt musste er, wie versprochen, Brot und Brötchen kaufen. Dafür fuhr er am Hagenmarkt vorbei, wo der Bäckerstand war. Der Verkäufer erkannte ihn sofort und lachte.

„Sechs Brote habe ich noch, zwei Weißbrote und 25 Brötchen.“

„Das nehme ich alles!“

Während der Verkäufer einpackte, plauderten sie über das Wetter. Daheim brachte er vier Brote und die Brötchen zu Gert, dazu drei Dosen Wurst aus den Beständen und ein Pfund Tee. Das war für die Fahrer aus Hamburg gedacht.

Alles was übrig blieb, sollten Gerts Leute essen. Wieder im Büro gab er Fischer die Adresse der Fliesenleger.

„Klär das bitte mit Frau März. Wäre gut, wenn wir die bei uns einstellen könnten.“

„Stimmt, das mussten wir uns bisher immer teuer einkaufen!

Ich mache das sofort!“

Einige Sachen erledigte er, nahm sechs Packungen Zigaretten mit, ging hinüber zu Gert. Vorher hatte er Gertrud gebeten, die wöchentliche Besprechung auf Montag 16:00 Uhr zu verlegen. Es fehlten zu viele, wegen der Erkundungen.

Bei Gert war alles vorbereitet. Hubert nutzte die Gelegenheit mit Ziegler ein paar Worte zu wechseln. Der sah mittlerweile etwas besser aus.

„Ich habe nächste Woche einen Termin bei dem Menschen, der die Prothesen herstellt, da fahre ich hin und lasse mich beraten.“

„Egal, wie teuer das ist, du lässt das vernünftig machen, ich zahle das!“

„Ja, aber …“ „Rede nicht, das habe ich bei Becker genauso gemacht.

Klappt alles mit dem Umzug?“

„Ja, Rübke und seine Leute helfen und einiges an Möbeln haben wir uns bereits in der Scheune ausgesucht.“

„Na, dann klappt das bestimmt. Oh, Hubertus kommt mit den Leuten aus Hamburg.“

Gert und er begrüßten die sechs Männer draußen und holten sie in den Besprechungsraum, wo die Brotzeit bereits auf sie wartete. Ein kräftiger großer Mann, um die 40, war deren Verantwortlicher für diese Aktion. Während alle gut zugriffen, kamen sie mit dem ins Gespräch. Wider Erwarten hatte es mit der Bahnfahrt gut geklappt und sie hatten eine Erlaubnis der Briten, diese Laster zu überführen. Von dem Mann erfuhren sie, dass es im Hafen wieder langsam aufwärts ginge, die Zahl der Schiffe, die kamen und gingen, wuchs stetig.

„Wem gebe ich das Geld?“ fragte der.

„Mir, ich unterschreibe die Quittung“, sagte Hubert.

Der Mann gab ihm einen dicken Umschlag, den er von Ziegler überprüfen ließ. Nach dem Essen machte Gert für alle eine Einweisung an den Fahrzeugen und dann wollten sie los, um möglichst im Hellen in Hamburg anzukommen. Der Bärtige bedankte sich herzlich im Namen seiner Mannschaft für die tolle Bewirtung, dann setzte er sich an die Spitze, die Kolonne fuhr los. Ziegler gab ihm den Umschlag und er ging zurück.

Kurz bevor er den Eingang zum Gebäude erreichte, sah er, dass jemand auf der Bank daneben gesessen hatte, sich jetzt erhob und zu ihm kam. Beide blieben stehen und musterten sich stumm. Der Mann war abgemagert, trug aber saubere, geflickte Arbeitsklamotten und kaputte Stiefel. Langsam wurde Hubert klar, wer das war.

„Schlüter, bist du das?“

Der Mann nickte langsam: „Ja Chef, der bin ich!“

„Ich bin hier zwar der Chef, aber für dich Hubert!“

„Danke, es fällt mir schwer um Hilfe zu bitte, aber…“

„Bleib ruhig, du bist hier richtig, du gehörst zu uns und jetzt komm mit hoch, wir trinken einen Kaffee und du erzählst, was war!“

Der Mann nahm seinen Rucksack und folgte Hubert.

Im Vorzimmer sagte Hubert: „Zwei Kaffee bitte und besorg mir Hubertus, der ist bestimmt bei Gert!“

Beide setzten sich in die Sessel und Hubert bot eine Zigarette an.

„So und jetzt erzähl mal!“

„Tja, dann fange ich mal an, als ich von der Batterie weg ging und zu einer Einheit im Osten versetzte wurde. Das war eine Batterie, die gerade neu aufgefüllt war, nur wenige Leute mit Erfahrung. Der Chef ein Reserveoffizier, der zum ersten Mal so eine Einheit führte. Nicht lange, denn er wurde krank und ging in ein Lazarett. Ich durfte die Batterie übernehmen und wurde zum Leutnant befördert. Wir wurden an die Oder verlegt und sollten dort die Russen aufhalten. Anfangs war es ruhig, aber dann ging es richtig los. Die Reste einer Panzerdivision vor mir zogen sich zurück. Zwei Geschütze hatte ich noch einsatzbereit und einiges vom Tross war vorhanden. Zum Bataillon und zum Regiment hatte ich keine Verbindung mehr. Der Kompaniechef einer Panzerkompanie hielt an und rief: „Was macht ihr noch hier? Hinter mir sind zwei meiner Panzer und dann kommt der Russe. Fahrt hinter mir her.“ Meine Geschütze waren aufgeprotzt, die Autos abfahrbereit, also schrie ich: „Marsch, Marsch, hinter den Panzern her.“ Hinter uns knallte und rumste es ständig. Aber wir blieben dran, ungefähr 15 km, dann fuhren wir in einen Wald. Hier sammelte der Hauptmann alles, was hier untergezogen war. Drei Schützenpanzer, zwei Panzerjäger und sieben seiner Kampfpanzer. Ein Zug Pioniere war dabei.

Er holte alle Führer zu seinem Panzer und legte eine Karte auf die Frontplatte. „Soweit ich die letzten Funksprüche richtig gedeutet habe, sind wir in einem Kessel eingeschlossen.“ Er zog einen dicken Strich um die Ortschaft Halbe. „Die Russen sind bereits an allen Seiten. Wir können hierbleiben und uns einen glorreichen Heldentod verschaffen.

Wer das mag, bitteschön! Ich will leben und raus aus dem Kessel. Zwei Tiger und fünf Panter haben wir, wenn die letzten zwei hier sind.“ Dann fragte er alle ab, wie viel Munition und Sprit jeder hatte. Wir hatten 30 Schuss, aber genug Sprit in unseren Lkws. Andere hatten Munition aber keinen Sprit. Als er sich das angehört hatte, entwickelte er einen Plan. Die Straße hinter dem Wald sollte vermint werden, unsere zwei Geschütze mit der Restmunition im direkten Richten auf die Russen schießen, die auf diese Sperre aufliefen. Unser Sprit wurde auf die gepanzerten Fahrzeuge verteilt, unsere Verpflegung auch, jeder bekam seine Papiere. Wir und die Pioniere wurden auf die Schützenpanzer verteilt, jeder mit Rucksack, Waffen und Munition. Ein Schützenpanzer stand hinter den Geschützen, um uns aufzunehmen. Alle Panzer standen hinter der nächsten Biegung, würden anfahren gen Westen, wenn wir verschossen hatten. Meine Leute halfen den Pionieren und dann standen die Geschütze in einer gedeckten Stellung. Als alles fertig war, kamen die letzten zwei Panzer. Der Hauptmann holte uns zusammen und sagte: „Wenn ihr verschossen habt, sofort auf den Schützenpanzer und hinter uns her. Bleibt dran, wir brechen nach Westen durch. Wenn wir das geschafft haben, lasst die Panzer stehen und verkrümelt euch nach Westen. Glück auf Jungs, jetzt geht es nur noch um unser Leben!“ Zusammen mit einem Oberfeldwebel der Panzergrenadiere stand ich bei den Geschützen. Mit unseren Gläsern sahen wir den Weg entlang und dann kamen sie, Panzer hinter Panzer. „Ruhig bleiben Jungs!“ rief der Grenadier. Wir warteten, dass einer der Panzer auf eine Mine fuhr und das geschah recht schnell. Die anderen Panzer versuchten, an dem liegengebliebenen vorbei zu fahren, aber jetzt eröffneten wir das Feuer und trafen die Panzer, die unvorsichtig breit aus dem Wald herauskamen.

So schnell habe ich Kanoniere noch nie arbeiten sehen. Der Schützenpanzer setzte zurück, als wir nur noch wenige Schuss hatten. Drüben brannte es lichterloh. Der Oberfeldwebel schrie: „Es reicht, alle auf meinen Panzer, ich werfe Nebel!“ Blitzschnell saßen wir auf dem Panzer und im Wegfahren warf er alles, was er an Nebel hatte, heraus. Über Funk rief er den Panzerhauptmann: „Wir kommen, fahrt an.“

Sofort hörten wir im Funk: „Führer an Alle: Marsch, Marsch!“

Hinter uns krachte russisches Artilleriefeuer in unsere alte Stellung. Kurze Zeit später ging es richtig los, wir trafen auf russische Infanterie und Panzer. Zwei unserer Panzer brannten, die eine Besatzung wurde von dem anderen Schützenpanzer mitgenommen, wir holten die andere Besatzung zu uns. Als der Wind aufdrehte, zählten wir zwölf brennende russische Panzer und weitere Schützenpanzer.

Wir hatten die ganze Zeit geschossen, aber wir hatten es geschafft, die Umzingelung war durchbrochen. Ungefähr 30 km fuhren wir hinter den Panzern her, bis der Hauptmann in einen Wald einbog und auf einer Lichtung unter den Bäumen anhielt. Alle sammelten sich an seinem Panzer. Er legte eine andere Karte auf seinen Panzer. „Wir sind hier, weit an Berlin vorbei. Jetzt kommt der schwierigste Teil für alle. Jeder schlägt sich nach Hause durch, aber geht den deutschen Truppen aus dem Weg. Die Amis sind auf dem Weg zur Elbe!

Werft eure Waffen weg, nehmt euch, was ihr braucht und kommt gut nach Hause.“ Von meinen verbliebenen Soldaten verabschiedete ich mich, nahm eine Regenjacke und meinen Rucksack und begann meinen Weg nach Westen. Kurze Zeit darauf holte mich der Hauptmann der Panzer ein. Schnell stellte sich heraus, dass wir aus der gleichen Region kamen, ich aus Braunschweig und er aus Peine. Beide wussten wir nicht, wie es unseren Angehörigen ging, aber wir wollten gesund nach Hause kommen. Vor der Elbe trennten wir uns, wir kamen auf den wenigen passierbaren Brücken nicht hinüber, die waren gut bewacht. Er versuchte es an einer anderen Stelle, ich konnte mich in einem Gut verstecken und wurde dort als normaler Arbeiter beschäftigt. Der Gutsbesitzer hielt seine schützende Hand über mich. Wie er es schaffte, die Nachrichten über meine Familie zu bekommen, verriet er mir nicht, es war schlimm genug. Vater war bei einem Luftangriff, Mutter an einer Lungenentzündung verstorben. Schwester derzeit unauffindbar, Elternhaus in Schutt und Asche. Wo sollte ich hin, ich blieb erst einmal dort. Dann aber begann die Zwangskollektivierung der Güter. Unser Graf hatte so etwas bereits vermutet und den größten Teil seines Besitzes in den Westen verschoben. Er und seine Frau nutzten ihre englischen Pässe, die sie zusätzlich hatten, um ungefährdet per Eisenbahn in den Westen zu kommen. Ich machte mich alleine auf den Weg. Letztendlich kam ich in einem Kohlenzug, eingegraben unter der Kohle über die Grenze und sah in Braunschweig den Laster mit der Aufschrift „Wedel“.

Da dachte ich mir, geh da mal hin, vielleicht können sie dich brauchen.“

Ohne dass Schlüter es bemerkt hatte, war Fritz hereingekommen, hatte sich das still angehört.

„Na klar kannst du hierbleiben und arbeiten!“

Der dreht sich herum und sagte lächelnd: „Mensch Spieß, dass ich das noch erlebe, ihr seid alle gesund?“

Hubert lehnte sich zurück.

„Ja, wir hatten viel Glück, unversehrt nach Hause zu kommen und auch danach. Du hast Abitur, willst du nicht studieren?“ Schlüter seufzte.

„Würde ich gern, aber wie soll ich das bezahlen und wo soll ich bleiben?“

„Was willst du denn studieren?“

„Ich wollte schon immer Bauingenieur werden.“

„Na das passt doch. Du bleibst hier, wirst als Hilfskraft in unserem Baubüro angestellt und fängst im Wintersemester an zu studieren. In den Semesterferien kannst du hier arbeiten und bist so abgesichert! Aber jetzt bekommst du andere Klamotten, ein Zimmer mit Bett und dann schauen wir weiter. Ist Hubertus draußen?“ fragte Hubert Fritz.

Der nickte: „Wartet im Vorzimmer. Ich hole ihn.“

Als Hubertus hereinkam, sah er Schlüter und sagte verblüfft: „Mensch Fähnlein, was machst du denn hier?“

Der erkannte ihn natürlich.

„Hubertus, du alte Ratte, dir geht es bestimmt gut!“

Hubertus schaute Fritz an: „Warum denken alle so schlecht von mir?“

Der lachte: „Nein, nein, du machst das schon sehr gut, keine Sorge!“ Hubert erhob sich.

„Hubertus, du wirst Schlüter unterbringen, ihn einkleiden und anschließend Dolle vorstellen, da soll er hin. Du fährst heute Abend mit den Engländern nach Bremen?“

„17:00 Uhr Abfahrt, das Schokozeug habe ich aufgeladen.

Nächste Woche werden zwei Waggons Eierkohlen hereingeschoben. Zwei Stangen Zigaretten!“

„Sehr gut, bestimmt hast du die schon!“ Hubertus nickte.

„Gertrud war so frei:“

„So, jetzt los, bring Schlüter unter, dann sehen wir weiter!“

Die beiden verschwanden und Fritz setzte sich zu ihm.

„Bald haben wir die ganze alte Batterie hier zusammen. Aber das ist ja nicht schlimm, die Masse waren sehr gute Leute.

So, aber jetzt zu deinen Feldern. Die drei Wiesen sind top, da kannst du eine Menge Heu machen. Ebenso die drei Koppeln.

Vier Ackerflächen gehören dazu. Auf den beiden größeren können wir Gerste säen, mit etwas Glück klappt das bis zum Spätsommer. Auf den beiden kleinen Feldern sollten wir Futterrüben, Rote Beete und Mohrrüben in die Erde bringen.

Davon habe ich mehr als genug Saatgut. Dazu sollten wir folgendes machen: Heute einen Trecker von mir und den aus Völkenrode dorthin fahren mit einem Grubber und der Sähmaschine dran. Die stellen wir dort im Hof ab, Georg fährt mit einem Opel Blitz und dem Saatgut gleich mit. Das laden wir dort ab und er nimmt die beiden Fahrer mit zurück. Morgen früh fahren meine beiden mit einem Käfer dort hin und bringen das in die Erde. Abends fährt einer den Trecker mit Grubber zurück, der andere den Käfer!“

„Perfekt, wann soll das starten?“

Fritz lachte: „Die sind schon unterwegs! Die haben eine Karte und einen Lageplan, den ich gezeichnet habe dabei, das klappt schon.“

„Spitze, wir fahren morgen Erkundung. Waldeck ist dann dort, dem musst du Geld mitbringen, der kauft das Land. Bis sein Geld aus England kommt, leihe ich es ihm.“

„Kein Problem, wer kauft den Hof?“

„Ein Viehhändler, den er kennt!“

„Gut, wenn da zusätzliche andere Sachen auf dem Hof sind, soll ich die dann mitbringen?“ „Ja, mach das!“

Gertrud brachte die Unterschriftenmappe.

„Fischer will dir etwas mitteilen.“

Kurz darauf kam Fischer herein.

„Ich habe mich mit dem Mann in Verbindung gesetzt. Der scheint keinen Plan zu haben, was und wie er handeln muss.

Seine Firma hat in Fachkreisen einen guten Ruf, aber seine Achillesferse ist die Buchführung. Da hat er sich voll auf eine Verwandte verlassen, die im Nachhinein betrachtet, wohl doch nicht die Ahnung hatte, wie er dachte. Der steht vor einem Chaos. Folgendes haben wir jetzt ausgemacht: Frau März und ich fahren zu ihm, schauen uns die Bücher an.

Danach überlegen wir, was zu tun ist. Du bist morgen Nachmittag unterwegs?“

„Ja, aber ich werde schätzungsweise gegen 16:00 Uhr wieder hier sein.“

„Gut, dann können wir dir vortragen und du entscheidest.

Wer ist der Neue, der mit Hubertus Müller unterwegs ist?“

Hubert erzählte ihm die Geschichte von Schlüter in Kurzform.

„Also ist das so eine Art Lehrling bei Dolle.“

„Genauso, der bekommt das normale Gehalt eines Maurers.

Der soll nämlich mit raus an die Baustellen und sich dort richtig vorbereiten.“

„Und nach dem Studium willst du ihn vermutlich als Ingenieur anstellen“, grinste Fischer.

„Ganz genau Herr Geschäftsführer!“ grinste Hubert zurück.

„Ich fahre jetzt bei Gert vorbei, dann auf meinen Hof, da gibt es einiges zu tun.“

Gerts Leute hatten alles aufgegessen, was übriggeblieben war.

„Komm mal mit, ich werde dir was Nettes zeigen“, sagte Gert und ging voran in die Werkstatt.

In einer Ecke stand einer der Funkkoffer, an dem zwei Mann arbeiteten.

„Zeigt meinem Bruder mal, wie das Auto jetzt aussieht.“

Beide steckten ihr Werkzeug ein, gingen an die Seite des festen Aufbaus, entriegelten zwei Griffe und klappten ihn nach oben auf. Mit zwei Metallstäben verriegelten sie die Klappe in dieser Stellung. Das war jetzt ein fast fertiger Verkaufswagen. Hinter der offenen Klappe war ein Verkaufstresen und an den Wänden vorn und hinten waren Fächer angebracht, die vorn etwas höher waren, damit nichts herausfiel beim Fahren. Innen leuchtete eine Arbeitslampe.

„Sensationell“, entfuhr es Hubert, „das ist ja toll geworden.“

„Wir bauen eine zweite Batterie hinein, damit der Strom der Lampe nicht die normale Batterie leert. Das dauert etwas, dann ist das Auto einsatzbereit!“

„Genial, wirklich toll. Hat unsere Mutter das schon gesehen?“

„Noch nicht, das zeige ich ihr erst, wenn alles fertig ist.“

„Damit kann sie zu jedem Markt fahren, toll! Und ich glaube, bei mir auf dem Boden steht eine Kasse, die kann man dafür hernehmen.“

Innen bewunderten beide die zweckmäßigen Einbauten, das war von Iwan wunderbar gemacht worden.

„So etwas Ähnliches brauche ich für die großen Turniere als Schlafplatz für zwei Personen und die üblichen Klamotten.“

„Dann rede du mit Iwan und erkläre ihm das, der macht da etwas draus.“

„Das werde ich in den nächsten Tagen angehen. Kannst du morgen einen Mann mitgeben, das Depot und die Werkstatt für Frings ist dran.“

„Du bekommst meinen Kfz-Elektriker mit. Ab wann?“ „Ab Mittag, ich lasse dich anrufen.“

Daheim leerte er seine Taschen. Die zwei Brieftaschen und der Umschlag mit dem Geld für die Laster lagen auf dem Schreibtisch. Bevor er das Geld aus den Brieftaschen zählte, rief er jedoch Purzer an, um zu fragen, ob das Kaltblütergespann fürs erste bei ihm untergestellt werden könnte.

„Die Stände sind frei, Heu und Stroh ist jede Menge da, also kein Problem“, sagte der.

Das musste Richard wissen, wenn er morgen mit den vier Pferden kam. Die Reitpferde kamen jedes in eine Box im Stall, aber dann waren alle Boxen belegt. Anschließend zählte er das Geld und freute sich, 130.000 RM waren es, zusammen verstaute er es im Safe. Weil die Sonne so schön schien, beschloss er, drei seiner Pferde zu reiten,. Ab heute würde er die Hindernisse verändern können, denn Petra hatte ihm angeboten, zwei Jungs von den Flüchtlingen zu schicken, die das machen würden. Für die nahm er zwei Stangen Kaugummi mit.

Tatsächlich standen zwei Jungs im Eingang des Stalles und warteten auf ihn. Kurz erklärte er ihnen, um was es ging, dann stiefelten die zum Platz. Sandro stand fertig in der Stallgasse und dahinter, ebenfalls fertig, seine Armeestute.

„Oh, wer reitet die denn heute?“ fragte er Frank.

„Petra macht das, sie möchte von dir lernen und denkt, das geht am besten mit der Stute.“

„Springen kann die recht gut. Dann soll sie es probieren.

Bringst du mir den Schimmel?“

Gemeinsam mit Petra ritt er hinunter zum Platz. Auf dem Weg dorthin, erklärte er ihr ausführlich, was sie beim Aufwärmen zu beachten hätte. Hin und wieder warf er einen Blick zu ihr, aber es gab nichts zu beanstanden, sie machte das gut, das Mädchen hatte Talent! Nachdem er mit Sandro ein paar Sprünge gemacht hatte, ging er mit dem in den Schritt und dirigierte sie mit kurzen Kommandos, die sie sofort umsetzte. Von Sprung zu Sprung wurde sie sicherer, zumal das Pferd brav mitmachte.

„Das reicht für das erste Mal. Reite sie ganz normal ein wenig, damit du sicherer wirst.“

Dann setzte er Sandro in Bewegung und sprang mit dem die dreifache Kombination. Souverän meisterte er die.

Anschließend ließ er alle drei Hindernisse erhöhen, dann noch einmal und jetzt musste Sandro richtig kämpfen, riss aber das letzte Hindernis. Er ließ es wieder aufbauen auf die erste Höhe und machte zwei erfolgreiche Sprünge über einen Oxer und den Wassergraben. Dann ging er in den Schritt, lobte den Wallach, klopfte dessen muskulösen Hals lobend.

Als er später in den Stall zurückritt und absattelte, holte er sich Petra.

„Das hast du gut gemacht. Die beiden Armeepferde solltest du weiterreiten. Aber springen trainierst du nur, wenn ich dabei bin. Ich will nicht, dass sich da irgendwelche Fehler einschleichen. Wenn, dann lernst du das richtig!“

Die nickte heftig, das Lob hatte ihr die Röte ins Gesicht gezaubert. Mit Richard und Frank sprach er über den Pferdetransport morgen und wo die Tiere hinsollten. Weber hatte seine Reitstunde beendet und Junior zum ersten Mal das große Pony geritten.