Das steinerne Kaleidoskop - Knut Stang - E-Book

Das steinerne Kaleidoskop E-Book

Knut Stang

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Beschreibung

Alltagsgeschichten für Menschen, die vor dreißig Jahren beinah noch jung waren. Oder sich das damals erfolgreich eingeredet haben. Oder das heute noch immer tun. Und alle anderen. Geschichten. Erinnerungen. Abbildungen, fragmentiert. Weil es keine Gewissheit gibt, wenn nicht in der Erinnerung an die Menschen, mit denen man ein kleines Stück gemeinsam gegangen ist. Und alle anderen.

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Inhaltsverzeichnis

Als man ihn fand

Auf der Insel

Norbert hat ein kaltes Haus

Spaten

Ich denke oft an diesen da

Gelassenheit

Der Schneider

Zeropage

Unten am Kai

Kleine Siege

Vor dem Hauptgang

Claire vor dem Spiegel

Das Steinerne Kaleidoskop

Vogel im Bach

Nachbemerkung am Ende von drei Bänden

Als man ihn fand

Die Glocke dröhnt, hörst du die Glocke?

Dann wird er jetzt bald das Tor öffnen.

Ja, das wird geschehen.

Ja, vielleicht ist die Zeit gekommen.

Es ist nicht Sprache, darin ich mich sehne. Es ist das einzelne Wort, ja ist der ungestaltete Ausruf, der mein ganzes So Sein zu dir schleudern will. Aber du bist fern, oder zu taub, dass du mein Schreien hörtest.

Es ist gut. Es ist gut, denn es übt das Gut Sein, wenn man findet, man kann sogar die Hörgeschädigten lieben und die sehr weit Entfernten.

Schnee fiel, als er zur Welt kam. Irgendwo auf der Welt fällt schließlich immer Schnee, wenn einer zur Welt kommt, und auch sonst; aber es kommt ohnehin immer einer irgendwo zur Welt. Und nur die Trinker wissen nichts mehr vom Schnee.

Als man ihn fand, war er schon lange tot. Danach sagte man wenig über ihn. Vielleicht noch, dass er viel geschrieben hatte. Wie besessen eigentlich. Dass er am Ende dann doch sehr fett gewesen war, und dass das vielleicht Art von Selbstmord hätte sein sollen. Aber das war dann ja nur bedingt notwendig gewesen.

Geweint hatte er viel, mehr noch als geliebt. Die Kinder weinten immer, und er wusste nie, wie Herr werden dieser Traurigkeit, wo er doch selber so traurig war wie nur irgendeiner. Aber am Ende war es nur einfach sein Herz, das ohne viel Nachdenken einen beliebigen Bus aus der Stadt hinaus nahm und jetzt irgendwo fern aller Dörfer durch die Wälder spaziert.

Ich atme Zeit. Ich bin ein Fahrrad, das einer vor dem Kino vergessen hat.

Und eins, und zwei, rappabumm, rappabumm, rappabumm.

Ich hätte gedacht, es wäre dann still.

Vielleicht hört man die Stille nur nicht, solange einer von uns noch so rumbrüllt.

Bewegung, Atterkopp, eins, zwei, eins, zwei...

Jaja. Und zwei und drei, und dann ein Lied, oder was? Lass ihn doch endlich mal in Ruhe!

Ein Lied, jawoll!

Ich schlag eins vor: Ella giammai...

Wir lagen vor Abfahrt Goslar, zwei drei vier, und hatten...

Nun singet und seid Stroh. Idiot.

Er geht heim, die Hände voll von Erinnerung. Auf halber Strecke wird er müde werden, dann reibt er sich sein Erinnern in die Augen und ist sehr still. (Das Lied vom Tod bleibt mittelfristig ungespielt, sagt man, wäre aber wenig gut beraten, sich auf solche Prognosen allzusehr zu verlassen.)

Den Supermarkt betritt man gemessenen Schritts. Bis zum Kühlregal mit den vorgefertigten Salaten sind es elf Schritte, hat man erst einmal die mittels einer Lichtschranke automatisierte Metallbarriere durchquert.

Das Regal mit dem Branntewein ist erst jenseits, quer durch den Markt; dorthin gelangt man jetzt noch nicht. (Wer beim Springen von Stein zu Stein einen Stein zu weit springt, schummelt nicht: Er fällt ins Wasser.)

Viel Himmel, und ganz voller Luftballons. Werbemaßnahmen: ebenfalls geeignet, uns den Restverstand zu rauben. Kaufen: ich. Rauben: die. Geeignet zum Räuber und Mörder: ich. Früher. Als noch in Gesundheit. Jetzt: Käufer geworden. Jetzt: Geldabzähler geworden. Bezahlen mit Küssen: unmöglich geworden. Mit einem Lächeln: bestenfalls noch statt Trinkgeld, das in Supermärkten zu verabfolgen ohnehin unüblich ist.

War ein Verkäufer unhöflich: Was quält ihn, dass er so sein muss? Was bin ich, dass ich dies frage, statt ihm kommentarlos ins Gesicht zu treten? (Mühsam unterdrückt der Wunsch, die Frau an der Kasse um sofortigen Beischlaf zu bitten.)

Ein Weg nach Hause: Plastiktüte, kein Alkohol. Eine Zeitung, die er nicht lesen wird, Äpfel, die er nicht essen wird. Den Äpfeln wird man dies nach einer Weile ansehen, der Zeitung nur bei genauer Betrachtung. Denn: Bevor die Zeitung noch vergilben kann, wird er bereits lang tot, die Zeitung dem Recycling-Prozess zugeführt sein. Sich selbst hätte er ebenfalls in demselben gewünscht, aber die Organisation seiner Beerdigung fiel seinen Eltern anheim, die sich diesem und damit ihm diesen Wunsch versagten.

Nur ein Stück noch, das schaffst du doch, das ist doch gar nichts mehr.

Jetzt bist du schon so weit gekommen, lass dich nicht unterkriegen, die letzten Meter sind immer die schwersten, aber wenn du erst mal am Ziel bist...

Los jetzt, du Arschkrampe!

Lass es ruhig angehen, überstürz nichts. Lass dir Zeit.

Da vorne, der Teppichrand erst, lass es damit gut sein, erst mal. Kuck mal, das sind nur noch, nicht einmal, höchstens zwei Meter, das ist doch nichts, das schaffst du doch locker.

Bewegung, Mann! Was soll das schlaffe Rumgehänge? Setz deinen Arsch in Rotation, sonst kracht das hier! Vorwärts, du schlaffer Sack!

Mach dein eigenes Tempo. Denk nicht an den Weg, denk nur an den nächsten Schritt.

Er lag in einem Bett und starrte an die Decke. Es war nicht sein Bett, aber es war okay. Ich bin allein, dachte er. Die Frau, die ihn mitgenommen hatte, brachte den Obolus zum Hausmeister. Die Decke weiß gestrichen, die Farbe bereits rissig, alt, verbraucht: Hier starb alles schneller, wenn auch nichts so schnell starb wie er. An den Wänden hingen Bilder, Frauen in allen möglichen Positionen, mehr oder minder nackt. Keine Männer. Die Bilder waren bunt, glänzend und böse, die Decke nur weiß, schlecht gestrichen und alt.

Er merkt: So wird das nichts. Er zieht sich an und geht, er schiebt sich an der Frau vorbei durch die Zimmertür. Sie ruft ihm noch etwas nach, aber er beachtet sie nicht, ihre Stimme klingt enttäuscht, natürlich, ich wäre ein Kunde gewesen, denkt er, jetzt verdient sie nur den Grundbetrag an mir, und in ihrem Alter hat man wahrscheinlich nicht mehr so viele Kunden.

Nur die Welt ist immer dieselbe, sogar mit Schnee darüber. Und eigentlich kommt man bloß zur Welt, aber danach kommt man zu gar nichts mehr. Schrieb er und fand es platt. Man kommt zur Welt, und wie man zu der kommt, Donnerwetter! Die einen kommen zur Welt, wie man zu einer unverhofften Erbschaft kommt, andere wie zu einer plötzlichen Erkrankung, und schließlich kommen wahrscheinlich auch einige zur Welt, wie man zu einem Arzt kommt oder einem sehr vereinsamten Weisen auf schneesturmumstöberten Berg.

Ob wieder Blümchen wachsen draußen im Park?

Unsere Ewigkeiten dampfen auf Momentaufnahmen ein. Wer gestern noch das Universum umschlang in seinem Lieben, birgt heut vielleicht in rheumatischen Händen nur gerade noch eine Haselmaus.

Aber man sagt auch, wer eine Haselmaus rettet, rettet das ganze Universum. Oder so ähnlich. Verfangen in ein fragmentarisches Denken, in die Not, dem eigenen Intellekt als Archäologe zu begegnen, sollte ich mich vielleicht ganz auf das Still Liegen konzentrieren. Um dann recht unkonzentriert, sehr leicht und sehr verwundert aus meinem Körper auszusteigen in jenes Fern da irgendwo hinter der Zimmerdecke. Oder auch abzusteigen, man weiß ja nicht, wohin es geht, und nicht nur in dieser Hinsicht. Aber wie auch immer, es geht zunächst durch eine Zimmerdecke. Das ist das Schöne an Etagenwohnungen.

Natürlich, beim Mittagessen möchte ich nicht stören.

Vielleicht kannst du an das Bein vom Sofa fassen. Da hast du guten Halt, da kannst du dich auf einen Schlag einen ganzen Meter vorwärts ziehen. Naja, einen halben vielleicht.

Jetzt komm in Schweiß, Mann! Das ist hier kein Kindergeburtstag! Schwing die lahmen Kackstelzen, du Lusche!

Der Tisch wird dir Schatten geben, wenn du erst da bist, glaub mir.

Ja, und dann ist dir auch nicht mehr so warm.

Oder frierst du jetzt wieder, du siehst aus, als wäre dir kalt.

Mach hinne, du Napfkuchen!

Beachte ihn gar nicht, er hört sich nur gern schreien. Für dich zählt nur noch dein eigenes Tempo.

Lass dich nicht drängen, hörst du? Es kommt auf eine Minute gar nicht an.

Dass du überhaupt ankommst, das ist wichtig.

Aber das schaffst du schon.

Ach, na klar.

Du eierst ja immer noch darum! Nu aber Gas, Drehzahl, du Affe! Los, Mann, ich will deinen Arsch wackeln sehen! Wird das noch was?

Jetzt lass ihn doch mal in Ruhe. Immer schubst du ihn rum!

Hör zu, Quarkarsch! Der packt das in einer Minute dreißig, oder er packt das überhaupt nicht mehr.

Ach, du bist ein Schwarzmaler. Hör gar nicht auf ihn, nein?

Wenn du erst da bist, bekommst du eine Belohnung. Was möchtest du?

Ja, denk an etwas, das du dir schon ewig gewünscht hast. Was könnte das sein?

Was es auch ist, du bekommst es. Nur eben noch die paar Meter, dafür lohnt es sich doch.

Es ist ein Brennen in der Welt, das lodert unbemerkt und wird doch alles verschlingen.

Er wollte noch etwas trinken gehen. Er landete in einer Bar, da war er noch nie gewesen. Der Mixer kannte ihn nicht, er sah ihn fragend an

„Ich bestelle mir, aus Gewohnheit, einen Saft, keinen Rum hinein.“

„Keinen Rum hinein?“ fragte der Mixer

„Keinen Rum hinein, ganz richtig.“

Ein kurzer Blick, der Mixer hielt ihn jetzt wahrscheinlich für einen trockenen Säufer, der auf alten Spuren wandelte.

„Wen wundert's?“ murmelte er und dachte, ich sehe wohl mal wieder ziemlich fertig aus; aber ist das erstaunlich?

Blümchen gehörten für ihn unabdingbar zu Parks, Schnee hingegen vorrangig in Wälder, obgleich er wusste, dass dort meist weniger Schnee liegt als auf den offenen Flächen. Aber der einzige Ort wirklicher Existenz war möglicherweise die kleine dunkle Fläche direkt am Stamm einer Tanne, wo die Erde unbedeckt ist, während überall sonst der Schnee Boden, Zweige und Steine bedeckt.

Die Kälte ist existenziell, dachte er, und der Schnee und der Wind und zuzeiten sogar noch die Eiszapfen. Aber Liebe ist es nicht, Hass ist es nicht, noch nicht einmal Sehnsucht ist existenziell, wenn man erst die Backfischjahre hinter sich gelassen hat. Blümchen sind existenziell, auch im Winter. Denn der Winter ist ein kategorisches Fragezeichen und ein radikalisiertes Widerwort mit Ewigkeitsanspruch. Dagegen sind Sommer, selbst Frühling und Herbst nur Begleitkonzert, ja oft genug nur Theaterdonner in der zweiten und dritten Wiederaufnahme eines schon beim ersten Anlauf durchgefallenen Stücks.

Aber was, wenn der Schnee nur noch in meinen Träumen fällt? Oder nur noch dort, wo es einem leid tut?

Man muss sich auf das Erlernen des Langsamen Gehens ganz konzentrieren. Man tut einen Schritt und atmet gleichmäßig und tief. Dann noch einen, und wieder atmen, tief atmen. So Schritt um Schritt, man schlägt seinen Kopf an die Wand, Schritt um Schritt, man sieht, wie sie einen zuschanden prügeln, Schritt, Schritt. Und aus Schritten werden Gänge, und Gänge führen immer wohin. Aber wo ist das?

Der Gang zum Schafott des eigenen Denkens. Hirnsalat mit gehackten Schafotten und einer Wehmut-Vinaigrette.

Man erkriecht sich einen Tag, wenn man die Nacht nicht mehr erstürmen kann.

Oder man setzt sich einem Postboten auf die brüchigen Schultern und lässt sich durch die Großstädte hopsen.

Denn die Antwort auf die (beschleunigte) Autorotation des Quadranten liegt in diesem Wort: Hops. Hops, hops, hops. Und eins zwei drei hopsassassa. – Da endet dann die intellektuelle Teleologie des Universums: in einem sinnblöden eins zwei drei hopsassassa. Warum nicht, selbst der Schlusschor der Neunten Sinfonie begann als Kinderlied, hört man.

Im Garten schlief ich bei den Blumen, und am Morgen tranken sie aus meinen Augen den Tau. Den Tag verbrachte ich mit den Vögeln am Meer, und gegen Abend ging Löwen und Tiger mit mir nach Haus.

Es blüht nichts mehr in mir.

Willst du mich malen, so nimm Braun und Ocker. Mal mich als dürres Gestrüpp: als Wüste. Oder besser: Mal mich als Punkte auf einer Landkarte von Hessen, alternativ Borneo: Punkte unter jedes H, O, P und S.

Merkwürdig, früher dachte ich manchmal, ich wüsste auf einiges eine Antwort.

Sieh nur, wie sich jetzt sein Bauch hebt und wieder senkt: das hat ja fast ein bisschen Dynamik.

Wisst ihr noch, wie’s war, damals im vergangenen Jahr...

Als sein Kranzgefäß schon mal in Trümmern war?

Pietät, meine Lieben, Pietät.

Hört er uns jetzt?

Jedenfalls reagiert er nicht.

Schwanzloser!

Also bitte!

Du hast recht, er reagiert gar nicht. Lutscher, blöder!

Jetzt lass ihn endlich in Ruhe!

Nichts hat Bedeutung. Nicht mehr, wenn das Gebell am Himmel wandert.

Das Gebell erforscht den Himmel. Der Tod erforscht die Welt.

Aber diese Rollenverteilung ist nur zufällig.

Das ist das Fallen des Schnees auch. Dass er von oben nach unten fällt, das freilich ist unausweichlich.

Die Welt ist überschwemmt von Unausweichlichkeit. Die Unausweichlichkeit ist sein Pectoralstück, mit sehr zertrümmerten Rubinen und dem ganzen rotäugigen Mist. Darum geht es eben einfach nicht mehr.

Nein. Es ging immer nur um den Schnee.

Ja.

Wusste er das?

Nein. Nein, die meiste Zeit nicht. Zuletzt, vielleicht. Aber da war es schon zu spät

Ja. Die Lyrik kennt nur ein Wort: weiß.

„Das ist mir zu heavy, sagte der Mann an der Telefonseelsorge und nahm sich einen Strick.“

„Ein saublöder Spruch.“

„Passt dann ja zu mir.“

„Gib dir nicht an allem die Schuld.“

„Nein. Nur an mir.“

Hinter der Theke hingen zwei Spiegel, er sah in einen hinein, ja, wirklich, ziemlich fertig, Ringe unter den Augen, das Gesicht aufgedunsener als sonst, die Lippen waren rissig, und über allem die Müdigkeit, die wie giftige Dämpfe aus einem Sumpf direkt aufstieg aus seinem kranken Herz.

Vielleicht gibt es auf nichts eine andere Antwort als Trommeln und Geschrei. (Aber er war ja gegen alles gefeit. Da sah er dann zu aus seinem Silberschneckenlabyrinth.)

Und keiner, keiner spricht jemals die Sprache des Anderen. Dachte er und entäußerte sich folgerichtig allen Zuhörens. Dabei ging es nie darum, Sprache, immer darum: Traurigkeiten zu verstehen. Ein belangloses Wortspiel: Trau dich, traurig zu sein. Aber feinstes Zuhören, das Achten auf die Nuance der Nuancen, das erst lässt ein bedingtes Sehnen zu einem unbedingten, zum einem letztlich sogar seines Objekts entäußerten Lieben werden.

Besessenheit im Sein, jenseits allen Schmerzes: Dort erst ist, was Kunst ist.

Ob das dann morgen oder am Mittwoch in der Zeitung stehen wird?

Sehr kurz vielleicht

Er ist an einem Mittwoch geboren, wisst ihr noch?

Tja, schade, die Woche ist nicht ganz voll geworden.

Man kann nicht alles haben.

Ihr findet euch zu einfach ab. Habt ihr schon immer.

Natürlich. Das Rumbrüllen besorgst du schließlich. Einer reicht ja dann wohl doch, oder?

Ob Schnee liegt? So weiß. So weit.

Ob Blümchen blühen? So klein, so arglos und ganz klein.

„Bleibst du noch ein bisschen hier?“

„Ich könnte bleiben. Jetzt, da ich weiß, was du bist.“

„Ich bin nichts weiter, als was ich bin. Das stört mich manchmal.“

„Ja. Wahrscheinlich. Aber siehst du, ich bin im Wesentlichen, was ich nicht bin, und das wird mich töten über kurz.“

„Was bist du, das du nicht bist?“

„Mein Bauch. Dieses Gewabbel am Kinn. Das bin ich nicht.“

„Ist doch niedlich.“

„Eben. Und ich bin nicht niedlich. Darunter, da drin unter der Butterpackung bin ich noch verborgen. Manchmal wühle ich mich nach oben durch, oder eine wühlt sich in mich hinein, so wie du. Aber eigentlich sitze ich nur noch in der Gelatineburg und warte, dass sie über mir zusammenbricht.“

„Das ist traurig.“

„Ja. Und deswegen leg dich noch einmal hin. Gleicher Preis, ist das okay?“

„Ich liebe dich.“

„Natürlich tust du das. Wer täte das nicht?“

Dann natürlich die kleineren Geschäfte, und manchmal ist dabei ein Buchladen, in dem sie sogar irgendwann einmal von ihm gehört haben.

Am liebsten hätte er ein Regal aufgestellt und für jedes Buch, das er nicht geschrieben, für jedes Kind, das er nicht gezeugt hatte, einen Konsalikband hineingeschoben.

Wenn das Klirren der Stimmen im Schatten der Häuser den Inhalt ihrer Wörter zu übertönen beginnt, dann müssen jene, die nicht allein von den Brotresten vereister Vergangenheit sich ernähren, ihre mäandrierenden Körper in die Stadtparks verfrachten und links und rechts an die Blümchen anlegen. Dort sollen sie dann warten, bis wieder Schnee fällt, und wenn sie Lieder singen, dann sollen es leise Lieder sein, und sie sollen von nichts berichten als von kleinen Blumen und von einem Schnee, der sehr weiß und ganz ohne Erinnern und ganz ohne Bedauern vom Himmel kommt. Dann soll, was noch von ihrem Atem blieb, dünne Spuren im Weiß hinterlassen, und in diesen Spuren sollen im nächsten Jahr mehr als irgend sonst die Blümchen wieder blühen.

Aber wenn sich der eine oder andere dann erinnert an einen Hund, den sie besaßen, als man noch ganz jung war und bei den Eltern lebte, dann sollen sie mit dem ersten Schnee sich auf den Rücken drehen und bellen und heulen, selbst dann, wenn sie keinen Mond am Himmel zu entdecken vermögen.

Manchmal sitzt er noch am Klavier, aber er kann nicht mehr spielen, nicht wirklich. Wenn man spielt, dann so, dass es einem die Seele rausreißt und anderweitig wieder reinschiebt; sonst lässt man es. Er lässt es. Zwar, wenn er sich an die nur optionale Frau seines Lebens erinnert, tasten seine Finger manchmal noch über die Tasten. Aber das ist etwas, das seine Hände tun und er nur mit jener seltsamen Mischung aus Faszination und schmerzhafter Gewissheit um das Sinnlose dieses Versuchs beobachtet. Dafür könnte er die so gegriffenen Intervalle durchaus bezeichnen, das ist ja auch etwas, und mit wenig Bemühen die Noten aufschreiben. Aber hören kann er nicht mehr, was in den Tönen ist: das ward alles zum bloßen Geräusch. Inzwischen sprechen Schwarz und Weiß der Tasten und ihre nur fast symmetrische Anordnung deutlicher zu ihm als jedes Adagio.

Einmal hat er sich gefragt, warum die ganze Welt nach Seife schmeckt, und sich fest vorgenommen, am nächsten Tag eine Brücke zu entwerfen und zu bauen, die wie eine Klaviertastatur aussehen sollte, nur größer natürlich und mit Eisenbahnen, die darüber fahren.

Es ist beim bloßen Plan geblieben, zum Tun fehlte es zwischen Statik und Finanzen an allem. Dennoch war es eine Idee von einiger Genialität, wie er sich selbst mitunter, vorzugsweise im Teilrausch, höchst überzeugend einzureden verstand. Er wusste immer gleich zu sagen, was Menschen mit einer solchen Brücke hätten tun können, nämlich: drüber gehen, zunächst einmal, oder fahren. Sodann aber auch all die Dinge tun, die man mit einer Klaviertastaturbrücke tun kann, ja überlebensnotwendig tun muss. Oder müsste, da man sie infolge des über die Idee nie Hinausgelangten nie besitzen wird, um zu tun, was man mit ihr tun könnte. Was vielleicht die Menschheit retten könnte, ohne dass man wüsste, wovor oder auch nur wozu.

Bei seiner Computertastatur hatte er irgendwann festgestellt, dass man die Kappen abhebeln konnte, um darunter den Dreck zu entfernen. Er widerstand der Verlockung, mit der Klaviatur in ähnlicher Weise zu verfahren.

Aber ein bisschen besser geht es ihm jetzt schon, oder?

Nur weil er keine Schmerzen mehr hat? Ob das so viel ausmacht, ich weiß nicht.

Gut waren sie für ihn, die Schmerzen. Die haben ihn doch ab und zu noch mal in Gang gekriegt. Jetzt liegt er da rum und muckst sich nicht, wozu auch, tut ja nix mehr weh. Beweg dich, du Penner! Mach vorwärts jetzt!

Lies es mir von den Lippen ab: Er kann dich nicht hören!

Und wenn er es könnte, er könnte ja doch nicht tun, was du von ihm willst. Nie mehr.

Der weiteste Weg beginnt mit einem Schritt, heißt es. Aber das ist nicht ganz korrekt. Strenggenommen: Auch der weiteste Weg ist überhaupt nur ein Schritt. Mehr nicht. Denn was ist der Weg, als wo der Wanderer ist? Und wo ist der Wanderer, als einer, der immer in seinem Hier ist? Und dieses Hier ist eines, das ist zunächst das Hier, aus dem er gekommen ist. Und das bleibt es auch, bis, wenn es überhaupt geschieht, das Hier zum Dort wird und das Dort oder das Dorthin ein Hier geworden ist. Mithin gehe ich auf meinem namenlosen Weg in ein namenloses Dort eigentlich nur im Hier spazieren, und kann dieses Hier nicht verlieren, kann es auch nicht loswerden, sofern nicht ein Dort an die Stelle dieses Hier treten, zum Hier werden kann.

Ergo gibt es vielleicht den Tod. Aber es gibt strenggenommen kein Sterben, nicht als einen Übergang jedenfalls. Wer stirbt, tut das im Hier, und wenn er tot ist, so ist er dies, wenn überhaupt, nur im Dort, in unserem Dort, das dann sein Hier ist.

„Einen neuen Saft, nein, kein Eis.“

Vielleicht eine Tüte Erdnüsse, ja, warum nicht, dachte er, ist ja egal, wenn mir schlecht wird von dem öligen Zeug und dem Salz. Er merkte, dass er ein bisschen schwitzte, obwohl es kühl war, und er beschloss, es nicht zu beachten. Der Arzt hatte gesagt, er solle darauf achten; aber wenn er sich auch die meiste Zeit bemühte, musste es doch Tage geben, an denen man sich einen Teufel um alles scherte, was der Arzt sagte.

Sah er zum Himmel, marschierten dort Armeen auf und ab. Er konnte, da kurzsichtig, nicht entscheiden, ob es Gespenster waren oder schlachtbereite Brigaden. Vielleicht waren es ja auch wirklich nur Wolken. Aber selbst dann sah er ihre Waffen blitzen.

Wenn man Waffen sprechen lassen kann, dachte er, kann man dann auch lernen, von ihren Lippen zu lesen?

Er wusste sowieso, welches Wort sie dann sprächen. Das Wort wäre nicht „Krieg“ oder „Hass“, nicht nicht einmal „Oberkommando“ oder „Rüstungsindustrie“. Das Wort wäre nur einfach „Gänseblümchen.“

Ob Schnee liegt? Ob die Kinder wieder rodeln gehen?

Dass er abends onanierte, geschah eigentlich nur noch aus Gewohnheit. Tags dachte er, dass er nun wirklich keinen Spaß am Sex mehr hatte, in welcher Form auch immer. Aber wenn er dann abends ins Bett stieg, dachte er doch, besser als nichts, und griff sich zwischen die Beine. Sein Schwanz war sofort hart, daran fehlte es nicht. Es machte ihm nur nicht mehr soviel Spaß wie früher. Meistens schlief er vorm Abspritzen ein, er war meistens müde. Oder er schlief ein, bevor er noch das Papiertaschentuch wegnehmen und die Hose seines Schlafanzugs hochziehen konnte. Dann wachte er nachts auf, die Hand immer noch am Schwanz, und fragte sich, ob er nun gespritzt hatte oder nicht. Probehalber griff er in das aufgefaltete Taschentuch, und wenn es dort naß und glitschig war, schlief er wieder ein, während er das Taschentuch zerknüllte. Am nächsten Morgen wachte er dann auf, in der Hand ein zerknülltes Taschentuch, und seine Finger rochen nach kaltem Sperma.

Manchmal stellte er auch fest, daß er vor dem Abspritzen eingeschlafen war, denn dann war das Taschentuch trocken. Aber da war er stur, und wie müde er auch war, dann rieb und wichste er seinen unvermindert harten Schwanz, bis dieser - und meist höchst kümmerlich - zuckte und ein paar Tropfen zumindest von sich klehte. Selten reichte es danach noch, das Taschentuch zu zerknüllen und die Hose hochzuziehen, meist war er mit diesem Gefühl der Zufriedenheit nach Sekunden eingeschlafen, daß sonst nur alternde Marathonläufer im Ziel verspüren, weil sie doch noch einmal durchgehalten haben. Die Gewalt, mit der er seinen Penis in solchen Augenblicken quetschte, hätte er sonst kaum aufbringen, jedenfalls nichts und niemand zumuten mögen. Unter soviel Druck wich das Blut aus seinem Schwanz, vielleicht spritzte er deswegen nur so unbefriedigend. Aber nahm er die Hand davon, kehrte es sofort zurück, alles schwoll wie gehabt, und dann konnte er nicht einschlafen, weil seine Erektion pochte und drückte und nach Erleichterung schrie.

Vielleicht ist es, weil man nicht mehr jung ist, und nichts mehr neu, dachte er manchmal. Wenn man nie gefickt hätte, wahrscheinlich wär ich heut noch geil wie einst mit sechzehn Lenzen. Eigentlich war er mit sechzehn überhaupt nicht geil gewesen, nur neugierig, und auf das Ficken nicht wesentlich mehr als auf die USA, wohin sie ihn damals das erstemal geschickt hatten und wo er zwar seinen ersten Porno gesehen hatte, aber allen Hoffnungen zum Trotz seinen Schwanz in keiner Frau hatte unterbringen können.

Du bist eben nicht mehr geil, muß ja auch nicht sein, sagte er sich manchmal und vermißte es doch. Er wußte, daß ihm etwas fehlte, er wußte nur nicht, was es war. Eine Frau, eine Frau vielleicht. Aber er wollte keine Frau. Keine, wenn es nicht perfekt war mit ihr, und perfekt war es nie, es war selten genug leidlich, meistens war es einfach bloß Scheiße, und in keinem Fall stand es dafür. Außerdem wollten die Frauen seines Alters einen Mann, der geil war. Aber er war nur einsam. Früher hatte er ihnen vorgelogen, er sei einsam und traurig, dabei war er nur so gottverdammt geil. Jetzt log er ihnen vor, er sei geil, und war einsam. Belog sie, belog auch sich selber zuzeiten, und besonders, wenn er sich eine Frau suchen ging, das tat er wenig, lieber kaufte er sich eine, aber dann war es - und auch das tägliche Onanieren nicht - mehr als auf dem Bahnhofsklo für einen Fünfziger oder sonst auf der heimischen Toilette den Darm zu entleeren. Eine tägliche Verrichtung, notwendig, und unangenehm wurde es, wenn man ihrer über Gebühr lang entsagte. Aber mehr auch nicht, und mit so wenig Lust verbunden, recht eigentlich, dass man jedenfalls von daher nicht so wahnsinnig viel Gewese drum machen musste. Recht bedacht, machte Scheißen, wenn man drei Stunden lang schon wollte, aber mangels Gelegenheit nicht konnte, mehr Spaß, viel mehr Spaß als Ficken, nachdem man drei Stunden lang geil gewesen war. Das irritierte ihn, und mehr noch die Feststellung, daß, obgleich dem so war, trotzdem kaum einer Gedichte über das Scheißen schrieb, aber selbst Schulbücher voll waren von Versen, wo es mehr oder weniger offen um die Vereinigung zweier glühheißer Körper ging. Nun gut, Mathebücher weniger, in den Physikbüchern war so ein Terminus sicherlich anders zu verstehen, und Biologiebücher benutzten nur sehr wenig Metrum und Reim. Aber warum soviel literarischen Aufwand um etwas, das letztlich nur nett war. Nett sein war nicht verachtenswert; es war nur vielleicht einfach nicht mehr genug für ihn.

Erwachte er morgens, was selten geschah, aber wenn, dann schrie er sich an, schrie sich an aufzustehen, schrie sich an, ein anderer zu sein, schrie sich an, Gott verdammt noch mal dann doch wenigstens zu zerbrechen, da Aufbrechen ihm offensichtlich so sehr wenig gelang.

In den kleineren Vorgärten saßen Vögel und beobachteten ihn. In den größeren Gärten warteten sogar die Bäume, dass er ein Wort zu ihnen sprach.

Alles blieb still.

Alles ist zerbrechlich. Alles.

Wenn das unmittelbare Lieben erst einmal gescheitert ist... Es scheitert ohnehin, dachte er, und die Frage ist, was man damit tut. Die eine Hälfte der Menschheit definiert dann für sich die Welt als einen lieblosen Ort und konzentriert sich auf anderes. Ein Viertel glaubt, Liebe könne es nur zwischen Eltern und Kindern geben, und der Rest, und das ist vielleicht kein Viertel... Der Rest beschließt, einfach wider besseres Wissen und Vernunft alles zu lieben. Alles zu beklagen. Da liegt der Unterschied: Ob man verklagen will wie die Lieblosen, oder beklagen.

Aber du hast dich zu solchem Lieben nie durchringen können.

Nein, das konnte ich nicht.

An den Augenlidern vorne hängt die Müdigkeit. Nicht an den Wimpern, das ist ein Klischee, vielmehr mittig dran, genau dort, wo die Lider sich über den schmerzenden Pupillen zurechtzuckeln wie ein mit mäßigem Willen versehenes Laken.

Da es nun einmal so beschlossen ist: Man kann nur begrenzte Zeit zurechnungsfähig bleiben, ist man eigentlich verrückt. Und dann, welche Köstlichkeit: endlich wieder die Lippen in Tränenaugen drücken, aus ihnen Gier und Geil und Verraten Werden saufen. Aber nichts davon kann Bestand haben gegen diese grenzenlose Müdigkeit.

Das ist der Tod, dachte er manchmal, wenn der Schlaf wieder nach ihm rief. Das also ist der Tod: ein Ruf nach Schlaf, den man nicht mehr überhören kann. Als schliefen wir, wenn wir tot sind, oder wären tot, wenn wir schlafen. Aber das eine erlöst uns so wenig, wie das andere ein Erwachen kennt.

Er wusste nicht, ob er wirklich krank war, nachdem er sich sehr entschlossen und seit Jahren allen Ärzten verweigerte. Er hatte nichts gegen Ärzte, er dachte nur, dass sie mit ihm, mit seinem Übergewicht oder dieser dauernden Müdigkeit nichts zu tun hätten. So blieb ihm letztlich nur ein unbegründetes Hoffen, es werde schon nicht so schlimm sein, und manchmal der blutige Auswurf sei nicht Kameliendame, bloß von einem, der beim Autofahren gestern zu lang und zu laut Cocker mitgegrölt hatte.

Natürlich hatte er schon seit Jahren kein Auto mehr gelenkt.

Ob Schnee liegt?

Er saß jetzt wieder viel am Fenster und sah hinaus in das Kriegsgebiet seines Lebens. Die Hand mit der Tasse wanderte alle fünf Minuten zu seinem Mund, aber er trank nichts. Die Tasse war ohnehin leer, immer. Er merkte sich alles, was vor seinem Fenster vorbei zog. Manchmal fragte er sich, wo die Pferde geblieben waren.

Dich finden: jenseitig.

Als man ihn fand, wusste ein jeder um das eine ungeschrieben gebliebene Wort. Es war kein besonderes Wort, es gab kein Geheimnis darum, man musste weder sterben noch erlebte man eine wie auch immer geartete Apotheose, wenn man es hörte. Er hatte es nur einfach nicht mehr geschrieben.

Eine Frau kam rein, zu angetrunken, um noch wirklich hübsch zu sein. Sie setzte sich an die Theke, sie schlug die Beine übereinander und begann zu weinen. Vielleicht hätte sie mich interessiert, früher, dachte er. Er trank, und als ihr glasiger Blick auf ihn fiel, dachte er plötzlich: Komm und brich mein Herz. Unvermittelt steht sie auf und kommt zu ihm, sie will sich setzen, und er riecht ihren Atem, der wenig Schlaf bezeugt und Gin und Zigaretten

„Ich will diese Geschichten nicht mehr“, sagt er, aber sie setzt sich auf seinen Schoß, sie leckt an seinem Ohr und fällt zu Boden, als er aufsteht. Jetzt weint sie wieder.

Ich sollte gehen, dachte er, ich sollte gehen. Stattdessen half er ihr auf, „halt mich ganz fest!“, flüsterte sie, die Luft war stickig in ihrer Nähe. Sie rieb ihren Körper an ihm, wieder war er versucht, sie wegzustoßen, aber sie weinte immer noch. Als sie ihn küssen wollte, widerstrebte er nicht, laß uns gehen, flüsterte sie, er nickte und dachte, dass sie ihn wirklich liebe. Und einen Preis habe nicht obwohl, sondern weil sie ihn liebte.

Auf der Suche nur: nach einem unmittelbaren Sein – in einem So, einem Ich. Aber es hörte ihm keiner mehr zu.

Die Fragmente lagen vor ihm, hinter ihm: was im Erinnern schon ein anderes wurde.

Dass man sich erinnerte: er wusste einmal, wozu das gut tat. Jetzt: nichts mehr als Erinnern. Ein unmittelbares So Sein, das er nicht finden konnte, dem nichts eignete (was ihn betraf) als der Wunsch zu rufen. „Leg dich ins Gras!“ zu rufen oder: „Versteck dich noch diese Nacht!“

Flussabwärts standen immer die Pferde am Ufer und träumten ihn. Warteten und wussten nichts vom Schnee.

Dann geh halt über den Fluss, aber benutz die Brücke.

Ist das der Weg? Jetzt schon?

Siehst du? Er vermeidet die Brücke. Dabei ist sie eine Klaviatur.

Er braucht das nicht mehr. Das Wasser trägt ihn hinreichend.

Ja. Wüssten die Toten, wie wenig sie wiegen, wäre Charon arbeitslos.

Am Himmel ein stilles Sehnen, mit dem ich schon nichts mehr zu tun habe. Denn selbst der Himmel ist im Hier, und das wird jetzt Dort. Und ich bin im Hier. Einem Hier, das nichts ist, außer dass es allem So Sein des Dort ein Nicht voranstellt. Es ist vollkommen. Es ist wunderschön.

Meint ihr, dass er es jetzt verstanden hat?

Nein. Es ist noch zu früh.

Dort gibt es keine Zeit.

Es ist trotzdem noch zu früh. Es gibt ja auch kein Dort, nicht in deinem Sinn.

Jetzt fände ich es schön, wenn er nieste.

Das muss er jetzt nicht mehr. Jetzt ist alles still.

Ich kann aber die Glocke noch hören.

Die ist im Hier. Bei uns. Nicht, wo er ist. Wo er ist: Nicht.

Wie tiefsinnig.

Nicht wahr?

Er sieht sie.

Er erkennt sie.

Er hat gar nichts geschafft, bevor er starb. Das ist exemplarisch, denkt er erheitert

Ich bin ein Gänseblümchen.

Auf der Insel

„Fährst du hin?“

„Sicher. Ja. Im September; wahrscheinlich im Oktober.“

„Oktober wie jedes Jahr.“

„Sicher.“

„Ist nicht schon zu kalt im Oktober?“

„Nein. Ich geh ja sowieso nicht schwimmen. Bisschen spazieren, lesen, bisschen mal was Gutes essen. Das geht im Oktober wunderbar.“

Eine Woche noch. Immerhin. Besser als nichts. Und das Wetter ist auch noch einmal richtig toll geworden.

Vielleicht mal eine dieser Kutterfahrten. Aber eigentlich reicht es, am Strand zu sitzen.

„Hinter dem Haus. Frühstück...“

„Ich weiß. Wie jedes Jahr.“

„Ihr Schlüssel.“

„Danke.“

Er geht über das bisschen Grün. Die Brille gegen den Sand war eine großartige Idee. Merkwürdig: Früher hätte er vor allem nach Frauen Ausschau gehalten.

Pferde am Strand. Ein letzter Drachen, der im Wind knattert. Nur die Möwen schreien das ganze Jahr.

„Die drei sollen’s sein?“

„Und das da noch.“

„Gerne. Das macht dann, ah, sie haben’s passend. Danke schön.“

„Das Schwimmbad, sah das schon immer so aus?“

„Das haben die vor zwei Jahren renoviert.“

„Ist hübsch geworden.“

„War ja auch teuer genug.“

„Natürlich.“

Sie geht runter zum Strand und setzt sich auf eine der Bänke. Früher waren die Bänke aus Holz, irgendwo war die Farbe immer rissig. Jetzt sind sie aus Plastik, Wind und Sand und Salz scheinen machtlos gegen das gleichmäßig glatte Rot oder Grün. Aber vielleicht bleicht es wenigstens etwas aus mit den Jahren.

Ich hätte was zum Schreiben kaufen sollen, denkt sie, steckt die Karten ein und legt den Kopf in den Nacken.

Er wird den Wagen die ganze Zeit auf dem Parkplatz lassen. Er hätte ihn nicht mitnehmen müssen, eigentlich.

Ist ruhig hier, denkt er. Ist nicht mehr die Zeit. Die Gleitschirmflieger sind zuhause, die Segelboote erörtern untereinander schon das bevorstehende Winterquartier. Aber dafür steht man noch nicht einmal an der Eisbude oder am Fähranleger länger als zwei Minuten.

Man kann schlafen, wenn man müde ist, denkt er. So einfach ist das, wenn man Urlaub hat.

Der ist auch allein hier.

Wollte er es wirklich nicht sein? Oder dachte sie das nur, weil sie sich dann nicht so vereinzelt fühlte?

Man kann es nicht wissen, dachte sie. Keiner trägt ein Schild.

Immerhin: etwas darin, wie er die Schultern richtete.

Einmal am Tag, immer morgens, geht er den Zeitplan durch. Er hat sich diese Zeit frei genommen, aber es wird bei dieser Zeit bleiben für dieses Jahr. Er will nicht erschrecken, wenn es zurück geht. Daher teilt er sich seinen Urlaub ein wie eine Notration. Er weiß, was er am ersten Tag danach tun wird, und was am zweiten. Und wenn er morgens den Zeitplan durchgesehen hat, ist er den Rest des Tages frei davon.

Eine Zeitlang hat er einfach alles genommen, wie es kam. Wer etwas von ihm wollte, bekam, was er wollte, er musste nur die Zeit dafür haben. Aber dann hat er gemerkt, dass dabei von ihm selbst nichts mehr blieb, also hat er von sich selbst Zeit zurückerobert: Zeit zu schlafen, zu lesen, Zeit, wie dieser Urlaub sie beansprucht.

Früher hat er gedacht, die Zeit käme noch früh genug, wo er noch Zeit genug haben würde. Jetzt weiß er, dass diese Zeit noch lange nicht kommen wird und er darauf vielleicht nicht warten kann. Und die Wolken dahinten kehren sowieso nie wieder zurück, nie so, nie zu seinem So Sein im Jetzt. Was soll er da warten auf andere Zeiten, wenn die einzige Zeit sowieso immer nur Jetzt ist und Hier?

Sie hat eine Muschel aus Glaskristall gekauft. Die liegt jetzt auf ihrem Nachtisch. Wenn das Licht der Nachtischlampe darauf fällt, als letztes vor dem Einschlafen, freut sie sich.

Nehmen wir an, einer sei gar nicht mehr daran interessiert, von allen verstanden zu werden. Weil er irgendwann eines festgestellt hat: Dass sie ihn nicht verstehen, ist nicht vorrangig ein Kommunikationsproblem, sondern Ergebnis bestenfalls eines – im weitesten Sinne – intellektuellen Ungleichgewichts. Nun spricht oder schreibt man ja nicht um der Sprache willen, sondern um etwas mitzuteilen. Der Verzicht auf kommunikative Allgemeinverständlichkeit ist also zuerst einmal Ausdruck der Einsicht, nicht nur sich nicht jedem verständlich machen zu können, sondern das auch gar nicht zu müssen. Weil das, was man zu sagen hat, sowieso nicht an alle gerichtet ist. Weder ist man darauf angewiesen, dass alle verstehen, was man sagt. Noch ist es für alle Menschen gleichermaßen wichtig zu verstehen, was man zu sagen hat.

Es ergeben sich damit drei Unterscheidungen: das Kriterium der intellektuellen Kompetenz; das des Sprecherbedarfs, sich verständlich zu machen; und das des Hörerbedarfs, zu verstehen, was gesagt wird. Nimmt man noch die kommunikative Kompetenz dazu, sind es sogar vier Kriterien, wobei die Chance, überhaupt an der Kommunikation teilzunehmen – Hör- oder Sehfähigkeit, Analphabetismus, technische Empfangsbereitschaft usw. – sogar noch unberücksichtigt sind.

Angenehm wäre es, wenn die Gruppen einander entsprächen. Man hätte als Sprecher oder als Autor einen Rezipientenkreis, der kommunikativ und intellektuell alles verstehen kann, was man mitteilt, der alle umfasst, denen man etwas mitteilen will, und der auch alle erfasst, die den subjektiven Wunsch oder auch einen – möglicherweise ihnen selbst gar nicht bewussten – objektiven Bedarf haben, alles zu verstehen, was man ihnen sagt.

Leider sind diese Gruppen jedoch alles andere als deckungsgleich. Im Gegenteil, man muss schon froh sein, wenn alle vier wenigstens eine gemeinsame Schnittmenge haben. Je größer alle vier Gruppen, umso wahrscheinlicher ist dies. Es ist also denkbar unklug, die beeinflussbaren Rahmenbedingungen der Kommunikation so zu wählen, dass auch nur eine der beteiligten Mengen klein ausfällt. Das extremste Beispiel hierfür sind Liebesbriefe.

Soweit gekommen, schiebt er sein Notebook zur Seite, um sich auf das Essen zu konzentrieren, das der Kellner gerade gebracht hat. Er hat gewartet, es amüsiert ihn jedesmal, wenn der Kellner etwas hilflos mit einem vollen Teller steht, während sein Computer den eigentlich dem Teller reservierten Platz einnimmt.

Über die Jahre hat er die Verhaltensweisen der verschiedenen Kellner fast systematisch eingeteilt. Da gab es jene, die verlegen hüsteln oder sich sonst bemerkbar zu machen suchen. Als könne er so auf diese Maschine fokussiert sein, dass ihm ein Mann oder eine Frau mit dampfenden Speisen auf der Hand entginge, obgleich sie auf Armlänge neben ihm stehen. Andere stellen nach einem Moment der Irritation die Speisen dann eben irgendwo auf dem Tisch ab. Aber das wirkt immer schlampig und so deprimierend, dass er sich selbst ganz elend danach fühlt. Und natürlich gibt es noch diejenigen, die mehr oder minder offen deutlich machen, dass sie es für eine indiskutable Haltung halten, sich an einen Restauranttisch zu setzen und derlei Klapperkiste auszupacken.

Die letzte Sorte ist ihm am liebsten. Die auch Handys oder Smartphones, die selbst jede Tageszeitung als persönliche Beleidigung werten. Ein italienischer Kellner ist vor ein paar Jahren mit dem Essen kurzerhand wieder weggegangen; das war in Bologna.

Er wünscht sich oft, ganz kellnergerecht zu sein. Aber er muss lesen, er muss schreiben, für ihn ist es schon viel, wenn er beim Essen das Handy abschaltet. Er tut das nur, weil er jetzt Urlaub hat.

Essen gehen ist immer noch etwas Besonderes, aber er kann dieser Besonderheit nicht mehr ausreichend Rechnung tragen. Wie man einer Frau, die man über alles liebt, in der ganz normalen Lebenshektik nicht mehr zeigen kann, dass sie etwas Besonderes ist. Aber man muss es möglich machen, denkt er jetzt, muss es einer Frau zeigen, muss es auch einem Kellner zeigen. Und fast lächelt er, als er den Rechner zuklappt.

Gut fühlt er sich deswegen aber immer noch nicht. Es ist vielleicht, weil er allein hier sitzt. Er geht dauernd essen, immer mit anderen Leuten, jetzt hat er Urlaub, es ist fast ein Fest, jeden Tag allein zu essen. Aber trotzdem ist allein essen gehen fremd, falsch, beinah anrüchig wie Onanie oder Computerspiele. Er ist kein Einzelkind gewesen, vielleicht liegt es daran, dass immer noch alles verdächtig ist, was er allein genießt. Er arbeitete gerade an seinem Vordiplom, als er das allererste Mal allein ins Kino ging, und auf Konzerte und in Kneipen ist er bis heute nur dann allein gegangen, wenn er eine Frau aufreißen wollte.

Dieses merkwürdige Gefühl, wenn er sich allein an einen Tisch setzt, wenn er die Speisekarte nimmt und erst recht, wenn der Kellner womöglich fragt, ob er noch jemanden erwartet. Gute Kellner sollten so etwas sehen, denkt er. Sie sollten das Gefühl auf meinem Gesicht sehen und mir sofort Gewissheit geben, einer allein sei Familie genug, mehr brauche es nicht.

Aber dieses Gefühl kann er sich selbst unter der Woche auch nicht geben. Er lebt gern allein, und dass er keine Kinder hat, ist an einem bestimmten Punkt seines Lebens vom Vorstadium einer Vaterschaft zum irreversiblen Dauerzustand geworden, wahrscheinlich Jahre, bevor er es bemerkt hat. Trotzdem, irgendwas fühlt sich immer noch falsch an. Besser: ja. Glücklicher: wahrscheinlich. Aber richtig: nein.

Die Dinge sind, wie sie sind, denkt er. Aber das mit den Liebesbriefen solltest du nachher wieder rausnehmen. Davon verstehst du einfach zu wenig.

Sie hat ihn im Hotel gesehen, als er in den Fahrstuhl stieg. Er hat sie wohl nicht gesehen. Nun ja.

„Sind eigentlich noch Kurkonzerte?“

„Tut mir leid, nein. Das letzte ist immer am 3. Oktober, da ist ja frei.“

„Na, da kann man halt nichts machen.“

„Vielleicht versuchen Sie’s mit dem Fernsehen, da gibt es manchmal sehr schöne Konzerte.“

„Danke. Das ist wohl nicht dasselbe.“

„Nein, das natürlich nicht.“

„Ja.“

Wartendes Schweigen, aber sie nickt nur noch höflich und geht ins Restaurant.

Als der Regen kommt, spielt ein Kind vor dem Fenster mit einem Ball. Der Wind schiebt den Regen ins Schräge, aber das Kind will nicht ins Haus kommen.

Das So in meiner Einsamkeit. Die ich nicht zugebe: noch nicht einmal mir selbst.

In diesem Jahr hat der Fischladen früher geschlossen, sonst war hier um diese Zeit immer noch Betrieb. Er betrachtet die Plastikfische hinter der Glasscheibe. Die müssen jetzt herhalten bis zum nächsten April, vielleicht Mai.

Dabei ist es noch warm. Aber vielleicht wollten sie auch einmal Sommerurlaub machen, und wäre es in den ersten Oktobertagen.

Er geht die Hauptstraße hinunter ohne wirkliches Ziel. Fast ist er versucht zu prüfen, ob er in dem Geschäft für Herrenmode unten an der Ecke wohl noch eine kleidsame Badehose bekommt. Aber er will sowieso nicht schwimmen gehen, da wäre das etwas sinnlos. Immerhin, er hat schon mehr sinnlose Dinge getan, nur um rauszufinden, was eigentlich passiert, wenn man sie wirklich tut.

Dass er einsam ist, hat er sich in der letzten Nacht zugeben müssen; jetzt ist er den ganzen Morgen damit beschäftigt, es wieder zu vergessen. Da kann man sich dann auch schon mal einen Focus kaufen und ungelesen in den Papierkorb werfen. Da kann man auch schon mal überlegen, ob einem eigentlich ein Vollbart steht, und natürlich kann man auch mit Anfang Vierzig durchaus auf der Bordsteinkante balancieren.

Er weiß auch nicht wirklich, woran es liegt, aber irgendwas ist nicht so, wie etwas in ihm weiß, dass es sein soll. Und es ist noch nicht einmal dieses Gefühl, unvollständig zu sein, man ist ja keine dreißig mehr. Das brauch ich gewiss nicht, denkt er verbissen und zweifelt noch nicht einmal daran. Er hat sich von aller Zweisamkeit losgesagt, schon vor Jahren, und das fehlt ihm nicht. Sex kriegt er genug, auch wenn er ein paarmal dafür bezahlt hat. Dieses diffuse Sehnen wird dadurch sowieso nicht beantwortet. Und dass er inzwischen die halbe Welt bereist hat und die andere Hälfte mit Sicherheit langweilig oder hässlich ist, was nützt ihm das, wenn er nur hinein geht und hinaus geht und wieder bei sich ist: wo er nicht sein will.

Die Wirklichkeit ist nichts als ein aussichtsloses Projekt, denkt er, während er einen brandneuen BMW betrachtet, der am Straßenrand steht. Er fragt sich, warum ihm dieser Gedanke gerade beim Anblick eines BMW kommt, aber es gibt wohl keinen Zusammenhang. Eher schon damit, dass er sich fühlt wie dieses Auto, dass ganz allein an der Straße steht. Es geht ihm gut, wie es ihm jetzt geht, es braucht kein anderes Auto, um zu sein, was es ist, es braucht noch nicht einmal einen Fahrer. Und doch wirkt es irgendwie verlassen.

Verlassen, denkt er dann, und irgendwie auch aus der Zeit gefallen. Ein Anachronismus der 1980er, ein Spritfresser, Klimakiller, eine Machokarre, für alle, die eigentlich gerne einen Bigblock hätten, aber dafür zu deutsch und zu wenig Rock’n’Roll sind.

Nicht dass er den klassischen Macho-Klischees in sonderlicher Weise entspräche, aber es ist amüsant, sich selbst, und sei es nur vor dem inneren Auge, in einer von Blondinen umschwärmten Mucki-Bude zu observieren, einschließlich BMW auf dem Parkplatz davor und Pitbull auf dem Beifahrersitz.

Oder doch gleich den Manta mit Fuchsschwanz, du Greis, denkt er dann. Selbst deine Klischees sind ja vor vierzig Jahren eingefroren und nie wieder aufgetaut.

Er geht weiter und biegt links ab zum Deich. Was er hätte sein können und aus dem einen oder anderen Grund nicht geworden ist, geht neben ihm her. Man glaubt immer, die einzigen Sieger sind am Ende die Erinnerungen, denkt er. Aber das stimmt gar nicht: die Erinnerungen sind die einzigen, die wirklich verloren haben.

„Darf ich abräumen?“

„Sie können das wegnehmen.“

„War alles recht?“

„Wie immer.“

„Darf’s noch etwas sein?“

„Einen Orangensaft. Kein Eis.“

„Gern.“

Sie sieht über den Marktplatz, wo jetzt nur wenige Menschen gehen, und fast keiner mit dem Schlendergang des Urlaubers, alle nur wie auf dem letzten Gang zum Penny die Straße runter, dann nach Hause und den Tag ausklingen lassen.

Müsste ich auch mal wieder versuchen, denkt sie. Aber eigentlich ist erst kurz nach Mittag, und was ausklingt, wenn der Tag ausklingt, hat sie sowieso nie verstanden.

„Dieses Bruchstückhafte deines So Seins.“

Er tippt mit der Stiftspitze auf das Karopapier.

„Keine Spuren, keine Linien, nicht einmal Spinnenfäden, die dich mit zwei, drei Punkten verbänden.“

Jetzt versucht er zu zeichnen, aber darin ist er nicht gut. Nach den paar Worten ein kaum erkennbares Gekritzel: Er. Nicht aufgehängt. Nur schwebend zwischen Gestern und Meer, Morgen und Horizont: in etwas, das sehr klein war, vielleicht zu klein, und ihm sowieso nicht zu eigen.

„Ich bin nicht ich.“

Er legt den Bleistift weg, das Papier zerknüllt er. Dann streicht er es wieder glatt und legt es auf den Nachttisch. Vielleicht wird daraus ja doch noch etwas, denkt er. Er löscht das Licht und will noch nachdenken, warum er plötzlich erwacht ist. Aber er schläft sofort wieder ein.