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Zweiter Teil des Horror-Serials: Der Kampf der der weißen Hexe Jane Morris gegen die Mächte der Hölle geht weiter!
Aber die Dämonen der Finsternis ruhen nicht...
Mein Name ist Jane Morris. Manche nennen mich die weiße Hexe. Manche bevorzugen den Ausdruck Schamanin, aber das ist dasselbe.
Sie haben Recht.
Ich bin eine Schamanin und Hexe.
Allerdings verwende ich meine Kräfte im Sinne des Guten und gehöre nicht zu jenen Schwarzmagiern und Dämonenbeschwörern, die nichts anderes als ihre eigenen Ziele im Kopf haben.
Ganz zu schweigen von jenen, die gar nicht mehr Herr ihrer selbst, sondern Sklaven der Hölle sind.
Der Großteil der Menschheit ahnt es nicht, weil sie es vielleicht gar nicht wahrhaben will.
Aber wir sind in einem Zustand ständiger Bedrohung.
Die Mächte der Hölle lauern nur auf ihre Chance, unsere Welt in Besitz nehmen und ihrer eigenen Sphäre der Verdammnis einverleiben zu können.
Cover: STEVE MAYER
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Alfred Bekker und Silke Bekker
Die Abenteuer der Hexe Jane Morris
Ein CassiopeiaPress E-Book
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© 2012 der Digitalausgabe AlfredBekker/CassiopeiaPress
All rights reserved.
www.AlfredBekker.de
*
Kurze Zeit später erreichte ich den auf einer Anhöhe gelegenen Herrensitz Clathbourne Manor. Jedenfalls sprach alles dafür, dass ich hier richtig war. Dunkel ragten die Mauern des Haupthauses auf. Es gab noch ein paar Nebengebäude für Stallungen und Personal.
Ich stellte den Wagen in unmittelbarer Nähe des mächtigen Portals ab. Noch immer regnete es sehr heftig.
Ich stieg aus, beeilte mich die fünf breiten Steinstufen hinaufzulaufen und stand dann einen Augenblick später vor der großen, zweiflügeligen Holztür.
Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend klopfte ich an die Tür.
Eine Klingel konnte ich nirgends finden.
Einen Augenblick wartete ich, aber es folgte keinerlei Reaktion.
Ich klopfte ein zweites Mal. In einigen Räumen des Landsitzes hatte ich Licht brennen sehen, daher nahm ich an, dass auch jemand im Haus war.
Außerdem wurde ich ja auch erwartet - wenn auch vielleicht nicht zu dieser späten Stunde.
Ich lauschte.
Es war nichts zu hören.
Absolut nichts.
Während ich geklopft hatte, war meine Hand über eine seltsame Erhebung auf dem Holz der Tür geglitten. Ich fühlte erneut darüber. Es war zu dunkel, um genau zu erkennen, worum es sich handelte. Wahrscheinlich irgendeine kunstvolle Schnitzarbeit, so vermutete ich.
Jetzt hörte ich schleppende Schritte auf der anderen Seite der Tür.
Jemand löste einen schweren Riegel.
Einen Augenblick später wurde der rechte Flügel einen Spalt geöffnet.
Es knarrte.
„Guten Abend“, sagte ich und blickte in das Gesicht eines kahlköpfigen Mannes, der seiner äußerst konservativen und korrekten Kleidung nach ein Butler war. Der Butler überragte mich um anderthalb Köpfe, obwohl er eine leicht gebeugte Haltung hatte.
„Guten Abend“, sagte er.
Sein Gesicht wirkte ausdruckslos.
Ich schluckte unwillkürlich.
„Ich bin doch hier richtig - auf Clathbourne Manor!“
„Das sind Sie.“
„Mein Name ist Jane Morris...“
„Sie werden erwartet.“
Der Butler öffnete die Tür zur Gänze und ich trat ein. Ich ging in einen hohen, fast hallenartigen Empfangsraum. An den Wänden hingen düstere Landschaftsbilder. Das Licht war gedämpft. Manchmal flackerte es nach heftigen Donnerschlägen.
„Bitte folgen Sie mir!“, sagte der Butler dann.
Seine Stimme klang ausdruckslos, fast automatenhaft.
Er führte mich eine breite Treppe hinauf, dann einen spärlich beleuchteten Flur entlang.
Der Butler öffnete eine Tür.
Ich trat in einen Raum, dessen Wände fast vollständig von Bücherregalen gefüllt waren. Ein dicker, ledergebundener Foliant stand neben dem anderen. Viele der Buchrücken waren von einer feinen Staubschicht bedeckt. Im Kamin brannte Feuer.
Es knisterte.
„Sir Donald wird Sie gleich begrüßen, Mrs. Morris“, erklärte der Butler.
„Gut.“
„Haben Sie bis dahin noch einen Wunsch?“
„Ja, meine Haare sind ziemlich nass geworden. Wenn Sie vielleicht ein Handtuch hätten...“
„Natürlich.“
Der Butler verließ den Raum. Kurze Zeit später kehrte er zurück und reichte mir ein weißes Frotteehandtuch. Ich trocknete mir das feuchte Haar und bemerkte aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung. Ein Teil der Bücherwand glitt zur Seite.
Erst jetzt wurde sichtbar, dass sich dahinter eine zweite Tür befand, durch die nun ein hagerer, hochgewachsener Mann mit falkenhaftem Gesicht trat.
Sein Alter war schwer zu schätzen, aber die fünfzig hatte er deutlich überschritten. Seine Haltung wirkte sehr würdevoll, fast etwas steif. Seinem ganzen Gebaren haftete etwas Aristokratisches an.
Er reichte mir die Hand.
„Guten Abend, Mrs. Morris. Es freut mich, dass Sie doch noch zu uns gefunden haben.“
„Sie sind...“
„Sir Donald Clathbourne.“
Die Ahnung eines Lächelns huschte über das blasse Gesicht des Herrn von Clathbourne Manor. Seine Hand fühlte sich eiskalt an. Ich fröstelte unwillkürlich.
„Es tut mir leid, eigentlich ist es nicht meine Art, zu spät zu kommen“, sagte sie. „Schon gar nicht, bei einem so wichtigen Termin. Schließlich tritt man nicht jeden Tag eine neue Stellung an.“
„Schon gut, Mrs. Morris.“
„Wirklich, ich...“
„Es trägt Ihnen niemand etwas nach.
„Dann ist es ja gut.“
„Möchten Sie etwas trinken?“
„Nein, danke.“
„Ich schlage vor, Sie geben Walter Ihren Wagenschlüssel. Dann kann er das Gepäck schon mal in Ihr Quartier bringen.“ Ich drehte mich zu dem Butler um. Mit reglosem Gesicht stand er da, fast wie eine Wachsfigur. Zunächst gab ich ihm das Handtuch zurück, dann sagte ich: „Der Wagen ist offen.“ Ich reichte ihm den Schlüssel.
Walter erwiderte nichts.
Er nickte lediglich. Eine Geste, die schon beinahe an eine Verbeugung heranreichte.
Dann wandte er sich in Richtung der Haupttür und verließ die Bibliothek.
Die Nebentür, durch die Sir Donald eingetreten war, hatte sich indessen von selbst geschlossen. Mit einem lauten Klacken fiel sie ins Schloss.
Sir Donald verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.
„Einer meiner Vorfahren ließ diese Tür einbauen“, erläuterte er dann. „Wissen Sie, im achtzehnten Jahrhundert waren diese Dinge groß in Mode...“
„Nun, ich muss gestehen, dass ich etwas überrascht war.“
„Es war keinesfalls meine Absicht, Sie zu erschrecken, Mrs. Morris.“
„Natürlich nicht.“
„Sie hatten Schwierigkeiten, hier her zu finden?“
Ich nickte. „Ja, das kann man wohl sagen. Ich war schon ganz verzweifelt, aber zum Glück konnte man mir in Maryhill weiterhelfen...“
Sir Donald beobachtete mich sehr aufmerksam. Ich zuckte innerlich zusammen, als ich dies bemerkte. Lord Clathbournes Blick war von geradezu hypnotischer Intensität. In seinen Augen flackerte es unruhig.
„Das sind ziemlich verschlossene und abergläubische Leute dort“, meinte Sir Donald. Dann zuckte er die Schultern. „Aber vermutlich werden die Bewohner von Maryhill dasselbe über mich sagen!“
„Kurz bevor ich Clathbourne Manor erreichte, hatte ich eine ziemlich merkwürdige Begegnung“, sagte ich.
„Ach, ja?“
Sir Donald hob die Augenbrauen.
„Ein Reiter - wie zu einem Kostümball angezogen. Er stand mitten auf der Straße und zuerst schien es so, als ob er mich nicht weiterfahren lassen wollte...“
Sir Donalds Stirn legte sich in Falten.
„Was ist passiert?“
In seinen Augen blitzte es.
Er musterte mich intensiv.
Die Erwähnung dieses Reiters schien irgendetwas in ihm ausgelöst zu haben.
Ich spürte seine innere Unruhe.
„Es ist nichts geschehen“, sagte ich.
„So?“
„Er ist davon geritten und verschwand in der Nacht. Haben Sie eine Ahnung, wer das war?“
„Es gibt eine Reihe seltsamer Gestalten in dieser Gegend. Exzentriker ist ein freundlicheres Wort dafür...“ Sir Donald trat zu einem der hohen Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Es wirkte fast so, als suchte er nach etwas.
Schließlich drehte er sich wieder herum. Er schluckte.