Handbuch Samengärtnerei - Andrea Heistinger - E-Book

Handbuch Samengärtnerei E-Book

Andrea Heistinger

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Beschreibung

Säen. Ernten. Unabhängig sein: das Standardwerk zur Samengärtnerei, vollständig überarbeitet Ernten, was man sät, im wortwörtlichen Sinn: Das ist Samengärtnerei. Und die ist mit ein wenig Grundlagenwissen so gut wie überall umsetzbar. Genau jene Grundlagen sind im 'Handbuch Samengärtnerei' kompakt versammelt. Das beginnt mit der Frage, mit welchem Zweck man eigentlich Saatgutgewinnung und -vermehrung betreiben möchte: um sich einmal darin zu versuchen, um eine bestimmte Sorte zu züchten o. Ä. Doch das Warum ist nur der Anfang - das Handbuch bietet den wohl umfassendsten Überblick und Einstieg in die Samengärtnerei und zeigt in der vollständig inhaltlich überarbeiteten Neuauflage auf, wie lebendig, vielfältig und nicht zuletzt relevant die Gewinnung, Vermehrung und Erhaltung von Saatgut ist. Altes Wissen - und doch neu: Samengärtnerei heute Genau wie jede einzelne Pflanze sich weiterentwickelt, hat sich auch im breiten Feld der Samengärtnerei einiges getan, weshalb das Standardwerk nun in einer vollständig überarbeiteten Neuauflage vorliegt. Erweitert um bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen, viele zusätzliche Detailaufnahmen und nicht zuletzt wertvolle Informationen zum Stichwort Klimawandel, bietet die Neuauflage nun zusätzliches Fachwissen für Erfahrene sowie Einsteiger*innen, basierend auf den gesammelten Erfahrungswerten zahlreicher Gärtner*innen. Aus der Praxis gegriffen: Von Klimawandel und dem Blick in die Zukunft Der Klimawandel erfordert ein Umdenken und Anpassen in jeglichen Bereichen - auch in der Samengärtnerei. Denn was tun, wenn das Frühjahr (zu) trocken bleibt? Oder manche Pflanzen-Arten bei Temperaturen über 35 °C keine Samen ansetzen und befruchtet werden müssen? Die Neuauflage widmet sich Fragen wie diesen. Auch weit darüber hinaus gibt das Handbuch in Form von übersichtlichen Saatgut-Porträts praxisorientierte Hilfestellungen: Wie funktionieren Bestäubung und Samenernte? Wann wird ausgesät? Warum überhaupt Saatgut gewinnen, vermehren, aussäen? Diese Frage beeinflusst die Vorgehensweise beim Samengärtnern nicht unerheblich, je nachdem, ob es um den Eigengebrauch geht - oder ob der Sortenerhalt, das Weitergeben und Tauschen von Saatgut im Mittelpunkt stehen. Inwiefern sich diese Entscheidung auf die Praxis auswirkt, zeigen Andrea Heistinger und Arche Noah in einem neuen, ergänzenden Teil des Handbuchs. Die Devise lautet: den Zweck der Vermehrung für sich selbst festlegen - und dann einsteigen in die einzigartige Welt der Saatgutgewinnung und -vermehrung. Von der Freude am Ausprobieren, der Zufriedenheit über selbst gezogene Lebensmittel oder dem Gefühl der Gemeinschaftlichkeit bei Samentauschmärkten: Alte Sorten zu erhalten und traditionelles Wissen weiterzutragen verbindet. Das Standardwerk - neu überarbeitet und aktualisiert: Eine Gesamtverkaufsauflage von über 60.000 Exemplaren und mittlerweile 12 Auflagen sprechen für sich und machen das 'Handbuch Samengärtnerei' zu einem modernen Klassiker. Jetzt wird das Grundlagenwerk mit neuen Fotostrecken, erweiterten Kulturanleitungen, Informationen zu Standortanpassungen u. v. m. aktualisiert. Altes Wissen, neue Erkenntnisse - und ein Must-Have für alle Gärtner*innen, die ihr eigenes Saatgut gewinnen, vermehren und einsetzen möchten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 620

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Inhalt

Vorwort

Vorwort der Autorin

Zur Bedeutung der Kulturpflanzenvielfalt

Samengärtnerei und Klimakrise

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Eine Pflanze vermehrt sich über Samen oder einen Pflanzenteil

Woran erkenne ich samenfeste Sorten?

Hybridsaatgut

Grundlagenwissen für die sortenreine Vermehrung

Aufbau von Blüten

Botanisch perfekte Blüten (Zwitterblüten)

Getrenntgeschlechtliche Blüten an einer Pflanze (Einhäusigkeit)

Getrenntgeschlechtliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen (Zweihäusigkeit)

Fruchtknoten und Pollen

Bestäubung und Befruchtung

Selbstbestäubung

Fremdbestäubung

Insektenbestäuber

Windbestäuber

Selbstinkompatibilität

Welche Sorten können sich verkreuzen?

Der botanische Name

Isolation einzelner Samenträger: Räumlich, zeitlich oder mechanisch

Bestäuberinsekten

Handbestäubung

Bestandsgröße und lebendige Veränderung

Auslese ist stetige Sortenbegleitung

Auslese durch Nutzung

Auslese der Samenträger aus dem Bestand

„Purpose-driven“-Samengärtnerei: Zur Anzahl der Samenträger

Kulturdauer im Gemüse-Samenbau

Kulturführung im Gemüse-Samenbau

Ein Samenkorn reift

Der richtige Zeitpunkt für die Samenernte

Saatgutaufbereitung

Nassreinigung

Trockenreinigung

Saatgut von Hand auslesen

Saatgut lagern

Beschriften der Samen und Dokumentation

Keimfähigkeit und Keimkraft

Keimprobe

Saatgutgesundheit und Saatgutqualität

Pflanzenkrankheiten

Beizen von Saatgut

Samengärtnerei: Vermehrungsanleitungen einzelner Kulturarten

Baldriangewächse

Feldsalat (Vogerlsalat, Nüsslisalat)

Basellgewächse

Malabarspinat (Indischer Spinat)

Doldenblütler

Karotte (Möhre)

Petersilie

Sellerie

Pastinake

Fenchel

Zuckerwurzel (Zuckerwurz)

Kerbelrübe

Fuchsschwanzgewächse

Rote Bete (Rote Rübe, Rande)

Mangold (Krautstiel)

Spinat

Guter Heinrich

Gartenmelde

Amarant

Quinoa (Reismelde)

Hülsenfrüchtler/Schmetterlingsblütler

Gartenbohne (Fisole)

Feuerbohne (Prunkbohne, Käferbohne)

Augenbohne, Spaghettibohne

Helmbohne (Hyazinthbohne)

Limabohne (Mondbohne)

Mungbohne

Rote Spargelerbse (Flügelerbse)

Ackerbohne: Favabohne, Dicke Bohne (Puffbohne), Pferdebohne (Saubohne)

Erbse

Kichererbse

Linse

Knöterichgewächse

Buchweizen

Ampfer

Rhabarber

Korbblütler

Gartensalat

Endivie

Zichorie (Radicchio, Zuckerhut, Chicorée, Puntarelle, Schnittzichorie)

Artischocke

Kardone (Cardy)

Schwarzwurzel

Haferwurzel

Große Klette (Speiseklette)

Salatchrysantheme

Topinambur

Sonnenblume

Kreuzblütler

Die Art Brassica oleracea

Weißkohl, Rotkohl

Wirsing (Wirz)

Kohlrabi

Blumenkohl (Karfiol)

Brokkoli

Rosenkohl (Sprossenkohl)

Grünkohl (Braunkohl, Krauskohl, Federkohl), Palmkohl

Die Art Brassica rapa

Speiserübe, Rübstiel

Chinakohl

Pak Choi

Stängelkohl

Mizuna

Die Art Brassica napus

Steckrübe (Kohlrübe), Raps, Schnittkohl

Weitere Kreuzblütler

Rettich, Radieschen

Meerrettich (Kren)

Rucola: Garten-Senfrauke, Wilde Rauke

Echter Meerkohl

Gartenkresse

Winterkresse (Barbarakraut)

Brunnenkresse

Löffelkraut (Löffelkresse)

Kürbisgewächse

Kürbis

Gartenkürbis

Riesenkürbis

Moschuskürbis

Feigenblattkürbis

Silbersamenkürbis

Wachskürbis

Flaschenkürbis (Kalebasse)

Gurke

Zuckermelone

Wassermelone

Leingewächse

Lein (Flachs)

Malvengewächse

Gemüsemalve

Mittagsblumengewächse

Neuseeländer Spinat

Mohngewächse

Schlafmohn

Nachtschattengewächse

Tomate (Paradeiser)

Paprika, Chili

Aubergine (Melanzani)

Andenbeere (Physalis)

Tomatillo

Kartoffel (Erdapfel)

Portulakgewächse und Quellkrautgewächse

Sommerportulak (Gemüseportulak)

Winterportulak (Postelein)

Sauergrasgewächse

Erdmandel

Süßgräser

Getreide

Hirsen

Mais

Zwiebelgewächse und Spargelgewächse

Speisezwiebel (Küchenzwiebel, Sommerzwiebel)

Schalotte (Familienzwiebel)

Etagenzwiebel (Luftzwiebel)

Lauchzwiebel (Winterheckenzwiebel)

Lauch (Porree)

Perlzwiebel

Knoblauch

Schnittknoblauch (Knolau, Chinesischer Knoblauch)

Schnittlauch

Gartenspargel (Gemüsespargel)

 

Bezugsquellen für Saatgut, Zubehör und Wissen

Verwendete und weiterführende Literatur

Glossar

Register

Zu den Herausgeber*innen und der Autorin

Dank an …

…  den Löwenzahn Verlag, insbesondere Josefa Niedermaier für ihre engagierte Betreuung;

…  Michaela Arndorfer, Klaus Brugger, Emil Platzer, Magdalena Aigner, Franco Baumeler, Franziska Lerch, Mara Müller, Mira Oberer, Philipp Holzherr und Matthias Gudinchet für das Einbringen der Erfahrungen aus den Organisationen ARCHE NOAH und ProSpecieRara sowie Peer Schilperoord vom Verein für alpine Kulturpflanzen sowie die Samengärtner*innen: Wilhelm Bartosik, Monika Busch, Renate Eder, Fabian Hess, Peter Laßnig, Regina Radinger, Silvia Salentinig, Brigitte Vogl-Lukasser;

…  Reinhild Frech-Emmelmann, die ich für Fachfragen immer wieder kontaktieren konnte;

…  den Fotografen Rupert Pessl, der die Samengärtnerei so faszinierend mit seinen Fotos ins Bild rückt;

…  Peter Zipser (1950–2019), der als langjähriger Leiter des ARCHE NOAH Schau- und Vermehrungsgartens in Schiltern das erste Skriptum zu Samengärtnerei erarbeitet hat, das die Grundlage dieses Buches war, und der auch aktiv an der ersten Auflage dieses Buchs mitgewirkt hat;

…  alle anderen, die an der ersten Auflage des Handbuchs Samengärtnerei mitgewirkt haben: Beate Koller, Peter Laßnig und Penny Lichtenecker (ARCHE NOAH), Kurt Eichenberger (ProSpecie-Rara), Andreas Emmerling-Skala und Ursula Reinhard (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt), Bernd Horneburg, Friedmunt Sonnemann, Reinhard Ehrentraut, Quirin Wember, Gerald Krebs und Ludwig Watschong (Verein Dreschflegel);

…  den Betrieb ReinSaat für die vielen schönen Fotos, die wir vor Ort machen durften;

…  alle, die in der Vergangenheit viel zur Dokumentation der Kulturpflanzenvielfalt und Samengärtnerei beigetragen haben, insbesondere Nancy Arrowsmith und Bernward Geier;

…  die Samengärtner*innen der Vergangenheit, die die Kulturpflanzenvielfalt hervorgebracht haben, von der dieses Buch handelt.

Vorwort

Sie halten die völlig neu überarbeitete Auflage des „Handbuchs Samengärtnerei“ in Händen.

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage sind nun 21 Jahre vergangen. 21 Jahre, auf die wir mit Freude zurückblicken können: Das Buch ist in der Zwischenzeit auf Englisch, Französisch und Ungarisch erschienen – ein Novum für ein deutsch-sprachiges Gartenbuch. Im Verlag Eugen Ulmer erschien auch eine Taschenbuchausgabe. Von der deutschen Ausgabe wurden über 60.000 Exemplare verkauft. Und das, obwohl das Thema Samengärtnerei vor 20 Jahren als ungewöhnliches Nischenhobby einer kleinen Community von Alte-Sorten-Fans galt. Wir hätten uns nicht träumen lassen, dass das Samengärtnern wieder derart intensiv Einzug in die Hausgärten finden könnte! Für die Renaissance der Samengärtnerei gilt: Am Anfang war das Buch – das „Handbuch Samengärtnerei“.

Wir freuen uns sehr, dass die Expertise der Gärtner*innen aus den Netzwerken des Österreichischen Vereins ARCHE NOAH und der Schweizer Stiftung ProSpecieRara in diesem Buch zusammenfließt. So ist das Buch beides: Ein lexikalisches, gut gegliedertes Nachschlagewerk und ein Hands-on-Buch, das in genauen, praxiserprobten Anleitungen das Handwerkszeug der Samengärtnerei vermittelt.

Für ARCHE NOAH und ProSpecieRara ist das (fast verloren gegangene) Wissen, wie aus Gemüse wieder Samen gezogen werden können, ein kostbarer Schatz. Ein Schatz, der die Basis für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Kulturpflanzen und ihrer Vielfalt ist. Wir wollen zu einem neuen Selbstbewusstsein der Gärtner*innen und Bäuer*innen beitragen: Sich selbst als diejenigen zu sehen, die Sorten kreieren und schöpferisch unsere Ernährungsgrundlage weiterentwickeln, die das Saatgut im wahrsten Sinne des Wortes wieder in die eigenen Hände nehmen.

Bis vor wenigen Jahrzehnten war genau das selbstverständlich. Jedes Samenkorn, das Sie in der Hand halten, ist das (vorläufige) Schlussglied einer jahrtausendelangen Kette von Nutzen, Vermehren und Züchten. Und jedes Samenkorn ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für den Anbau, die Nutzung und die Züchtung der folgenden Jahre. Damit ist Samengärtnerei gerade in Zeiten der Klimakrise auch eine wichtige Unterstützung, wenn es um die Anpassung der Pflanzen an die örtlichen Anbaubedingungen geht.

Wir hoffen, dass auch die überarbeitete Auflage des Handbuchs dazu beitragen wird, dass sich Gärtner*innen und Bäuer*innen mit Kulturpflanzen verbinden, diese erhalten und weiterentwickeln: auf ihren Feldern, in ihren Gärten – vielleicht auch dem einen oder anderem Fensterbrett, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Im heißen und wasserarmen Flachland wie in den rauen Gebirgs-regionen gilt: Wir brauchen Sorten, die sich an Standorte anpassen können, und Menschen, die Verantwortung übernehmen für die Erhaltung der Biodiversität. Menschen, die ganz praktisch Samen abnehmen, aufbewahren und weitergeben. Egal, ob Sie experimentell oder professionell an die Sache herangehen, wünschen wir Ihnen: Möge die Übung gelingen! Und wenn Sie Neuling auf dem Gebiet sind und einmal etwas schief geht, dann haben Sie dank der Erhaltungsarbeit von ARCHE NOAH und ProSpecieRara und deren vielen Helfer*innen die Möglichkeit, es mit neuem Saatgut nochmals zu versuchen.

Danke an alle Menschen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, die an diesem Buch mitgewirkt haben. Danke an den Löwenzahn Verlag, der uns seit der ersten Auflage so kompetent begleitet und danke an Andrea Heistinger, der überaus fachkundigen und international anerkannten Expertin für das Thema Samengärtnerei. Für ihre Ausdauer und ihr Dranbleiben, bis auch die letzte Detailfrage geklärt war.

Volker Plass, ARCHE NOAH / Béla Bartha, ProSpecieRara

Vorwort der Autorin

An der ersten Auflage des Handbuchs Samengärtnerei haben wir fast 2 Jahre gearbeitet – sie erschien im Jahr 2003. An der nun überarbeiteten Auflage ebenso. Nach 20 Jahren das alte Buch wieder in die Hände zu nehmen und die Texte kritisch zu hinterfragen, war eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. An der 1. und 2. Auflage haben zusammengerechnet über 30 Samengärtner*innen mitgearbeitet und ihre Erfahrungen beigetragen. Somit steckt in diesem Buch das Erfahrungswissen von insgesamt einigen hundert Lebensjahren. Viel mehr, als ein Mensch allein je an Erfahrungen zu diesem Thema sammeln könnte.

Die Arbeit an dieser Ausgabe hat mir – noch viel stärker als die Arbeit vor 20 Jahren – vor Augen geführt, wie kostbar die Tätigkeit der Samengärtnerei ist. Und zwar sowohl das Ergebnis – das reife Saatgut – wie auch die Tätigkeit selbst. Im Samengärtnern lernen wir für unser Leben und unser Wirtschaften so viel von den Pflanzen: von ihrem üppigen Werden und davon, wie sich ihre Essenz im Samenkorn zusammenzieht. Samengärtnerei ist ein intensives In-den-Dialog-Gehen mit Pflanzen. Ein gestalterischer Dialog, bei dem wir Menschen in die Formwerdung der Pflanzen eingreifen und sich die Pflanzen umgekehrt für ihren Fortbestand in unsere Obhut begeben. Die Samen der Pflanzen reifen immer im Hier und Jetzt und brauchen dafür unsere Aufmerksamkeit und unsere gärtnerische Fürsorge.

Jack Harlan, einer der Pioniere der systematischen Sammlung und Konservierung von pflanzlicher Vielfalt, prophezeite zu Beginn der 1990er Jahre: „Wenn die Vielfalt erhalten bleiben soll, dann werde sie letzten Endes von Amateuren gerettet werden müssen: Von Menschen, die ihre Saaten lieben.“ In diesem Sinne: Möge dieses Buch dazu beitragen, dass Sie sich in die eine oder andere Gemüse- oder Kräutersorte frisch verlieben.

Andrea Heistinger

Andrea Heistinger im blühenden Mangold: Auch nach 20 Jahren gibt es immer wieder viel zu lernen und zu staunen.

Aus dem Vorwort der ersten Auflage im Jahr 2003

Eines der letzten Bücher zum Gemüse-Samenbau, das auf dem deutschen Buchmarkt erschien, ist das Buch von Karl Reichelt „Der Gemüsesamenbau im landwirtschaftlichen Betrieb“ aus dem Jahr 1946. Danach war das Thema der Samengewinnung für den Buchmarkt nicht mehr interessant, denn das Wissen über Vermehrung und Auslese einer Sorte wurde zum Spezialwissen einiger weniger Züchterinnen und Züchter und die in der Sortenzüchtung angewandten Methoden zu Firmengeheimnissen, die man nicht einfach in Büchern niederschrieb.

Ingeborg Haensel ist eine der großen Vorreiterinnen in der Erhaltung und Auslese von Gemüsesorten. Sie ist Autodidaktin. Im Jahr 1974 bestellte sie das Büchlein von Karl Reichelt, um die Grundlagen der Saatgutvermehrung zu erlernen. Der Verlag sandte ihr das Buch mit folgendem Schreiben zu: „Sehr geehrte Frau Haensel, wir danken für Ihre Karte vom 11. August 1974 und übersenden Ihnen kostenlos unser letztes Exemplar (sogenannter ‚Ladenhüter‘) ‚Der Gemüsesamenbau‘. Mit freundlichen Grüßen C.V. Engelhard & Co.“

Dieses Exemplar wanderte dann jahrelang als Kopiervorlage von einem Samengärtner zum nächsten.

Handbuch Samengärtnerei 2.0: Was ist neu?

An einigen Stellen ist das Buch gänzlich neu bearbeitet. Seine Grundstruktur und die Handlungsanleitungen sind jedoch im Kern gleichgeblieben. Denn das alte Buch war nicht veraltet in dem Sinne, dass die Angaben nicht mehr gestimmt hätten. Wir haben schlicht und einfach in den vergangenen 20 Jahren viele neue Erfahrungen aus dem praktischen Anbau gesammelt, vor allem, was konkrete Vermehrungstechniken anbelangt. Und um diese haben wir das Buch nun aktualisiert.

Dann standen wir vor einer besonderen Aufgabe: Die Neuauflage sollte den Charakter eines lexikalischen Grundlagenbuchs behalten. Es sollte ein Buch werden, das sowohl Neueinsteiger*innen in die Samengärtnerei als auch Menschen, die schon umfangreichere Erfahrungen haben, zu Rate ziehen können. Menschen, die mit Sorten spielerisch experimentieren gleichermaßen wie Menschen, die Sorten langfristig erhalten, vermehren und Saatgut an andere Gärtner*innen weitergeben. Für beide Gruppen gelten – vor allem, was die Anzahl der Samenträger anbelangt – unterschiedliche Angaben. Ein praktisches Beispiel: Für die langfristige Sortenerhaltung brauchen Sie 60 Stück Kohlpflanzen, die gleichzeitig blühen. Doch wer hat im Hausgarten so viel Platz? Auch mit einer kleinen Stückzahl an Samenträgern lässt sich arbeiten, dann allerdings eher für den eigenen Bedarf. Um beide Situationen abzudecken, wird für alle Kulturarten die Anzahl der Samenträger genannt, die wir für den jeweiligen Zweck empfehlen.

So haben wir für die überarbeitete Ausgabe des Handbuchs Samengärtnerei das Konzept der „Purpose-driven“-Samengärtnerei entwickelt. Das Motto: Fast alles ist erlaubt. Es kommt nur drauf an, was der Sinn und Zweck der gewählten Form von Samengärtnerei ist – mehr dazu ab S. 50.

Noch ein Gewinn der neuen Auflage ist, dass wir genauer auf Auslesekriterien eingehen und genaue Anleitungen für die einzelnen Auslesetechniken geben. Es wird etwa beschrieben, wie man den Samenträger eines Kohlrabi verkostet, den man danach ja wieder anbauen und bis zur Samenreife kultivieren will. Für viele wenig genutzte Kulturarten konnten wir nun genauere Kulturanleitungen erarbeiten. Dafür haben wir zahlreiche Tipps von Samengärtner*innen aus unseren Netzwerken eingearbeitet und in der neuen Ausgabe alle Rezepte und Tipps aus der historischen Samenbauliteratur gestrichen. Auch neu in diesem Buch ist ein Kapitel über Samengärtnerei in Zeiten der Klima-krise.

Zudem wurden alle Bilder neu fotografiert. Diese neuen Fotos geben gleichermaßen Einblicke in die Bestäubungsbiologie wie auch in die Sortenvielfalt und gärtnerische Kulturtechniken der Samengärtnerei.

Zur Bedeutung der Kulturpflanzenvielfalt

Die Vielfalt unserer Kulturpflanzen ist in den Händen von Bäuer*innen und Gärtner*innen entstanden. Die bäuerliche Pflanzenzüchtung, in der die angebauten Kulturpflanzen auch vermehrt werden, hat die Sortenvielfalt hervorgebracht. Ein Beispiel, das die Zunahme der Formenvielfalt durch gärtnerische Pflanzenzüchtung eindrucksvoll vor Augen führt, ist die Kohlart Brassica oleracea: Weißkohl, Rotkohl, Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl und Grünkohl gehen auf eine einzige Wildart zurück (siehe Abb. unten). Durch die unterschiedliche Nutzung und Auslese verschiedener Teile der Pflanze – Blatt, Stamm, Knospenanlage – entstanden diese verschiedenen Gemüse zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten und stets im Kontext einer bäuerlichen/gärtnerischen Kulturpflanzenzüchtung.

Züchten ist Anbauen

In der bäuerlichen/gärtnerischen Pflanzenzüchtung sind Züchten und Anbauen nicht zwei voneinander getrennte Tätigkeiten. Sie sind eng miteinander verzahnt und beeinflussen sich wechselseitig. In diesem Verständnis züchten alle Menschen, die Pflanzen kultivieren, pflegen und ihre Früchte und Samen ernten. Das Verständnis, dass Bäuer*innen Kulturpflanzen züchten, findet sich in vielen Dialekten und Alltagssprachen wieder – z. B. im Südtiroler Dialektwort „zîgeln“, das auf Hochdeutsch züchten bedeutet. Der Hinweis „Sie züchtet in ihrem Garten Zucchini“ meint hier nicht, dass eine Gärtnerin professionelle Pflanzenzüchterin ist, sondern dass sie in ihrem Garten Zucchini anbaut. Doch die Vermehrung und züchterische Bearbeitung von Sorten kann in diesem Anbau stets implizit enthalten sein. Die naturwissenschaftliche Pflanzenzüchtung hat ihr Verständnis von Züchtung im ausgehenden 19. Jahrhundert von diesem Verständnis abgegrenzt. Dies wird etwa deutlich in einem Zitat Carl Fruwirths, der als einer der ersten wissenschaftlichen Pflanzenzüchter gilt. Er beklagte im Jahre 1896: „… man hört oft von einem Landwirte sagen: ‚er züchtet Hopfen, er ist Leinzüchter‘, während in Wirklichkeit der Betreffende nur Hopfen oder Lein baut.“

Lokalsorten sind geprägt von Standorten …

Indem Kulturpflanzen auf den Äckern und in den Gärten, in denen sie angebaut werden, auch vermehrt werden, können sie an diesem Standort zur Samenreife gelangen und sich dem Standort Jahr für Jahr mehr anpassen (→ S. 19).

Formenvielfalt entsteht durch gärtnerische Züchtung: Weißkohl, Rotkohl, Rosenkohl und Grünkohl gehen auf eine einzige Wildart (Mitte) zurück.

Diese Sorten sind die Sorten einer bäuerlichen Pflanzenzüchtung. Man geht davon aus, dass eine Sorte sich ab einem Zeitraum von 30 Jahren einem neuen Standort anpassen kann und dabei neue Sorten – die sogenannten Land- oder Lokalsorten – entstehen. Doch auch in viel kürzeren Zeiträumen können sich Sorten verändern und neue Eigenschaften ausprägen. In dieser Zeitspanne wirkt die Auslese durch die natürliche Umwelt: die Dauer der Vegetationsperiode, Art und Verteilung der Niederschläge, Trockenheits- und Kälteperioden, Intensität der Sonneneinstrahlung, um einige Beispiele zu nennen. Gleichzeitig lesen Menschen jährlich jene Pflanzen als Samenträger für das nächste Jahr aus, die ihren Kriterien am besten entsprechen, die gut schmecken oder besonderen Gefallen finden. Sie selektieren nach Eigenschaften der Pflanzen, die für die Eigenversorgung (z. B. gute Haltbarkeit der Früchte) oder die Vermarktung (z. B. Frühreife oder Spätreife) besonders wichtig sind.

… und Agrarkultur

Landsorten sind stets in den Kontext des Landbausystems eingebettet, in dem sie angebaut werden. So kommen die meisten Landsorten mit wenig Dünger aus, da sie in Wirtschaftssystemen entstanden sind, in denen keine Düngemittel zugekauft wurden, sondern die Äcker mit dem Mist der eigenen Tiere versorgt wurden. Der Kulturpflanzenforscher Peer Schilperoord beschreibt es so: „Eine Landsorte ist eine Momentaufnahme einer Kulturpflanze, die sich laufend entwickelt.“.

Bio-Kommunikation

Ein bedeutender Aspekt der bäuerlichen Pflanzenzüchtung ist, dass Pflanzen, wenn sie an einem Standort angebaut und vermehrt werden, sich auch den an diesem konkreten Standort auftretenden Krankheiten und Schädlingen anpassen können. Der Forschungszweig der Bio-Kommunikation, der chemischen Ökologie ist noch ein sehr junger. Doch man weiß mittlerweile, dass Pflanzen bestimmte Abwehrmechanismen gegen Schädlinge entwickeln oder z. B. Nützlinge durch Duftsignale aktiv gegen einen Schädlingsbefall zu Hilfe holen können. Der Getreidezüchter Peter Kunz bezeichnet diese Mechanismen, die Pflanzen entwickeln können, als „nachhaltige Resistenzen“, die auf dem Prinzip des „Lebens und Leben-Lassens“ basieren. Bei dieser Art von Resistenz findet z. B. ein Schadpilz zwar eine gewisse Verbreitung, die Pflanzen sind jedoch so robust, dass der Pilz nicht oder kaum ertragsmindernd wirken kann. In der professionellen Pflanzenzüchtung hat diese Form der Koevolution von Pflanze und Krankheit kaum einen Platz, da hier die meisten Züchtungsschritte der Resistenzzüchtung im Labor stattfinden. Eine Koevolution von Pflanzen und Schädlingen hingegen braucht den Anbau der Pflanzen auf den Äckern und kann nicht ins Labor verlagert werden.

Über die Jahrhunderte sind viele verschiedene Formen von Karotten entstanden, die sich in Form, Farbe, Geschmack und Reifezeit unterscheiden.

Bäuerliche/gärtnerische vs. professionelle Pflanzenzüchtung

Pflanzenzüchtung ist nicht gleich Pflanzenzüchtung. Die nachfolgende Tabelle stellt die wesentlichen Charakteristika der bäuerlichen und der professionellen Pflanzenzüchtung einander gegenüber. In der Praxis sind in den letzten Jahren einige Übergangsformen entstanden: kleine Saatgutfirmen, die einerseits ausschließlich samenfeste Sorten vermehren und züchten, andererseits einen Gewinn erwirtschaften und die Löhne der Angestellten zahlen müssen. Der entscheidende Unterschied ist, ob ein Unternehmen den „Züchtungserfolg“ – also die Neuzüchtung einer Sorte – auch nachfolgenden Züchter*innen zur weiteren freien Verwendung (im Sinne der Open-Source-Praxis) zur Verfügung stellt oder ob das Unternehmen dafür Lizenzgebühren erhebt – was dann möglich ist, wenn die Sorte patentiert wurde.

Ein Vordenker für eine Form von Pflanzenzüchtung, in der Pflanzenzüchter*innen und Bäuer*innen in Form von plant breeding clubs zusammenarbeiten, ist der kanadische Pflanzenbauwissenschaftler Raoul A. Robinson (1928–2014). Nach über 40 Jahren Erfahrung in der Pflanzenzüchtung propagierte er dies als effizienteste Methode, um Pflanzen rasch an sich wandelnde Umweltbedingungen anpassen, neue Sorten züchten und Erträge sichern zu können. Diese Form der Kooperation zwischen Bäuer*innen und Züchter*innen ist auch als „partizipative Pflanzenzüchtung“ bekannt.

 

Charakteristika der bäuerlichen/gärtnerischen Pflanzenzüchtung

Charakteristika der professionellen Pflanzenzüchtung von Großkonzernen

Betrachtungsgegenstand

> die Kulturpflanze in ihrer auf sie einwirkenden Umwelt („Phänotyp“)

> Gene als „kleinste Einheit“ des Lebens („Genotyp“)

Reproduktionsfähigkeit der Sorten

> hoch

> samenfeste Sorten.

Sorten sind nie „fertig“, jede*r kann damit weiterzüchten.

> niedrig oder nicht mehr vorhanden (Hybridzüchtung, „Terminatortechnologie“ – gentechnisch veränderte Sorten, die steril sind). Sorten sind ein „Einmalprodukt“.

Züchtungsziele

> Angepasstheit an lokale Bedingungen

> Ertragssicherheit

> Ertragssteigerung

> Uniformität

> Neuheit der Sorte

> Patentierfähigkeit

Wissen und Methoden

> Das Wissen, wie Kulturpflanzen angebaut und vermehrt werden, ist tradiertes Wissen sowie individuell angeeignetes Erfahrungswissen.

> Es gibt keine allgemein gültigen Regeln, aber „Grundrezepte“.

> Improvisieren und Ausprobieren spielen eine große Rolle.

> naturwissenschaftliches Wissen

> Methoden erneuern sich oft abrupt.

> allgemein gültige Regeln und Züchtungsschemata

Ökonomische Rahmenbedingungen

> Das Züchten von Kulturpflanzen ist in das Wirtschaften bäuerlicher Versorgungsgemeinschaften eingebettet.

> Das Züchten von Kulturpflanzen folgt den Bedingungen der neoliberalen Marktwirtschaft.

Verfügungsrechte

> Bäuer*innen verstehen Saatgut (meist) als Gemeingut – Sorten werden ausgetauscht und weitergegeben.

> Saatgut wird als Privatgut verstanden (rechtliche Schutzmechanismen: Sortenschutz, Patente; und biologische Schutzmechanismen: Hybridzüchtung, „Terminatortechnologie“).

> neue Entwicklung: Open-Source-Breeding

Akteur*innen

> Das Anbauen, Pflegen, Vermehren und Züchten findet in den Händen der Bäuer*innen in ihren Gärten und auf ihren Äckern statt: Züchter*innen sind gleichzeitig Bäuer*innen oder Gärtner*innen.

> eigener Berufsstand

> international verflochtene Konzerne

Ausrichtung

> Züchten und Anbauen sind eins.

> Es gibt eine direkte Verbindung zu den Küchen und Speisen.

> Geschmack und besondere Verarbeitungsund Lagerqualitäten der Sorten spielen eine große Rolle.

> Merkmale der konventionellen Landwirtschaft (Mechanisierbarkeit, Transport- und Lagerfähigkeit, Resistenzen)

> Der Geschmack spielt eine untergeordnete Rolle.

> isolierbare, bekannte und messbare Inhaltsstoffe

Zeit

> Sorten haben keinen Anfangs- und Endpunkt, die Züchtungsdauer spielt daher eine untergeordnete Rolle.

> Zeit ist ein ökonomischer Faktor („Zeit ist Geld“), eine verkürzte Züchtungsdauer ist auch ein Ziel der Züchtung.

Quelle: Eigene Darstellung; ausführliche Erläuterung siehe Andrea Heistinger: Die Saat der Bäuerinnen, 2001: 38–73.

Samen ernten, Samen weitergeben

Die Privatisierung der Kulturpflanzen

In den letzten Jahren hat die professionelle Pflanzenzüchtung die Verfügungsrechte über Sorten schrittweise eingeengt. Sorten, die per Sortenschutz oder Patentschutz geschützt oder als Hybrid-sorten „biologisch patentiert“ sind, sind kein Gemeingut mehr, das von anderen Bäuer*innen und Züchter*innen frei für ihre Zwecke verwendet werden kann. Im Jahr 2022 kontrollierten die Top-2-Saatgutunternehmen 40 % und die Top 6 rund 60 % des weltweiten Saatgutmarktes: Bayer (Deutschland, vormals auch Monsanto), Corteva Agri-science (USA), ChemChina (China, vormals auch Syngenta), BASF (Deutschland), Limagrain/Vilmorin & Cie (Frankreich) und KWS (Deutschland) (Quelle: ETC Group 2022).

Auch die Konzentration der Marktmacht auf dem EU-Saatgutmarkt nahm stetig zu. Bei Mais haben nur fünf Saatgutfirmen rund 75 % Marktanteil und kontrollieren 51,4 % der Maissorten. Beim Gemüsesaatgut kontrollieren fünf Konzerne etwa 95 % des Sektors (Quelle: The Greens 2014).

Die Entprivatisierung der Kulturpflanzen

Die Vielfalt an Kulturpflanzen ist gerade durch die freie Verfügbarkeit und Weitergabe von Saatgut entstanden. Samen gelangten und gelangen mit Menschen an neue Orte, finden neue Standortbedingungen vor, werden nach anderen Gesichtspunkten ausgelesen und verändern sich stetig weiter. Vor allem Bäuer*innen des Globalen Südens wissen, was es bedeutet, wenn Saatgut kein frei verfügbares Gemeingut mehr ist, wenn Sorten durch Patente mit Eigentumsrechten versehen werden, wenn ein lebendiges Samenkorn zur leblosen Ware wird. Viele Menschen im Globalen Süden reagieren mit Protesten, wenn Sorten patentiert werden, Gemeingut privatisiert wird oder wenn Sorten dahingehend manipuliert werden, dass sie ihre Fruchtbarkeit verlieren.

Das Manifest zur Zukunft des Saatguts

Weltweit setzen sich Menschen gegen die Privatisierung ihrer Kulturpflanzen zur Wehr. In vielen Dörfern Indiens schlossen sich Frauen zusammen, um in regionalen, selbst verwalteten Pflanzenbörsen ihre lokale Pflanzenwelt für ihre Dorfgemeinschaften zu erhalten. Sie haben die Vertretungen multinationaler Saatgutkonzerne aus ihrer Region vertrieben. In Mexiko protestierten Bäuer*innen gegen die Patentierung ihrer traditionellen Maissorten durch US-Konzerne. In Mali beschloss die Versammlung der Bäuer*innen, keine gentechnisch veränderten Pflanzen in ihrem Land zuzulassen und die einheimischen Kulturpflanzen als Grundlage ihrer Ernährungssouveränität zu schützen. In Europa mehren sich Initiativen zur Rekultivierung sogenannter „alter“ Landsorten, Bäuer*innen fordern ihr uraltes Recht ein, die Samen der von ihnen angebauten Pflanzen wieder aussäen und frei untereinander tauschen zu dürfen. Die indische Aktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva engagiert sich seit mehreren Jahrzehnten für die Rechte der Kleinbäuer*innen. Unterstützt von zahlreichen engagierten Menschen hat sie gemeinsam mit dem Präsidenten der Region Toskana, Claudio Martini, die „Internationale Kommission zur Zukunft der Lebensmittel und der Landwirtschaft“ gegründet. Diese hat im Frühjahr 2007 das „Manifest zur Zukunft des Saatguts“ verfasst, ein Aufruf zum freien Austausch von Saatgut unter Bäuer*innen, der heute so aktuell ist wie zum Zeitpunkt seiner Entstehung:

Samenfeste Sorten sind zukunftsoffen – wir wissen nicht, wie viele Bohnen in einem Samenkorn stecken.

„Saatgut ist ein Geschenk der Natur, vergangener Generationen und unterschiedlicher Kulturen. Wir haben die Verantwortung, es zu schützen und an zukünftige Generationen weiterzugeben. Saatgut steht am Anfang der Nahrungskette, ist Ausdruck der biologischen und kulturellen Vielfalt und Ausgangspunkt künftiger Entwicklung und Evolution. Seit der Neolithischen Revolution vor etwa 10.000 Jahren arbeiteten Bäuer*innen in ihren Gemeinschaften und Gemeinden an der Verbesserung der Erträge, des Geschmacks und der Ernährungsqualität der Kulturpflanzen. Sie entwickelten sich bald zu Expert*innen für den gesundheitlichen Wert und die Heilkraft ihrer Pflanzen, aber auch für deren Wachstumsbedingungen und ihre wechselseitige Wirkung mit anderen Pflanzen, Tieren, Boden und Wasser. Seltene und oft zufällige Kreuzungsereignisse führten bei einzelnen Pflanzenarten rasch zu einer weiten Verbreitung in ihren primären Ursprungszentren (z. B. beim Weizen in Mesopotamien, beim Reis in Indien und Indochina, bei Mais und Kartoffel in Zentralamerika) und später über die ganze Welt.

Der freie Austausch von Saatgut unter Bäuer*innen war die Grundlage für die Erhaltung und Entwicklung von Vielfalt und Ernährungssicherheit. Er beruht auf Zusammenarbeit und Wechselseitigkeit und dem Austausch unter Gleichen. Diese Freiheit geht weit über den reinen Austausch von Samen hinaus: Es geht auch um den freien Austausch von Ideen, Wissen, Kultur und Traditionen.

Diesen Wissens- und Erfahrungsschatz haben unzählige Generationen von Bäuer*innen durch Beobachtung im eigenen und im benachbarten Garten und Acker angehäuft. Die kulinarische, kulturelle und religiöse Bedeutung einer Pflanze, die Kenntnisse über ihre Widerstandskraft gegen Trockenheit, Krankheiten und Schädlinge, über ihre Pflege und Lagerungsfähigkeit und vieles mehr formen das gemeinschaftliche Wissen über Anbau und Nutzen bestimmter Kulturpflanzen.

(…) Die Freiheit der Saat und die Freiheit der Bäuer*innen werden durch neue Formen von Eigentumsrechten und neue Technologien bedroht. Saatgut droht von einem Gemeinschaftsgut der Bäuer*innen in einen Rohstoff verwandelt zu werden, dessen Nutzen und Handel von einigen wenigen Konzernen monopolisiert wird. Das Aussterben unzähliger Kulturpflanzenarten und Sorten, bei gleichzeitiger Entwicklung von geschützten Hybridsorten und Züchtungen mit unfruchtbaren Samen (‚Terminatortechnologie‘), gefährdet die Zukunft des Saatgutes und unsere Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln.

(…) Es bedarf heute der Entwicklung neuer Systeme von Rechten und Pflichten, die sowohl die kollektiven Rechte lokaler Gemeinden und Gemeinschaften und die Saatgutsouveränität der Bäuer*innen anerkennen als auch die globale wechselseitige Abhängigkeit unterschiedlicher Kulturen und Nationen berücksichtigen.“

Quelle: www.arche-noah.at und im englischen Original www.navdanya.org und www.futurefood.org

Vandana Shiva und Peter Zipser, damaliger Obmann von ARCHE NOAH, präsentieren auf der Slow-Food-Messe Terra Madre in Turin das Manifest zur Zukunft des Saatguts.

Samengärtnerei und Klimakrise

In den letzten Jahren sind einige Klimaveränderungen zu beobachten, die die Samengärtnerei beeinflussen. Landwirtschaft und Gartenbau sind verstärkt extremen Wetterphänomenen ausgesetzt: starke Unwetter, Hagel, Spätfröste, Trockenheit, Hitze sowie dünnere oder fehlende Schneedecken im Winter. Fest steht auch, dass viele bewährte Kulturtechniken rasch angepasst und verändert werden müssen und neue Kulturtechniken gefragt sind wie nie. Und: Die Vielfalt samenfester Sorten hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sorten können sich nur dann relativ rasch an sich ändernde Klimabedingungen anpassen, wenn sie an ihrem Anbauort regelmäßig vermehrt werden. Die genetische wie phänotypische Vielfalt innerhalb der Kulturarten und Sorten ist jetzt besonders gefragt – denn je größer die Vielfalt innerhalb einer Kulturart, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es einzelne Sorten oder Sortentypen gibt, die mit den raschen Veränderungen besser zurechtkommen als andere.

Viele alte Kürbis- und Melonensorten bilden große Mengen an Blattwerk aus und schützen so die Früchte vor Hitzeschäden.

Diese Kolbenhirse (Setaria italica) wird in diesem Jahr reife Samen bilden (Mitte August) und kann sich so den Anbaubedingungen im ARCHE-NOAH-Schaugarten wieder ein Stück besser anpassen.

Unter Isoliernetzen kann es bei höheren Temperaturen zur explosionsartigen Vermehrung von Schädlingen wie Blattläusen an den Samenträgern kommen.

Samengärtnerei – also die Vermehrung samenfester Sorten – ist per se eine Anpassung von Kulturpflanzen an die Klimakrise. Dieser Punkt kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden. Denn wenn von Pflanzen an dem Standort, an dem sie herangereift sind, auch Samen abgenommen und diese in den Folgejahren wieder ausgesät werden, sichern Gärtner*innen die Anpassung dieser Kulturart an genau diesen Standort und an genau die Bedingungen, die in diesem Jahr hier geherrscht haben. Das ist so einfach wie wirkungsvoll. Samenfeste Gemüsesorten, die regelmäßig am eigenen Standort vermehrt werden, können sich den hier herrschenden Anbaubedingungen von Jahr zu Jahr besser anpassen. Sie haben mit den Wettereinflüssen dieses Jahres an diesem Standort kommuniziert und geben diese „Erfahrungen“ in Form des Samenkorns an die nächste Generation weiter.

TIPPS

VON SAMENGÄRTNER*INNEN

„Wie schaffen wir neue Vielfalt, die den Unwägbarkeiten der Zukunft gewachsen ist? Die Methode des Landrace Gardening und die Züchtung mit Composite Crosses fördert die genetische Durchmischung durch aktives Verkreuzen unterschiedlicher Genotypen, mit anschließender Selektion der tauglichsten Pflanzen – sei es durch gezielten Eingriff oder durch natürliche Selektion am Standort. Vorbild sind alte Landsorten, die durch lebendigen Austausch und Auslese unter Bäuer*innen entstanden sind und sich daher durch hohe Diversität auszeichnen. Dabei ist das Ziel bewusst nicht Einheitlichkeit, sondern Stabilität und Robustheit.“

Michaela Arndorfer, Samenarchiv ARCHE NOAH

Und umgekehrt gilt: Pflanzen, die an einem Standort angebaut wurden und keine reifen Samen bilden konnten – weil es für sie zu heiß und trocken oder zu nass und kalt war, oder weil Krankheiten und Schädlinge sie dahingerafft haben –, können gar nicht weitervermehrt werden. Von Pflanzen, die sich nicht an die herrschenden Bedingungen anpassen können, müssen wir Gärtner*innen uns daher verabschieden.

Baut man regelmäßig gleichzeitig mehrere Sorten an, so gibt es bei besonderen Wetterereignissen oder neuen Schädlingen oder Krankheiten immer Sorten, die besser damit umgehen können.

Unsere Empfehlungen für den Samenbau:

• Grundsätzlich eine größere Anzahl an Samenträgern anbauen, um bei Schädlingsbefall oder Unwettern auf der sicheren Seite zu sein.

• Besonders bei seltenen Sorten immer Saatgut auf der Seite behalten. Nie alles Saatgut auf einmal anbauen.

Neue Schädlinge an Samenträgern, wie etwa grüne Heuschrecken, können die Saatgutausbeute minimieren.

Es gibt zahlreiche Klimaveränderungen, die auch auf die Samengärtnerei einen Einfluss haben.

Vielerorts bleiben im Frühjahr die Niederschläge aus, dadurch kann es zu Problemen mit Frühjahrsaussaaten kommen, die im trockenen Boden einfach nicht keimen.

Heiße Sommer sind im Garten eine besondere Herausforderung, vor allem, wenn nicht ausreichend Wasser zur Verfügung steht. In Regionen, die zu trockenen Sommern neigen, ist es besonders wichtig, Dachflächenwasser zu sammeln und den Boden mit einer Mulchschicht zu bedecken. Schon bei der Auswahl der Kulturarten sollte man Rücksicht auf den Faktor Trockenheit nehmen. Bei manchen Kulturarten gibt es große Unterschiede zwischen den Sorten, und so manche ältere Sorte kann damit punkten, dass sie ihre Kraft nicht nur in die Ausbildung der Früchte, sondern auch in eine intensive Wurzelmasse oder üppiges Blattwerk lenkt (→ TABELLE S. 22).

In den letzten Jahren gab es häufig lange und warme Herbstperioden. Daher ist es vielerorts einfacher geworden, Saatgut direkt im Freien an den Pflanzen zu ernten, ohne dass es nach der Ernte nachreifen und trocknen muss. Auch viele Fruchtgemüse wie Paprika und Aubergine können noch lange in den Herbst hinein beerntet werden. Damit steigt auch die Samenausbeute.

Auf einige Klimaveränderungen, die Klimaforscher*innen voraussagen und die wir im Garten in den letzten Jahren bemerkt haben, können wir mehr oder weniger vorausschauend reagieren. Anderen, wie z. B. Vermurungen oder Überschwemmungen, sind Gärten häufig schutzlos ausgeliefert.

Je höher ein Gewächshaus ist, desto weniger staut sich die Hitze.

Kulturtechniken und Kulturarten/Sorten, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben:

Art

Anpassung an

Kulturtechnik und Arten- bzw. Sortenauswahl

Erbsen Ackerbohnen Roggen Gerste Weizen

trockenes Frühjahr

> Erbse: Vorziehen statt Direktsaat (nur wenn Bewässerungsmöglichkeit vorhanden)

> Anbau von Winterleguminosen und Wintergetreide im Herbst, um die Winterfeuchtigkeit gut auszunutzen

> ältere Sorten, die schon im Herbst ein intensives Wurzelwerk bilden und im Frühjahr das Schmelzwasser rasch aufnehmen können

Kürbisse und Zucchini

intensive Sonneneinstrahlung

> ältere Sorten, die viel Blattwerk bilden und so die Früchte vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen

> Anbau von Moschuskürbis- und Wachskürbis-Sorten; diese sind weniger anfällig gegen Sonnenbrand.

Weißkohl

ausbleibende Niederschläge im Sommer

> ältere Sorten, die große Grundblätter ausbilden und den Boden vor schnellem Austrocknen schützen

> früher Anbau von Sorten mit kurzer Entwicklungszeit

Feuerbohnen

milde Winter

> Pflanzen nicht ausreißen, sondern mit einer Winter-Mulchschicht abdecken: Sie sind grundsätzlich mehrjährig und überwintern in milden Wintern an Ort und Stelle.

mediterrane sowie tropische und subtropische Arten

Hitze

> verstärkter Anbau wärmeliebender und/oder Trockenheit vertragender Kulturen wie Linsen, Kichererbsen, Vignabohnen, Hirsen, essbare Platterbse, ebenso Süßkartoffel und Erdnuss

„kultiviertes Beikraut“

Hitze, Trockenheit und andere Stressfaktoren

> mildere Kulturformen von vielen resilienten Beikräutern wie Sommerportulak und Amarant

> andere gut angepasste oder anpassungsfähige Wildpflanzen neu in Kultur nehmen

Prognostizierte Veränderungen und veränderte Kulturtechniken

Die meisten Klimaforscher*innen gehen davon aus, dass sich nicht so sehr die durchschnittlichen Jahresniederschläge verändern als vielmehr die Verteilung der Niederschläge im Jahresverlauf: Die Winter werden in Mitteleuropa zunehmend niederschlagsreicher und die Sommer zunehmend trockener. Auch die räumliche Verteilung der Niederschläge hat sich geändert. Während es in einem Ort wolkenbruchartig in einer Nacht 100 mm Regen (also 100 l/m2) gibt, bleibt ein nur 5 km entfernter Ort staubtrocken. Gleichzeitig beginnt die Vegeta-tionsperiode im Frühling früher und endet im Herbst später. Aus diesem Grund, also weil die Durchschnittstemperaturen steigen und es in den Sommermonaten weniger regnet, brauchen die Pflanzen viel mehr Wasser. Für uns Gärtner*innen bedeutet das: Das Ernten von Regenwasser – auf privaten wie auch auf öffentlichen Flächen und Gebäuden – wird von Jahr zu Jahr wichtiger. Zudem gilt es, in den frühen Morgenstunden und damit wassersparend zu gießen, denn beim Bewässern aufgeheizter Böden verdunstet das meiste Wasser rasch und dringt nicht in die Tiefe vor.

Vielerorts bleiben im Frühjahr die Niederschläge aus und Frühjahrsaussaaten keimen einfach nicht, denn die Winterfeuchtigkeit ist schnell aus dem Boden verdunstet. Auch abtrocknende Winde sind bei geringer Wasserverfügbarkeit nicht zu unterschätzen. Sie beschleunigen den Trockenstress z. B. bei Direktsaaten im Feld.

Die wichtigsten Maßnahmen, um sowohl Trockenheit als auch Starkregen abfedern zu können, sind biologische Landwirtschaft, ein gezielter Humusaufbau, eine Mulchschicht sowie Gründüngungen. Eine Mulchschicht federt Starkregen ab und hält die Bodenfeuchtigkeit für die Pflanzen verfügbar. Wenn etwa mit Grasschnitt oder Heu gemulcht wird, trägt die Mulchschicht außerdem massiv zum Humusaufbau bei. Das ist auch für die Samengärtnerei wichtig.

Feuerbohnen lieben kühl-feuchtes Klima und wachsen daher in Höhenlagen gut. Bei Temperaturen über 28 °c setzen sie keine Hülsen an.

Was tun bei welcher Klimaveränderung bzw. welchem Extremwetterereignis?

Änderung

Konsequenz für das Samengärtnern

mildere Winter

> Samenträger von Kohl und Lauch in milden Regionen im Freien überwintern

> leichteres Überwintern von kälteempfindlichen Schädlingen (siehe letzter Punkt)

Frühjahrstrockenheit

> besonders frühe Saat von heiklen Kulturarten wie Wurzelgemüse oder Petersilie

> Frostsaat im Winter

> Überwinterungsanbauten, wo geeignete Sorten vorhanden sind

> Auflegen von Bändchengewebe auf die noch unbearbeiteten Beete

> oberflächliches Lockern von schweren Böden

> Anbau von abfrierender Gründüngung im Herbst

> Aufbringen einer Mulchschicht (z. B. aus Laub) über den Winter

mehr Sturzfluten, stärkere Bodenerosion

> gezielter Aufbau des Humusgehalts der Böden

> Untersaaten bzw. Gründüngung

> Mulchen

> bei Hangneigung: Mulchen und eventuell terrassieren

Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Hagel und Sturm

> geschützter Anbau im Folienhaus, Tomatendach

> bei Hagel-Vorhersage: Kulturen mit Vlies schützen

> nach Hagel: verletzte Blätter und Triebe sofort entfernen, niedergeschlagene Pflanzen und Triebe aufbinden, alle Pflanzen mit Wurmkompost-Tee oder Pflanzenjauchen stärken

> zunehmende Wichtigkeit stabiler Stützkonstruktionen

> Pflanzung von Hecken oder Nutzung baulicher Windbarrieren (Mauern etc.)

längere Vegetationsperiode, überwiegend durch längeren Herbst

> frühestmöglicher Anbau kälteverträglicher Arten im Frühling

> Beernten vieler Sommergemüse bis in den Oktober, daher eventuell nachdüngen bis in den August

> weiterhin wichtige Faktoren bei der Entscheidung zur Pflanzung/Aussaat kälteempfindlicher Kulturen (z. B. Paprika, Vignabohnen, Okra, Melonen): Bodenwärme und Nachttemperaturen

Hitzewellen im Sommer, intensivere Sonneneinstrahlung

> Feuerbohnen und Stangenbohnen: Pflanzung im Halbschatten

> unter Kulturschutznetzen isolierte Samenträger: gründliche Schädlingskontrolle, eventuell gezielter Einsatz von Nützlingen

> Heckenpflanzung

> Anbau auf Dämmen (→ S. 26)

> Mulchen oder Untersaaten

> Anbau von hitze- und trockenheitsverträglichen Arten und Sorten

> Anbau und Beobachtung mehrerer Sorten

> Gewächshäuser, Folientunnel und Kulturschutznetze besser zu hoch als zu niedrig errichten

> regelmäßiger Wissensaustausch über gärtnerische Kulturtechniken und -arten mit anderen Samengärtner*innen

> gezielter Wissensaustausch mit Gärtner*innen aus dem mediterranen Raum und dem kontinentalen Klima (z. B. Zentralasien)

> Einplanung von Gartenarbeiten verstärkt zeitig am Morgen oder ab dem späten Nachmittag, dafür viele Arbeiten am Tag pausieren (Siesta wird auch bei uns im Hochsommer wichtig)

Zunahme der niederschlagslosen Tage während der Vegetationsperiode

> Wasserkonservierung im Boden durch Anbau auf Dämmen (→ S. 26); Förderung der Ausbildung von Sekundärwurzeln

> Mulchen oder Untersaaten

> Lebendmulch, z. B. Pflanzen, die rasch den Boden bedecken (Süßkartoffel, Kürbis, Erdklee) und so vor Verdunstung oder Verschlammung schützen

> gelegentlich oberflächliches Hacken des Bodens abends von Zeit zu Zeit, um der austrocknenden Spaltenbildung entgegenzuwirken und Kapillare zu brechen

> alles verfügbare Regenwasser ernten

Einwanderung neuer Schädlinge (z. B. Pilze, Bakterien und Insekten)

> Förderung der Artenvielfalt im Garten; blütenreiches, nützlingsfreundliches Gärtnern (z. B. wilde Ecken, Nistgelegenheiten)

> Erhöhung des Humusgehalts von Böden und Förderung des gesunden Bodenlebens

> Recherche zum Umgang mit neuen Schädlingen in deren Herkunftsländern

> genaues Beobachten der Anfälligkeit einzelner Sorten gegenüber neuen Krankheiten und Schädlingen

Gemüseanbau in Dammkultur

Die wohl effizienteste Art, das Bodenwasser gut auszunutzen, ist der Anbau auf Dämmen. Das Gemüse wächst auch bei längeren Trockenperioden wüchsiger als auf flachen Beeten. Diese Anbausysteme sind vor allem für Betriebe der Solidarischen Landwirtschaft, die über einen Traktor verfügen, sowie für Feldgemüse-Betriebe interessant.

Im Hausgarten können die etwa 30 cm hohen Dämme auch händisch gezogen werden – und zwar dann, wenn der Boden gerade gut durchfeuchtet ist. Die Dämme konservieren die Feuchtigkeit in der Tiefe und im Inneren des Damms. Auch unterirdische Bewässerungsschläuche können im Damm verlegt werden. Für mehr Informationen siehe www.dammkultur.info.

Beim Anbau auf Dämmen bleibt das Bodenwasser weitestgehend für die Pflanzen verfügbar und verdunstet nicht an der Oberfläche. Daher ist diese sehr wassersparende Anbauform für Trockenregionen besonders geeignet (hier Mitte Juni in Fels am Wagram beim Bio- Gärtner Rudi Hoheneder).

Das kleine Einmaleins des Gemüse-Samenbaus

Für die Ernte von Saatgut aus dem eigenen Garten sind einige Dinge zu berücksichtigen. Es geht dabei nicht nur darum, die Kriterien einer gesunden Fruchtfolge zu beachten. Es geht auch um die Frage, welche Sorte sich mit welcher anderen Sorte verkreuzen kann und ob das erwünscht ist (etwa um gezielt neue Formen entstehen zu lassen) oder nicht, wenn die Sorte in ihrem Wuchsbild erhalten bleiben soll.

Sollen Kulturen gezielt auch vermehrt werden, ist es ratsam, schon im Frühjahr gut zu planen und keine zweite Sorte, die zur selben Art gehört, im Garten anzubauen. Eine Ausnahme besteht, wenn man die Sorten in „Isoliertunneln“ (→ S. 42) anbaut.

TIPP

Nur Sorten, die zur selben Art gehören, können sich verkreuzen und wieder fruchtbare Samen hervorbringen. Es können also z. B. ein Moschus- und ein Gartenkürbis im selben Jahr und im selben Garten nebeneinander angebaut und vermehrt werden.

Die Endivie sollte erst in Blüte gehen, wenn sie einen schönen Kopf gebildet hat. Sonst selektiert man auf die Eigenschaft „schlechte Kopfbildung“. Das gilt für alle kopfbildenden Salate.

Wer im eigenen Garten nicht nur Gemüse, sondern auch Saatgut ernten will, muss besonders gut planen.

Eine Pflanze vermehrt sich über Samen oder einen Pflanzenteil

Es gibt zwei Wege, samenfeste Gemüsesorten zu vermehren: die Vermehrung über (mehr oder weniger) grüne Pflanzenteile und die Vermehrung über Samen. Bei einer Vermehrung über einzelne Pflanzenteile stammen alle Tochterpflanzen von einer einzigen Mutterpflanze ab. Daher nennt man diese Vermehrungsmethode ungeschlechtlich oder vegetativ. Eine Vermehrung über Samen ist generativ, das nennt man auch geschlechtlich: Jedes neue Pflanzenindividuum stammt von jeweils einer Mutter- und einer Vaterpflanze ab. Eine Ausnahme sind Selbstbestäuber: Bei ihnen ist die Mutterpflanze gleichzeitig auch die Vaterpflanze, da der Pollen der Blüte die Narbe derselben Blüte befruchtet hat.

Vegetative Vermehrung

Bei der vegetativen Vermehrung entstehen aus einer Mutterpflanze mehrere Tochterpflanzen. Diese sind genetisch mit der Mutterpflanze identisch. Sie unterscheiden sich einzig darin, dass sie jünger sind als ihre Mutterpflanze. Die Tochterpflanzen entstehen, indem die*der Gärtner*in Wurzel- oder Blattstecklinge von der Mutterpflanze abtrennt oder Ausläufer, unterirdische Sprossknollen oder Zwiebeln abnimmt, um die Tochterpflanzen heranzuziehen. Bei vielen blühenden Stauden ist dies nicht nur notwendig, um die Pflanzenanzahl zu vermehren. Es ist auch notwendig, um z. B. die Blühwilligkeit der Pflanzen zu erhalten, weil die Mutterpflanze bereits vergreist ist und nur noch wenige Blüten treibt. Bei manchen Gemüsekulturen wie der Zuckerwurzel ist die vegetative Vermehrung schlicht einfacher als die Vermehrung über Samen (→ S. 115).

Andere Gemüse – wie z. B. Knollenziest oder Knoblauch – bilden gar keinen Samen aus und können nur vegetativ vermehrt werden. Auch hier gilt es, gut zu selektieren, da die Wuchsfreude der Pflanzen abnehmen kann und gleichzeitig Krankheiten – insbesondere Virosen – zunehmen können. Diese Krankheitserreger können nämlich bei der Vermehrung kranker Pflanzen gleich in die Jungpflanze mitübertragen werden. Daher gilt für die vegetative Vermehrung insbesondere: Nur gesunde Pflanzen weitervermehren.

Oca wird über die wunderschönen Sprossknollen vermehrt, …

… und Etagenzwiebel und Knoblauch über Brutzwiebeln oder Bulbillen.

Beispiele von Gemüsen, Kräutern und Blumen, die vorwiegend oder ausschließlich vegetativ vermehrt werden:

• Sprossknolle: Kartoffel, Erdmandel, Knollenziest, Oca

• Stockteilung: Schnittlauch, viele Stauden

• Ausläufer: Minzen

• Rhizome: Spargel

• Triebstecklinge aus den Speicherwurzeln: Süß-kartoffel

• Wurzelknospen: Yacón, Zuckerwurzel

• Brutzwiebel: Knoblauch, Etagenzwiebel, Schalotte

• Wurzelschnittlinge: Meerrettich

… die Süßkartoffel über Triebstecklinge …

Vermehrung über Samen

Ein Samenkorn entsteht, wenn sich ein Pollenkorn einer „Vaterpflanze“ und die Eianlage der „Mutterpflanze“ vereinen. Bei fast allen Kulturpflanzenarten kann jede Pflanze sowohl Vater- als auch Mutterpflanze sein: Indem eine Blüte vom Pollen einer anderen Pflanze befruchtet wird, wird die Pflanze, die diese Blüte trägt, zur Mutterpflanze. Indem ihr Pollen wiederum die Blüten einer anderen in der Nähe wachsenden Pflanze befruchtet, wird dieselbe Pflanze zur Vaterpflanze des Samenkorns, das an dieser Nachbarpflanze heranwächst. Dabei wird das Erbgut beider Elternpflanzen neu durchmischt. In der Pflanzenzucht heißt das Rekombination.

Wie wirkt sich das auf die Eigenschaften der Tochterpflanzen aus? Aus jedem Samenkorn erwächst eine Pflanze, die den Elternpflanzen zwar sehr ähnlich sieht, aber nicht mit diesen genetisch identisch ist. Und die Nachkommen unterscheiden sich untereinander: Bei Fremdbefruchtern stammen die an einer Mutterpflanze geernteten Samen von jeweils einzelnen Befruchtungen mit den Pollenkörnern unterschiedlicher Vaterpflanzen. Diese Verkreuzungen erhalten eine Sorte lebendig und sichern eine gewisse genetische Diversität innerhalb einer Sorte (siehe auch die Ausführungen zur Anzahl der Pflanzenindividuen in der Vermehrung → S. 50). Dies ist auch eine wichtige Basis für die Anpassung samenfester Sorten an die Klimakrise (→ SAMENGÄRTNEREI UND KLIMAKRISE, S. 19). Bei Selbstbefruchtern wie Salat oder Erbsen stammen die Pollen von derselben Pflanze, deren Blüten sie bestäuben, oder die Bestäubung findet in der noch geschlossenen Knospe statt.

Tomatensorten lassen sich sehr einfach über Samen vermehren.

Nur die Mutterpflanze ist gewiss. Die Samenkörner, die wir an einer Mutterpflanze (wie hier der Karotte) ernten, können bei Fremdbefruchtern von all den Pflanzen in der Umgebung befruchtet worden sein, die gleichzeitig geblüht haben. Die Samen sind also nur äußerlich identisch.

Jedes Samenkorn geht aus einem eigenen Bestäubungsund Befruchtungsvorgang hervor.

Woran erkenne ich samenfeste Sorten?

Samenfeste Sorten sind die Grundlage der Kulturpflanzenvielfalt. Menschen haben ihre Nahrungspflanzen – meist in Form von Saatgut – über Dorf- und Landesgrenzen und über Kontinente mitgenommen.

Durch die Vermehrung an neuen Orten haben sich Sorten über Jahrzehnte und Jahrhunderte stets weiter verändert. Ein Beispiel: Die dickwandigen Blockpaprika entstanden in Südosteuropa ab dem 16. Jh., doch die Wildpflanzen der Paprika-Art Capsicum annuum sind in Mittel- und Südamerika heimisch und werden hier seit Jahrtausenden kultiviert (→ ZUR BEDEUTUNG DER KULTURPFLANZENVIELFALT, S. 13).

Die Vitalität von Kulturpflanzen spiegelt sich auch in ihrer Reproduktionswilligkeit wider, das heißt in ihrem Samenertrag. Gesunde, kräftige und dem Standort angepasste samenfeste Pflanzen lassen sich meist problemlos vermehren und bringen ertragreiche Saatguternten.

Die sichere Vermehrung über Samen gelingt nur mit samenfesten Sorten. Samenfeste Sorten, auch als offen abblühende Sorten bezeichnet, geben ihre Eigenschaften in kontinuierlichen Erbströmen an ihre Nachkommen weiter. Diese ähneln den Vater-und Mutterpflanzen, also ihren Eltern. Die Sorteneigenschaften ändern sich nicht abrupt, sondern über Generationen und Jahre hinweg. Biologischen Pflanzenzüchter*innen ist es in den letzten Jahren bei vielen Kulturpflanzen gelungen, aus hybriden Sorten wieder samenfeste Sorten zu entwickeln – die Sorten also gewissermaßen zu renaturieren und ihren Erbstrom wieder zum Fließen zu bringen.

Einem Samenkorn ist die Technik, mit der es gezüchtet wurde, äußerlich nicht anzusehen. Auch, ob es sich um eine samenfeste Sorte oder um Hybridsaatgut handelt, kann man am Samenkorn selbst nicht erkennen. Allerdings besteht auf der Samenpackung eine Kennzeichnungspflicht – es muss entweder „F1-Saatgut“ oder „Hybrid-Saatgut“ auf der Verpackung stehen. Sorten aus den folgenden Sortengruppen sind immer samenfest. Diese lassen sich auch mit den in diesem Buch vorgestellten Methoden weitervermehren:

• Land- oder Lokalsorten

Eine Sorte kann sich einem Standort nur dann anpassen, wenn sie regelmäßig an diesem Standort auch zur Samenreife gelangt. Wir gehen davon aus, dass wir ab einem Zeitraum von 30 Jahren von einer Land- oder Lokalsorte sprechen können. In diesem Zeitraum hat sich eine Sorte an die Bedingungen vor Ort angepasst (Intensität der Sonneneinstrahlung, Tageslänge, Düngungsniveau, Wasserverfügbarkeit, Witterungsverlauf, Dauer der Vegetationsperiode etc.). Und: Menschen, die die Pflanzen über diesen Zeitraum angebaut haben, haben nach ihren eigenen Vorlieben und Bedürfnissen ausgelesen und damit die Sorten weiterentwickelt. Viele dieser Sorten haben keinen Namen, sie sind einfach „die Bohnen“ oder „der Wintersalat“. Diese Sorten lassen sich in dem Gebiet, in dem sie entstanden sind, besonders leicht vermehren.

Das ‚Küttiger Rüebli‘, eine Landsorte aus Küttigen in der Schweiz

Der Rettich ‚Zürcher Markt‘ ist eine bewährte gärtnerische Zuchtsorte aus der Schweiz.

• bewährte gärtnerische Zuchtsorten

Manche Sortennamen waren bereits unseren gärtnernden Großeltern bekannt, etwa der Blumenkohl ‚Erfurter Zwerg‘ oder der Kopfsalat ‚Maikönig‘, der im Jahr 1902 als Neuheit vorgestellt wurde. Viele dieser Sorten tragen den Namen des Gemüsebaugebiets, in dem sie gezüchtet wurden, so der Weiß-kohl ‚Stuttgarter Filderkraut‘, der Rotkohl ‚Erfurter Schwarzkopf‘ oder der Kohlrabi ‚Wiener frostsicherer Allerfrühester‘. Andere ältere gärtnerische Sorten haben malerische Namen wie der bereits genannte ‚Maikönig‘, die Stangenbohne ‚Ohne Gleichen‘ oder die Palerbse ‚Riesen-Mai-Wunder‘.

• neue Sorten aus biologischer Züchtung

Die biologische und insbesondere die biologischdynamische Züchtung arbeitet – weitestgehend – mit samenfesten Sorten. Die biologische Landwirtschaft strebt ein System der geschlossenen Kreisläufe an. Für die Pflanzenzüchtung bedeutet dies, dass Sorten eine natürliche Reproduktionskraft und eine hohe Vitalität haben müssen, um wieder Samen hervorbringen und sich somit einem Standort immer wieder neu anpassen zu können (→ SAMENGÄRTNEREI UND KLIMAKRISE, S. 19).

Hybridsaatgut

Hybridsaatgut ist „Einmalsaatgut“. Eine hybride Sorte kann im Garten bzw. auf dem Acker nicht sinnvoll weitervermehrt werden. Wird eine Hybridsorte weitervermehrt, spaltet sie sich in verschiedene Formen auf. Daher muss das Saatgut jährlich neu gekauft werden, was einen Vorteil für Saatgutkonzerne darstellt. Die Hybridtechnik kann somit als eingebautes Copyright einer Sorte bezeichnet werden. Rechtliche Sortenschutzsysteme sind darauf angewiesen, gesetzlich verankert zu sein und überprüft zu werden, der „biologische Sortenschutz“ – also die Hybridisierung einer Sorte – hingegen nicht. Durch die Hybridzüchtung wird auch die Spezialisierung und damit die Abhängigkeit zwischen Züchtung/Saatgutproduktion und Getreide- oder Gemüseanbau fortgeschrieben. Und schließlich kann der großflächige Anbau der sehr homogenen Hybridsorten ökologische Probleme mit sich bringen (Schädlingsdruck, Krankheitsdruck).

Hybridsorten heißen auch F1-Sorten (= 1. Filialoder Tochtergeneration). Die Früchte ihrer Nachkommen weisen oft gänzlich andere Eigenschaften als die Früchte ihrer Elternpflanzen auf, die aus den gekauften Samen gewachsen sind. Die Sorte als solche ist nicht beständig.

Ab den 1980er Jahren wurden viele samenfeste Sorten von den Sortenlisten gestrichen, der Anteil der gelisteten Hybridsorten stieg rasant. Im Jahr 1985 waren beispielsweise 204 hybride Karottensorten im gemeinsamen EG-Sortenkatalog gelistet, also 43 % aller Karottensorten, im Jahr 1999 lag der Anteil bereits bei 366 Sorten und 73 %. Bei Tomate, Paprika oder Chinakohl liegen die Anteile mittlerweile bei etwa 80 %.

Hybridsaatgut steht am Ende eines mehrere Schritte umfassenden Vermehrungszyklus. Am Beginn steht das Erstellen von Inzuchtlinien. Einzelne Pflanzenindividuen werden mit sich selbst bestäubt, um reinerbige (homozygote) Linien zu erhalten. Da die meisten Gemüsekulturen Fremdbefruchter sind, muss die Pflanze für diese erzwungene Selbstung (also der Bestäubung zwischen den Blüten einer Pflanze) „überlistet“ werden. Dies geschieht bei manchen Kulturarten mittels biotechnischer Methoden in den Labors der Züchtungsfirmen. Das Erstellen von Inzuchtlinien dauert etwa sechs Generationen. Bei Kulturen, die für die Samengewinnung zweijährig angebaut werden – etwa bei Kohl oder Karotten –, umfasst dies einen Zeitraum von zwölf Jahren. Und: Die Pflanzen der Inzuchtlinien sind oft weniger vital und wüchsig; ihre Fruchtbarkeit ist sehr eingeschränkt – sie bilden nur wenige Samenkörner aus. Auch können diese Linien vorzeitig zusammenbrechen. Um dies zu verhindern, werden Staubbeutel der Pflanzen auf ein künstliches Nährmedium gelegt (Antheren- und Mikrosporenkultur). Durch gezielte Zugabe von Nährstoffen und Pflanzenhormonen wachsen so im Labor reinerbige Pflanzen heran. Diese haben allerdings nur einen einfachen Chromosomensatz, der künstlich – durch Zugabe des Pflanzengiftes Colchizin – verdoppelt werden muss. Bei dieser Laborzüchtungstechnik wird die generative Vermehrung der Pflanze, also das Blühen und die Samenbildung, völlig umgangen: Aus einem generativen Vorgang (der Befruchtung) wird ein vegetativer.

Um die Hybridgeneration zu erschaffen, müssen schließlich zwei Inzuchtlinien miteinander gekreuzt werden. Auch dies ist nicht so einfach. Zunächst müssen zwei Inzuchtlinien gefunden werden, die sich überhaupt miteinander kreuzen lassen. Dazu sind aufwendige Testkreuzungen nötig. Und noch ein Problem gilt es zu lösen: Es muss verhindert werden, dass sich die reinen Linien innerhalb des Bestandes miteinander kreuzen. Die männlichen Blüten werden daher sterilisiert. Bei einigen Kulturarten – wie z. B. Mais – geschieht dies durch ein händisches Entfernen der männlichen Blütenorgane im Bestand der mütterlichen Elternlinie.

Bei anderen Pflanzen ist diese Kastration nicht so leicht möglich. Bei Rettich und Sonnenblumen wurden aber genetisch verankerte männliche Sterilitäten im Cytoplasma gefunden. Diese Sterilität kann nicht eingekreuzt, sondern nur durch die Mutter übertragen werden. Die Information aus dem Rettich oder der Sonnenblume wird daher mittels „Protoplastenfusion“ auf verwandte Kulturarten wie Kohl oder den Chicorée übertragen. Dabei werden die Zellwände mittels Enzymen aufgelöst und danach die entstandenen Protoplasten in ein elektrisches Feld gebracht. Ein Stromstoß führt erst zur Zell- und dann zur Kernverschmelzung der Kohl- mit der Rettichzelle. Die so entstandenen Pflanzen sind nun zu 100 % steril. Sie können daher nur noch vom Pollen der zweiten Inzuchtlinie befruchtet werden. Diese Technik wurde für die Züchtung einiger jüngerer Sorten von Kohl, Endivie, Lauch und Chicorée eingesetzt. Derartige Hybride werden als CMS-Hybride bezeichnet.

Grundlagenwissen für die sortenreine Vermehrung

Warum ist es wichtig, über die Bestäubungsverhältnisse einer Art Bescheid zu wissen? Die Art der Bestäubung bestimmt, ob sich verschiedene Sorten verkreuzen können oder nicht. Sie bestimmt auch, wie groß die Wahrscheinlichkeit einer Verkreuzung ist und worauf man achten muss, wenn man Samen ernten will. Durch Verkreuzungen gehen sortentypische Eigenschaften verloren, im Extremfall sogar die typischen Eigenschaften einer Gemüsekultur.

Einige Beispiele: Alle Kürbissorten, die zur selben botanischen Art zählen, können sich untereinander kreuzen. Der Pollen der männlichen Blüten einer Pflanze kann die weiblichen Blüten einer anderen Pflanze befruchten – und zwar eben auch, wenn die Pflanzen unterschiedlichen Sorten angehören. Dabei können dann auch die (giftigen) Bitterstoffe eines Zierkürbisses in einen Speise-kürbis eingekreuzt werden, oder die typische Form und Farbe einer Sorte verschwindet.

Hier liegen die geernteten Früchte zum Ausreifen der Samen. Pro Kulturart wurde in diesem Garten nur eine Sorte angebaut und vermehrt.

Fremdbestäubung am Beispiel Mais

Bei einem Fremdbestäuber wie Mais wird jede einzelne Ei-Anlage von einem Pollenkorn einer anderen Pflanze, die gleichzeitig blüht, bestäubt.

Ein anderes Beispiel: Kulturkarotten können sich mit den heimischen Wildkarotten kreuzen. Der Effekt ist, dass die Nachkommen schon im ersten Jahr zu blühen beginnen und blasse, zähe, kleine Wurzeln ausbilden.

Oder: Wenn Mangold sich mit Roter Bete verkreuzt, gehen die Nutzungseigenschaften beider Kulturen verloren. Die Nachkommen bilden weder eine große unverholzte Rübe noch breite Stiele aus. Auch alle Gemüsekulturen der botanischen Art Brassica oleracea können sich verkreuzen – etwa ein Brokkoli mit einem Rotkohl (Rotkraut).

Wer eine Gemüsesorte im Garten anbaut und davon Samen erntet, erwartet, dass die Sorte im kommenden Jahr wieder so aussieht wie jene Pflanzen, von denen das Saatgut geerntet wurde (außer, man will gezielt etwas Neues züchten). Daher zeigt dieses Kapitel das Wichtigste über die biologischen Grundlagen der Samenvermehrung sowie Methoden, mit denen man sortenreines Saatgut gewinnen kann.

Aufbau von Blüten

Die Blüten vieler Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, stechen durch ihre auffälligen bunten Kronblätter ins Auge, die Menschen und Insekten gleichermaßen locken und erfreuen. Die für die Fortpflanzung wichtigsten Teile sind im Inneren der Blüte verborgen: der Fruchtknoten mit den weiblichen Eianlagen und die Staubgefäße, die die männlichen Pollenkörner bilden.

Innenleben der getrennt-geschlechtlichen Kürbisblüten: links weibliche, rechts männliche Kürbisblüte

Die kleinen männlichen Blüten der männlichen Spargelpflanzen (li.) und die kugelrunden Früchte an den weiblichen Pflanzen (re.)

Die Blüten können sehr unterschiedlich aufgebaut sein, aber ihr Aufbau ist für die Pflanzenfamilien jeweils typisch: Beispielsweise haben alle Kreuzblütler vier einander wie ein Kreuz gegenüberstehende Kronblätter. Bei den Lippenblütlern wie Salbei oder Rosmarin sind die Kronblätter wie eine Ober- und eine Unterlippe geformt.

Trotz der Vielgestaltigkeit des Blütenschauapparates folgt der innere Aufbau der Blüte stets einem der drei folgenden Schemata:

Botanisch perfekte Blüten (Zwitterblüten)

Die Blüte enthält männliche und weibliche Blütenorgane.

Einige Beispiele:

• Kreuzblütler – Radieschen, Gemüsekohl, Senf

• Schmetterlingsblütler – Bohne, Erbse, Linse

• Doldenblütler – Karotte, Pastinake, Fenchel

• Korbblütler – Salat, Sonnenblume, Schwarzwurzel

• Zwiebelgewächse – Speisezwiebel, Lauch, Schnittlauch

• Nachtschattengewächse – Tomate, Paprika, Aubergine

Blütenorgane einer Zwitterblüte

Getrenntgeschlechtliche Blüten an einer Pflanze (Einhäusigkeit)

Bei anderen Pflanzenarten gibt es rein weibliche und rein männliche Blüten. Eines der eindrücklichsten Beispiele ist der Kürbis: Im Inneren der lang gestielten männlichen Blüten ist deutlich die aus den Staubgefäßen zusammengewachsene Staubröhre zu sehen, die den Pollen freigibt. Die weiblichen Blüten erscheinen meist später an der Pflanze. Der Fruchtknoten ist schon an der Blüte deutlich ausgeprägt und hat bereits die Form der späteren Kürbisfrucht, ist allerdings noch sehr klein. Das Innenleben der weiblichen Blüten unterscheidet sich deutlich von den männlichen: Die Narbe ist ringförmig und breit aufgewölbt. Trägt eine Pflanze getrenntgeschlechtliche männliche und weibliche Blüten, bezeichnet man sie als einhäusig.

Einige Beispiele:

• Kürbisgewächse: Kürbis, Gurke, Melone

• Süßgräser: Mais

Getrenntgeschlechtliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen (Zweihäusigkeit)

Wenn Pflanzen nur männliche oder nur weibliche Blüten ausbilden, bezeichnet man sie als zweihäusig. Es gibt dann männliche und weibliche Pflanzen einer Art.

Einige Beispiele:

• Spinat

• Spargel

• Hanf

Eine Biene, die über und über von Pollenkörnern bedeckt ist, kriecht aus einer männlichen Kürbisblüte.

Der Pollen der Maispflanze wird freigegeben, wenn er reif und damit befruchtungsfähig ist (Ende Juli).

Fruchtknoten und Pollen

Die Verlängerung des Fruchtknotens ist der Griffel. An seinem oberen Ende befindet sich ein verschiedenartig gestaltetes Organ, die Narbe, die den Pollen aufnimmt. Fruchtknoten, Griffel und Narbe bilden zusammen den sogenannten Stempel einer Blüte. Im Inneren des Fruchtknotens sitzen die weiblichen Samenanlagen. Ihre Anzahl ist stark unterschiedlich: Der Fruchtknoten einer Mohnpflanze enthält etwa 2000 Samenanlagen, jener einer Spinatpflanze nur eine, jener der Petersilie zwei.

Die Pollenkörner entstehen in den Staubbeuteln und werden freigegeben, wenn sie reif und befruchtungsfähig sind. Jedes Pollenkorn enthält zwei Zellen, von denen eine die männliche Geschlechtszelle ist.

Bestäubung und Befruchtung

Die Bestäubung ist der Vorgang, bei dem die männlichen Pollenkörner auf die weibliche Narbe gelangen. Dies kann auf verschiedenste Weise geschehen – man unterscheidet grob zwischen Selbstbestäubern und Fremdbestäubern (→ S. 37). Wie so oft in der Natur sind die Grenzen zwischen beiden fließend, bei vielen Pflanzen kann beides vorkommen. Fremdbestäubung und Selbstbestäubung haben genetisch sehr unterschiedliche Auswirkungen: Fremdbestäuber sind meist wesentlich variabler als Selbstbestäuber, Sorten können sich damit wesentlich rascher verändern und auch eine Auslese neuer Sortentypen ist leichter.

Hat ein Pollenkorn die befruchtungsbereite Narbe erreicht, wird es dort zum Auskeimen angeregt. Aus dem Pollenkorn wächst ein Schlauch, durch den langen Griffel bis in eine Samenanlage hinein. Dort tritt die männliche Geschlechtszelle aus dem Pollenschlauch aus und vereinigt sich mit der Eizelle. Diese Vereinigung wird Befruchtung genannt. (Da der Bestäubungs- und der Befruchtungsprozess so eng zusammengehören, werden die Begriffe in diesem Buch oft synonym verwendet.) Zur Zeit der Blüte sind die Samenanlagen mikroskopisch klein und mit bloßem Auge nicht sichtbar. Nach erfolgter Befruchtung beginnt sich die Eizelle zu teilen und immer wieder zu teilen; die Samenanlage schwillt, der Keimling wächst heran.

Erbsen bestäuben sich fast ausschließlich selbst.

Das Samenkorn enthält schließlich nicht nur den Keimling, sondern auch die Nährgewebe (Endosperm), die der Embryo zu seiner Entwicklung und für die Keimung braucht.

Selbstbestäubung

Hier bestäubt der blüteneigene Pollen die Narbe und die Pflanze befruchtet sich selbst. Bei manchen Arten kann die Bestäubung sogar in der noch geschlossenen Knospe erfolgen (die Botanik nennt dies „Kleistogamie“). Beispiele dafür sind Salat, Erbse, Gartenbohne und Sojabohne.

Potenzielle Selbstbestäuber sind solche Arten, die sich selbst bestäuben können und dies unter Isolation (im Gewächshaus oder Isolierkäfig) auch tun. Im Freiland hingegen gibt es Insekten, die zu Verkreuzungen führen können. Beispiele dafür sind Tomate, Paprika, Mohn, Endivie, Zichorie, Ackerbohne und Aubergine. Manche Selbstbestäuber brauchen Insekten oder den Wind zum „Rütteln“ der Blüten, damit der Pollen auf die Narbe fallen und es zur Befruchtung kommen kann. Ein Beispiel dafür sind Tomaten: Sie setzen in windstillen Gewächshäusern oft keine oder weniger Früchte an als im Freiland. Im Erwerbgemüsebau werden daher Hummelvölker in Gewächshäusern eingesetzt, die dann die Blüten bewegen.

Der Griffel dieser Tomate ist in der Blüte gut „eingepackt“. Es kommt zu einer Bestäubung in der Blüte und damit zu einer Selbstbestäubung.

Der Griffel dieser Tomatenblüte ragt heraus. Es kann daher auch zu einer Fremdbestäubung kommen.

Arten, die sich vollständig selbst befruchten, kommen so gut wie nicht vor. Wie hoch der Anteil an Fremdbefruchtung ist, hängt von den Rahmenbedingungen ab, beispielsweise davon, ob überhaupt potenzielle Kreuzungspartner oder Bestäuberinsekten vorhanden sind. Bei manchen Kulturarten wie der Tomate kommt es auch darauf an, wie die Blüte gebaut ist (→ FOTOS S. 36).

Fremdbestäubung

Hier wird auf der Narbe einer Pflanze der Pollen einer anderen Pflanze deponiert. Es kommt dadurch zur Fremdbefruchtung. Pflanzen sind nicht so mobil wie Tiere und Menschen. Für die Bestäubung kooperieren sie mit Insekten und manche Wildpflanzen auch mit anderen Tieren, darunter etwa Fledermäuse. Die Blütenform und die bevorzugten Bestäubungsinsekten sind gut aneinander angepasst. Andere Helfer bei der Fremdbestäubung sind der Wind sowie Regentropfen.

Sollen mehrere Sorten einer Art, die Fremdbestäuber ist, im selben Jahr vermehrt werden, müssen sie voneinander isoliert werden, z. B. durch Kulturschutznetze.

Für Samengärtner*innen ist es wichtig, die Kulturen, die man vermehren will, genau zu beobachten: Fliegen Insekten auf die Blüten oder nicht? Wenn ja, welche? Insekten sind ein wesentlicher Teil des Gemüsesamenbaus. Vor allem Honigbienen sind fleißige Bestäuber, die die Samenerträge kräftig erhöhen können. Bleiben die Insekten aus, bilden einige Arten gar keine oder nur kümmerliche und damit schlecht keimfähige Samen. Ein Samengarten sollte daher ein blütenreicher Garten sein, der viele Insekten anlockt, die dann auch die Samenträger bestäuben können.

Insektenbestäuber

Viele Arten haben sich im Laufe der Evolution an Insekten angepasst, die mit dem Pollen zwischen den einzelnen Blüten hin- und herfliegen. Sie locken die Insekten mit süßem Nektar und auffälligen Schauapparaten an.

Ein Samengarten ist ein blütenreicher Garten, …

… der viele Bestäuberinsekten anzieht.

Honigbienen und ein Trauer-Rosenkäfer bestäuben diese Blüten der Lauchzwiebel.

Die wichtigsten Bestäuberinsekten sind Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen, Hummeln und Wespen. Auch Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten können für die Bestäubung sorgen. Beispiele für von Insekten bestäubte Kulturarten sind Kohl, Radieschen, Basilikum, Kürbis und Feuerbohne.

Blühende Gründüngungen wie Phacelia ziehen Hummeln (im Bild), Honigbienen und Wildbienen an. Darum heißt die Phacelia auch „Bienenschön“.

Die Anpassungen zwischen Pflanzen und Insekten sind oft sehr spezifisch. Wenn der Mensch eine Kulturpflanze aus der Herkunftsregion in neue Gebiete bringt, kann aus einem vorwiegenden Fremdbestäuber ein vorwiegender Selbstbestäuber werden – einfach, weil in der neuen Region die angepassten Bestäuberinsekten fehlen. Die Koevolution geht aber stetig weiter und heimische Insekten können dann wieder zu neuen Bestäubern werden. Ein Beispiel dafür ist Paprika: Ursprünglich aus Südamerika stammend, galt die Art Capsicum annuum in Mitteleuropa lange als Selbstbestäuber. In Ungarn jedoch, wo Paprika seit langem großflächig angebaut wird, wurde er in der Vermehrung schon viel länger als Fremdbestäuber behandelt und die einzelnen Sorten für eine sortenreine Vermehrung voneinander isoliert angebaut. Auch wir empfehlen, die Sorten räumlich oder technisch isoliert voneinander anzubauen, wenn man sie sortenrein vermehren will.

Blühender Fenchel mit Schwebfliege

Windbestäuber

Manche Arten haben so feinen Pollen, dass dieser vom Wind leicht verfrachtet werden kann. Pflanzen, die auf eine Bestäubung durch den Wind eingestellt sind, bilden keine auffälligen Blüten und auch keinen Nektar aus. Beispiele dafür sind Rote Bete, Man-gold, Mais und Amarant.

Selbstinkompatibilität

Bei manchen Pflanzen hat die Natur eine genetische Barriere gegen die Selbstbefruchtung eingebaut. Bei diesen strengen Fremdbefruchtern muss die Narbe einer Blüte mit dem Pollen, der auf einer anderen Pflanze gereift ist, bestäubt werden. Nur dann kommt es zu einer Befruchtung. Bei diesen Kulturarten ist es nahezu unmöglich, eine Bestäubung zwischen den Blüten einer Pflanze (Selbstung) herbeizuführen. Dieses Phänomen ist ein Schutzmechanismus gegen Inzucht und gewährleistet eine natürliche Vielfalt. Selbstinkompatibilität tritt häufig bei Kohlgewächsen auf. Die Konsequenz ist, dass rein für die Bestäubung mindestens zwei Kohlpflanzen gleichzeitig blühen müssen oder, anders gesagt, dass eine blühende Kohlpflanze allein keinen keimfähigen Samen bilden kann. Auch manche Kürbisarten setzen bei einer Selbstung entweder keine Früchte an oder die Samen entwickeln sich nur kümmerlich. Dies ist auch der Grund, warum z. B. eine einzelne Zucchinipflanze im Garten keine oder schlecht entwickelte Früchte trägt. Wachsen hingegen mehrere Zucchinipflanzen im Garten, werden sie durch Insekten mit dem Pollen der anderen Pflanzen bestäubt und können viele Früchte ansetzen. Auch ist bei mehreren Pflanzen die Wahrscheinlichkeit größer, dass eine weibliche Blüte – die genau einen Tag befruchtungsfähig ist – von einer männlichen Blüte – deren Pollen ebenso genau einen Tag lang befruchtungsfähig ist – bestäubt wird.

Mangold ist ein typischer Windbestäuber.

An dieser Blüte einer Endivie sind die einzelnen Pollenkörner gut erkennbar.

Welche Sorten können sich verkreuzen?

Die Antwort in einem Satz: Sorten, die Fremdbefruchter sind und zur selben botanischen Art gehören. Relativ einfach ist die Sache also bei Kulturarten, die vorwiegend Selbstbefruchter sind. Werden hier mehrere Sorten einer Art nebeneinander angebaut, kommt es selten zu Verkreuzungen (→ INSEKTENBESTÄUBER, S. 37). Bei Fremdbefruchtern hingegen können sich verschiedene Sorten einer Art verkreuzen. Es ist daher wichtig zu wissen, welche Gemüse, Kräuter und Blumen Selbst- und welche Fremdbefruchter sind.