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Nach Claudia Neudörfers erstem Geschichten-Buch für Erwachsene "Herzwärmer", folgt nun das Geschichten-Buch für kleine Leute. Mit "Herzwärmerchen" fühlt sich die Autorin in Alltagssituationen von Kindern ein, die nicht immer alltäglich verlaufen. Liebevoll erzählte Geschichten, die sich bestens zum Vorlesen und Selberlesen eignen. So manch eine Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung, andere lassen den (Vor-) Leser schmunzeln. Am Ende jeder Geschichte denkt man unwillkürlich: Wäre ich doch dabei gewesen! Für Kinder im Kindergarten - und Grundschulalter.
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Seitenzahl: 52
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Der Igel Nepomuk
Der kleine Benjamin
Eine tierische Truppe
Das Paket
Der erste Tag im Kindergarten
Lisa und das Spiel mit dem Feuer
Das übermütige Entlein
Der Apfel
Bei Oma und Opa ist es nie langweilig
Nanni und der Hundebrunch
Die traurige Wolke
Die Sache mit der Schildkröte
Ferdinand der Weihnachtsbaum
Der Weihnachtskater
Die gute Tat
Nepomuk war ein junger Igel, der mit seiner Familie am Waldesrand lebte. Ein paar Jahre lebten sie dort glücklich und zufrieden. Doch an einem kalten Wintermorgen kamen plötzlich Menschen in den Wald, brachten laute Maschinen mit und zerstörten das Zuhause der Igelfamilie. Alle Tiere flohen aus dem Wald, um sich zu retten. Dabei wurde Nepomuk von seiner Familie getrennt. Er suchte sie viele Tage verzweifelt und konnte sie einfach nicht finden. Da er wegen der Menschen nicht wieder in sein Zuhause zurückkehren konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als alleine auf Futtersuche zu gehen. Doch bisher hatten sich immer seine Eltern um das Essen gekümmert. So ganz auf sich gestellt wusste er nicht, wo er nach Futter suchen sollte.
Völlig verzweifelt und erschöpft verließ er den Wald und krabbelte in eine naheliegende Menschensiedlung.
Nepomuk wusste, dass Menschen zwar Gefahr bedeuteten, aber immer auch etwas Essbares in ihrer Nähe zu finden war. Er kroch unter eine Hecke hindurch in einen großen Garten. Er hob seine kleine Igelnase und nahm einen herrlichen Geruch wahr.
Schnuppernd ging er dem verlockenden Duft entgegen.
Ob es da, wo es so verlockend duftete, wohl etwas Essbares für ihn gab? Tatsächlich, auf der Terrasse vor dem Haus stand ein Teller gefüllt mir allerlei Leckereien. Nepomuk schleppte sich völlig geschwächt zu dem Teller.
Als er näher kam, sah er, dass dort schon drei Igel standen, die sich den Bauch voll schlugen. Nepomuk streckte erleichtert seinen Kopf in den Teller um zu fressen, da stieß ihn einer der Igel zur Seite. Nepomuk zuckte erschrocken zusammen.
„Hey, was willst Du hier? Das ist unser Fressen!“, blaffte ihn der Größte der Igel an.
„Aber das ist doch genug für Alle“, sagte Nepomuk verängstigt.
„Rede keinen Unsinn, wir müssen uns alle ein Polster für den Winter anfressen, sonst werden wir den Winterschlaf nicht überstehen“, fauchte ein anderer Igel.
„Aber ich habe so einen Hunger“, jammerte Nepomuk verzweifelt.
„Du bist so mager, du wirst es sowieso nicht über den Winter schaffen. Geh deines Weges und lass uns in Ruhe“, herrschte ihn der dritte Igel rücksichtslos an.
Nepomuk schlich traurig zurück und versteckte sich unter einer Bank im Garten. Er war gerade eingenickt, als er Hundegebell und Stimmen hörte. Auf einmal rollte ein kleiner Ball bis vor Nepomuks Nase und blieb im Gras vor ihm liegen.
Das Hundegebell wurde lauter. Nepomuk kniff vor Angst die Augen zu und rollte sich zu einer Kugel zusammen.
Plötzlich tastete eine Hand nach dem Ball.
„Charly, warum bellst du denn dauernd?“, fragte ein kleiner Junge, während er den Ball unter der Bank suchte.
„Au!“, schrie der Junge auf, als er anstatt den Ball einen Igel ergriff.
Der Junge namens Oliver ging auf die Knie, um das stachelige Wesen genauer anschauen zu können.
„Da ist ja ein Igel! Kein Wunder das du gebellt hast“, sagte er zu seinem Hund und klopfte ihm sanft auf den Rücken.
Der Junge verschwand eilig im angrenzenden Haus und Nepomuk atmete erleichtert auf. Doch kurz darauf kam der Junge zurück, zusammen mit einem noch größeren Menschen.
„Mama, schau, da ist ein kleiner Igel in unserem Garten“, rief Oliver und zog seine Mutter am Ärmel bis zur Gartenbank.
„Aber wir haben doch immer Igel in unserem Garten, Oliver“, gab seine Mutter zurück.
„Ja, ich weiß, aber dieser Igel ist viel kleiner als die anderen. Er ist sicher viel zu dünn, wir müssen ihm helfen“, erklärte Oliver besorgt.
Olivers Mutter holte ein Handtuch, hob Nepomuk vorsichtig vom Boden auf und trug ihn ins Haus.
„Du hat Recht Oliver, er ist wirklich sehr schmächtig“, gab sie zu, als sie den Igel auf die Küchenwaage setzte. Nepomuk hatte schreckliche Angst. Wollten die Menschen nachdem sie sein Zuhause zerstört hatten nun auch ihm Böses antun?
Er wurde in eine Kiste gesetzt. Dann wurden Näpfe mit Wasser und Futter für ihn bereitgestellt. Nepomuk nahm allen Mut zusammen, steckte den Kopf aus seiner schützenden Kugel und schaute sich erstaunt um. Zuerst vorsichtig, dann immer hastiger, schlug er sich den Bauch genüsslich voll. In der Kiste war es wunderbar warm und Nepomuk fühlte sich bald sicher.
„Keine Angst, kleiner Igel, du darfst in unserem Keller überwintern“, erklärte ihm Oliver.
Der Junge kam jeden Tag nach der Schule hinunter in den Keller und fütterte den Igel. Bald verlor Nepomuk seine Angst vor Oliver und dem kleinen Hund, der den Jungen überall hin begleitete.
Nach ein paar Tagen setzten Oliver und seine Mutter Nepomuk zum zweiten Mal auf die Waage und freuten sich, dass er bereits zugenommen hatte.
Nepomuk verbrachte den kalten Winter schlafend im Keller der netten Familie, die sich rührend um ihn kümmerte.
Als der Frühling kam wurde der kleine Igel wieder munter. Oliver und seine Mutter nahmen die Kiste mit Nepomuk und stellten sie im Garten ab. Oliver war traurig, dass er den Igel wieder in die Freiheit entlassen musste, aber seine Mutter tröstete ihn damit, dass Nepomuk vielleicht wieder in ihren Garten zurückkehren würde. Oliver zog Handschuhe an und nahm Nepomuk aus der Kiste. Er setzte ihn vor sich ins Gras und ging ein paar Schritte zur Seite. „Na los, kleiner Igel, du bist frei.“
Nepomuk ging zögerlich ein paar Schritte in dem wohlduftenden Gras. Er drehte sich noch einmal nach seinen Rettern um.
„Du kannst jederzeit wiederkommen, wenn du nichts zum Fressen findest“, rief Oliver und winkte dem Igel noch einmal zu.
Nepomuk freute sich über seine wieder gewonnene Freiheit, auch wenn er Oliver vermissen würde, und lief in Richtung Waldesrand. Bereits nach ein paar Metern stieß er mit einem Igel zusammen und erkannte einen seiner Brüder. Dieser führte Nepomuk voller Freude zu seiner Familie, die ganz in der Nähe ein neues Versteck gefunden hatte.