Heiliger Zorn - Richard Morgan - E-Book

Heiliger Zorn E-Book

Richard Morgan

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Beschreibung

Takeshi Kovacs letzter Fall

Takeshi Kovacs wuchs auf Harlan auf, einer Welt, die zu neunzig Prozent von Wasser bedeckt ist. Im Orbit kreisen Artefakte der „Marsianer“, die alles zerstören, was sich höher als 400 Meter über der Oberfläche befindet. Bei einer Racheaktion gegen religiöse Fanatiker rettet Kovacs mehr oder weniger aus Versehen die Anführerin einer Söldnertruppe, Sylvie. Sie bietet ihm an, sich in ihrer Truppe vor den Sektierern zu verstecken. An Bord ihres Schiffes bricht Sylvie plötzlich zusammen – und als sie wieder zu sich kommt, ist sie eine völlig andere Person …

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Seitenzahl: 1004

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Das Buch

In nicht allzu ferner Zukunft hat der Tod seinen unmittelbaren Schrecken verloren: Das menschliche Bewusstsein wird in einer Datenbank abgespeichert und kann je nach Bedarf in einen Körper zurücktransferiert werden. Diese Körper, »Sleeves« genannt, sind in aller Regel Klone, doch nur die Reichen können sich ihre eigenen Klone leisten – alle anderen müssen nach dem »Download« mit einem anderen Körper als ihrem Vorherigen weiterleben. So wie Takeshi Kovacs, ehemaliger Privatdetektiv, der als Söldner einer Elite-Einheit in seine Heimat zurückkehrt: Harlans Welt, ein Planet, auf dem ein brutaler Bürgerkrieg tobt. Bald gerät Kovacs zwischen alle Fronten – und muss herausfinden, dass sich seine Gegner einen perfiden Plan haben einfallen lassen: Sie haben sein Bewusstsein kopiert, in einen zweiten Körper gesleevt und diesen auf ihn angesetzt. Kovacs steht nun also einem jüngeren Selbst gegenüber, das seine geheimsten Gedanken kennt und auf Rache aus ist …

Nach »Das Unsterblichkeitsprogramm« und »Gefallene Engel« der neue atemberaubende Cyberthriller von einem der aufregendsten SF-Autoren der Gegenwart.

Der Autor

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete etliche Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. »Das Unsterblichkeitsprogramm«, sein erster Roman, wurde auf Anhieb ein großer Erfolg und mit dem Philip K. Dick Award für den besten Roman des Jahres ausgezeichnet. Morgan lebt mit seiner Frau in Glasgow.

Inhaltsverzeichnis

Über den AutorWidmungDANKSAGUNGPROLOGERSTER TEIL - ERKENNE DICH SELBST
12345678
ZWEITER TEIL - DIES IST EIN ANDERER
910111213141516171819
DRITTER TEIL - VOR EINER GANZEN WEILE
2021222324252627
VIERTER TEIL - DARUM GEHT ES EIGENTLICH
28293031323334353637
FÜNFTER TEIL - DER KOMMENDE STURM
EPILOGCopyright

Dieses Buch ist für meine Frau Virginia Cottinelli, die von Erschwernis ein Lied zu singen weiß.

DANKSAGUNG

Den größten Teil dieses Buches habe ich frei erfunden. An den wenigen Stellen, wo das nicht möglich war, schulde ich folgenden Menschen Dank für ihre Hilfe:

Dave Clare stand mir mit Rat und Fachwissen zum Thema Bergsteigen zur Seite, sowohl auf Papier als auch am Fels. Kem Nunns hervorragender Roman Tapping the Source1 und Jay Caselbergs E-Mails gaben mir wertvolle Einblicke in die Welt des Surfens. Und Bernard von Diving Fornells brachte mir bei, sicher unter Wasser zu existieren. Alles, was ich falsch verstanden habe, ist nicht ihre, sondern meine Schuld.

Mein besonderer Dank gilt außerdem Simon Spanton und Carolyn Whitaker, die mit endloser Geduld warteten und das Wort »Abgabetermin« niemals auch nur erwähnten.

PROLOG

Wahrscheinlich war der Ort, an dem sie mich aufgeweckt haben, sorgfältig vorbereitet.

Das Gleiche dürfte für das Empfangszimmer gelten, in dem sie ihr Angebot unterbreitet haben. Die Harlan-Familie macht keine halben Sachen, und jeder, der schon einmal von ihnen empfangen worden ist, weiß genau, dass sie gerne Eindruck schinden. Das goldgesprenkelte schwarze Dekor passt zu den Familienwappen an den Wänden, und ein subsonisches akustisches Ambiente vermittelt einem ein so tiefes und eindringliches Gefühl von Erhabenheit, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. In einer Ecke steht ein marsianisches Artefakt, das durch seine Anwesenheit verkünden soll, dass die planetare Wächterschaft von den längst verschwundenen nichtmenschlichen Wohltätern in den festen, zeitgemäßen Griff der Oligarchie der Ersten Familien übergegangen ist. Dann ist da noch die unvermeidliche Holoskulptur, von Konrad Harlan höchstpersönlich, in der triumphalen Pose des »Planetenentdeckers« – eine Hand hoch erhoben, die andere gegen die Glut einer fremden Sonne an die Stirn gelegt. All dieses Zeug eben.

Und hier kommt Takeshi Kovacs, aufgetaucht aus einem Ganzkörpergeltank und in eine neue fleischliche Hülle gesleevt. Prustend stolpert er ins weiche Pastelllicht und lässt sich von unterwürfigen Höflingen in ausgeschnittenen Badekostümen auf die Beine helfen. Man reicht ihm watteweiche Handtücher, um die gröbsten Gelrückstände zu beseitigen, und einen Bademantel aus dem gleichen Material für den kurzen Weg zum nächsten Zimmer. Eine Dusche, ein Spiegel – gewöhn dich lieber gleich an dein neues Gesicht, Soldat – und neue Kleidung, passend zum neuen Sleeve, dann geht es weiter ins Audienzzimmer zum Gespräch mit einem Mitglied der Familie. Natürlich eine Frau. Bei allem, was sie über meinen Hintergrund wussten, würden sie niemals einen Mann einsetzen. Mit zehn Jahren vom Alkoholikervater verlassen, gemeinsam mit zwei jüngeren Schwestern aufgewachsen und eine lebenslange Geschichte sporadischer psychotischer Reaktionen auf väterliche Autoritätsfiguren. Nein, es ist eine Frau gewesen. Irgendeine mondäne Tante in verantwortlicher Position, eine geheimdienstliche Managerin für die weniger öffentlichen Angelegenheiten der Harlan-Familie. Eine unaufdringliche Schönheit in einem maßgeschneiderten Klonsleeve, wahrscheinlich Anfang vierzig, Standardmaße.

»Willkommen zurück auf Harlans Welt, Kovacs-san. Alles zu Ihrer Zufriedenheit?«

»Ja. Und Sie?«

Selbstgefällige Unverschämtheit. Das Envoy-Training befähigt einen dazu, kleinste Umgebungseindrücke mit einer Geschwindigkeit aufzunehmen und zu verarbeiten, von der normale Menschen zur träumen können. Als der Envoy Takeshi Kovacs sich umsieht, weiß er innerhalb von Sekundenbruchteilen, dass man ihn hier verdammt dringend braucht – genau genommen weiß er es bereits, seit er im Ganzkörpergelbad erwacht ist.

»Ich? Sie können mich Aiura nennen.« Sie spricht Amenglisch, nicht Japanisch, aber die wunderbar konstruierte Art, auf die sie meine Frage falsch auslegt und einer Beleidigung ausweicht, anstatt ihr Heil in der Empörung zu suchen, geht eindeutig auf die kulturellen Wurzeln der Ersten Familien zurück. Die Frau winkt mit einer gleichermaßen eleganten Handbewegung ab. »Aber meine Person ist in diesem Zusammenhang nicht von größerer Bedeutung. Ich denke, Ihnen ist klar, wen ich repräsentiere.«

»Ja, sicher.« Vielleicht ist es das subsonische Ambiente, vielleicht auch nur die nüchterne Erwiderung der Frau auf meine Respektlosigkeit  – jedenfalls dämpft etwas die Arroganz meines Tonfalls. Envoys saugen ihre Umgebung auf, was zum Teil auch ein Kontaminationsprozess ist. Oft erwischt man sich dabei, dass man bei anderen beobachtetes Verhalten nachahmt, besonders, wenn die Envoy-Intuition feststellt, dass es in der gegebenen Situation vorteilhaft ist. »Also bin ich Ihnen zugeteilt.«

Aiura räuspert sich leicht.

»Ja, so ließe es sich ausdrücken.«

»Werde ich allein eingesetzt?« Das ist an und für sich nicht unüblich, aber es macht auch nicht besonders viel Spaß. Teil eines Envoy-Teams zu sein verleiht ein Selbstvertrauen, das man bei der Arbeit mit normalen Menschen niemals empfindet.

»Ja. Das heißt, Sie werden der einzige Envoy im Team sein. Konventionellere Ressourcen stehen Ihnen allerdings in großer Zahl zur Verfügung.«

»Klingt gut.«

»Das wollen wir hoffen.«

»Und was soll ich tun?«

Wieder ein leises Räuspern. »Alles zu seiner Zeit. Darf ich mich nochmals erkundigen, ob Sie mit Ihrem Sleeve zufrieden sind?«

»Sieht ganz danach aus.« Plötzliche Erkenntnis. Der Sleeve ist ausgesprochen geschmeidig und reagiert beeindruckend schnell, selbst an den Ansprüchen einer Person gemessen, die Sonderausführungen des Corps gewohnt ist. Ein schöner Körper, zumindest von innen betrachtet. »Ist das ein neues Nakamura-Modell?«

»Nein.« Haben sich ihre Augen eben leicht nach links oben bewegt? Als Sicherheitsbeauftragte hat sie höchstwahrscheinlich ein Netzhaut-Datendisplay. »Von Harkany Neurosystems, in Außenweltlizenz für Khumalo-Cape kultiviert.«

Normalerweise sind Überraschungen kein Problem für Envoys. Wenn ich die Stirn gerunzelt habe, dann nur auf der Innenseite. »Khumalo? Von denen habe ich noch nie gehört.«

»Nein, wohl kaum.«

»Wie meinen Sie das?«

»Es dürfte reichen, wenn Sie wissen, dass wir Sie mit der allerbesten verfügbaren Biotech ausgestattet haben. Ich glaube nicht, dass ich jemandem mit Ihrem Erfahrungsschatz die Fähigkeiten Ihres Sleeves im Einzelnen darlegen muss. Wenn Sie genauere Informationen wünschen, können Sie über den Datendisplay links oben in Ihrem Sichtfeld auf eine Gebrauchsanweisung zugreifen.« Ein schwaches Lächeln, vielleicht mit einer Spur Unwillen. »Harkany hat diesen Sleeve nicht speziell für den Envoy-Gebrauch gezüchtet, und wir hatten keine Zeit für eine Sonderanfertigung.«

»Sie haben es mit einer unmittelbaren Krisensituation zu tun?«

»Sehr aufmerksam, Kovacs-san. Ja, die Situation ließe sich durchaus als kritisch bezeichnen. Es wäre uns recht, wenn Sie sofort mit der Arbeit begännen.«

»Dafür werde ich schließlich bezahlt.«

»So ist es.« Würde sie jetzt die Frage anschneiden, wer mich bezahlte? Wohl eher nicht. »Wahrscheinlich ist Ihnen bereits klar, dass es sich um einen verdeckten Einsatz handelt. Etwas ganz anderes als die Sache auf Sharya. Obwohl Sie dort gegen Ende der Mission einige Erfahrungen mit Terroristenbekämpfung gemacht haben, wenn ich mich nicht irre.«

»Ja.« Nachdem wir ihre IP-Flotte zerschlagen, ihre Datenübertragungssysteme gestört, ihre Wirtschaft zerlegt und ihren globalen Widerstandswillen im Großen und Ganzen abgetötet hatten, waren immer noch ein paar Hardliner übrig geblieben, die die Botschaft des Protektorats einfach nicht kapieren wollten. Also haben wir sie zur Strecke gebracht. Infiltrieren, anfreunden, unterwandern, verraten. Morde in Seitengassen. »Für eine Weile habe ich Terroristen bekämpft.«

»Gut. Ihre Arbeit hier ist der Sache nach nicht unähnlich.«

»Sie haben Terroristenprobleme? Haben die Quellisten sich mal wieder danebenbenommen?«

Sie winkt ab. Heutzutage nimmt niemand den Quellismus mehr ernst. Das ist schon seit ein paar Jahrhunderten so. Die paar echten Quellisten, die es auf dieser Welt noch gibt, haben ihre revolutionären Prinzipien gegen einträgliche Verbrecherkarrieren eingetauscht. Gleiches Risiko, bessere Bezahlung. Sie bereiten dieser Frau und der Oligarchie, die sie repräsentiert, kein Kopfzerbrechen. Der erste eindeutige Hinweis, dass sich die Dinge hier anders verhalten, als es den Anschein hat.

»Es handelt sich eher um eine Kopfjagd, Kovacs-san. Eine Einzelperson. Nichts Politisches.«

»Und dafür holen Sie sich Envoy-Unterstützung?« Selbst auf der kontrollierten Maske meines Gesichts dürfte sich an diesem Punkt eine Augenbraue heben. Wahrscheinlich wird auch meine Stimme etwas lauter. »Das muss eine bemerkenswerte Einzelperson sein.«

»Das ist er. Genau genommen handelt es sich um einen ehemaligen Envoy. Bevor wir fortfahren, Kovacs-san, muss ich Ihnen etwas erklären, das …«

»Es sieht eher danach aus, als müsste man meinem befehlshabenden Offizier ein paar Sachen erklären. Denn für mich klingt das Ganze verdächtig danach, dass Sie die Zeit des Envoy Corps verschwenden. Solche Aufträge übernehmen wir nicht.«

»… vielleicht ein Schock für Sie ist. Sie … äh … gehen zweifellos davon aus, dass man Sie kurz nach der Sharya-Operation resleevt hat. Vielleicht sogar nur ein paar Tage nach Ihrem Needlecast von dort.«

Ein Achselzucken. Envoy-Gelassenheit. »Tage oder Monate – das ist kein großer Unterschied für m…«

»Zwei Jahrhunderte.«

»Was?«

»Sie haben mich richtig verstanden. Sie waren knapp zweihundert Jahre eingelagert. Real gesehen sind das …«

Die Envoy-Gelassenheit fliegt ganz schnell zum Fenster raus. »Was, zum Teufel, ist mit …«

»Bitte, Kovacs-san. Hören Sie sich an, was ich zu sagen habe.« Ihre Stimme hat jetzt einen scharfen, befehlenden Tonfall. Als meine Konditionierung mich wieder auf den Zuhören-und-Lernen-Modus eingepegelt hat, spricht sie ruhiger weiter. »Später erkläre ich Ihnen alle Einzelheiten, die Sie wissen wollen. Im Moment müssen Sie sich damit zufrieden geben, dass Sie nicht mehr im eigentlichen Sinne Mitglied des Envoy Corps sind. Sie können sich als Privatangestellten der Harlan-Familie betrachten.«

Jahrhunderte abgeschnitten seit der letzten eigenen lebendigen Erinnerung. Aus der Zeit herausgesleevt. Ein ganzes Leben entfernt von allem und jedem Bekannten. Wie ein verdammter Krimineller. Zwar dürfte die Envoy-Anpassungstechnik die Sache inzwischen weitgehend in den Griff bekommen haben, aber trotzdem …

»Wie haben Sie …«

»Ihre digitalisierten Persönlichkeitsdaten wurden bereits vor längerer Zeit für die Familie erworben. Wie gesagt, die Einzelheiten kann ich Ihnen später erklären. Sie sollten sich nicht allzu sehr den Kopf darüber zerbrechen. Ich biete Ihnen einen lukrativen Vertrag an, der sich für Sie unseres Erachtens mehr als auszahlt. Wichtig ist im Moment nur, dass Sie begreifen, in welchem Maße ihre Envoy-Fähigkeiten bei dieser Angelegenheit auf die Probe gestellt werden. Das hier ist nicht mehr Harlans Welt, wie Sie sie gekannt haben.«

»Damit komme ich zurecht.« Ungeduldig. »Das ist mein Job.«

»Gut. Sie werden natürlich wissen wollen …«

»Klar.« Binde den Schmerz ab, wie eine Aderpresse an einer blutenden Extremität. Stelle Selbstsicherheit und lässiges Desinteresse zur Schau. Halt dich am offenkundigen Hauptpunkt fest. »Und wer ist nun dieser Scheiß-Ex-Envoy, den ich so dringend für Sie einfangen soll?«

Vielleicht lief es etwa so ab.

Aber vielleicht auch nicht. Ich stütze mich auf Verdachtsmomente und Wissensbruchstücke, die ich erst sehr viel später aufgesammelt habe. Aus dem, was sich erraten lässt, bastle ich mir eine Theorie, deren Lücken ich mithilfe der Envoy-Intuition stopfe. Aber vielleicht liege ich vollkommen falsch.

Ich weiß es nicht.

Ich war nicht dabei.

Und ich habe sein Gesicht nicht gesehen, als sie ihm gesagt haben, wo ich bin. Dass ich es bin und was er dagegen unternehmen soll.

ERSTER TEIL

ERKENNE DICH SELBST

Nehmt es persönlich …

Quellcrist Falconer, Was ich inzwischen gelernt haben sollteBand II

1

Schaden.

Die Wunde brannte höllisch, aber ich hatte schon schlimmere erlebt. Der blind abgefeuerte Blasterschuss hatte sich quer über meine Rippen gebrannt, nachdem er bereits von der Türverstärkung geschwächt worden war, durch die er sich auf dem Weg zu mir hatte durchbeißen müssen. Auf der anderen Seite der zugeschlagenen Tür die Priester, die ihr Glück mit billigen Bauchschüssen versucht hatten. Die ganze Nacht nur Scheiß-Amateure. Wahrscheinlich hatte der Schuss ihnen fast genauso wehgetan wie mir – auf diese Entfernung hatte die Türverstärkung einen Großteil der Ladung einfach zurückgeworfen. Auf meiner Seite der Tür war ich mitten im Sprung, als der Rest der Ladung mir eine lange, nicht allzu tiefe Furche über den Brustkorb grub, dann erlosch und in meinem Mantel weiterschwelte. Ein plötzliches eisiges Gefühl in der Seite und der Gestank gegrillter Hautsensorenkomponenten. Das seltsame Prickeln von Knochensplittern, fast wie ein Geschmack, dort, wo der Schuss die Bioschmiermittel-Ummantelung der Rippen aufgerissen hatte.

Achtzehn Minuten später, laut dem kleinen Leuchtdisplay links oben in meinem Gesichtsfeld, begleitete mich das Prickeln immer noch, während ich die Straße im Lampenschein entlangeilte. Ich versuchte, die Wunde zu ignorieren. Flüssigkeiten sickerten verstohlen aus den Falten meines Mantels. Nicht allzu viel Blut. Ein synthetischer Sleeve hatte seine Vorzüge.

»Auf der Suche nach etwas Spaß, sam?«

»Hatte ich schon«, antwortete ich und entfernte mich vom Hauseingang. Der drahtig-muskulöse Mann blinzelte missbilligend  – auf seine Augenlider waren Wellenmuster tätowiert –, als wollte er selber schuld sagen, und lehnte sich lässig ins Zwielicht zurück. Ich ging über die Straße und um die nächste Ecke. Auf dem Weg musste ich mich zwischen weiteren Huren hindurchschlängeln, eine davon weiblich, die anderen von unbestimmbarem Geschlecht. Die Frau war biotechnisch aufgemotzt, eine gespaltene Schlangenzunge zuckte zwischen ihren Lippen hervor. Vielleicht kostete sie den Geruch meiner Wunde in der Nachtluft. Ihr Blick tanzte rasch an mir entlang, dann wandte sie sich ab. Gegenüber verlagerte der Crossgender-Profi leicht das Gewicht und sah mich zweifelnd an, ohne ein Wort zu sagen. Niemand war an mir interessiert. Die Straßen waren vom Regen glitschig und verlassen, und die Huren hier hatten mehr Zeit gehabt, mich kommen zu sehen, als der Typ im Hauseingang. Ich hatte mich nach dem Verlassen der Zitadelle gesäubert, aber irgendetwas an mir schien trotzdem deutlich zu verkünden, dass mit mir kein Geschäft zu machen war.

Ich hörte, wie sie sich hinter mir in Stripjap über mich unterhielten. Ich verstand das Wort für ›pleite‹.

Sie konnten es sich leisten, wählerisch zu sein. Im Gefolge der Mecsek-Intiative brummte das Geschäft. Tekitomura war rappelvoll in diesem Winter, es wimmelte von Schrotthändlern und DeCom-Teams, die Huren anzogen wie das Kielwasser eines Fischfrachters die Reißflügler. Wir machen New Hok sicher für das neue Jahrhundert, verkündeten die Werbeanzeigen. Vom neu gebauten Hoverlader-Dock im Kompcho-Bezirk am Stadtrand waren es weniger als tausend Kilometer Luftlinie bis zur Küste von New Hokkaido, und die Luftkissenschiffe waren Tag und Nacht unterwegs. Abgesehen von einem Flug gab es keine schnellere Möglichkeit, das Andrassy-Meer zu überqueren, aber auf Harlans Welt wagte man sich nicht in die Luft, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Jedes Team, das schweres Gerät mit sich herumschleppte  – und das traf auf alle DeCom-Teams zu – nahm von Tekitomura einen Hoverlader nach New Hok. Und diejenigen, die überlebten, kamen auf demselben Weg zurück.

Die Stadt boomte. Das einströmende Mecsek-Geld ließ eine neue Sonne der Hoffnung am Himmel aufsteigen, die von der Stadtbevölkerung mit brutalem Überschwang begrüßt wurde. Ich humpelte über Durchfahrtsstraßen, die vom Abfall verbrauchter menschlicher Vergnügungen übersät waren. In meiner Tasche klapperten die frisch herausgeschnittenen kortikalen Stacks wie Würfel.

An der Ecke Pencheva Street und Muko Boulevard war ein Kampf im Gange. Die Pfeifenbars am Muko Boulevard hatten gerade dichtgemacht, und die Gäste mit den gebratenen Synapsen waren im stillen, vergammelten Lagerhausviertel auf eine Gruppe Dockarbeiter aus der Spätschicht getroffen. Mehr als genug Anlass für Gewalttätigkeit. Mittlerweile taumelten rund zehn Gestalten unkoordiniert auf der Straße herum und attackierten sich unter dem ermutigenden Gejohle der Zuschauer mit laienhaften Schlägen und Griffen. Ein blutender Körper lag bereits bewegungslos auf dem Verbundglaspflaster, jemand anderer zog ihn Armlänge um Armlänge aus der Kampfzone. Überladene Energieschlagringe versprühten blaue Funken, und anderswo schimmerte eine Klinge. Aber alle, die noch auf den Beinen waren, schienen ihren Spaß zu haben, und die Polizei war noch nicht eingetroffen.

Großartig, höhnte etwas in mir. Wahrscheinlich sind im Moment alle oben auf dem Hügel beschäftigt.

Ich hielt den Arm schützend vor meine verletzten Rippen und umging das Getümmel so weit wie möglich. Unter dem Mantel schlossen sich meine Hände um die sanft gerundete Form der letzten Halluzinogengranate und um den etwas klebrigen Griff des Tebbit-Messers.

Lass dich niemals in einen Kampf verwickeln, wenn du stattdessen schnell töten und wieder verschwinden kannst.

Virginia Vidaura – Ausbilderin des Envoy Corps, später hochkarätige Kriminelle und zeitweise politische Aktivistin. In gewisser Weise war sie ein Vorbild für mich, obwohl ich sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte. Auf einem Dutzend verschiedener Welten hatte sie sich ungebeten in meine Gedanken geschlichen, und ich schuldete diesem Geist ein Dutzend Mal mein Leben. Diesmal brauchte ich allerdings weder sie noch das Messer. Ich kam ohne Augenkontakt am Kampf vorbei, erreichte die Ecke Pencheva Street und tauchte in die Schatten der Gebäude, zwischen denen die Gassen in Richtung Meer abzweigten. Die Zeitanzeige auf meiner Netzhaut wies mich darauf hin, dass ich spät dran war.

Mach hin, Kovacs. Laut meiner Kontaktperson in Millsport war auch Plex zu seinen besten Zeiten nicht besonders verlässlich, und ich hatte ihm nicht genug bezahlt, damit er allzu lange wartete.

Fünfhundert Meter weiter und dann links in die engen, fraktalen Windungen des Kohei-Belawolle-Viertels, das seinen Namen vor Jahrhunderten nach dem, was dort aufbewahrt wurde, und nach der ursprünglichen Besitzer- und Betreiberfamilie erhalten hatte. Alte Lagerhausfassaden säumten den verschlungenen Irrgarten aus Gassen. Nachdem New Hokkaido infolge der Siedlerkriege als Markt verloren gegangen war, brach der örtliche Belatang-Handel fast vollständig zusammen, und Familien wie Kohei gingen von einem Tag auf den anderen bankrott. Jetzt starrten sich die schmutzverschmierten Fenster in den oberen Stockwerken der Lagerhäuser traurig über die gähnenden Schneisen der Ladebuchteinfahrten hinweg an. Die Rollläden der Einfahrten hingen allesamt auf Halbmast, weder offen noch geschlossen.

Natürlich wurde von einer Regeneration geredet, von der Wiedereröffnung solcher Gebäudeeinheiten, um sie zu DeCom-Labors umzufunktionieren, zu Ausbildungszentren und Hardware-Lagerräumen.

Hauptsächlich war das leeres Gerede. Angesichts der Dockgebäude gegenüber den Hoverlader-Rampen weiter westlich war ein gewisser Enthusiasmus aufgekommen, aber bislang hatte diese Einstellung sich in keine Richtung weiter ausgebreitet, als man einem Linkie sein Telefon anvertrauen würde. So weit vom Kai entfernt und so weit östlich war das Klimpern von Mecsek-Geld bislang kaum hörbar geworden.

So viel zu der Vorstellung, das der Wohlstand der Oberschichten irgendwann allen zugute kommt.

In einem hohen Fenster, Kohei-Belawolle-Bezirk Neun Schrägstrich Zwei Sechs, war ein schwaches Leuchten auszumachen, und die langen, ruhelosen Schattenzungen im Licht, das unter der halb hochgekurbelten Jalousie der Ladebucht hervordrang, ließen das Gebäude wie einen einäugigen, sabbernden Irren aussehen. Ich drückte mich an die Wand und holte das Beste aus den Audiosystemen des Syntethiksleeves raus – was nicht gerade viel war. Stimmen sickerten undeutlich in die Nacht heraus, sporadisch wie die schemenhaften Schatten zu meinen Füßen.

»… kann ich dir sagen, dafür hänge ich hier nicht länger rum.«

Ein Millsport-Dialekt – das schleppende, großstädtische Amenglisch, das man auf Harlans Welt sprach, aber mit einer deutlich verärgerten Spitze. Plex’ murmelnde Stimme antwortete, zu leise für mich, um die Worte zu verstehen. Ein sanfter, provinzieller Gegenpart. Er schien etwas zu fragen.

»Scheiße, woher soll ich das wissen? Denk doch, was du willst!« Plex’ Begleiter ging ein paar Schritte weiter weg und hantierte mit etwas herum. Seine Stimme verlor sich in den Echos, die aus der Ladebucht aufstiegen. Ich schnappte das Worte kaikyo auf, gefolgt von einem abgehackten Lachen. Dann näherte sich die Stimme wieder dem Rollladen »… worauf es ankommt, ist, dass die Familie es glaubt, und sie glaubt das, was die Technik ihr sagt. Technik hinterlässt eine Spur, mein Freund.« Ein hartes Husten und ein Atemzug, der nach einer Ladung Entspannungsmitteln klang. »Der Scheißkerl ist spät dran.«

Ich runzelte die Stirn. Kaikyo konnte eine Menge bedeuten, je nachdem, wie alt man war. Geografisch gesehen hieß es Meerenge oder Kanal. So hatten die frühen Siedler das Wort benutzt, und vielleicht verwendeten es auch noch ein paar übergebildete, Kanji kritzelnde, angeberische Mitglieder der Ersten Familien so. Dieser Kerl klang nicht nach einer Ersten Familie, aber es gab keinen Grund anzunehmen, dass er nicht dabei gewesen war, als Konrad Harlan und seine Kumpel mit den guten Verbindungen Glimmer VI zu ihrem ganz persönlichen Hinterhof gemacht hatten. Aus dieser Zeit gab es noch zahlreiche auf Stacks gespeicherte DigIn-Persönlichkeiten, die nur darauf warteten, in einen funktionierenden Sleeve geladen zu werden. Genau genommen musste man sich ohnehin nicht häufiger als sechs- oder siebenmal hintereinander resleeven lassen, um die gesamte menschliche Geschichte von Harlans Welt zu durchleben. Sie hatte bislang kaum mehr als vierhundert Erdstandard-Jahre auf dem Buckel, seit die Kolonistenbarken gelandet waren.

In meinem Hinterkopf regte sich die Envoy-Intuition. Hier stimmte etwas nicht. Ich hatte Menschen getroffen, die jahrhundertelang ununterbrochen gelebt hatten, und keiner von ihnen hatte wie dieser Typ geredet. Das war nicht die Weisheit des Alters, die mit einer Wolke Pfeifenrauch in die Nacht von Tekitomura hinauswaberte.

Auf der Straße ein paar hundert Jahre später bezeichnete das vom Stripjap-Argot gekaperte Wort kaikyo eine Kontaktperson, die Diebesgut verschob. Einen verdeckten Warenflussmanager. In einigen Teilen des Millsport-Archipels wurde das Wort immer noch benutzt. Anderswo wandelte sich die Bedeutung langsam zu »ehrlicher Finanzberater«.

Genau, und weiter im Süden bedeutet es »von Geistern besessener Heiliger«, oder »Kanalisationsabfluss«. Genug von dieser Detektivscheiße. Du hast gehört, was der Mann gesagt hat – du bist spät dran.

Ich legte einen Handballen unter den Rollladen, schob ihn hoch und unterdrückte eine Welle reißender Schmerzen in meiner Wunde, so weit das synthetische Nervensystem meines Sleeves es zuließ. Der Rollladen ratterte geräuschvoll nach oben. Licht fiel auf die Straße und hüllte mich ein.

»N’Abend.«

»Lieber Himmel!« Der mit dem Millsport-Akzent fuhr einen Schritt zurück. Er hatte nur ein paar Meter vom Rollladen entfernt gestanden, als er hochgegangen war.

»Tak.«

»Hallo, Plex.« Ich wandte den Blick nicht vom Unbekannten ab. »Was ist das für ein tan?«

Im selben Moment wurde mir die Antwort auf meine Frage klar. Ein bleiches, maßgeschneidert gut aussehendes Gesicht wie aus einem billigen Experia-Film, irgendwo zwischen Micky Nozawa und Ryu Bartok. Wohlproportionierter Kampfsleeve, kräftige Brust und Schultern, lange und bewegliche Gliedmaßen. Aufgestelltes Haar in jenem Stil, den man derzeit auf den Bioware-Laufstegen pflegte: Dieser hochgezwirbelte Statik-Look, der aussehen soll, als wäre der Sleeve gerade aus einem Klontank gezogen worden. Seine Anzugtaschen und die Art, wie er sich in seiner Kleidung bewegte, ließen auf versteckte Waffen schließen. Seine Körperhaltung verriet, dass er nicht darauf vorbereitet war, irgendeine dieser Waffen einzusetzen. Eine Kampfstellung, die mehr nach Bellen als nach der Bereitschaft zum Beißen aussah. Er hielt immer noch die leere Mikropfeife in der halb geschlossenen Hand, und seine Pupillen waren bis zum Anschlag aufgerissen. Als Zugeständnis an alte Traditionen hatte er Illuminiumschnörkel auf eine Stirnhälfte tätowiert.

Ein Millsport-Yakuza-Lehrling. Straßenschläger.

»Nennen Sie mich nicht einen tani«, zischte er. »Sie sind hier der Außenseiter, Kovacs. Sie sind der Eindringling.«

Ich hielt einen Teil meiner Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet und blickte zu Plex, der bei den Werkbänken stand, an einem Knäuel aus Halteriemen herumfummelte und sich um ein Lächeln bemühte, das auf seinem gelangweilten Aristogesicht einfach nicht haften wollte.

»Hör zu, Tak …«

»Das hier sollte eine reine Privatparty werden, Plex. Ich habe dich nicht gebeten, irgendwelche Subunternehmer einzustellen.«

Der Yakuza-Typ zuckte ungehalten. Offenbar hielt er sich nur mit Mühe zurück. Ein rauer Laut kam tief aus seiner Kehle. Plex sah aus, als stünde er kurz vor einer Panikattacke. »Warte, ich …« Mit sichtlicher innerer Anstrengung legte er das Riemenbündel weg. »Tak, er ist wegen etwas anderem hier.«

»Er ist in meiner Zeit hier«, gab ich ruhig zurück.

»Hören Sie zu, Kovacs. Sie verdammter …«

»Nein.« Ich blickte wieder den Yakuza-Schläger an und hoffte, dass er die Intensität meines Tonfalls richtig interpretierte. »Wenn Sie mich kennen, sollten Sie mir lieber nicht in die Quere kommen. Ich bin hier, um mich mit Plex zu treffen, nicht mit Ihnen. Und jetzt hauen Sie ab.«

Ich wusste nicht, was ihn abhielt – mein Envoy-Ruf, jüngste Nachrichtenmeldungen aus der Zitadelle – davon dürften die Kanäle jetzt voll sein, bei der verdammten Schweinerei, die du da oben angerichtet hast – oder einfach nur ein kühlerer Kopf, als sein schlecht gekleidetes Punk-Image vermuten ließ. Einen Moment lang zögerte er angespannt am Rande eines Wutausbruchs, dann zog er sich zurück und schob das Gefühl beiseite, ließ es in einem kurzen Blick auf die Fingernägel seiner rechten Hand und in einem Grinsen aufgehen.

»Klar doch. Bringen Sie hier erst mal Ihr Geschäft mit Plex zu Ende. Ich warte draußen. Dürfte ja nicht allzu lange dauern.«

Er ging sogar die erste Stufe in Richtung Straße hinunter. Ich blickte mich zu Plex um.

»Was, zum Henker, hat er damit gemeint?«

Plex zuckte zusammen.

»Wir … äh … wir müssen da was umorganisieren, Tak. Wir können nicht …«

»O nein.« Aber als ich mich in der Halle umsah, konnte ich die Wirbelmuster im Staub erkennen, wo jemand einen Gravheber benutzt hatte. »Nein, du hast gesagt …«

»Ich … ich weiß, Tak, aber …«

»Ich habe dich bezahlt.«

»Ich gebe dir das Geld z…«

»Ich will mein Scheißgeld nicht zurück, Plex.« Ich starrte ihn an und kämpfte den Drang nieder, ihm die Kehle aufzureißen. Ohne Plex gab es keinen Upload. Und ohne Upload … »Ich will meinen verdammten Körper zurückhaben!«

»Bleib cool, bleib cool. Du kriegst ihn zurück. Nur im Moment …«

»Nur im Moment benutzen wir diese Einrichtung, Kovacs.« Der Yakuza-Typ war wieder aufgetaucht. Er grinste immer noch. »Weil sie nämlich, offen gesagt, von Anfang an so ziemlich uns gehört hat. Aber das hat unser Plex wahrscheinlich nicht erwähnt, was?«

Ich blickte zwischen den beiden hin und her. Plex wirkte peinlich berührt.

Der Kerl muss einem einfach Leid tun. Isa, meine gerade mal fünfzehnjährige Kontaktmaklerin in Millsport, mit den kurz rasierten lila Haaren und den brutal sichtbaren, archaischen Datenratten-Anschlüssen, die sich im weltmüden Philosophieren übte, während sie mir Abmachung und Preis darlegte. Schau dich in der Geschichte um, Mann. Sie hat es ihm richtig mies besorgt, das volle Programm.

Tatsächlich war die Geschichte nicht gerade freundlich zu Plex gewesen. Vor drei Jahrhunderten war er mit dem Namen Kohei zur Welt gekommen und wurde früh zur Dummheit erzogen – ein jüngerer Sohn, der es nicht nötig hatte, seine offenkundige Intelligenz für etwas anderes anzustrengen als Gentleman-Hobbys wie Astrophysik oder Archäologie. Dummerweise hatte die Kohei-Familie den Generationen nach den Siedlerkriegen nichts hinterlassen außer den Schlüsseln zu zehn Straßenzügen voll leerer Lagerhäuser und ihren verlotterten Aristo-Charme, der es einem, wie Plex gerne in selbstgeißelndem Tonfall bemerkte, selbst wenn man pleite war, erstaunlich leicht machte, Frauen flachzulegen. Er hatte mir die ganze schäbige Geschichte voll auf Pfeife erzählt, nachdem wir uns noch nicht einmal drei Tage gekannt hatten. Offenbar brauchte er jemanden zum Reden, und Envoys waren gute Zuhörer. Man hört zu, man segelt unter der gerade angesagten Flagge, man saugt alles in sich auf. Jede Kleinigkeit, an die man sich erinnert, kann einem vielleicht später das Leben retten.

Getrieben von der Angst, nur noch ein einziges Leben zu haben und nicht mehr resleevt zu werden, lernten Plex’ nunmehr verarmte Vorfahren, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten – nur dass die meisten von ihnen nicht besonders gut darin waren. Der Schuldenberg wuchs, und die ersten Aasgeier sammelten sich am Himmel. Als Plex auf der Bildfläche erschien, hatte seine Familie sich bereits so weit mit der Yakuza eingelassen, dass Kleinkriminalität für sie einfach zum Alltag gehörte. Wahrscheinlich war er zwischen aggressiven Anzugträgern wie dem hier aufgewachsen, und sein peinlich berührtes, ergebenes Lächeln hatte er mit Sicherheit auf dem väterlichen Schoß gelernt.

Das Allerletzte, was er wollte, war, seine Schutzpatrone zu verärgern.

Und das Allerletzte, was ich wollte, war, in diesem Sleeve mit einem Hoverlader zurück nach Millsport zu fahren.

»Plex, ich habe ein Ticket für die Safran-Königin. In vier Stunden verschwinde ich von hier. Erstattest du mir das Geld für die Fahrkarte?«

»Wir kriegen das hin, Tak.« Seine Stimme klang flehend. »Morgen Abend geht ein anderer Hover nach MP. Ich habe alles, was du brauchst, ich meine, Yukios Leute haben …«

»… klar, benutz meinen verdammten Namen, Mann!«, jaulte der Yakuza.

»Sie können dich auf die Abendfahrt schmuggeln, das merkt keiner.« Plex’ flehender Blick richtete sich auf Yukio. »Stimmt’s? Das würdet ihr doch tun, oder?«

Auch ich sah Yukio an. »Stimmt’s? Wenn man bedenkt, dass Sie mir gerade die Abreisepläne verderben?«

»Sie haben Ihre Abreisepläne schon selbst verdorben, Kovacs.« Mit einem Stirnrunzeln schüttelte der Yakuza den Kopf. Er spielte den sempai, und zwar mit einer Maniertheit und gespielten Ruhe, die er sich wahrscheinlich vor nicht allzu langer Zeit als Lehrling direkt von seinem eigenen sempai abgeschaut hatte. »Haben Sie eine Ahnung, wie viel Feuerkraft da draußen gerade nach Ihnen sucht? Die Bullen haben in der ganzen Stadt Schnüffeltrupps losgelassen, und ich würde sagen, dass es an den Hoverdocks innerhalb der nächsten halben Stunde nur so von denen wimmelt. Die ganze Polizei ist zum Spielen draußen. Mal abgesehen von unseren bärtigen Sturmtruppen-Freunden aus der Zitadelle. Scheiße, Mann, hätten Sie vielleicht noch ein bisschen mehr Blut da oben verschmieren können?«

»Ich habe Ihnen eine Frage gestellt und Sie nicht um eine Einsatzkritik gebeten. Schmuggeln Sie mich auf den nächsten rausgehenden Hoverlader oder nicht?«

»Ja, ja.« Er winkte ab. »Betrachten Sie es als erledigt. Was Sie offenbar nicht verstehen, Kovacs, ist, dass manche Leute ernsthaften Geschäften nachgehen. Sie kommen her und scheuchen die Exekutive mit Ihren kopflosen Gewaltexzessen auf, und als Nächstes werden die Bullen übermütig und fühlen sich verpflichtet, Leuten Ärger zu machen, die wir brauchen.«

»Die Sie wozu brauchen?«

»Das geht Sie einen Scheißdreck an.« Der sempai-Gesichtsausdruck stahl sich davon, und Yukio war wieder ganz und gar Millsport-Straßenschläger. »Halten Sie einfach für die nächsten fünf oder sechs Stunden den Kopf unten und versuchen Sie, nicht noch mehr Leute zu töten.«

»Und was dann?«

»Dann rufen wir Sie an.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das wird nicht reichen.«

»Nicht reichen?« Seine Stimme stieg eine Oktave höher. »Was denken Sie eigentlich, mit wem, zum Teufel, Sie reden, Kovacs?«

Ich maß den Abstand zwischen uns und die Zeit, die ich brauchen würde, um ihn zu erreichen. Den Preis in Schmerzen. Dann klatschte ich ihm die Worte hin, die ihn über die Kante stoßen würden. »Mit wem ich rede? Ich rede mit einem furzverdrahteten chimpira, mit einem beschissenen Straßenpunk aus Millsport, den sein sempai von der Leine gelassen hat. Und das wird langsam langweilig, Yukio. Geben Sie mir ihr Scheißtelefon – ich will jemanden sprechen, der etwas zu sagen hat.«

Seine Wut explodierte. Mit blitzenden Augen griff er nach etwas in seiner Anzugjacke. Viel zu spät.

Ich erwischte ihn.

Im Raum zwischen uns entfalteten sich Angriffsschläge, die von meiner unverletzten Körperhälfte ausgingen. Seitlich gegen Hals und Knie. Er klappte keuchend zusammen. Ich packte seinen Arm, verdrehte ihn und hielt das Tebbit-Messer so gegen seine Handfläche, dass er es sehen konnte.

»Das ist eine Bioware-Klinge«, erklärte ich ruhig. »Hämorrhagisches Fieber von Adoracion. Wenn ich Sie damit schneide, zerplatzt jedes Blutgefäß Ihres Körpers innerhalb von drei Minuten. Ist es das, was Sie wollen?«

Er stemmte sich gegen meinen Griff und schnappte pfeifend nach Luft. Ich drückte die Klinge fester an seine Haut und sah Panik in seinen Augen.

»Das ist keine schöne Art zu sterben, Yukio. Das Telefon.«

Hektisch durchwühlte er seine Jacke. Das Telefon fiel heraus und schlitterte über den Dauerbeton. Ich beugte mich weit genug vor, um mich zu vergewissern, dass es keine Waffe war, dann schob ich es mit der Fußspitze zu seiner fryeien Hand zurück. Mit zitternden Fingern hob er es auf. Er presste röchelnd Atemstöße durch den schnell anschwellenden Hals.

»Gut. Jetzt rufen Sie jemanden an, der mir weiterhelfen kann, und geben es dann mir.«

Er drückte ein paarmal mit dem Daumen aufs Display und hielt mir dann mit einem flehenden Gesichtsausdruck, der dem von Plex vor ein paar Minuten nicht unähnlich war, das Telefon hin. Ich fixierte ihn einen langen Augenblick, wobei mir die ansonsten eher störende Starrheit billiger Synthetikgesichter zugute kam. Dann ließ ich seinen ausgekugelten Arm los, nahm das Telefon und trat aus seiner Reichweite. Er rollte sich von mir weg auf den Bauch, die Hände immer noch am Hals. Ich hielt mir das Telefon ans Ohr.

»Wer ist da?«, fragte eine höfliche Männerstimme auf Japanisch.

»Mein Name ist Kovacs.« Ich vollzog den Sprachwechsel unwillkürlich nach. »Ihr chimpira Yukio und ich haben einen Interessenkonflikt, und ich dachte mir, dass Sie unser Problem vielleicht lösen wollen.«

Eisiges Schweigen.

»Genau genommen wäre es mir recht, wenn Sie es noch im Laufe des Abends lösen würden«, erklärte ich freundlich.

Am anderen Ende der Leitung war ein zischendes Einatmen zu vernehmen. »Kovacs-san, Sie begehen einen Fehler.«

»Tatsächlich?«

»Es wäre unklug, uns in Ihre Angelegenheiten hineinzuziehen.«

»Ich bin nicht derjenige, der hier irgendwen in irgendetwas hineinzieht. Im Moment stehe ich in einem Lagerhaus vor einem leeren Stück Boden, auf dem sich vor einer Weile noch etwas befand, das mir gehört. Und ausgesprochen verlässliche Quellen behaupten, dass es weg ist, weil Sie es genommen haben.«

Wieder Schweigen. Unterhaltungen mit der Yakuza enthalten immer lange Pausen, in denen man eigentlich nachdenken und aufmerksam auf das lauschen soll, was nicht gesagt wird.

Ich war nicht in Stimmung dafür. Meine Wunde schmerzte.

»Man hat mir gesagt, dass Sie in etwa sechs Stunden fertig sein werden. Damit kann ich leben. Aber ich will Ihr Wort, dass meine Ausrüstung sofort danach in einwandfreiem Zustand und gebrauchsfertig hier eintrifft. Ich will Ihr Wort.«

»Sie sollten mit Hirayasu Yukio …«

»Yukio ist ein chimp. Lassen Sie uns in dieser Angelegenheit ehrlich zueinander sein. Yukio hat hier nur die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ich unseren gemeinsamen Dienstleister nicht abschlachte. Eine Aufgabe, die er nebenbei gesagt nicht besonders gut erfüllt. Meine Geduld war schon fast erschöpft, als ich hier eingetroffen bin, und ich denke nicht, dass ich in nächster Zeit meinen Vorrat auffrischen kann. Yukio interessiert mich nicht. Ich will Ihr Wort.«

»Und wenn ich es Ihnen nicht gebe?«

»Dann werden ein paar von Ihren Verwaltungsgebäuden sehr bald aussehen wie das Innere der Zitadelle. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«

Schweigen. Dann: »Wir verhandeln nicht mit Terroristen.«

»O bitte! Sind Sie für offizielle Ansprachen zuständig? Ich dachte, ich hätte es mit einem Entscheidungsträger zu tun. Muss ich hier vielleicht erst etwas beschädigen?«

»Ist Hirayasu Yukio verletzt?«

»Nicht nennenswert.« Ich warf einen kalten Blick auf den Yakuza. Inzwischen konnte er wieder atmen und kämpfte sich langsam in eine sitzende Position. Schweißtropfen glitzerten um den Rand seiner Tätowierung. »Aber das kann sich alles noch ändern. Es liegt ganz in Ihrer Hand.«

»Nun gut.« Nur ein paar Sekunden vergingen vor seiner Antwort. Nach Yakuza-Maßstäben war das geradezu ungebührliche Eile. »Mein Name ist Tanaseda. Sie haben mein Wort, dass die von Ihnen benötigte Ausrüstung zur genannten Zeit eingetroffen und verfügbar sein wird, Kovacs-san. Darüber hinaus werden wir Sie finanziell für ihre Unannehmlichkeiten entschädigen.«

»Vielen Dank. Das …«

»Ich bin noch nicht fertig. Des Weiteren haben Sie mein Wort, dass ich einen globalen Steckbrief für Ihre Festnahme und anschließende Exekution ausstellen werde, wenn Sie in irgendeiner Weise Gewalt gegen mein Personal ausüben. Ich spreche von einem sehr unangenehmen realen Tod. Ist das klar?«

»Klingt fair. Dann sollten Sie Ihrem chimp aber sagen, dass er sich besser benehmen soll. Er scheint sich etwas zu viel auf seine Fähigkeiten einzubilden.«

»Lassen Sie mich mit ihm reden.«

Inzwischen saß Yukio Hirayasu tief über den Dauerbeton gebeugt da. Sein Atem ging noch immer pfeifend. Ich zischte ihn an und warf ihm das Telefon zu. Er fing es ungeschickt mit einer Hand auf, während er sich mit der anderen weiter den Hals rieb.

»Ihr sempai möchte Sie sprechen.«

Er sah mich aus tränenverschleierten, hasserfüllten Augen an, hielt sich aber gehorsam das Telefon ans Ohr. Komprimierte japanische Silben schossen aus dem Hörer, als ob jemand mit den Fingern auf einem löchrigen Gastank spielte. Yukio versteifte sich und senkte den Kopf. Seine Antworten waren abgehackt und einsilbig. Das Wort Ja kam ausgesprochen oft vor. Eins musste man der Yakuza lassen – sie sorgte für Disziplin in den eigenen Reihen wie niemand sonst.

Als die einseitige Unterhaltung zu Ende war, sah Yukio mich an und hielt mir das Telefon hin. Ich nahm es entgegen.

»Die Angelegenheit ist geklärt«, sagte Tanaseda an meinem Ohr. »Bitte suchen Sie sich für den Rest der Nacht einen anderen Aufenthaltsort. In sechs Stunden können Sie zurückkehren. Ihre Ausrüstung und Ihre Entschädigungszahlung werden dann hier auf Sie warten. Wir werden nicht noch einmal miteinander sprechen. Diese. Komplikation. Ist höchst bedauerlich.«

Er klang eigentlich nicht besonders verärgert.

»Können Sie mir eine gute Adresse zum Frühstücken empfehlen?«, fragte ich.

Stille. Höfliche statische Hintergrundgeräusche. Ich wog das Telefon einen Moment lang in der Hand, dann warf ich es Yukio zu.

»Na schön.« Ich blickte zwischen dem Yakuza-Mann und Plex hin und her. »Weiß jemand von euch beiden eine gute Adresse zum Frühstücken?«

2

Bevor Leonid Mecsek seine Wohltätigkeit auf die ums Überleben kämpfenden Ökonomien des Safran-Archipels losgelassen hatte, war Tekitomura innerhalb der Saison mit Flaschenrücken-Großwildjagden für reiche Sportsmänner aus Millsport und von den Ohrid-Inseln und mit der Ernte körpereigenen Öls von Netzquallen über die Runden gekommen. Letztere ließen sich nachts aufgrund ihrer Bioluminiszenz leicht fangen. Allerdings achteten die Käschermannschaften darauf, nicht länger als ein paar Stunden am Stück draußen auf dem Meer zu verweilen. Wenn man länger blieb, klebten die spinnwebfeinen, stechenden Fühler der Quallen schließlich so dick an der Kleidung und auf Deck, dass man ernsthafte Produktivitätseinbußen durch eingeatmetes Gift und Hautreizungen erleiden konnte. Die ganze Nacht über liefen immer wieder Käscherschiffe ein, um Besatzung und Deck mit billigen Biolösungsmitteln besprühen zu lassen. Hinter den grellen Angier-Lampen an der Säuberungsstation hatte eine Reihe Bars und Imbissstuben bis zum Morgengrauen geöffnet.

Plex, aus dem Entschuldigungen wie aus einem löchrigen Eimer heraussprudelten, führte mich durch den Lagerhausbezirk zum Kai und in eine fensterlose Bar namens Tokio-Krähe. Das Ding unterschied sich kaum von einer heruntergekommenen Millsporter Hafenkneipe  – die fleckigen Wände waren mit skizzenhaften Abbildungen von Ebisu und Elmo bemalt, zwischen denen hier und da Standardvotivplaketten in Kanji oder amenglischer Lateinschrift hingen: Wir erbitten ruhige See und volle Netze. Über Monitore hinter der Spiegelholztheke flimmerten die lokalen Wetterberichte und Nachrichten über orbitale und planetare Entwicklungen. Auf einem breiten Projektionssockel am anderen Ende der Bar lief der unvermeidliche Holoporno. Quallenfischer mit müden, konturlosen Gesichtern säumten die Bar und saßen in kleinen Grüppchen um die Tische. Es war eine deutlich ausgedünnte Versammlung, größtenteils männlich und größtenteils schlecht gelaunt.

»Ich zahle«, sagte Plex schnell, als wir eintraten.

»Das will ich hoffen.«

Er warf mir einen verlegenen Blick zu. »Hm. Ja. Klar. Also, was möchtest du?«

»Was auch immer hier als Whisky durchgeht. Irgendwas, das ich mit den Geschmackssystemen dieses beschissenen Sleeves wahrnehmen kann.«

Er schlurfte zur Bar, während ich mir aus reiner Gewohnheit einen Ecktisch mit Blick zur Tür und über die Kundschaft suchte. Ich ließ mich nieder und stöhnte, als die Kleidung über meine blasterversengten Rippen scheuerte.

Was für eine verdammte Schweinerei.

Nicht unbedingt. Ich legte die Hand auf die Tasche, in der sich die Stacks befanden. .

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