Heat of the Moment - Lauren Barnholdt - E-Book

Heat of the Moment E-Book

Lauren Barnholdt

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Lyla McAfee kann die Klassenfahrt nach Florida kaum erwarten: Sommer, Sonne und Boyfriend Derrick. Mit dem sie „das erste Mal“ in Angriff nehmen will. Aber dann läuft rein gar nichts wie geplant. Erst muss sie mit Bad Boy Beckett zum Flughafen fahren, dann liefert sie sich einen schlimmen Streit mit Derrick und stellt nach der Ankunft fest, dass sie ein Zimmer mit Aven und Quinn teilt, ihren ehemals besten, inzwischen entfremdeten Freundinnen. Als Lyla dann noch eine E-Mail von sich selbst erhält, mit der Botschaft: „Lerne zu vertrauen!“, kommt sie ins Grübeln. Nicht nur über Aven und Quinn, sondern auch über Beckett …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 373

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DIE AUTORIN

Foto: © Aaron Gorvine

Lauren Barnholdt hat eine Vielzahl von Jugendbüchern veröffentlicht. Wenn sie nicht gerade schreibt, liebt sie es, sich in Büchern zu vergraben. Ihr Motto ist Carpe Diem. Lauren lebt mit ihrer Familie in Waltham, Massachusetts. Mehr über die Autorin unter laurenbarnholdt.com

Von der Autorin sind außerdem bei cbt erschienen:

Die verrückteste Nacht meines Lebens

Mein Sommer mit Noah

Lauren Barnholdt

HEAT

OF THE

MOMENT

Aus dem Englischen

von Bettina Spangler

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe Mai 2016

© 2015 by Lauren Barnholdt

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter

dem Titel »Heat of the Moment. The Moment

of Truth Book 1« bei Harper Teen,

an imprint of Harper Collins Publishers, New York.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

© 2016 für die deutschsprachige Ausgabe by

cbt Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Aus dem Englischen von Bettina Spangler

Lektorat: Christina Neiske

Umschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

Cover design by Annemieke Beemster Leverenz,

unter Verwendung eines Fotos von © Oriana Layendecker/ImageBrief.com

he · Herstellung: kw/ang

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-16742-4V002

www.cbt-buecher.de

EINS

An: Lyla McAfee ([email protected])

Von: Lyla McAfee ([email protected])

Vor dem Abschluss werde ich … lernen zu vertrauen.

Ich hatte diese dämliche Mail schon eine Woche, nachdem ich sie geschickt hatte, wieder vergessen, und ich schwör’s, seitdem hab ich nie wieder daran gedacht. Ich meine, hallo, wer schreibt so was überhaupt? Vor dem Abschluss werde ich lernen zu vertrauen? Das ist doch wohl das Dämlichste, was ich in meinem Leben je gehört habe.

Warum hab ich nicht was geschrieben, das ein bisschen … keine Ahnung, konkreter ist? Ihr wisst schon, einfach ein klein wenig … eindeutiger. So was wie: Bevor ich meinen Abschluss mache, will ich mit dem Fallschirm springen. Oder: Vor dem Abschluss verliere ich meine Jungfräulichkeit. Und damit will ich nicht sagen, dass das etwas ist, das man am besten schnell hinter sich bringen sollte, oh nein. Ist ja schließlich nicht zu vergleichen mit dem Benutzen von Zahnseide oder der lästigen Schuluntersuchung.

Obwohl …

Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, vielleicht hätte ich das doch schreiben sollen. Ich meine, ich war damals erst vierzehn und frisch auf der Highschool, als Quinn, Aven und ich diese Mails an uns selbst schrieben und sie so vordatierten, dass sie erst unmittelbar vor unserem Highschoolabschluss abgeschickt werden würden. Damals machten wir drei eine ziemliche Emophase durch. Wir waren an den Strand gegangen und hatten ein Lagerfeuer angezündet, und dann wurden wir ganz trübsinnig und spirituell und beschlossen, dass jede sich eine Mail mit einem Vorhaben schicken sollte, das sie vor dem Abschluss noch in die Tat umsetzen wollte.

So im Nachhinein kommt mir das Ganze ziemlich lächerlich vor.

Klar weiß ich, wie Vertrauen geht.

Ich hätte echt lieber das mit meiner Jungfräulichkeit schreiben sollen.

Ich meine, das ergäbe wenigstens einen Sinn, weil ich daran nämlich am kommenden Wochenende arbeiten werde.

Ich starre auf die E-Mail, die ganz plötzlich auf meinem Handydisplay aufgepoppt ist. Dann lasse ich mein Telefon in der Tasche verschwinden. Ich hab ganz andere Sorgen, da kann ich nicht über eine dämliche E-Mail nachdenken, die ich mir vor fast vier Jahren selbst geschickt habe. Allem voran wäre da die Tatsache, dass ich schon viel zu spät dran bin. (Und damit meine ich jetzt nicht die Sache mit der Jungfräulichkeit, haha.) Nein, ich bin zu spät dran für die Abschlussfahrt nach Florida. Beziehungsweise zu spät für den Bus, der mich und meine Mitschüler zum Flughafen bringen soll.

Das ist echt ganz großer Mist. Erstens weil ich eigentlich nie zu spät komme; zweitens weil mir diese Reise superwichtig ist (siehe die zuvor erwähnte Sache mit dem Verlust meiner Jungfräulichkeit); und drittens weil es einfach keine Möglichkeit gibt, einen späteren Flieger zu nehmen, wenn ich den jetzt verpasse.

Es stand ja alles drin in dem Wust an Infoblättern, die sie uns geschickt haben: »SOLLTE EIN SCHÜLER/EINE SCHÜLERIN DEN FLUG VERPASSEN, GIBT ES KEINE MÖGLICHKEIT, SICH DER GRUPPE ZU EINEM SPÄTEREN ZEITPUNKT ANZUSCHLIESSEN. DIE REISEKOSTEN WERDEN IN DEM FALL NICHT ZURÜCKERSTATTET.«

So was schreiben die ja oft, nur um die Leute einzuschüchtern, aber dieses Mal war ich mir ziemlich sicher, dass das ernst gemeint war. Es fuhren insgesamt fast hundert Schülerinnen und Schüler mit nach Florida, da konnten die es nicht brauchen, sich auch noch um zusätzliche Flüge und zu spät kommende Kids zu kümmern.

»Kannst du nicht ein bisschen schneller fahren?«, bitte ich meine Mom und rutsche unruhig auf dem Beifahrersitz ihres Jeeps herum.

Sie macht mich noch wahnsinnig. Aber echt!

»Ich fahre ja schon mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit«, sagt sie und hebt ihre Hand an, um einen Blick auf den Tacho zu werfen. Offenbar ist ihr nicht klar, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht das Gleiche ist wie die maximale Geschwindigkeit, die man fahren darf. Es geht nämlich noch drei Kilometer pro Stunde schneller, ohne dass man gleich aus dem Verkehr gezogen wird. So sieht es aus.

»Wenn ich den Bus nicht erwische, kriege ich auch den Flieger nicht«, sage ich. In dem Punkt war das Schreiben auch ziemlich eindeutig. Man darf nicht auf eigene Faust zum Flughafen fahren und dann erwarten, dass man sich einfach zu den anderen gesellen kann, sondern muss auf jeden Fall mit dem Bus hinfahren. Hat wohl was mit der Versicherung zu tun. »Und wenn ich den Flieger verpasse, krieg ich auch mein Geld nicht zurück. Keinen Cent. Nicht mal anteilig.«

Sie runzelt die Stirn und sieht wieder auf den Tacho. Eine Sekunde später bewegt sich die Nadel. Sie fährt jetzt zwei Stundenkilometer über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Ich seufze. Meine Mom war schon immer ein wenig … zerstreut. Heute Morgen zum Beispiel. Da hat sie eine geschlagene Viertelstunde gebraucht, um sich eine Tasse Kaffee zu machen. Sie lässt sich dauernd von irgendwelchen unwichtigen Dingen ablenken. Und als wir dann ins Auto gestiegen sind, da hat sie doch glatt ihre Geldbörse rausgezogen, ein Foto von mir nach dem anderen zum Vorschein gebracht und was gefaselt von wegen, sie könne nicht glauben, dass ihr Baby auf Abschlussfahrt nach Florida gehe, und wie die Zeit doch verfliege, und wie gut sie noch wisse, wie verängstigt ich an meinem ersten Schultag gewesen sei und bla, bla, bla. (Gibt es überhaupt noch Leute, die Fotos in ihren Geldbörsen aufbewahren? Ich glaub fast, sie leidet an ADHS. Also, ziemlich sicher. In letzter Zeit hat sie reihenweise Ratgeber zum Thema »Wie man die Kontrolle über sein eigenes Leben wiedergewinnt« verschlungen – Der Fünf-Minuten-Manager! Zeitmanagement im Alltag!Fokus: Nur nicht ablenken lassen! –, bloß langsam glaube ich, dass sie mit einem Rezept für Ritalin besser bedient wäre.)

Ich sehe zu, wie die Digitaluhr im Auto die Minuten runterzählt.

Sechs Uhr achtundfünfzig. Sechs Uhr neunundfünfzig. Um sieben sollten wir eigentlich da sein. Um sieben Uhr zwei bleiben wir an einer roten Ampel stehen, und zwar dermaßen lang, dass ich mir auf die Lippe beißen muss, um nicht laut loszuschreien.

Als wir schließlich auf den Parkplatz der Schule biegen, ist da kein Bus.

Der Bus ist weg.

»Der Bus ist weg!«, schreie ich hysterisch los.

Ich krame mein Handy hervor und sehe nach, ob da eine SMS von Derrick ist. Derrick ist mein Freund. Der, an den ich kommendes Wochenende meine Jungfräulichkeit verlieren werde. Er hätte mir doch bestimmt eine SMS geschickt, wenn der Bus schon losgefahren wäre. Aber da ist nichts. Keine Nachricht. Kein »Wo steckst du?? Wir fahren gleich!«.

Hab ich mich möglicherweise in der Zeit geirrt? Vielleicht fährt der Bus ja erst um acht, dann wäre ich ja eine Stunde zu früh dran! Panisch blättere ich das Infomaterial durch, das ich extra mitgenommen habe, aber da steht ganz groß SIEBEN. Toll. Echt grandios. Versäume ich jetzt die Abschlussfahrt? Ich darf sie nicht verpassen. Diese Fahrt ist wichtig! Das ganze Schuljahr freue ich mich schon darauf!

Meine Mom, die es offenbar nicht wahrhaben will, fährt unbeirrt auf das Schulgebäude zu. Sie hat es eindeutig noch nicht gerafft. Als der Wagen sich dem Kreisverkehr direkt vor der Schule nähert, sehe ich jemanden am Straßenrand, genau an der Stelle, an der eigentlich der Bus stehen sollte. Derrick! Vermutlich hat er auf mich gewartet! Schätze, er hat beschlossen, auch nicht mit nach Florida zu fliegen, wenn ich nicht mitkomme. Ich frage mich, ob er wohl den richtigen Riecher hatte, weil ich doch am Wochenende meine Jungfräulichkeit an ihn verlieren will. (Ich wette, er hat den Artikel auf meinem Handy gesehen. Da ging es darum, ob das erste Mal wehtut. Wie peinlich ist das denn!) Und ich überlege, ob das wohl der einzige Grund ist, weshalb er überhaupt mit auf diese Abschlussfahrt kommen wollte. Der Gedanke ist widerlich und aufregend zugleich.

Ich merke, wie ich rot werde. Wenn ich daran denke, fängt mein ganzer Körper an zu glühen. Klar, jetzt fahren wir nicht mit nach Florida, weil wir ja den Bus verpasst haben. Aber vielleicht hat es auch sein Gutes. Vielleicht kann ich meine Mom ja dazu überreden, dass sie uns trotzdem wegfahren lässt, und dann können Derrick und ich uns irgendwo ein Zimmer nehmen und das Wochenende damit verbringen … es zu tun. Ich hab gehört, je öfter man es tut, umso besser wird es, und in Florida kämen wir bestimmt nicht allzu oft dazu. Da sind ja überall Lehrer. Und Sex ist definitiv etwas, das sie mit größter Wachsamkeit versuchen werden zu verhindern. Das und unangemessene Badebekleidung. In den Infoblättern stand das überall, mehrfach wurde davor gewarnt, unangemessene Badekleidung mitzubringen. Ich hab keinen Schimmer, wie sie darauf kommen, dass unpassende Badesachen zu unserem Untergang führen könnten. Die Bikinis, die ich eingepackt habe, sind allesamt mehr als passend (na ja, alle bis auf einen), aber das hält mich nicht davon ab, mir dauernd auszumalen, wie …

Oh.

Moment.

Das ist ja gar nicht Derrick.

Der Typ, der da beim Kreisverkehr steht. Es ist nicht Derrick.

»Wo ist denn der Bus?«, erkundigt meine Mom sich, als sie den Wagen anhält. Als hätte ich ihr nicht gerade gesagt, dass er weg ist. Das tut sie manchmal – blendet mich komplett aus, weil sie abgelenkt ist und/oder denkt, ich übertreibe.

»Offensichtlich schon losgefahren«, schnaube ich, während ich eine SMS an Derrick schreibe, um rauszufinden, wie weit der Bus bereits gekommen ist. Vielleicht holen wir ihn ja noch ein. Wenn er an einer Ampel stehen bleibt oder so. Dann renne ich einfach hin und steige ein. Klar wird das ultrapeinlich. Alle werden sie glotzen.

Wo seid ihr?, tippe ich. Hab den Bus verpasst.

Gerade in dem Moment, als ich auf Senden gehe, klopft jemand ans Beifahrerfenster.

Ich schreie vor Schreck auf und lasse mein Handy fallen.

Es ist Beckett Cross. Vermutlich war er es, der da am Straßenrand stand.

Er lächelt mich an und signalisiert mir, ich solle das Fenster runterkurbeln.

»Hi«, sagt er.

»Hi.« Ich kenne Beckett nicht richtig, auch wenn ich schon den ein oder anderen Kurs mit ihm hatte. Er redet nicht viel – allerdings auf die coole Art. Also, er ist nicht ruhig oder schüchtern oder so was. Zu den superbeliebten Schülern gehört er auch nicht, aber er ist mit ein paar von denen befreundet.

»Wir haben den Bus verpasst«, stellt er fest. Seine Stimme klingt ganz cool, total ruhig, als würde es ihn nicht im Geringsten jucken, dass er die Abschlussfahrt versäumt. Vielleicht ist es ja wirklich so. Warum sollte es ihn stressen? Er ist ja hier nicht derjenige, der beschlossen hat, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Ich wette, Beckett ist längst nicht mehr Jungfrau, und sollte er was in Richtung Sex geplant haben, kann er das genauso gut auch hier tun, mit einer von diesen Frischlingsgören, die ihm reihenweise auf dem Gang hinterherdackeln wie liebeskranke Welpen. Nicht dass ich es ihnen verübeln könnte. Beckett sieht schon echt gut aus.

»Ich weiß«, sage ich. »Hast du eine Ahnung, wie lange sie schon weg sind?«

»Nein.« Er zuckt die Schulter. Offenbar kapiert er nicht, wie wichtig diese Abschlussfahrt für mich ist.

»Schon gut«, sage ich ganz cool. »Gibt ja noch einen späteren Bus.« Die Lüge ist über meine Lippen, ehe mir bewusst wird, was ich da sage. Es gibt natürlich keinen späteren Bus. Keinen Schimmer, wieso ich das jetzt behaupte.

»Einen späteren Bus?«

»Klar. Sollte in etwa zehn Minuten hier sein. Ist nur, du weißt schon, zur Sicherheit, falls jemand den Bus verpasst.«

Meine Mutter seufzt vernehmlich. »Lyla, warum hast du mir denn nicht gesagt, dass es auch einen späteren Bus gibt? Ich hab extra die Geschwindigkeitsbegrenzung übertreten, um rechtzeitig hier zu sein.«

Ich widersetze mich dem Drang, die Augen zu verdrehen. Bloß nicht zu viel Energie verschwenden auf den Irrglauben meiner Mom, sie wäre zu schnell gefahren, wo es doch eindeutig nicht so war. Ich hab im Moment weiß Gott größere Sorgen; zum Beispiel muss ich mir überlegen, wie ich jetzt schnellstens zum Flughafen komme, damit ich doch noch mit auf die Abschlussfahrt gehen kann.

Beckett beugt sich runter und lehnt sich ins Wageninnere, um meine Mom zu begrüßen. »Hallo«, sagt er freundlich. »Ich bin Beckett.«

»Hallo«, sagt meine Mom. »Tut mir leid, dass wir den Bus verpasst haben.«

»Kein Problem«, sagt Beckett, als wäre er der für alles verantwortliche Lehrer und nicht nur irgendein Schüler, der in der gleichen misslichen Lage steckt wie wir. Er lächelt meiner Mutter zu, richtet sich dann wieder auf und hält mir die Tür auf, ganz wie ein Chauffeur. Ich bin mir nicht sicher, wie ich reagieren soll, daher steige ich einfach aus.

Er steht am Bordstein und weicht nicht zurück oder so, daher bleibt mir nichts anderes übrig, als mich neben ihn zu stellen. Ich stehe mit dem Rücken zum Wagen und bin ihm derart nah, dass ich die schokobraunen Flecken in seinen grünen Augen erkennen kann. Fühlt sich komisch an, jemand anderem als Derrick so nah zu sein. Becketts Mundwinkel kräuselt sich nach oben zu einem Grinsen, fast so, als könnte er spüren, wie peinlich mir die Situation ist. Ich warte ab, dass er sich endlich bewegt und mich vorbeilässt, doch das tut er nicht. Er steht einfach nur da, als würde der Bürgersteig ihm gehören.

Er riecht nach Erdbeerkaugummi und nach einem würzigen Aftershave. Ich laufe rot an und schiebe mich an ihm vorbei zum hinteren Wagenteil, wo ich darauf warte, dass meine Mom die Tür entriegelt. Ich hole mein Handgepäck vom Rücksitz. Es ist einer von diesen Rollkoffern, und er ist vollgepackt mit Zeug. Zum Glück mussten wir das Gepäck, das wir aufgeben wollten, gestern schon in der Schule vorbeibringen, damit die alles schon vorab in den Bus laden konnten. Man wollte sich heute Morgen nicht lange damit aufhalten. Zu dem Zeitpunkt fand ich das ja total nervig, aber jetzt bin ich echt froh darüber. Wenn ich es irgendwie nach Florida schaffe, ist wenigstens mein Koffer da.

»Na schön, tja, also bis dann«, ruft meine Mom uns vom Fahrerfenster aus zu.

»Du willst schon los?« Der Gedanke löst mit einem Mal Panik aus in mir. Was zum Teufel hab ich mir bloß dabei gedacht, dass ich ihr hier was vorschwindle, von wegen, es gäbe einen späteren Bus? Wie komme ich denn jetzt zum Flughafen? Und außerdem hab ich keine Lust, allein mit Beckett hier zurückzubleiben. Ich kenne ihn doch noch nicht mal richtig. Er gehört zu den Leuten, bei denen man nie weiß, was sie gleich sagen oder tun werden. Er ist echt unberechenbar. Und unberechenbar mag ich nicht. Deswegen hab ich es auch geplant, meine Jungfräulichkeit zu verlieren.

»Ich muss zur Arbeit«, erklärt meine Mom. »Schreib mir eine SMS, sobald du im Bus sitzt.«

»Wir kommen schon klar«, versichert Beckett. »Ich erinnere sie daran, dass sie Ihnen schreibt, keine Sorge.«

Meine Mom lächelt ihm zu, als wäre Beckett verantwortlich für ihr Leben oder so und nicht nur irgendein Typ, den sie vor gerade mal fünf Minuten das erste Mal getroffen hat.

»Ciao, Lyla!«, ruft sie. Sie wirft mir durchs Fenster eine Kusshand zu. Und dann ist sie weg.

Beckett nimmt meinen Koffer und rollt damit rüber zum Kreisverkehr. »Wow«, sagt er. »Der ist aber schwer.«

»So schlimm ist es gar nicht«, sage ich und verdrehe die Augen.

Er wirft mir einen sonderbaren Blick zu und geht weiter. Er hat lange Beine, und außerdem macht er ganz schön große Schritte. Er trägt eine Baggy Jeans, ein frisches weißes T-Shirt und saubere schwarze Turnschuhe. Sein Haar ist zerzaust, und zwar auf die lässige Art, so von wegen, ist mir doch egal, wie meine Frisur aussieht, Hauptsache sexy. Nicht dass ich Beckett irgendwie sexy finden würde. Ich meine, ja, okay, ganz nüchtern betrachtet finde ich schon, dass er gut aussieht. Aber ich hab ja einen Freund.

»Was hast du denn da drin?«, fragt er, als würde es ihn ernsthaft interessieren.

»Ach, das Übliche.« Make-up, ein paar Kleider, ein Buch, meinen nicht ganz angemessenen Bikini (nur für den Fall, dass man unser großes Gepäck durchsucht; es hieß zwar, sie würden das nicht tun, aber wer weiß. Wenn es um die Schule geht, gibt es so was wie Privatsphäre nämlich nicht).

Beckett mustert mich aus dem Augenwinkel, als würde er argwöhnen, ich hätte irgendwas vor. Was könnte ich mit einem kleinen Handkoffer wohl groß anstellen? Hält er mich für eine Drogenschmugglerin, oder wie?

»Ich kann meinen Koffer schon selbst rollen«, sage ich.

Er achtet nicht auf mich und geht einfach weiter auf den Haupteingang der Schule zu, wo er stand, als wir angefahren kamen.

Am Randstein steht eine Reisetasche, neben der er meinen Koffer jetzt sachte abstellt. Er schaut mein Gepäck an, als würde er versuchen, einem Rätsel auf die Spur zu kommen. Dann streckt er die Hand nach dem Namensschild mit der Adresse aus und fährt mit dem Finger über die pinkfarbene Schrift.

»Du magst Pink?« Es klingt, als hätte er irgendein Problem damit.

»Hatte keinen anderen Stift.« Ist natürlich gelogen. Ich liebe Pink. Aber irgendwas gibt mir das Gefühl, als müsste ich meine Lieblingsfarbe vor ihm verteidigen, was echt lächerlich ist. Ich kenne ihn ja kaum. Ist ja wieder mal typisch. Wenn wir jetzt zwei Jungs wären, dann würde Beckett doch kein Wort über die Farbe auf meinem Namensschild verlieren, oder? Na ja, obwohl – wenn es Pink wäre, würde er vielleicht doch was sagen.

Wie auch immer. Der Punkt ist doch der, dass ich, wenn ich ein Kerl wäre, mich nicht rechtfertigen und lügen müsste bezüglich meiner Farbwahl. Ich sollte ihm einfach gestehen, dass ich Pink mag. Ist doch nichts Falsches daran, wenn man auf Pink steht. Hat doch nichts zu bedeuten. Ich bin eine starke Frau. Mein Notendurchschnitt liegt bei eins Komma null, ich belege in gleich drei Fächern den Leistungskurs (was Beckett wissen müsste, weil er nämlich in zwei von denen auch ist), und im Herbst gehe ich auf die Cornell. Zusammen mit Derrick. Wir wollen beide auf die Cornell-Universität. Ist das nicht einfach perfekt?

»Also«, sage ich, »äh, tja, danke für deine Hilfe.« Mein aktueller Plan ist der, Beckett loszuwerden, mir ein Taxi zu rufen und mich zum Flughafen fahren zu lassen. Ich ziehe mein Handy raus und google »billige Last-minute-Taxis«. Natürlich ist mir klar, dass selbst das billigste Taxi mich noch eine Schweinekohle kosten wird. Aber wozu besitze ich denn eine Kreditkarte? Die hab ich mir vor ein paar Monaten ausstellen lassen, nachdem man mir das Angebot per Post geschickt hatte. Meine Mom ist total ausgeflippt und meinte, ich würde meine finanzielle Zukunft aufs Spiel setzen. Bloß, wenn ich die Kreditkarte nicht für das Taxi benutze, dann steht meine sexuelle Zukunft auf dem Spiel. Und das scheint mir doch das weit größere Übel zu sein.

»Gern geschehen.« Beckett wirft einen Blick auf seine Uhr. »Wann kommt dieser spätere Bus denn eigentlich?«

Keine Ahnung, wieso, aber auf einmal hab ich Angst davor, ihm zu gestehen, dass es keinen späteren Bus gibt. Tja. Ist wohl so, wie wenn man sich ein Pflaster runterreißt – am besten bringt man es schnell hinter sich. »Es gibt keinen Bus«, sage ich leichthin.

»Was meinst du damit?« Er wirkt verwundert.

»Ich meine, es gibt keinen späteren Bus.«

Immer noch schaut er total verdutzt drein. »Was willst du damit sagen, es gibt keinen späteren Bus?«

»Ich will damit sagen, dass wir den ersten Bus verpasst haben. Und dass es keinen späteren Bus gibt.« Für jemanden, der gleich mehrere Leistungskurse belegt, hat er offensichtlich eine ziemlich lange Leitung.

»Warum hast du dann behauptet, dass es einen gibt?«, fragt er ganz langsam. Er sieht mich an, als wäre ich vollkommen plemplem.

Hmpf. Er würde mich garantiert nicht so ansehen, wenn er die Wahrheit wüsste. Dass ich dieses Wochenende schon seit Monaten exakt plane, seit ich mit meiner Freundin Juliana über das Thema gesprochen habe und mir klar geworden ist, dass ich so weit bin. Aber ich wollte, na ja, nicht einfach Sex mit Derrick haben. Ich wollte, dass es was Besonderes wird. Und was wäre da besser geeignet als eine Abschlussfahrt nach Florida?

»Hallo?«, fragt Beckett.

»Oh. Äh, tja, ich hab nur … Hör zu, das Problem ist, dass ich da echt mitwill. Aber meine Mom hätte mich nie fahren lassen, wenn sie nicht genau wüsste, dass ich sicher dort hinkomme.«

Er sieht mich mit offenem Mund an. »Du hast diesen späteren Bus also bloß erfunden?«

Ich nicke. Wow. Gibt gar nicht so viele Taxiunternehmen in der Nähe, die so kurzfristig verfügbar sind. Bei den meisten steht: »Bitte buchen Sie mindestens sechzig Minuten im Voraus.« Sechzig Minuten? Was ist das hier, ein Pizzaservice? Sechzig Minuten, da schaffe ich es ja niemals rechtzeitig zum Flughafen.

»Und was ist mit mir?« Beckett legt meinen Koffer hin und setzt sich drauf. Das Material gibt unter seinem Gewicht nach.

»Was meinst du damit?«

»Ich will damit sagen, dass es nicht eben nett war, mir Hoffnungen zu machen auf einen späteren Bus, oder? Ich wollte gerade gehen, als ihr daherkamt.«

Oh. Klar, daran hatte ich gar nicht gedacht. »Bist du jetzt sauer?«

Er grinst. »Nicht ernsthaft.« Er spielt mit der silbernen Kette, die er um den Hals hängen hat. »Eigentlich finde ich es ganz cool. Wie heißt du eigentlich?«

Ungläubig starre ich ihn an. »Du willst mich verarschen, oder?«

»Pink?«, schlägt er vor.

»Pink?«

»Klar.« Er grinst auf die für ihn so typische, echt nervige Weise, dann greift er wieder nach dem Namensschild an meinem Koffer. »Weil du ja mit pinkfarbenem Stift schreibst. Nicht dass du so aussehen würdest. Wie Pink, meine ich.«

Keine Ahnung, ob er das jetzt negativ meint. Dass ich nicht aussehe wie Pink. Findet er Pink attraktiv und mich nicht? Oder ist es einfach nur eine Feststellung, so von wegen »du bist nicht blond« oder so?

»Ich kann echt nicht fassen, dass du meinen Namen nicht weißt«, sage ich. »Wir haben zwei Kurse gemeinsam.« Währenddessen scrolle ich mich immer noch durch mein Handy, bis ich auf die Nummer von »Kwiki Taxi« stoße. Hmm. Die versprechen, dass sie einen innerhalb von maximal zehn Minuten abholen. Ein bisschen bereitet mir Bauchschmerzen, dass die es nicht ganz so eng sehen mit der Rechtschreibung, aber ich kann es mir nicht leisten, wählerisch zu sein. Wird schon in Ordnung sein. Ist doch oft so eine Taktik von den Unternehmen, nur damit man auf sie aufmerksam wird und sie nicht vergisst. Wie bei diesem Lastwagen neulich, auf dem stand: WIR STOPFEN IHRE LÖCHER. Wie peinlich. Und trotzdem, ich hab ihn nicht vergessen.

Ich bin schon dabei, die Nummer zu wählen, als Beckett sich das Handy schnappt und es mir wegnimmt.

»Hey!« Ich strecke die Hand danach aus, doch er hält es außerhalb meiner Reichweite und beendet das Gespräch. »Was zum Teufel tust du da?«

»Willst du etwa ein Taxi rufen?«

»Klar!«

»Und dann was?«

»Wie meinst du das, und dann was?« Mein Herz fängt an zu hämmern, und langsam werde ich nervös. Mein Körper fühlt sich an wie ein überdehntes Gummiband, das jeden Moment reißen könnte. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, entfernt sich dieser Bus weiter und weiter von uns. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, rückt der Start unseres Fliegers näher, und dann stehe ich da. Ganz allein. Von allen verlassen. Mit intakter Jungfräulichkeit.

»Und was soll uns ein Taxi helfen? Soll uns das zum Flughafen bringen? Du hast doch gehört, was die von der Schule meinten. Man muss mit dem Bus hinfahren, wegen der Versicherung.«

»Das war doch bestimmt gelogen«, sage ich. »Klar lassen die mich mitfliegen.« Ich nehme ihm das Handy ab, und dieses Mal lässt er zu, dass ich es mir schnappe. Das ist alles höchst unbefriedigend. Mir wäre lieber gewesen, er hätte es wieder hochgehalten, denn dann hätte ich ihn zu Boden ringen müssen, um es zurückzuerobern, und es würde sich anfühlen wie ein richtiger Sieg.

Ich wähle die Nummer von Kwiki Taxi.

Es klingelt.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal.

Viermal.

»Danke, dass Sie die Nummer von Kwiki Taxi gewählt haben … Wir können leider keine neuen Aufträge entgegennehmen, da alle unsere Taxis derzeit im Dienste von Kunden unterwegs sind …«

Was? So früh am Morgen schon? Gott, das sind vermutlich lauter Besoffene, die sich um die Zeit nach Hause fahren lassen. Wie nervig. Ich versuche es erneut, doch wieder das Gleiche.

Also lege ich auf und rufe Derrick an. Es klingelt noch nicht mal, da geht schon die Mailbox ran mit der Aufforderung, eine Nachricht zu hinterlassen. Ich atme ein paarmal kurz, aber tief durch die Nase ein. Aber meine Brust ist so eng, dass mir das Ausatmen schwerfällt, daher behalte ich die Luft in den Lungen, bis sie anfangen zu stechen. Ich will nicht hierbleiben. Ich kann nicht hierbleiben. Tränen treten mir in die Augen.

»Hey, hey, hey«, sagt Beckett, der sich jetzt betreten mit den Fingern durchs Haar fährt. »Bitte nicht weinen. Himmel, wenn ich eines nicht ertrage, dann Mädchen, die heulen.«

»Tut mir leid, es ist bloß … ich wollte doch so gern mitfahren nach Florida.« Als ich schniefe, greift er in die Tasche und reicht mir ein Tempo.

Misstrauisch beäuge ich es.

Er verdreht die Augen. »Ist nicht benutzt.«

»Danke.« Auf einmal ist mir das alles total peinlich. Ich schnäuze mich und werfe das Taschentuch in den Mülleimer. »Ich möchte nur … ich wäre jetzt gern für eine Minute allein.« Damit greife ich mir meinen Koffer und rolle ihn von ihm weg auf die Tribünen des Sportplatzes zu. Ich muss mir dringend einen Plan zurechtlegen. Aber wie soll dieser Plan aussehen? Alle meine Freunde sitzen in diesem Bus und sind auf dem Weg zum Flughafen. Und meine Mom kann ich auf gar keinen Fall anrufen.

Ich brauche eine Sekunde, ehe mir bewusst wird, dass Beckett mir folgt.

»Okay, na schön«, sagt er in genervtem Tonfall, als hätte ich ihn die ganze Zeit mit Fragen gelöchert. »Ich fahr dich hin.«

»Du fährst mich?«

»Zum Flughafen.«

Ich bleibe stehen. »Wie denn das?«

»Na, wie schon? Ich hab doch einen fahrbaren Untersatz.«

»Du hast ein Auto? Und da sitzt du die ganze Zeit bloß da und drehst Däumchen?« Was geht bloß in dem vor? Ist ihm denn nicht klar, dass das Flugzeug jeden Moment abhebt? Und dann sitzt er ganz allein hier, im beschissenen Nieselwetter Connecticuts, wo er doch auf dem Weg ins warme Florida mit seinen sonnigen Stränden sein könnte?

Er zuckt die Schulter. »Ich wollte erst rausfinden, ob diese Abschlussfahrt es überhaupt wert ist, den weiten Weg zum Flughafen auf mich zu nehmen.«

»Aber jetzt willst du uns hinfahren?« Mein Herz hüpft und springt vor Freude! Ich bin total aufgeregt. Flippe fast aus. Das ist doch alles zu schön, um wahr zu sein!

»Ja. Ich fahre uns hin. Na ja, zumindest dich. Ich glaub, ich fahr doch nicht mit.« Er macht eine wegwerfende Handbewegung, so als könnte er selbst kaum glauben, dass er je auf diese lahme Abschlussfahrt mitkommen wollte.

»Aber du hast doch selbst gerade gesagt, dass die uns nicht mit in den Flieger lassen. Du weißt schon, wegen der Haftung und so.« Ich hickse.

»Keiner wird mitkriegen, dass du nicht mit im Bus warst«, erklärt er voller Zuversicht. »Das können die nie und nimmer beweisen. Sieh einfach zu, dass jemand von deinen Freunden sich für dich verbürgt, dann denken die, sie haben dich bloß nicht abgehakt auf ihrer Liste.« Er zuckt lässig die Schulter wie jemand, der immer kriegt, was er will.

»Woher willst du das wissen?«, frage ich.

»Vertrau mir.« Er sagt das wie jemand, dem man nie im Leben vertrauen sollte.

Ich zögere. Mein Herz rät mir, dass ich mit ihm fahren sollte. Aber mein Verstand sagt mir, dass er ein seltsamer Typ ist, dass ich nichts über ihn weiß, dass er ein irrer Axtmörder sein könnte, dass es absolut unangemessen und grenzwertig ist, zu einem Kerl ins Auto zu steigen, der nicht der eigene Freund ist. Aber mal ehrlich, was hab ich denn für eine Wahl? Wenn ich auf diese Abschlussfahrt mitkommen will, dann muss ich zum Flughafen. Das ist so was wie ein physikalisches Gesetz oder so.

In dem Moment klingelt mein Handy.

Ich ziehe es raus und rechne mit einem Anruf von Derrick. Aber weit gefehlt.

Eine neue E-Mail.

Ich öffne sie.

An: Lyla McAfee ([email protected])

Von: Lyla McAfee ([email protected])

Erst stutze ich. Warum sollte ich mir selbst eine E-Mail schicken? Ist bestimmt so ’ne Art Phishing-Betrug, etwas, das von irgendeiner gefakten Mailadresse kommt und einen dazu bringt, sämtliche persönlichen Daten einzugeben, damit sie dir dein Geld klauen können. Als wäre bei mir was zu holen.

Daher gehe ich auf Löschen.

Und dann fällt es mir wieder ein. Der Strand. Das Lagerfeuer. Der Sand zwischen meinen Zehen und das Spannen meiner sonnenverbrannten Haut. Aven, Quinn und ich, lachend, während der Wind uns das Haar ins Gesicht peitschte. Wir hatten es so eingerichtet, dass die Mail gleich mehrmals an uns gehen sollte, damit wir sie auch ja nicht ignorieren können.

Vor dem Abschluss werde ich … lernen zu vertrauen.

Ich weiß, dass es nichts zu bedeuten hat. Bloß weil diese Mail ausgerechnet in dem Moment eintrifft, als Beckett mich bittet, ihm zu vertrauen, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch tun muss. Ist doch bescheuert, das mit dieser Mail. Ich hätte schwören sollen, meine Jungfräulichkeit zu verlieren.

Aber wenn ich überhaupt die Chance haben will, dass das an diesem Wochenende was wird, muss ich irgendwie nach Florida kommen. Und um nach Florida zu kommen, muss ich zum Flughafen. Und um zum Flughafen zu kommen …

»Okay«, sage ich seufzend. »Fahren wir.«

ZWEI

Es ist kein Auto, sondern ein Motorrad.

Becketts fahrbarer Untersatz ist ein Motorrad.

»Du fährst ja ein Motorrad«, stelle ich fest. Meine Stimme klingt noch nicht mal erstaunt. Vielleicht weil es tatsächlich gar nicht so verwunderlich ist. Verblüffen würde mich eher, wenn Beckett was ganz Normales, Bodenständiges fahren würde, so was wie einen Nissan Sunny oder einen Honda Accord.

»Ja, ich fahre ein Motorrad. Na ja, zumindest ab und an. Gehört nicht mir.« Er öffnet das hintere Gepäckfach und wühlt darin herum. Darüber, wem das Motorrad denn in Wirklichkeit gehört oder wie er dazu kommt, lässt er sich nicht weiter aus. »Ich bin mir sicher, dass hier drinnen irgendwo noch ein Zweithelm ist«, murmelt er.

Jetzt wird mir doch ein bisschen flau. Ich steh nicht gerade auf schnelle Autos oder Fahrgeschäfte auf dem Rummel. Da wird mir nämlich schlecht.

Er bringt einen kleinen schwarzen Helm zum Vorschein und betrachtet ihn. »Keine Risse«, sagt er zufrieden, ehe er ihn an mich weiterreicht.

Eine Vision von mir, wie ich auf der Autobahn liege, mein Gehirn um mich herum auf der Fahrbahn verteilt, jagt mir durch den Kopf. »Und was machen wir mit meinem Koffer?«, frage ich und deute auf mein Handgepäck.

»Den tun wir unter den Sitz.«

Er hebt ihn auf, steckt ihn ins Gepäckfach und klappt den Deckel runter. Dann schwingt er sein Bein über das Motorrad. Ich verkneife es mir, auf seine Beine zu starren, als er sich jetzt rittlings auf das Ding hockt. Im Grunde dachte ich auch immer, dass mich diese ganze Jungs-und-Motorräder-Sache total kaltlässt (Derrick fährt einen Nissan Sunny oder wahlweise den Toyota RAV4 seiner Mutter, wenn sie ihn lässt). Doch ich muss schon zugeben, Beckett sieht echt scharf aus auf dem Bike.

»Sei vorsichtig mit meinem Koffer«, sage ich gereizt. »Da sind alle meine Sachen drin.«

»Jeder interessiert sich heutzutage nur noch für materielle Dinge. Wir sollten doch alle lieber ein bisschen reduzieren, findest du nicht?«

Natürlich nicht. Ich hab Sachen für ganze drei Wochen eingepackt, obwohl wir bloß für vier Tage wegfahren. Aber ich will ja nicht rüberkommen wie ein Baby, daher sage ich nur: »Ich brauch meine Klamotten.« Meine Stimme klingt ein klein wenig … gepresst.

Er dreht am Zündschloss und sofort erwacht das Motorrad röhrend zum Leben. »Also, was ist jetzt?«, meint er grinsend. »Kommst du mit oder nicht?«

»Können wir nicht doch lieber ein Taxi auftreiben?«, frage ich in meiner Verzweiflung. Es muss doch noch andere Taxiunternehmen geben. Oder vielleicht einen Fahrservice! Meine Cousine wohnt in New York, die nutzt öfter mal so einen Fahrdienst. So was gibt es hier doch sicher auch. Ihr wisst schon, für Geschäftsleute oder so. Wenn ich mir ein besonderes Supertalent aussuchen könnte, dann würde ich das wählen. Die Fähigkeit, aus dem Nichts ein Taxi herbeizubeschwören.

Beckett schüttelt den Kopf. »Das hast du doch schon probiert. Dauert ewig.«

»Wir könnten es noch mal versuchen«, erkläre ich lahm. »Selbst wenn es ewig dauert, heißt das ja nicht zwingend, dass wir den Flieger versäumen.« Der Bus sollte eh frühzeitig dort eintreffen, weil wir so viele Leute sind. So wie wenn man mit einer größeren Gesellschaft ins Restaurant gehen will, da ruft man ja auch vorher an und reserviert einen Tisch.

»Nein, Pink.« Er jagt den Motor hoch und hebt die Augenbrauen. »Und, bist du jetzt dabei oder nicht?«

Ich seufze.

»Ich bin dabei.«

Als wir endlich am Flughafen ankommen, ist mir speiübel, und meine Schenkel tun mir weh, so fest hab ich mich damit an dem Motorrad festgeklammert. Beckett ist zwar überraschend langsam gefahren, aber mir gefiel es ganz und gar nicht, dieses Gefühl … so schutzlos ausgeliefert zu sein. Bei jeder Kurve musste ich mir vorstellen, wie meine armen Knochen auf der Autobahn verstreut liegen.

Also hab ich mich festgehalten, so gut es ging, weil ich mir dachte, wenn ich wenigstens aufrecht bleibe, passiert mir bei einem Unfall vielleicht nicht so viel. Klar hieß das auch, dass ich mich an Beckett festklammern musste, so gut ich konnte, was eher peinlich war. Der Wind presste meine Wangen hinten gegen sein T-Shirt. Es roch nach Waschpulver mit Frühlingsduft und sein Rücken war ziemlich, ähem, muskulös.

Wie wir also am Flughafen eintreffen, fährt Beckett direkt rauf auf die Spur zur Drop-off-Zone. Er stellt den Motor ab, steigt von der Maschine runter und nimmt den Helm ab. Er sieht mich an, zieht eine Braue hoch und hält mir dann die Hand hin, um mir runterzuhelfen.

»War cool, die Fahrt«, sage ich lässig. Meine Knie sind noch ein bisschen weich, weshalb ich einen unsicheren Schritt nach hinten mache und gegen den Motorradsitz pralle.

»Wow, aufgepasst, Pink«, sagt Beckett und schlingt mir den Arm um die Hüfte. »Du solltest dich besser hinsetzen.« Er begleitet mich zu einer der Bänke beim Eingang.

»Ist schon gut«, sage ich, während ich mich setze. Der Boden. Er dreht sich.

Er schüttelt unwirsch den Kopf. »Du hättest mir sagen sollen, dass dir bei so was schlecht wird.«

»Mir ist ja gar nicht schlecht.« Lüge, Lüge, Lüge.

»Ah ja.« Er setzt sich neben mich. »Beug mal den Kopf nach unten.«

»Was?«

»Du sollst den Kopf zwischen die Knie stecken. Dann fühlst du dich gleich besser, glaub mir.«

Ich tue ihm den Gefallen, in erster Linie deshalb, weil ich befürchte, ich könnte ihn sonst vollkotzen. Ihn oder den Boden. Und das wäre beides nicht so toll.

Er fasst mein Haar im Nacken zusammen und hält es hoch. Die kühle Morgenluft streift über meine Haut. »Atme tief durch«, weist er mich an.

Ich atme also möglichst langsam ein und aus. Sofort fühle ich mich besser.

»Und? Geht es wieder?« Beckett bläst mir seinen Atem ins Ohr.

Sofort kriege ich eine Gänsehaut an den Armen und die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. Mein Herz klopft schneller und mein Gesicht läuft knallrot an. »Ja«, sage ich ganz offen. »Danke.«

Er lässt mein Haar wieder fallen, und sofort wünsche ich mir, er würde mich noch mal berühren. Was ist denn mit mir los? Meine Hormone müssen ja echt verrücktspielen. Vielleicht bin ich so angespannt, weil ich ganze siebzehn Jahre lang – fast achtzehn! – keinen Sex hatte. Hmm. Da gibt es nur eine Lösung.

»Also«, meint Beckett beim Aufstehen. »Wenn es das war, dann fahre ich jetzt wohl wieder.«

»Du willst echt nicht mitkommen auf die Abschlussfahrt?«

»Nö«, sagt er. »Ich konnte Florida noch nie leiden. Viel zu kommerziell.«

Was soll das denn heißen? »Schon klar«, entgegne ich. »Ähm. Tja dann, danke fürs Mitnehmen.«

»Gern geschehen.« Er nimmt mir den Helm aus der Hand und hält ihn am Kinnriemen fest. »Bis dann, Pink.«

Dann dreht er sich um und geht zurück zu seinem Motorrad. Er schwingt das Bein drüber und fährt los. Ich hole noch mal tief Luft und betrete das Flughafengebäude. Erst in dem Moment fällt mir auf, dass mein Koffer noch im Fach von Becketts Motorrad ist.

»Da bist du ja!«, ruft Derrick, als er mich am Check-in in der Abfertigungshalle entdeckt. Überall wuselt es von meinen Mitschülern. Hier scheint keinerlei Ordnung zu herrschen, und niemand fühlt sich zuständig, was natürlich nur zu meinem Vorteil ist. So kann ich mich leichter in den Flieger schleichen.

Derrick kommt auf mich zugeschossen, sein Gesicht voller Sorge. Er trägt ein dunkelgrünes Sweatshirt und eine Baggy Jeans und sein Gesicht sieht frisch rasiert aus. Jetzt, wo ich neben ihm stehe, bin ich erleichtert und hab das Gefühl, alles wird gut.

»Ich hab mir ja solche Sorgen gemacht.« Er runzelt die Stirn und streicht sich das Haar glatt. »Was ist los, Schatz? Du wirkst so blass.«

»Echt?« Ich hab gar nicht das Gefühl, dass ich blass bin. In Wirklichkeit ist mir sogar … heiß. Aber das liegt eindeutig nicht daran, dass Beckett mir so nahe war. Wahrscheinlich eher daran, dass ich meinen Koffer in seinem Motorrad vergessen habe. Jetzt hab ich nämlich nichts als meine Brieftasche bei mir. Das Gute: Ich hab Geld, Kreditkarte und Ausweis. Weniger gut: Ein Teil meiner Klamotten, ein bisschen Unterwäsche, mein Make-up und mein unangemessener Bikini waren im Handgepäck verstaut.

»Ja, und wie.« Derrick tritt einen Schritt zurück und mustert mich. »Dein Gesicht ist ganz blass, nur deine Wangen sind rot.« Er hält mir eine Pappschachtel mit Laugengebäck hin. Hmpf. Wie es aussieht, war seine Sorge nicht so groß, dass er nicht ans Essen denken konnte.

»Warum hast du mir keine SMS geschickt?«, will ich wissen, als er mir zum Check-in-Automaten folgt. Ich ziehe meine Kreditkarte durch und schnappe mir mein Boardingticket. Ha! Jetzt versucht mal, mich vom Mitfliegen abzuhalten, ihr Lehrer!

»Mein Akku ist tot.« Er hält mir das schwarze Display hin. »Wollte ihn eigentlich aufladen, sobald ich hier bin, aber dann fiel mir auf, dass ich das Ladegerät in den Koffer gepackt habe.«

»Oh.« Ich hole tief Luft und sammle meine Gedanken. »Tja, ich hab den Bus verpasst.«

»Du weißt, dass du dann eigentlich nicht mit in den Flieger darfst, oder?«, fragt Derrick. »Das stand alles im Infomaterial.«

»Ja, klar, weiß ich schon.« Ich zucke die Schulter, als wäre das kein großes Ding. Jetzt, wo ich hier bin, fühl ich mich gleich viel besser, und mein Magen ist auch nicht mehr so flau. Vermutlich hat Beckett recht. Die werden mich doch wohl nicht davon abhalten, in diesen Flieger zu steigen, oder? Ich bezweifle es. Ich schnappe mir ein Stück von Derricks Laugengebäck und tauche es in den kleinen Becher Schmelzkäse daneben. Lecker.

»War deine Mutter sauer?«

»Sauer? Wieso?«

»Na ja, weil sie dich zum Flughafen fahren musste.«

»Oh. Äh, nein.« Ich weiß nicht, warum, aber ich will nicht, dass Derrick erfährt, dass Beckett mich mitgenommen hat. Nicht dass es ihm was ausmachen würde. Er ist nicht der Typ, der leicht eifersüchtig wird. Und das ist auch gar nicht nötig. Ich liebe Derrick. Ich will Derrick heiraten. Ich bin kurz davor, meine Jungfräulichkeit an Derrick zu verlieren … Ich sollte es ihm wirklich erzählen, das mit Beckett. Jetzt. Er sollte es erfahren. Sag es ihm, na los!

»Ich finde, wir sollten miteinander schlafen«, platzt es da aus mir heraus. Die Mädels ein paar Sitze weiter – Renee Hayes und Suri Cusimano – drehen sich zu uns um.

»Was?«, fragt Derrick. Er schluckt das letzte Stück Gebäck hinunter und wirft die leere Schachtel in den Müll.

Ich beuge mich näher zu ihm. »Ich meine, bist du nicht … Äh, willst du nicht mit mir schlafen?« Ich weiß nicht, wieso, aber mir ist nie in den Sinn gekommen, Derrick könnte vielleicht gar keinen Sex mit mir wollen. Ich dachte immer, er wäre einfach nur nett und wollte auf mich warten, bis ich beschließe, dass ich so weit bin.

»Klar will ich mit dir schlafen«, sagt er. »Nur … dachte ich nicht, dass du, na ja, daran interessiert bist.«

»Du dachtest, ich interessiere mich nicht für Sex?« Was soll das denn bedeuten? Hält er mich für dermaßen verklemmt? Oder asexuell? Wie kommt er denn auf so was? Ich geb doch echt immer alles, wenn wir rumknutschen. Ich hab mal einen Artikel gelesen, darin stand, dass Jungs es mögen, wenn man sich ins Zeug legt. Sie wissen eben gerne, ob die Partnerin Spaß hat an der Sache. Dann muss man nicht mal sonderlich gut sein in dem, was man tut, solange man die nötige Begeisterung zeigt.

Ja, okay, den Artikel hab ich in der achten Klasse gelesen, noch bevor ich überhaupt einen Jungen geküsst hatte. Quinn, Aven und ich haben uns die Cosmo von Quinns Mom stibitzt und die ganzen Artikel über Sex durchgelesen. Am besten gefielen uns die Favoritenlisten von Männern zu den hundert Dingen, die sie sich von Frauen am meisten wünschen. (War schon echt harter Tobak, das zu lesen, damals in der achten Klasse. Wenn man so jung ist, will man an die meisten Dinge, die Männer sich so von ihren Partnerinnen wünschen, nicht mal denken. Ein paar kann ich mir selbst heute noch nicht vorstellen. La, la, la, ich denk nicht dran.)

»Weiß nicht.« Derrick wirkt auf einmal ziemlich aufgeregt. Seine Augen funkeln und er leckt sich die Lippen. »Du hast es bloß noch nie angesprochen.«

»Na, du doch auch nicht!«

Jetzt beugt er sich noch näher. »Heißt das denn, dass du, na ja, du weißt schon, bereit bist?« Er sabbert jetzt regelrecht.

»Keine Ahnung«, sage ich, auch wenn ich ja offenbar schon entschieden habe, dass ich es bin. Bloß sollte ich mir einen letzten Anschein des Geheimnisvollen bewahren, oder nicht? Ich weiß nicht, warum, aber irgendwas an der Tatsache, dass ich mit Beckett hierhergefahren bin, hat mich in dem Entschluss, mit Derrick zu schlafen, nur noch bestärkt. Auch wenn das überhaupt keinen Sinn ergibt. Warum sollte mir die Fahrt mit Beckett auf dem Motorrad bewusst machen, dass ich Sex mit Derrick will? Außerdem muss ich zugeben, so wie Derrick mich jetzt ansieht, das gefällt mir schon außerordentlich. Fast so, als würde er mich nicht kennen. Als wäre er schockiert, rauszufinden, wozu ich alles fähig bin. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und beiße mir auf die Lippe, in der Hoffnung, dass es sexy rüberkommt.

»Okay, tja, ich wüsste da schon einen Weg, um …«, setzt Derrick an.

»Lyla!«, ruft da jemand. Es ist eine Stimme, die mir vertraut ist und auch wieder nicht, als würde ich sie in einem Traum hören. »Lyla! Da steckst du ja!«

Ich blicke auf und sehe Aven Shepard, die von der anderen Seite des Gates aus zu mir rüber ruft. Ich runzle die Stirn. Was will die denn von mir? Ja, zugegeben, wir waren mal beste Freundinnen, aber mal ehrlich, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal mit Aven geredet hab. Obwohl, das stimmt nicht ganz. Wenn ich ehrlich sein soll, dann erinnere ich mich sehr wohl, wann das letzte Mal war. Das war im letzten Jahr, als wir nach der achten Stunde gemeinsam die Treppe runtergingen, da hat sie mich gerempelt, und ich hab ganz genervt gesagt: »Kannst du nicht aufpassen?«, und daraufhin sagte sie: »Entschuldige bitte«, und zwar ganz kleinlaut, und ich weiß noch, dass ich total genervt war, weil sie nicht genervt klang, weil Aven nämlich immer irgendwie das Opfer ist.