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Die Geschichte der Familie Wedel ist eine Familiensaga in der Zeit 1945 bis 1948. In diesem Zeitraum, nach Ende des 2. Weltkrieges bis zur Währungsreform 1948, bestand eine Zeitspanne, die durch viele bisher nicht erlebte Faktoren beeinflusst wurde. Die Aufarbeitung der Hinterlassenschaft des vergangenen NS Regimes mit vorrangigen Problemen wie des gewaltigen Flüchtlingszustroms, der fehlenden neuen Gerichtsbarkeit und das Zusammenleben mit den Besatzern waren nur einige davon. Dazu kamen die vielen negativen Hinterlassenschaften des vergangenen Regimes und eine ungeklärte zukünftige Form des gesamten Staates. Trotz dieser riesigen Gesamtproblematik bestanden Chancen und Möglichkeiten etwas Zukünftiges aufzubauen. Wie dieses mit Hilfe einer funktionierenden Großfamilie geschehen konnte ist der Hintergrund der Familiensaga, mit allen positiven und negativen Aspekten. Band 1: Wedel - der Anfang - Band 2: Wedel - erste Erfolge - Band 3: Wedel - Wachstum und Integration - Band 4: Wedel - Neue Seilschaften (Sommer 2024)
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Seitenzahl: 1126
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Wachstum und Integration
Weihnachten 1946
Einkauf in Peine
Weihnachten
Ein- und Umbau bei Fritz
Pläne für Um- und Anbauten
Umbau
Abgewendeter Schrecken
Zwei neue Problemfälle
Sylvester
Fliegender Start ins Neue Jahr
Beschäftigung an vielen Fronten
Neue Aufträge
Das erste Mal mit Musik
Jede Menge Aufträge
Restebeseitigung
Dienstaufsicht
Etliche Aufträge
Neue Pflichten
Neue Pferde
Neue Freunde und Bekannte
Dienstaufsicht
Versteigerung und „Villa von Bülow“
Freudige Überraschung
Hochzeit und gemeinsames Essen
Zugewinne
Zwei große Ereignisse
Der erste große Auftritt
Aufräumarbeiten und Rückschau
Wohnungsbesichtigungen
Ein zweites eigenes Haus
Das Remontedepot
Die erste eigene Feier mit Gästen
Holzaktion
Wieder im Wald
Notar und HJ Akademie
Letzter „Raubzug“
Der Hochschulball
Dienstaufsicht und Bank
Bank und andere Bürokratie
Viewegs Villa
Erste Jagd
Dreimal erfolgreich
Prüfung durch das Steuerbüro
Mehrere Käufe
Der große Bauhof und das Ferienhaus
Ullas Geburtstag
Das Ferienhaus
Baubeginn nach dem Frost
Die Wasserleitung
Neue Baustellen und ein Problem
Zwei OT Lager und Notarbesuch
Reste aus Lebenstedt, Vorbereitung Jagd
Viehtransport
Wachstum und Integration
Fast 19 Monate ist es her, seitdem die Brüder wieder daheim sind und begannen, ihre weitere Lebensplanung in einer veränderten Umwelt zu planen und umzusetzen. Erste zaghafte Versuche, sich mit eigenen Ideen zu profilieren und etwas für die Zukunft aufzubauen, waren erfolgreich und ermutigten damit weiterzumachen.
Während die Betriebe langsam anfangen zu wachsen und sich konsolidieren, geht es bei allen dreien um die Gewinnung von weiteren Fachkräften und eigenverantwortlichen Mitarbeitern. Dabei werden verschiedene Wege erprobt und eingeschlagen. Vor allem der Bereich der vielen Flüchtlinge ist eine Quelle der Personalergänzung. Darüber hinaus erweist sich das immer noch vorhandenen Zusammengehörigkeitsgefühl der alten Einheit von Hubert und Fritz als eine Ressource für die Gewinnung von guten Mitarbeitern. Hilfreich sind vor allem die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt in der Familie, die sich mittlerweile vergrößert und sich dabei um weitere Facetten der Betätigung erweitert hat.
Das Netzwerk, bestehend aus Angehörigen der Besatzer und den Verwandten im gerade entstehenden Staatsgebilde des neuen Landes Niedersachsen, nimmt konkrete Formen an. Informationen aller Seiten werden sehr gut umgesetzt und gewinnbringend gegenseitig genutzt.
Durch die Teilnahme am öffentlichen Geschehen, wie ersten externen Feiern und anderen Veranstaltungen bildet sich ein neuer Freundeskreis, vor allem um Hubert und Ulla Wedel, die in dieses Netzwerk integriert wird.
Gute und schnelle Arbeitsergebnisse fördern den guten Ruf der einzelnen Firmen und lassen sie weiter expandieren, die Tendenz zeigt nach oben, trotz der Schwierigkeiten, die sich aus einer oft chaotischen Gesamtsituation im Land ergeben.
Die Personen und deren Zuordnung in der Familien- und Firmenstruktur
Die drei Wedel Brüder, ihre Schwester und die enge Familie
Fritz Wedel, ältester Sohn, Landwirt
Barbara Wedel, Molkereibesitzerin, Ehefrau von Fritz
Hubert Wedel, 2. Sohn, ehemaliger Offizier
Ursula Wedel, verw. Normann, Leiterin Grundschule, Ehefrau von Hubert
Gert Wedel, 3. Sohn, Landmaschinen- und Kfz Meister
Doris Kerner, Verlobte von Gert, Kauffrau
Christina Wedel, Arzthelferin, in der Hebammenausbildung
Hartmut Meier, Verlobter von Christina, Banklehrling
Heinrich Wedel, Landwirtschaftsmeister, Hofbesitzer, Vater
Malwine Wedel , dessen Ehefrau und lernende Kauffrau, Mutter
Ludwig Huber , Patenonkel von Hubert, höherer Finanzbeamter
Sonja Huber, Ehefrau von Ludwig, Schwester von Malwine
Der engere Kreis
Klaus Wagner
Förster
Joachim Fischer Hubert, gelernter Steuerberater
Geschäftsführer bei
Heinz Dolle ehemaliger Pionieroffizier
Bauingenieur,
Heinz Becker, ehemaliger Jagdflieger, Immobilienverwalter
Gertrud Nicolai, Chefin im Vorzimmer, Sekretärin und rechte Hand
Jochen Bode , ehemaliger SS Offizier, Leiter Fahrbereitschaft, Freund
Karl Kokoschka, Chef der Logistik im Betrieb
Joachim Purzer, Tierarzt
Die Engländer
Oberstleutnant Allen, Stadtkommandant BS
Sergeant Woods, Chef der Kriegsgefangenen, Allrounder, Tauschpartner
Im Laufe der Erzählung kommen ständig weitere Personen dazu. Bewohner des Dorfes, Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft, Flüchtlinge sowie Vertreter von Ämtern und Behörden
Weihnachten 1946
Das vorweihnachtliche Frühstück verlief sehr harmonisch, eine Mettwurst musste dran glauben. Später kam Doris vorbei und holte die Eltern Dolles ab.
Außerdem wollte sie der Mutter Dolles ihren Nähbetrieb zeigen, dazu hatte sie Frau Henniges gebeten.
Den Rest des Tages nutzten beide, um einige Sachen aufzuräumen und zu erledigen. Hubert schrieb das Angebot an die Finanzbehörde vor und da Gertrud nachmittags im Stall war, gab er ihr es gleich mit. So konnte sie das morgen als erstes schreiben. Dann stellte er alle Schecks zusammen, deren Konten nur noch geringe Beträge aufwiesen. Die würde er nach dem Finanzamt zur Bank bringen und sie auf sein Sparbuch gutschreiben lassen.
Immerhin war es eine Summe von 11.985 RM. Ulla bekam mehrere Schachteln Zigaretten in ihre Handtasche, sie wollte mit nach Braunschweig fahren und etwas einkaufen.
„Nach dem Finanzamt und der Bank kannst du mich bitte bei Doris absetzen.
Ich wollte mir deren Laden anschauen und für uns etwas vom Schlachter und vom Bäcker holen.“
„Ich fahre dann zum Hagenmarkt, will mir anschauen, wie es dort aussieht.
Die Dachdecker sind am Arbeiten. Bei Doris hole ich dich dann ab.“
Er hatte die unterschriebene Antwort für das Finanzamt dabei und einen Scheck, um die Grunderwerbssteuer zu bezahlen. Nachdem das erledigt war, ging er gemeinsam mit Ulla in die Abteilung, von der das Schreiben kam. Dort verwies man ihn an den entsprechenden Sachbearbeiter, einen etwas älteren freundlichen Mann.
„Oh, das ging aber schnell, sie sind der erste, der antwortet“, sagte der und drückte einen Eingangsstempel auf sein Schreiben.
Gleich zu Beginn hatte Hubert geschaut, ob der Mann rauchte und tatsächlich stand im Fenster ein Aschenbecher mit Zigarrenasche.
„Wir haben dazu eine Frage, bzw. eine Bitte, gern würden wir uns das Haus anschauen. Interesse haben wir, aber es ist viel Geld, was wir dafür ausgeben müssen.“
Während er das sagte, schob er unter der Hand eine Packung Zigarren in Richtung des Mannes. Als er die Hand anhob, lag sofort ein Aktendeckel auf der Packung.
„Nun ja, ich habe nur einen Schlüssel, wenn da noch jemand kommt, kann das zum Problem werden.“
„Wir würden Ihnen den Schlüssel morgen früh wieder zurückbringen, bis 09:00 Uhr haben sie den wieder.“
Dabei wechselte eine zweite Packung den Besitzer.
„Ach so, ja dann ist das gar kein Problem Herr Wedel.“
Er stand auf und holte aus einem Aktenschrank ein Schlüsselbund.
„Bitte seien sie so freundlich und lassen das Schild „Zugang verboten“ dort hängen.“
„Selbstverständlich!“
„Übrigens habe ich eine Vorinformation, daß demnächst weitere Liegenschaften in dieser Form angeboten werden. Hätten sie daran Interesse?“
„Sehr gern, natürlich.“
Als sie zum Auto gingen, kicherte Ulla: „Wunderbar war das, aber paß auf, daß du nicht irgendwann auf deiner Schleimspur ausrutschst.“
Kichernd stiegen beide ins Auto und fuhren zur Bank.
„Denk dran, wenn uns Hartmut über den Weg läuft, wir kennen uns nicht!“
Ulla nickte. Tatsächlich wurde das aber schwer, denn der Kundenberater fragte sie, ob es ihnen etwas ausmachen würde, wenn ein Lehrling bei dem Gespräch anwesend sein würde. Natürlich waren beide einverstanden und in der Tat war es Hartmut, der sich zu ihnen setzte. Ganz plötzlich bekam Ulla einen Hustenanfall, der eigentlich ein Lachanfall war. Hubert schaffte es gerade so, sich zu beherrschen. Sofort bekam Ulla von dem Kundenberater ein Glas Wasser und kurz darauf kam der Kaffee für beide. Zuerst gab Hubert die sechs Schecks hinüber.
„Die Familie bat mich, die Konten aufzuräumen und vorhandene Reste auf mein Sparbuch zu bringen.“
„Das übernehmen wir sofort“, sagte der Berater und bat Hartmut, dieses zu übernehmen.
Dann fragte Hubert nach dem Kontostand des Geschäftskontos, der Auszug wurde ebenfalls erstellt. Zwischendurch erklärte ihnen der Berater, daß die Kurse stark gefallen wären, es jedoch keinen Anlaß zur Sorge gäbe. Hartmut kehrte zurück, hatte den Kontoauszug dabei.
„Alles erledigt, hier ist das Sparbuch und der Auszug.“
Fast unmerklich wiegte Harmut dabei den Kopf. Da mußte er ihn heute Abend fragen, warum.
Nachdem er Ulla bei Doris abgesetzt hatte, fuhr er zum Juwelier und übergab ihm eine Perlenkette.
„Könnten Sie den Verschluss richten oder erneuern?“
„Natürlich, aber das dauert etwas länger.“
Eine Zigarettenschachtel wanderte über den Tisch und der Juwelier fügte an:
„Circa 20 Minuten!“
„Wunderbar, ich muss etwas erledigen, komme nachher vorbei.“
Im Haus am Hagenmarkt waren die Dachdecker dabei, ihr Werkzeug zusammen zu packen.
„Wir sind gerade fertig geworden“, sagte der Vorarbeiter. „Beide Dächer sind zu und die Schornsteine sind neu gemauert.“
„Sehr gut, gibt es eigentlich in der Werkstatt eine Heizung?“
„Zwei Ölöfen sind dort, scheinen in Ordnung zu sein.“
„Wo müßt ihr morgen hin?“
„Zu Alberts, heute lohnt sich das nicht mehr.“
„Wohl wahr. Könntet ihr bitte die Bücherkisten aus dem ersten Stock, dem Keller und dem Laden mitnehmen?“
„Wo sollen die hin?“
„In den Besprechungsraum.“
Das Dach war zu, das Haus geschützt gegen Schnee und Regen. Beim Juwelier bezahlte er die Reparatur bar und wünschte ein frohes Fest. Er stellte sein Auto vor Doris Laden ab und ging hinein.
Die Bedienung kümmerte sich routiniert um drei Kundinnen gleichzeitig, Ulla stand hinten im Laden und sprach mit Doris. Als sie ihn sahen, winkten sie ihn zu sich, sein Kaffee stand schon auf dem Tisch.
„Wir gehen jetzt an das Lager heran, die vorherigen Restbestände sind verkauft. Kann ich das Lager noch behalten?“
„Da mußt du mit Becker reden, der wollte das bereits vermieten. Frag ihn, wie viel er dafür als Miete haben will.“
Doris grinste.
„Oh, die Firma Wedel will Geld verdienen. Das ist gut so, ich würde das genau so machen. Ich verhandele mit ihm.“
„Ich würde gern mit deiner Verkäuferin sprechen.“
„Willst du sie mir abwerben?“
„Nein, das hätte ich anders angestellt!“
Beide lachten. Doris ging hinaus und die Verkäuferin kam herein.
„Sie wollten mich sprechen?“
„Ja, hatten sie im Radiogeschäft nicht eine Kollegin?“
„Ja, Herta Schulze, wieso?“
„Sucht die immer noch eine Arbeitsstelle?“
„So weit ich weiß, ja. Ich sehe sie heute Abend.“
„Wir eröffnen das Radiogeschäft wieder. Da bräuchten wir eine gute Verkäuferin.“
„Sie hat das gut gemacht, kannte sich hervorragend aus.“
„Wenn sie Interesse hat, würden sie mich bitte morgen anrufen? Wenn ich nicht da bin, meine Frau weiß Bescheid.“
Ulla nickte, dann gab er ihr seine Karte.
„Sie hören von mir.“
Doris kam zurück.
„Wollt ihr das Geschäft wiedereröffnen?“
„Nach Weihnachten wird umgebaut, sagen wir mal: Im Februar.“
„Ich finde es gut, daß ihr nicht nur verkauft, sondern dazu repariert!“
Dann wurde der Laden voller und Doris musste zum Bedienen.
Auf dem Weg nach Hause erzählte Ulla, was sie Weihnachten vorhatte. Mittags würde es Würstchen mit Kartoffelsalat geben.
„Da sollten wir alle vom Hof dabeihaben. Danach halten wir ein kleines Schläfchen, dann gibt es Kaffee/Kakao mit Berlinern, die ich gerade gekauft habe und danach gehen wir in die Kirche. Wenn wir zurück sind, machen wir die Bescherung und anschließend trinken wir einen schönen Rotwein. Am ersten Weihnachtstag sind wir bei deinen Eltern zum Essen eingeladen. Am zweiten gehen wir alles in Ruhe an.“
„Sehr schön, da freue ich mich drauf.“
„Wollen wir nachher nach Cremlingen fahren?“
„Ja, wir entladen deine Sachen, dann können wir los. Was hast du in den Netzen?“
„Ich habe fünf Brote gekauft und beim Schlachter Aufschnitt. Meine Zigaretten mußte ich leider alle dafür einsetzen. Das gibt es sonst nur auf Marken, aber die habe ich zusätzlich abgegeben. Abholen mußte ich das immer auf dem Hof.
Der Schlachter fragte, ob wir zwei Schweine für ihn hätten!“
„Grundsätzlich ja, aber der Transport ist seine Sache! Ich lasse niemanden von uns dabei erwischen.“
Daheim übergab Ulla alle Sachen Sieglinde. Hubert stand vor der Tür, rauchte eine Zigarette und überlegte. Diese ganze Situation in Cremlingen kam ihm doch merkwürdig vor. Irgendwie paßte das alles nicht. Warum war der Eigentümer abgehauen? Gut, weil er Steuerschulden hatte. Soweit, so gut.
Aber so hoch war diese Schuld doch gar nicht. Gab es da noch Bankschulden? Davon war nichts bekannt. Aber wenn es schon Steuerschulden gab, was war dann mit der Bank? Und warum verschwand er so plötzlich? Außerdem kam ihm dieser Weg nach Italien so bekannt vor, das war die Nazifluchtroute. Die Amis und die Briten bezeichneten sie als „Rattenlinie“. Das alles passte zu Nazigrößen, die Dreck am Stecken hatten. An der ganzen Sache war etwas faul. Daher faßte er einen Entschluß. Er rief Jochen und Richard zu sich.
„Ich traue dem ganzen Braten nicht, irgendetwas ist daran faul. Nehmt euer Werkzeug, den zweiten Lieferwagen, Kartons und kommt mit.“
Dann holte er selber einige zusammengefaltete Kartons aus dem Keller und legte die in ihren Lieferwagen. Als Ulla kam, sagte er, dass die beiden mitfahren würden.
„Irgendwie kommt mir diese ganze Sache nicht geheuer vor.“
„Nun gut, dein Gefühl für Gefahr hat uns schon einmal gerettet.“
Sie fuhren los, das Grundstück lag am Ortseingang im Westen. Ulla schloß das Tor auf und hinter ihnen wieder zu, dann fuhren sie hinter das Haus. Links auf dem Grundstück lag der Bauhof mit Garagen und einem großen Feldhaus, dazu ein Schleppdach. Nachdem sie hinter dem Haus ihre Autos geparkt hatten, stiegen alle aus, schauten sich um. Niemand war zu sehen, es herrschte Ruhe.
„Laßt uns vorn hineingehen!“
Nacheinander folgten sie Hubert. Am Hauseingang hing noch das Schild mit dem Firmennamen. Er schloß die Tür auf, ließ alle eintreten, machte Licht und verschloss sie dann wieder von innen. Nach einem kurzen Flur lag links das Büro, das war der Anbau. Rechts ging es in ein riesiges Wohnzimmer mit Eichenmöbeln, dicken Teppichen und Lampen. Daran anschließend kamen sie in eine sehr modern eingerichtete Wohnküche. Dazwischen war ein Treppenhaus und eine Tür nach hinten. Im ersten Stock gab es ein großes und vier kleine Schlafzimmer, alle voll ausgestattet. Dazu ein schönes Bad mit neuen Armaturen und Accessoires. Eine kleine Treppe führte hinauf auf den Boden, blieb aber eben unberücksichtigt. Hubert deutete nach unten und alle gingen in den Keller. Hier standen sie vor einer massiven verschlossenen Tür.
Keiner der Schlüssel am Bund paßte. Jochen Bode untersuchte das Schloß.
„Das ist ein normales Schloss, was wir einfach öffnen können.“ Er nahm einen Dietrich, beim dritten Versuch machte es „klick“ und die Tür war offen.
Mit den Taschenlampen leuchteten sie hinein, fanden den Lichtschalter, einige Lampen gingen an. Mehrere Türen zweigten rechts und links von dem Flur ab, alles war sehr vornehm, die Wände mit Holz bedeckt. Richard öffnete die erste Tür, eine Teeküche mit einem Kaffeeautomaten. Links befand sich eine geflieste Toilette für Damen und Herren, dann folgte eine Garderobe, an der noch Kleidung hing.
„Parteiuniformen“, sagte Ulla, als sie diese betrachtete.
Dann kam eine große Bar, die mit allen Extras ausgestattet schien. Ein großes gläsernes Regal hinter der Theke stand voll mit Flaschen, alle im Originalzustand. Richard hatte die Tür zur Teeküche geöffnet, ein Vorratsraum mit einer Kühltruhe und einem Kühlschrank war dahinter. Beide waren gefüllt. Zum Schluß öffnete Hubert die letzte Tür rechts und schaltete das Licht an.
Laut sagte er nur: „Aha!“
Links stand ein originaler Roulette-Tisch und rechts ein Tisch für Black Jack oder andere Kartenspiele.
„So etwas habe ich bisher nur in Gangsterfilmen gesehen“, sagte Bode halblaut.
„Und du meinst, das ist hier etwas Anderes? Ein Damenkränzchen vielleicht?“
fragte Hubert und sah sich im Raum um.
Richard kam hinzu und staunte, sagte dann: „In der Bar unter der Theke ist so etwas wie ein Safe!“
„Dein Job, Jochen“, sagte Hubert und teilte weiter ein.
„Ulla schau dir bitte die Vorräte an und du Richard schaust, wohin es durch die Tür unten an der Treppe geht. Hier ist das Schlüsselbund.“
Er ging zur rechten Seite des Spielzimmers und zog einen großen schweren Vorhang zur Seite. Dahinter waren 20 Kästchen in der Art von Schließfächern an die Wand gebaut. Alle waren mit Sicherheitsschlössern versehen. An jeder Tür klebten jeweils zwei Buchstaben, wohl die Namen der Besitzer. Kurzentschlossen knackte er das erste Schloß. Darin lagen eine Geldkassette und ein Fotoalbum. Im zweiten Fach ebenfalls eine Kassette und ein Beutel mit Schmuck. Beide Kassetten und den Schmuck legte er in seinen Rucksack.
Dann zog er den Vorhang wieder zu und ging hinüber zur Bar, wo das Kreischen der Bohrmaschine aufgehört hatte.
Bode setzte seine Schutzbrille ab und nahm ein kleines Stemmeisen heraus, setzte es an. Mit einem metallischen Kreischen öffnete sich die kleine Tür. Mit beiden Händen griff er hinein und legte alles auf die Theke, eine Kassette und diverses Papier. Ein kleiner Schlüssel steckte in der Kassette.
„Das Papier schaue ich mir daheim an. Aber da schauen wir mal rein.“
Er öffnete die Schatulle auf deren Innenseite „Bank“ stand. Aber das war keine normale Geschäftsbank, sondern die Bank für die Glücksspiele hier, vermutete er. Ein Geldstapel lag darin. Den nahm er und zählte an der Theke:
120.400 RM.
„Dieses Mal haben wir die Bank geknackt!“ lachte er und teilte das Geld in vier Haufen, je 30.100 RM. Mittlerweile standen Richard und Ulla an der Theke und sahen neugierig zu.
„Bitteschön, für jeden einen Stapel!“
Richard sah ihn völlig verblüfft an.
„Wie meinst du das?“
„Wenn wir gemeinsam etwas finden, sollten wir es teilen.“
Ulla reagierte als erste: „Bei Doris hängt ein schickes Kostüm mit passenden Schuhen dazu. Das kaufe ich mir und zum Friseur gehe ich ebenfalls davon!“
Sie nahm das Geld und steckte es in die Seitentasche ihres Rucksacks.
Bode lachte auf: „Das war Spielgeld, damit habe ich gar kein schlechtes Gewissen!“
Er steckte das Geld in eine Hosentasche. Letztendlich tat Richard kopfschüttelnd das Gleiche. Hubert legte sein Geld wieder in die Kassette.
„So eine Aufbewahrungsmöglichkeit kann man immer brauchen.“
Nachdem er sie verschlossen hatte, kam sie in seinen Rucksack.
„Laß den mal offen, hier liegt noch etwas Nettes“, sagte Bode und gab ihm ein Gästebuch und ein Fotoalbum.
„Das anzuschauen, wird interessant. Was haben wir sonst noch gefunden?“
Ulla antwortete als erste.
„Da sind zwei Kammern. In einer sind Lebensmittel, in der anderen Alkohol, Kaffee und Rauchwaren aller Art. Dazu gutes Geschirr.“
Richard fuhr fort.
„Hinter dem Haus ist eine Garage, die nach Westen offen ist. Ein Pkw und zwei Motorräder stehen da. Dort passen sechs bis sieben Autos hin, die dann niemand sehen kann. Hinter der Tür stehen drei Stapel Alukisten.“
„Gut, dann machen wir jetzt folgendes: Richard du fährst unsere beiden Autos in diese Garage. Jochen und ich holen zwei Stapel von diesen Kisten und packen soviel es geht aus den Vorratskammern dort hinein. Ulla, du schaust dich bitte etwas genauer im Haus um, was da noch alles ist.“
Alle nickten und machten sich an die Arbeit.
Vier Kartons Rauchwaren brauchten nicht verpackt werden, die kamen so in den Kellergang. Aber alle Flaschen kamen in die Kisten. Ohne den Wein waren es fünf. Dann folgten vier Kisten Kaffee und Tee.
„Das erste Auto ist voll“, sagte Richard, der alles hinaustrug.
Kisten mit bester Verpflegung, dazu zwei mit Küchengerät und -maschinen folgten.
„Alles voll!“ meldete Richard wieder.
„Nehmt euch von den angebrochenen Flaschen so viele mit, wie hineinpassen.
Die vier Stangen Zigaretten unter der Theke sind für euch.“
Jeder der beiden nahm fünf oder sechs Flaschen und die Zigaretten.
„Hubert, wir müssen los. Knackstedt hat bald Unterricht, der Stall muß gemacht werden und die Mädels sind nicht da“, sagte Bode.
„In Ordnung, dann fahrt los. Ich will mir noch anschauen, was für Baustoffe und Maschinen hier sind.“
Ulla ließ sie hinaus, schloß das Tor wieder und kam zurück.
„Du warst aber sehr großzügig!“ sagte sie.
„Ich wollte vermeiden, daß sich irgendwer verquatscht und erzählt, was hier los ist. Das wird jetzt keiner der beiden tun, sonst werden die anderen neidisch.“
„Da habe ich gar nicht dran gedacht.“
„Und überhaupt, hier ist viel mehr!“
In der Kassette waren zwei Schlüssel für Sicherheitsschlösser gewesen. Die nahm er heraus und ging in das „Spielzimmer“. Ulla folgte ihm.
„Was ist das denn?“ fragte sie verblüfft, als er den Vorhang zurückzog.
„Ich denke, das sind Wertfächer für Stammkunden. Hier konnte man etwas hineintun, ohne dass andere wussten, was es war.“
Dann probierte er den ersten Schlüssel, der passte bei zwei Fächern. Ulla räumte den Inhalt in ihren Rucksack. Geldkassetten waren nicht dabei, aber Umschläge und bei einem ein Samtsäckchen. Mit dem anderen Schlüssel öffnete Hubert drei weitere Fächer, dann waren ihre Rucksäcke voll.
Sie schalteten das Licht aus und gingen durch die Hintertür in die Garage.
„Die Schlüssel von dem Auto und den Motorrädern hängen in der Küche!“
„Ah, wunderbar, die haben wir also ebenfalls.“
Hubert zog den Schlüssel von der Außentür ab und legte ihn in seinen Geldbeutel, dann zog er sie zu. Von außen konnte man sie nicht öffnen.
„Hoffentlich fällt das nicht auf, wenn der fehlt.“
„Glaube ich nicht. Hier sind so viele Schlüssel dran, das merkt niemand.“
Knapp passten ihre Rucksäcke und weitere Beutel in das Auto, dann schauten sie in das Baustofflager. Unter dem Schleppdach standen ein Laster und ein Lieferwagen. Daneben lagen mehrere Stapel Zement, Steine und zwei Mischmaschinen. Die drei Garagen und das Feldhaus beachteten sie heute nicht. Nachdem sie das Tor hinter sich geschlossen hatten, nahm Hubert diesen Schlüssel an sich.
„Keine Sorge, davon gibt es drei Stück“, beruhigte er Ulla.
Daheim trugen beide die Kästen hinter das Haus vor die Kellertür unter der Treppe. Dort standen bereits die Kisten der beiden anderen.
„Ich räume das nachher alles weg“, sagte er zu Ulla.
Die Rucksäcke kamen ins Arbeitszimmer, da würden sie sich heute Abend drum kümmern. Während Ulla im Haus blieb, fuhr Hubert noch einmal ins Büro. Lächelnd begrüßte ihn Gertrud.
„Wo hast du denn das ganze Zeug aufgetrieben?“
„Was meinst du?“
„Schau mal in den Besprechungsraum!“
25 Kartons mit Büchern standen dort.
„In dem neuen Haus war vorher eine Buchhandlung. Die Vorbesitzer wollten das alles auf den Müll kippen, das habe ich nicht zugelassen.“
„Müssen wir die jetzt alle lesen?“
Beide lachten.
„Nein, nein, wir schauen, was da alles dabei ist und dann entscheiden wir.“
„Hier ist ein Kaffee für dich.“
Während er vorsichtig trank, erklärte er ihr den Auftrag für morgen früh. Sie sollte die Schlüssel dem Sachbearbeiter zurückbringen und ihm als Dank eine Flasche Wein überreichen. Die Flasche gab er ihr sofort, es war eine aus Cremlingen. Sogleich machte sie sich daran, diese einzupacken. Mit der Tasse in der Hand ging er zu Fischer und überreichte dem den Kontoauszug.
„Wir sollten überlegen, was wir mit dem vielen Geld machen.“
„Abwarten“, antwortete der.
„Wir waren heute in Salzgitter wegen des Gases. Die Idee, uns als Zwischenhändler zu nutzen, stieß dort auf hohes Interesse. Als erstes haben wir bereits Lieferaufträge nach Hildesheim, Göttingen und Gifhorn erhalten.
Das haben wir dort vor Ort geklärt und vertraglich abgesichert. Nach Weihnachten bekommen wir die Entscheidung, was mit dem Angebot als Zwischenhändler ist. Morgen können wir bereits die erste Ladung für Braunschweig abholen. Vier Firmen müssen wir anfahren und die Sachen für uns.“
„Das scheint ein gutes Standbein zu sein. Vielleicht können wir ja etwas an die Elbe transportieren.“
„Das kläre ich, wenn ich die genauen Pläne und Preise habe.“
„Was ganz Anderes, wir zahlen ja nach Tarif. Sollten wir für den Führungskreis und die Kolonnenführer nicht etwas drauf packen?“
Lächelnd nickte Fischer.
„Eine gute Idee. Ich kalkuliere und trage es dir dann vor. Du hast allen am 24.
freigegeben. Wie rechnen wir das ab? Als nicht bezahlten oder bezahlten Feiertag?“
„Als bezahlten Feiertag. Ich bin der Meinung, daß wir auf diese Weise unsere Leute enger an uns binden können und sie damit zufrieden stellen.“
„Da ist was dran!“
„Ich fahre morgen nach Peine.“
Dann erzählte er ihm, um was es dort ging.
„Was willst du mit so viel Draht?“
„Ich möchte unseren gesamten Bereich einzäunen. Hier steht ja alles, wie auf dem Präsentierteller.“
„Stimmt, hier befindet sich einiges an Werten.“
„Eben drum. Das wird eine Aufgabe für die Hofkolonne.“
„Und Zaunpfosten?“
„Holen wir wieder aus dem RAW!“
„Das ist bei denen ja sowieso nur Schrott, so bekommen sie noch Geld dafür.“
Vor dem Büro traf er Jurka.
„Morgen Mittag haben wir beide Grundstücke sauber und zwei Wagenladungen alter, guter Steine zusätzlich“, lachte der.
„Klasse, gehst du nach den Feiertagen gleich beim RAW ran?“
„Wenn der Boden nicht tiefgefroren ist, ja. Aber das wird ein wenig länger dauern, ist ja eine ganz schöne Kuhle.“
„Warten wir es ab. Demnächst soll es ja schneien, aber nicht so stark frieren.“
Mit einigen anderen plauderte er ebenfalls, dann fuhr er nach Hause. Zu groß war die Neugier auf den Inhalt der Rucksäcke. Außerdem war ihm immer noch nicht klar, wie viel Geld er morgen mitnehmen sollte. Dann klingelte bei ihm daheim das Telefon. Hartmut rief vom Wedelhof aus an.
„Du hast Glück gehabt, daß ich die Schecks übertragen sollte.“
„Warum?“
„Ein Konto gab es gar nicht mehr und bei einem anderen war gar nicht mehr so viel drauf! Aber da ging es nur um fünf RM. Das andere Konto war bei uns, das mit 116,- RM. Das war schon länger gelöscht. Ich habe nur die anderen übertragen, dazu das, wo mehr drauf war.“
„Oh, das hätte aber peinlich werden können!“
„Wenn du das nächste Mal so etwas hast, gib es mir vorher, ich prüfe es dann.“
„Wunderbar, danke, so werde ich das machen. Wir sehen uns übermorgen.“
Das war ja noch einmal gut gegangen. Tief schnaufte Hubert durch.
Immer noch in Gedanken an diese Bankaktion, stellte er beide Rucksäcke neben seinen Schreibtisch und holte die verschlossenen Kassetten heraus.
Weil Ulla immer noch mit Ilse Rechnen übte, ging er in die Werkstatt und bohrte diese auf. Allerdings öffnete er noch keine, denn erst gab es Essen.
Danach folgte ein ausgeprägtes Halmaduell mit Junior. Als der dann mit den Memory Karten kam, überließ er Ilse das Feld, vielleicht hatte die mehr Glück als er. Als bei den beiden schließlich die Müdigkeit aufkam, schickte Ulla sie ins Bett. In der Zwischenzeit hatte Hubert die Sachen aus den Rucksäcken geholt und bei sich gestapelt.
Ulla kam mit einer Flasche und zwei großen Gläsern.
„Die Flasche habe ich vorhin mitgenommen, das soll besonders gut sein.“
Er sah auf das Etikett: Double Malt Whisky aus Schottland.
„Dann sollten wir das probieren!“
Beide nahmen einen Probeschluck, sahen sich an und nickten.
„Sehr gut“, sagte Ulla.
Hubert öffnete die erste Kassette. Geldscheine, Schecks und ein Sparbuch.
Ulla sortierte auf der anderen Seite des Schreibtisches und schrieb auf, wie viel Geld hier nun lag. In der nächsten: Geldscheine, drei Goldmünzen. Die dritte hatte wieder Geld und Schecks zum Inhalt, dabei in einem Beutelchen goldene Schmuckstücke. Die letzte Kassette beinhaltete außer Papier sechs Goldmünzen.
„Wie viel haben wir denn bisher?“
Ulla rechnete und sagte: „84.000 RM. Zehn Goldmünzen, zwei Sparbücher und vier Scheckhefte. Dazu zwei Säckchen mit Schmuckstücken.“
„Da sind aber immer noch 14 Fächer ungeöffnet!“ sagte Hubert.
„Weißt du, ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wer da gezockt hat. Als ich oben die einzelnen Zimmer durchsuchte, da war in jedem Toilettenschränkchen eine Großpackung Kondome. Was hat das miteinander zu tun?“
Hubert lehnte sich zurück und nahm einen tiefen Schluck.
„Für mich ist das klar! Die große Garage, damit keiner sah, wer da war, die Spieltische, die Bar, die Kondome auf den Zimmern, das edle Essen. Das war ein Treffpunkt für Leute, die sich etwas Verbotenes gönnen wollten, sowie Unterhaltung einer anderen Art, als wir sie kennen. Wer dort verkehrte, sehen wir, wenn wir uns das Gästebuch und das Fotoalbum anschauen, das tun wir jetzt!“
Während Ulla ihren Stuhl neben seinen schob, holte er das Gästebuch hervor und schlug es auf. Bereits bei den Bildern zur Einweihungsfeier sahen sie Uniformen, die ihnen bekannt waren. Geburtstagsfeiern, Kameradschaftsabende, Treffen mit Kameraden aus Hannover, Berlin, Magdeburg und so fort. Nur zu den so bezeichneten „Spielabenden“ traf man sich in zivil. Das Fotoalbum war aussagekräftiger. Bilder aus lockerer Runde mit jungen Frauen, hin und wieder mit jungen Männern. Öfters Fotos von Höhepunkten einer Veranstaltung, wo die Damen kaum noch bekleidet waren.
„Hier hat man wilde Partys gefeiert und es richtig krachen lassen, aber nur unter sich. Du kannst es als einen Edelpuff mit verbotenem Glücksspielbezeichnen. Und der Bauunternehmer hat das im Auftrag der braunen Kaste organisiert und betrieben. Das Geld dafür kam mit Sicherheit aus dunklen Kanälen. Daher gibt es keine Bankschulden. Die Steuer hat man ganz einfach von ihm ferngehalten. Das fiel erst auf, als die schützende braune Hand weg war.“
Beide nahmen einen tiefen Schluck.
„Ich fasse es nicht. Wasser predigen und Wein saufen!“ murmelte Ulla.
„So ist es. Und am Ende war es der Tanz auf dem Vulkan! Zum Schluss werden die Fotos immer klarer mit den fast nackten Frauen. Deshalb die verschiedenen Schlafzimmer und die Kondome dort. Bis Anfang 45 ging das noch.“
„Und dann blieb nur die Flucht!“
„Ja, oder ein Untertauchen mit neuer Identität. Einige haben das gut, andere schlechter vorbereitet. Die einen sind in Südamerika oder sonst wo und die anderen im Gefängnis, bei den Amis oder den Briten!“
„Da kommen bestimmt mehr üble Sachen zum Vorschein.“
„Obwohl das alles jetzt schon schlimm genug ist. Warte mal ab, wenn wir den Auftrag für die AOK Braunschweig bekommen.“
Während sie sich weiter unterhielten, sichtete Hubert den Papierstapel. Zwei Stapel waren es, interessante und unwichtige Schreiben. Zwei verschlossene Umschläge hatte er noch zum Schluß. In beiden waren Fotos von nackten oder halbnackten Frauen in Gesellschaft von Männern in der Bar. Die legte er auf den Stapel zum Vernichten und warf diesen dann komplett in den Ofen. Das Gästebuch mit dem Fotoalbum und den paar anderen Sachen legte er in einem großen Umschlag ganz unten in den Schreibtisch.
„Die 80.000 nehme ich mit nach Peine. Wenn es da Lohnendes gibt, kaufe ich es.“
Ulla nickte.
„Gib das Geld für etwas Nützliches aus.“
Sie tranken ihren Whisky aus und gingen zu Bett.
Einkauf in Peine
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war es bereits kurz nach 07:00 Uhr.
Leise stand er auf, zog sich an und ließ Ulla weiterschlafen. Junior war ebenfalls noch nicht unten, aber Sieglinde hatte bereits Kaffee gekocht und ihm zwei Scheiben Brot hingestellt. Eine mit Marmelade und eine mit Mettwurst.
„Lass die beiden schlafen, schließlich haben sie Ferien.“
„Na klar, aber ich stelle den Kaffee in einer Thermoskanne auf den Tisch. Ilse und ich machen den Rest der Wäsche fertig. Wenn alle wach sind, fangen wir mit dem Hausputz an.“
„Oh, gut, daß ich unterwegs bin!“
Er steckte sein Geld und einige Tauschsachen ein, fuhr ins Büro. Frings und Becker brachten ihn auf den aktuellen Stand für ihre Bereiche. Gertrud war bereits unterwegs, aber zu Gert ging er auf einen Kaffee. Dem erzählte er von dem Angebot, das Objekt in Cremlingen zu kaufen.
„Wenn du das Objekt hast, ruf an, dann kümmern wir uns um die Autos dort.“
„Wie läuft dein Geschäft?“
„Gut, wir haben die Werkstatt voll. Heute soll das erste BKB Fahrzeug kommen, drei Traktoren habe ich bereits verkauft. Mir diese Frau für das Büro zuzuteilen, war deine beste Idee. Nachdem sie aufgeräumt hatte, entwickelte sie ein System zur Abrechnung der Reparaturen und hat jetzt einen Draht zur Verkaufsabteilung von Hanomag. Die Frau macht das toll, so gut könnte ich das nie!“
„Glückwunsch. Morgen ist ja hier allgemein zu. Ich fahre jetzt nach Peine zu einem Drahtfabrikanten, der aufgeben will. Wenn es etwas zum Abholen gäbe, könnte ich dich dann anrufen? Vielleicht gibt es da etwas, das wir gleich sicherstellen sollten.“
„Ruf mich an, wir haben heute Duschabend, nach uns die Schneiderei.
Anschließend wollten wir gemeinsam feiern.“
„Nette Idee. Wenn es zur Abholung kommt, stifte ich etwas zum Trinken.“
Gert lachte.
„Dann können wir ja nur hoffen, daß es etwas zum Holen gibt!“
Der BKB Chef fuhr vor. Hubert nahm seine Tasche, ging zu ihm und stieg ein.
Philip Kreuzer war gut gelaunt. Auf dem Weg über die Autobahn erzählte er von seinem alten Freund und dessen schwedischer Frau. Er wollte dort nur einige Rollen Draht kaufen, die brauchte er für Absicherungsmaßnahmen im Tagebau.
„Schade, daß er keine Pfosten mehr hat, die hätte ich gern mitgenommen.“
„Da gibt es eine preiswerte Lösung.“
„Welche wäre das?“
Hubert erzählte ihm von den Rohren, die er beim RAW gekauft hatte.
„Mensch, das wäre was für mich. Wie komme ich da ran?“
„Ich kümmere mich darum. Wie viele brauchst du?“
„250 mindestens.“
„Wenn wir bei deinem Freund sind, rufe ich daheim an, und gebe das in Auftrag.“
„Wunderbar. Aber das muss nicht sofort sein, reicht im Januar.“
Das Betriebsgelände der Drahtfabrik lag am Rande der Stadt, nahe der Autobahnabfahrt. Vor einem großen Gebäude stiegen sie aus, wurden freundlich begrüßt und zu einem Kaffee gebeten. Im Gespräch stellte sich heraus, das Ehepaar würde in den nächsten Tagen nach Schweden umsiedeln.
Es ging jetzt nur noch um den Verkauf der letzten Bestände und des gesamten Geländes mit dem Haus. Aber so richtig tat sich da wohl nichts bisher, es gab keine Interessenten.
„Meine Tante ist Maklerin in Hannover, vielleicht fragen sie die einfach mal, ob die jemanden hätte.“
„Warum eigentlich nicht, haben sie deren Adresse hier?“
Hubert gab ihm eine Karte von Sonja, die er im Geldbeutel hatte. Schließlich kamen sie zum Geschäft. Mit dem Besitzer gingen sie auf den Betriebshof, der bereits recht leer war und dann in den Lagerbereich.
„Jetzt haben wir jedoch ein Problem. Unser Ladegerät ist defekt und einen Kran haben wir nicht. Wie können wir verladen?“
Kreuzer schaute etwas ratlos.
„Dein Draht, den du bestellt hast, liegt dort vorn. Aber wie verladen und transportieren?“
„Tja“, sagte Kreuzer und sah Hubert an, „haben Sie eine Idee?“
Der lächelte.
„Ja!“
„Und die wäre?“
„Erst möchte ich wissen, ob Sie Maschendraht zum Verkauf haben.“
„Ach normalen Maschendraht? Ja klar, den bin ich nicht losgeworden, weil ich keine Pfosten dazu anbieten konnte.“
Sie gingen durch die Halle, in der die Drahtrollen von Kreuzer lagen, ins Freigelände. Dort lagen zwölf große Rollen von dem Draht, den er brauchte.
„Ist der feuerverzinkt?“
„Ja, sonst könnte ich den hier draußen nicht lagern.“
„Wie viele Meter sind das?“
„Ca. 1100, 170 cm hoch.“
„Was wollen Sie dafür haben?“
„Wenn Sie alles nehmen, sagen wir 30.000 RM.“
„Haben Sie Kaninchendraht?“
„Zwei kleine Rollen.“
„Stacheldraht?“
„400 Meter“
„30.000 für alles, Ihren alten Stapler nehme ich mit und die Sachen von Herrn Kreuzer ebenfalls.“
Beide staunten ihn an.
„Wann soll das mit dem Abholen sein?“
„Heute“
„Ich fasse es nicht!“
„Und ich zahle bar!“
Der Mann schnaufte.
„Also gut, so machen wir das. Jetzt bin ich gespannt, wie das gehen soll.“
„Dazu brauche ich ein Telefon.“
„Gehen wir einfach ins Büro.“
Dort setzte sich Hubert ans Telefon und rief Gert an. Dem erzählte er, was er gerade gekauft hatte.
„Das soll heute noch weg. Außerdem steht hier ein defektes Ladegerät, so eines wie unseres. Dafür brauchen wir einen Kran und den dazugehörigen Tieflader.“
„Ich nehme fünf Laster, den Sonderlaster, den Tieflader mit Zugfahrzeug.
Schätze, bin in zwei Stunden da.“
„Wenn du Kokoschka siehst, nimm ihn gleich mit.“
Danach rief er Fischer an.
„Ruf im RAW an, ob die Zaunpfosten haben. Wir brauchen insgesamt 650 Stück.“
„Sage ich dir, wenn du zurück bist.“
Hubert ging zu den beiden Männern und sagte lächelnd: „Jetzt haben wir zwei Stunden Zeit, was machen wir solange, außer die Rechnung zu bezahlen?“
„Sie haben mich sehr verblüfft, junger Mann“, lächelte der Besitzer zurück.
„Ich mache einen Vorschlag; wir schauen uns gemeinsam den kleinen Zoo meiner Frau an. Danach trinken wir Kaffee. Dazu wird es wahrscheinlich einen Kuchen geben. Dann dürfte die Rechnung fertig sein.“
„Ein toller Vorschlag, jetzt bin ich neugierig.“
Sie verließen das Büro und gingen auf die andere Seite des Geländes. Dahinter standen mehrere kleine Holzhäuschen, eine größere Weide war zu erkennen.
„Sie müssen wissen, meine Frau ist eine begeisterte Jägerin, hatte hier in der Nähe ein großes Revier. Bevor wir uns kennenlernten, lebte sie zwei Jahre in Schottland und einiges wollte sie davon hier nicht missen. Also hat sie sich das hierhergeholt. Schauen Sie sich die Tiere mal an.“
Er rief laut und klopfte an einen Blecheimer. Aus einer Baumgruppe in der Mitte der Koppel trotteten fünf kleinere Rinder mit zwei Kälbern heran.
„Was sind das denn für Tiere?“ fragte Kreuzer.
„Das sind schottische Hochlandrinder. Genügsam und freundlich zu Menschen. Die haben noch nie einen Stall gesehen, geben sich mit einer schlechten Weide zufrieden. Wenn es richtig kalt wird, werfen wir ein paar Ballen Heu und Stroh hinein, sonst nichts.“
Es waren vier Kühe und ein Bulle, die jetzt am Zaun standen und die Möhren fraßen, die er ihnen hinhielt. Die großen langen Hörner sahen zwar gefährlich aus, aber sie machten in ihrem langen Fell einen sehr friedfertigen Eindruck.
„Übrigens, das Fleisch schmeckt sehr gut“, grinste der Besitzer.
„Gibt es denn andere Züchter dieser Rinderrasse? Auf Dauer muß man ja wohl den Bullen austauschen wegen der Inzuchtgefahr?“ fragte Hubert.
„Ja, mittlerweile schon. In der Heide gibt es vier Züchter. Wir haben uns zu einer losen Gemeinschaft verbunden, um das, was sie ansprachen, zu vermeiden.“
Seine Frau kam hinzu, begrüßte alle freundlich. Groß war sie, hellblond, stellte das typische Bild einer Schwedin dar. Sie trug Lederhosen, Stiefel und eine dicke Weste.
„Ich war heute Morgen im Revier, deshalb dieser Anzug!“ lachte sie.
„Das würde ich auch gern wieder tun“, entfuhr es Hubert.
„Sie sind Jäger?“
„Mein Bruder ebenfalls, unser bester Freund ist Förster.“
„Dann kann ich Ihnen etwas Schönes zeigen.“
Sie gingen zu den kleinen Häuschen. Am ersten waren drei kleine umzäunte Bereiche, in denen jeweils ein Paar Fasanen saß.
„Ich habe die gezüchtet und dann bei mir im Revier ausgesetzt. Dort haben sie sich jetzt fest angesiedelt. Man muß nur den Fuchs klein halten, der holt sich sonst die Küken.“
Sie grinsten sich verstehend an.
„Und hier habe ich eine andere Kostbarkeit: meine Rebhühner. Die habe ich gezüchtet und dann ausgesetzt. Das hat bisher gut geklappt.“
Sie gingen weiter. Vier Heidschnucken gab es in einem Freigehege und nachdem sie ausgiebig die seltenen Hühnerrassen bewundert hatten, holte sie aus einem Haus ein Kästchen heraus.
„Einer meiner Lieblinge“, sagte sie lächelnd und öffnete die Holzkiste einen Spalt.
„Oh, was ist das denn?“ fragte Kreuzer.
„Das ist ein Frettchen. Die lässt man in einen Kaninchenbau, um die heraus zu scheuchen. Und dann kann man sie schießen.“
„Wenn man es denn dürfte!“ fügte Hubert hinzu.
„Ich sehe Sie sind nicht nur Theoretiker, sondern Praktiker!“
„Ja, wenn man uns erlauben würde, dem hohen Sauenbestand an den Kragen zu gehen, wäre mir und den Landwirten viel wohler.“
Beide plauderten eine Weile über die Jagd im Allgemeinen und im Besonderen.
„Zur Jagd werden Sie ja bald wesentlich mehr Platz haben, als hier“, sagte Hubert versonnen.
„Das ja, wir haben ein Gut in Mittelschweden geerbt, da ist eine sehr große Jagd dabei. Aber etwas Anderes macht mir Kummer. Wir dürfen unsere Tiere nicht mitnehmen, noch nicht einmal den Hund.“
„Was ist das für einer?“
„Eine ganz junge Hannoversche Bracke.“
„Unser Förster sucht eine, hatte aber bisher noch keinen Erfolg. Der würde die bestimmt nehmen.“
„Die hat exzellente Papiere!“
„Bevor wir darüber weiterreden, was machen Sie mit den anderen Tieren?“
„Tja, es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als die Rinder und Schafe schlachten zu lassen und die anderen auszuwildern. Dazu gehören weitere seltene Hühner und Enten.“
Hubert schwieg, er schaute dem Frettchen zu, welches wieder in der Holzbox verschwand. Seine Gedanken wirbelten.
„Wann wollen Sie denn nach Schweden?“
Der Ehemann sagte gelassen: „Der Möbelwagen kommt am 29.12. Wir fahren dann mit dem Auto ebenfalls los.“
„Also muß es mit den Tieren eine schnelle Lösung geben?!“
„Morgen früh käme sonst der Schlachter!“ sagte sie und schaute nicht mehr fröhlich.
„Also“, begann Hubert, setzte dann noch einmal an: „Also bestellen sie den ab, ich nehme alle Tiere. Vielleicht klappt die Abholung ja noch heute. Da muss ich aber wieder telefonieren!“
„Kein Thema!“
Auf ihr Gesicht kam ein Lächeln zaghaft zurück.
„Was wollen Sie denn für die Tiere haben?“ fragte er vorsichtig.
Die Eheleute sahen sich an.
Er sagte: „Da gibt es noch Körnerfutter für die Vögel und etwas Heu und Stroh.“
Sie nickte und ergänzte: „Also ich will kein großes Geschäft machen, will, daß die Tiere in gute Hände kommen. Deshalb sage ich: Alles zusammen: 5.000
RM“
„Mit dem Hund?“
„Ja, mit dem Hund!“
„Dann muß ich zweimal telefonieren!“ lachte er.
Also gingen sie zurück ins Büro und Hubert rief Barbara an. Mit etwas Glück war Fritz bei ihr gerade zu einem Kaffee, das hielten die beiden um diese Zeit so.
„Liebe Schwägerin, ist mein Bruder bei dir?“
„Ja, er wollte gerade los.“
Dann war Fritz am Telefon. Als Hubert ihm alles erklärte, fragte er ihn, ob heute der 01.04. sei und nicht der 23.12.
„Doch, doch, es ist alles so. Nimm den Pferdetransporter für die Rinder, dazu Bode, Richard oder Anne mit einem Laster, an den du den Pferdeanhänger anhängen kannst, um Futter mitzunehmen.“
„Also gut, ich glaube dir. Sag mir, wo das ist.“
Hubert beschrieb es ihm. Danach rief er Wagner an.
„Suchst du immer noch eine Hannoversche Bracke?“
„Ja, aber ich finde keine.“
„Aber ich habe hier eine!“
„Wo? Ich komme sofort!“
Er beschrieb es ihm, fügte hinzu: „Fasanen, Rebhühner und ein Frettchen habe ich auch!“
„Willst du mich verscheißern?“
„Nein, i wo. Komm erst einmal her.“
Er drehte sich zu den anderen um.
„Gleich wird es etwas lebendiger hier. Ich habe eine Bitte: Stecken Sie mir das Federvieh in gute Transportboxen, Autos haben wir gleich genug!“
„Dafür werde ich jetzt sorgen“, sagte die Frau und verschwand.
Kreuzer und Hubert zahlten ihre Rechnungen, dann wurden sie zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Dabei gab er ihr die 5.000 RM.
Während der Kaffeerunde brachte Kreuzer das Gespräch auf Pferde, erzählte von seinen Töchtern, die bei der Familie Wedel unterrichtet würden. Der Besitzer lächelte dazu.
„Das ist das zweite große Hobby meiner Frau. Auf dem Gut in Schweden gibt es eine kleine Trakehnerzucht. Mein Großonkel baute sie lange vor 1939 auf.“
Das war ein neues Thema, an dem sich alle beteiligten. Schließlich tauschte man Adressen aus, um über die restliche Trakehnerzucht informiert zu bleiben.
Plötzlich ertönte lautes Motorengeräusch, Gert war mit seiner Kolonne da.
Hubert erklärte ihm, was zu erledigen war, ließ Kreuzers Sachen auf einen Motorwagen mit Anhänger verladen. Den Rest zur Verladung überließen sie Braun. Kokoschka war dabei, inspizierte den gesamten Platz. Jurka und sein Stellvertreter hatten es sich nicht nehmen lassen, den Tieflader persönlich zu fahren. Mit den beiden schaute sich Gert den defekten Lader an.
Auf die leise Frage von Hubert, ob sich das mit der Maschine überhaupt lohne, antwortete der ebenso leise: „Ich denke, die bekommen wir hin. Wenn gar nichts geht, nehmen wir sie als Ersatzteilspender für die andere.“
Neugierig schauten sich Jurka und sein Stellvertreter auf dem Firmengelände um.
„Was geschieht mit dem ganzen Zeug hier?“ fragte Jurka den Besitzer.
„Das kommt alles in den Schrott!“
„Wenn wir davon etwas brauchen könnten?“
„Nehmen Sie es mit, bin froh über alles, was verschwindet.“
Kurz darauf standen zwei Maschinen per Kran auf seinem Motorwagen.
„Wozu braucht ihr das?“ fragte Hubert.
„Damit kann man dicken Draht oder anderes Eisen biegen. Wenn du Decken gießt, brauchst du das für die Bewehrung.“
„Aha, wieder etwas gelernt.“
20 Baumatten kamen ebenfalls auf den Motorwagen. Kokoschka kam von hinten.
„Können wir die Hölzer, auf denen der Draht liegt, mitnehmen? Haben wir das Tor gekauft?“
„Klar, wenn sie wollen, können sie dazu die Palettenstapel mitnehmen! Nein, aber wenn Sie es brauchen, laden Sie es auf.“
Wagner fuhr auf den Hof und wurde dem Besitzerehepaar vorgestellt.
Gemeinsam gingen sie hinein, um sich den Hund anzusehen. Es dauerte eine Weile, dann kam er mit der Besitzerin und dem Hund zurück. Sie trug einen Karton, den sie hinten in den Kübel stellte. Mit einer Decke polsterte Wagner den Fußraum seines Autos vor dem Beifahrersitz, lockte dann den Hund dort hinein und gab ihm etwas zu knabbern. Mit der Leine hatte er ihn sicherheitshalber an den Sitz angebunden. Zu Hubert machte er das Zeichen des Telefonierens, dann fuhr er los.
Das Ladegerät war verzurrt und Jurka verschloss den Motorwagen, auf dem zusätzliche Sachen gelagert waren. Gerade startete er das Auto, als Fritz auf den Hof fuhr. Hinter ihm, in einem größeren Laster mit dem Pferdeanhänger, saßen Bode und Anne. Fritz hatte seine Lehrlinge dabei. Vom Hausherrn und seiner Frau wurden sie nach hinten durchgewunken. Zwei Laster waren mit Draht beladen, dazu der Zug von Kreuzer. Die schickte Gert zum Tor. Ab dort fuhren sie hinter Jurka nach Hause. Der Kran schloss sich dem an, der Rest konnte mit dem Sonderlaster verladen werden. Ein Angestellter der Familie brachte Hubert fünf große Kisten mit dem Federvieh.
Kokoschka stand neben ihm und fragte: „Die können mit auf den Laster mit Holz, da ist noch Platz!“
„Macht es und ladet sie bitte bei mir auf dem Hof ab.“
Ein weiterer Lkw war fertig und gemeinsam fuhren die beiden los.
Neugierig schaute Hubert, was bei Fritz geschah. Gemeinsam versuchten dort alle die kleine Herde Richtung offener Lastertür zu schieben. Darin lagen zum Anlocken Heu und Möhren. Erst als die Schwedin eine der Kühe ganz nach vorn führte und sie dabei mit den Möhren fütterte, ging die fressend dort hinauf.
Weiter konnte er das nicht verfolgen, denn Gert kam und sagte: „Wir haben alles aufgeladen. Es sollte über Weihnachten auf den Lastern bleiben!“
Kokoschka, der neben ihm stand, fügte hinzu: „Wir müssen erst ein wenig Platz schaffen für diese Menge.“
„In Ordnung, nur die Viecher vom Holzlaster bringt mir bitte.“
Hinter der Hecke herrschte plötzlich Ruhe. Philip Kreuzer kam zu ihm und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Das war eine schwere Geburt, aber jetzt sind sie alle verladen.“
„Die Schafe ebenfalls?“
„Das war am einfachsten, die gingen problemlos auf den Anhänger. Das Futter ist verladen, die können jetzt losfahren, damit die Tiere bei Helligkeit auf die Weide kommen.“
„Dann können wir ja ebenfalls los.“
„Ja, wir sollten uns verabschieden.“
Das Ehepaar kam zu ihnen.
„Alles verladen und gesund“, lächelte er, „meiner Frau ist das Herz zwar schwer, aber doch leicht, weil die Tiere jetzt in gute Obhut kommen.“
„Wir möchten uns für die Gastfreundschaft bedanken, es war sehr nett bei Ihnen. Vielleicht melden Sie sich wegen der Pferde.“
Plaudernd gingen sie vor auf den Hof und blieben dort verblüfft stehen. Ein anderes Auto stand jetzt dort.
Grinsend sagte Hubert: „Oh, hatten Sie mit meiner Tante telefoniert?“
„Ja, unsere Sekretärin hat das gemacht. Das ging aber schnell.“
Sonja kam aus dem Büro und stellte sich vor. Sie zupfte Hubert am Ohr.
„Schön, dich mal wieder zu sehen!“
„Das liegt ganz auf meiner Seite, liebe Tante. Wir müssen jetzt los. Ein frohes Fest und bitte Grüße an den Onkel!“
„Das gleiche für deine Familie!“
Derweil war Kreuzer schon vorgefahren und er stieg dazu.
Als sie vom Hof fuhren, sagte der grinsend: „Solch eine flotte Tante hätte ich gerne gehabt!“
„Die ist nicht nur flott, sondern dazu sehr geschäftstüchtig!“
Zurück hatten sie genügend Gesprächsstoff. Wichtig war dabei, dass er ihm den Laster erst nach Weihnachten hinüberschicken brauchte.
„Aber bitte mit Rechnung“, beendete Kreuzer dieses Gespräch.
Kurz darauf waren sie am Büro. Hubert bedankte sich fürs Mitnehmen, ging hinein.
„Was hast du denn alles gekauft?“
Fischer und Gertrud sahen ihn erwartungsvoll an. In aller Kürze berichtete er und gab Fischer die entsprechende Rechnung. Gertrud sagte, daß beim Finanzamt alles in Ordnung gewesen sei, der Angestellte sich sehr über die Weinflasche gefreut hätte und die Schlüssel im Umschlag einfach so in seinen Schrank gelegt hatte.
„400 Zaunpfosten kannst du nach Weihnachten abholen lassen, der Rest etwas später. Wir bekommen Mennige und Spezialfarbe dazu. Umsonst!“
„Sehr gut, dann hat die Hofkolonne demnächst gut zu tun. Ein großes Tor und zwei Türen haben wir mitgebracht.“
„Jurka und Gert sind zurück, der neue Lader ist bereits in der Werkstatt. Die anderen Werkzeuge haben sie neben der kleinen Feuerwehrhalle gelagert und abgedeckt.“
„Unseren Draht laden wir nach Weihnachten ab, dann wird der andere Draht zur BKB gefahren, mit Rechnung für den Transport! Ich werde jetzt das Federvieh verteilen und dann ist für mich Schluss.“
„Wir wollten morgen früh reiten, geht das?“
„Aber ja, liebe Gertrud. Aber ab 12:00 Uhr ist Ruhe auf dem Hof!“
Er stieg in seinen Lieferwagen und fuhr zum Hof. Ulla kam ihm lächelnd entgegen.
„Was, in Gottes Namen, hast du denn alles gekauft?“
Er lachte.
„Das werden wir beide jetzt verteilen und dann holen wir den Rest aus Cremlingen.“
„Das habe ich schon vermutet. Junior ist im Stall und dort beschäftigt.
Anschließend spielt er mit Ilse und Sieglinde. Willst du die Tiere behalten?“
„Ja, die Rebhühner. Die machen kaum Lärm und später will ich die im Wald aussetzen.“
„Im Hühnerstall?“
„Ja, heute stellen wir sie dort hinein und legen ein Bündel Stroh dazu. Morgen räume ich dort auf, damit sie hinein gehen können.“
„Ich ziehe mir eine Jacke an und nehme unsere Taschenlampen mit. Hast du das Werkzeug?“
„Habe ich noch von gestern drin.“
Nachdem er die Transportkisten ins Auto gestellt hatte, war sie schon fertig.
Zuerst brachten sie die seltenen Hühner zu seinen Eltern und gaben denen ein Paar Fasanen. Malwine war ganz entzückt. Dann fuhren sie bei Wagner vorbei und brachten dem die restlichen Fasanen. Stolz zeigte er ihnen seinen neuen Hund. Der war noch sehr jung und etwas tollpatschig, hatte bereits seinen Platz im Zwinger bezogen. Kunigkeit bekam den Auftrag, das Gehege für die Fasanen herzurichten.
„Danke, was bekommst du für den Hund?“
„Betrachte ihn als Weihnachtsgeschenk!“
„Danke, aber ich habe eines für dich.“
Ein praller Umschlag wechselte den Besitzer.
Leise sagte er: „Wenn du noch ein paar Waffen hast, die gehen gut.“
Es war noch hell, als sie durch den Wald nach Cremlingen fuhren. Dieses Mal kamen sie auf dem Waldweg von der anderen Seite und konnten ungesehen in die Garage fahren. Während Ulla das Tor schloß, holte Hubert bereits die leeren Kisten heraus.
„Könntest du dir zwei nehmen und im Haus schauen, ob es dort Wertvolles gibt?“
„Klar, gib her!“
Er selber machte sich daran, die Fächer zu leeren. 14 waren es noch, allerdings zwei davon leer. Teilweise musste er die Schlösser knacken, andere konnte er mit dem Schlüssel öffnen. Alles, was er fand, räumte er in eine Kiste.
Fünf Kassetten waren dabei, sonst Brieftaschen, Geldbeutel und viel Papier.
Die geknackten Schlösser nahm er mit, so sah es aus, als ob alles bereits lange geöffnet war. Die Kiste stellte er in den Gang und ging in die Bar. Erst jetzt bemerkte er, daß es dort noch eine weitere kleine Kammer gab. Hier lagen Getränkevorräte, Kaffee, Schokolade und Zigaretten. Alles das packte er in Kisten, die dort standen. Fast hätte er einen kleinen Ordner übersehen, auf dem „Ausgaben Bar“ stand. Der kam ebenfalls in die Kisten. Zum Schluß war da noch ein Karton mit dem Whisky, den sie gestern so gut fanden. Als er das alles zum Kellerausgang brachte, kam Ulla von oben mit zwei vollen Kisten herunter.
Schnell war alles im Auto verstaut. Hubert verschloss die Tür sorgfältig, dann fuhren sie in der einsetzenden Dämmerung los. Nach etwa 500 Metern schaltete Hubert das Fahrlicht an.
„So, das hätten wir. Heute sortieren wir und ab morgen ist Weihnachten!“
„Und ganz ohne Hektik, Stress und Geschäften!“
„So hatte ich mir das vorgestellt.“
Auf dem Tisch vor dem Haus lagen zwei Säcke mit Futter für die Rebhühner.
Bevor er hinein ging, gab er denen Wasser und eine Schale mit Futter. Unter einem Karton im Stroh hatten sie es sich bereits bequem gemacht. Die Kisten mit Zigaretten und Schnaps brachte er sofort in den Keller, nahm aber vorher drei Flaschen Likör und eine Flasche mit Cognac heraus, die waren für Gert und seine Hilfe. Alle anderen Kisten kamen neben ihre Schreibtische. Die mit dem guten Whisky trug er in den Keller, stellte aber vorher zwei Flaschen davon in die Bar im Wohnzimmer. In der Küche war große Stimmung, zu viert spielten sie „Mensch ärgere dich nicht“, sogar Richard machte mit. Diese Zeit nutzte er, um mit den Flaschen für Gert zur Werkstatt zu fahren. Der „Wasserteil“ schien bereits abgeschlossen, alle saßen im Aufenthaltsraum der Werkstatt und es roch nach Seife.
„Danke für eure Hilfe, Prost!“ sagte er nur lächelnd und drückte Gert den Karton mit den Flaschen in die Hand.
„Möchtest du nicht ...?“
„Nein danke, oben warten sie mit dem Essen, ich wünsche euch ein frohes Fest!“
Als er ging, klatschen alle als Dank für die Flaschen. Bevor er jedoch wieder ins Haus zurückkehrte, öffnete er in der Werkstatt die Kassetten. Fünf Stück waren es, zwei waren offen. Routiniert schaffte er die Öffnung in kurzer Zeit und traf wieder ein, als das Spiel sich dem Ende zuneigte.
Richard und Sieglinde verabschiedeten sich, Ilse bekam von Ulla ein Buch zum Lesen und durfte in ihre Kammer. Schließlich wurde Junior von seiner Mutter ins Bett gebracht. Tief schnaufte Hubert durch, es war schon ein sehr ereignisreicher Tag gewesen. Nachdem er im Ofen nachgelegt hatte, duschte er.
Anschließend, im Trainingsanzug, goss er zwei Gläser von dem guten Getränk von gestern ein und legte sich halb in seinen Schreibtischstuhl. Ulla kam von oben, setzte sich auf seine Schenkel, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Langsam wanderte dabei seine Hand an ihrem Oberkörper hoch.
„Mhmmm, das ist sehr angenehm, aber jetzt erledigen wir erst die Pflicht und dann kommt die Kür!“
Mit einem dicken Kuß erhob sie sich, holte ihren Stuhl und setzte sich neben ihn. Nacheinander leerte Hubert die kleinen Stahlbehälter, trennte Wichtiges von vermeintlich Unwichtigem. Dabei nahmen beide erste Schlucke von dem sehr guten Whisky. Zwei der Kästen waren schon geleert, als das Telefon läutete. Fritz war dran.
„Das hättest du sehen müssen, wie die aus dem Wagen raus sind und sich über das Gras und die kleinen Büsche hergemacht haben.“
„Du meinst die Rinder?!“
„Na klar, ich habe doch eine Weide von meinem Nachbarn, die schon halb zugewachsen ist, weil sie jahrelang nicht genutzt wurde. Aber der Zaun ist dicht und sie scheinen sich dort wohl zufühlen.“
„Die Schafe auch?“
„Die sind im Stall, aber von den anderen getrennt.“
„Also alles gut?“
„Ja, wunderbar. Was bekommst du dafür?“
„Nichts, betrachte es als Weihnachtsgeschenk!“
„Oh, nochmals danke! Die Masse des Futters ist bei mir, Stroh und Heu ebenfalls.“
„Behalte das bei dir, aber das Futter für das Federvieh solltest du mit Malwine und Wagner teilen. Ich habe die Rebhühner behalten, da kannst du mir einen Sack für die geben.“
„Mache ich morgen früh, gute Nacht!“
„Na, das klappt doch alles. Prost Ulla!“
„Prost Hubert!“
Sie genossen das Getränk und machten weiter.
„Morgen Vormittag werde ich mit Hans-Wilhelm den Baum schmücken.
Richard hat ihn mir bereits in einen Ständer gestellt. Um 12:30 Uhr wollten wir gemeinsam essen.“
„Schön, ich werde morgen früh den Hühnerstall aufräumen und im Keller für Ordnung sorgen.“
Schließlich waren alle Kassetten geleert. Hubert legte sie in eine der Alukisten, die wollte er vernichten lassen, Ulla warf dabei die erste Ladung Papier in den Ofen. Dann leerte er die sechs Brieftaschen und die sieben Geldbörsen. Alle diese Teile waren neu und kaum gebraucht, aus feinstem Leder. Die legte er beiseite, man konnte sie gut als Geschenk gebrauchen. Letztendlich befanden sich das Bargeld, vier Sparbücher, drei Scheckhefte, fünf Goldmünzen und drei kleine Säcke auf dem Schreibtisch. Ulla hatte das Bargeld zusammengezählt: 87.430 RM. Hubert nahm einen tiefen Schluck.
„Wunderbar. Die restlichen 40.000 von gestern und dazu die 30.000, die ich verteilt hatte, sind 157.000 RM. Das ganze Objekt soll 142.000 kosten.
Eigentlich lächerlich, aber das sind wohl tatsächlich nur die Steuerschulden.
Könntest du bitte die Sparbücher zusammenrechnen?“
Ulla nahm die Rechenmaschine.
„67.500.“
„Plus die zwei von gestern 34.200“
„Ergibt: 101.700 RM.“
Hubert legte die Goldmünzen in den Safe und die Sparbücher, verbrannte dann das Papier.
„Mensch, hier ist ja noch der Umschlag von Wagner!“
32.000 RM waren es.
In einen Umschlag für das Finanzamt kamen 142.000 und 47.000 in einen anderen. Scheckhefte und Sparbücher kamen in einen weiteren Umschlag.
„Da hatte ich heute doch noch etwas anderes gefunden.“
Er kramte in der anderen Kiste und holte den kleinen Ordner heraus. Darin steckten mehrere Klarsichthüllen mit Inhalt. Auf einem Konto wurden monatlich 4.000 RM eingezahlt und davon wurden die Vorräte ergänzt. Dazu kamen diverse Sonderzahlungen. Sauber war vermerkt woher: SA Kameradschaft Braunschweig, NSDAP Kreisleitung Braunschweig, Hannover, Gauleitung und diverse andere.
„Ich werde verrückt, von überall her kam das Geld für diesen Herrenklub!“
Über drei Jahre hinweg konnte man das verfolgen. Gelegentlich wurde davon etwas auf das Sparbuch übertragen. Dieses Sparbuch wies eine Summe von 63.432 RM aus.
„Auf dem Girokonto müßten sich nach dieser Buchführung 52.376 befinden.
Dafür sind die Schecks.“
„Wie willst du da herankommen?“
„Die sieben Scheckhefte gebe ich Sonja, die kommt da ran. Sie soll mir einen Teil abgeben, dann ist es gut. Die Schecks von diesem Konto behalte ich und nutze sie. Das Sparbuch lasse ich umschreiben auf unser Sparbuch.
Hoffentlich kann mir Hartmut dabei helfen. Ach was, ich schenke sie ihm einfach alle und er kann mir 20.000 davon abgeben.“
„Wenn er das macht?!“
„Ich frage ihn einfach, sonst bleibt nur der Weg über Sonja oder die andere Bank.“
„Was ist denn nun in den Säckchen?“
„Schau nach, ich lege das hier weg.“
Ulla kippte die Säckchen auf den Schreibtischunterlage aus. Ringe mit Steinen, Ketten mit ebensolchen Anhängern, Ohrclips, Broschen in Gold und mit Steinen.
„Alles Schmuck, das solltest du mit den Goldmünzen in unser Bankfach bringen.“
„Was hast du noch gefunden?“
„In dem Schmuckkasten waren noch Ringe, Ketten und ein Perlencollier. Hol bitte mal den Karton raus.“
Sie klappte den auf.
„Ich denke, andere teurere Sachen hat er mitgenommen.“
„Da legen wir den Inhalt der Säckchen von heute und gestern rein und dann kommt der hinten in den Kleiderschrank, bis wir alles zur Bank schaffen können.“
„Dann fand ich noch drei Münzalben mit alten Münzen und fünf Briefmarkenalben, ganz toll gemacht. Ach ja und eine Kiste mit Ersttagsbriefen.“
„Davon habe ich noch andere. Die sollten wir aufbewahren, bis sie wertvoll sind.“
„So dachte ich das. Der Kleiderschrank ist natürlich noch voll und das Bad ebenfalls. Aber da sollten wir uns später drum kümmern.“
„Stimmt, laß uns abwarten, bis es uns gehört.“
„Das ist ja bald.“
„Ich habe da eine Idee, dabei könntest du mir helfen. Morgen Mittag wollte ich den Männern jedem eine Brieftasche und eine Geldbörse von den Sachen hier schenken. Was können wir den Mädels geben?“
„Ich habe eine Menge an Parfum und tollen Seifen. Lass das hier liegen, ich mache morgen früh daraus kleine Päckchen, die bekommen sie zum Mittagessen.“
„Die sind ja alle eigentlich allein, da sollte man ihnen schon eine kleine Freude machen. Ist Ursel dabei?“
„Ja, ich fand das blöde, sie nicht einzuladen, wo sie doch mit Jochen Bode zusammen ist. Ilse geht morgen um 10:00 Uhr zu Malwine zum Helfen und kommt abends zurück. Sie und ihr Bruder bekommen dort etwas.“
Noch einmal gossen sie nach und plauderten ein Weilchen. Schließlich hatten sie alles besprochen und den Schreibtisch aufgeräumt. Die Kisten wollte Hubert morgen hinausbringen. Alle Unterlagen, die etwas mit Überweisungen oder Kontoführungen zu tun hatten, legte er zusammen in einen Umschlag und deponierte diesen in seinem Schreibtisch bei ähnlichen Unterlagen.
„Und jetzt, meine Liebe, kommen wir zur Kür!“
Sie lächelte ihn an: „Sie sind mir willkommen, mein Herr!“
Weihnachten
Der Morgen des 24.12. war regnerisch und dunkel. Weil Junior bereits am Morgen so aufgeregt war, konnten sie um 08:00 Uhr schon das Frühstück beenden. Das Schmücken des Baumes war keine Arbeit, die Hubert reizte, also ging er in den Stall, plauderte mit Jochen und Richard. Anschließend sah er nach seinen Rebhühnern. Jetzt kam er dazu, sie zu zählen. Es waren sechs große und acht kleine. Alle waren in dem Gehege des Hühnerstalls unterwegs, suchten Futter oder tranken. Jetzt war es an der Zeit, innen im Hühnerstall aufzuräumen und Platz zu schaffen für die Tiere.
Zuerst brachte er die gesamten Waffen in den Keller und lagerte sie im Tauschkeller. Hier war mittlerweile etwas mehr Platz, da schon einiges an Woods und Wagner weggegangen war. Im Keller standen die Kisten von Richard und Bode, die geleert werden mussten. Mit denen, die er geholt hatte, waren es acht. Danach sortierte er im Hühnerstall weiter. Mehrere kleine Säcke mit Grundnahrungsmitteln brachte er in den Keller unter dem Stall. Im Bereich von Sänger war wieder Platz, den nutzte er dafür. Zwei Kisten aus der letzten Kaserne, die Bode mitgebracht hatte, kamen in den Tauschkeller.