Unselige Hinterlassenschaften - Eckbert Schulze - E-Book

Unselige Hinterlassenschaften E-Book

Eckbert Schulze

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Beschreibung

Mit dem vorzeitigen Ende des Krieges für die beiden älteren Brüder der Familie Wedel beginnt eine Zeit des Überlegens, was nach dieser Zeit des Krieges nun für sie beruflich zu tun sein wird. Für den älteren Bruder Fritz ist das unproblematisch, als ausgebildeter Landwirt und als geplanter Hofnachfolger ihrer Eltern ist sein Weg vorgezeichnet. Ähnlich ist es beim jüngeren Bruder Gert, der nach den beiden nach Hause kommt und der seiner Liebe zum Motor und zur Technik nachgehen will. Für den mittleren Sohn Hubert Ist ein Studium erstrebenswert, allerdings ist ihm noch nicht klar in welchem Bereich. Während bei den anderen Brüdern sich die Berufswünsche relativ schnell in geordneten Bahnen bewegen, ergibt sich bei Hubert eine andere Lage. Mehrere Ereignisse bringen ihn in die Situation, seine erworbene und bewährte Führungsfähigkeit praktisch anzuwenden und daraus ergibt sich erst langsam, dann immer schneller, die Möglichkeit beruflich in die Situation eines Firmenchefs hineinzuwachsen. Allerdings geht das nur mit der Unterstützung der Familie und mit guten Mitarbeitern, die er gewinnen kann. Recht schnell ändern sich bei den drei Brüdern die persönlichen Situationen, wie auch bei ihrer jüngeren Schwester....

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Vorwort

Mit dem vorzeitigen Ende des Krieges für die beiden älteren Brüder der Familie Wedel beginnt eine Zeit des Überlegens, was nach dieser Zeit des Krieges nun für sie beruflich zu tun sein wird. Für den älteren Bruder Fritz ist das unproblematisch, als ausgebildeter Landwirt und als geplanter Hofnachfolger ihrer Eltern ist sein Weg vorgezeichnet. Ähnlich ist es beim jüngeren Bruder Gert, der nach den beiden nach Hause kommt und der seiner Liebe zum Motor und zur Technik nachgehen will. Für den mittleren Sohn Hubert Ist ein Studium erstrebenswert, allerdings ist ihm noch nicht klar in welchem Bereich. Während bei den anderen Brüdern sich die Berufswünsche relativ schnell in geordneten Bahnen bewegen, ergibt sich bei Hubert eine andere Lage. Mehrere Ereignisse bringen ihn in die Situation, seine erworbene und bewährte Führungsfähigkeit praktisch anzuwenden und daraus ergibt sich erst langsam, dann immer schneller, die Möglichkeit beruflich in die Situation eines Firmenchefs hineinzuwachsen. Allerdings geht das nur mit der Unterstützung der Familie und mit guten Mitarbeitern, die er gewinnen kann.

Recht schnell ändern sich bei den drei Brüdern die persönlichen Situationen, wie auch bei ihrer jüngeren Schwester. Alle drei Brüder finden Ehefrauen und gründen eigene Familien, die Großfamilie findet sich und hält sehr gut zusammen. Andere verwandtschaftliche Beziehungen fördern den Erfolg des aufstrebenden Unternehmens Huberts, dazu kommt eine gute vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den britischen Besatzern. Zu Hilfe kommt den Brüdern die ungeordnete allgemeine Situation nach dem Kriegsende und die Entdeckung von lukrativen Überbleibseln der vergangenen Herrscherkaste. Die Nutzung dieser Möglichkeiten für den Aufwuchs der beiden Firmen und des Agrarbetriebes erweist sich als sehr hilfreich und führt zu einem wirtschaftlichen Erfolg. Mögen manche Wege auch nicht gerade und üblich sein, sie sind jedoch hilfreich für den gesamten Familien – und Firmenverbund.

Nach der ersten Konsolidierung der Bau – und Transportfirma, kommen weitere Leidenschaften hinzu, das Reiten, die Pferdezucht und die Jagd. Hier entwickeln sich neue Freundschaften, alte werden wiederbelebt und tragen zum weiteren Wachsen der Firma bei.

Neben der wirtschaftlichen Weiterentwicklung verändern sich auch die familiären Situationen, Nachwuchs kündigt sich an, zur Freude der Großeltern.

Trotz vieler Probleme, die sich durch den verlorenen Krieg, die Aufdeckung der vielfältigen Missstände der alten NS Zeit, der ungeklärten politischen Situation, der noch fehlenden eigenen Exekutive, der Not der Bevölkerung und einer heranstehenden Währungsreform ergeben, verläuft das Leben der Protagonisten sehr spannend, abwechslungsreich und letztendlich auch erfolgreich. Damit bildet diese Familie eine Ausnahme in dieser schwierigen Zeit.

Die Personen und deren Zuordnung in der Familien- und Firmenstruktur

Die drei Wedel Brüder, ihre Schwester und die enge Familie

Fritz Wedel

ältester Sohn,

Landwirt

Barbara Wedel, geb.

Molkereibesitzerin, Ehefrau von Fritz

Hubert Wedel

2. Sohn,

ehemaliger Offizier

Ursula Wedel, verw. Normann

Leiterin

Grundschule, Ehefrau von Hubert

Gert Wedel

3. Sohn,

Landmaschinen- und Kfz Meister

Doris Kerner

Verlobte

von Gert, Kauffrau

Christina Wedel

Arzthelferin, in

der Hebammenausbildung

Hartmut Meier

Verlobter von

Christina, Banklehrling

Heinrich Wedel

Landwirtschaftsmeister, Hofbesitzer,

Vater

Malwine Wedel

dessen Ehefrau

und lernende Kauffrau, Mutter

Ludwig Huber

Patenonkel von

Hubert, Staatssekretär Finanzen

Sonja Huber

Ehefrau von

Ludwig, Schwester von Malwine

Inhaltsverzeichnis

Der engere Kreis

Die Engländer

Die Zweite Jagd

Sonntägliche Ruhe

Neue Aufträge und die Züge

Richtfest im RAW

Normale Bautätigkeit

Schatztransport

Neue Aufgaben

Dienstaufsicht beim Bau

Ball der Schlachterinnung

Langzeitplanung

Termine und Vorhaben

Das neue Verwaltungsgebäude

Richtfest

Ullas erstes Haus

Organisation

Jagd in Wittingen

Aufräumarbeiten

Das Infrastrukturdepot

Zweite Depotfahrt

Hubert allein auf dem Hof

Das Depot und das Gut

Huberts Geburtstag

Die Überraschungsfeier

Neue Aufgaben

Überraschungen

Personelle Veränderungen

Aufräumarbeiten

Besuch und neue Aufgaben

Der neue Auftrag

Der Tauschhandel floriert

Joche Bode macht das gut!

Hubert daheim

Wieder bei Bode

Hubert findet beeindruckende Dinge

Nächstes Depot

Erste Besprechung für das nächste Depots

Hubert macht Dienstaufsicht

Ein prall gefüllter Freitag

Jochen und Gert im Duett

Hubert plant mit Dolle

Das dritte Depot

Viele Sachen auf einmal

Das Verpflegungsdepot

In der Zwischenzeit daheim

Wieder im Depot

Das Aufräumen und Verteilen

Viehkauf nahe Nienburg

Die landwirtschaftliche Gruppe

Vorbereitungen für Wittingen

Noch einmal Vollgas

Ostern in Wittingen

Samstag in Wittingen

Aufarbeitung und neue Aufgaben

Der engere Kreis

Joachim Fischer

Geschäftsführer

bei Hubert, gelernter Steuerberater

Heinz Dolle

Bauingenieur,

ehemaliger Pionieroffizier

Heinz Becker

ehemaliger

Jagdflieger, Immobilienverwalter

Gertrud Nicolai

Chefin im

Vorzimmer, Sekretärin und rechte Hand

Jochen Bode

ehemaliger SS

Offizier, Leiter Fahrbereitschaft, Freund

Karl Kokoschka

Chef der

Logistik im Betrieb

Egon Mielke

2. Ingenieur bei

Dolle, Außerdienst

Joachim Purzer

Tierarzt

Martin Weber

Reitlehrer,

Koordinator Reiten bei Turnieren

Georg von Klagenheim

Reiterkamerad von

Hubert, Industrieller

Die Engländer

Oberstleutnant Allen

Stadtkommandant BS

Sergeant Woods

Chef der

Kriegsgefangenen, Allrounder, Tauschpartner

Im Laufe der Erzählung kommen ständig weitere Personen dazu.

Bewohner des Dorfes, Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft, Flüchtlinge sowie Vertreter von Ämtern und Behörden.

Zum Freundeskreis gehören die Jagdkameraden mit ihren Ehefrauen, sowie die entsprechenden Förster.

Die Zweite Jagd

Daheim legte Hubert einen Drilling zu den Waffen der anderen und stellte die Munition bereit. Bevor er seine Waffen durchsah, beschloss er in die vier Kisten aus Peine zu schauen. Mit seinem Bolzenschneider knackte er die Vorhängeschlösser der Holzkisten. In der Kiste der „Hermann Göring Stiftung“ war jagdliche Literatur.

„Fragen und Antworten zur jagdlichen Prüfung“ stand auf fünf dieser Bücher, darunter Druckerzeugnisse, die sich mit dieser Prüfung beschäftigten.

Die zweite Kiste war noch spannender, oben auf der Kiste lag ein Schreiben in dem stand: „Anbei die Preise für das jagdliche Vergleichsschießen der Gaue Braunschweig und Hannover“. Gestiftet von Reichsjägermeister Hermann Göring.

Dann kam der Clou: drei Langwaffen, drei Revolver und drei wunderschöne Jagdmesser.

In den Griffen waren kleine, silberne Plättchen „Gestiftet vom Reichsjägermeister“ mit dessen dessen Unterschrift eingraviert. Er versperrte die Kisten und stellte sie in die Ecke, legte eine Decke darüber. Sorgfältig bereitete er seine Waffen vor, legte ein Fernglas und eines der sehr scharfen Messer dazu. Dann aß er mit Ulla zu Abend.

Während die anschließend einiges für ihren Kaffeenachmittag vorbereitete, ging er in den Stall, In die Scheune standen die heubeladenen Anhänger. Bode und Krummrich saßen im Reiterstübchen und tranken in Ruhe ein Bier.

„Alle anderen sind in der Halle und reiten“, sagte Jochen Bode ruhig.

„War noch viel los in Salder?“

Krummrich kicherte. „Also ich weiß jetzt, warum ich kein Schlachter geworden bin! Die Schlachter holten die zweite Fuhre Bullen ab. Natürlich war da Hektik, aber dann wurde es fast Panik, als eines dieser nervösen Viecher sich losriss und hinter allen herjagte. Erst dem Chef und einem Altgesellen gelang es, das Tier wieder einzufangen und auf den Anhänger zu bringen. Das war nicht witzig!“

Bode ergänzte: „Der ging ab. So schnell war ich noch nie im Führerhaus.“

Hubert grinste: „Das war wohl das Beste, was ihr machen konntet. Bei nervösen Bullen sollte man nicht den Helden spielen!“

„Sonst war alles in Ordnung. Dein Onkel hat seine Leute aus dem Büro geholt, die durften uns die Säcke hochgeben.“

Hubert lachte: „So kennen wir ihn.“

„Ich soll dir sagen, er ruft nicht an, dein Bruder wüsste alles.“

Sie ersten Reiter kamen zurück. Anne war die erste, danach Gertrud und Richard.

„Ist alles gut gegangen?“ fragte Anne.

Bode und Hubert sahen sich an. Dann nickte Bode.

„Ja, alles hier. Wir müssen morgen einen Anhänger mit Heu abladen und einen mit Körnerfutter!“

„Das mache ich. Hier sind immer zwei Jungs, die helfen und Frank Lück ist da“, sagte Richard und öffnete sich ein Bier.

Frank, Marika und Ursel kamen, ganz zum Schluss Katrin. Die Ereignisse des Freitags wurden durchgesprochen, anschließend waren die Pferde das Thema. Fritz erschien mit seinem Hund.

„Schöne Grüße vom Onkel, alles ist abgeholt, der Schlachter ist fertig. Die Finanztruppe ist mit uns losgefahren, sie schien sehr zufrieden zu sein!“

Er erzählte kurz. Zum Schluss erntete er Kopfschütteln und bissige Kommentare.

Anne sagte: „Und für diese Arschlöcher habe ich mir die Haare abschneiden lassen, bin verprügelt und fast vergewaltigt worden!“

„Hast du deine Kühe gut untergebracht?“ fragte Richard Fritz.

„Ja, gerade so, die sind auf vier Ställe verteilt. Auf Dauer kann das kein Zustand sein. Aber das werde ich am Sonntag mit Niemann klären.“

Hubert wusste, um was es ging und lächelte leicht vor sich hin.

„Soll ich dir den Laster mit dem Körnerfutter morgen auf den Hof stellen?“ fragte Richard.

„Ich denke, bei unseren Eltern auf dem Hof ist es besser, das ist mehr Platz zum Einstapeln.“

Hubert erhob sich.

„Ich gehe in mein Bett, morgen früh geht es wieder los! Krummrich und Katrin könnt ihr bitte kurz mitkommen?“

Die beiden folgten ihm in die Stallgasse, Fritz war schon weg.

„Ich frage jetzt aus einem bestimmten Grund: Wollt ihr länger zusammenbleiben?“

Die sahen sich an, dann antwortete Krummrich lächelnd: „Das haben wir so vor!“

„Ich hätte da eine kleine Wohnung im ersten Stock des Ortsbrandmeisters. Unten kommen Purzer und Anne mit der Praxis unter. Oben sind zwei Wohnungen, so wollen wir das Haus einrichten und umbauen. Die anderen Mieter werden Niemann und Birte sein.“

Wieder sahen sich beide an, dieses Mal antworte Katrin: „Danke für dein Angebot, das nehmen wir sehr gern an.“

Im Haus erzählte er Ulla vom Gespräch mit den beiden und die nickte dazu.

Nachdem er die Geschichte vom Hof erzählte hatte, schüttelte sie den Kopf.

„Ich hoffe und wünsche, dass die geschnappt werden und dafür büßen müssen.“

Trübe begann der nächste Morgen, beim Kaffee reinigten und überprüften sie ihre Waffen. Der Stadtbaurat war hin und weg, als Hubert ihm ein Gewehr übergab.

Fritz und Heinrich waren ebenfalls da, jeder nahm sich einen Schützen als „Paten“, Hubert blieben zwei Mann, sein Freund Joachim und der Stadtbaurat. Rechtzeitig fuhren sie los und trafen pünktlich bei Wagner ein.

Wagner als Jagdherr erklärte die heutige Jagd, zwei Treiben sollte es geben. Eines in relativer Nähe zur Försterei und ein anderes in der Wohld. Wildschweine und Füchse waren frei.

An einem Weg standen sie vor einem alten Buchenbestand. In ca. 400 m begann eine Fichtenschonung, auf die sich die Treiber nähern sollten. Als alle bereit waren, gab Wagner das Signal zum Beginn des Treibens. Sehr weit weg waren sie bald zu hören. Ein Rehbock lief als erster in großen Fluchten entlang der Schützen. Kurz darauf folgten mehrere Rehe. Ein Dachs verschwand so schnell wie er aufgetaucht war. Eine große Rotte Wildschweine kam von rechts und lief parallel zur Linie. Alle kamen zum Schuss, diese Rotte wurde erheblich dezimiert. Zwei mittlere Keiler kamen witternd aus der Schonung und liefen genau in das Feuer von Bode, dem Bankdirektor und Joachim. Der streckte einen, der andere wurde von Bode getroffen und überschlug sich.

Recht nahe waren die Treiber, als eine weitere Rotte aus der Schonung brach. Wieder kamen alle zum Schuss, dann war Ruhe, das Ende des Treibens wurde signalisiert. Alle gingen vor, vier Revolverschüsse knallten. Jedes Mal Schweine, die noch nicht tot waren, aber nahezu bewegungsunfähig. Wagner brachte vier große Wannen, in welche die Innereien kamen, die sollten später zu Luderplätzen gebracht werden. Paul sammelte mit seinem Gespann die ausgeweideten Tiere ein und brachte sie zur Försterei. Dort gab es für alle Kaffee und Kuchen, sowie einen lebhaften Austausch.

Die Treiber waren bereits gefahren, schließlich saßen die Jäger auf und verlegten zum nächsten Treiben.

Alles dauerte ein wenig länger, bis jeder ein gutes Schussfeld hatte und die Treiber beginnen konnten. Der erste Schuss fiel im Vergleich zum ersten Treiben recht schnell, ein paar Überläufer verloren ihr Leben und ein großer Keiler. Dann waren zwei Füchse unvorsichtig und wurden von Hubert und dem Bankdirektor erlegt.

Eine weitere kleine Rotte wurde dezimiert und dann dachten eigentlich alle, es wäre vorbei, als eine große Rotte versuchte, zu entkommen. Ein Keiler, den man für tot hielt, wurde plötzlich sehr lebendig.

Geistesgegenwärtig erlegte Fritz ihn. Als die schwere Arbeit des Aufbrechens begann, ging Wagner von Schütze zu Schütze und überzeugte sich, dass alles ordnungsgemäß verlief. Als das letzte Teil auf dem Wagen war, fuhr Paul sofort in schnellem Tempo zu Wagners Försterei.

Hubert bat die fünf Jäger, deren Waffen er aufbewahrte, diese zu reinigen, Reinigungsgerät hatte er genügend dabei.

Während der Reinigung sprach Hubert mit dem Schlachters und dem Apothekers. Denen sagte er, er hätte die Immobilie in der Fallersleber Straße erworben, dort befände sich ein großer Laden, aus dem könne man zwei machen. Ob sie jemanden wüssten, der daran Interesse hätte. Der Schlachter wollte die Größe wissen.

Als Hubert sie ihm nannte, winkte er ab, das sei zu groß für ihn.

„Und die Hälfte?“

„Da könnte man drüber reden!“

Der Apotheker schien interessiert.

„Ich rufe in den nächsten Tagen an. Muss mit meinem Finanzminister reden.“

„Ich schaue mir die Lage an“, sagte der Schlachter und prüfte dabei das Rohr seines Gewehres auf Sauberkeit.

All gereinigten Gewehre von Hubert kamen in Hüllen in sein Auto. Schließlich saßen alle auf und fuhren zu Wagners Försterei, vor seiner halb ausgeräumten Scheune brannte ein großes Feuer. Davor war die Strecke ausgelegt, 23 Wildschweine, ein Dachs und drei Füchse lagen dort. Wagner bedankte sich und ein Tablett mit Korn wurde herumgereicht. Es gab leckeren Erbseneintopf mit Fleisch und Würstchen. Während die Treiber als erste essen durften, holte Hubert aus seinem Auto drei Flaschen Korn und eine Kiste mit Zigarillos.

Heinrich stellte eine Kiste Bier ab, Joachim hatte zwei mitgebracht, die er aus Huberts Auto holte. Fritz stellte zwei große Schalen Pudding auf die Tische, die mit großem Hallo begrüßt wurden. Drei Petromax spendeten Licht und Wärme. Nach der zweiten Runde Korn stieg die Stimmung merklich an. Sänger bekam als Dank für das gute Essen Korn und Bier, Hubert schenkte ihm ein schönes Jagdmesser.

Es wurde dunkel und Reiner meldete sich mit den Treibern ab. Jeder der Jäger hatte in einen Hut Geld gelegt, was sie jetzt untereinander teilten. Lange blieben sie jedoch nicht unter sich, die „Frauenbrigade“ rückte mit den Autos an. Das Angebot vom Eintopf zu essen, nahmen alle gern an. Frau Wagner kam mit zwei Thermosflaschen Kaffee und Tassen. Ein Teil der Tiere kam in den Wildkeller, der Rest wurde unter dem Schauer aufgehängt. Malwine verhandelte bereits mit Wagner über den Ankauf der Schweine.

Natürlich wurde den Frauen klar gemacht, wie gut sie als Jäger waren. Die nahmen das lachend zur Kenntnis.

„Bist du viel losgeworden?“ fragte Hubert Ulla.

„Nur ein kümmerlicher Rest ist noch da und den bekommt Doris!“

„Das ganze Zeug? Die Handtücher und Bettwäsche?“

„Die restlichen Dessous und die kleinen Kinderklamotten! Ja, alles ist fast weg. Das waren fünf Frauen mit Familien!“

„Ist ja in Ordnung. Aber die Kekse und die Schokolade haben wir noch?“

Sie lachte: „Aber ja, das sind Tauschobjekte, wie die Ledersachen aus Salzgitter!“

Heinrich setzte sich neben ihn:

„Hubert, wir brauchen einen neuen Stall für das Vieh.

Jetzt haben wir 20 Kühe, die Milch geben, dafür brauchen wir Platz. Vor allem, wenn die Färsen mit dazu kommen.“

„Vater, ich habe verstanden. Bitte sprecht mit Niemann, was ihr gebaut haben wollt. Nicht zu knapp bauen. Gibt es nicht bereits Melkmaschinen?“

„Habe ich gehört und in der Landwirtschaftszeitung Bilder davon gesehen!“

„Dann lasst euch das einbauen. Alles andere wäre doch blöde.“

„Du hast Recht. Darüber werde ich nachdenken.“

„Für den Stall und die Melkmaschine bekommt ihr von mir: 100.000 RM.“

Als Hubert die Zahl nannte, schluckte Heinrich zweidreimal.

„Oh danke, wir haben selber noch etwas auf der hohen Kante.“

„Das ist gut, das kann in den Bau einfließen. Aber fangt mit der Planung an.“

Malwine ließ sich von Heinrich die Sache mit dem Stall erklären. Lächelnd sah sie zu Hubert und warf ihm eine Kusshand zu.

Nachdem sie die Gläser abgestellt hatten, sagte der Baurat zu Hubert: „Ich habe demnächst einen Auftrag für euch. Du kennst die Markhalle am Hagenmarkt?“

„Ja, die ohne Dach jetzt als Ruine dort steht.“

„Genau. Meine Idee ist es, die Mauern ausbessern zu lassen und in der Halle Marktstände in Form von kleinen Häusern aufzubauen. Betriebe aus Stadt und Region könnten die mieten. Was hältst du davon?“

„Also praktisch ein stationärer Markt? Finde ich gut!“

„Genau, der Markt auf der Rückseite der Halle samstags sollte bestehen bleiben.“

Sänger hatte Hubert gebeten, ihm zwei Schweine zu überlassen, für den nächsten Eintopf daheim.

„Es können die Keiler sein, die will sonst keiner. Ich bekomme das hin mit dem Geschmack, du wirst es selber schmecken!“

Wagner hörte sich das an und sagte: „Das muss er mir zeigen, wie das geht. Also gut. Er kann die zwei mittleren Keiler haben. Aber erst Trichinenkontrolle!“

„Was bekommst du für die zwei Keiler?“

„Beide 40 RM, aber sag das nicht deiner Mutter, die bringt mich sonst um!“

Langsam wurden die Frauen unruhig, es war kalt geworden. Fritz und Barbara machten mit Heinrich und Malwine den Anfang. Nachdem der Rest im Haus war, zog Hubert seine dreckigen Sachen aus. Frisch geduscht und gut gelaunt, kam er in die Küche. Der Rest des Eintopfes war aufgeteilt worden, Ulla hatte ihren Topf Richard und Sieglinde überlassen.

Vom Nachmittag war Kuchen übriggeblieben, den vernichteten sie mit Junior.

„Ich habe den Fuchs, den ich heute geschossen habe, bei Wagner gelassen. Der lässt den ausstopfen. Ich wollte Hans - Wilhelm den zum Geburtstag schenken.“

„Da wird er sich freuen. Du hast in einer Kiste Tierbücher gefunden?“

„Habe ich, das sind vier Kisten, in zwei habe ich noch gar nicht geschaut.“

„Diese Tierbücher findet er bestimmt gut. Aber er sollte nicht nur Bilder anschauen, sondern lesen, was darunter steht.“

„Morgen hole ich die herein und du kannst sie durchschauen.“

Weiter kamen sie nicht, Purzer und Anne kamen. Die konnten bei ihnen im Gästezimmer übernachten, bis ihre neue Wohnung bezugsbereit sei. Anne war das zwar ein wenig peinlich, aber dann hatte sie zugestimmt, half Ulla dafür bei anderen Dingen. Fast zwei Stunden plauderten sie zu viert. Dann zogen sich die beiden zurück.

„Jetzt hole ich die Kisten mit den Büchern!“ sagte Hubert und stellte sie hinter seinen Schreibtisch. Die Bücher für die Prüfungen ließ er darin, 20 andere lagen auf ihrem Schreibtisch. Ulla sortierte sechs Bücher aus.

„Diese hier können wir ihm zum Geburtstag schenken.

Der Rest hat noch zu viel Text. Hast du da noch weitere Bücher?“

„Ja, die sind für die Vorbereitung der Jägerprüfung vorgesehen.“

„Das ist interessant, zeig mal bitte.“

Hubert gab ihr zwei Bücher.

Ulla hatte sich festgelesen, also holte er die andere Kiste herei.. Die Kiste mit den Gewehren als Ehrenpreise trug er in den Tauschkeller und verschloss ihn.

Sonntägliche Ruhe

Das gemeinsame Frühstück genossen sie zu fünft.

Dabei kam das Gespräch auf die Jagd, Purzer wollte die geschossenen Tiere sofort überprüfen. Sieglinde hatte frei, dafür half Anne beim Aufräumen und Reinigen.

Als Anne gegangen war, um ihre Pferde zu reiten, holte Hubert die verbliebenen Kisten. Die erste öffnete er auf dem Küchentisch.

„Ach du Schande!“ sagte er laut.

In der Kiste lag die komplette Uniform eines SS Brigadeführers. Mit Stiefeln, Koppel, Orden usw.

Darunter lagen ein pelzgefütterter Wintermantel und ebensolche Winterstiefel. Zum Schluss kam eine Galauniform mit Orden.

„Was machen wir damit?“ fragte Ulla.

„Das bleibt in der Kiste, die bekommt Woods!“

Es folgte die zweite Kiste. Ein Anzug, zwei Kombinationen, drei Paar Schuhe, ein Paar Halbstiefel lagen darin.

Bei einem Jackett sagte Hubert: „Halt, das schaue ich mir genauer an!“

Es war ein Tweed Sakko, es saß wie angegossen.

„Das behalte ich, es gefällt mir!“

Fünf weitere Sachen nahmen sie heraus.

„Haben wir jemanden, dem dieses Zeug passen würde?“

„Mir fällt nur einer ein, dein Freund Joachim!“

Dann öffneten sie die kleinen Taschen. Die erste kleine Ledertasche war ein Pfeifenetui mit kostbaren, nahezu neuwertigen Tabakpfeifen.

„Das ist etwas für Vater!“ sagte Hubert und legte es zur Seite.

Aus einem Geldbeutel 280 RM und einer Brieftasche 500 RM, kamen in die Haushaltskasse. Es folgte die Aktentasche,drei dicke Schnellhefter, zwei Etuis und eine weitere Lesebrille lagen in der Aktentasche.

Hubert nahm den dicksten Schnellhefter. Es waren Lehrgangsnachweise, Beförderungen und ähnliches.

Dieser Mann war ein bewährter Truppenführer gewesen war, dem man aus der Waffen SS, herausgenommen und ihm Sonderaufträge übergeben hatte. Ganz zum Schluss kamen zwei handgeschriebene Seiten: „Es ist vorbei! Ich werde versuchen, woanders etwas Neues zu beginnen. Nichts hält mich hier, nachdem meine geliebte Ehefrau bei der Geburt mit dem toten Kind verstarb. In Südamerika scheint ein Neuanfang möglich. Falls meine Sachen in Hände fallen, die mir nicht freundlich gesonnen sind, ein kleiner Nachsatz.

Alles Wertvolles, was hier dabei ist, wurde rechtmäßig erworben. Erbschaft meiner Ehefrau und Erbschaft meiner Familie. Diese Sachen sind nicht gestohlen, werdet glücklich damit!“

Ulla und Hubert sahen sich an „Das ist sehr nachdenklich, sollte ihn die Reue ergriffen haben?“

Ulla schüttelte den Kopf.

„Weiß ich nicht, aber offensichtlich wusste er von vielen unguten Sachen!“

Der zweite Schnellhefter beschrieb, welchen Schutz die Stiftung bot und wo man Schutz bei Geistlichen erhalten konnte. Vier Seiten Kontaktadressen bis an die südliche Grenze Tirols waren dabei. Im dritten Hefter waren Kontaktadressen in Italien aufgezeigt, erstaunlich viele Klöster und Pfarreien waren dabei. Schließlich eine Sammlung von Adressen aus drei südamerikanischen Staaten.

„Nun gut, kommen wir zum Schmuckkasten!“

Hubert schloss ihn auf, zwei Drittel waren mit Schmuck jeder Art bedeckt. Der Rest war ein Fach, in dem bündelweise Geld steckte. 100.000 RM waren es.

„Das ist der Stall für meine Eltern und für Fritz“, grinste Hubert triumphierend.

„Nimm den Deckel vom Rest darunter ab“, sagte Ulla und beide staunten wieder.

Neben dem Schmuck lagen in einem Extrafach Goldmünzen und Krügerrands.

„Das Geld nehme ich heraus, gebe es meinen Eltern, dann können sie es bei sich in den Safe packen. Der Rest kommt zu den anderen Sachen in den Kleiderschrank.“

In dem Hefter, in dem es um die Reiseroute und mögliche Unterstützung ging, fand er am Ende zwei prall gefüllte Hüllen mit Aktien. Jeweils 50 von zehn deutschen Aktiengesellschaften waren es. Die nahm er heraus und dabei rutschte ein normaler Briefumschlag aus einer der Hüllen. Als er den öffnete, fand er darin das gleiche Schreiben wie an den Gauführer: „Wir stellen die Konten um ...“ Dabei lag ein Schlüssel, der aussah wie der von einem Bankfach. Wieder war es ein Konto bei einer Großbankfiliale in Hannover. Ein Fall für Sonja. Er beschloß, diesen Ordner mit dem Umschlag Onkel und Tante zukommen zu lassen, ohne die Aktien.

Beide Schnellhefter kamen in einen Umschlag mit dem Brief für Sonja. Dann beschlossen sie, spontan bei Wagner vorbei zu fahren und die Kiste mit Bekleidung zu Joachim zu bringen. Zu der Kiste legte Hubert seine letzten vier Karabiner, zwei Pistolen sowie fünf der Führerdolche.

Wagner packte die Waffen weg, dann kam Junior ins Auto und sie fuhren zu Joachim. Dessen Frau öffnete völlig verblüfft die Tür und wies dabei auf die Kiste.

„Was habt ihr denn da? Hoffentlich kein totes Wildschwein.“

Alle drei lachten.

„Nein, nein, wir haben etwas für Joachim, wenn es ihm passt und gefällt.“

„Setzt euch ins Wohnzimmer, ich habe gerade Kaffee gemacht und hole ihn.“

Joachim hatte etwas geruht, leicht schläfrig schaute er, als er ins Wohnzimmer kam und sie begrüßte.

„Frag nicht woher, schaue es dir an, probiere es und wenn es dir gefällt, behalte es“, sagte Hubert lächelnd.

Er und seine Frau machten sich an die Kiste und Ulla sah sich bestätigt, die Sachen passten ihm exakt.

„Das sind teure Klamotten. Ich nehme alles, dazu die Schuhe.“

Dann tranken sie Kaffee, aßen die Brötchen und plauderten von gestern. 17:00 Uhr war es, als sie sich verabschiedeten und nach Hause fuhren.

Dort stand in der Küche, im vorgeheizten Ofen, ein leckeres Nudelgericht für sie.

Ein Zettel lag auf dem Tisch: „Danke für euer Verständnis und eure Hilfe, Anne“. Hubert ging in den Stall, besprach mit Jochen, wie sie den Zug angehen würden.

„Auf alle Fälle sollten wir unsere Metaller dazu nehmen und alle, die gerade die vier neuen Häuser beziehen“,

sagte Jochen.

„Frings, wegen der Funksachen!“

„Und drei Autos, um das in die Feldscheune zu bringen, was nicht sofort weggeht.“

„Richard und Frank sollten reichen. Kisten und Kartons sollten wir jede Menge bereithalten wegen des Küchengeschirrs, der Gläser und Porzellansachen.“

„Das mache ich“, sagte Richard, fuhr dann fort: „Die Tierarzthelferin sollten wir mitnehmen, die arbeitet schnell und gut.“

„Ich werde einige Tauschsachen einpacken für die Eisenbahner.“

„Richtig spannend wird das erst mit dem zweiten Zug, der erste ist kürzer.“

Neue Aufträge und die Züge

Der Montagmorgen begann im Büro fröhlich. Gertrud trug eine farbige Bluse, einen engen Rock und Stiefel.

„Oh Madame, wie hübsch!“ begrüßte Hubert sie lächelnd.

„Man muss was tun, sonst denkt der Chef, da sitzt eine graue Maus, die man einfach austauschen kann!“

grinste sie zurück.

„Kaffee, Herr Wedel?“

„Ja bitte, Madame.“

Nach der Post kam Becker.

„Die vier neuen Häuser sind am Wochenende bezogen worden. Ich schlage vor, sie bezahlen Miete erst ab März, das ist bereits nächste Woche. Mittelfristig sollten wir die Häuser mit einer Ölheizung ausstatten. Das steigert den Wert der Wohnungen und des jeweiligen Hauses.“

„Du hast Recht. Mach bitte einen Plan, wann wir wo damit anfangen.“

Anschließend erhielt Gertrud die Papierstapel für Sonja.

Dann begann er seinen Rundgang. Jochen und Schwarz planten die Aktion mit dem Zug.

„Der Zug wird gegen 11:00 Uhr bei uns hereingeschoben. Der morgige ist für 13:00 Uhr angekündigt, das wird eine Spätschicht.“

„Ich lasse den Beleuchtungssatz aufbauen, damit sich keiner die Füße bricht,“ fügte Schwarz hinzu.

„An Personal haben wir alles, was mit Metall zu tun hat.

Die Hofkolonne räumt in der Feldscheune, damit wir Platz haben für das Zeug aus den Zügen.“

Zufrieden machte sich Hubert auf den Weg zum neuen Verwaltungsgebäude. Hier hatte sich seit Freitag einiges getan, der erste Stock war fast fertig, die Wände zum zweiten wurden gemauert und im ersten Stock war man an den einzelnen Räumen. Im Erdgeschoss arbeiteten die Elektriker und Installateure, die Heizungen waren gesetzt. Grings begann bereits mit seinen Leuten die Fenster einzusetzen, zwei Mann von Olbrich brachten erste Teile des zurecht geschnittenen Dachgebälks.

Er nahm sein Auto und fuhr die Baustellen in der Nähe ab. Zuerst suchte er Jurkas Leute, welche die Kanäle für die Zu- und Ableitung des Wassers anlegten. Seit Freitag hatten sie dieses auf der Hauptstraße gemacht.

Das letzte Drittel hatten sie jetzt in Angriff genommen, würden die Seitenstraßen und die Straße zur Firma bearbeiten. Eifrig war die Klempnerkolonne, die gerade den Anschluss auf den Hof der Wedeleltern fertig gestellt hatte. Gerade wollte er weiterfahren, als er sah, dass sein Vater mit Niemann und dem Vorarbeiter diskutierte. Er stellte sich zu ihnen und wünschte einen guten Morgen.

„Probleme?“

„Nicht wirklich. Hier soll der neue Stall gebaut werden.

Dazu brauchen wir für den Bereich der neuen Melkanlage eine Zu- und Ableitung. Eine große Abwasserleitung brauchen wir hier nicht.“

„Logisch, das landet als Gülle auf dem Feld. Und was sollen die Kühe trinken?“

„Wir haben zwei Brunnen, da bekommen wir genug Wasser für das Tränken.“

„Na gut,“ sagte der Vorarbeiter, „dann machen wir nur das Wohnhaus.“

„Und ihr plant den Bau des neuen Stalles?“ fragte Hubert die beiden.

„Ja, genau. Wir haben uns auf eine Belegung von 45 maximal 50 Kühen geeinigt und auf den Einbau der Melkanlage. Ich habe so etwas schon einmal gesehen, das ist eine riesige Entlastung“, sagte Niemann.

Heinrich deutete auf den freien Platz neben dem Hof.

„Dort, wo die Holzpflöcke stehen, soll der Stall hin.“

„Und dann stellt ihr alle Milchkühe hier herein?“

„Ja, dafür ist die Melkanlage da, die Kühe werden nicht angebunden, sondern bewegen sich frei im Stall. In der Mitte ist ein breiter Gang, von dort aus werden sie gefüttert. Wenn die Kälber abgesetzt werden, kommen die in Extraställe. Wir werden viel Futter brauchen, aber darum wird sich dein Bruder kümmern müssen.“

„Ihr werdet das machen. 100.000 RM liegen bereit. Aber durchziehen müsst ihr das alleine. Den Bauantrag müsst ihr bei der Gemeinde stellen.“

„Wir fahren zur Landwirtschaftskammer und lassen uns beraten.“

Im Vorbeifahren sah er, wie Reiner und Ute mit einem Gespann das Grundstück hinter den neuen Häusern pflügten. Sein Ziel war das Klärwerk. Tietz war hier dabei, mit seiner Kolonne die großen Becken zu betonieren und, wenn er die Maße bekam, die entsprechenden Zuflüsse anzulegen.

„Außerdem soll hier ein Haus für die Armaturen und Pumpen gebaut werden. Am wichtigsten sind die Becken und ihre Verbindungen.“

„Müssen hier beide Leitungen hingelegt werden?“

„Die eine zum ersten Becken und die andere zum Maschinenhaus. Ach ja, ein Zaun mit großem Tor muss nachher um die Anlage gezogen werden.“

Bei den Einfamilienhäusern ging es rund, Klages war am Keller des letzten Hauses, An zwei Häusern stand ein kleines Gerüst und teilweise waren die Mauern bereits bis zur Höhe des ersten Stockwerkes gemauert.

Grinsend erklärte ihm Klages, dass dort Heinzelmännchen am Arbeiten seien.

„Darf ich zu dieser gesamten Sache einen Vorschlag machen?“

„Ja klar, ich bin gespannt!“

„Also ich würde die Kolonne weitermachen lassen, bis die obere Decke fertig ist. Dann würde ich sagen: Das war es jetzt, Klages es reicht! Für alle Häuser eine Rechnung stellen, die durch Sieben teilen und von jedem ein Siebtel einfordern. Du könntest ein wenig im Preis runtergehen, also die Baustoffe nicht berechnen, aber die Maschinenstunden und die Arbeitszeit der Kolonne.“

Hubert sah ihn verblüfft an: „Das sollten wir so machen!“

„Ich kann hier weitermachen, wenn du es sagst!“

„Mach alle Decken fertig, dann sehen wir weiter.“

Als ihm Gertrud im Büro Kaffee brachte, hörte er den schrillen Pfiff einer Lokomotive.

„Der Förster Runge aus Wittingen hat angerufen. Er möchte sich bedanken, er hat die Erlaubnis der Briten erhalten, in seinem Revier zu jagen und zu schießen.“

„Das freut mich, bei dem gibt es große Probleme mit den Wildschweinen.“

„Hubert, wir haben eine Frage: Ursel und ich möchten gern die Jägerprüfung machen. Wie stellen wir das an?“

„Ich weiß nicht, wie das momentan läuft. Vor allem dürfte es Probleme mit dem Schießen geben, was verboten ist. Das ist aber einer der Hauptteile der Prüfung.“

„Aha und nun?“

„Ruf mal Wagner an und überhaupt, dein Herzallerliebster ist Sohn eines Försters. Weiß der nichts?“

„Eben nicht! Aber ich werde Wagner bitten, sich umzuhören.“

Das Telefon klingelte, Jochen war dran.

„Der Zug wird reingeschoben!“

Hastig trank er den Kaffee aus, fuhr zur Rampe.

Hubertus Müller stieg von der Lok und kam ihnen entgegen.

„Das ist der Zug des ehemaligen Reichsaußenministers.

Stand bisher in der Nähe von Bad Harzburg auf einer Strecke, die durch die neue Grenze unterbrochen ist.“

„In Ordnung. Jochen und ich gehen durch den Zug. Ich von vorn, Jochen von der anderen Seite. Du kommst bei mir mit.“

Hubert stieg in den ersten Wagen, Müller folgte. Als erstes kamen fünf Abteile für das Zugpersonal, dann Abteile für Angestellte aus dem Stab des Ministers.

„Schau dir diese Abteile an. Sammele Schmuck und Geld in deinem Rucksack und überlege, was wir brauchen können!“

Müller verschwand im letzten Waggon. Es folgte ein Schlafwagen mit sechs Abteilen. Sehr gute Betten standen hier mit gutem Bettzeug. Teilweise waren die Schränke voll mit Bekleidung. Im größten Abteil war das Schlafzimmer des Ministers, hier stand ein Schreibtisch.

Den durchsuchte Hubert routiniert. zwei Brieftaschen, eine Geldbörse, eine Edelstahldose und Herrenschmuck wanderten in seinen Rucksack.

Dann kam der Speisewagen, gleichzeitig Tagungsraum und Essbereich. Dahinter ein Büro, voll ausgestattet, schließlich die Küche. Hier traf er Bode.

„Dahinter ist ein Gepäckwagen mit Funkzelle, die habe ich mir angeschaut, kann man alles brauchen. Der Dienstwagen des Ministers steht da drin: ein großer Opel.“

„Müller kontrolliert den Mannschaftswagen, Der Schlafwagen ist sehr gut eingerichtet, den sollte die Tierarzthelferin ausräumen, anschließend die Betten und das Mobiliar raus. Da muss Iwan ran, die sind fest.“

„Ich kümmere mich um den letzten Wagen, hole mir die Elektriker. Den Stromerzeuger lasse ich ausbauen, das Dienstauto kommt raus.“

„In Ordnung. Richard und Frank nehmen den Speisewagen.“

Kurz darauf standen alle vor dem Speisewagen.

Vorher hatte ihm Müller gesagt: „Nichts Besonderes, die Betten sind etwas für Rübkes Leute. Die Klamotten können sie behalten.“

Dann teilte Hubert ein: „Rübkes Truppe und der Schmied für den letzten Wagen. Die Tierarzthelferin und Gertrud den Schlafwagen. Alles in Kartons, die Betten und das Zubehör in die Feldscheune. Aber erst wenn die Frauen das freigeben. Iwan und der Schlosser im Schlafwagen das Mobiliar lösen, Rübke verlädt das, kommt in die Feldscheune. Richard und Frank: Speisewagen, die Elektriker zu Bode.“

Die beiden Mädels nahmen sich Kartons und begannen im Schlafraum des Ministers. Schwarz kam mit zwei Mann und dem Klempnerchef dazu.

Nach 15 Minuten war das erste Schlafzimmer leer. Vier Mann von Rübke trugen alles hinaus auf Richards Laster. Dort würde auf dem Wedelhof weiter sortiert werden. Iwan und sein zweiter Mann bauten die Möbel im Schlafwagen ab, die Mädels arbeiteten sich von Abteil zu Abteil.

Hubert ging in den Speisewagen. Die beiden hatten im letzten Moment Sänger erwischt, der räumte die Küche auf seinen Wagen. Frank und Richard hatten die Speisekammer in Kisten verpackt und verstaut. Jetzt waren die beiden an der kleinen Bar. Aus dem Fenster sah Hubert, wie der große Opel herausgebracht wurde, er selber ging in den Speise- und Besprechungswagen.

Hier waren die beiden mit der Bar fertig, hatten Getränke und die Verpflegung verpackt, verluden das jetzt. Er ging weiter und setzte sich in das Büro. Von einem Arbeitsplatz hatte man die Verbindung mit dem Funkraum im Packwagen. In einer Ecke standen drei große Aktentaschen, die Schlüssel hingen daran. Da sie leer waren, füllte Hubert zwei von ihnen mit Büromaterial. DEin verschlossener Deckel war auf einem großen Fach des Schreibtisches, Allerdings gelang es ihm mit seinem Jagdmesser, dieses aufzuhebeln.

Unter einem Stapel Papier lagen sechs Pistolen, wohl die der Zugwache, die Munition lag daneben. Ein Lederetui lag dort. „Handgeld für Minister“ stand auf einem darauf geklebten Zettel. Die Pistolen und das Etui legte er in die dritte Aktentasche, die Schlüssel für die Taschen kamen in seine eigene Geldbörse. Die Mädels kamen aus dem Schlafwagen, die ließ er das Geschirr, die Gläser und das Besteck einpacken, was sich in diesem Wagen befand. Die drei Taschen stellte er bei Richard ins Führerhaus.

Die Funkstation war ausgebaut, gerade wurden die letzten Teile eingesammelt.

Das Auto stand bereits bei Gert in der Halle, Schwarz war fertig mit dem Ausbau des Stromerzeugers. Bei Müller im letzten Wagen standen fünf Doppelstockbetten auf der Rampe. Unter Führung von Iwan arbeiteten sechs Mann im Schlafwagen, vier Abteile waren entkernt, die Möbel auf dem Weg in die Feldscheune.

„Hubertus, wo ist eigentlich das zusätzliche Zeug des RAW?“

„Habe ich ganz vergessen. Die machen dort Inventur, das kommt morgen in den Gepäckwagen.“

„Alles klar, soll dieser Zug heute noch raus?“ „Ja, der kommt auf ein Abstellgleis auf dem Bahnhof.“

Die Mädels waren fertig, Gertrud bekam zwei Aktentaschen. Der Gepäckwagen war leer, die anderen ebenso, bald der Speisewagen. Als letztes folgte das Mobiliar des Besprechungsraumes. Mit drei vollen Lastern fuhr Rübke zur Feldscheune, Richard mit seinem auf den Hof von Ulla und Hubert. Der Zug war leer.

Müller kümmerte sich darum, dass der Zug zurück zum Bahnhof kam, Hubert fuhr ins Büro. Dort sortierte Gertrud bereits Sachen ein.

„Sollen die Taschen hier stehen bleiben?“

„Ja, eine sollte Dolle für seinen Bereich bekommen.“

„Du Hubert, die Tierarzthelferin und ich haben uns im Zug einiges eingepackt. Ich habe ein zusätzliches kleines Bett, Bettwäsche, Handtücher, Kissen und Zudecke. Ein wenig Geschirr und Gläser haben wir beide ebenfalls.“

„Ist völlig in Ordnung. Dafür haben wir ja dieses ganze Zeug hier.“

Als sie mit in den Besprechungsraum ging, sagte sie: „Richard gab mir zwei Pakete Kaffee und zwei Pakete Tee. Davon wäre genug da, sagte er. Lisa hat angerufen, Woods will am Donnerstag gegen 10:00 Uhr vorbeikommen.“

„Morgen ist um 10:00 Uhr Richtfest im RAW und der nächste Zug kommt gegen 14:00 Uhr. Du hast doch das Schreiben vom Kreisreiterverband, schreibe denen bitte, dass wir beabsichtigen, einen Reitverein zu gründen.“

„Kein Thema. Wer soll da Mitglied werden?“

„Na alle, die auf einem Turnier reiten wollen. Das geht nur, wenn man Mitglied eines Reitervereins ist.“

„Ach so. Also müsste ich es dann ebenfalls werden?“

„Wenn du Turnier reiten willst: Ja!“

Es erschien Becker.

„Ich möchte mit dir besprechen, wer wo hinziehen soll.

Wir haben jetzt drei Zwei-Zimmer-Wohnungen frei, nachdem deren Bewohner in die Häuer gezogen sind.“

„Zuerst denke ich an die Frauen, die mit den Kindern in den Baracken wohnen.“

„Das wären zwei, wer noch?“

Nach einer kurzen Diskussion hatten sie die Dritte belegt. Festgelegt wurden der Wohnungen im Haus des Tierarztes: Niemann/ Birte und Krummrich/ Katrin.“

„Prima, dann können wir hinten wieder auffüllen.“

Es war früher Nachmittag, als er die Post durcharbeitete. Gertrud sah herein: „Deine Tante ist am Telefon.“

„Gib mir das Gerät, ich möchte dabei nicht gestört werden.“

Als er sich meldete, schloss sie die Tür.

„Mein liebes Sonntagskind, es ist immer schön, von dir Post zu bekommen.“

„Gern geschehen, liebe Tante.“

„Die Sendung kam heute Morgen an und seit der Zeit ist bei deinem Onkel Hektik. Da geht es um die Adressen.

Sie arbeiten zusammen mit den Briten, den Amis und der deutschen Polizei. Mit den Rest bin ich zu meinem Freund, dem Hauptfilialleiter von Hannover gegangen.

Du hast einen erwischst, der richtig Kohle hat.“

„Soweit ich herausgebracht habe, war er glücklich steinreich verheiratet. Allerdings ist sie und der Rest ihrer Familie tot.“

„Der Arme. Das Geld können wir für ihn ausgeben. Ich sage dir jetzt, was auf dem Konto war und was in dem Bankfach ist. Aber setz dich vorher. Auf dem Konto waren: 360.000 RM. Im Bankfach 40 Goldmünzen und 30.000 US Dollar!“

„Sack und Asche!“

„Das dachte ich mir. Aber jetzt müssen wir das irgendwie teilen. 20.000 musste ich investieren, um an das Geld und an den Rest heran zu kommen, bleiben 340.000.Von denen behalte ich 200.000 und du 140.000, bekommst aber die 30.000 US Dollars. Die Goldmünzen teilen wir uns, jeder 20!“

„So weit so gut. Das Sparbuch und das Girokonto mit 80.000 ergeben 150.000. Davon hätte ich gern 130.000.

Ist das für dich in Ordnung?“

„Das wäre es!“

„Dann habe ich bei dir ein Guthaben von 270.000 plus Gold plus US Dollars?“

„Ja, stimmt!“

„Fein, das Gold und die US Dollars hätte ich gern in bar.

Jetzt geht es um die 270.000 RM. Die hätte ich gern in zwei Tranchen, direkt auf das Firmenkonto. Allerdings von einem Verwandten, der mich beim Kauf von Lkw unterstützen will, hast du da jemanden?“

„Mein Großonkel Paul. Der war Börsenmakler und hat jede Menge Geld. Ich bin sein Liebling, weil er keine eigenen Kinder hat. Solch eine Sache unterstützt er bestimmt, Also einmal 130.000 und einmal 140.000“

„Genauso und bitte mit dem Vermerk auf der Überweisung, dass der Betrag zum Kauf von Lkws verwendet werden solle.“

„Bekomme ich hin. Wenn ich demnächst in der Gegend bin, können wir uns treffen und ich übergebe dir den Rest. Ich freue mich, dass wir so gut zusammenarbeiten. Das hast du gründlich gelernt, mein Respekt!“

Hubert lachte: „So viel Lob ist überwältigend, warten wir ab, wie es weitergeht.“

Hubert rief Fischer zu sich.

„In der nächsten Zeit werden zwei Tranchen auf unserem Firmenkonto auftauchen, von einem Verwandten. Eine in Höhe von 130.000 und eine von 140.000. Verwendung: „Kauf von Lkws“. Dieser Mann ist echt, so werden wir das Geld verwenden!“

Der nickte bedächtig.

„Das ist in der Tat sehr sauber, Glückwunsch! Allerdings sollten wir in der nächsten Zeit dringend Geld ausgeben, sagt Frau März.“

„Dann rechnen wir unser Verwaltungsgebäude ab, das ist für die Firma und danach kommt der Wohnungsbau auf dem ersten Bauhof, den wir kauften. Der gehört der Firma und die Wohnungen nach Fertigstellung ebenfalls.“

„Damit schaffen wir eine Menge weg. Dazu haben wir mehr Grund zu bebauen. Die alte Gärtnerei neben unserem zweiten Bauhof.“

„Das werden wir angehen, aber dazu müssen wir das Gelände umschreiben.“

Als Hubert daheim ankam, war der Transport sortiert.

Die Aktentasche stand an seinem Schreibtisch.

„Meine geliebte Ehefrau, wir sollten heute mal wieder reiten. Was hältst du davon?“

„Sehr gut, ich ziehe mich schon um“, aber das rief nicht Ulla, sondern Junior, der blitzschnell seine Schulsachen verpackte und damit verschwand.

Lächelnd sah Ulla hinter ihm her.

„Ja, dann werden wir das wohl so tun müssen!“

Richtfest im RAW

Ulla hatte ihm zum Richtfest geraten, sich feiner anzuziehen, also trug er einen jagdlichen Anzug. Bei seiner Ankunft wurde er als Ehrengast begrüßt, stand in der ersten Reihe, als der Leiter des RAW eine Ansprache hielt. Dabei musste der auf die erste Stufe des Gerüstes klettern, Dolle als Architekt und Henniges als Ausführender standen rechts, Olbrich, ganz in Zimmermannskluft links neben ihm. In seiner Rede betonte der Leiter den hervorragenden Einsatz der Firma.

Am Ende seiner Rede wurde jedem der vier ein doppelter Korn gereicht und Olbrich brachte den Richtspruch aus.

Alle tranken den Schnaps in einem Zug und schmissen die Gläser, unter dem Applaus der Anwesenden, an die frisch verputzte Fassade. Nun gab es für alle Anwesenden Bratwurst mit Kartoffelsalat und etwas zu trinken. Die vier kamen wieder herunter und gesellten sich zu den Gruppen, die sich gebildet hatten. Der stellvertretende Leiter hatte sich zu Hubert gestellt und erklärte dem, wer hier etwas zu sagen hatte. In einer kurzen Pause des Händeschüttelns sagte er leise zu Hubert: „Danke, dass sie uns mit den beiden Zügen so tatkräftig unter die Arme gegriffen haben. Wir hätten hier kein Personal dafür gehabt. Außerdem brauchen wir ganz dringend unsere Schlosser hier und nicht beim Abwracken. Der zweite Zug kommt nachher. Lassen sie sich überraschen, was sie dort finden. Der gestrige Zug kam heute früh zurück. Gut gemacht, jetzt kann er neu aufgebaut werden.“

„Mich würde interessieren, auf einer Dampflok mitzufahren.“

„Gar kein Problem. Ihre nette Vorzimmerdame braucht nur bei mir anzurufen und einen Termin absprechen.“

Zwei Männer traten zu ihnen. Der ältere von beiden wurde von allen sehr ehrfurchtsvoll angesprochen, es war der Präsident der Direktion Hannover. Hubert wurde ihm vorgestellt. Freundlich lächelnd sagte der Präsident: „Sie sind einer der Männer, welche die neue Hoffnung Deutschlands sind?“

Hubert lächelte: „Ich denke, da gibt es tausend Andere, die nicht das Glück hatten, gesund aus diesem Krieg zurück zu kommen und die das könnten.“

„Ja, leider, Sie haben Recht. Aber was man mit etwas Glück und Können erreichen kann, dafür sind Sie ein Beispiel.“

„Nun ja, aber das bin ich nicht allein, das klappt nur mit einer guten Mannschaft!“

„Solch eine Mannschaft haben Sie in kurzer Zeit zusammen bekommen. Was ist das Erfolgsrezept?“

„Ich versuche, alle an ihren Aufgaben wachsen zu lassen, bringe ihnen dabei Vertrauen und Offenheit entgegen. Dabei ist mir egal, woher jemand stammt, oder ob er das umfassend beherrscht, was ich von ihm verlange. Wichtig ist meines Erachtens, dass Frauen genau so viel leisten können wie Männer, von reiner körperlicher Arbeit einmal abgesehen. Außerdem bin ich überzeugt, dass wir etwas Neues für unsere Kinder und Kindeskinder schaffen können und schaffen werden.“

Der Mann nickte lächelnd.

„Große Worte, gelassen ausgesprochen! Ich wünsche Ihnen auf ihrem Weg viel Erfolg und alles Gute. Wir hätten einen Auftrag für Sie. Herr Meyer ist mein Baureferent, er wird sich mit Ihrem Bauingenieur unterhalten.“

„Sehr gern, ich bedanke mich für Ihr Vertrauen.“

Dabei winkte er Dolle zu, der sofort kam und vorgestellt wurde.

Als er anschließend mit dem stellvertretenden Leiter des RAW allein war, sagte der: „Respekt! So redet sonst niemand mit ihm und er sowieso nicht mit jedem. Der scheint Sie zu mögen, das passiert nicht oft.“

Kurze Zeit später beendeten die Dachdecker das Fest, als sie ihren Dachziegelfahrstuhl anwarfen.. Henniges und Olbrich kamen zu ihm.

„Wir haben im Inneren noch einiges zu tun, werden am Freitag fertig sein und am Samstag alles abgebaut haben.

„Ab nächste Woche gibt es einen Großauftrag!“

„Ich weiß, Dolle weist mich am Freitag ein, Jurka fängt bereits am Donnerstag an.“

Olbrich meldete sich ab, er hätte genug mit dem Verwaltungsgebäude zu tun.

Nach der Verabschiedung fuhr er mit Dolle nach Hause.

„Wir sollen den Braunschweiger Hauptbahnhof oben schließen. Das bekommen wir hin, da kann Tietz zeigen, was er als Stahlbauer kann.“

Darüber unterhielten sie sich auf dem Heimweg.

Nachdem er Dolle abgesetzt hatte, fuhr Hubert zum Hof und zog sich um. Alle seine Leute waren, bis auf Sieglinde, wieder unten an der Rampe. Sogar Ursel und Marika waren mit ihrem Auto dort hingefahren. Vor dem Büro stand Fischer und beobachtete, wie der Zug hereingeschoben wurde.

„Alles im grünen Bereich!“ rief er Hubert zu und der fuhr durch zur Rampe.

Jochen Bode stand dort vor den anderen und hatte bereits Trupps eingeteilt.

„Die exakte Einteilung machst du wieder, wenn wir durch den Zug gegangen sind“, sagte er zu Hubert.

Beide hatten ihre Vierkantschlüssel in der Hand, als der Zug langsam herankam. Ganz hinten lief ein normaler Güterwagen, den man angekündigt hatte.

„Den letzten Wagen nimmst du! Dann folgst du mir in den nächsten Personenwagen“, rief er Hubertus Müller zu.

Beide Züge waren identisch, dieser hatte jedoch einen Schlafwagen mehr.

Hubert ging durch den ersten Liegewagen, wie beim ersten Zug war der für das Personal gedacht. Als er den ersten Schlafwagen betrat, kam Müller bereits von hinten.

„Der Güterwagen ist voll. Den müssen wir mit Hubwagen und Stapler entladen.“

„Das und dieser Wagen ist deine Aufgabe. Die Kartons kommen zu Richard auf den Wagen!“

Er ging in den ersten Schlafwagen. Wie im ersten Zug waren es große Kabinen, sehr gemütlich hergerichtet, das war das Aufgabenfeld von Gertrud und Käthe Michaelis. Dann der zweite Schlafwagen. Hier waren nur vier Kabinen, eigentlich drei, zwei waren zu einem Schlafzimmer mit Wohnraum verbunden. Das konnte nur die Suite von Göring sein, die anderen beiden Abteile für Generäle. Hier würde er persönlich mit Ursel und Marika arbeiten.

Im Speisewagen war gleichzeitig der Besprechungsraum.

Im Speisebereich traf er Jochen Bode. Der schüttelte den Kopf.

„Der halbe Packwagen ist abgetrennt für Verpflegung, dazu Alkohol, Kaffee und die Funkbude. Unseren Leuten müssen wir was geben, die sehen das ja.“

„Dann machen wir das. Du bleibst vorn mit Richard und Frank, ihr beladet Richards Auto. Die Funktechniker sollen da arbeiten und du entscheidest, wie du mit denen verfährst. Die letzten beiden Wagen hat Hubertus Müller, mit der Hoftruppe. Gertrud und Käthe Michaelis den ersten Schlafwagen, Ursel und Marika die beiden Generalszimmer. Ich nehme Görings Suite. Wenn Ulla kommt, hilft sie bei mir. Gut wäre, wenn Anne käme, die könnte an diesen Wagen gehen.“

„Der Plan ist gut, es brauchen nicht alle wissen, was hier drin ist.“

Als sie zu den wartenden Helfern gingen, rief Hubert Müller dazu. Prompt brachte der ihm einen mittelgroßen halbvollen Karton.

„Wir ändern den Plan ein wenig, das hörst du gleich.“

Schwarz war da, Ulla und Anne mit ihrer Beifahrerin.

Die beiden Funktechniker bat er nach außen zu Bode, dazu Richard und Frank.

„Ihr macht den Gepäckwagen!“

Sofort verschwand Bode mit ihnen.

„Schwarz und Rübke mit vier Mann den Güterwagen!“

„Müller und der Rest der Hoftruppe den Liegewagen.

Iwan du gehst mit deinen beiden dazu, wenn ein Abteil leer ist, fängst du an.“

„Gertrud, du und Käthe nehmt den zweiten Schlafwagen, denkt an Kartons.“

Gertrud nickte, die beiden waren weg.

„Ulla zu mir, Ursel und Marika die beiden hinteren Abteile des ersten Schlafwagens. Anne, ihr zwei, Speisewagen und Besprechungsraum. Und los geht es.“

Ulla kam zu ihm.

„Was machen wir beide?“

„Die Suite von Göring!“

„Oh fein, da brauche ich Kartons und Kisten aus deinem Auto.“

„Nimm diesen Karton mit ins Auto. Wir treffen uns im ersten Abteil des ersten Schlafwagens.“

In einem Bücherregal ser Suite standen Jagdliteratur und Eisenbahnbücher. Ein wunderschöner Schreibtisch nahm ein Drittel des Raumes ein. Allerdings war der in einem Stück nicht zu transportieren. Ähnlich verhielt es sich mit den anderen Möbeln, die waren vermutlich erst hier drinnen zusammengesetzt worden. Das war ein Fall für Grings! Hubert öffnete eines der Fenster und sah gerade Rübke vorbeigehen.

„Könntest du einen bei Grings vorbei schicken und dem sagen lassen: Hier wartet Meisterarbeit auf ihn?“

Zusätzlich überprüfte er zwei weitere Schränke, fand er jede Menge Teile für seine Modelleisenbahnanlage, drei Briefmarkenalben „Deutsches Reich“, zwei Alben mit Ersttagsbriefen und ein komplettes Münzalbum „Preußen“. Drei Stapelkisten wurden damit gefüllt, eine nur mit Büchern.

Ulla nahm sich das Schlafzimmer vor, dann das Bad, er selber das Büro hinter dem Besprechungsraum. Anne und ihre Mitstreiterin verpackten im Essbereich Geschirr, Besteck und Gläser. Im Vorbeigehen hatte er dort in einem Glasschrank fünf Bierhumpen mit jagdlichen Motiven und der Aufschrift „Reichsjägermeister“ gesehen. Er bat die beiden diese für ihn persönlich einzupacken. Im Büro war der Schreibtisch der gleiche, wie im ersten Zug. Dieser besaß jedoch zwei gesicherte Schubladen. In einem lagen zehn Pistolen und vier MP mit Munition, sowie vier Dämmerungsgläser. Alles zusammen kam in eine Kiste, darüber ein Tischtuch. Im zweiten verschlossenen Bereich fand er zwei große Kassetten. Eine „Reisekasse Reichsmarschall“ und eine „Eigentum Reichsmarschall“.

Die kamen mit in die Waffenkiste. Blieb ein Schlüssel mit Anhänger übrig, auf dem stand: „Waffenschrank Reichsmarschall“. Wo konnte der sein? Glücklicherweise kam Richard herein.

„Der Packwagen ist leer, nur noch ein großer Blechschrank, soll der mit?“

„Moment mal!“

Mit diesem Schlüssel ging er in den Packwagen, der Schlüssel passte. Allerdings öffnete er ihn nicht, ließ ihn so verladen. Dann sagte er zu Jochen Bode: „Seht bitte zu, dass der Zug von hinten her leer wird.

Franks oder Richards Laster sollten zwischen Speise- und Schlafwagen fahren zum Laden.“

Hubert ging zurück zu Ulla. Die hatte im Schlafzimmer und Bad fertig gepackt und ging jetzt an das Wohnzimmer. Alle Inhalte des Schreibtisches kamen kurzerhand in einen Karton. Richard brachte Huberts Autoschlüssel zurück, in das Auto hatte er die Waffenkiste gebracht.

„Mein Auto steht genau vor der Tür, ich stapele.“

„Gut, dann alles weg hier.“

„Der zweite Teil des Wagens ist fertig“, sagte Ursel.

„Gut, dann geh du bitte zu Anne in die Küche, Marika bleibt hier und hilft Ulla. Ich bin im Besprechungsraum!“

Kurz rief Bode von draußen Hubert zu: „Liegewagen leer, erster Schlafwagen zur Hälfte, Funkraum fertig, Güterwagen und Küche leer, bzw. gerade räumt Sänger dort den Rest aus. Speisewagen wird bei Frank geladen.“

„Sehr gut, ich bin im Besprechungszimmer.“

Grings zerlegte mit seinen Leuten zwei Glasschränke.

„Gertrud, du bist doch mit einem Kübel hier. Pack den voll, fahr ihn bei uns auf den Hof, lade aus und bringe die Fahrer unserer Laster zurück.“

„Käthe, fahr deinen Laster ebenfalls vor.“

Jetzt war der erste Schlafwagen fertig mit dem Möbelausbau, Iwan begann im zweiten. Als Ulla fertig war, luden sie die Göringschen Sachen auf Annes Auto.

Rübke fuhr mit sechs Leuten und zwei Lastern zur Feldscheune.

„Bleibt dort, es kommen zwei Laster zum Abladen“, rief ihm Hubert zu. Es herrschte reger Betrieb, Frank fuhr zur Feldscheune, wurde ersetzt durch Ursel und Gertrud brachte Richard zurück. Jochen Bode hatte Hubert erreicht.

„Hubertus Müller hat von mir eine Flasche Cognac und eine Stange Zigaretten erhalten. Nicht, dass er was doppelt bekommt“, grinste er, „Hubert fahr du auf den Hof und sag, wo was hinkommt. Ich bekomme das hier hin.“

Gertrud fuhr ihn hoch. Vorher meldeten sie sich im Büro bei Fischer für heute ab.

Auf dem Hof koordinierten Hubert und Ulla das Geschehen im Bereich Schauer, Garage und Haus.

Sieglinde erhielt den Auftrag, für alle einen großen Topf Nudeln mit Gulasch zu machen. Bevor Hubert sich am Geschehen beteiligte, brachte er die Waffen im Hühnerstall in Sicherheit. Sieben Kisten standen schließlich um seinen Schreibtisch. Dann nahm er sich die Kisten mit Spirituosen und fand zwei mit Rauchwaren. Die kamen sofort in den Partykeller.

Schließlich kam Bode mit einem Lieferwagen und brachte zwei Kisten aus dem Büro.

„Der Zug ist leer. Müller sorgt dafür, dass er zurückkommt. Grings hat die guten Möbel in der Halle und baut sie dort wieder zusammen.“

Ulla hatte das Wohn- und Esszimmer besetzt und begann mit der Sortierung der Bekleidung. 30 Kartons waren es.

„Wohin mit dem Blechschrank aus dem Packwagen?“

wollte Richard wissen. „In den Hühnerstall.“

Den Schrank würde sich Hubert in Ruhe anschauen.

Ursel und Marika säuberten ihre Essensbehälter und kamen dazu. Der weibliche Rest war von Ulla so aufgestellt worden, dass die Sortierung nach zehn Minuten einwandfrei lief. Sieglinde versorgte alle mit Tee.

Jochen Bode war bereits wieder in seinem Büro, dafür erschien Schwarz, um zu berichten, was im Güterwagen gewesen war. Sehr viele Öle und Fette, dazu eine Menge Werkzeug, ein Satz davon in Zoll. Farbe in allen Variationen, dazu Pinsel und Verdünner. Dachrinnen und Fallrohre, Metallwerkzeug und ein elektrisches Schweißgerät. Handwaschpasten und 30 Paar Sicherheitsschuhe. Außerdem Verbrauchsmaterial für Klempner.

„Das geben wir an die jeweiligen Bereiche weiter, damit ist der Fall erledigt!“

„Gut gemacht, gibt es in deinem Bereich Probleme?“

„Jain, Material ist kein Problem, Autos nicht, aber zwei bis drei zusätzliche Dachdecker könnten wir gut brauchen.“

„Da müssen wir Nägel mit Köpfen machen. Geh zu Fischer, der soll im Arbeitsamt anrufen und es in der Flüchtlingsunterkunft versuchen.“

Während in den beiden Zimmern die „Sortierschlacht“ in vollem Gange war, sortierte er die Sachen um seinen Schreibtisch. Als erste kamen die Alben zu den anderen ins Bücherregal. Beide Kassetten und die Börse von gestern in das Regal hinter ihm. Die fünf Bierkrüge stellte er in eine Kiste neben dem Schreibtisch: Tauschmaterial. Dann ging er an die fünf Kisten, die ihm gebracht worden waren. Von Reiseweckern, über Armbanduhren bis hin zu Krawattennadeln war alles dabei. Geld, Schmuckstücke, wie Ringe oder ähnliches kamen in eine Holzkiste. Papiere, Ausweise kamen in den Papierkorb.

Zwischendurch fuhren Ursel und ihre Begleiterin die ersten 15 Kisten in die Näherei und brachten bei der Rückkehr die letzten zwölf von draußen mit. Als Hubert seine ersten fünf Kisten leer hatte, war die kleine Holzkiste dreiviertel voll und den vollen Papierkorb leerte er bereits zum dritten Mal im Ofen. Aus den Kisten der beiden Nobelabteile fischte er dann etwas heraus, was er selber behalten würde: zwei Finnenmesser, wunderbar ziseliert und rasiermesserscharf. Eines davon besaß eine schmale dünne Klinge, wie man sie zum Filettieren von Fischen brauchte. Zwei Lesebrillen und eine Lupe behielt er ebenfalls, desgleichen zwei Schweizer Taschenmesser. In den Geldbörsen war reichlich Geld, in einer Brieftasche ein Sparbuch mit 17.000 RM. Das würde er Bode geben für seinen Bau, die anderen hatten alle mehr als er. Die Einlösung sollte er mit Hartmut klären.

Alle Kartons und Kisten von draußen waren aufgeräumt, die Verpflegungssachen in der Garage, die Nudeln ebenfalls fertig. Es wurde eng in der Küche, deshalb entschied Hubert, gemeinsam mit den drei Jungs anschließend zu essen.

Jetzt wollte er wissen, was in dem Schrank im Hühnerstall war. Wieder waren es drei Gewehre, die dort drinstanden. Dazu zwei Revolver, drei Messer, zwei Dämmerungsferngläser und zehn Schachteln mit verschiedenster Munition. Alles waren erlesene Teile, solche Gewehre konnte man nicht weggeben, er würde sie nutzen. Nachdem er alles wieder verschlossen hatte, ging er in den Pferdestall. Bode war hier, hatte beim Füttern geholfen. Nach einer kurzen Plauderei gingen sie ins Haus zum Essen. Tatsächlich waren die Frauen an den letzten zehn Kisten. Die drei konnten sich etwas aus den Kisten aussuchen, aber nur Frank nahm zwei Sachen, Bode eine dunkle Brieftasche. Während des Essens unterhielten sie sich über die gesamte Aktion.

Für die Firma selber war relativ wenig dabei gewesen, mit Ausnahme des einen Güterwagens. Alles andere konnte von den Familien gebraucht werden, mit den Wertgegenständen konnte man für die Firma tauschen.

Noch einmal fuhr Ursel 15 volle Kartons in die Werkstatt. Die war immer noch offen, da ein Terminauftrag erledigt werden musste. Das gesamte Geschirr und Besteck aus dem Göringschen Zug kam in den Keller. Weil es entsprechend NS mäßig gekennzeichnet war, blieb nur der Weg über den Tausch. Das neutrale vom ersten Zug wollte Hubert den Leuten aus den vier neuen Häusern geben. Alle, die mitgeholfen hatten, durften sich etwas mitnehmen.

Einige taten das mehr, andere weniger. Für die drei Männer hatte sich Ulla etwas Besonderes ausgedacht, jeder bekam eine Kombination aus drei Hemden, zwei Krawatten und zwei Paar Lederschuhen. Jochen Bode erhielt zusätzlich einen dunkelgrauen Anzug. Sieglinde war ebenfalls fertig und ging mit, Junior schlief tief und fest. Ulla mit einem Glas Sekt und Hubert mit einem Glas des guten Whiskys, setzten sich an ihre Schreibtische, schnauften tief durch.

„Waren gute Sachen bei der Bekleidung dabei?“

„Ach einiges schon. Die Sachen von dem Dicken haben wir noch gar nicht angefasst, da stehen fünf Kartons und drei zusätzliche Kisten da hinten. Außerdem ein größerer Sanitätskasten, aber damit kenne ich mich gar nicht aus.“

„Den bringe ich morgen früh zu unserem Doktor, der soll das aussortieren. Ist Anne wieder zum Reiten in Braunschweig?“

„Ja und Gertrud fuhr mit. Die wird dir morgen berichten.“

„Da bin ich gespannt drauf! Hast du eine Kiste mit Geldbörsen oder so etwas?“ lachte Hubert.

„Ja, eine steht da. Wem willst du den Rest geben?“

„Die Sachen verschenke ich ab morgen im Büro. Nicht alles sollte Doris zu Geld machen. Die Klamotten reichen für sie.“

„Du hast recht, unsere Leute sollten etwas davon haben.“

„Dann gehe ich an die letzten drei Kisten, damit wieder Luft ist.“

Hubert beschäftigte sich Hubert mit den zwei Kisten, die er im „Wohnzimmer“ des Reichsmarschalls eingepackt hatte, anschließend war ein großer Karton Tauschmaterial vorhanden. Einige Sachen behielt er. Es waren Porzellanfiguren, wunderbar bemalt und lebensecht nachgebildet: Ein Elchbulle, ein Auerochse, ein Hirsch, ein Bär und eine Gruppe von drei Wölfen.

Jedes Tier besaß den Stempel der Manufaktur Meißen auf der Unterseite. Jetzt standen sie im Glasschrank hinter ihm. Zwölf Zinnbecher, jedes mit einem anderen Tier geschmückt, standen dort ebenfalls.

Ulla hatte ein Bündel von Geldscheinen vor sich liegen, einen Stapel Kleingeld und zwei Tüten.

„3.725,87 RM sind es insgesamt. In der Tüte ist normaler Herrenschmuck und in der anderen mit Naziemblemen.“

„Die mit den Naziemblemen kommt in die Tauschkiste, das Geld zu dir und die andere Tüte bei mir in den Schreibtisch!“

Die beiden Kisten mit Modelleisenbahnteilen brachte er auf den Boden.

„Morgen stelle ich dir unseren Junglehrer vor, der ist jetzt fest bei uns.“

Normale Bautätigkeit

Gegen 10:00 Uhr wollte Hubert bei der Baugenossenschaft sein. Dort sollte seine Kolonne verabschiedet werden.

Zuerst berichtete Gertrud vom gestrigen Abend. Relativ schnell hatte sie Walter Korn durchschaut und ihm Contra gegeben.

Auf alle Fälle sollte sie Hubert sagen: „Die Sache wird heiß!“

„Du wüsstest schon, um was es ginge.“

„Ja, ja, ich weiß es, hoffe, es geht an uns vorbei, aber ….

Nun ja, warten wir es ab!“

Das konnte ja noch abenteuerlich werden, vielleicht sollte er darüber mit seinem großen Bruder sprechen.

Diese Gelegenheit ergab sich schnell. Er hatte seine Unterschriften geleistet, war durch Fischer auf den aktuellen Stand gebracht worden, es wurde Zeit, nach Braunschweig zu fahren- Draußen hielt ein Kübel und Fritz stieg aus. Heute war er gar nicht in Traktorkleidung.

„Was ist mit dir los? Du siehst gut aus.“

Fritz grinste: „Ich wollte einmal so gut aussehen wie du.

Spaß beiseite. Vater und ich waren bei der Landwirtschaftskammer wegen des Stalles.“

„Ah, das ist interessant, hast du was vor?“

„Meine Leute sind am Pflügen und Eggen, nein, bis Mittag nicht, wieso?“

„Ich muss nach Braunschweig, komm mit, will gegen Mittag daheim sein, dann können wir darüber reden, ich muss dir etwas erzählen.“

Gemeinsam bestiegen sie den Opel und fuhren los. Kurz erklärte Hubert seinem Bruder, warum er dorthin fuhr und Fritz berichtete ihm vom Besuch bei der Kammer.

Man hatte sie dort offenbar sehr gut beraten und ihnen eine Menge Informationsmaterial an die Hand gegeben.

„Heute Abend setze ich mich mit Eltern zusammen und dann beschließen wir das.“

„Dann müssen wir schauen, dass wir euch im Baubetrieb unterbringen, denn das soll nicht Jahre dauern.“

„Stimmt. Wir sollten bald damit beginnen. Aber was wolltest du mir sagen?“

Hubert berichtete von dem Gespräch mit Walter und was da im Busche wäre.

Ganz ruhig hörte sich Fritz das an und sagte dann: „Das würde mich sehr reizen, mit unseren alten Jungs so etwas durchzuziehen. Wäre denn unser alter Kommandeur dabei?“

„Vermutlich schon.“

„Aber eines will ich dir sagen: Probleme wird es mit den Frauen geben!!!“

Hubert seufzte tief durch.

„Das sehe ich genauso. Leute, die mitmachen, hätten wir, aber unsere Frauen??!!“

„Lassen wir es auf uns zukommen. Momentan hilft uns das nicht weiter.“

Auf dem Hof der Wohnungsgesellschaft stiegen sie ausDer Vorsitzende des Unternehmens kam ebenfalls, freute sich, dass Hubert zur Verabschiedung gekommen war.

„Ich sage ein paar Worte, dann gibt es einen Imbiss.

Mehr hatten wir nicht vor.“

„Kein Problem, ich wollte dabei sein, wenn meine Männer verabschiedet werden.“