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Der Band versammelt formal sehr traditionelle Gedichte, mit Reim und Versmaß und z.T. mit einer archaisierenden Wortwahl bzw. einer Anlehnung an niederdeutsche Wörter und Formulierungen. Strukturiert werden die Texte in ihrer Abfolge mehr oder weniger lose durch zwei Themen, nämlich zum einen durch mehrere Gedichte zur Verschwundenen Schar, die bereits in "Der Schwarze Stein" eines der Leitthemen war, zweitens durch eine nicht näher beschriebene Frauenfigur "Turmalurma", die das Leitthema bildet für die Hauptabschnitte des Buchs (Berge, Wald, Stadt, Meer). Der logische Zusammenhang der Gedichte ist die proteische Persönlichkeit als das Äußerste, was in einer disparaten Welt dem desparaten Ich noch möglich ist. Getreu dem Prinzip, Sicherheit in der Form zu suchen, wo die Sache selbst diese nicht zu bieten vermag.
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Seitenzahl: 97
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Prolog
Das Lied von Turmalurma
Turmalurma steigt in die Berge
Gestirne
Zu Steinen
Wenn die letzte Sonne brennt
Die Zurückgelassene
Die Geheimen Weissagungen der Völuspa Ältester Teil: Gebell
Alle Lieder
Der Märchenkongress
Endvision, Prosa, gereimt
Die verschwundene Schar, Teil 1: Die Suche nach dem Berg
Auf dem roten Eis
Der Wettstreit im Tal
Der Brunnen
Zwei Berge
Der Vogel
Raggeds Lied
Ein Brief
Turmalurma läuft durch den Wald
Im siebten Jahr
Folge denen
Mein Baum
Rätsel
Als ich mal ein Prinzesschen war
Die verschwundene Schar, Teil 2: Eine Handvoll
Fünf Kinder
Der Preis
Am Abend mein Prinz
Fühl nur
Von West
Durch den Wald
Bauer und Müller
Der kleine Ritter
Erzähl den Sternen
Hänsel und Gretel
Über alles
Wanderer
Die Geheimen Weissagungen der Völuspa Mittlerer Teil: Ein brennender Tag
Blumen im Regen
Wölfin
Der Frosch
Der Riese und das Reh
Prophezeiung
Geschwister
Begegnung
Von den Wermutwurzelfeldern
Turmalurma wohnt in der Stadt
Muoder, ming Muoder
Mit Seidenbändern
Das Herz
Zeitlos
Weihnachten 2017
Die verschwundene Schar, Teil 3: Bericht der Huren
Die Metzger wollten raten
Der Altar
Führerlos
Zerbrochenes
Das Begräbnis
Kehre zurück
Immerblind
Der Reigen
Abschiedslied
Erwartungshaltung
Scherbengerichtet
Der eine Jahrmarkt der Träume
Auf dem Turm
Zähne
Der alte Bettler
Die geheimen Weissagungen der Voluspa: Jüngerer Teil: Eine schweigende Nacht
Aufbruch
Das urbane Einhorn
Der andere Jahrmarkt der Träume
Offerte
Wolfskinder
Die Nacht
Im Traum
Turmalurma fährt zur See
Bären und Boote
Mein Boot
Gestrandet
Delfinische Gefangene
Fuhr ein Fischer übern See
Am letzten Felsen
Von früher
Vorabend
Die verschwundene Schar: Teil 4: Das Wrack
Die geheimen Weissagungen der Voluspa Neuester Teil: Ein grauer Morgen
Möwen und Krähen
Steine, Felsen, ein Riff
Sieben Glöckchen
Im Schlick
Drei Jungen
Ich wander durch die Zeit
Schilf
Brandung
Schühchen
Im Meer
Die im Dunkeln
Turmalurma baut ein Schiff
Epilog
Weiter
Das Buch von Turmalurma
Turmalurma, bist ein Vogel,
Turmalurma, bist ein Reh.
Sing vom Meer und sing von Liebe,
Turmalurma, tu mir weh.
Trägst ein Zeichen unterm Herzen,
das ist Armut, Angst und Not.
Zünde mir zur Nacht ein Kerzen,
Turmalurma, gib mir Brot.
Die Eulen lass im Dachstuhl schlafen,
in den Keller sperr den Hund,
liegt ein graues Schiff im Hafen,
sprich mit deinem Federmund,
Turmalurma, von den Blüten,
die du wachsen siehst im Dort.
Musst ein groß Geheimnis hüten,
und ein weltverborgner Ort
ist, wohin dein Seel gegangen.
Turmalurma, sing vom Wind.
Hab mich an dein Eichen hangen,
einer ward, dem Tränen sind.
Trost ist nicht von Mann und Frauen,
Heilung wird nicht ohne Qual.
Streichel mich mit Drachenklauen,
nenn mein Namen nur einmal.
Turmalurma, bist mein Klagen,
ahnst du, wie mein Kriegsschiff heißt?
Sollst mich einst nach Faltern fragen,
eh mich was ins Dunkel weist.
Denn was Menschen Liebe hatten,
war nur ein Geruch von Glück.
Alle Welt verfällt den Schatten,
und das Licht kehrt nie zurück.
Turmalurma, bist ein Bluten,
Turmalurma, bist der Schnee.
Trittst du einst aus allem Fluten,
Turmalurma, brich mein Herz, dann geh.
Ich könnte von Gestirnen sprechen,
doch spreche ich vom Mond.
Ich hatt ein Haus in seinem Licht,
jetzt ist er unbewohnt.
Auch spräch ich gerne von der Sonne
und sprech doch nur von Erde.
Hab einem Meteor entnommen,
dass es bald Abend werde.
Und zieh die Milchstraße entlang
mit Kühen und mit Ziegen.
Die Weiden hat man umgegraben.
Ringsum im Dunkeln fliegen,
die so wie ich verloren sind
und so gern Heimat fänden.
Wir sind ein Sternenstaub im Wind
und werden nirgends enden.
zu steinen ward mein traurigkeit
hätt kein lohn daran
wusst nichts als unendlichkeit
und fing am ende an
brach einen zweig am wegrand ab
dass mir ein krücken wär
fiel doch in ein fremdlingsgrab
und war wie dies so leer
dass in mich alles stürzen wollt
was nirgends halten fand
hab stets mein stein bergab gerollt
und bau mein haus auf sand
geh auf ein fest und sitz allein
hab tanzen nie vermocht
wollt immerfort ein andrer sein
und bleib ein kerzendocht
denn um mich her das helle licht
lässt mich geschwärzt und krumm
kenn meinen nam noch zeichen nicht
und steh verzagt und stumm
vor meinen letzten tagen
Wenn die letzte Sonne brennt,
wenn die Katzen schweigen,
wenn zur Nacht die Trommel brüllt,
trocknes Blut die Schalen füllt,
wenn zum Spiel der Geigen
Vögel fallen aus der Nacht,
wenn das Einhorn umgebracht:
dann trag Tränen im Gesicht,
denn der Himmel – kennt dich nicht.
Wenn die Türme einwärts fallen,
wenn die Spinnen fliehen,
wenn ein Wolf den Vollmond fraß,
wenn die Schatten ziehen,
wenn dich jeder Gott vergaß
und in grünen Hallen
man die Kupfertrommel schlägt,
wenn die Erde sich bewegt,
blut'ge Nebel fallen,
dann trag Narben im Gesicht,
denn die Hölle – kennt dich nicht.
Wenn die Wölfe heulen,
wenn die Spinnen fliehen,
grüne Augen starren blind,
wenn die Bären Pilger sind,
wenn gehetzt von Eulen
Riesen sternwärts ziehen,
stolpert einer, einer springt,
einer blutet, einer singt,
singt und lacht und weint zugleich,
einer arm und einer reich,
dann trag Weißgold im Gesicht,
das Gericht, es kennt dich nicht.
Wenn der Hammer wieder fliegt,
wenn die Hexen weinen,
eine fiel vom Besen ab,
doch die andre muss ins Grab,
wenn auf dürren Beinen
Tote laufen durch die Nacht,
wenn das letzte Heer marschiert,
wenn es zehnfach triumphiert
und am Ende doch besiegt
achtfach tot am Boden liegt,
dann trag Blumen im Gesicht,
denn die Erde – kennt dich nicht.
Wenn ein Rad vom Himmel fällt,
wenn in dir ein Mond zerschellt,
wenn das Meer zu Flammen wird,
dir ein Traum den Sinn verwirrt,
wenn die hohen Mauern einwärts fallen,
wenn in rauchdurchtränkten Hallen
das der Nacht entstiegne Heer
sich zur Schlacht versammelt,
Flammenkind zieht her vom Meer,
ist das Tor verrammelt,
dann trag Fackeln im Gesicht,
denn der Schmied, er kennt dich nicht.
Wenn kein Hammer Ratschluss kennt,
wenn kein Schwert dich schützt,
wenn kein Schild dir Schutz verheißt,
wenn kein Zauberstab noch nützt,
wenn das dürre Hemdchen reißt
und das Schächtelchen verbrennt,
Speer krümmt sich im Feuerschmerz,
Blut erbricht das Rosenherz,
wenn der Lanzenträger rennt
und sich in die Flammen schmeißt,
dann trag Karten im Gesicht,
Denn die Sonne – kennt dich nicht.
Wenn das Horn den Schlachtruf brüllt,
Katzenblut den Vollmond füllt,
Lotos welkt im Weltenwind,
wenn die Lämmer Löwen sind,
ach, die Waage schlägt dich tot,
Blut erwacht im Morgenrot,
Sommer ist schon umgebracht,
einer war, der lacht und lacht,
keiner bleibt zum Schluss gerecht,
keiner gut und keiner schlecht,
dann trag Siegel im Gesicht,
denn dein Kind erkennt dich nicht.
Weh, Falke in mein Herzen,
was zogst du einst hinaus
und ich blieb bei den Schmerzen,
gebannet in ein Haus,
wo nachts die Muhme schleichet
und hat ein Messer blank,
als wie die Katze streichet,
da kriech ich in ein Schrank.
Zu atmen ich kaum wage,
die Faust erstickt den Schrei,
dass ich's zum Himmel klage,
wie elend ich doch sei.
Wohin bist du geflogen,
mein Falke hoch im Licht?
Bist ja zum Krieg auszogen
und denkest meiner nicht.
Ach, kehr zurück in Eile
und hülf mir aus der Not.
Vom Hauklotz nimm das Beile
und schlag die Muhme tot.
Vieles sag ich, mehr noch weiß ich, Tochter bin keinem geboren.
Götter leben, Götter sterben, glaubensgeschaffen ein neues Geschlecht.
Beilzeit, Baumzeit, ewiger Reigen, Frühling seh ich fallen, neue Geburt.
Was folgt dein Auge argwöhnend weltentragendem Weg,
Schicksal aller, der Weltverschworenen Los darin rollt wie ein Ball.
Götter seh ich, Welten wirkend, du, Erster, eine nur schufst.
Ihre drei Reiche heut noch Yggdrasil trägt, ewige Esche im Weltsturm:
Asgard, Heimat dir dienender Götter, Welten erschufen sie nie.
Midgard, der Sterblichen Land, Helgard, der Toten Reich.
Asgard wird fallen, Midgard verbrennen, Helgard seh ich blassen.
Denn es wird kommen ein Tag, und er kommt wie ein Dieb,
da man den Baum entreißt dem Grund aus Zeit, da er wurzelt.
Ihn wirft in die Nacht, wo die Legionen schon warten,
weil siebenfach geschmiedetes Silber sich vor der Esche verschließt,
und vergebens nach ihren Schatten suchen Motsognirs Kinder.
Sie fliehen nach Westen, sie fliehen nach Osten;
sie verbergen sich in der Steinknochen Wurzeln,
nicht vermag Durins Geschlecht zu zerbrechen
die kunstreiche Achse, göttergeschmiedet,
zu drehn sich im Reigen göttererschaffener Welten.
So harrt sie, ewig gebärend, im blutvollen Dunkel der Zeit
hinter dem Tor, und davor tobt brüllend der Kampf um das Morgen.
Doch nichts lässt den Sterblichen sich auf ewig verschweigen,
nichts bleibt, wie gut auch die Masken, auf immer verborgen.
Im Reigen der Mächte steht Ältestes, Neuestes längst schon bereit
Und was ewig gewunden, wird endlich entbunden,
was für immer gegeben, die Zeit nimmt es fort.
Ein endliches Leben, ein todloses Schweben.
Richter seh ich, sie warten am bitteren Ort
und Wallvater, du, auch du bist nur noch ein Wort.
als alle lieder gesungen waren
und jede geschichte war erzählt
stiegen die kinder in die berge hinauf
und begannen zwischen den felsen
nach den sternen zu suchen.
das war eine merkwürdige geschichte,
greise haben sie einander berichtet am feuer,
nachts, während der wind leise musizierte
zwischen verdorrten bäumen.
manchmal bellten die hunde,
aber keiner verstand ihnen zuzuhören
und draußen in der nacht irrten die kinder
von einer höhle zur nächsten.
der mond stand als heller ball
über den gipfeln. er wunderte sich
warum keiner ein brennendes scheit
aus den lagerfeuern aufwärts brachte.
ein pferd wird die antwort wissen,
hieß es mancherorts, aber
das war wohl nicht wirklich wahr.
nur die kinder, eh sie eins nach dem andren
und ohne zu lächeln erfroren,
hätten im glitzern des raureifs
vor ihrem mund beinah die sterne
wiedergefunden.
Im Sommer, wo man wenig Feste feiert,
bin ich nach Korsika geeiert,
und dort, in einer Höhle Schlunde
entdeckte ich mit aufgesperrtem Munde
eine veritable Festtagsrunde.
Ein Kürbis wie von Halloween
sah düster zu mir her und schien
mir ratsam sein zu wollen.
Weiter hinten in dem Stollen
fand ich dann die ganze Meute,
lauter ehrenwerte Leute.
Nikolaus und Osterlamm,
Märchenfee mit goldnem Kamm,
jede Menge Engelein,
Rumpelstilz und Hänschenklein.
Um einen großen Tisch geschart,
auch oftmals wider die Natur gepaart,
Wolf und Geißlein Lover sind,
König Frosch knutscht‘s Königskind
In einem Lehnstuhl saß das Osterhäschen,
dem hatte man das zarte Näschen
mit scharfer Zange abgeknipst,
dieweil der Weihnachtsmann beschwipst
auf seinen Knien ein Mägdlein wiegte.
Seine feiste Rechte schmiegte
sich deutlich zwischen ihre Kinderbeine,
und voller Güte sprach er: „Weine,
ach kleines Mädchen, nicht so laut,
weil man dir sonst den Arsch verhaut.“
Das hat das Jesuskind gehört,
und laut rief es und sehr empört:
„Wen du hier flagellierest
und hernach penetrierest,
Sankt Niklas, das bestimme ich!
Am besten, denk ich, nimmst du mich.“
Der Igel schrie: „Was ist mit mir?“
Der Hase sprach: „Ick poppe dir,
mach dir mal keene Sorgen.“
Unterm Tisch recht gut verborgen
küsste grade Rosenrot
Schneeweißchen, ihr klein Schwester, tot.
Worauf Frau Holle lachte,
obzöne Gesten machte
und sprach: „Der Welten Leiden