HEISSE LADIES, DRECKIGES GOLD - Ronald M. Hahn - E-Book

HEISSE LADIES, DRECKIGES GOLD E-Book

Ronald M. Hahn

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Beschreibung

Sie ließ die Arme sinken und nahm wieder neben ihm Platz. Ihr ohnehin gefährlich kurzes Kleid rutschte hoch, und Belmonts Blick fiel auf die dunklen Ränder ihrer Strümpfe und einen etwa fünf Zentimeter breiten Streifen straffen, hellen Schenkelfleisches. Wäre Ingrid wirklich eine Lady gewesen, hätte sie spätestens jetzt aufgekreischt und den Sitz des Textils geschwind korrigiert.

Das Angebot der schönen Ingrid ist für Scottie Belmont zu verlockend: 10 Prozent von 250.000 Dollar plus „Zusatzprämie“, wenn er das Gold ihres Bruders Bernie wiederbeschafft!
Bernie hatte ein Dutzend Säckchen Nuggets bei sich als er seine letzte Nacht in einem Kaff namens East Pole verbrachte und bei einem tragischen Unfall das Zeitliche segnete. Seither ist das Gold verschwunden. Belmont braucht nur nach East Pole zu reiten und rauszukriegen, wo es geblieben ist. Doch das ist leichter gesagt als getan: Denn schon bald steht er mit einem Bein im Grab und lernt nicht nur ausgesprochene Höllenhunde kennen, sondern auch Deputy Marshal Cat Walker, die Katze mit dem Stern...

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RONALD M. HAHN

HARDCORE-WESTERN

IV. Heiße Ladies, dreckiges Gold

Roman

Apex-Verlag/Edition Bärenklau

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 4 

Der Autor 5 

HEISSE LADIES, DRECKIGES GOLD 7 

In Kürze als E-Book im Apex-Verlag/Edition Bärenklau erhältlich: 111 

 

Das Buch

Sie ließ die Arme sinken und nahm wieder neben ihm Platz. Ihr ohnehin gefährlich kurzes Kleid rutschte hoch, und Belmonts Blick fiel auf die dunklen Ränder ihrer Strümpfe und einen etwa fünf Zentimeter breiten Streifen straffen, hellen Schenkelfleisches. Wäre Ingrid wirklich eine Lady gewesen, hätte sie spätestens jetzt aufgekreischt und den Sitz des Textils geschwind korrigiert.

Das Angebot der schönen Ingrid ist für Scottie Belmont zu verlockend: 10 Prozent von 250.000 Dollar plus „Zusatzprämie“, wenn er das Gold ihres Bruders Bernie wiederbeschafft!

Bernie hatte ein Dutzend Säckchen Nuggets bei sich als er seine letzte Nacht in einem Kaff namens East Pole verbrachte und bei einem tragischen Unfall das Zeitliche segnete. Seither ist das Gold verschwunden. Belmont braucht nur nach East Pole zu reiten und rauszukriegen, wo es geblieben ist. Doch das ist leichter gesagt als getan: Denn schon bald steht er mit einem Bein im Grab und lernt nicht nur ausgesprochene Höllenhunde kennen, sondern auch Deputy Marshal Cat Walker, die Katze mit dem Stern...

Der Autor

Ronald M. Hahn, Jahrgang 1948.

Schriftsteller, Übersetzer, Literaturagent, Journalist, Herausgeber, Lektor, Redakteur von Zeitschriften.

Bekannt ist Ronald M. Hahn für die Herausgabe der SF-Magazine Science Fiction-Times (1972) und Nova (2002, mit Michael K. Iwoleit) sowie als Autor von Romanen/Kurzgeschichten/Erzählungen in den Bereichen Science Fiction, Krimi und Abenteuer.

Herausragend sind das (mit Hans-Joachim Alpers, Werner Fuchs und Wolfgang Jeschke verfasste) Lexikon der Science Fiction-Literatur (1980/1987), die Standard-Werke Lexikon des Science Fiction-Films (1984/1998, mit Volker Jansen), Lexikon des Horror-Films (1985, mit Volker Jansen) und das Lexikon des Fantasy-Films (1986, mit Volker Jansen und Norbert Stresau).

Für das Lexikon der Fantasy-Literatur (2005, mit Hans-Joachim Alpers und Werner Fuchs) wurde er im Jahr 2005 mit dem Deutschen Fantasy-Preis ausgezeichnet. Insgesamt sechsmal erhielt Hahn darüber hinaus den Kurd-Laßwitz-Preis – dem renommiertesten deutschen SF-Preis - , u.a. für die beste Kurzgeschichte (Auf dem großen Strom, 1981) und als bester Übersetzer (für John Clute: Science Fiction – Eine illustrierte Enzyklopädie, 1997).

Weitere Werke sind u.a. die Kurzgeschichten-Sammlungen Ein Dutzend H-Bomben (1983), Inmitten der großen Leere (1984) und Auf dem großen Strom (1986) sowie – als Übersetzer – der Dune-Zyklus von Frank Herbert.

Ronald M. Hahn lebt und arbeitet in Wuppertal.

 

 

Ronald M. Hahn

HEISSE LADIES, DRECKIGES GOLD

 

 

1.

 

Als Belmont das dreistöckige Steingebäude des Tombstone Epitaph eine knappe Stunde vor Mitternacht verließ und auf dem hölzernen Gehsteig verharrte, um sich einen Zigarillo anzuzünden, dräuten östlich der Stadt finstere Gewitterwolken am Himmel.

Sie kündeten zwar nicht gerade das Wetter an, dass man sich für einen Abend wünschte, der das letzte Jahr eines Jahrhunderts einleitete, aber man konnte halt nicht alles haben.

„’n Abend, Belmont“, brummte Sheriff Gunderson leutselig, der mit einer dicken Zigarre zwischen den Zähnen an ihm vorbeiging und auf das Fairview Hotel zuhielt. „Wie entwickelt sich die Weltwirtschaft?“ 

„Wenn ich das wüsste“, erwiderte Belmont trocken, „hätte ich McGillicuddy längst die Brocken hingeworfen und wäre steinreich.“ 

Der Mann mit dem Stern überquerte lachend die Straße und verschwand im Dunkeln. Belmont richtete den Sitz seines Binders im Schaufenster eines Uhrmachers, klemmte sich den Zigarillo zwischen die Zähne und trat auf die Main Street hinaus. Etwa hundert Meter weiter erhob sich ein aus roten Ziegelsteinen erbautes Gebäude, aus dem Musik, lautes Lachen und das Geklirr von Gläsern zu hören war. Über der breiten Tür hing ein Schild mit der Aufschrift Fairview Hotel. 

Der uniformierte Portier, ein hoch gewachsenes Vierkantkinn namens Red, tippte freundlich an seine Mütze, als er den Journalisten erblickte.

„’n Abend, Mr. Belmont. Ich hoff, Sie sind heute nicht dienstlich hier.“ Er zwinkerte ihm zu. „Der Social Club von Tombstone hat nämlich den Grünen Salon gepachtet. Und im Hauptsaal feiert die politische Prominenz.“ 

Belmonts Zähne blitzten auf. „Keine Panik, Red. Heute bin ich nicht an schleimigen Lumpen interessiert.“ Er drückte sich an Red vorbei. „Heute bin ich nur ’n gewöhnlicher Silvestergast, der sich vergnügen und vollaufen lassen will.“

„Viel Spaß, Mr. Belmont.“ 

Red hielt ihm die Türe auf, und Belmont trat ein. Als er in den Hauptsaal kam, verschwand Arizona und vor ihm breitete sich Paris aus – beziehungsweise ein rotgeplüschter Salon, der einem Pariser Salon des Jahres 1899 ungefähr entsprach. Die anwesenden Gäste, eine schrille Mischung aus Herren mit Bowlern, Bindern und Nadelstreifenanzügen sowie sich vornehm gebenden kurz berockten Damen, schenkten ihm keine Beachtung.

Belmont war ebenso wenig an ihnen interessiert. Seine Freunde betranken sich an diesem Abend im Grünen Salon. Die Mitglieder des „Social Club“ gehörten vorwiegend dem örtlichen Mob an und waren im Nachtgewerbe tätig. Im Grünen Salon befand sich der Tresen, wie in einer gewöhnlichen Kaschemme, an der linken Wand: Davor stand das aufgekratzte Publikum in Dreiherreihen und schwenkte jene überdimensionalen Hofbräuhaus-Bierseidel, die der Keeper mit dem schönen Namen Willie Hasenclever aus Germany mitgebracht hatte. Die freien Hände der Gentlemen lagen mehrheitlich auf den Hinterteilen der Ladys, die aber, da freischaffend tätig, gegen derlei Intimitäten in der Öffentlichkeit nichts einzuwenden hatten. Die Ohren der Mitglieder des „Social Club“ erfreuten sich an heißen Ragtime-Rhythmen, die ein Quartett narbiger Kerle auf der kleinen Bühne erzeugte. Die Paare, die sich auf dem blank polierten Parkettboden zu ihrer Musik verrenkten, erweckten den Eindruck, als könnten sie es kaum erwarten, die gleichen Bewegungen in horizontaler Lage auszuführen.

Als Belmont an die Theke trat, erblickte er zu seinem Erstaunen allerlei Prominenz, die aus dem Hauptsaal in den Grünen Saal emigriert war. Es handelte sich jedoch mehrheitlich um Junggesellen: County-Sheriff Gunderson schäkerte mit einer knochigen Blondine; der junge Dr. Van der Vlupp prüfte gerade den Puls einer hasenzahnigen sommersprossigen Rothaarigen, obwohl er möglicherweise lieber ihre Temperatur gemessen hätte. Der scharfe Blick eines als „Randy Andy“ bekannten Richters prüfte gerade das Dekolleté einer üppigen Dame, die man in Eddie Masons Edelbordell unter dem Namen „The Slut“ kannte. Diverse Winkeladvokaten und Redakteure des Tombstone Epitaph gaben sich alle Mühe, drei blond gelockte junge Dinger zu beeindrucken, die neu in der Stadt und demgemäß leicht hinters Licht zu führen waren. Hinter der Theke bemühten sich zwei grobklotzige Kerle mit gewaltigen Schnauzbärten und Mittelscheitel, die durstigen Gästehorden mit Getränken zu versorgen. Ein Zapfer, der Belmont kannte, erspähte den neuen Gast und knallte ihm, ohne dass er eine Bestellung aussprechen musste, einen Steinhumpen mit einer gewaltigen Schaumkrone hin.

Belmont bedankte sich mit einem Nicken, setzte den Humpen an die Lippen und trank einen Schluck. Da sein Blick beim Trinken beiläufig über die Gäste schweifte, hätte er sich beinahe verschluckt: Am anderen Ende des Grünen Salons saß nämlich eine schlanke Blondine mit hochgestecktem Haar und schmalen roten Lippen und schäkerte mit einem der schleimigen Politiker.

Belmont riss die Augen auf. In seinem Hirn war plötzlich eine Erinnerung, die sein Beinkleid spontan verengte. Dann erst fiel ihm der Name der Blondine ein. Ingrid Untermeyer, die Tochter eines Bootsbauers, war zwanzig Jahre zuvor in der Ortschaft, in der Belmont seine erste Erektion erlebt hatte, ein paar Tage lang zu Gast gewesen. Damals war es ihm gelungen, sie an einem lauwarmen Sommerabend von der Hochzeitsfeier eines Verwandten wegzulocken und in einer nahen Scheune eine Hand unter ihr Kleid und in ihr Höschen zu schieben. Ingrid, ebenso neugierig wie er, hatte sich nicht lumpen lassen und ihrerseits in seine Hose gegriffen. Belmont erinnerte sich noch jetzt an ihre kühle Hand auf seinem heißen Prügel. Er erinnerte sich auch an die erregte Hitze ihres Schamhügels und den besoffenen Elmer Perry, der ihm das tollste Erlebnis seines jungen Lebens verdorben hatte, indem er in die Scheune gewankt war, um sich in einer dunklen Ecke röchelnd zu übergeben.

Elmers unerwartetes Auftauchen hatte den Zauber ihrer Zweisamkeit zerstört: Ingrid war in Panik davon gelaufen und am nächsten Tag mit ihren Eltern abgereist. Belmont hatte nie wieder von ihr gehört, doch er hatte sie nie vergessen. Wenn er ehrlich zu sich war, verging auch heute noch kaum ein Tag, an dem er nicht an sie dachte. Dass sie sich nun ganz in seiner Nähe befand, haute ihn aus den Stiefeln.

Sie musste nun fünfunddreißig oder sechsunddreißig Jahre alt sein. Sie sah phantastisch aus und wirkte gepflegt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie noch heute mit Männern, die sie gerade mal eine Stunde kannte, in einer dunklen Scheune verschwand, um sich von ihnen ins Höschen greifen zu lassen.

Als Belmont den Humpen absetzte, hob Ingrid zufällig den Kopf und schaute in seine Richtung.

Belmont erstarrte. In ihren strahlend blauen Augen blitzte etwas auf. Erkenntnis? Er spürte, dass er errötete und wandte sich ab. Es war purer Unsinn zu glauben, dass sie ihn nach all den Jahren wieder erkennen würde. Damals war er ein pickliger Pimpf gewesen, ein hagerer Knabe aus Haut und Knochen, mit ungekämmtem Haar und einer fünf Nummern zu großen Flanellhose.

Andererseits... Er hatte zumindest sie erkannt.

„Was macht dein Zucker, Paulie?“ Belmont klopfte dem Wirtschaftsredakteur des Tombstone Epitaph auf die Schulter, der sich gerade neben ihm am Tresen aufbaute und feixend die Revers seines Jacketts glättete. An Paulies Hemdkragen waren Lippenstiftspuren zu sehen; ansonsten wirkte er wie ein satter Kater, der gerade unbemerkt in der Vorratskammer seines Frauchens gewesen war. 

„Kann nicht klagen, Mann; gestern hat er noch gezuckt.“ 

Paulie zwinkerte Belmont zu. „Bist du schon länger hier? – Ich bin gerade erst gekommen.“ Er lachte brüllend. „Heben wir einen?“ Er wandte sich dem Zapfer zu. Belmont leerte sein Glas in einem Zug und nahm das nächste dankend in Empfang. Paulie war als Geizhals verschrien; wenn er einen ausgab, musste man die Gelegenheit nutzen.

Sie bauten sich neben zwei prächtig duftenden Tänzerinnen am Tresen auf, ließen ein paar Bonmots ab, schäkerten mit den Huren, klopften ihnen auf den Popo und schauten gelegentlich auf die Uhr. Noch fünfundvierzig Minuten, dann würden sämtliche Glocken in der Stadt ertönen. Bis dahin passte noch allerhand in sie rein, und vielleicht auch in die Damen.

Die Band spielte einen Gassenhauer, und alle sangen mit. Auch Paulie und Belmont ließen es sich nicht nehmen, in den Chor einzustimmen, denn es war Silvester, sie waren noch relativ jung, und die Dollars knisterten in ihrer Tasche. Außerdem waren sie, wie die meisten Mitglieder des „Social Club“ unverheiratet, so dass zu Hause niemand auf sie wartete.

Einen halben Humpen später – Belmont saß inzwischen an der Seite einer spanisch anmutenden Lady mit dunkler Haut und vollen Lippen, schob der Zapfer, den er kannte, ihm einen Zettel hin.

Belmont kniff die Augen zusammen und las, was auf ihm geschrieben stand.

Wenn du der picklige Scottie aus Oak Tree Valley bist, möchte ich dich gern im Zimmer 211 sehen. Wenn du es nicht bist, vergiss die Sache. Anstelle einer Unterschrift stand da: Jemand, der es gut mit dir meint. 

„Ich werd verrückt“, murmelte Belmont. 

„Schlechte Nachrichten, Honey?“, sagte die spanisch anmutende Lady, deren Akzent verriet, dass sie aus dem Osten kam. „Ist doch wohl niemand gestorben, der die nahe steht?“ Sie kniff ihre kurzsichtigen Augen zusammen, und Belmont zerknüllte blitzschnell den Zettel. 

„Nein, nein; nur was Geschäftliches.“ Er schaute sich um, lugte über die Köpfe der Anwesenden hinweg und erspähte die Treppe. Er lüpfte seinen schicken grauen Hut, entschuldigte er sich bei der spanisch anmutenden Lady und bahnte sich eine Gasse durch die Feiernden.  

Er brauchte fast zwei Minuten, bis er den zweiten Stock erreicht hatte. Als er die Hand hob, um an die Tür des Zimmers 211 zu klopfen, wurde sie auf wunderbare Weise von innen geöffnet.

Belmont blickte in den luxuriös eingerichteten Wohnraum einer Suite, in der ein Schreibtisch davon kündete, dass hier offenbar auch Geschäfte abgewickelt wurden. Im Zimmer stand auch ein Weihnachtsbaum, der auf charmant europäische Weise mit Kugeln, Lametta und brennenden Kerzen geschmückt war.

Er sah jedoch niemanden. Dennoch trat er ein.

Die Tür fiel ins Schloss. An der Wand, an der sie gelehnt hatte, stand die schlanke Blondine mit dem hochgestecktem Haar und schmalen roten Lippen. Ihre Zähne waren weiß wie Perlen. Unter ihrem weit ausgeschnittenen roten Gewand wogten zwei prächtige Brüste. Ihre Taille war schmal; ihr Kleid war – Belmont sah es erst jetzt – kurz und gewagt. Ihre schönen Beine steckten in dunklen Seidenstrümpfen, und ihre Knie waren so entzückend geformt, dass Belmont sich am liebsten auf den Teppich geworfen hätte, um sie abzuknutschen.

„Scottie?“ 

„Ingrid?“ 

Ein Lächeln zerteilte ihre Lippen. Belmont wurde es warm ums Herz. Sie hatte ihn erkannt! Sie hatte ihn nach all den Jahren wirklich erkannt! Das bedeutete, sie hatte ihn nicht vergessen. Es bedeutete auch, dass ihr damaliges Erlebnis, dass der schwachsinnige Trunkenbold Elmer so brutal sabotiert hatte, ihr auch jetzt noch etwas bedeutete...

„Mann“, sagte Belmont. „Du glaubst nicht, wie ich mich freue, dich zu sehen!“ 

Ingrid trat vor. Eine Duftwolke hüllte ihn ein. Sie nahm Belmont in die Arme und küsste ihn auf die Wange.

„Du bist noch schöner geworden“, hörte Belmont sich hauchen. Dann schoss ihm das Blut ins Gesicht. Gütiger Gott, dachte er. Was rede ich da für einen Schwachsinn? Ich klinge ja wie ein Idiot aus einem Frauenroman! 

„Du hast dich auch ganz schön rausgemacht“, sagte Ingrid. Sie kicherte leise. Dann deutete sie in eine Ecke des Raumes. Belmont erspähte ein kleines grünes Plüschsofa, zwei dazu passende Sessel und einen niedrigen Rauchtisch mit einer vollen Flasche Whisky und zwei Gläsern. „Setzen wir uns. Trinkst du was?“ 

„Aber gern.“ 

Er fläzte sich aufs Sofa. Ingrid nahm neben ihm Platz und füllte die Gläser. Sie prosteten sich zu, dann sagte Belmont: „Was machst du hier?“

„Geschäfte“, erwiderte Ingrid. „Ich werd den Laden wohl kaufen.“ Sie musterte ihn mit einem unergründlichen Blick. „Und was machst du hier?“ 

Belmont spürte, dass er errötete. „Tja, hm“, hörte er sich sagen. „Ich bin beim Tombstone Epitaph. Ich schreib was über die Silvesterparty.“

„Du bist bei der Zeitung?“ Ingrid machte große Augen. 

Belmont nickte. „Leider hab ich außer Lesen und Schreiben nichts gelernt.“ Er zuckte bedauernd die Achseln und zeigte ihr seine Hände. „Für die Landwirtschaft sind die nicht geeignet. Ich hab’s versucht.“

„Lesen und Schreiben“, sagte Ingrid. „Das ist mehr als die meisten Leute hier können.“ Sie schaute Belmont an. „Wie lange ist es her, Scottie?“