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Eigentlich fantastisch, dass Jackie den Fernsehproduzenten Greg De Costa mit ihrem Demo-Band überzeugt - wenn sie nur sicher sein könnte, dass es wirklich ihre Stimme ist, die ihn begeistert! Denn seit der heißen Party, auf der sie mit einem unfreiwilligen Strip Aufsehen erregt hat, knistert zwischen ihnen Erotik pur! Zwar können sie auf dem Heimweg noch die Finger voneinander lassen. Und auch das verabredete Date lässt Jackie platzen, als sie auf seiner Visitenkarte liest, wer er ist. Doch jetzt, als sie sich im Studio gegenüber stehen, fühlt Jackie ihren Puls rasen - und ist bereit, alle Fehler zu machen, zu denen dieser Mann sie verführt ...
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Seitenzahl: 195
IMPRESSUM
Heiße Party erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Joanne Rock Originaltitel: „Revealed“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 1071 - 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Dorothee Halves
Umschlagsmotive: GettyImages_nd3000
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733745387
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Jackie Brady geriet in Panik, als ihr Schwanz zum dritten Mal abfiel. Zum Glück gab es Klebeband, sonst würde ihr das Fellkostüm womöglich auf die Knöchel rutschen, wenn sie in das Restaurant tanzte.
Sie hatte gerade den Katzenschwanz wieder befestigt und ihre angeklebten Schnurrhaare glatt gestrichen, als sich die Fahrstuhltür auf der Penthouse-Etage öffnete. Ihren Schwanz in der Hand haltend, um nicht darauf zu treten, betrat sie den Speiseraum. Nun musste sie nur noch das Geburtstagskind ausfindig machen und ihr Telegramm-Lied singen, und dann würde der Freitagabend ihr gehören.
Was machte es schon, wenn das Telegramm-Singen nicht gerade eine hochwissenschaftliche Arbeit war? Es wurde besser bezahlt als ihr Tagesjob als Texterin. Und beide Jobs waren sowieso nur Mittel zum Zweck. Sie war zu Opfern bereit, um ihren Traum, Musik für Kinder zu komponieren, zu verwirklichen. Außerdem lag in jedem Job, der Menschen froh machte, ein gewisser Adel. Ein Adel, der durch die Katzenohren auf ihrem Kopf kaum gemindert wurde.
Das Quietschen ihrer Tennisschuhe auf dem gewienerten Holzboden hallte im Raum wider. Die Gäste hielten beim Essen inne und folgten der Katzenfrau mit überraschten Blicken.
Es kümmerte Jackie nicht. Schließlich hatte sie ihr ganzes Leben Aufsehen erregt. Zum Beispiel damals auf der High School, als ihr Beitrag zu einer naturwissenschaftlichen Ausstellung darin bestand, die Elemente des Periodensystems in Liedform vorzutragen. Natürlich hatte sie die Mitschüler, die mühselig Roboter gebaut hatten, ziemlich vergrätzt, aber bei dem Wettbewerb zwischen allen Schulen des Staates kam sie immerhin auf den zweiten Platz. Und letzte Woche hatte sie beim Vorsingen in einer Künstler-Agentur unter allen anderen Bewerbern herausgeragt, indem sie den melodischen Werbesong eines Bostoner Naturkostladens zu einem tarzanhaften Dschungelruf umwandelte.
Jackie war es gewohnt, dass die Leute sie anstarrten. Und sie war es gewohnt, Risiken einzugehen. Manchmal lohnte es sich, so wie bei dem Schulwettbewerb. Manchmal warf es sie auf den Status Quo zurück, wie das erfolglose Vorsingen in der vergangenen Woche. Und das hieß, dass es vorerst beim Telegramm-Singen bleiben würde. Nun, das war nicht weiter tragisch.
Dennoch fragte Jackie sich, wie sie sich diesen Last-Minute-Auftrag hatte aufschwatzen lassen, da sie an diesem Abend nichts anderes hatte tun wollen, als ihre kreativen Batterien aufzuladen und neue Songs für ihr nächstes Demoband zu entwickeln. Aber die Angestellte von Party-Depesche hatte am Telefon so verzweifelt geklungen, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als den Job zu übernehmen.
Es war Jackies Pech, die einzige erreichbare Mitarbeiterin zu sein, die an einem Freitagabend kein Date hatte. Na ja, das war nichts Neues. Sicher, sie hatte jede Menge Angebote, aber nie von der richtigen Sorte Mann.
Jackie wünschte sich einen Mann, dem es wichtiger war, seinem Herzen und seinen Träumen zu folgen als dem allmächtigen Dollar. Boston war voller hinreißender Männer, aber sie schienen alle versessen darauf zu sein, möglichst schnell die Karriereleiter hochzusteigen, und das ging Jackie gegen den Strich.
Sie würde also das Geburtstagskind Gregory ausfindig machen, ihm ein niedliches Lied singen und dann wieder zu ihrem Solo-Freitagabend nach Hause fahren. Sie würde auch ohne Mann prima durchs Leben kommen. So wie sie prima durch diese Drei-Minuten-Show kommen würde.
Vorausgesetzt, es platzte keine Naht in ihrem zwei Nummern zu kleinen Katzenkostüm.
Jackie machte langsame, flache Atemzüge, damit der schwarze Fellanzug an Ort und Stelle blieb. Sie konnte das hinkriegen, wenn sie in mittlerer Tonlage sang, denn hohe Töne sprengten bekanntlich die besten Nähte. Sie brauchte den Song also nur im leicht singbaren Bereich zu halten und würde ohne Probleme in ihrem Kostüm bleiben.
Ein simples Liedchen für einen sechsjährigen Jungen. Was konnte dabei schon schiefgehen?
“Vielleicht hat sie die Adresse falsch verstanden!”, rief Greg De Costa in sein Handy, das er dicht ans Ohr gepresst hielt. Bei der in voller Lautstärke dröhnenden Musik verstand er kaum ein Wort. Er duckte sich vor einem Dartpfeil, den ein beschwipster Gast durch die Bar segeln ließ, während er sich abmühte, eine weitere Flasche Champagner zu öffnen. “Starker Feierabendverkehr?”, schrie er ins Telefon. Er wollte die Angestellte von “Party-Depesche” wirklich nicht unter Druck setzen, aber die Stripperin, die er für die Junggesellenparty seines Bruders gebucht hatte, war schon eine halbe Stunde überfällig.
Wo blieb sie nur?
Die Jungs wurden allmählich unruhig. Wenn er nicht bald eine nackte Frau herbeischaffte, würde er sein Publikum verlieren. Als leitender Manager einer der großen Bostoner Fernsehstationen ertrug Greg es nicht, wenn ein Ereignis – TV-gesendet oder nicht – keine maximalen Einschaltquoten hatte. Lieber würde er selbst auf den Tischen tanzen, bevor er seine Zuschauer verlor.
Obwohl eine nackte Frau wahrscheinlich einen größeren Anteil des Junggesellen-Marktes erringen würde …
Nachdem er die verängstigte Frau am anderen Ende der Leitung noch einige Minuten bearbeitet hatte, steckte er sein Handy in die Tasche und ließ wieder einen Korken knallen, während sein Bruder aus dem Rudel Männer auf ihn zukam.
Mike De Costa ergriff eine der offenen Flaschen, trank einen kräftigen Schluck daraus, blickte dann grimassierend auf das Etikett. “Seit wann schlucken Junggesellen Drinks mit Blubberblasen?”
“Seit sie etwas Großes zu feiern haben, wie zum Beispiel die bevorstehende Hochzeit mit einer Frau, die so nett ist, sich mit jemandem wie dir einzulassen.” Greg kannte Mikes Braut seit der Kindergartenzeit. Hannah Williams war unglaublich lieb und viel zu gut für einen Burschen wie Mike.
Mike schwenkte die Arme, wobei er in weitem Bogen Champagner verspritzte. “Aber sieh dir doch mal an, was für einen Fang sie macht.”
“Ein Meter fünfundachtzig brennenden Ehrgeizes und erlesenen Geschmacks”, sagte Greg trocken.
“Das mit dem erlesenen Geschmack lasse ich gelten”, gab Mike zurück. Aber brennender Ehrgeiz? Das mag nicht jede Frau.”
“Nein?” Greg entkorkte die letzte Flasche und reichte sie dem Kellner, der die Gläser auf einem Tablett füllte.
“Nein.” Mike tauschte seine halb geleerte Flasche gegen ein Bier. “Aber offensichtlich sind solche Frauen eine fremde Spezies für dich.”
“Jedenfalls kenne ich bei Frauen keine Spezies, die ich nicht mag.” Mit dem Tuch des Kellners wischte Greg den Bartresen ab, eine alte Gewohnheit aus einem anderen Leben. “Ich fange nur mit keiner etwas an, die nicht versteht, wie wichtig es ist, im Leben vorwärtszukommen.” Er nahm die von Mike angebrochene Champagnerflasche und trank ebenfalls einen Schluck.
“Dann wirst du Junggeselle bleiben, bis du eine Superfrau mit einem super Management-Diplom von einer Elite-Uni findest. Du versuchst, vorwärtszukommen, seit du dich als kleiner Junger im Süßigkeitenladen vorgedrängelt hast.”
“Diesmal bist du vor mir, und in puncto Ehe kannst du meinetwegen gern auf Platz eins bleiben.” Wahrere Worte waren nie gesprochen worden. Eine ernste Beziehung brauchte Greg so wenig, wie er seinen alten Job als Barmann brauchte.
Er hatte wie ein Besessener gearbeitet, um in Bostons Business-Elite eine Nische für sich selbst zu schaffen, und Frauengeschichten würden die Dinge nur verkomplizieren. Welche Frau würde bei ihm bleiben, wenn er oft bis Mitternacht im Sender arbeitete und jedes Wochenende mit Kunden essen ging? Nach zu vielen gescheiterten Beziehungen hatte Greg gelernt, sich auf unverbindliche und kurze Verhältnisse zu beschränken.
Er hatte sich zu einem Traumposten hochgearbeitet und beabsichtigte, seine Position zu genießen. Nie im Leben würde er diesen Job, um den alle seine Freunde ihn beneideten, um einer Frau willen aufgeben. Er liebte sein Junggesellenleben.
Eine plötzliche Unruhe am vorderen Ende des Raums erregte Gregs Aufmerksamkeit. Das “Flanagan” bestand aus einem Restaurant an der Eingangsseite, einer großen Bar in der Mitte und einem rückwärtigen Raum für private Feiern. Von seinem Aussichtspunkt nahe der Dartscheibe sah Greg eine Woge sich drehender Köpfe, hörte über der dröhnenden Musik Pfiffe und Rufe.
Die Ursache der Aufregung konnte Greg hinter der Traube von Männern nicht sehen, aber er nahm an, dass die Stripperin endlich eingetroffen war. Er trank noch einen Schluck Champagner – den letzten, damit er die Party unter Kontrolle halten konnte – und bedankte sich im Stillen bei dem Neuankömmling. Jetzt, wo die Stripperin da war, brauchte er sich um den weiteren Verlauf des Abends keine Sorgen zu machen und würde danach hoffentlich noch ein paar Stunden haben, um einige der Demo-Bänder durchzugehen, die er mit nach Hause genommen hatte. Wahrscheinlich würde er das ganze Wochenende durcharbeiten, da die Zeit allmählich drängte. Bei seiner Suche nach einem neuen Stimmtalent musste er einen meterhohen Stapel Demo-Kassetten prüfen. Trotz der vielen Einsendungen war bisher nichts Sensationelles dabei gewesen.
Kaum hatte er den Gedanken gedacht, als seine Sinne von einer unbeschreiblich sexy Stimme bombardiert wurden.
“Aber ich suche Gregory”, verkündete ein sinnlicher Alt. “Ist er hier?”
Dröhnendes Gelächter stieg von dem Männerrudel auf. “Klar ist er hier, Schätzchen.” Mike löste sich aus der Menge. “Er wird sich wahnsinnig freuen, dich zu sehen.”
“Ich soll hier doch ein Sing-Telegramm abliefern”, fuhr die hinreißende Stimme fort.
Mike schenkte ihr ein Killer-Lächeln. “Wir haben auf dich gewartet.”
Greg rutschte von seinem Barhocker, um einen Blick von der Frau mit der unglaublichen Stimme zu erhaschen. Die Männer wogten auf ihn zu, und er sah in fünfundzwanzig Gesichtern ein und dasselbe dümmliche Grinsen. Greg hatte das Gefühl, als würde die Vorstellung das Geld wert sein, das er diesem Laden gezahlt hatte. Die Stripperin musste ziemlich heiß sein, wenn sie schon angezogen eine solche Aufregung erzeugte.
Mike war als Erster bei Greg. Er schlug seinem Bruder auf die Schulter und zwinkerte ihm zu, drehte sich dann um und streckte den Arm vor. “Hier ist Gregory, Schätzchen. Er hat die Party organisiert, und ich glaube, er ist für die Show bereit.”
Mike zog eine Frau aus der Menge, die sich teilte, um ihr Platz zu machen. Ihr und ihrem … Schwanz?
Greg musterte die Künstlerin, die er zur Unterhaltung der Partygesellschaft bestellt hatte. Verwitterte schwarze Katzenohren wuchsen aus ihrem seidigen zimtfarbenen Haar. Über langen schwarzen Schnurrhaaren leuchteten grüne, leicht schräg stehende Augen, die ihn ebenfalls betrachteten. Ein rosa Dreieck, das kunstvoll über ihre Nase gemalt war, vervollständigte den Katzen-Look.
Man hätte denken können, dass sie direkt aus dem Set der Kindershow “Barney” ins “Flanagan” getanzt war, wenn sie nicht dieses verboten aufreizende Katzenkostüm getragen hätte, das ihre Kurven wie eine zweite Haut umschmiegte.
Wie kam es, dass dieses pelzige schwarze Kostüm aufregender aussah als jede noch so sexy Kombination aus Satin und Spitze?
Vielleicht lag es an dem Schwanz, der sich um ihre eine Hüfte wand und an ihrem Schenkel entlang hinabfiel, bis zu ihren Tennisschuhen. Das lange schwarze Fellseil schien ihr Bein bei jeder kleinen Bewegung zu streicheln.
Greg wurde in seinen Betrachtungen unterbrochen, als die Katzenfrau ihm die Hand hinstreckte. “Hi.” Sie begrüßte ihn mit einem coolen, professionellen Händedruck. “Ich bin Jackie, die Unterhaltungseinlage. Dies ist also Ihre Party?”
Ihre Stimme erinnerte ihn an verräucherte Blues-Keller und sinnliche Jazz-Sängerinnen.
Er nickte. “Ich bin Greg.” Zwar war es genau genommen Mikes Party, aber schließlich war er der Organisator, er hatte Jackie angeheuert, und die Rechnung würde an ihn geschickt werden. Außerdem mochte er sie noch nicht Mikes Freunden überlassen.
Sie runzelte kurz die Stirn, dann lächelte sie. “Dann bin ich hier also richtig. Tut mir leid, wenn ich zu spät komme. Unser Büro ist momentan etwas überlastet.”
“Kein Problem”, versicherte Greg ihr und meinte es auch so. Ihre Verspätung hatte seinen Zeitplan nicht allzu sehr durcheinandergebracht. “Sie sind ja jetzt hier, und das ist die Hauptsache. Möchten Sie etwas trinken, bevor Sie anfangen?”
Warum wollte er ihre Show plötzlich aufschieben?
Sicher, er war ungeheuer neugierig auf den Körper, den sie unter dem Katzenkostüm verbarg. Aber der Gedanke, dass sie sich in einer Bar vor einer Horde lüsterner Männer enthüllte, störte ihn auf einmal.
“Ich hätte gern ein Glas Wasser”, sagte sie und leckte sich die Lippen. Eine typisch katzenhafte Geste, fand Greg, und sein eigener Mund wurde plötzlich staubtrocken.
Fünfundzwanzig Männer riefen nach einem Glas Wasser.
Jackie trat von einem Fuß auf den anderen, als sei sie nervös. Bei jedem Schritt zuckte ihr Schwanz, was Gregs Blick unwillkürlich auf ihre lange Beine lenkte. Wieder schluckte er.
Was zum Teufel war mit ihm los? Seit wann turnte eine Stripperin ihn dermaßen an?
Vielleicht hatte er in letzter Zeit einfach zu viel gearbeitet. Seit dem Krach mit der Metereologin hatte er kein Date mehr gehabt. Wann war das gewesen … vor drei Monaten?
Offenbar war er sexhungrig. Es war ihm nur nicht klar gewesen, bis Jackie in der Bar aufkreuzte.
Aber er hatte nicht die Absicht, einer impulsiven Lust auf ein verführerisches Kätzchen nachzugeben.
Greg versuchte vergeblich, die sexuellen Gedanken zu ersticken, die in seinem Kopf schwirrten. Er musste Jackie ihr Wasser bringen und sie dann von der Leine lassen, damit sie ihre Show starten konnte. Sobald sie sich in ihre eingeübte Verführungsroutine stürzte, würde er ganz von selbst das Interesse verlieren.
Jackie stürzte dankbar das Wasser hinunter.
Sie hatte sich in ihrem Katzenkostüm eingezwängt und unbehaglich gefühlt, aber keineswegs erotisch. Das änderte sich in dem Moment, als Greg De Costa sie betrachtete. Der Mann hatte ihre Temperatur in die Höhe schnellen lassen, und die plötzliche Hitze in ihrem Innern hatte nichts damit zu tun, dass sie wegen ihres Auftritts verlegen war.
Nein, es machte ihr nichts aus, dass ein Haufen großer Jungen sie als Geburtstagsüberraschung für ihren Freund gebucht hatte. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und ihr Gegaffe störte sie nicht im Geringsten.
Aber Greg De Costa war eine andere Story.
Nicht nur, dass ihr bei seiner gründlichen Musterung heiß geworden war. Schon bei ihrem ersten Blick auf den Mann hatte ihr der Atem gestockt. Er war auf eine Tom-Cruise-Art attraktiv und hatte den Schliff des Bostoner Business-Typs – charmant, redegewandt und beherrscht. Zu einem blütenweißen Hemd trug er eine dunkelblaue Hose, die von breiten burgunderroten Hosenträgern gehalten wurde. Eine burgunderrote Krawatte hing mit gelöstem Knoten um seinen offenen Hemdkragen. Das war das einzig Unperfekte an seiner Erscheinung.
Jackie konnte nicht umhin, den Kontrast zwischen seiner sonnengebräunten Haut und dem dunklen Haar und dem makellosen Weiß seines Hemds zu bewundern. Wahrscheinlich verbrachte er den Sommer auf Martha’s Vineyard und überwinterte in Vale. Sie kannte diesen Typ sehr gut. Schließlich war sie bei privilegierten Männern aufgewachsen und konnte nicht allzu viel Positives an ihnen finden.
Aber jene Männer hatten nicht Greg De Costas durchdringende braune Augen gehabt.
Das charismatische Geburtstagskind sah sie nicht mit dem üblichen Ich-wüsste-zu-gern-wie-du-unter-diesem-Kostüm-aussiehst-Blick an. Der Ausdruck in seinen Augen war respektvoller und zugleich intimer. Er betrachtete sie, als ob er wüsste, dass sie lieber zu Hause wäre, um Lieder zu komponieren.
Und als ob er lieber dort bei ihr wäre.
Der Gedanke irritierte sie maßlos. Sie musste Gregs hypnotisierenden Blick abschütteln, ihr Lied singen und verschwinden, ehe sie etwas Dummes tat, wie zum Beispiel sich schnurrend an ihn schmiegen.
“Ich bin so weit”, verkündete sie. Schon viel zu lange hatte sie das erotische Knistern zwischen ihr und Greg genossen, obwohl sie doch einen Job zu erledigen hatte. “Am besten, ich gehe dort rüber.” Sie bewegte sich zu einer kleinen Tanzfläche in der Ecke des Raums. So hatte sie es bei ihren Darbietungen am liebsten – hinter sich eine Wand und vor ihr das Publikum.
Die Männerherde folgte ihr gehorsam. Sie benahmen sich wirklich so brav wie die Kinder, für die sie normalerweise sang, auch wenn sie sie mit Pfiffen begrüßt hatten. Wenigstens hatten sie nicht versucht, sie an ihrem Schwanz zu ziehen.
Greg schloss sich dem Trupp als Letzter an, ohne den Blick von ihr zu nehmen. “Brauchen Sie irgendeine Musik?”, rief er über die Köpfe der Jungs hinweg, die an den Cocktailtischen um sie herum Platz nahmen.
“Ich bin die Musik”, gab sie zurück, wobei sie einen Unterton künstlerischen Stolzes einfließen ließ. Schließlich überbrachte sie ihre Telegramme nicht, indem sie tanzend zu irgendeinem Song die Lippen bewegte. Sie war hier, um zu singen, auch wenn Greg De Costa alles tat, um sie das vergessen zu lassen.
Jackie schloss einen Moment lang die Augen, blendete seine sinnliche Ausstrahlung aus. Dann machte sie einen tiefen Atemzug, was sie augenblicklich bereute, da das Klebeband unter dem Druck ihrer sich dehnenden Lungen verrutschte. Panik erfasste sie bei dem Gedanken, hüllenlos in einem Raum voller Männer dazustehen. Sie hatte nicht einmal einen BH unter ihrem engen Kostüm unterbringen können.
Vorsichtig holte sie Luft und summte ein mittleres C, wobei sie sich voll auf die Note konzentrierte. Drei Minuten, und sie würde draußen sein. Drei Minuten konnte sie durchhalten, ohne aus ihrem Kostüm zu platzen.
Der Ton schwoll an, vibrierte durch sie hindurch. Sie entspannte, vergaß beinahe das Klebeband, jedoch nicht Greg De Costa.
“Happy birthday to you …”, begann Jackie ihren Song und lieferte eine leicht verjazzte Version des Geburtstagsklassikers.
Bildete sie es sich nur ein, oder wurde es tatsächlich mucksmäuschenstill im Raum? Ihr eben noch lüsternes Publikum hörte aufmerksam zu, während sie ihr Lied in perfekter Form herausschmetterte.
Es gab nichts Besseres als eine gute Vorstellung, um ihre Nerven zu besänftigen. Sie begann den letzten Refrain, mit jeder Note zuversichtlicher, dass sie mit intakter Kostümierung und Würde den Raum verlassen würde.
Dann kreuzte ihr Blick Gregs.
Die sinnliche Hitze war aus seinen Augen verschwunden, aber nun glomm in seinem Blick eine andere Art Feuer.
Offenbar mochte er ihre Stimme. Jackie wusste es mit einer Sicherheit, als ob er es mit Worten gesagt hätte. Ihre Stimme war ihr Schatz und ihr Reichtum, die einzige ererbte Gabe von ihren Wunder-Eltern.
Männer – visuelle Wesen, die sie waren – erkannten ihre herausragende Begabung selten. Aber Greg De Costa hatte sie erkannt und war hingerissen.
Jackies Herz begann zu hämmern. Auch das noch. Oh nein!
Begehren mischte sich in die letzten Klänge ihres Geburtstagssongs. “Happy birthday, lieber Gregory …” Sie blickte zu ihm, was ein Fehler war. Der Song erreichte sein Schluss-Crescendo. Das Klebeband dehnte sich und dehnte sich.
Mit einem Fünkchen Vernunft im Leib hätte sie einfach falsch gesungen, um ihr Outfit zu retten. Zum Teufel mit ihrem künstlerischen Stolz!
“… you!” Mit weit ausgebreiteten Armen schmetterte sie den letzten Ton wie eine hochkarätige Operndiva.
Und erstarrte, als ihr Katzenkostüm auf ihre Knie rutschte.
Greg hatte in seinem Leben viele Kerzen ausgeblasen, aber keiner von all seinen Geburtstagswünschen war je so schnell in Erfüllung gegangen.
Ja, er hatte Jackie nackt sehen wollen, aber dann war er von ihrer phänomenalen Stimme so hypnotisiert gewesen, dass er eine Weile brauchte, bis er begriff, dass sie mit einer einzigen gekonnten Bewegung ihr ganzes Outfit abgeworfen hatte. Eine Stripperin, die sich aus ihrer Kleidung sang – so was gab es garantiert nicht noch mal.
Auch die anderen Männer waren von ihrer Darbietung so verblüfft, dass sie zu pfeifen vergaßen. Und Greg selbst vergaß, dass außer ihm und ihr noch jemand anders im Raum war, als er ihre Brüste betrachtete. Da war kein BH, nicht einmal jene winzigen mit Troddeln besetzten Glitzerschalen, die manche Stripperinnen trugen. Ihre Brüste waren vollkommen nackt, was genauso kühn und ungewöhnlich war wie ihr erstaunlicher Entkleidungscoup. Sie hatte wundervolle Brüste, fest und voll mit rosigen kleinen Spitzen.
Ihr einziges Kleidungsstück war ein knallroter Satinslip– so winzig, dass er als Briefmarke hätte dienen können. Sie hatte einen fantastischen Körper mit Kurven an genau den richtigen Stellen, wenn auch nicht so großzügig wie bei den meisten Frauen ihres Berufs. Für eine Stripperin völlig untypisch aber war ihre plötzliche Reglosigkeit. Sie stand wie versteinert da, und schien sich überaus unbehaglich zu fühlen, weil sie von dreißig Männern angestarrt wurde. War dies vielleicht ein besonderer Gag, um die Stimmung anzuheizen?
Ein einzelner Pfiff zerriss die Stille, worauf die Katzenfrau verschreckt die Arme um sich schlang. Für Greg ein eindeutiger Beweis, dass sie ihren Striptease nicht bis zum Ende durchziehen wollte.
Zum Teufel mit den Einschaltquoten!
Ohne auf die lauter werdenden Pfiffe und Rufe zu achten, riss Greg ein sauberes Tischtuch von einem in der Nähe stehenden Servierwagen und hüllte Jackie darin ein.
Mikes Freunde protestierten mit Buhrufen.
Mit einem dankbaren Blick zu Greg wickelte Jackie das improvisierte Cape um ihren Körper. Er bemerkte, dass ihre Hände leicht zitterten.
Irgendein Idiot rief von hinten: “Weg mit dem Tuch!”
Ein noch größerer Idiot bahnte sich seinen Weg durch die Tische nach vorn. “Was zum Teufel war denn das für ein Striptease?”
“Die Show ist vorbei.” Greg stellte sich schützend zwischen Jackie und die Horde angetrunkener Blödmänner und wünschte, er könnte kurzerhand zu einem Werbespot umschalten. Er drehte sich zu ihr, im Begriff, sie aus dem Raum zu bringen.
“Das war kein Striptease!”, rief sie über seine Schulter dem Pöbler zu. “Das war ein Malheur!”
“Ein Malheur – das kann man wohl sagen!” Der Bursche heftete seinen verschwommenen Blick auf Greg. “Willst du mir erzählen, dass das alles ist, was wir von dieser Stripperin geboten kriegen?”
“Ich bin keine Stripperin!”, erklärte Jackie energisch.
Ein Gefühl von Erleichterung durchflutete Greg, was ihn ziemlich irritierte. Was ging es ihn an, ob sie eine Stripperin war oder nicht? “Was sind Sie dann?”, fragte er. Welche Frau, die auch nur ein Fünkchen Verstand hatte, würde als Katze verkleidet auf einer Junggesellenparty erscheinen?
Sie reckte sich zu ihrer vollen Größe. Ihre Katzenohren reichten ihm gerade bis zur Nase, aber in ihrem zornigen Blick lag eine enorme Kraft. “Ich bin das singende Telegramm”, informierte sie ihn, wobei sie jede Silbe scharf artikulierte.
Greg biss sich auf die Zunge, um nicht loszulachen. Ihrem resoluten Ton nach war das ‚singende Telegramm` eine bedrohliche Macht, mit der nicht zu spaßen war.
Sogar der angetrunkene Pöbelheini sah eingeschüchtert aus, bevor er vor sich hin murmelnd zum Billardtisch stakste.
Der Rest der Horde hing aber noch bei der Tanzfläche herum, und Greg gefiel das unzufriedene Gemurmel nicht. Er musste Jackie von hier wegkriegen, und zwar schnell.
“Sind Sie okay?”, fragte er.
“Ja.” Sie fummelte an ihrem Tischtuch-Umhang, unter dem das um ihre Knie hängende Katzenkostüm hervorsah. “Dank Ihrer Hilfe.”
Konnte er es ändern, dass ihre Worte seinem Ego schmeichelten? “Sie sind wirklich keine Stripperin?”
“Ich glaube, dafür habe ich nicht die richtige Körbchengröße.”
Er war versucht, den Blick über ihre Brüste wandern zu lassen. Aber er ließ es, da es seiner ehrbaren Absicht widersprach, sie vor einem Rudel lüsterner Junggesellen zu retten. Stattdessen schloss er die Augen und zwang die Erinnerungen an Jackies vollkommenen Körper fort.
Zu seiner Überraschung spürte er, wie sie sich zu ihm beugte. Weiche Haarsträhnen streiften seine Schulter. Der Duft eines sexy Parfums umschwebte ihn. “Das heißt Nein”, flüsterte sie in sein Ohr. “Ich bin keine Stripperin.”