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Altmodische Gedichte, nicht selten sogar gereimt. Und nicht minder altmodische Zeichnungen alter Leute.
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Seitenzahl: 65
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Vor/rede
Leere
Wald
Endlich
Nachsatz
Verzeichnis der Bildskizzen
Ich bin ein blatt
Ich bin ausgerissen
Ich bin ein ausgerissenes blatt
Ich bin – der herbst
abgerissner bettler
zigeuner, zigeuner, fahr zu
Ich bin ein blatt
ich bin ausgerissen
bin vor mir selber ausgerissen
ich bin – die scham
abgerissnes zirkusplakat
fahr zu, zigeuner, fahr, fahr
Ich bin ein blatt
ich bin ausgerissen
die letzte seite im buch
ich bin – das schweigen
Oldenburg, Pfingsten 2012
Sie ging noch mal den kurzen Weg zurück
zum Rand der Straße, und zum Haus,
Erinnerung neben ihr ein kleines Stück,
aus dem linken Fenster sah ein Schatten raus,
doch kannte sie sich nicht mehr gänzlich aus.
Weil sie noch immer alles offen meinte
und war doch längst schon eingerichtet.
Dies Fenster, wo sie manchmal abends weinte
und dass man gibt und man verzichtet,
und was man baut, in sich vernichtet.
Sie redete von jenen frühen Jahren
und sah uns an, ob wir verstehen.
Dann sind wir ins Café gefahren.
Von West begann es leicht zu wehen.
Sie war bei uns. Und beinah schon am Gehen.
Lange saßen wir am Stadtparkweiher,
wir sahen still den Enten zu
und planten die Geburtstagsfeier,
dann sagte sie nur leise: „Du.“
Und sie war traurig, jung und voller Ruh.
Als wäre alles ganz in jenem Augenblick gewesen,
und an dem Fenster sitzt ein neues Kind.
Die besten Tage sind wohl meistens handverlesen,
und wenn uns alles durch die Finger rinnt,
dann weil die Tage vor den Sternen endlos sind.
Mag sein, dass eine besser nie zum Anfang fände,
wo immer sie sich je beginnen spürte.
Beginnen liegt im Warm verkrümmter Hände,
in allem, was je deinen Schmerz berührte,
und in dem Traum, der endlich dich nach Hause führte.
baum in meiner welt
wurzeln, stamm, krone verzweigt,
vom blitz nicht gefällt
noch von regen geneigt.
aber fort.
himmel, erde füllen nicht,
was loch er gelassen.
seh ins abendlicht,
kann es nicht fassen.
kein ort.
man weiß natürlich längst, dass das nicht ewig geht
und dass man irgendwann vor scherben steht
oder einem tiefen schwarzen schacht,
und das liebste, was man hat, wird drin begraben.
man möchte einen wunschring, eine zeitmaschine haben
oder dass ein gott das alles ungeschehen macht.
man weiß auch, dass die eignen kräfte schwinden,
vielleicht wird man in jahresfrist erblinden.
die ohren scheinen fest entschlossen wegzuhören,
und was heut morgen war, ist mittags schon vergessen.
eh man sichs versieht, beginnt man einzunässen
und sich an kinderlärm und an musik zu stören.
man weiß sogar, und das ist schlimmer als der rest,
dass sich das rad nicht rückwärts drehen lässt,
das rad der zeit, darauf sind wir gebunden,
zu einem gang ins endlich endlos wie verflucht.
man hat vielleicht doch immer nur sich selbst gesucht
und hat sich nie gefunden.
ich bin ein nest von klagen,
ich gäb mein herz für stein,
wenn nur nach sieben tagen
mein kindlein wollt nicht fragen,
wieso ich nicht mehr wein.
wo schwimmt mein boot von zweigen?
viel ruder ging entzwei.
ich sah die krähen steigen,
und rings ward alles schweigen.
ein hund war auch dabei.
dann plötzlich sprühten funken,
und einer schrie im schlaf.
die sonne schien versunken,
mein glas ist ausgetrunken,
ein schneeflock, das mich traf.
die welt wird nicht gelingen,
uns ist kein anderort.
fern klingt ein altes singen,
mir wollt das herz zerspringen,
doch immer ziehts mich fort.
Ich könnte mein Leben damit verbringen,
den Wellen zuzusehen, wie sie über Kilkees Felsen gischten
und jede birgt die unmissverständliche Ankündigung,
die nächste, übernächste, irgendeine werde noch höher,
noch wilder, noch diamantener ausfallen, warte,
warte nur noch auf diese eine, besondere Welle,
eh du gehst.
Irgendwann dreh ich mich dann doch um, irgendwann
geh ich dann trotzdem den Strandweg zurück, ins Haus,
da seh ich aus dem Fenster nach dem Meer hinaus.
Nach zwei Wochen dann per Flugzeug zurück in
eine Stadt ohne Meer, ja sogar ohne richtigen Fluss.
Und dass wir wiederkommen werden in einem halben Jahr
ist nicht genug.
Das Meer wird dann noch da sein, die Wellen, die Gischt,
ungerührt, freundlich ohne jegliche Verpflichtung beiderseits.
Ich sag mir schon bei der Ankunft, dass auch dies nicht
das letzte Mal sein wird. Und wenn ich eines Tages
nicht mehr kommen werde, kein Geld, zu krank,
oder tot, das Meer wird da sein. Und es wird auf mich
nicht warten. Nie.
weiß einer, wie das gehen soll,
dass man nicht mehr traurig ist?
es ziehen wölfe unten auf der straße,
was um mitternacht am herzen frisst,
ist, was man tags nicht ansatzweis vergisst.
ich hab ein boot gebaut, noch ein zweites,
weil das erste viel zu kurze masten trug,
es schwimmen haie durch die fluten,
doch was mich immerfort nach westen trug,
ist, was mein herz zuschanden schlug.
soll ich wirklich glauben, was man sagt vom tod,
der eigene sei schlimmer als der andrer leute?
auf meiner gardinenstange hocken marabous
ich gönn mir eine pizza mit chianti heute.
alles wird der nacht zur beute.
Optimierung Terminierung
Aufgabe unterhalb: Ablösung (kostenneutral)
Nadeln streifen den Alcantarahimmel, weiß
rieselt gen Abend diskontierter Barwert.
Entscheidungskriterium Alleinstellungsmerkmal.
Ich: Korporierte Identitätsstiftung, Tannengeruch,
verlässliche Vereinbarungen: Sporadische Systeme
sind zeitverhaftete Diversifikationen,
ihre Absatzquotierung sinnlose Iteration
bodenvager best practice of fear, ihre Wirkungs-
ketten legen sich um Kehlen, denen
in den Abstimmrunden kein Reinertrag
unterstellt werden kann – Hamsterrennen
im Demingrad, nun aber los. Beim Catering
steht einer auf und behauptet Effektivität.
Oder dass Torfmoos kommanditierbar sei:
Hart am Wind, knapp kalkuliert, jedes Gestern
staunass entfernt von den main topics: Wir.
Die Nadeln streifen mich nicht mehr, nicht
in diesem Märchenwald. Kein Weißfall, trotzdem
kaizenierteste Pilgerfahrt, dostige Kernkompetenz. Dort.
Das Whiteboard bleibt ganz leer, alle
Charts sind blind.
Grabrede auf mich selber
nichts entdeckt und nichts gehört
nichts errichtet, nichts zerstört
nie gemalt und nichts geschrieben
kein augenblick von echtem lieben
nichts gekonnt und nichts gewollt
nichts ersehnt und nichts gesollt
nichts erdacht und nichts gewusst
höchstens, dass du scheiden musst
nichts geträumt, kaum was gehasst
nichts gewonnen, nichts verprasst
niemals gut, sehr selten schlecht
nicht nur lieb, auch kaum gerecht
nichts als knochen, haut und blut
und gepresst im herzen blinde wut
was den sarg nicht sehr erschwert
wenn man dich zum parkplatz fährt
nur ein paar gramm stummes sehnen
und ein schnapsglas voller tränen
bleiben draußen kurze zeit zurück
fragen dich: war das schon glück?
mir dürrem flügelschlag, ein vogel nur am rand der flüsse
zerrt sich das leben einen weitren tag voran.
im krummen schnabel trägt es manchmal graue steine
und kann sich doch erinnern, dass es irgendwann alleine
in all dem himmel war. und dann und wann
denkt es, dass die flüsse eben solche steine schieben.
und weil die nacht nur tag ist ohne licht,
vielleicht, weil nichts bleibt als ein antwortloses lieben
(die welt ist fremd, die sterne längst verloschen)
weil trotzdem manchmal wer im dunkeln spricht,
nur darum wird der vogel morgen wieder fliegen
der himmel ist noch leerer, als man immer denkt,
und doch ist nie was ganz umsonst gewesen.
mittags kann man aus den vogelspuren lesen:
der baut kein nest mehr, der hat seins verschenkt.
ein mann stand stumm vorm gartenzaun,
als würd er sich nicht drübertrauen,
als hätte er was ausgefressen,
vielleicht den hochzeitstag vergessen.
war er dem verlies entsprungen,
hat die hymne falsch gesungen
oder strich er nur die alten latten,
die es vielleicht nötig hatten?
ein andrer mann, der leidlich sittenstreng
durch diese lose zeit geschritten
fand unverhofft sich dann inmitten
junger damen, die interesse nahmen
und ihm drum entgegen kamen
in, sagen wir mal, dürftiger bekleidung
sodass er, zwecks erregungs-, tja, vermeidung,
schrie: mir wird das hier zu eng.
ein dritter aber sah die beiden
den zögernden, den selbstgerechten mann
und er musste dann entscheiden,