Praxishandbuch Frauenkräuter - eBook - Margret Madejsky - E-Book

Praxishandbuch Frauenkräuter - eBook E-Book

Margret Madejsky

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Beschreibung

Viele Arzneipflanzen haben sich in den letzten Jahrzehnten in Frauenarzt- und Hebammenpraxen etabliert. Antibiotische Kräuter wie Kamille und Kapuzinerkresse oder hormonartig wirkende Pflanzen wie Mönchspfeffer und Silberkerze konnten sich einen festen Platz in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe erobern. Doch das Pflanzenreich bietet viele weitere Heilkräuter, die bei zahlreichen Frauenleiden lindernd und heilsam wirken. Dieses Buch ist eine fundierte Einführung in die Arzneipflanzenkunde für Frauen. Es erklärt die interessanten hormonartigen Effekte von Heilpflanzen, porträtiert 120 Frauenkräuter und bietet über 200 bewährte Rezepte und viele Praxistipps. Es verbindet mehr als 25 Jahre frauenheilkundliche Praxiserfahrung mit den Erkenntnissen der heutigen Pflanzenforschung. Ein wertvolles Handbuch für Therapeutinnen wie auch ein unverzichtbares praktisches Nachschlagewerk für Betroffene und für naturheilkundlich interessierte Frauen jeden Alters.

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Praxishandbuch

FRAUEN

KRÄUTER

Margret Madejsky

Praxishandbuch

FRAUEN

KRÄUTER

Mit vielen Rezepten und praktischen Heilpflanzen-Anwendungen

Zur Beachtung

Die in diesem Buch aufgeführten Rezepte und Praxistipps verstehen sich als Lehrbeispiele und können daher weder den Arztbesuch noch eine fachkundige Beratung durch Hebammen oder Heilpraktiker ersetzen. Die Anwendung der Rezepte und die Einnahme der aufgeführten Naturheilmittel erfolgt auf eigene Gefahr. Die hier wiedergegebenen Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Dennoch übernehmen weder der Verlag noch die Autorin die Haftung für irgendwelche Schäden, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Heilkräuteranwendungen ergeben. Zögern Sie nicht, sich in ärztliche oder naturheilkundliche Behandlung zu begeben, wenn sich Ihre Beschwerden trotz der Einnahme von Naturheilmitteln verschlimmern oder falls neue Beschwerden hinzukommen. Ebenso ist es ratsam, sich vor der Einnahme oder Anwendung der Naturheilmittel und Kräuterrezepte über Anwendungsbeschränkungen und mögliche Neben- oder Wechselwirkungen zu informieren. Auch sollten die angegebenen Dosierungen überprüft und individuell angepasst werden. Bitte beachten Sie alle Warnhinweise!

© 2019

AT Verlag, Aarau und München

Umschlagbild: Olaf Rippe

Fotos: Seiten 177, 199, 108: Peter Schönfelder

Seite 86: Massimo Pedrazzini

Alle übrigen: Margret Madejsky, Olaf Rippe

Grafische Gestaltung und Satz: AT Verlag

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

E-Book ISBN 978-3-03902-015-7

www.at-verlag.ch

Der AT Verlag, AZ Fachverlage AG, wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Frauenkräuter einst und heute

Hormonartig wirkende Frauenkräuter und Pflanzeninhaltsstoffe

Einmaleins der Pflanzeninhaltsstoffe

Arzneipflanzen und Pflanzenwirkstoffe in der Schwangerschaft

Pflanzen mit abortivem, embryotoxischem oder mutagenem Potenzial

Frauenkräuterarzneien im Überblick

Frauenkräuter von A bis Z

Alant

Aloe vera

Angelika

Apfelbaum

Arnika

Bärentraube

Bärwurz

Basilikum

Baumwolle

Beifuß

Beinwell

Benediktenkraut

Berberitze

Bertram

Besenginster

Bilsenkraut

Bingelkraut

Birke

Blasentang

Blutwurz

Blutwurz, Kanadische

Brennnessel

Cistrose

Dachwurz

Damiana

Eberraute

Efeu

Eiche

Einhornwurzel

Eisenkraut

Erdrauch

Färberginster

Fenchel

Frauenhaarfarn

Frauenmantel

Frauenwurzel

Gänseblümchen

Gänsefingerkraut

Geißraute

Gelbwurz

Ginseng

Goldrute

Granatapfel

Grüntee

Gundelrebe

Hafer

Hamamelis

Herzgespann

Himbeere

Hirtentäschelkraut

Holunder

Hopfen

Ingwer

Johanniskraut

Kaffeestrauch

Kamille

Kapuzinerkresse

Keimzumpe

Kermesbeere

Knoblauch

Koloquinte

Koriander

Krallendorn

Küchenschelle

Kümmel

Kurkuma

Labkraut

Lavendel

Lebensbaum

Lein

Liebstöckel

Löwenzahn

Madonnenlilie

Majoran

Mariendistel

Melisse

Mistel

Mönchspfeffer

Muskatellersalbei

Mutterkraut

Mutterkümmel

Myrrhe

Nachtkerze

Odermennig

Orthosiphon

Petersilie

Pfefferminze

Pfingstrose

Poleiminze

Preiselbeere

Rainfarn

Raute

Rhapontikrhabarber

Ringelblume

Rose

Rosenwurz

Rosmarin

Rotklee

Safran

Salbei

Salomonssiegel

Sanddorn

Sanikel

Schafgarbe

Schierling

Schlüsselblume

Schneeball

Schöllkraut

Schwarzkümmel

Shatavari

Silberkerze

Soja

Steinklee

Steinsame

Stiefmütterchen

Storchschnabel

Süßholz

Taigawurzel

Taubnessel

Teebaum

Thymian

Tigerlilie

Veilchen

Walnuss

Weidenröschen

Wermut

Wiesenknopf

Wolfstrapp

Yamswurz

Zimt

Zinnkraut

Anhang

Zum Umgang mit den Rezepten

Quellen und Literaturverzeichnis

Adressen und Bezugsquellen

Indikationsverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Vorwort

Gerade mal elf Jahre sind vergangen, seit das große »Lexikon der Frauenkräuter« erschienen ist. Warum jetzt noch ein Heilpflanzenbuch für Frauen?

Zum einen kommen in meiner Praxis ständig neue Erkenntnisse hinzu, die ich gerade deswegen zur Verfügung stellen will, weil es für Praxiseinsteiger und für medizinisch interessierte Laien in Zeiten von »Dr. Google« immer schwieriger wird, an seriöses Heilwissen heranzukommen. Da die Schulmedizin bei vielen Diagnosen an ihre Grenzen stößt und nur mehr Operationen, Schmerzmittel oder Hormonpräparate anbieten kann, sehe ich uns Naturheilkundler in der Pflicht, diese Versorgungslücken zu schließen. Therapeutinnen, Kräuterfrauen wie auch medizinische Laien sollen mit diesem Buch eine in der Praxis erprobte Pflanzenmedizin an die Hand bekommen.

Außerdem musste ich feststellen, dass in den letzten Jahren eine neue Generation kritischer Leserinnen herangereift ist. Während es in den 1990er Jahren noch genügt hat, eine Aussage mit dem Zauberwort »erfahrungsgemäß« zu unterstreichen, werden auch naturheilkundliche Empfehlungen heute stärker hinterfragt. Das ist auch gut so. Denn nur kritische Menschen sind mündige Menschen, und diese Mündigkeit muss durch Wissensvermittlung gestützt werden. Die medizinpolitischen Bestrebungen gehen derzeit dahin, dass der therapeutische Handlungsspielraum zunehmend in leitlinienkonforme Schemata gezwängt werden soll. Daher möchte ich in diesem Buch Kolleginnen wie auch Betroffenen echte Alternativen vorstellen. Nur wer Alternativen kennt, kann wählen. Wählen zu dürfen, ist aber Freiheit, und Wissen verleiht die dazu nötige Kompetenz.

Mein persönliches Ziel war es, ein noch nützlicheres Frauenheilbuch zu verfassen, in dem Praxiserfahrungen und Pflanzenforschung gleichberechtigt nebeneinander stehen. Daher enthalten die Pflanzenporträts sehr viele Praxistipps und Rezepte und für alle, die weiter in die Tiefe gehen wollen, auch Hinweise auf Studien.

Bei der Recherche durfte ich mit großer Freude feststellen, dass die Wissenschaft das intuitiv gefundene Wissen der Volksmedizin vielfach bestätigen konnte. Nach Durchsicht unzähliger Studien darf ich resümieren: Frauenheilpflanzen wirken meist ähnlich stark wie schulmedizinische Medikamente – und zwar bei bester Verträglichkeit! Erstaunlich viele Pflanzen verfügen über antidepressive, antibiotische, hormonähnliche, neuroprotektive oder immunmodulierende Kräfte. Außerdem verstärken viele Arzneipflanzen die Wirkung von Antibiotika oder Chemotherapeutika, sodass mit ihrer Hilfe weniger Resistenzen entstehen. Sie dürfen sich den Heilkräften der Natur also guten Gewissens anvertrauen.

Wahrheit und Wissen haben bekanntlich kein Verfallsdatum. Daher sollten wir trotz all der wissenschaftlichen Fortschritte nicht vergessen, dass die Pflanzen uns seit Anbeginn der Zeit als Heilmittel dienen und dass viele der im Laufe der Jahrtausende gesammelten Erfahrungen natürlich weiterhin ihre Gültigkeit behalten.

Möge dieses Buch Ihnen, liebe Leserinnen, in allen gesundheitlichen Belangen Inspiration geben und hilfreich zur Seite stehen!

Margret Madejsky

Frauenkräuter einst und heute

Nahrungs-, Nutz- und Heilpflanzen begleiten den Menschen seit Anbeginn der Zeit. Ohne sie wäre kein menschliches Leben auf der Erde denkbar, wir hätten keine Luft zum Atmen, und unsere Tiere hätten kein Futter. Im Laufe der Jahrtausende haben unsere Vorfahren Erfahrungen mit unseren grünen Begleitern gesammelt, um überleben zu können.

Zu allen Zeiten waren es vor allem Frauen, die das Heilwissen ihrer Sippe hüteten. Die Ältesten reichten ihre Erfahrungen lange Zeit mündlich an die nächste Generation weiter. Den weiblichen Bedürfnissen entsprechend richteten unsere Vorfahren ihr Hauptaugenmerk darauf, mit den Pflanzen aus der nächsten Umgebung Wundinfektionen zu verhüten oder lebensbedrohliche Blutungen zu stillen. Überlebenswichtig war die Versorgung rund um Geburt und Stillzeit, und auch die Fortpflanzung musste gesichert werden. Jene Frauen, die über mehr Heilwissen als andere verfügten, Erfahrungen mit Geburten hatten oder Geheimrezepte zur Geburtenkontrolle kannten, wurden später als Hexen verfemt und verfolgt. Auf dem Scheiterhaufen der Inquisition verbrannte mit diesen weisen Frauen ein Großteil des damaligen Heilkräuter- und Verhütungswissens. Ein Teil der Erfahrungen mit den sogenannten »Mutterkräutern« konnte sich jedoch dank der Volksmedizin erhalten.

Die ursprüngliche Verwendung wie auch die Kräfte vieler Frauenkräuter spiegeln sich bis heute in deren Volksnamen wider: »Allerfrauenheil« (Frauenmantel), »Bauchwehkraut« (Schafgarbe), »Gebärmutterwurz« (Liebstöckel), »Kindsmacher« (Stinkender Storchschnabel), »Krampfkraut« (Gänsefingerkraut), »Mutterkraut« (Echte Kamille), »Weibernessel« (Taubnessel) sind nur einige Beispiele. Die alten Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts sind wahre Schatztruhen frauenheilkundlicher Indikationen. Man stößt darin auf Hinweise wie: »leget das Grimmen der Beermutter« (wirkt krampflösend), »befördert die ehelichen Werke« (weckt die Liebeslust), »befürdert die verstandene Weiberzeit« (regt den Blutfluss an) oder »fürdert die Geburt und treibt das Bälgle« (erregt die Wehen und treibt die Nachgeburt aus). Weil viele Pflanzen antibiotische Kräfte in sich bergen oder sich auf andere Weise als hilfreich erwiesen, war der Einsatz von Heilpflanzen rund um die Geburt im 19. Jahrhundert sogar verpflichtend. So verlangte etwa die »Instruction für die Hebammen im Königreich Baiern« von 1816, dass Hebammen stets Kamillenblüten mit sich führten.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden selbst lebensbedrohliche Erkrankungen wie Diphtherie, Tuberkulose oder Typhus mit Volksheilmitteln wie Kamille, Knoblauch oder Zwiebeln bekämpft. Doch nach Ende des Zweiten Weltkriegs gerieten unzählige Heilpflanzen in Vergessenheit. Mit den in der Nachkriegszeit aufkommenden Antibiotika dachte man, eine Universalmedizin gefunden zu haben. Die Begeisterung über die neuen, chemisch definierten Arzneien war groß, und beinahe jeder Infekt wurde damit im Handumdrehen niedergeschmettert. In der gleichen Zeit kamen die ersten Antibabypillen auf den Markt, sie ermöglichten ungeahnte sexuelle Freiheiten und brachten gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Die Errungenschaften der Pharmazie nährten bald den Glauben, chemisch definierte Substanzen wie Antibiotika oder künstliche Hormone seien den Pflanzen überlegen, vor allem wegen ihrer einfacheren Dosierbarkeit. Es entstanden viele »neue« Arzneien, die sich von pflanzlichen Vorbildern ableiteten. So lieferte das Salicin aus der Silberweidenrinde den Vorläufer für Acetylsalicylsäure, bekannter als Aspirin, die ersten hormonellen Kontrazeptiva basierten auf chemischen Abwandlungen der Inhaltsstoffe der Yamswurz, und Opiate, die stärksten Betäubungsmittel der Palliativmedizin, stammen von Schlafmohnalkaloiden ab.

Doch je mehr Erfahrungen man mit Hormonpräparaten, Antibiotika oder Schmerzmitteln sammelte, umso deutlicher zeichneten sich deren Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen ab: Durch den regen Einsatz von Antibiotika sind resistente Bakterien wie etwa MRSA (Methicillinresistenter Staphylococcus aureus) entstanden, die Hormonersatztherapie ließ die Zahl der Brustkrebserkrankungen ansteigen – um nur zwei Beispiele herauszugreifen.

Natürlich sind wir alle froh über die medizinischen Fortschritte und dankbar, dass es für den Akutfall Antibiotika, Schmerzmittel und auch Chemotherapeutika gibt. Dennoch erobern die Heilpflanzen ihr altbekanntes Terrain wieder zurück. Zu Recht, denn Pflanzen bilden infolge der Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung eine Vielzahl »chemischer Waffen«, um Krankheitserreger oder Schädlinge abzuwehren oder um Zellschäden durch UV-Strahlung und Virustoxine zu reparieren. Eben diese Schutzstoffe der Pflanzenwelt rücken heute, im Zeitalter der Resistenzen, zunehmend in den Fokus der Wissenschaft.

Während unsere kräuterkundigen Urahninnen ihre intuitiv gewonnenen Erkenntnisse noch der Natur abschauten, entfernt sich die moderne Pflanzenforschung von der Natur, indem sie ihr Forschungsobjekt aus der natürlichen Umgebung herausnimmt und Versuchsmodelle konstruiert. So werden beispielsweise speziell getrimmte Zellkulturen mit isolierten Pflanzeninhaltsstoffen überimpft oder künstlich erzeugte Erkrankungen im »bewährten Tiermodell« untersucht, was nicht selten bedeutet, dass speziell gezüchtete Mäuse oder Laborratten erst künstlich krank gemacht, dann behandelt und schließlich seziert werden, um den Behandlungserfolg zu überprüfen – eine nicht nur ethisch fragwürdige Vorgehensweise. Die Glaubwürdigkeit und Notwendigkeit vieler wissenschaftlicher Erkenntnisse sei auch deswegen in Frage gestellt, weil die meisten Studien von der Pharmaindustrie bestellt und finanziert werden. Statt der gesetzlich geforderten Tierversuche sollten lieber wieder Tieranwendungsbeobachtungen in natürlicher Umgebung erfolgen.

In den letzten Jahrzehnten konnten sich jedenfalls viele Frauenkräuter ihren angestammten Platz in den Frauenarzt- und Hebammenpraxen zurückerobern. Die meisten Frauen bevorzugen heute pflanzliche Arzneien, wenn es darum geht, Blasenentzündungen auszukurieren, Krämpfe zu lösen, hormonelle Dysbalancen auszugleichen, Blutungen zu drosseln oder Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Zu Recht, denn viele Heilpflanzen verfügen nicht nur über ähnliche Kräfte wie die schulmedizinischen Vergleichspräparate, sondern sie erweisen sich in der Regel auch als viel verträglicher. Grün ist also auch die Hoffnung in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe von heute und von morgen.

Pflanzenhormone und hormonell wirksame Heilpflanzen

Kurz nach der Jahrtausendwende zeigte die »Women’s Health Initiative Memory Study« (WHI 2003), dass die bis dahin übliche Hormonersatztherapie mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden ist. Wegen des erhöhten Brustkrebs-, Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos waren in der Folge immer weniger Frauen bereit, Hormone einzunehmen, und der sinkende Absatz der Hormonpräparate schlug sich bald in einer sinkenden Zahl von Neuerkrankungen in den Krebsstatistiken nieder. Auf der Suche nach Alternativen zur Hormonersatztherapie wandte sich die Wissenschaft vermehrt den Pflanzen zu. Hormonähnliche Effekte von Pflanzen waren schließlich schon in der Antike bekannt. Ein Beispiel ist der Gefleckte Schierling (Conium maculatum), der, um die Hoden gewickelt, eine Art reversible Kastration bewirkte, indem er die Keimdrüsentätigkeit hemmt. In der Antike nutzten Priesterinnen der Demeter die Blätter des Mönchspfeffers oder Keuschbaums (Vitex agnus-castus) als Schlaflager und bewahrten sich damit ihre Unschuld. Später gebrauchten Mönche die Früchte von Agnus castus als Pfefferersatz, um sich das Zölibat zu erleichtern. Heute ist der Mönchspfeffer wegen seiner hormonell regulierenden Kräfte eine der meistverordneten Frauenheilpflanzen. Ähnlich verhält es sich mit dem Hopfen (Humulus lupulus), der als nervenberuhigender und den Sexualtrieb dämpfender Bierzusatz von Mönchen eingeführt wurde. Auf die Hormonwirkung stieß man, weil Hopfenpflückerinnen Zwischenblutungen bekamen. Heute weiß man, dass für diese Effekte estradiolähnliche Hopfenflavonoide verantwortlich sind.

Eine andere Beobachtung gab den Forschern Anlass, im Rotklee nach Pflanzenhormonen zu suchen: In Australien waren Schafe, die auf Wiesen mit viel Rotklee gegrast hatten, unfruchtbar geworden. Sie hatten sich »durch die im Rotklee enthaltenen Isoflavone sozusagen unter orale Kontrazeption« gesetzt (Seidlová-Wuttke 2010). Daraufhin setzten sich Pharmakologen mit den Rotklee-Isoflavonen auseinander. Diese wurden erst in vitro und in Tierversuchen, schließlich in klinischen Studien erforscht.

Im Reagenzglas lassen sich die hormonartigen Effekte von Pflanzeninhaltsstoffen leicht nachweisen: Menschliche Tumorzellen, konkret MCF-7-Zellen, werden so kultiviert, dass ihre Empfindlichkeit gegenüber östrogenartigen Stoffen stark gesteigert ist. Setzt man diesen Zellkulturen hormonaktive Substanzen zu, stimuliert dies die Zellteilung. So stellte sich heraus: »Phytoöstrogene, wie Genistein, führten unter In-vitro-Bedingungen zu einer Steigerung der Tumorzell-Proliferation« (Taxvig et al. 2010).

Fraglich bleibt jedoch, ob sich solche Forschungsergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Isolierte hormonaktive Pflanzeninhaltsstoffe wirken nämlich anders als Extrakte aus der ganzen Pflanze, und künstlich sensitiv gemachte Tumorzellkulturen reagieren anders als echte Tumorzellen im menschlichen Organismus.

Weil Japanerinnen selten an Brustkrebs erkranken, untersuchten Pflanzenforscher die Sojapflanze eingehend. Eine in Singapur durchgeführte Studie zeigte, dass Frauen, die vor der Menopause täglich mindestens 55 Gramm Soja gegessen hatten, halb so oft an Brustkrebs erkrankten wie Frauen, die täglich weniger als 20 Gramm Soja konsumiert hatten. Dies bestätigte sich im Tierversuch: Laborratten, die vor ihrer Geschlechtsreife sojahaltiges Futter erhielten, erkrankten seltener an Brustkrebs (Béliveau/Gingras 2007: 106–108). Bald stellte sich heraus, dass bestimmte Inhaltsstoffe mit den Östrogenrezeptoren interagieren. Weil Pflanzeninhaltsstoffe aber nur Teilfunktionen der Hormone übernehmen, fasst man sie heute unter dem Begriff »Phyto-SERM« (= selective estrogen receptor modulator) zusammen. Zu den SERM gehören verschiedene Substanzgruppen wie etwa Isoflavone, Flavonoide, Stilbene oder Lignane.

Besonders intensiv erforscht wurden Soja- und Rotklee-Isoflavone, die im menschlichen Organismus sowohl östrogenartige als auch antiöstrogene Effekte zeigen. Diese scheinbar gegensätzlichen Effekte sind möglich, weil sich die SERM vor den Wechseljahren an die Östrogenrezeptoren binden und dadurch verhindern, dass aggressivere Umweltöstrogene dort ihre krebserregende Wirkung entfalten. Vor dem Wechsel wirken sie also antiöstrogen und tumorwachstumshemmend. Wenn aber in der Menopause die Östrogene sinken, dann gleichen dieselben Wirkstoffe die Hormondefizite wiederum aus. Ab dem Wechsel kommt daher mehr die östrogenartige Wirkung zum Tragen. Der aktuellen Studienlage zufolge sind die östrogenähnlichen Effekte jedoch nur sehr gering, sodass man durch isoflavonhaltige Nahrungsergänzungsmittel nur wenig Linderung von Wechseljahresbeschwerden erwarten darf (Seidlová-Wuttke 2010).

Pflanzenforscher fanden auch heraus, dass im menschlichen Organismus zweierlei Östrogenrezeptoren (ER) vorkommen: ER-alpha und ER-beta. Die Alpha-Östrogen-Rezeptoren finden sich in Gebärmutter, Brustdrüse oder Leber und vermitteln tumorwachstumsfördernde Effekte. Stoffe, die sich dort binden, fördern also das Tumorwachstum. Pflanzenöstrogene interagieren aber bevorzugt mit den Beta-Östrogen-Rezeptoren, die sich in Darm, Prostata, Knochen und Gefäßwänden finden und tumorwachstumshemmende Effekte vermitteln. Isoflavone binden sich hauptsächlich an die »guten« Rezeptoren und wirken der Krebsentstehung entgegen. Auch die im Lein (Linum usitatissimum) vorkommenden Lignane binden sich an die Beta-ER und wirken krebsfeindlich: »Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass nicht nur Leinsamen, sondern auch andere Bestandteile der Pflanze (Wurzel) eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Krebszellen haben« (Briese 2010).

Zur Verunsicherung in Bezug auf die sogenannten »Pflanzenhormone« trug die Stellungnahme Nr. 039/2007 des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 3. April 2007 bei. Darin weist das BfR darauf hin, dass »Isoflavone, wenn sie in isolierter oder angereicherter Form und hoher Dosierung gegeben werden, die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen und das Brustdrüsengewebe verändern können.«

An der Schilddrüse wirken Isoflavone toxikologischen Untersuchungen zufolge kropfbildend. Außerdem erhöht Soja den Bedarf an Schilddrüsenhormonen (Stoye, Krebs, Tremmel 2007). Hinweise auf eine das menschliche Brustgewebe verdichtende Wirkung speziell durch Soja-Isoflavone gibt es jedoch nicht. Zudem sind die Forschungsergebnisse sehr widersprüchlich: Im Reagenzglas förderten niedrige Konzentrationen der Pflanzenöstrogene Genistein und Daidzein das Tumorwachstum, wohingegen eine hohe Konzentration von Genistein »das Wachstum von Brustkrebs hemmt und die tumorhemmende Wirkung von Tamoxifen verstärkt« (Dampier 2001, Ju et al. 2002).

Einerseits binden sich Isoflavone vorwiegend an die »guten« Östrogenrezeptoren, andererseits werden die hormonartigen Effekte von den Wissenschaftlern etwa »1000- bis 10 000-fach geringer eingeschätzt als die von Estradiol« (Wolters, Hahn 2004). Deswegen sollten sich Frauen in der Menopause – mit oder ohne familiäre Brustkrebsbelastung – nicht davon abhalten lassen, Sojaprodukte zu essen. Soja erhöht eben nicht die Östrogene im Blut und schadet auch nicht der Brustdrüse! Zudem enthalten viele Sojaprodukte kaum Isoflavone: Einen relativ hohen Isoflavongehalt weist Sojamehl mit circa 199 mg pro 100 g auf, und sehr wenig enthält beispielsweise Sojamilch mit 1,7 mg pro 100 g (Béliveau, Gingras 2007: 104).

Das BfR rät nur jenen Frauen von der langfristigen Einnahme hoch dosierter isoflavonhaltiger Nahrungsergänzungsmittel ab, die an hormonabhängigem Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder eine familiäre Disposition zu diesen Erkrankungen haben. Sojahaltige Nahrungsmittel sind weiterhin nicht nur unbedenklich, sondern gesundheitsfördernd, weil auch blutfettsenkend.

Trotz all dieser Erkenntnisse nimmt inzwischen die Angst vor den Pflanzenöstrogenen zu. Dabei ist die Namensgebung irreführend, denn Phytoöstrogene führen eben nicht zu einer Anreicherung von Östrogenen im Blut! Abgesehen von synthetischen Hormonen bergen vor allem hormonaktive Umweltproblemstoffe, auch »Xenoöstrogene« oder »endokrine Disruptoren« genannt, das größte krebserregende Potenzial. Zu den hormonaktiven Umweltproblemstoffen gehören zum Beispiel Pestizide wie DDT oder Lindan, die Neubildungen wie Endometriose, Myome und Zysten auslösen, oder Weichmacher wie Bisphenol A, die den zystischen Umbau der Brustdrüse fördern und Krebs erregen können. Weltweit sind heute mehrere Zehntausend Chemikalien im Umlauf, und viele interagieren mit Hormonrezeptoren. Von manchen Stoffen sind hormonartige Effekte bekannt, von anderen noch nicht. Unklar ist auch das Zusammenspiel dieser Stoffe. Um seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, lohnt es sich daher, regelmäßig Entgiftungskuren durchführen, um die Hormonrezeptoren von Umweltgiften zu befreien, und die Hauptentgiftungsorgane Leber und Nieren zu stärken, damit diese die Umweltproblemstoffe abbauen und ausscheiden können. Die Frauenkräuter dürfen aber in jedem Fall weiterhin unsere heilsamen Verbündeten bleiben.

Hormonartig wirkende Frauenkräuter und Pflanzeninhaltsstoffe

Stammpflanze

Hormonartige Wirkstoffe und Anwendungsgebiete

Alant(Inula helenium)

Die Wurzel enthält Phytosterole (Beta-Sitosterol) mit schwach antiöstrogener und immunmodulierender Wirkung und wird daher auch zur Brustkrebsprophylaxe empfohlen.

Alfalfa(Medicago sativa)

Cumestane machen Alfalfa zur östrogenartigen Nahrungspflanze, die sich zum Auffüllen der Fettdepots eignet.

Anis(Pimpinella anisum)

Anethol im ätherischen Öl verfügt über östrogenartige Kräfte und ist daher bei hormonabhängigen Tumoren eher kontraindiziert.

Basilikum(Ocimum basilicum)

Die aphrodisierende und stimmungsaufhellende Wirkung geht auf östrogenartige Bestandteile des ätherischen Öls zurück.

Besenginster(Cytisus scoparius)

Das Kraut enthält östrogenartige Isoflavone wie Genistein. Extrakte empfehlen sich bei Herzrhythmusstörungen in den Wechseljahren.

Blasentang(Fucus vesiculosus)

Enthält bis zu 0,2 Prozent Jod. Aktiviert Schilddrüse und Stoffwechsel. Empfiehlt sich bei Schilddrüsenunterfunktion – nicht bei Hashimoto!

Bockshornklee(Trigonella foenum-graecum)

Hormonartige Stoffe in den Samen (Isoflavonoide: Formononetin und Daidzein; Steroidsaponine: Diosgenin) dienen als Ausgangssubstanz zur Synthetisierung von Cortison, Östrogen, Progesteron und Testosteron. Wurde in der ägyptischen Antike zur Geburtseinleitung und zur Anregung der Milchbildung gebraucht.

Brennnessel(Urtica dioica)

Die Wurzel enthält antiandrogene Stoffe (Beta-Sitosterol und das Lignan Neo-Olivil). Hemmt das Wachstum bei Prostataadenom.

Efeu(Hedera helix)

Die Asche enthält Jod. Regt Schilddrüse und Stoffwechsel an und gilt als »pflanzliches Thyroxin«. Nicht geeignet bei Hashimoto!

Eisenkraut(Verbena officinalis)

Das Kraut enthält Kaffeesäurederivate, welche die Ausschüttung von LH (luteisierendes Hormon) steigern und den Eisprung auslösen. Verbenalin wirkt wehenerregend (oxytozinähnlich). Weitere hormonartige Effekte: reguliert die Schilddrüsenfunktion (antithyreotrop), regt die Milchbildung an und hemmt die Beta-hCG-Sekretion der Plazenta.

Erzengelwurz(Angelica archangelica)

»Ginseng der Frauen«. Enthält hormonartige Sitosterole und zeigt estradiolähnliche Effekte auf die Gebärmutterschleimhaut, regt die Eierstockfunktion an und begünstigt den Eisprung.

Färberginster(Genista tinctoria)

Enthält östrogenartige Isoflavone (Genistein und Genestin). Empfohlen zur Vorbeugung von Osteoporose in der Menopause.

Fenchel(Foeniculum vulgare)

Extrakte und das ätherische Öl zeigen östrogene Effekte. Daher zur Geburtserleichterung, bei Regelkrämpfen und Wechseljahresbeschwerden verwendet. Nicht bei östrogenabhängigen Tumoren.

Frauenmantel(Alchemilla vulgaris)

Die das Gelbkörperhormon regulierende Wirkung konnte noch keinem Einzelwirkstoff zugeordnet werden. Anwendungsgebiete sind Neigung zu Fehlgeburten, PMS, Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit infolge Gelbkörperschwäche, Östrogendominanz (Myome, Zysten).

Ginseng(Panax ginseng)

Adaptogen und Sexualtonikum mit östrogenähnlichen Ginsenoiden. Steigert die Noradrenalin-, Dopamin- und Serotonin-Konzentration im Gehirn. Indiziert bei Nebennierenschwäche, Stress und Burnout.

Granatapfel(Punica granatum)

Im Samen findet sich Östron (ein schwaches Östrogen). Hilfreich bei Östrogenmangel und Scheidentrockenheit in der Menopause.

Heidelbeere(Vaccinium myrtillus)

Der blutzuckerregulierende Effekt der Blätter wird unter anderem auf den Chromgehalt zurückgeführt. Gilt als »pflanzliches Insulin«.

Hirtentäschelkraut(Capsella bursa-pastoris)

Enthält ein Peptid mit oxytozinähnlicher Wirkung. Gebräuchlich als Uterustonikum und Blutstiller (Hämostyptikum bei atonischen Geburtsblutungen) sowie zur Anregung des Wochenflusses.

Holunder(Sambucus nigra)

Die Blüten enthalten hormonartige Phytosterole. Die Urtinktur wird bei Unfruchtbarkeit und in den Wechseljahren empfohlen.

Hopfen(Humulus lupulus)

Phyto-SERM. Hopfenzapfen enthalten u. a. östrogenähnliches 8-Prenylnaringenin. Eignet sich zur Fruchtbarkeitssteigerung (Aufbau der Gebärmutterschleimhaut) und bei Wechseljahresbeschwerden, aromatherapeutisch zur Brustvergrößerung.

Kudzu(Pueraria mirifica)

Enthält östrogenartige Isoflavonoide und Deoxymiroestrol. Thailändisches Verjüngungsmittel. Soll Fruchtbarkeit und Libido erhalten, das Klimakterium verzögern und die Brüste vergrößern.

Kürbis(Cucurbita pepo)

Die Steroide (Delta-7-Sterole) in den Samen sind männlichen Geschlechtshormonen ähnlich. Die »Herkulessamen« erhalten die Potenz, blockieren Testosteronrezeptoren und senken PSA (prostataspezifisches Antigen), daher angezeigt bei Prostataadenom.

Lein(Linum usitatissimum)

Die Samen enthalten antiöstrogene Lignane und hormonartige Sterole (Beta-Sitosterol, Stigmasterol). Leinöl wirkt ausgleichend auf den Östrogenspiegel und beugt östrogenabhängigen Tumoren vor.

Liebstöckel(Levisticum officinale)

Enthält Pheromone (hormonartige Duftstoffe) und östrogenähnliche Phytosterole wie Beta-Sitosterol. Extrakte verwendet man zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, als Aphrodisiakum und menstruationsförderndes Mittel.

Mais(Zea mays)

Die Griffel oder Maisbarthaare enthalten antiöstrogene und antidiabetische Substanzen (Stigmasterol). Volksmedizinisch als Abnehmdroge und Aphrodisiakum für Frauen gebräuchlich.

Mariendistel(Silybum marianum)

Kraut und Samen enthalten kleine Mengen östrogenartiger Sterole (Stigmasterol). »Frauendistel« gilt u. a. als menstruationsfördernd.

Meerträubel(Ephedra spp.)

Das adrenalinartige Alkaloid Ephedrin erweitert die Bronchien bei Asthma und gilt als Sexualtonikum für Frauen.

Mönchspfeffer(Vitex agnus-castus)

Die dopaminartigen und prolaktinsenkenden Effekte sollen von Diterpenen (z. B. Rotundifuran) und Iridoidglykosiden wie Agnusid ausgehen. Greift an der Hypophyse an und verbessert die Östrogen-Gestagen-Relation (progesteronartig). Gebräuchlich bei PMS, Mastodynie (Brustschmerzen), Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit bei Hyperprolaktinämie und Gelbkörperschwäche.

Muskatellersalbei(Salvia sclarea)

Das ätherische Öl enthält östrogenartiges Sclareol und wirkt aphrodisierend. Kontraindiziert bei östrogenabhängigen Tumoren.

Rhapontikrhabarber(Rheum rhaponticum)

Die Wurzel enthält östrogenartiges Rhaponticin. Lindert Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Scheidentrockenheit. Gleicht Östrogenmangel aus, ohne die Östrogene zu erhöhen!

Roggen(Secale cereale)

Das Vollkornmehl enthält östrogenähnliche Lignane (Matairesinol, Secoisolariciresinol), daher auch »Brot für die Frau« genannt.

Rosenwurz(Rhodiola rosea)

Adaptogen. Enthält verschiedene hormonartige Wirkstoffe (Salidrosid, Rosavine und Beta-Sitosterol). Beeinflusst den morgendlichen Cortisolanstieg positiv. Daher bei stressbedingten Schlafstörungen und als Nebennierenstärkung bei Burnout.

Rotklee(Trifolium pratense)

Enthält mehrere Phytoöstrogene: Genistein, Daidzein, Formononetin und Biochanin A. Die schwach östrogenartige Wirkung ist bei Scheidentrockenheit in den Wechseljahren hilfreich.

Sägepalme(Serenoa repens)

In den Früchten finden sich hormonartige Stoffe (Beta-Sitosterol, Stigmasterol). Anthranilsäureester zeigen antiandrogene Effekte und wirken tumorwachstumshemmend bei Prostataadenom.

Salbei(Salvia officinalis)

Das Kraut enthält östrogenähnliches Salviol und Beta-Sitosterol. Gebräuchlich zum Erleichtern des Abstillens sowie zur Behandlung der verstärkten Schweißneigung in den Wechseljahren. Ursolsäure im Kraut wirkt nachweislich hemmend auf die Metastasenbildung.

Salomonssiegel(Polygonatum odoratum)

Das Rhizom enthält Steroidsaponine (Diosgenin) und wird wegen seiner hormonartigen Wirkung bei Vorhautverengung wie auch zur Dehnungsmassage bei verengtem Scheideneingang gebraucht.

Schwarzkümmel(Nigella sativa)

Die Samen enthalten Beta-Sitosterol und Alpha-Hederin mit schwach antiöstrogener und tumorwachstumshemmender Wirkung. Das Öl eignet sich unter anderem zur Brustkrebsprophylaxe.

Silberkerze(Cimicifuga racemosa)

Phyto-SERM. Östrogenartige Effekte werden durch Triterpenglykoside wie Actein und Cimicifugosid vermittelt. Senkt LH (luteinisierendes Hormon), wirkt dopaminerg und blockiert die Serotonin-Wiederaufnahme. Lindert psychische und körperliche Beschwerden in den Wechseljahren wie Hitzewallungen, Schweiß, Schlafstörungen usw.

Soja(Glycine max)

Phyto-SERM. Enthält verschiedene östrogenähnliche Wirkstoffe: Isoflavone wie Daidzein, Genistein, Formononetin und Cumestrol, Sterole wie Beta-Sitosterol und Stigmasterol sowie Lignane. Bei leichten Wechseljahresbeschwerden, zur Osteoporose- wie auch zur Tumorprophylaxe empfohlen. Hoch dosierte isolierte Soja-Isoflavone sind bei östrogenabhängigen Tumoren kontraindiziert.

Steinsame(Lithospermum officinale)

Das Kraut enthält antigonadotrope Lithospermsäure. Langfristig angewendet, unterdrückt es den Eisprung und die Menstruation und wurde daher von Indianerfrauen als Verhütungsmittel gebraucht.

Süßholz(Glycyrrhiza glabra)

Die Wurzel enthält östrogenartige Isoflavone (Formononetin) und Glycyrrhizinsäure (verzögert den Cortisol-Abbau). Bei Entzündungen, Unfruchtbarkeit und Wechseljahresbeschwerden indiziert.

Taigawurzel(Eleutherococcus senticosus)

Inhaltsstoffe der Wurzel (z. B. Beta-Sitosterol) interagieren mit Östrogen-, Progesteron-, Glucocorticoid- und Androgenrezeptoren, was die Anwendung als Adaptogen bei Stress und Burnout erklärt.

Tigerlilie(Lilium tigrinum)

Gerhard Madaus fand in den Brutknospen hormonartige Steroidsaponine. Wirkt progesteronähnlich bei Mastodynie (Brustschmerzen).

Walnuss(Juglans regia)

Die Blätter sollen einen progesteronähnlichen Wirkstoff enthalten und werden auch bei Wechseljahresbeschwerden genutzt.

Wolfstrapp(Lycopus europaeus)

Das Kraut enthält antithyreotrope Lithospermsäure. Extrakte lindern Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion ähnlich wie Betablocker.

Yamswurzel(Dioscorea villosa)

Yams lieferte die Ausgangssubstanz für die Antibabypille. Aus dem Steroidsaponin Diosgenin lässt sich Progesteron synthetisieren. Heute bei hormoneller Dysbalance im Klimakterium verwendet.

Einmaleins der Pflanzeninhaltsstoffe

Heilpflanzen sind komplex zusammengesetzte Vielstoffgemische. Wirksamkeitsbestimmend sind oft Inhaltsstoffe, die nur wenige Prozent des Gesamtextrakts ausmachen. Am Wirkstoffprofil einer Pflanze lässt sich ablesen, welche Wirkung erwartet werden kann. Daher sind hier wichtige Stoffgruppen und deren Nutzen in der Frauenpraxis zusammengefasst.

Ätherische Öle

Die flüchtigen Aromastoffe machen Duft und Geschmack von Pflanzen aus. Die handelsüblichen ätherischen Öle sind komplexe Wirkstoffkonzentrate, die meist verdünnt (1- bis 3-prozentig) zur Anwendung kommen. Den Pflanzen dienen sie als Lockstoffe für Insekten und als Schutz vor Befall durch Krankheitserreger oder Schädlinge. Im Reagenzglas erwiesen sich die ätherischen Öle von Gewürznelke, Rosmarin, Teebaum, Thymian oder Zimt als wirksam gegenüber resistenten Krankenhauskeimen (Reichling 2014). Kamille, Lavendel, Manuka und andere Ätherisch-Öl-Drogen wirken auch antibiotisch.

Ätherische Öle haben ein breites Wirkspektrum: Lavendel lindert Ängste, Kamille löst Krämpfe, und Zimt erregt Wehen. Einige Aromapflanzen enthalten auch Pheromone, das sind Duftstoffe mit hormonähnlicher Wirkung. Hierzu gehören zum Beispiel der aphrodisierende Muskatellersalbei und der schweißhemmende Salbei, aber auch Frauenpflanzen wie Angelika und Liebstöckel, welche die Menstruationsblutung beeinflussen.

Rezept: Eukalyptuswickel bei Blasenentzündung Eukalyptusöl wirkt entzündungswidrig, antibakteriell und krampflösend. Der Wickel eignet sich als Begleitmittel bei Blasenentzündung.

20 ml ätherisches Eukalyptusöl (Chemotyp Citriodora) mit 80 ml Mandelöl mischen und die ölige Mixtur auf ein Leinentuch streichen. Das ölige Tuch in eine Plastiktüte stecken und zwischen Wärmflaschen erwärmen.

Anwendung: Das warme Öltuch (ohne Tüte) auf den Unterbauch über die Blase legen, eine Wärmflasche daraufgeben und eine zweite an die Füße legen. Mit Wickeltuch oder mit Handtüchern und Decken gut zudecken. Den Wickel etwa 20 Minuten einwirken lassen und noch etwa 20 Minuten nachruhen.

Alkaloide

Diese stickstoffhaltigen Inhaltsstoffe dienen der Pflanze als Fraßschutz sowie als Schutz vor Krankheitserregern. Auf Alkaloiden basieren die Effekte von Genussmitteln wie Koffein und Nikotin oder auch die betäubenden Kräfte des Schlafmohns. Alkaloide sind auch verantwortlich für die tödliche Wirkung von Giftpflanzen wie Eisenhut oder Schierling und verleihen Hexenpflanzen wie Bilsenkraut oder Tollkirsche halluzinogene Wirkung. Alkaloide greifen meist im Zentralnervensystem an und vermitteln krampflösende bis schmerzlindernde, erregende bis halluzinogene oder auch betäubende Effekte. Alkaloide gehören zu den stärksten Pflanzenwirkstoffen, die meist schon in homöopathischen Verdünnungen große Heilkräfte in sich bergen. Die Pyrrolizidinalkaloide von Greiskraut, Huflattich oder Beinwell erwiesen sich im Tierversuch als leberschädigend, erbgutschädigend und krebserregend.

Praxistipp: Schlafstörungen ab den Wechseljahren bessern sich oftmals durch Cimicifuga comp. von Weleda. Die beruhigende und einschlaffördernde Wirkung beruht auf den Tropanalkaloiden des Bilsenkrauts, das in kleinen Mengen in dieser Mischung enthalten ist.

Dosis: Abends vor dem Zubettgehen 1- oder 2-mal 10 bis 20 Tropfen in etwas Wasser einnehmen.

Bitterstoffe

Hierunter fasst man verschiedene Inhaltsstoffe mit bitterem Geschmack zusammen. Der Pflanze dienen sie als Fraßschutz. Bitterstoffe steigern die Sekretion der Verdauungsdrüsen: Vor dem Essen fördern sie den Appetit, und nach dem Essen regen sie die Verdauung an. Sie erhöhen den Enzymgehalt des Bauchspeichels, lindern Nahrungsunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz und stärken das darmassoziierte Immunsystem. In der Frauenpraxis sind Bitterstoffe bei Eisenmangel hilfreich, weil sie die Aufnahme von Eisen und Spurenelementen im Dünndarm steigern.

Praxistipps: Gentiana Magen-Globuli von Wala enthalten mehrere Bitterstoffpflanzen: Wermut, Enzian und Löwenzahn. Sie lindern Übelkeit und eignen sich daher zur Begleitbehandlung einer Chemotherapie.

Die süßeste Art, sich heilsame Bitterkräuter einzuverleiben, sind Bitterstern-Trüffel mit 18 edlen Bitterkräutern in der Trüffelfüllung (www.laetitianaturprodukte.de). 3-mal täglich 2 Trüffel steigern das weibliche Wohlbefinden.

Carotinoide

Pflanzliches Provitamin A kommt in gelben Früchten wie Sanddorn oder in Gemüse wie Kürbis oder Karotte, in Heilpflanzen wie Gelbwurz, Ringelblume oder Löwenzahn vor. Carotinoide wirken antioxidativ, bieten den Zellen gewissen Strahlenschutz und regenerieren Haut und Schleimhaut von innen heraus. Der regelmäßige Genuss empfiehlt sich bei Hautleiden wie Neurodermitis, bei Sonnenallergie und Lichtdermatosen sowie bei Scheidentrockenheit in der Menopause.

Praxistipps: Zur Begleitbehandlung von Leberzysten, Leberzirrhose oder Virushepatitis empfehlen sich Kuren mit dem Tomatenfarbstoff Lycopin.

Die beste Bioverfügbarkeit des Carotinoids haben Tomaten in gekochter Form. Zur Leberregeneration empfiehlt sich der regelmäßige Genuss von Tomaten in Bioqualität, am besten zwei Drittel gekocht, ein Drittel roh.

Weleda bietet zur Leberregeneration aus Tomatenkraut gewonnene lycopinhaltige Tabletten an: Solanum lycopersicum D4.

Dosis: 2-mal täglich 2 Tabletten.

Cumarine

In der frischen Pflanze liegen Cumarine als geruchslose Vorstufen vor, erst beim Trocknen beginnen sie nach Heu zu duften. Cumarine wirken entzündungswidrig, antiödematös und krampflösend. In der Frauenpraxis nutzen wir die blutverdünnende Wirkung bei Krampfadern oder bei Blutgerinnungsstörungen (nicht gleichzeitig mit Gerinnungshemmern!). Zu den Cumarindrogen gehören Mariengras, Waldmeister, Steinklee, Tonka und Cassiazimt. Wichtig: Nur synthetische Cumarine schaden der Leber!

Eine Untergruppe sind die Furanocumarine, die bei Hautkontakt phototoxische Reaktionen bis hin zu Brandblasen hervorrufen können. Weil Furanocumarinpflanzen lichtempfindlich machen und die Hautpigmentierung verstärken, dürfen sie nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden. Furanocumarine finden sich in Bärenklau, Engelwurz, Liebstöckel oder Weinraute. Weil Furanocumarine kaum wasserlöslich sind, gehen sie aber nur in geringen Mengen in den Tee über.

Von den Cumarinen leiten sich auch die hormonähnlichen Coumestane ab, die sich in Keimlingen und Sprossen von Alfalfa oder Soja sowie in Kleearten anreichern.

Praxistipp: Wer unter müden Beinen leidet, kann mit Cumarinen das Blut verflüssigen und den venösen Rückfluss verbessern. Dazu bietet Allpharm eine Rosskastanien-Creme zur Venenstärkung an, die auch Steinklee-Extrakt enthält.

Dosis: 1-mal täglich eine walnussgroße Menge von unten nach oben in die Beine einmassieren.

Flavonoide

Die im Zellsaft gelösten gelben Farbpigmente bieten der Pflanze Schutz vor Infektionen und Strahlenschäden. Sie kommen vermehrt in oberirdischen Pflanzenteilen vor. Reich an Flavonoiden sind Korbblütler wie Goldrute oder Ringelblume und sonnenexponierte Gebirgspflanzen. Flavonoide verfügen über antioxidative, antiallergische und entzündungshemmende Kräfte (Quercetin), regenerieren die Leber (Mariendistel), wirken abschwellend (Arnika), steigern die Durchblutung der Herzkranzgefäße (Weißdorn), dichten die Gefäßwände ab (Zitrusflavonoide), treiben Harn (Birke) und Schweiß (Linde) und regenerieren die Haut nach Sonnenbrand oder Bestrahlung (Goldrute, Kamille, Ringelblume).

Von den Flavonoiden leiten sich die Isoflavonoide ab, die der Pflanze vermutlich zum Schutz vor Pilzbefall dienen. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch die hormonartigen Isoflavone aus Soja, Klee- und Ginsterarten.

Praxistipp: Bei funktionellen Herzbeschwerden in den Wechseljahren empfiehlt sich eine Kur mit Crataegutt 450 mg Herz-Kreislauf-Tabletten von Dr. Willmar Schwabe in Kombination mit Tromcardin complex von Trommsdorf. Beides zusammen verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, stärkt den Herzmuskel und lindert Herzklopfen oder Herzrhythmusstörungen.

Dosis: Langfristig jeweils 2-mal täglich 1 Tablette.

Gerbstoffe

Gerbstoffe bilden sich vorwiegend in Pflanzen aus Feuchtgebieten, denn sie dienen der Pflanze als Schutz vor Fäulnisbakterien und Pilzbefall. Gerbstoffdrogen wie Eichenrinde oder Tormentillwurzel wirken austrocknend, zusammenziehend, wundschlussfördernd und antimikrobiell (gegen Bakterien, Pilze, Viren). Ihre gerbende Wirkung beruht darauf, dass sie sich mit den Eiweißen der tierischen Haut zu unlöslichen Komplexen verbinden. Gerbstoffe dichten auch die Darmschleimhaut ab und wirken stopfend. Die blutflusshemmende Wirkung von Rosengewächsen wie Frauenmantel oder Wiesenknopfkraut beruht auf deren Gerbstoffgehalt. Bei Ausfluss hemmen gerbstoffhaltige Vaginalspülungen die Schleimsekretion.

Praxistipp: Weil sich Gerbstoffe mit Schwermetallen zu unlöslichen Komplexen verbinden, die zu groß sind, um von der Darmschleimhaut resorbiert zu werden, empfiehlt es sich, nach dem Herausbohren von Amalgamplomben gerbsäurereichen Kaffee (z. B. Mokka) oder Schwarztee zu trinken.

Glykoside

Zu dieser Stoffgruppe zählen die Herzglykoside von Maiglöckchen, Fingerhut oder Meerzwiebel. Herzglykoside wie Digitoxin wirken herzkraftsteigernd (positiv inotrop), senken die Herzfrequenz (negativ chronotrop) und beruhigen die Erregungsleitung zwischen Vorhof und Herzkammer (negativ dromotrop).

Zu den herzwirksamen Glykosiden gehören auch die Bufadienolide der Keimzumpe, die wehenhemmend und angstlösend sowie beruhigend bis einschlaffördernd wirken.

Iridoidglykoside wie das Aucubin von Wundheilpflanzen wie Ehrenpreis oder Spitzwegerich verfügen über antibiotische Kräfte.

Praxistipp: Bei Einschlafstörungen infolge von Ängsten oder Erregungszuständen empfiehlt sich Bryophyllum 50 % Pulver von Weleda. Regelmäßig abends – und bei Bedarf zusätzlich nachts – jeweils 1/2 Teelöffel einnehmen.

Harze

Nadelbäume wie Fichte, Kiefer, Tanne oder Lärche, aber auch Myrrhen- und Weihrauchbäume schließen ihre Verletzungen mit Harzen und schützen sich so vor Infektionen und Parasiten. Die Wundheilstoffe der Bäume heilen auch beim Menschen Wunden, steigern die Durchblutung, wirken antimikrobiell und antiparasitär. Manche Harze verfügen sogar über cortisonartige Kräfte (Fichte) und reduzieren entzündliche Autoimmunprozesse (Myrrhe, Weihrauch). Seltener reichern sich Harze in Blütenpflanzen an, zum Beispiel in Hanfpflanzen, Salbeiarten oder Stinkasant. Man verwendet sie als Räucherstoffe sowie zur Herstellung von Klebern, Lacken, Farben.

Praxistipp: Zur heilsamen Scheidenhautpflege bei ständigem Wundsein, auch infolge chronischer Scheidenhautentzündungen bei Kraurose (Lichen), lohnt sich ein Versuch mit Weihrauch, zum Beispiel Indische Weihrauchcreme von Zilly.

Dosis: Langfristig 1-mal täglich auftragen.

Mineralstoffe und Spurenelemente

Das Stützgerüst von Schachtelhalm oder Getreide oder die Behaarung von Raublattgewächsen bestehen aus Kieselsäure. Diese stärkt das Bindegewebe und die Knochen und aktiviert die Abwehrzellen im Blut (Leukozyten). Pflanzen nehmen über die Wurzeln auch andere Mineralien und Spurenelemente auf. Efeu enthält recht viel Jod, Brennnessel und Knopfkraut reichern Eisen an, und Löwenzahn speichert Kalium.

Praxistipp: Wer die Struktur- und Stützkraft spendende und immunmodulierende Kieselsäure aus Ackerschachtelhalm gewinnen möchte, muss das

Kraut eine halbe Stunde oder länger auskochen. Den Dekokt kann man bei Myomen oder Senkungsbeschwerden dem Sitzbad beimengen oder zur Knochenstärkung trinken.

Saponine

Insbesondere Tropenpflanzen, aber auch heimische Gewächse wie Bingelkraut (Wundarznei), Efeu (Hustenpflanze) oder Kastanie (Venenmittel) reichern zum Schutz vor Infektionen Saponine an. Ihr Name leitet sich von lateinisch sapo (Seife) ab, weil sie zusammen mit Wasser schäumen. Saponinlieferanten wie Panamaholz oder Waschnüsse werden als Naturschaumstoffe in Schampoos oder als Alternative zu chemischen Waschmitteln verwendet. Arzneilich gebraucht, verflüssigen sie die Sekrete. Die schleimlösenden Effekte von Efeu oder Schlüsselblume nutzt man bei Husten. Saponine steigern auch die Durchblutung, wirken antibiotisch und antiviral.

Praxistipp: Schlecht heilende Wunden wie etwa offene Beine lassen sich gut behandeln mit Weleda Heilsalbe, die auch das saponinreiche Bingelkraut enthält.

Scharfstoffe

Scharfstoffe schmecken scharf, erregen die Wärme- und Schmerzrezeptoren auf Haut oder Schleimhaut und steigern die Durchblutung. Scharfstoffe finden sich beispielsweise in Ingwergewächsen. Die schwefelhaltigen Senföle von Bärlauch, Knoblauch, Meerrettich oder Kressearten zählen auch zu dieser Stoffgruppe. Während die Gingerole des Ingwerwurzelstocks vorwiegend erwärmende Wirkung zeigen, mobilisieren die Senföle von Bärlauch, Knoblauch oder Kapuzinerkresse auch Schwermetalle aus ihren Depots und verfügen zudem über antibiotische Kräfte.

Rezept: Wer Schwermetalle aus den Depots mobilisieren möchte, um diese dann gezielt auszuleiten, kann eine Kur mit Ceres Allium ursinum Urtinktur machen.

Dosierung: Je nach Reaktion 1- bis 3-mal täglich 3 bis 4 Tropfen in etwas Wasser einnehmen. Damit die gelösten Toxine ausgeschwemmt werden, unbedingt täglich einen Liter Wasser oder Tee zusätzlich trinken.

Schleimstoffe

Schleimstoffe sind Polysaccharide, die in Wasser quellen und eine viskose, gelartige Konsistenz annehmen. Der Pflanze dienen sie als Schutz vor Austrocknung. Arzneilich gebraucht, legen sich

Schleimstoffe wie ein Schutzfilm über die Schleim-/ Haut und verhindern, dass Chemikalien oder Bakterien tiefer eindringen. Schleimdrogen sind Aloe, Eibisch und Malve, Lein- oder Flohsamen. In der Frauenpraxis wird die schleimstoffhaltige Taubnessel als reizlindernde Komponente von Kräuterauflagen, Sitzbädern oder Vaginalspülungen gebraucht.

Praxistipp: Bei Augentrockenheit in der Menopause empfiehlt sich Visiodoron Malva von Weleda. Die Augentropfen enthalten reizlindernde Schleimstoffe aus Malvenblüten.

Dosis: 1- oder mehrmals täglich 1 bis 3 Tropfen in den Bindehautsack träufeln.

Arzneipflanzen und Pflanzenwirkstoffe in der Schwangerschaft

Spätestens wenn der Schwangerschaftstest positiv ist, greifen viele Frauen zu den altbewährten Heilkräutern. In Apotheken und Kräuterläden werden diverse Kräutertees für Schwangere feilgeboten. Doch Schwangerschaftstees enthalten oft auch Pflanzen, die in der Schwangerschaft nicht im Übermaß verwendet werden sollten.

Beliebte Bestandteile von Kräuterzubereitungen, die Schwangeren empfohlen werden, sind zum Beispiel entwässernde Heilpflanzen wie Liebstöckel, Schafgarbe oder Zinnkraut. Liebstöckel kann jedoch die Nieren reizen und eine Blutung in Gang setzen. Schafgarbe enthält in ihrem ätherischen Öl reichlich Thujon, ein Nervengift mit abortiver Wirkung. In Zinnkraut kommt ein wehenerregendes Alkaloid vor. Sogar Himbeerblättertee sollte nicht von jeder Schwangeren und zu jeder Zeit getrunken werden, denn dieser kann im Einzelfall den Muttermund zu früh erweichen, was bei Frühgeburtsneigung unerwünscht wäre.

In Maßen genossen, sind die Frauenkräuter völlig unbedenklich. Bei unangemessen großer Menge können die Kräuter jedoch Nebenwirkungen zur Folge haben. Wenn eine Frau schon Fehlgeburten hatte oder wenn in der Schwangerschaft Blutungen, vorzeitige Wehen, Bluthochdruck oder starke Wassereinlagerungen auftreten, ist Vorsicht geboten. Am besten lässt sich die Schwangere dann umgehend von ihrer Hebamme oder Frauenärztin beraten.

Fertige Mixturen stellen in der Schwangerschaft also keine Universallösung dar. Tees und Kräuterarzneien sollten besser individuell zusammengestellt und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau abgestimmt werden. Die Wirkung von Arzneitees in der Schwangerschaft einzuschätzen, sollte zum Wohl des werdenden Lebens kräuterkundigen Hebammen, Heilpraktikerinnen und Frauenärztinnen überlassen werden.

Neun Regeln für die Pflanzenwahl in der Schwangerschaft

Schwangere sollten vor allem Pflanzen umsichtig dosieren oder meiden,

– die stark erwärmend wirken wie Angelikawurzel, Pfeffer oder Zimt,

– die stark harntreibend sind oder die Nieren reizen wie Birkenblätter, Liebstöckel, Petersilie oder Wacholder,

– die abführend wirken oder Durchfall erregen wie Faulbaumrinde, Rhabarberwurzel, Rhizinus oder Sennesblätter,

– die den Blutfluss anregen wie Beifuß, Liebstöckel, Poleiminze, Rosmarin oder Wermut,

– die die Durchblutung der Beckenorgane steigern wie Arnika, Berberitze oder Küchenschelle,

– die Furanocumarine enthalten und Hautpigmentierung hervorrufen wie Angelikawurzel, Bärenklau oder Weinraute,

– die den Unterleib stark erwärmen und aphrodisierend wirken wie Damiana, Meisterwurz, Rosmarin oder Yohimbe,

– die Schwermetalle mobiliseren wie Bärlauch, Knoblauch oder Koriander.

– Schließlich sollte die Schwangere unbedingt auf ihren Bauch hören und nur das zu sich nehmen, was ihr schmeckt und gut bekommt.