Heilmittel der Sonne - eBook - Margret Madejsky - E-Book

Heilmittel der Sonne - eBook E-Book

Margret Madejsky

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  • Herausgeber: AT Verlag
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Die Sonne ist der leuchtende Mittelpunkt unseres Planetensystems und der Urquell des Lebens. Göttermythen und Jahreszeitenfeste erinnern an die uralte Sonnenverehrung. Sie helfen uns, die Sonnenrhythmen zu erkennen und im Einklang mit ihnen zu leben. Zahlreiche Heilpflanzen wie Johanniskraut, Arnika, Goldrute oder Sonnenhut unterstehen der Sonne und verfügen über weitreichende Heilkräfte, ebenso einige exotische Gewürze, Gold, manche Edelsteine und nicht zuletzt auch Tiere wie Biene oder Schlange. In erster Linie erwärmen all diese "Heilmittel der Sonne" die Seele, erhellen den Geist oder feuern das Immunsystem an. Zahlreiche Rezepte und Anwendungen zeigen, wie man sich die Sonnenkräfte zunutze machen kann.

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Seitenzahl: 407

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Margret Madejsky Olaf Rippe

Heilmittel der Sonne

Mythen, Pflanzenwissen, Rezepte und Anwendungen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur überarbeiteten Neuauflage

Auf den Spuren der Sonne in Mensch und Natur

Die Schlüssel zur Sonne

Das Wesen des Lichts

Lebenselixier Sonne

Im Einklang mit der Sonne leben

Das Sonnenorgan Herz

Die Sonne in Tier, Pflanze und Mineral

Sonnentiere

Die Schlange

Schlangengift als Lebenselixier

Tier der Unsterblichkeit

Schlangengifte in der Homöopathie

Infektabwehr mit Lachesis

Blutdruckregulierung mit Naja

Schlangengifte regulieren die Hormone

Häutung der Seele durch Schlangengifte

Lachesis – Tratschtante mit Giftspritze

Innere Ruhe finden

Naja – Sorgen lasten auf dem Herz

Tiere der Weisheit

Die Biene

Bienengift als Heilmittel

Feurige Witwe mit Putzfimmel

Die Bienenkönigin – Seid fruchtbar und mehret Euch

Honig – Götterspeise und Heilmittel aus dem Bienenvolk

Met – ein Göttertrunk

Sonnenwirken in der Pflanzenwelt

Die Handschrift der Sonne

Schöllkraut – Goldwurz der Alchemisten

Sonnenblume – Sonnenstern und Gottesauge

Sonnenelixier Olivenbaum

Sonnenkräfte in Lichtwirkstoffen

Strahlenschutz durch Pflanzenfarben

Wenn Sonnenlicht in Pflanzen kondensiert

Sonnenfeuer aus Doldenblütlern

Sonne riechen, schmecken und fühlen

Mit Sonne würzen

Die Orakelkräuter des Apollon

Lorbeer – Der Kranz des Apollon

Bilsenkraut – Pflanze der prophetischen Begeisterung

Sonnenmedizin selbst gemacht

Traditionelle Sonnenrezepte

Im Licht des Sonnenspiegels – Mondtinkturen

Sonnenfeuer in Mineralien und Edelsteinen

Bergkristall – Kristallines Licht

Karneol – Der Stein des Friedens

Chrysolith – Wissen, das von Herzen kommt

Topas – Magnet des Lichts

Lichtträger Phosphor

Die reinigende Kraft des Schwefels

Bernstein – Das Gold des Nordens

Ammonit – Sonnenstein und Götterrad

Sonnenmetall Gold

König der Metalle

Zauberkräfte in Gold

Gold als Lebenselixier

Lichtmetall der Selbsterkenntnis

Gold als Mittel des Seelenfriedens

Heilmittel bei Schwermut und Einsamkeit

Im Rhythmus von Sonne und Mond

Pflanzliches Gold für die Seele

Sonnenwirken im Jahreslauf

Die Jahreszeiten im Licht der Sonne

Frühling – Das Erwachen der Sonne

Frühlingskraft durch Wildkräuter

Löwenzahn – Sonnenblüte mit Raubtierzähnen

Bärlauch – Bärenstark durch wilden Lauch

Die Lichtblumen der Ostara

Gänseblümchen – Die Lichtkünderin

Huflattich – Sonne für die Lunge

Immergrün – Blume der Inspiration

Vergissmeinnicht – Die blaue Schatzblume

Schlüsselblume – Schlüssel zur Frühlingssonne

Spiegel der Frühlingssonne

Küchenschelle – Lichtblick für die Seele

Adonisröschen – Die Blume des Frühlingsgottes Adonis

Die Himmelskraft der Bäume

Sonnenbaum Esche

Sommer – Der Sieg der Sonne

Bärlapp und Beifuß – Sonnenkraft der Gürtelkräuter

Die Blumen des Lichtgottes Baldur

Johanniskraut – Sonnenkönig der Pflanzenwelt

Baldrian – Lichtblick in der Nacht

Lichtzauber mit Sonnenpflanzen

Arnika – Blütengold der Götterthrone

Ringelblume – Die Goldblume der Gärtner

Königskerze – Himmelsbrand schützt vor Ozon

Goldrute – Pflanzengold für die Nieren

Odermennig – Königskraut für die Leber

Sonnenhut – Das Immunsystem anfeuern

Herbst – Der Abschied von der Sonne

Herbstzeitlose – Lichtblume des Jahresabends

Kornfrüchte –Abschiedsgeschenke der Sonne

Hafer – Sonnennahrung für Körper und Seele

Wurzeln – Sonnenkräfte aus der Unterwelt

Silberdistel – Blütensonne mit Dornenkranz

Wegwarte – Himmelblauer Sonnenwirbel

Erzengelwurz – Die Botin des Lichts

Der Wein – Götterblut und Lebenselixier

Über die heilsamen Kräfte des Weines

Winter – Geburt der unbesiegbaren Sonne

Die magische Zeit der Zwölften

Die Zeit der Räucherungen

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Heilmittel aus dem Morgenland

Der nordische Weihrauch

Mysterienpflanzen der Wintersonne

Efeu – Himmelsleiter und Götterschmuck

Bartflechte – Das Kleid des wilden Mannes

Buchsbaum – Schutz vor finsteren Mächten

Fichte und Tanne – Lichtsäulen zum Himmel

Vom Wacholdergeist

Zypresse – Die Krone der Unterweltgötter

Schwarze Nieswurz – Verkünderin des neugeborenen Lichts

Mistel – Kultpflanze der Druiden

Tod und Wiedergeburt des Lichtgottes Baldur

Anhang

Wichtiges zur Selbstbehandlung und zu den Rezepten

Adressen und Bezugsquellen

Quellen und Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Rezepte und Anwendungen

Stichwortverzeichnis

Sonnenwirken im Jahreslauf

»Jeder Sonnenschein ist ein Gedanke Gottes.«(Maria Szepes)

Vorwort zur überarbeiteten Neuauflage

Als 1996 der damalige Peter Erd Verlag auf uns zukam, um uns für das Buchprojekt »Heilmittel der Sonne« zu gewinnen, boomte gerade der Mond. Voller Elan machten wir uns an das Sonnenthema, auch um einen Gegenpol zu den vielen Mondbüchern zu schaffen. Fortan drehte sich für uns ein Jahr lang alles um die Sonne. Wir recherchierten in alten und neuen Kräuterbüchern, studierten Veröffentlichungen, suchten Imker und Schlangenhalter auf, befragten Mineralienexperten und Phytopharmakologen, diskutierten mit Heilpraktikerkollegen und Apothekern, entwarfen Rezepte und probierten diese zusammen mit unseren Freunden, Patienten und Seminarteilnehmern aus. Jede freie Minute widmeten wir unserem Projekt, denn das Sonnenfieber hatte uns gepackt. Das Ergebnis war ein wahrhaft sonniges Buch, das sich über ein Jahrzehnt lang konstanter Beliebtheit erfreute und viele begeisterte Leser und Leserinnen fand. Darüber hinaus bildete unser Erstlingswerk eine Art Fundament unserer Weltsicht, aus der schließlich NATURA NATURANS, unsere Arbeitsgemeinschaft für Traditionelle Abendländische Medizin, geboren worden ist und das auch die Grundlage unserer Praxistätigkeit darstellt.

Inzwischen hat unser Sonnenbuch weite Kreise gezogen, und immer wieder finden wir das durch uns in die Welt gebrachte Gedankengut in anderen Texten und sogar in Werbeslogans so mancher Heilmittelhersteller wieder. Doch geht der Weg weiter, denn die Kräfte der Sonnenheilmittel werden heute mehr denn je benötigt. Viele Menschen leiden in unserer Zeit unter Existenzängsten, Sorgen, an depressiven Verstimmungen oder unter einer tiefgreifenden Erschöpfung an Körper, Geist und Seele. Man könnte dies auch als einen Verlust der Sonnenkräfte im Menschen bezeichnen, den man eben am besten mit den Heilmitteln der Sonne behandelt. Daher hoffen wir, dass wir mit der überarbeiteten Neuauflage dieses Buches nicht nur ein besonders sonniges, sondern vor allem ein nützliches Werk in die Welt bringen. Lassen Sie sich also vom Sonnenfieber ergreifen, denn es kann sehr heilsam sein, sowohl für die Seele als auch für den Körper, wenn man ein tieferes Verständnis für die Sonnenrhythmen aufbaut und das Wirken der Sonne in der Heilmittelwelt erkennen und für sich selbst oder andere zu nutzen lernt. Nicht umsonst lautet eine Grundregel der Astromedizin nach Nicholas Culpeper (1616–1654), den man auch den Paracelsus Englands nannte: »Die Sonne heilt alle Leiden.«

Margret Madejsky und Olaf Rippe, im Frühling 2018

 

 

»Der Himmel trägt deine Seele

Die Erde trägt dein Ebenbild

Die Tiefe hütet dein Geheimnis.«

(Sonnenhymne an Osiris)

 

 

»Oh suche, Du Seele,

In Steinen den Strahl,

In Blüten das Licht,

Du findest Dich selbst.«

(Rudolf Steiner)

Sonnentiere

Die Schlange

Schlangen begegnen uns weltweit in Schöpfungsmythen. Kein anderes Tier ist mit den Sonnengöttern enger verknüpft. Im alten Ägypten verkörperte sie noch die archaische Grundkraft im Anbeginn der Welt. Dem Mythos zufolge entstieg der Sonnengott Ammun-Re dem leuchtenden Ei, das die Riesenschlange Apophis einst in das finstere Urmeer (Chaos) spie. Die Ägypter nannten die Schlange »Trägerin der Sonnenscheibe«. Sie stellten sich vor, dass der Sonnengott nachts, wenn er für die Menschen unsichtbar ist, auf ihrem Rücken durch die Unterwelt gleitet.

Leben im Sonnenrhythmus

Die Sonne ist das Lebenselixier dieses urzeitlichen Reptils. Die meisten Schlangen tummeln sich daher rund um den Äquator, im Hitzegürtel der Erde. Nur sehr kalte Regionen wie die Polargebiete oder manche Inseln (Irland) konnte das zähe Geschöpf, das selbst die Dinosaurier überdauert hat, nicht erobern. Vom Sonnenfeuer hängt nämlich der Lebensrhythmus der Landschlangen ab. In Mitteleuropa kriechen sie mit der Frühlingssonne aus ihren Schlupfwinkeln hervor und ziehen sich im Herbst wieder zurück. Sie teilen das Jahr somit in zwei Hälften. Fruchtbarkeitsgöttinnen wie Demeter oder Persephone wurden daher oft mit Schlangen dargestellt. Wie die Vegetationsgötter, so weilt auch deren heiliges Tier im Sonnenhalbjahr auf der Erde und ruht im Winter.

Ouroboros: Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, scheint sich gleichzeitig zu verschlingen und aus sich selbst zu gebären. Damit verkörpert sie den ewigen Kreislauf des Lebens und das Prinzip der Wiedergeburt.(Fred Weidmann, 2001)

Schlange und Ei. Kultstein aus römischer Zeit, eingemauert im ehemaligen Kloster Karthaus im Schnalstal, Vinschgau.

In unseren Breiten kreuzen Schlangen allenfalls verborgene Pfade abseits der Zivilisation. Wenn überhaupt, dann erblicken wir sie früh morgens oder am Spätnachmittag, wenn sie, auf Steinen oder Baumstümpfen liegend, ein Sonnenbad nehmen. Ihr Anblick löst unwillkürlich Angst aus. Obwohl sie meist nur für Kleintiere eine wirkliche Bedrohung darstellen, machte die christlich geprägte Phantasie hinterhältige und bösartige Gifttiere aus ihnen. Ursprünglich ist die Schlange aber ein Krafttier der Sonne. Der Volksmund sagt heute noch, dass sie ihr Gift aus der Sonne zieht, und eben dieses Gift gilt seit langem als Lebenselixier.

Schlangengift als Lebenselixier

Weshalb wir den Reigen der Sonnenheilmittel mit Schlangengift eröffnen, erklärt sich durch unsere Begegnung mit Scheich Ali. Wir lernten ihn vor vielen Jahren im Sinai kennen. Er führte uns damals mit seinen Kamelen durch die Wüste. An dem Beduinen mit dem sonnengegerbten Gesicht fielen uns sofort die Lebensenergie und Ausdauer auf. Während wir von der Hitze ausgelaugt auf den Kamelen dahinschaukelten und literweise Wasser in unsere ausgedörrten Kehlen schütteten, legte Ali mühelos viele Kilometer zu Fuß zurück!

Mit ihrem starren Blick gilt die Schlange, hier eine Klapperschlange, als allessehendes Tier der Weisheit.

Scheich Alis Schlangenkur

Eines Abends verriet uns der alte Beduine die Quelle seiner Lebenskraft. Einmal im Jahr geht er mit seinem Kamel allein in die Wüste, um eine bestimmte Baumschlange zu suchen. Sie lauert hinter Sträuchern oder schnellt aus Bäumen auf ihr Opfer herab und zählt zu den giftigsten Schlangen des Sinai. Ali erklärte uns, dass ihr Biss tödlich endet, wenn man nicht unverzüglich verhindert, dass sich das Gift im Körper ausbreitet. Er schilderte uns lebhaft gestikulierend, dass er das gebissene Glied notfalls abschneiden müsse.

So wie also unsereins im Frühling nach Brennnesseln Ausschau hält, fängt der Scheich eben einmal jährlich diese Schlange! Hat er sie überlistet, dann kocht er sie sieben Stunden und verzehrt sie. Schließlich durchlebt er in sieben Decken gehüllt eine Heilkrise – mit Schüttelfrost und Fieberdelirium. Jeden Morgen legt er eine Decke beiseite. Wenn er am Morgen des siebten Tages, des Sonn(en)tages, vom Fieber erwacht und die letzte Decke entfernt, dann ist auch die Heilkrise überstanden, und Ali fühlt sich wie neugeboren.

Tier der Unsterblichkeit

Die sich regelmäßig häutende Schlange scheint mit unerschöpflicher Regenerationskraft ausgestattet zu sein und gilt daher seit Urzeiten als Tier der Unsterblichkeit. Besonders die Darstellung als Ouroboros – die Schlange, die sich in den Schwanz beißt – symbolisiert den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen sowie die Wiedergeburt.

Seit langem versuchen wir Sterbliche, unsere Lebenskraft mit Hilfe von Schlangenelixieren zu stärken. Bereits aus den ältesten schriftlichen Überlieferungen der chinesischen Medizin geht hervor, dass Schlangenteile als Heilmittel dienten. Der griechische Arzt Galenos (2. Jh. n. Chr.) führte die Schlange in die abendländische Medizin ein. Zu seiner Zeit enthielten zahlreiche Rezepturen Giftschlangen als Ganzes. Scheich Alis Schlangenkur dürfte ein Relikt aus jener Epoche sein. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Samuel Hahnemann (1755 – 1843), der Begründer der Homöopathie, ein ähnliches Schlangenelixier beschrieb: »Zu dieser Absicht werden die (…) Schlangen mit Wasser bei langsamem vielstündigem Feuer so lange in einem Geschirre mit verklebtem Deckel gekocht, bis die Brühe (Jus viperinum) gallertartig wird.« (S. Hahnemann: Apothekerlexikon Bd. II S. 355). Diese Schlangenbrühe stand laut Hahnemann in dem Ruf, dass sie teelöffelweise eingenommen, »mit großem Erfolg« Skrofeln, Hautausschläge und sogar fressende Geschwüre heilen könne.

In der Volksmedizin überdauerten allerlei Schlangenrezepturen viele Jahrhunderte. In der alpenländischen Volksmedizin erhielt sich beispielsweise lange Zeit der Vipernalkohol, ein Alkoholauszug aus der Aspisviper, der im Vinschgau einst als lebensverlängerndes Elixier geschätzt wurde. Von einer weiteren volksmedizinischen Schlangenzubereitung erzählte uns ein befreundeter Makedonier, in dessen Familie fast alle hundert Jahre alt wurden. Er führte diese außergewöhnlich lange Lebenserwartung auf mehrere Faktoren zurück: frische Luft, sauberes Wasser, karge Hirtenkost, kein Stress und eben eine spezielle Schlangenmedizin. Dazu fingen die Alten eine Giftschlange (»orcha«) und legten diese zu - sammen mit Paprika in Essig und Öl ein. Im Winterhalbjahr gab es dann täglich von der eingelegten Paprika, in welche die Schlangenkraft übergegangen war, zu essen.

Zu königlichem Ruhm brachte es auch der Theriak, das berühmteste mittelalterliche Allheilmittel, Universalgegengift und Verjüngungselixier. Damals enthielt er neben mineralischen (z. B. Eisensulfat) und pflanzlichen Bestandteilen (z. B. Opium, Engelwurz) ebenfalls noch Schlangenteile. Einerseits wollte man durch den Zusatz von Giftschlangen eine gewisse Immunität gegenüber allen möglichen Giften erreichen. Andererseits erhoffte man sich, auf diese Weise die Eigenschaften auf den Menschen zu übertragen, die man der Schlange zusprach: Weisheit, Unverwundbarkeit, Regenerationskraft und ewiges Leben.

Giftschlange in Alkohol, aufgenommen auf einer Schlangenfarm in Zypern.

Symbol der Heilkunst

Schlange und Heilkunst sind bis heute untrennbare Begriffe. Die Schlange, die sich um den Äskulapstab windet und ihr Gift in eine Schale entleert, ist über Jahrhunderte hinweg das Machtsymbol der Ärzte geblieben. Es geht auf den prähellenischen Schlangengott Asklepios zurück. Er war der Sohn des Sonnengottes Apollon. Dem Mythos zufolge wurde der göttliche Arzt von dem heilkundigen Kentauren Chiron aufgezogen. Von Apollon erhielt er eine Schlange, die ihn in die Geheimnisse der Heilkunst einweihte. Asklepios besaß auch zwei Schalen voll Blut der Medusa, einem furchterregenden Wesen mit Schlangenhaar, die ihm Zauberkräfte verliehen. Mit dem Blut der einen Schale konnte er töten, mit dem Blut der anderen Schale Tote wiederbeleben. Dieses Bild symbolisiert die fließende Grenze zwischen Gift und Arznei; das griechische Wort »Pharmakon» bezeichnete ursprünglich beides. In der Schlange vereinen sich diese Gegensätze zu einem Arcanum (wahre Arznei). Die Wirkung von Alis Schlangenkur ist allerdings bei Normalsterblichen unberechenbar, also nicht nachahmenswert. Die modernen Möglichkeiten, sich Schlangenkräfte einzuverleiben, verdienen dagegen weit mehr Beachtung.

Schlangengifte in der Homöopathie

Im 19. Jahrhundert erlebte die Schlangenmedizin eine Art Renaissance. Erste empirische Untersuchungen weckten die Hoffnung, in diesen Tiergiften wirksame Arzneien für Virusinfektionen sowie für neurologische Erkrankungen gefunden zu haben. Doch bis dahin war deren Gebrauch mit erheblichen Risiken verbunden wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Störungen oder mit allergischen Reaktionen bis hin zum Schock. Doch Constantin Hering (1800–1880), ein Pionier der Schlangengiftforschung, erkannte in der Homöopathie, die seiner Zeit immer größere Kreise zog, neue Möglichkeiten. Angetrieben von fieberhaftem Forscherdrang reiste er nach Surinam und berichtete von dort erfreut: »Endlich hatte ich denn das Vergnügen, den 28. Juli 1828 des Mittags, eine, durch den kühnen Jäger zwar halb erschlagene, aber doch noch brauchbare, große, wirklich grässliche Giftschlange zu erhalten. Es war Trigonocephalus Lachesis (…).« (Constantin Hering: Einiges über das Schlangengift Lachesis, 1831).

Das Haupt der Medusa schmückt die Eingangstür zur Stuckvilla in München.

Seinen ersten Selbstversuch machte Constantin Hering unfreiwillig, als er das Giftdrüsensekret des Buschmeisters mit Milchzucker verrieb und versehentlich ein wenig davon einatmete. Kurz darauf litt er unter Halsschmerzen, denen die viel zitierten Leitsymptome der homöopathischen Lachesis folgten wie etwa Argwohn und Redseligkeit. Seine Forschungsergebnisse bildeten lange Zeit die Hauptquelle für die Anwendung von homöopathischen Schlangengiften. Durch ihn fand vor allem das Giftdrüsensekret des Buschmeisters (Lachesis) Eingang in den homöopathischen Arzneischatz, aus dem Lachesis heute nicht mehr wegzudenken ist. Für den berühmten Homöopathen James Tylor Kent (1849–1916) zählte es bereits zu den Polychresten: »Lachesis scheint für das ganze Menschengeschlecht zu passen, denn das Wesen des Menschen entspricht dispositionsgemäß und charakterlich der Schlangennatur (…)« (Edward Heits, Hrsg.: Kents Arzneimittelbilder).

Homöopathisch zubereitet, also nach den Regeln der Kunst verdünnt und verschüttelt, erwiesen sich Schlangengifte bald als nebenwirkungsarm und dennoch heilkräftig. Ausgangssubstanz für das Homöopathikum ist das frische Giftdrüsensekret. In der Trockenmasse finden sich über 90 Prozent Eiweiße, die je nach Zusammensetzung Blut, Herz oder Nerven schädigen.

»Ähnliches mit Ähnlichem heilen« lautet der Grundsatz der Homöopathie. Somit sind homöopathische Schlangengifte in erster Linie Blut-, Herz- und Nervenheilmittel.

Infektabwehr mit Lachesis

Die heutige Homöopathie bedient sich mehrerer Schlangengifte. In homöopathischer Form zeigen alle einen abwehrsteigernden Effekt und sind bei bakteriellen oder viralen Infekten hilfreich. In Kombination mit Sonnenpflanzen wie Echinacea wirkt Lachesis wie ein »homöopathisches Antibiotikum« (Vera Rosival: Die Homöopathische Hausapotheke, 2010).

Verwendet werden aber auch die Gifte der Klapperschlange (Crotalus horridus), der Korallenotter (Elaps corallinus) oder der bei uns einheimischen Kreuzotter (Vipera berus). Am häufigsten gebraucht man jedoch das potenzierte Gift des Buschmeisters (Lachesis muta; Grubenotter; Mittel- und Südamerika). Es gilt als zuverlässiges Heilmittel bei Blutvergiftung (Sepsis), die beispielsweise von eitrigen Wunden ausgehen kann.

Eben weil der Biss der Giftschlange Sepsis ähnliche Erscheinungen hervorruft, regen Tiefpotenzen (Lachesis D8) die körpereigene Gegenregulation an. Vor allem in Kombination mit dem abwehrsteigernden Sonnenhut beeinflussen sie den Krankheitsverlauf günstig. Rechtzeitig eingenommen, schützen Schlangenpräparate (siehe Tabelle) sogar vor Ansteckung, wenn wieder einmal die Grippewellen anrollen.