Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter - Klaus Huber - E-Book

Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter E-Book

Klaus Huber

4,9

Beschreibung

Es sind noch keine zehn Menschengenerationen vergangen, seit die letzten Hexen und Ketzer auf den Scheiterhaufen der Inquisition zu Asche verwandelt wurden. Unter dem Druck der sich durchsetzenden Aufklärung verlor die Kirche jedoch an Macht, Menschenrechte wurden gegen den erbitterten Widerstand der Kirche erkämpft. Heute darf Religionskritik – zumindest hierzulande – frei geäußert werden. In diesem Sammelband kommen zahlreiche Frauen und Männer zum Thema Glaube und Religion zu Wort. Sie alle haben sich zum Glauben, zur Bibel, zum Atheismus und zum Lebenssinn geäußert. Über 700 religionskritische Zitate sind hier gesammelt und in neun Themenbereiche übersichtlich gegliedert. Eine Besonderheit dieses Buches ist die Tatsache, dass es zahlreiche Kernaussagen aus der aktuellen religionskritischen Literatur wiedergibt. So finden sich hier u.a. wichtige Zitate aus Richard Dawkins „Der Gotteswahn“, Michael Schmidt-Salomons „Manifest des evolutionären Humanismus“ oder Michael Onfrays „Wir brauchen keinen Gott“. Am Ende wird deutlich: „Wo es an Wissen fehlt, gibt der Glaube erfundene Antworten.“ Und natürlich: „Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter!“

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Seitenzahl: 208

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorwort zur 6. Auflage

Einleitung

1. Glaube und Religion

2. Gott

3. Die Bibel

4. Christentum und Kirche

5. Kinder

6. Ethik

7. Glaube und Wissenschaft

8. Atheismus

9. Sinn

Literaturhinweise

Personenverzeichnis

Vorwort

 

Warum dieses Buch? Muss man ketzerische Zitate auch noch sammeln und veröffentlichen? Was treibt Menschen dazu, sich öffentlich über Religion zu ereifern? Weshalb diese offene Kritik an einem System, das doch offenbar Milliarden Menschen Trost und Zuversicht gibt? Aus welchen Gründen nörgelt jemand an der Religion, am Glauben, der Kirche, kurz: an allem herum, was so vielen Menschen so heilig ist?

Ich bin Mitte vierzig, glücklich verheiratet, habe zwei gesunde Kinder und erfüllende Hobbys. Meinem Beruf als Lehrer gehe ich gerne nach. Insgesamt lebe ich ein glückliches und zufriedenes Leben. Warum schreibe ich dieses Buch? Etwa wegen schlechter Erfahrungen mit der Kirche? Diese Vermutung wurde mir gegenüber öfters geäußert. Nein, ich hatte keine negativen Erlebnisse diesbezüglich, wurde auch nie von einem Priester geohrfeigt oder ähnliches. Ganz im Gegenteil: Ich habe viele positive Erinnerungen an meine Zeit als Ministrant und später in der katholischen Jugend.

Meine religiöse Sozialisation verlief freilich zunächst in vorgegebenen Bahnen. In ein katholisches Umfeld in der Nähe von Bruchsal (Nordbaden) hineingeboren, gab es für mich keine wirkliche Alternative zum katholischen Glauben und keine echten Zweifel an demselben. Religion und Kirche waren feste Bestandteile des familiären, schulischen und dörflichen Lebens. Die Teilnahme an Gottesdiensten, Erstkommunion und Firmung war für mich reine Formsache, eine vorausgesetzte Selbstverständlichkeit, keine wirklich bewusste und offene Glaubensentscheidung. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Glauben beschränkte sich auf Fragen wie jene, ob für diensttuende Ministranten das Tragen von Turnschuhen angemessen ist oder nicht.

Erst viel später, mit Anfang Dreißig, setzte bei mir ein fundamentales Umdenken ein. Wenn ich mich zurückerinnere, was den Anlass dazu gab, so war es wohl ein Ende der neunziger Jahre selbst gebautes Spiegelteleskop. Der nächtliche Blick durch das Okular ließ mich über beeindruckende Galaxien in Millionen Lichtjahren Entfernung staunen. Die Schönheit und Faszination des Sternenhimmels mit seiner ungeheuerlichen Größe und seinen unglaublichen Phänomenen ließen mich neugierig werden auf Astronomie, Physik und Wissenschaft insgesamt.

In dieser Zeit fiel mir – ich weiß nicht mehr woher – das Buch „5 Gründe, warum es die Welt nicht geben kann“ des amerikanischen Wissenschaftsautors James Trefil in die Hände. Er beschrieb darin die Suche der Physiker nach den tiefen Wahrheiten unserer Welt, nach den letzten Fragen der Menschheit: Wie begann die Welt? Woraus besteht sie? Woher kommen wir? Wie wird alles enden? Dass wir erstmals in unserer Geschichte in der Lage sind, möglicherweise einigen dieser letzten Geheimnisse auf die Spur zu kommen, beeindruckte mich tief. Wir haben das Privileg, in einer außerordentlichen Zeit zu leben, einer Zeit, in der sich das Universum in Form unseres Gehirns seiner selbst bewusst wird und sich selbst immer mehr begreift. Ist es nicht fantastisch, für eine gewisse Zeit an dieser großen Reise der Menschheit durch Zeit und Raum zu den Grenzen des Kosmos und des Wissens Anteil zu haben?

Einige Bücher über Physik und Kosmologie später war für mich klar, dass die Wissenschaft diejenige war, die mir die Welt am besten erklären konnte. Wissenschaft begnügt sich nicht mit vagen, unüberprüfbaren Aussagen, sondern versucht, möglichst objektive und nachvollziehbare Erkenntnisse über die Welt zu gewinnen. Dabei unterlaufen auch Fehler, natürlich. Doch Wissenschaft entwickelt sich auch dadurch weiter, dass Modelle sich ständig aufs Neue beweisen und von Zeit zu Zeit angepasst oder durch bessere Ideen ersetzt werden müssen. Unter anderem diese Fähigkeit, Irrtümer einzugestehen und nach neuen Wegen zu suchen, unterscheidet sie grundsätzlich von religiösen Denksystemen, die an unantastbaren Dogmen geradezu festhalten müssen, wenn sie sich nicht selbst den Boden unter den Füßen wegziehen wollen.

Es war die Religion, die der Forschung immer wieder Knüppel zwischen die Beine warf: Die Erde ist nur ein Planet unter unzähligen? Das kann unmöglich sein. Der Mensch das zufällige, vorläufige Ergebnis der Evolution? Davon steht nichts in der Bibel.

Man stelle sich vor, wie unser Wissen über die Welt heute aussähe, wenn nicht mutige Forscher wie Giordano Bruno solch grenzenloser Dummheit und Ignoranz widersprochen hätten. Und man stelle sich weiterhin vor, wo wir heute ständen, wenn nicht die Religion über Jahrhunderte Wissenschaft, Fortschritt und Menschenrechte blockiert hätte.

Jedenfalls gärte es einige Jahre in mir, ehe mir klar wurde, dass die Kluft zwischen meinen vorherigen religiösen Überzeugungen und der offenkundigen Realität unüberbrückbar war. Es dauerte lange, über drei Lebensjahrzehnte, bis ich mich der starken Fesseln der religiösen Sozialisation entledigen konnte. Endlich, im Jahre 2009, trat ich aus der katholischen Kirche aus – ein sehr bewusster, befreiender Schritt. Damit hätte ich es bewenden lassen können. Doch wieso sollte ich mich nicht offen zu meinen Überzeugungen bekennen? Auf dem Gebiet der Weltanschauungen sind so viele lautstarke Marktschreier am Werke, die für ihre abstrusen Überzeugungen werben, dass es erlaubt sein muss, einige kritische Gegenbemerkungen anzubringen. Wer sich davon angegriffen fühlt, der sollte sein Verhältnis zur Toleranz und Meinungsvielfalt einer kritischen Prüfung unterziehen.

Wohl keine andere meiner Lebensentscheidungen war so gründlich durchdacht wie der Abschied von Kirche, Religion und Gott. Über dreißig Jahre meines Lebens hatte es gedauert, bis ich die Zwänge frühkindlicher religiöser Indoktrination ablegen und eine fundierte naturalistische, humanistische Weltanschauung entwickeln konnte. In dieser geht es mit „rechten Dingen“ zu. Da gibt es keine Seele, die den Tod überdauert, kein Jenseits, das auf uns wartet, keine Wunder und keine Engel. Nicht Götter, Elfen oder Sternzeichen beeinflussen den Lauf der Dinge, sondern allein die Naturgesetze. Etwas anderes wurde niemals beobachtet. Klingt langweilig? Das ist es absolut nicht. Die Erforschung der Welt hat derart faszinierende und phantastische Phänomene zutage gefördert, dass wir auf alles eingebildete Transzendente problemlos verzichten können.

In erster Linie interessiert mich die Wahrheit. Und wenn Religionen die Unwahrheit verbreiten, lässt mich das ebenso wenig kalt wie mein zweites Anliegen: Der Schutz der Menschenrechte, die so oft unter dem Schutzmantel der Religion oder der religiösen Toleranz mit Füßen getreten werden. Insofern halte ich religiöse Überzeugungen nicht per se für schützenswert. Auch und gerade sie sind kritisierbar.

Ich meine, dass es Anlass genug gibt, sich öffentlich und kritisch über Religion und ihre Auswirkungen zu äußern. Religion verhindert Denken, Fortschritt und Humanismus.

Darum dieses Buch.

 

Vorwort zur 6. Auflage

 

Dieses Buch erfuhr seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2011 bereits mehrere Überarbeitungen und Erweiterungen. Seit der fünften Auflage ist das Buch auch als Hardcover erhältlich. In der vorliegenden sechsten Auflage wurde außerdem ein alphabetisches Personenverzeichnis eingefügt.

Das Thema des Buches hat an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil: Nach wie vor wird die Welt von zahlreichen Gewalttaten und kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert. Missbrauchsskandale, Bürgerkrieg in Syrien, Selbstmordattentate, Gräueltaten von IS und Boko Haram (übersetzt: „Bücher sind bzw. Bildung ist Sünde“!) – täglich wird uns drastisch vor Augen geführt, was Menschen einander antun können, und das viel zu oft aus religiösen Gründen. Schnell wird gebetsmühlenartig betont, dies alles habe mit Religion nichts zu tun. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall! Ein genauer Blick in die „Heiligen Schriften“ und die Geschichte der monotheistischen Religionen belegt dies. Toleranz, Demokratie oder Freiheitsrechte sucht man hier vergebens. Hingegen findet man jede Menge Rechtfertigungen, ja unmissverständliche Aufforderungen dazu, Ungläubige zu verfolgen und den eigenen Glauben mit Gewalt zu verbreiten.

Religionskritik ist daher wichtiger denn je. Nur eine säkulare Ethik und die klare Trennung von Staat und Religion garantieren, dass diejenigen, die ihre Religion wirklich ernst nehmen, all die mühsam erkämpften Errungenschaften der Aufklärung nicht wieder pulverisieren.

Klaus Huber, im Oktober 2015

 

Einleitung

Es sind noch keine zehn Menschengenerationen vergangen, seit die letzten Hexen und Ketzer auf den Scheiterhaufen der Inquisition zu Asche verwandelt wurden.

Das ohnehin schon harte Leben der Menschen war durchdrungen von strengen religiösen Vorschriften und dumpfen Ritualen. Die Menschen lebten in realer Angst vor den kirchlichen Folterknechten und der ewigen Strafe im Höllenfeuer für bereits geringe Vergehen. Die Kirche war damals weit mächtiger als heute und machte sich zahlloser Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Sie verlor jedoch unter dem Druck der sich durchsetzenden Aufklärung an Macht. Menschenrechte wurden gegen den erbitterten Widerstand der Kirche erkämpft.

Heute darf Religionskritik – zumindest bei uns – öffentlich geäußert werden. Solange keine Rechte anderer verletzt werden, ist dies durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Immer mehr Menschen machen von ihrem Recht Gebrauch, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören und treten aus der Kirche aus. Mittlerweile stellen die Konfessionslosen in Deutschland mit 35% die größte Bevölkerungsgruppe, während die beiden christlichen Kirchen jeweils unter 30% gefallen sind!

Dennoch ist Religion, allen voran die christliche, allgegenwärtig. Ihr Einfluss durchdringt zum Beispiel das Erziehungs- und Bildungswesen sowie weite Teile der Medienlandschaft. Der „christlichen Botschaft“ kann man sich hierzulande kaum entziehen. Konfessionelle Kindergärten (die – wie in der Öffentlichkeit kaum bekannt – zu über 90% vom Staat finanziert werden!), staatlich organisierter und finanzierter konfessioneller Religionsunterricht (statt gemeinsamer Ethikunterricht für alle!) und die einseitige Bevorzugung religiöser Weltanschauungen bei Rundfunk- und Fernsehsendern zeugen davon, dass wir von der verfassungsmäßig gebotenen Trennung von Kirche und Staat noch weit entfernt sind.

Religion muss Privatsache sein! Doch die Realität sieht leider anders aus: Genitalverstümmelung, Einschränkung der Meinungsfreiheit und die Unterdrückung der Frau sind nur drei Beispiele, wie sich Religion eben nicht auf den privaten Bereich beschränkt, sondern in unser aller Leben einmischt.

Es ist daher an der Zeit, der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung zu tragen. Es ist an der Zeit, der Stimme der Bevölkerungsmehrheit mehr Gewicht zu verleihen und den Einfluss der Religionsgemeinschaften zu begrenzen. Es ist an der Zeit, sich genau anzuschauen, welcher Gott in der Bibel tatsächlich beschrieben und welche Moral dort angepriesen wird. Es ist an der Zeit, laut auszusprechen, wie fortschritts- und menschenfeindlich sich die Religionen seit Jahrtausenden gebärden. Es ist an der Zeit, mit dem Vorurteil aufzuräumen, Atheisten seien die schlechteren Menschen und taumelten halt- und sinnlos durchs Leben. Und es ist an der Zeit, offen und nachhaltig für eine religionsfreie, an Naturalismus und Humanismus orientierte Weltanschauung zu werben.

In den letzten Jahren haben couragierte Autoren deutlich Stellung zu diesen Punkten bezogen und eine Reihe wichtiger Bücher veröffentlicht. Mit treffsicheren Zitaten legten sie ihre Finger in die offenen Wunden der Religion.

Doch noch immer herrscht auf dem Büchermarkt ein krasses Missverhältnis. Der Anteil an religionskritischer Literatur ist nach wie vor verschwindend gering gegenüber der unüberschaubaren Fülle von Veröffentlichungen religiöser Autoren.

Dies liegt unter anderem an dem großen Wettbewerbsvorteil, den letztere auf ihrer Seite haben. Seit Jahrhunderten werden beispielsweise hauptamtliche Theologen dafür ausgebildet und bezahlt, ihre Religion im guten Lichte darzustellen. Religionskritische Autoren schreiben ihre Bücher dagegen meist in ihrer Freizeit und mussten dabei in der Vergangenheit (und teilweise noch heute) oft mit Nachteilen, z. B. im Beruf, rechnen. Insofern ist es erfreulich und den Grundsätzen unserer pluralistischen Gesellschaft zuträglich, dass in den letzten Jahren das Angebot an religionskritischen, an einer humanistischen Weltsicht orientierten Büchern zugenommen hat.

Im vorliegenden Sammelband kommen zum Thema Religionskritik zahlreiche Frauen und Männer zu Wort, Menschen aus längst vergangenen Zeiten (wie der römische Dichter Juvenal, dessen fast zweitausend Jahre alter Ausspruch diesem Buch seinen Titel gab) ebenso wie aus der Gegenwart, Atheisten und Agnostiker, Wissenschaftler und Schriftsteller, aber auch Päpste, Kardinäle und andere Zeitgenossen aus den verschiedensten Ländern und Gesellschaftsschichten. Sie alle haben sich zum Glauben, zur Bibel, zum Atheismus und zum Lebenssinn geäußert.

Das Besondere an diesem Buch ist zum einen die Fülle der Zitate, die es beinhaltet (über 700). Zweitens gibt es nicht nur viele allgemein bekannte Aussprüche, sondern auch Kernaussagen aus der aktuellen religionskritischen Literatur wieder. So sind hier unter anderem zentrale Gedanken aus Richard Dawkins’ „Der Gotteswahn“, Michael Schmidt-Salomons „Manifest des evolutionären Humanismus“, Sam Harris’ „Brief an ein christliches Land“ oder Michael Onfrays „Wir brauchen keinen Gott“ gesammelt und thematisch in Kapitel geordnet.

Innerhalb eines Kapitels sind die Zitate schlicht alphabetisch sortiert. Die Anzahl und Titel der Kapitel wurden freilich nach subjektiven Gesichtspunkten gewählt. Weiterhin lässt sich über die Zuordnung der Zitate zu den Kapiteln durchaus streiten, und viele Aussagen würden genauso gut in mehrere Kategorien passen.

Ebenso wenig objektiv ist die Auswahl der verwendeten religionskritischen Bücher aus den letzten Jahren, die ich nicht nur danach ausgesucht habe, ob sie in der öffentlichen Debatte eine bedeutsame Rolle spielen, sondern auch danach, ob sie mich ganz persönlich in der Entwicklung meines naturalistischhumanistischen Weltbildes vorangebracht haben.

Das vorliegende Buch ist weniger darauf ausgelegt, von vorne bis hinten an einem Stück durchgelesen zu werden, sondern lädt vielmehr ein zum beliebigen Springen zwischen den Kapiteln und zum Schmökern an zufällig aufgeschlagener Seite. Von längeren, sich über mehrere Sätze erstreckenden Zitaten sollte sich der Leser dabei nicht abschrecken lassen, bringen sie doch oft Licht in komplexe Zusammenhänge.

Am Ende findet sich eine Liste der Bücher, aus denen ein großer Teil der Zitate stammt und die dem interessierten Leser sehr ans Herz gelegt sind. Der Sinn dieses Buches wäre erfüllt, wenn seine Lektüre bei dem einen oder anderen Leser Neugier auf die zugrundeliegenden Werke weckt.

Die Quellenangaben dienen in erster Linie der Information und nicht dem Ziel, dem Gesagten besonderen Nachdruck zu verleihen. Ganz im Sinne des Philosophen Malte Ecker, der empfiehlt: „Stützen Sie sich in Begründungen nicht auf die Ansichten von Prominenten. Prominente sind ganz gewöhnliche Menschen, die nicht mehr und nicht weniger von einer Sache verstehen als andere. Ihre Prominenz ist kein guter Grund dafür, ihnen eher zu glauben als anderen Menschen.“

Außerdem stellt er fest: „Natürlich spricht nichts dagegen, darauf hinzuweisen, dass man mit seiner Auffassung nicht alleine dasteht. Dies ist zweifellos ein schöner Schmuck für die eigene Auffassung. Aber das alleine ist noch keine Begründung. Abraham Lincoln, Mahatma Gandhi oder Mutter Teresa hatten eine besondere gesellschaftliche Stellung inne, über besonderes Wissen oder Insiderkenntnisse verfügten sie nicht.“

Wenngleich also das Wissen darüber, aus wessen Munde ein Ausspruch stammt, sehr erhellend sein kann, so sollen die hier abgedruckten Zitate inhaltlich doch für sich selbst stehen.

Gläubige mögen die Art und Weise, wie in diesem Buch über ihre Religion diskutiert wird, vielleicht als beleidigend empfinden. Schon vom Buchtitel könnte man sich provoziert fühlen. Doch eine gewisse Polarisierung bzw. Zuspitzung ist zuweilen ganz nützlich und hilft dabei, dass man in einer Sache seinen eigenen, klaren Standpunkt findet. Außerdem spricht nichts dafür, für begründete Kritik an Religion andere Maßstäbe anzulegen als anderswo.

Dieses Buch wird in erster Linie den ungläubigen bzw. zweifelnden Leser ansprechen, für den es zahlreiche Anregungen bietet. Doch auch der Gläubige ist eingeladen, seine Positionen anhand der vorgelegten Zitate zu überprüfen und anschließend entweder umso überzeugter zu vertreten oder aber in manchen Punkten neu zu überdenken.

 

1. Glaube und Religion

 

Religiöse Denkmuster sind wohl so alt wie die Menschheit selbst. Schon immer haben unsere Vorfahren versucht, die Welt zu begreifen und zu deuten. Aufgrund ihres begrenzten Wissens konnten die frühen Menschen Phänomene wie Kometen oder Blitze jedoch nicht verstehen. Unerklärliches wurde zu Göttlichem erklärt.

Längst ist die Menschheit aus dem dunklen Zeitalter der Unwissenheit herausgetreten. Dennoch fallen wir auch noch heute, da unser Wissen über die Welt weit fortgeschritten ist, immer noch oft in die steinzeitlichen Verhaltensmuster zurück. Die Tendenz, bestimmte Phänomene vorschnell als übersinnliche Erscheinung oder göttliches Zeichen zu deuten, ist weit verbreitet. Dabei gibt es keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Aberglauben und dem Glauben an eine der großen Weltreligionen. Beide behaupten Dinge, die wissenschaftlichen Prüfungen nicht standhalten.

Bemerkenswert ist, dass weite Teile der Bevölkerung an übersinnliche Phänomene glauben, obwohl bisher kein glaubhafter Beweis für deren Existenz vorgelegt wurde – kein einziger! Wer an dieser Stelle etwas anderes behauptet, ist entweder schlecht informiert, Opfer einer (Sinnes-) Täuschung oder ein Lügner. Kein Wünschelrutengänger, Wasserenergetisierer, Wahrsager oder Telepath hat jemals das Eine-Millionen-Dollar-Preisgeld der James-Randi-Stiftung abgeholt, die diesen Betrag für den Nachweis einer beliebigen übersinnlichen Fähigkeit ausgesetzt hat. Kein ernstzunehmendes Experiment hat jemals die Existenz paranormaler Kräfte oder Phänomene bestätigt.

Was bedeutet das? Das bedeutet, es ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass keinerlei derartigen Phänomene existieren. Vernünftigerweise sollte man solange an ihnen zweifeln, bis seriöse Beweise vorgelegt werden.

Dennoch scheint der Glaube an das Übersinnliche ungebrochen. Möglicherweise „will“ man einfach glauben, dass die Welt mehr zu bieten hat als sich unsere Schulweisheit erträumt, gleichgültig, ob es ernstzunehmende Hinweise darauf gibt.

Gesunde Skepsis ist aber nicht nur gegenüber Hellsehern und Feng Shui Beratern angebracht. Sämtliche Religionen wollen uns weismachen, dass Götter und unsichtbare Kräfte unser Leben beeinflussen. Die Frage muss erlaubt sein und beantwortet werden: Stimmt das überhaupt? Möglicherweise brachte der Glaube an höhere Mächte unseren frühen Vorfahren einen evolutionären Vorteil im Kampf ums Überleben. Vielleicht ist Religion auch lediglich ein zufälliges Nebenprodukt der Evolution. Wie auch immer: Heute bedürfen wir dieser Märchen nicht mehr. Es ist fantastisch genug, was die Realität, die wirkliche Welt, zu bieten hat. Sie gilt es zu erforschen. Bei diesem abenteuerlichen, aufregenden Unternehmen ist uns die Religion nur ein Hemmschuh am Fuß.

Glaube und Religion bauen Luftschlösser und verlangen von uns, „nicht zu sehen und doch zu glauben“. Das ist wenig überzeugend, ließe sich doch so der Glaube an jeden erdenklichen Unsinn rechtfertigen und einfordern. Angesichts der Ungeheuerlichkeit und Reichweite ihrer Behauptungen sollten wir die Religionen nicht vorschnell aus der Verantwortung entlassen, Belege für die Richtigkeit ihrer Annahmen vorzulegen. Es ist nicht schwer, vorherzusagen, dass die Menschheit auf derartige Beweise vergeblich warten wird.

 

44% der amerikanischen Bevölkerung sind überzeugt, dass Jesus irgendwann in den nächsten 50 Jahren wiederkehren wird, um über die Lebenden und die Toten zu richten.

Sam Harris, amerik. Schriftsteller (1967 -)

Alle Religionen geben sich große Mühe, Zweifler zum Schweigen zu bringen oder hinzurichten, ein wiederkehrendes Phänomen, das ich geneigt bin, eher als Zeichen der Schwäche zu werten denn als ein Zeichen der Stärke.

Christopher Hitchens, amerik. Autor (1949 – 2011)

Alle Religionen sind gleich: Religion, das sind vor allem Schuldgefühle mit unterschiedlichen Feiertagen.

Cathy Ladman, amerikanische Komikerin (1962 -)

Alles sind menschliche Konstrukte: Die Stimme Gottes, eigene Gedanken, Ein-Bildungen, mystische Fantasien, Wirklichkeitsverzerrungen, Wahnvorstellungen…

Reinhold Miller, dt. Pädagoge u. Autor (1943 -)

Als der Mensch noch keine Wissenschaft kannte, glaubte er, dass nicht Gravitation oder Magnetismus die Welt zusammenhalten, sondern Zauberkräfte.

Dieter Nuhr, dt. Kabarettist (1960 -)

Angesichts der Tatsache, dass das einzige Motiv [der Kreationisten, zur Widerlegung der Evolutionslehre an den physikalischen Gesetzen herumzuspielen] ist, den Schöpfungsmythos einer bestimmten Gruppe bronzezeitlicher Stammesangehöriger aufrechtzuerhalten, ist es, gelinde gesagt, überraschend, dass sich davon überhaupt irgendjemand hinters Licht führen lässt.

Richard Dawkins, brit. Evolutionsbiologe (1941 -)

Angewöhnung geistiger Grundsätze ohne Gründe nennt man Glauben.

Friedrich Nietzsche, dt. Philosoph (1844 – 1900)

Auf dem Dorfe ist gut predigen.

Sprichwort

Auffallend ist, dass die zweifelhaftesten Theorien oft um so heftiger vertreten werden, je stärker der Boden schwankt, auf dem sie gedeihen.

Peter Henkel, dt. Philosoph u. Journalist (1942 -)

Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise.

Carl Sagan, amerik. Astronom (1934 – 1996)

Da der Mensch von Natur aus egozentrisch ist, hat jede Form von Aberglauben gewissermaßen einen Heimvorteil. In den USA stecken wir unsere ganze Kraft in den Bau immer höherer Gebäude und schnellerer Verkehrsflugzeuge […] doch dann schaffen wir es nicht, die Stockwerks- oder Sitzreihennummer 13 zu vergeben.

Christopher Hitchens, amerik. Autor (1949 – 2011)

Da sich der Mensch eine solch geistlose, chemiegesteuerte Existenz vor Erfindung der Psychologie und der Neurowissenschaften nicht vorstellen konnte, griff er zu mystischen Verschleierungen und erklärte den primitiven Paarungsdrang so falsch wie pathetisch als großes „Gefühl“: Liebe. Wir haben das aus Bequemlichkeit beibehalten, weil auch wir uns mit einem Zusammensein auf rein organischer Basis nicht abfinden können.

Dieter Nuhr, dt. Kabarettist (1960 -), über die Liebe

Dann [stellt sich] die Frage […], warum sich ein Gehirn dahin entwickeln sollte, in Überzeugungen Trost zu finden, die es eindeutig als falsch erkennen kann. Ein frierender Mensch findet keinen Trost in dem Glauben, dass ihm warm sei; ein Mensch, der sich einem Löwen gegenübersieht, lässt sich nicht von dem Glauben beruhigen, dass es sich um ein Kaninchen handele.

Steven Pinker, kanad. Psychologe (1954 -)

Darum bitten, dass die Gesetze des Universums wegen eines einzigen, eingestandenermaßen unwürdigen Bittstellers außer Kraft gesetzt werden.

Ambrose Bierce, amerik. Schriftsteller (1842 – 1914), zur Definition von „Beten“

Das alte Wissen der Naturheiler beruhte dabei darauf, dass man über Vorgänge im Körper nichts wusste, dass es also auch an der Leber liegen könnte, wenn der Knorpel juckt.

Dieter Nuhr, dt. Kabarettist (1960 -)

Das Bekenntnis, man gehöre einer bestimmten Religion an, ist nicht mehr und nicht weniger seltsam, als würde man sich entschließen zu glauben, dass die Erde die Form eines Rhombus hat und in den Scheren zweier riesiger grüner Hummer namens Esmeralda und Keith durch den Kosmos getragen wird.

Andrew Mueller, austral. Journalist (1968 -)

Das Dogma ist nichts anderes als ein ausdrückliches Verbot zu denken.

Ludwig Feuerbach, dt. Philosoph (1804 – 1872)

Das Erlassen von Gesetzen, die die Ausübung der Religionsfreiheit bzw. das Ausleben kultureller Traditionen dort rigoros begrenzen, wo sie mit rechtsstaatlichen Prinzipien kollidieren (Beispiel: Zwangsheirat), ist […] zwar ein notwendiger, aber noch kein hinreichender Schritt.

Michael Schmidt-Salomon, dt. Philosoph (1967 -)

Das Erstaunlichste ist, daß sich der schaffende Mensch über viele Jahrhunderte hinweg sein Selbstbewußtsein, sein Selbstvertrauen in die eigene Kraft und Fähigkeit und sein kritisches Denken so nachhaltig zerstören ließ, nur um ein guter Christ zu sein, dies auch noch heute kritik- und willenlos über sich ergehen läßt, ja sogar noch seine Peiniger verehrt und in Demut vor ihnen niederfällt.

Erich Bromme, dt. Historiker (1906 – 1986)

Das große unsagbare Übel im Mittelpunkt unserer Kultur ist der Monotheismus. Aus einem barbarischen bronzezeitlichen Text, der unter dem Namen Altes Testament bekannt ist, haben sich drei menschenfeindliche Religionen entwickelt: das Judentum, das Christentum und der Islam. Es sind Himmelsgott-Religionen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes patriarchalisch – Gott ist der allmächtige Vater –, und deshalb werden Frauen in den Ländern, die von dem Himmelsgott und seinen irdischen männlichen Vertretern heimgesucht waren, 2000 Jahre lang verachtet.

Gore Vidal, amerik. Schriftsteller (1925 – 2012)

Das menschliche „Gemütsbedürfnis“ hält den Unsterblichkeitsglauben besonders aus zwei Gründen fest, erstens in der Hoffnung auf ein besseres zukünftiges Leben im Jenseits und zweitens in der Hoffnung auf Wiedersehen der teueren Lieben und Freunde, welche uns der Tod hier entrissen hat.

Ernst Haeckel, dt. Naturforscher u. Philosoph (1834 – 1919)

Das Schöne am Glauben an das im Geheimen waltende Böse ist, dass man einer exklusiven Gemeinschaft angehört, die die Wahrheit gepachtet hat. Wunderbar ist auch, dass der Angehörige einer verschwörungsgläubigen Gemeinschaft glauben darf, mehr zu wissen, als alle Wissenschaftler dieser Erde, obwohl ihm ganze Sätze mit mehr als fünf Worten oder Rechnungen mit mehreren Ziffern oft große Schwierigkeiten bereiten. Mit anderen Worten: Die Glaubensbereitschaft steigt proportional zum Trottelfaktor. Je größer der Deppenfaktor, desto gigantischer das Bescheidwissergefühl.

Dieter Nuhr, dt. Kabarettist (1960 -)

Das weltweite Volk der Gläubigen ist ein Volk von abhängigen, aber auch therapieresistenten Junkies [„Opium fürs Volk“], unbeweglich, unselbstständig und unglücklich. Glückliche Menschen brauchen keinen Gott.

Helge Nyncke, dt. Illustrator u. Autor (1956 -)

Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.

Johann Wolfgang v. Goethe, dt. Dichter (1749 – 1832)

Das Ziel der Philosophie ist einzig und allein die Wahrheit, das Ziel des Glaubens einzig und allein Gehorsam und Frömmigkeit.

Baruch Spinoza, niederl. Philosoph (1632 – 1677)

Dass Glaube etwas anderes als Aberglaube sei, ist unter allem Aberglauben der größte.

Karlheinz Deschner, dt. Schriftsteller (1924 – 2014)

Dass Menschen bereit sind, für ihre religiösen Überzeugungen zu sterben, ist die eine Sache, eine andere ist, wenn ein religiöser Mensch andere für seine Überzeugungen umbringt.

Dieter Nuhr, dt. Kabarettist (1960 -)

Dass Religion die Fähigkeit hat, zu trösten, macht sie nicht wahrer.

Richard Dawkins, brit. Evolutionsbiologe (1941 -)

Dass sich bestimmte Personen oder Personengruppen durch das Aufstellen „heiliger“ (d.h. unantastbarer) Spielregeln jeglichem kritischen Zugriff entziehen und dadurch eigene Denkfehler als verbindlich in die Zukunft fortschreiben, kann und darf in einer modernen Gesellschaft keine akzeptable Praxis mehr sein!

Hans Albert, dt. Philosoph (1921 -)

[Den Kirchen ist es gelungen] bei der ganz großen Mehrzahl heutiger Menschen durch ihre umfassende, alles durchdringende, zu einem großen Teil mit Steuermitteln finanzierte Strategie […] der Desinformation einen Zustand weitgehender Uninformiertheit, ja man kann es so hart formulieren, der weitgehenden Infantilisierung des religiösen Wissensstandes […] zu erzeugen.

Franz Buggle, dt. Psychologe (1933 – 2011)

Der Glaube an böse Geister und ihre unheilvolle Macht ist einer der Grundbestandteile aller primitiven Religionen.

Rudolf Knopf, evang. Theologe (1874 – 1920)

Der Glaube an die „eine große“ Liebe ist Teil eines zoologisch bedingten Selbstbetruges, in dem das Bewusstsein des Menschen durch Ausschüttung von Hormonen und anderen Körpersäften außer Kraft gesetzt und durch tierische Triebe ersetzt wird. Nicht die Liebe hat Romeo und Julia aneinandergekettet, sondern Pheromone, Dopamin, Serotonin und möglicherweise auch Alkohol.

Dieter Nuhr, dt. Kabarettist (1960 -)

Der Glaube gibt dir keine Antworten, er sorgt nur dafür, dass du keine Fragen mehr stellst.

unbekannt

Der Islam, diese abstruse Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet.

Mustafa Kemal Atatürk, Begründer der Republik Türkei (1881 – 1938)

Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenn's ihm gut geht und eine, wenn's ihm schlecht geht. Die letzte heißt Religion.

Kurt Tucholsky, dt. Schriftsteller (1890 – 1935)



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