Highland Lords - Sturm des Verlangens - Marian Edwards - E-Book
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Highland Lords - Sturm des Verlangens E-Book

Marian Edwards

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Beschreibung

Verbotene Leidenschaft und gefährliche Intrigen: Die Schottland-Saga »Highland Lords – Sturm des Verlangens« von Marian Edwards jetzt als eBook bei dotbooks. Drei mutige Frauen im 11. Jahrhundert, die inmitten der wilden Highlands ihr Schicksal finden müssen … Eine Hochzeit zwischen Brittany MacTavish und Alec Campbell soll zwischen den verfeindeten Clans endlich Frieden stiften. Doch Brittany hat ein ebenso stolzes wie ungezähmtes Herz … Um ihrer Familie zur Flucht zu verhelfen, stellt sich die junge Bethany MacTavish den einfallenden Normannen mit dem Schwert entgegen. Doch ihre kühne Unverfrorenheit fordert Roger de Bellemare, einen Ritter Williams des Eroberers, nur umso mehr heraus, ihr mit ebensolcher brennender Leidenschaft zu begegnen … Die schöne Gabrielle wiederum wird in letzter Sekunde von einem geheimnisvollen Ritter gerettet, als plündernde Horden ihr Kloster angreifen. Guy de Bellemare gelobt, sie sicher zu ihrem Clan zurückzubringen – doch was sind seine wahren Absichten? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Schottland-Sammelband »Highland Lords – Sturm des Verlangens« von Marian Edwards vereint die Bellemare-MacTavish-Saga mit den Romantik-Highlights »In den Armen des Lairds«, »Die Geliebte des Ritters« und »In den Fängen des Ritters«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

Drei mutige Frauen im 11. Jahrhundert, die inmitten der wilden Highlands ihr Schicksal finden müssen … Eine Hochzeit zwischen Brittany MacTavish und Alec Campbell soll zwischen den verfeindeten Clans endlich Frieden stiften. Doch Brittany hat ein ebenso stolzes wie ungezähmtes Herz … Um ihrer Familie zur Flucht zu verhelfen, stellt sich die junge Bethany MacTavish den einfallenden Normannen mit dem Schwert entgegen. Doch ihre kühne Unverfrorenheit fordert Roger de Bellemare, einen Ritter Williams des Eroberers, nur umso mehr heraus, ihr mit ebensolcher brennender Leidenschaft zu begegnen … Die schöne Gabrielle wiederum wird in letzter Sekunde von einem geheimnisvollen Ritter gerettet, als plündernde Horden ihr Kloster angreifen. Guy de Bellemare gelobt, sie sicher zu ihrem Clan zurückzubringen – doch was sind seine wahren Absichten?

Über die Autorin:

Marian Edwards ist eine amerikanische Autorin, die bereits zahlreiche historische Liebesromane veröffentlichte.

Dieser Sammelband umfasst ihre Bellemare-MacTavish-Saga mit den Romanen »In den Armen des Lairds«, »Die Geliebte des Ritters« und »In den Fängen des Ritters«.

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Sammelband-Originalausgabe Dezember 2021

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Eine Übersicht über die Copyrights der einzelnen Romane finden Sie am Ende dieses eBooks.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/vishstudio, Roberto Castillo und AdobeStock/Scott Mclean

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96655-753-5

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Marian Edwards

Highland Lords

Sturm des Verlangens

Drei Romane in einem eBook

dotbooks.

In den Armen des Lairds

Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Hartmann

Schottland im 11. Jahrhundert: Um den Frieden zu wahren, will der König die verfeindeten Clans der MacTavishs und Campbells durch eine Hochzeit versöhnen. Doch die kämpferische Brittany MacTavish ist fest entschlossen, sich dem Barbar, den sie zum Ehemann nehmen muss, niemals zu ergeben. Ein Jahr und einen Tag müssen sie ihre Pflicht erfüllen, danach sind sie frei, die Ehe wieder zu lösen. Aber Brittany hat nicht damit gerecht, dass Alec Campbell mit seinen rauen Kriegerhänden eine ungezügelte Leidenschaft in ihr entfacht. Inmitten von Intrigen und bitterem Verrat muss Brittany sich entscheiden, wem ihr Herz wirklich gehört – ihrer Familie oder dem wilden Highlander?

Prolog

SCHOTTLAND, 1078

Die Fackeln flackerten, als die Wachen die massiven Eichentore weit öffneten, um die heimkehrenden Soldaten einzulassen. Unter eisigen Windstößen strömten die Krieger in den Saal, die Kleider schmutzig und zerrissen, Hoffnungslosigkeit in den Mienen. Wie verlorene Seelen, unsicher und voller Unbehagen, schlichen sie in dem Raum umher. Die Schatten des geschlagenen Heeres taumelten an den Wänden und lauerten wie aufgescheuchte und erzürnte Ahnengeister.

Hinter sich hörte Alec Campbell seine Stiefmutter und seine kleine Schwester weinen, doch er wandte sich nicht zu ihnen um. Statt dessen betrachtete er die feierliche Prozession, in der die verstümmelte, blutige Leiche seines Erzeugers, Laird Ian Campbell, hereingetragen wurde.

Alec trat hastig vor und sprang im Geiste den Kriegern bei, als der leblose Körper des einstmals so stolzen Führers zur Seite rutschte. Behutsam, ehrfürchtig wurde der Tote vor ihm auf den großen Tisch gebettet. Der stellvertretende Kommandeur des Lairds, Andrew, trat vor und legte dem gefallenen Führer feierlich das Schwert der Campbells auf die Brust. Die Schneide blutig, dunkelrot gefärbt wie der Rubin im Heft des Schwertes. Obwohl noch nicht einmal acht Jahre alt, ergriff Alec die Waffe seines Vaters.

Der frostige Winterhauch durchwehte den Saal, kroch unter warme Schals und drang durch wollene Decken. Alle spürten die Kälte, nur einer nicht. Schweiß trat Alec auf die Stirn, als er das schwere Schwert seines Vaters von der kalten, starren Leiche zog und die Waffe aufrecht vor sich stellte. Er lehnte den Kopf an den kalten Stahl und schloß die Augen. Das Stimmengesumm des trauernden Clans verstummte, als Visionen durch das Bewußtsein des Jungen zogen. Ungebeten kamen Bilder aus der Vergangenheit: das wohlwollende Lächeln des Vaters angesichts einer guten Leistung, der Klang seines Lachens – ein volltönendes Dröhnen der Freude und des Überschwangs; die tröstenden Arme seines Erzeugers, wenn kindlicher Schmerz oder Ängste drohten – Erinnerungen, so peinvoll süß, daß ihm die Brust eng wurde.

Dann verblaßten die Bilder – und die plötzliche Leere war verheerender als die Erinnerung selbst. Der Vater war tot! Alles, was übrig war von dem Mann; dem er nacheiferte und den er anbetete, war dieser tote, verstümmelte Körper.

Alec hob den Blick zum Himmel und sprach ein stilles Gebet für seinen Vater. Langsam, obwohl sein Arm vor Anstrengung zitterte, hob er die Waffe hoch.

»Beim Schwert meines Vaters, bei seinem Blut schwöre ich, Alec Campbell, den Mord zu rächen.«

Stille legte sich über den Saal, und alle Augen, ob jung oder alt, leuchteten voller Respekt. Der Ehrenbezeigung nicht gewärtig, senkte Alec das Schwert und drückte die Lippen auf den blutroten Rubin im Heft. Der Kuß war eine Bitte um den ewigen Frieden für die Seele des Vaters und die Besiegelung seines Racheschwurs. Die Soldaten, einer nach dem anderen, knieten mit ernsten Gesichtern vor dem Jungen nieder.

Alec Campbell war noch kein Mann, aber auch kein Kind mehr. Er war der neue Laird.

Der Rittersaal des Schlosses der Mactavish hallte wider von Triumphgeschrei. Von einem erfolgreichen Vorstoß gegen den Rivalen zurückgekehrt, jubelten die Krieger siegestrunken. Das Bier floß in Strömen zur Feier des Tages. Der Laird der Campbells war nicht nur besiegt, sondern tot. Das ausgelassene Gelage würde bis in die frühen Morgenstunden andauern, bis niemand mehr in der Lage war, von dem Mut, der Tapferkeit, der Geschicklichkeit und dem Sieg zu berichten. Eine ältere Frau mit grauen Locken, die ein von mehr als nur dem Alter faltiges und gefurchtes Gesicht umgaben, stieg die innere Treppe hinunter. Sie redete leise vor. sich hin, während sie sich durch die Masse der ausgelassenen Männer drängte. Verschüttetes Bier befleckte die grobe Wolle ihres Gewandes. Sie hatte für den Schuldigen lediglich einen verächtlichen Blick übrig, bevor sie weiterging.

»Es ist Sünde zu feiern, während Tod und Sterben so nahe sind.« Sie äußerte ihre Gedanken laut, während sie auf den Führer zustrebte.

»My Laird, Eure Dame fragt nach Euch«, sagte sie ein wenig atemlos nach der Anstrengung.

Die Hebamme stand vor Angus Mactavish, dem Clanführer. Sein Haar war noch wild und zerzaust vom Schlachtengetümmel. Sein weißes Hemd war zerrissen und blutbefleckt, wo eine Waffe seine Brust geritzt hatte.

»Wie geht es ihr?« Er senkte seinen Pokal, und die siegestrunkenen Stimmen verebbten. Aller Augen waren auf die Frau gerichtet; der Clan wartete auf die Nachricht, daß ein Erbe geboren sei.

»Sie stirbt. Ich bezweifle, daß sie noch die Kraft aufbringt, das Kind zu gebären.« Völlig emotionslos äußerte die Hebamme diese Worte.

Unfähig, ihrem Laird in die Augen zu sehen, wandten die Männer den Blick ab, als er den Saal verließ. Die festliche Stimmung war verflogen, die Soldaten rutschten unruhig auf ihren Stühlen umher, tranken ihr Bier und hingen düsteren Gedanken nach. Ihr Mitleid galt nicht der sterbenden Frau, sondern dem ungeborenen Kind. Es war allgemein bekannt, daß die vierte Ehe des Lairds keine Wunschheirat war. Vielmehr hatten zwei mächtige Könige sie befohlen und erzwungen.

Die, bittere Ironie war dem Clan ein Dorn im Auge. Die englische Frau hatte empfangen, drei schottische Mädchen nicht. Wäre diese Gattin unfruchtbar geblieben, hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie ihre Vorgängerinnen – sie wäre geschieden und mit Schande beladen heimgeschickt worden. Weder König noch Kirche noch Gericht konnten intervenieren oder sich für eine Ehefrau einsetzen, wenn der Gatte sich auf das Jahr-und-Tag-Gesetz berief – ein liberales Statut, das einem Schotten die Macht gab, seine Ehe legal aufzulösen, wenn er es wünschte.

Mactavish hatte nur aus einem Grunde geheiratet: um einen Erben zu zeugen. Mit ihrer Schwangerschaft hatte die Engländerin siegreich das schottische Gesetz außer Kraft gesetzt. Durch ihren Tod würde sie den endgültigen Sieg davontragen, indem sie dem Clan den Erben vorenthielt.

An seinem Ziel angelangt, ergriff Angus die Hand seiner Frau. »Ich bin bei dir, Elizabeth.« Ihre Haut war kalt und feucht, ihr Fleisch schlaff und blutleer. Er schloß seine Finger um ihre. »Beth ...«

Elizabeths Lider flatterten, öffneten sich jedoch nicht. Ihre Lippen bewegten sich, ihre Stimme war nur ein Flüstern in dem stillen Raum. Der Laird beugte sich vor, näherte sein Gesicht dem ihren, um die mit jedem qualvollen Atemzug ausgestoßenen Worte verstehen zu können.

»Versprich es mir. Wenn das Baby lebt ... schickst du es heim nach England. Denn ...«

Eine Wehe schnitt ihr die Worte ab. Aber Angus wußte, was sie hatte sagen wollen: »Denn wir sind eins.« Sie hatten tatsächlich Liebe gefunden, wo keine vorgesehen war, nicht zwischen einem schottischen Laird und einer englischen Dame – seiner schönen englischen Braut, der er seine Zuneigung nicht zeigen konnte. Erst wenn sein Kind geboren war, wäre ihr Platz im Clan gesichert.

Angus drückte Elizabeths Hand, hätte ihr gern einen Teil der Schmerzen abgenommen. Er blickte in ihr schweißüberströmtes, vor Anstrengung verzerrtes Gesicht.

»Tu etwas für sie!« bellte er über ihren Schrei hinweg und strich ihr das wirre blonde Haar aus dem Gesicht. Zornig, als seinem Befehl nicht Folge geleistet wurde, durchbohrte der Blick seiner blauen Augen die Hebamme.

»My Laird, es gibt nichts mehr zu tun.« Die Hebamme schlug die Augen nieder. »Jetzt liegt es in Gottes Hand.«

Beths Schreie zerrissen die Stille. Ihr Todeskampf hallte von den Wänden des Zimmers wider, während ihr Körper sich unter Muskelkrämpfen wand. Tränen quollen unter ihren geschlossenen Lidern hervor und rannen in ihr Haar. Hilflos sank Angus auf die Knie und bettete seinen Kopf an ihre Schulter. Der Geburtshelferin nicht sichtbar, vermischten sich seine Tränen mit denen seiner Gattin. Seine Unfähigkeit, ihr die Schmerzen zu lindern, peinigte ihn mehr als jede auf dem Schlachtfeld empfangene Wunde.

Angus wußte, daß sie sterben würde. Die Wehen kamen ohne Unterlaß – hatte eine aufgehört, begann schon die nächste. Ihre Kräfte verließen sie. Er neigte sich ihr näher zu und flüsterte: »Aye, Elizabeth, ich werde deine Bitte ehren.«

Auf seine Worte hin hob Elizabeth für einen Augenblick die zitternden Lider und schloß sie wieder. Unter einer gewaltigen Wehe versteifte sich ihr Körper, verkrampften sich die Muskeln, bis die Wehe in unerträglichem Schmerz gipfelte. Ein völlig anders gearteter Schrei durchdrang das Gemach, dann folgte ein klägliches Wimmern.

»Laird, es ist ein entzückendes Mädchen.« Die Hebamme hielt das Kind hoch.

Elizabeth schlug die Augen auf, ein schwaches Lächeln trat auf ihre Lippen. »Vergiß es nicht ... Angus. Schicke unsere Brittany nach England.« Ihre Augen schlossen sich; sie holte tief Luft und ergab sich der letzten Wehe. Ein zweites zartes Wimmern ertönte.

»Laird, da ist noch ein Kind!« Die Hebamme hob das zweite Kind hoch.

Der Laird blickte auf; seine Augen weiteten sich beim Anblick des Zwillings. Doch er konnte für das Zweitgeborene nicht mehr als einen kurzen Blick erübrigen, denn er wußte, daß Beth ihren letzten Atemzug getan hatte, um dem Kind den ersten zu ermöglichen. Mit einem traurigen Lächeln wandte er sich seiner Frau zu und deckte die Hand über das stille Gesicht der Geliebten. »Ruhe in Frieden, Elizabeth. Heute nacht hast du uns geschenkt, was wir uns wünschten.«

Das plötzliche Weinen der Säuglinge schien seltsam unheimlich, als hätten auch sie den Verlust der Mutter gespürt und trauerten mit dem Vater. In seine betrübten Gedanken hinein vernahm Angus seine Kinder und blickte sie an. Zwillinge hatte niemand erwartet, und die Geburt des zweiten Kindes ließ eine Idee in ihm reifen. Ein komplizierter Plan entstand in seinem Kopf. Gewohnt, Entscheidungen zu treffen, nagte diese doch an seinem Herzen, doch er mußte es tun, um die Sicherheit beider Kinder zu gewährleisten.

Er wandte sich der Hebamme zu. »Trenne die Zwillinge. Das ältere Kind geht in die Heimat seiner Mutter, das jüngere bleibt hier.« Sein Blick heftete sich auf das Erstgeborene. »Jenna, bringe mir mein Kind«, sagte er zu der Magd.

Jenna gurrte dem weinenden Säugling Trostworte ins Öhrchen, während sie den Raum durchquerte, um dem Laird das Kind zu zeigen.

Angus berührte die zarte Wange des Säuglings und schaute dann die Frau an, die das Kind im Arm hielt. »Elizabeth hat dir vertraut, und auch ich werde dir vertrauen. Brittanys Großvater darf nie erfahren, daß zwei Erben geboren wurden. Hört er die Wahrheit, hört er, daß es einen zweitgeborenen männlichen Zwilling gibt, kann es dieses Mädchen das Leben kosten.«

Jenna schauderte bei der Vorstellung. Mord war nichts Außergewöhnliches in Schottland und England. Zu viele Kinder verloren lediglich aufgrund der Geburtsfolge ihr Leben. Sie senkte den Blick auf das hilflose, unschuldige Bündel in ihrem Arm.

»Jenna, du hast meiner Gattin gut gedient. Wirst du auch ihrem Kind dienen?«

Jenna schluckte. Sie wußte, was der Laird von ihr verlangte. Sie würde Schottland verlassen müssen. Sie betrachtete das süße Gesichtchen des Babys. »Aye, ich werde diesem Kind genauso treu dienen wie seiner Mutter. Ihr habt mein Wort. Von mir erfahren die Engländer ihr Geheimnis nicht.«

Kapitel 1

SCHOTTLAND, 1097

»Alec Campbell ist eingetroffen!« ging es bei Hofe wie ein Raunen von Ohr zu Ohr. Aufregung lag in der Luft, und alle schauten sich um, voller Erwartung auf den Anblick des legendären Alec Campbell.

Ruhig ließ der König den Blick über den Aufruhr in der Versammlung schweifen. Edgar strahlte Distanz und Autorität aus, während seine Höflinge erregt untereinander flüsterten. Sorgenvoll schaute er immer wieder zum Eingang. Alec Campbell war der Schlüssel zur Einigung Schottlands. Die bereits ausgehandelten Friedensverträge hingen von der Unterzeichnung des letzten und schwierigsten Paktes ab. Alecs Loyalität stand außer Frage, doch sein Stolz war eine andere Sache. Der Haß unter den Clans wurzelte tief. Was Edgar als König von Campbell als Schottlands Führer verlangen mußte, würde er als Freund niemals von ihm fordern. Nach dem heutigen Tag würde ihre Freundschaft vielleicht für ein Königreich geopfert sein.

Das Portal wurde aufgestoßen, und der vielgerühmte, aber selten zu sehende Laird trat ein. Die Frauen verschlangen den Mann mit den Augen. Der Anblick des großen, muskulösen Kriegers stand in nichts hinter der legendären Gestalt zurück. Der Schwarze Campbell. Alecs rabenschwarzes Haar war in Schottland zwar selten, aber typisch für den Clan der Campbell. Ob er seinen Beinamen seiner Haarfarbe oder seiner berüchtigten Gnadenlosigkeit verdankte, blieb ein Rätsel. Daß er so eine imposante Erscheinung war – was die Männer für nicht erwähnenswert gehalten hatten –, machte ihn noch anziehender. Die Damen entfernten sich unter fadenscheinigen Entschuldigungen von ihren Männern, um sich Campbell mit wägenden Blicken zu nähern. Er war kräftig, gutaussehend und, am wichtigsten, ungebunden.

Blitzende blaue Augen unter der rabenschwarzen Mähne taxierten die Frauen und wandten sich wieder ab. Er zog das Schlachtfeld vor. Dort kannte er den Feind, hier nicht.

Als sein Name ausgerufen wurde, marschierte er in den Saal, ohne das Spalier der Damen eines Blickes zu würdigen. In soldatischer Manier trat er direkt vor seinen König. Es widerstrebte ihm niederzuknien, wie andere es getan hätten, und er neigte nur den Kopf.

»Ihr habt nach mir geschickt.« Ruhig, kurz und bündig grollte der tiefe Bariton Campbells wie ferner Donner, der dennoch weithin zu vernehmen ist.

Lady Melvina lachte leise über eine solche Arroganz und neigte sich ihrer Nachbarin zu. »Er ist stolz wie Luzifer.« Auch Lady Gwen musterte den dunkelhaarigen Clanführer eingehend. Nichts an seiner Haltung deutete Unterwürfigkeit gegenüber seinem König an. »Kennt Ihr Eure Bibel, my Lady? Luzifer war der in Ungnade gefallene Engel.«

Die Warnung trieb ein Lächeln auf Lady Melvinas Lippen. »Dann besteht keinerlei Anlaß zur Sorge.« Während ihr Blick auf Campbell haftete und sie Lady Gwens Verwirrung spürte, trat ein leises, verschmitztes Funkeln in ihre Augen. »Man wird Campbell nie für einen Engel halten.«

Der König, prachtvoll in den schottischen Farben gekleidet, empfing den Laird mit einer Kühle, die allen anderen seine Autorität bewußt werden ließ. Campbell, weder unterwürfig noch eingeschüchtert, erwiderte den Blick.

Der König hob gemessen die Hand und gab damit das Zeichen, den Saal zu räumen. Wenige Augenblicke später standen sie einander allein gegenüber, Auge in Auge, König und Laird, von Mann zu Mann. Kein anderer Laird würde seinem Herrscher als Ebenbürtiger gegenübertreten, kein anderer König hätte es geduldet. Bewunderung, Vertrauen, Achtung – schon in ihrer Jugend hatten sich unlösbare Bande geknüpft, als sie nicht den Feind, sondern sich gegenseitig bekämpften. Seit jenem ersten Zusammentreffen hatten Edgar und Alec zu viele Schlachten gemeinsam geschlagen, um nicht einer des anderen Innerstes zu kennen. Alec trug noch heute die Narbe der Wunde, die er empfing, als er Edgar das Leben rettete.

Plötzlich streckten sie gleichzeitig die Hände aus und umfaßten einander an den Armen. Die Zeit hatte ihre Freundschaft nicht getrübt und auch das Band, das sie zusammenschmiedete, nicht geschwächt. Unter vier Augen waren sie noch immer schlicht Alec und Edgar.

Der König löste sich aus der Umarmung und trat an den Tisch. »Ich muß mit einer wichtigen Angelegenheit an dich herantreten.« Edgar schenkte aus einer juwelenbesetzten Karaffe Wein in zwei Pokale und reichte den einen gedankenverloren seinem Laird.

Alec nahm den Kelch und wartete. Sein Lehnsherr neigte keineswegs zur Unentschlossenheit. Was immer seine Gedanken beschweren mochte, es war von äußerster Bedeutung. Augenscheinlich sehr nachdenklich durchmaß Edgar mit langsamen Schritten zweimal den gesamten Raum, bevor er sprach. »Englands König zeigt immense Gelüste. Wenn er seine heimischen Probleme gelöst hat, wird er, so fürchte ich, sein Augenmerk auf Schottland richten.«

Campbell schien bei dieser Feststellung das Blut in den Adern zu gefrieren. »Du erwartest Unruhen?«

Der König richtete seinen von Leidenschaft und der Bürde der Verantwortung brennenden Blick auf Alec. »Aye. Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Bedrohung größer. Ich muß die Clans einen. Schottland ist schlecht vorbereitet, würde England morgen zuschlagen. Zu viele interne Zwistigkeiten schwächen uns. Insbesondere dein Clan liegt, so mächtig er auch sein mag, ständig in Fehde mit Mactavish.«

Als der Name des gegnerischen Clans fiel, richtete Campbell sich unwillkürlich straffer auf. Er stand nicht da wie ein Laird, der seinen König anhört, sondern wie ein kampfbereiter Krieger.

Der König wies auf eine Mappe mit Papieren auf dem Tisch. »Ich habe Ehen zwischen den verfeindeten Clans arrangiert. Alle Verträge sind unterzeichnet, bis auf einen.«

Alec wußte, was nun folgte. Seine Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten, während er darauf wartete, daß der König fortfuhr.

»Der letzte noch zu unterzeichnende Vertrag betrifft den Clan Campbell und den Clan Mactavish.«

»Dann ist dein Plan zum Scheitern verurteilt!« Alecs dröhnende Stimme erfüllte den Saal, und seine Hand fuhr instinktiv ans Heft des Schwertes seines Vaters.

»Warum?« Der König blieb gelassen.

»Bei allen Heiligen, ich werde niemals einer Ehe zwischen meiner Schwester und dem Mörder ihres Vaters zustimmen.«

Mit ruhiger Autorität begegnete der König Alecs streitlustigem Blick. »Die beiden Häuser werden vereint, jedoch nicht durch deine Schwester. Durch dich selbst.«

Alec musterte Edgar mißtrauisch. »Und wie? Mactavish hat keine Tochter gezeugt.«

»Aye, es gibt eine Tochter. Sie ist nicht in Schottland, sondern in England aufgezogen worden.«

Brüllendes Gelächter unterbrach den Ernst des Gesprächs. »Eine an Englands Busen verwöhnte Blume. Sie wird keinen Tag überleben, geschweige denn das bis zur Scheidung vorgeschriebene Jahr.«

Der König furchte die Stirn. Daß englische Frauen schwache, rückgratlose Kreaturen waren, war allgemein bekannt. »Sämtliche Ehen müssen mindestens das vorgeschriebene Jahr überstehen. Falls einer der Bräute ein Unglück zustößt, wird ihr Tod nicht übergangen werden.«

Alec schnaubte. »Englisch und eine Mactavish. Du hättest keine Verbindung finden können, die mir mehr zuwider wäre.« Er schlug sich klatschend auf den Oberschenkel und blickte seinen König finster an. »Wann?«

»In zwei Monaten.«

»Du bist schnell, wenn du einen Entschluß gefaßt hast.«

»Also stimmst du zu.« Der König hob seinen Kelch und nahm den ersten Schluck Wein.

»Auf die Hochzeit.« Campbell zuckte mit den mächtigen Schultern. »Eine Frau hat keinerlei Bedeutung, eine englische sogar schon gar nicht. Aber daß eine Mactavish mir ausgeliefert sein soll?« Alec hielt inne, seine Lippen zuckten angesichts der Vorstellung. Doch sein Lächeln war kalt und hart wie der Mann selbst. »Nun, das ist ein Gedanke, der das Herz eines Campbell erwärmen kann.«

»Auf deine Hochzeit, Alec.« Der König erhob seinen Pokal. »Ich habe gegen den Feind gekämpft, ich habe den Feind getötet. Jetzt werde ich mit dem Feind schlafen.« Alec hob seinen Kelch hoch empor. »Auf den Kampf, den Krieg, den Sieg. Aye, Edgar, auf meine Hochzeit.«

Beide Männer lachten laut über Alecs Trinkspruch und besiegelten das Abkommen mit einem tiefen Schluck.

ENGLAND, 1097

Lord Gregory Wentworth legte das Schreiben nieder und starrte durchs Fenster auf seine Enkelin Brittany. Finster beobachtete er, wie sie ihrem Gegner im Kampftraining gegenübertrat. Sie war so verdammt klein. Keiner seiner Befehle und Anweisungen hatte erreicht, daß sie an Gewicht oder Größe zunahm. Sie sah aus wie ein bemitleidenswerter, an ein Schwert geschnallter Zwerg, aber nicht wie ein Soldat unter Waffen. Zufrieden stellte er fest, daß sie ihr Haar, wie befohlen, zurückgestrichen und geflochten hatte. Offen getragen erinnerten ihre wilden roten Locken allzu eindringlich an ihre heidnische Herkunft. Daß ihr die verhaßten Sommersprossen, die gewöhnlich mit einer solchen Haarfarbe .einhergehen, erspart geblieben waren, tröstete nur unvollkommen darüber hinweg. Sie war trotz allem eine halbe Schottin.

Erneut starrte er auf den Brief in seiner Hand und fühlte sich plötzlich alt. Zuerst wurde seine Tochter durch Verehelichung verschachert und jetzt auch seine Enkelin. Diesmal allerdings war es etwas anderes. Er hatte Brittany ohne die Annehmlichkeiten und Frivolitäten des Hofes erzogen. Sie war stark, selbständig. Sie würde ihn nicht so enttäuschen wie seine Tochter.

Brittany beeilte sich, dem Ruf ihres Großvaters Folge zu leisten. Ihr Kampftraining durfte gewöhnlich um keinen Preis unterbrochen werden. Wahrscheinlich befand sich England im Krieg. Vor der Tür ihres Großvaters holte sie tief Luft und trat dann ein.

Vom Schreibtisch her bedeutete Lord Gregory ihr geistesabwesend, Platz zu nehmen. Ihr Gesicht war von der Anstrengung gerötet, und ihre braunen Augen leuchteten gespannt, als sie seinem Blick begegnete. Ihr Großvater griff nach einem dünnen weißen Pergament.

»Das ist ein Brief von deinem Vater.« Seine tiefe Stimme übermittelte die Nachricht wie ein Kanonenschuß.

Der Hieb saß. Obwohl Brittany bei der Erwähnung des Schotten, der sie gezeugt und im Stich gelassen hatte, spürte, wie sich jeder einzelne Muskel anspannte, zwang sie sich zur Ruhe. Ohne Gefühle durchscheinen zu lassen, sah sie ihren Großvater abwartend an.

»Laird Mactavish hat eine Ehe für dich arrangiert.« Wenngleich er sich den Anschein gab, den Brief zu überfliegen, wußte Brittany doch, daß er nach einem Zeichen von Schwäche in ihrer Haltung spähte. Das war seine bevorzugte Taktik. Nicht ohne Grund trug ihr Großvater den Beinamen »der Silberfuchs«.

»Offenbar versucht der schottische König, die Clans durch Eheschließungen zu einen«, sagte er und legte den Brief nieder.

Brittany würde sich, im Gegensatz zu ihrer Mutter, keine Blöße geben, wenn sie hörte, daß sie einen barbarischen Schotten heiraten sollte. Elizabeth hatte getobt und geschrien, gejammert und geweint. Zwar fühlte Brittany sich ganz ähnlich, doch sie würde ihren Stolz nicht verraten. Mit einem gezwungenen Lächeln entgegnete sie: »Wolltet Ihr nicht vielmehr sagen: die kriegerischen Stämme?«

Die verwitterten Züge des alten Kämpen entspannten sich. »Dein Zukünftiger ist Laird Campbell.«

Unter dem scharfen Blick des Großvaters schlug Brittany die Augen nieder. Campbell war Englands grimmigster Widersacher, Edgars rechte Hand und der eingeschworene Feind ihres Vaters. Lieber Gott, das war ihr Todesurteil. Mit neunzehn Jahren war die Entscheidung zwischen Leben und Tod leicht: Sie wollte leben. Doch eine Bitte um Gnade hätte unverzüglich Strafe nach sich gezogen. Trotzdem blieb ihr die Hoffnung, daß ihr Großvater ihr vielleicht doch eine winzige Bedeutung zumaß. Mit erhobener Stimme verlangte sie: »Ihr müßt unseren König um Intervention bitten.«

Gregory ging um den Schreibtisch herum und hob Brittanys Kinn an. Seine Stimme klang rauh. »Du bist immer noch schottische Untertanin. Mactavish hat sich nicht von deiner Mutter scheiden lassen und nicht wieder geheiratet. Du bist seine einzige Erbin.« Gregory ließ ihr Kinn los und trat zurück. »Willst du durch Feigheit Schande über dieses Haus bringen?«

Brittany blickte den Mann an, der sie ohne Liebe oder Zuneigung aufgezogen hatte. War sie hier eine Außenseiterin, so würde sie in Schottland ausgestoßen sein. Verzweifelt sehnte sie sich nach Trost in den Armen des Großvaters, wußte aber, daß eine Umarmung weder willkommen war noch erwidert werden würde. Soldaten waren nicht sentimental. Sie stand auf und stellte sich aufrecht vor ihren Großvater, wie es von ihr erwartet wurde.

»Wann und wo?« Die Worte klangen steif und kalt.

»In vier Wochen. In Schottland.«

»Lady Brittany, habt Ihr nicht gehört? Die Schneiderin ist gekommen, um Eure Aussteuer zu richten.« Prustend und keuchend vom schnellen Lauf, stürmte Jenna ins Schlafgemach.

Wie üblich gekleidet wie ein Soldat, saß Brittany auf dem Boden neben einer alten Truhe, ohne Jennas Aufregung zu bemerken. In den Händen hielt sie das Hochzeitsgewand ihrer Mutter. Mit sanften Fingern strich sie über den sehr alten Stoff.

Jenna trat weiter in den Raum und sah das Gewand in den Händen ihrer Herrin. Das elfenbeinfarbene Linnen war fein und glatt, am Halsausschnitt mit feinem goldenem Faden in einem verschlungenen Muster abgesetzt. Die Farbe würde Brittanys Teint schmeicheln. Ein leises Stöhnen entrang sich Jennas Brust. »Lady Elizabeth ist tot. Laßt die Vergangenheit ruhen.«

»Wenn ich wie meine Mutter geopfert werden soll, werde ich das Gewand einer Märtyrerin tragen. Es ist angemessen, meinst du nicht auch?« Brittany hob den Blick, und trotz des zur Schau getragenen Muts bemerkte Jenna doch die Not und die Angst in den braunen Augen.

»Nicht doch, Kindchen. Ihr dürft nicht unablässig grübeln. Das bringt nur Sorgen«, tröstete Jenna, obwohl sie sich selbst durch den Heiratsbeschluß verraten fühlte. Was dachte Laird Mactavish sich nur dabei? Campbell! Er war der wildeste Krieger in ganz Schottland, und seine Launen waren Gerüchten zufolge noch schwärzer als seine Seele.

»Du weißt so gut wie ich, daß ich Jahr und Tag nicht überleben werde«, sagte Brittany mit leiser, ausdrucksloser Stimme.

»Still jetzt, dieses unsinnige Geschwätz schadet Euch nur«, bat Jenna, wenn auch wenig überzeugend. Wenn Campbell es wünschte, konnte er Brittany töten. »Daß Euer zukünftiger Gatte Schotte ist, heißt noch lange nicht, daß er Euch erschlagen wird.«

Brittany lächelte traurig. »Die Berichte von seinen siegreichen Schlachten, von seiner Kraft und seiner Rücksichtslosigkeit sind also übertrieben?«

Jenna schluckte. »Das heißt nicht, daß er eine Frau schlagen würde.«

»Schon, aber ich bin keine Frau. Ich bin eine englische Dame.« Brittany hob den Saum ihres Soldatenrocks und musterte den groben Stoff. »Ich bin nicht einmal eine Dame. Ich bin eine Soldatin.« Das blaue Wams glitt ihr aus den Fingern und fiel auf ihre Oberschenkel zurück. »Wer würde mich in dieser schlichten Kleidung für eine Frau, geschweige denn für eine Dame halten?«

»Ihr seid eine Dame und werdet immer eine Dame sein«, widersprach Jenna ihr rasch.

»Jenna, was würde ich nur ohne dich tun?«

»Wahrscheinlich würdet Ihr mehr Unfug anstellen als beide Könige zusammen«, antwortete Jenna und nahm ihrer Herrin das Hochzeitsgewand ab.

Als die Magd das Kleid an sich nahm, fiel Brittanys Blick auf etwas in der Truhe. »Was ist das?« fragte sie und hob einen Schleier, woraufhin ein mit Saphiren bestückter Dolch zum Vorschein kam. »Hat diese Waffe etwa meiner Mutter gehört?«

Die Frage ließ Jenna aufhorchen, sie drehte sich um und starrte auf den Dolch in der Hand ihrer Herrin.

»Aye. Sie hat ihn einmal gegen Mactavish gezückt.«

»Dann werde ich ihn auf meinem Weg nach Schottland tragen«, verkündete Brittany mit blitzenden Augen. Jennas tadelnder Blick traf sie. Er ernüchterte Brittany sekundenschnell. »Hat sie wirklich versucht, ihn zu erstechen?«

»Sie hat es nicht nur versucht«, sagte Jenna. »Sie hat ihn verwundet.«

Brittany konnte es nicht glauben und suchte die Bestätigung für das eben Gesagte in Jennas Blick. Deren Miene blieb starr. Brittany flüsterte: »Erzähl.«

»Warum gerade jetzt? Ihr habt nie zuvor nach ihr gefragt.«

»Großvater sagt, sie war schwach, egoistisch und frivol.« Brittany schlug die Augen nicht nieder. »Ist das wahr?«

Jenna legte das Kleid aufs Bett, ging zu Brittany und nahm sie in den Arm. »Ich weiß nicht, wie Eure Mama in England war, wohl aber, wie sie sich in Schottland verhalten hat. Und ich glaube nicht, daß ein Mensch sich so schnell verändert. Sie war eine Dame.«

In der Erinnerung an jenen Hochzeitsabend lächelte Jenna. Ein Blick auf Brittany riet ihr jedoch, nicht in die Details zu gehen. »Elizabeth hat Mactavish in ihrer Hochzeitsnacht angegriffen.«

Brittany löste sich aus Jennas tröstenden Armen. »Sie war eine Dame, sagst du? Eine Dame, die ihren Gatten zu erstechen versuchte, noch dazu in ihrer Hochzeitsnacht?«

Jenna lachte warmherzig. »Aye. Sie war eine Dame, keine Frage, noch dazu eine sehr schöne. Voller Mut und Witz und Liebe.«

»Ich verstehe nicht.«

»Kind, was glaubt denn Ihr, was eine Dame ausmacht?«

Brittany hob die Hand und suchte nach den richtigen Worten. »Eine Dame ist so, wie die Frauen am Hof – vorzügliche Haltung, perfekt gekleidet, immer das rechte Wort auf den Lippen, niemals verlegen oder von Gefühlen hingerissen.«

»Woher wollt Ihr wissen, wie die Damen bei Hofe sind? Ihr wart nie im Königsschloß.«

»Ich muß nicht im Schloß gewesen sein, um zu wissen, woran es mir mangelt.«

»Wißt Ihr es denn nicht, Kind? Eine Dame ist eine Frau voller Sanftmut und Gefühl, die geben kann, lieben kann und in erster Linie sie selbst ist.«

»Jenna, so sind doch alle Frauen.«

»Aye. Jedes Mädchen, ob reich oder arm, kann eine Dame sein, wenn sie einen aufrechten Charakter hat.«

Brittany sah, wie Jenna das Kleid wieder an sich nahm. »Ich habe mir eine Strategie ausgedacht, eine, die verhindern wird, daß mein Gatte mich umbringt oder ich ihn.«

Brittanys Worte ließen Jenna wie vom Donner gerührt stehenbleiben. »Und wie wollt Ihr das erreichen?«

»Ich werde sanft und demütig sein. Dann kann er nichts an mir auszusetzen haben und wird mir nichts antun.«

Jenna vergaß, den Mund zu schließen. »Ihr? Sanft und demütig?«

Brittany holte tief Luft. »Ich kann es. Ich habe in den vergangenen zwei Wochen viel darüber nachgedacht.« Brittany zog ihr Schwert aus der Scheide und hielt es hoch. Mit geübten Bewegungen schwang sie die Waffe, die speziell für sie gefertigt worden war. »Ich bin geschickt, aber selbst meine Geschicklichkeit kann mich nicht vor einem Krieger schützen. So dumm zu glauben, die Ritter hätten ihre ganzen Kräfte bei unserem Training eingesetzt, bin ich nicht.« Brittany steckte das Schwert zurück und blickte Jenna an. »Nur durch Unterwerfung kann ich überleben. Nur diese Strategie wird den Sieg gewährleisten.«

»Und was ist mit der Fleischeslust, Mädchen?«

Brittanys Wangen röteten sich. »Ich werde spröde sein.«

»Spröde? Ihr? Aber wird nicht Euer wildes Temperament durchbrechen, wenn der Blick Eures Gatten hungrig ist und Ihr seine Lust auf Fleisch erkennt?«

»Dann bin ich gleichgültig. Ich werde mir etwas überlegen, wenn es soweit ist.«

Jenna konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als sie sah, daß es dem Mädchen ernst war. »Von Krieg und Sieg verstehe ich nicht viel, wohl aber von Liebe und Lust. Besser wäre es, Ihr würdet Euren Gatten bezaubern. Verliebt in Euch, ist der Mann machtlos.«

»Jenna, Liebe gibt es nicht. Großvater sagt, Liebe ist Nahrung für Dummköpfe.«

»Aye, in diesem Haus gibt es keine Liebe. In der Welt draußen aber gedeiht sie. Und achte auf meine Worte: Die Liebe ist mächtiger als der Haß Eures Großvaters oder Eure närrischen Strategien.«

»Meine närrischen Strategien?« Empört fuhr Brittany zu ihrer Magd herum.

»Aye. Ihr spielt den Soldaten, seit Eure Großmutter starb und Euch in der Obhut Eures Großvaters zurückließ. Habt Ihr in den verflossenen fünf Jahren denn nichts gelernt? Mit Eurem Mut und Eurer Stärke kann Euer Großvater es nicht aufnehmen, sonst hättet Ihr seine grausame Erziehung nicht überlebt. Ihr habt die Chance, Brittany Mactavish zu sein, ein tapferes und schönes Mädchen. Nehmt sie wahr. Ihr solltet nicht planen wie ein Soldat vor der Schlacht. Es ist ein Fehler, sich für etwas auszugeben, das man nicht ist – eine sanfte Jungfrau in Eurem Fall –, um diesen Gatten zu täuschen, den Ihr noch gar nicht kennt. Bevor Ihr nach Schottland reist, Mädchen, müßt Ihr noch einige harte Wahrheiten begreifen lernen.«

»Die Wahrheit kenne ich. Dadurch wird es allerdings nicht leichter, sie hinzunehmen.«

Jenna verließ das Gemach. »Hier habe ich versagt, in Schottland aber werde ich nicht versagen. Ich werde eine Dame sein, und wenn es mein Tod ist«, flüsterte Brittany.

Kapitel 2

Zum ersten Mal in seinem Leben saß Brittanys Großvater mit dem Clan ihres Vaters gemeinsam in einer Kirche. Die eine Hälfte beherbergte den Clan Mactavish, die andere den Clan Campbell. Auch der König wurde erwartet. Während Jenna Brautgewand und Schleier richtete, spürte Brittany ein unwohles Gefühl im Magen. Gern wäre sie fortgelaufen, sogar gestorben, doch derartige Fluchtwege waren einer Dame versagt. Brittany wollte ihrem Großvater keine Schande machen.

Jenna reichte ihr die Bibel. »Erlaubt denn keine Eurer Strategien ein kleines Lächeln?«

»Ich lächle doch, Jenna«, stieß Brittany mühsam hervor.

Die Magd musterte das ernste Gesicht ihrer Herrin. »Dann blickt lieber finster. Eine demütige Dame zeigt ein mürrisches Gesicht.«

Brittany warf Jenna einen bösen Blick zu, doch die Spannung in ihrem Inneren löste sich.

»Aye, schon viel besser, Mädchen. So seid Ihr eine hübsche Braut.«

Es klopfte an der Tür. Der Mann, der sie gezeugt hatte, wartete darauf, sie seinem ärgsten Feind zu übergeben.

Brittany blickte ihre Magd an. Beide Frauen wußten, daß nun der Zeitpunkt gekommen war. Die Braut zeigte weder ein lächelndes noch ein mürrisches Gesicht, als sie den Schleier zurechtzupfte und auf die Tür wies.

Alle Köpfe wandten sich ihr zu, als sie die Kapelle betrat. Laird Mactavish bot ihr seinen Arm, doch Brittany nahm ihn nicht. Ihrem Erzeuger gegenüber mußte sie nicht demütig und fügsam sein. In ihrem Herzen war zuviel Feindseligkeit, um ihm höflich begegnen zu können.

Angus Mactavish stand neben ihr; seine scharfen braunen Augen suchten die verschleierte Frau einzuschätzen. Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich jedoch und ließ den dargebotenen Arm sinken. Als sie vortrat, blieb er an ihrer Seite.

Jeder Schritt brachte sie dem ihr bestimmten Mann näher. Sie spürte die Blicke der Anwesenden und bereute es, auf den stützenden Arm des Vaters verzichtet zu haben. Sie empfand den Haß, die Neugier, die Verachtung der anderen. Sie straffte kampfbereit die Schultern und hob den Kopf.

Brittany ließ den Blick den Gang entlangschweifen bis zum Altar, und sie erstarrte innerlich. Ein leises Keuchen fing sich in ihrer Kehle. Drei Stufen erhöht, vor dem Altar, stand Laird Campbell. Großer Gott! Der Heide trug in der Kirche seine volle Rüstung. Sein Helm verbarg seine Gesichtszüge. Der Mann erschien ihr wie ein Riese, und je näher sie ihm kam, desto mächtiger dräute er über ihr.

Seine barbarische Erscheinung ließ ihren Herzschlag in den Ohren dröhnen. Sein Haar war schwarz und lang, ein Vollbart rahmte sein Gesicht, dunkel und wild wie seine Mähne. Angst packte sie und steigerte sich mit jedem Schritt. Sein Blick war hart, ohne eine Spur von Willkommen oder wenigstens Bereitwilligkeit. Das Funkeln der blauen Augen begleitete ihre Schritte und beraubte sie der mühsam bewahrten damenhaften Haltung, stellte sie bloß als Frau.

Die Schritte verhallten wie eine geheimnisvolle Warnung in der bedrückend stillen Kirche. Am Ende des Mittelganges verharrten Brittany und ihr Vater. Der Priester musterte die Versammelten voller Sorge und trat vor. »Wer übergibt diese Frau in den Stand der Ehe?«

»Ich«, tönte Mactavishs Stimme. Er führte Brittany nicht weiter, und auch der ihr bestimmte Mann reichte ihr nicht seinen Arm.

Brittany kochte vor Zorn. Zuerst versuchte Campbell sie einzuschüchtern, dann versagte er ihr die grundlegendste Höflichkeitsgeste. Der Priester räusperte sich und bedeutete Brittany vorzutreten.

Wie eine heiße Welle spürte Brittany ihre Verlegenheit und war froh, daß der Schleier sie vor neugierigen Augen verbarg. Sie hob den Saum ihres Kleides und stieg die drei Stufen zum Altar empor, um gemessen ihren Platz an der linken Seite Campbells einzunehmen.

Der Bräutigam zog sein Schwert, und instinktiv schloß Brittany ihre Finger um den Dolch ihrer Mutter. Noch bevor sie ihn aus dem Gürtel ziehen konnte, rammte ihr Bräutigam sein Schwert vor dem Altar in den Holzboden.

»Laird Campbells Zeremonienschwert und sein Stellvertreter«, dröhnte die tiefe Stimme. Der harte Klang von. Macht durchfuhr die Versammelten wie ein Schock.

Ärgerliches Gemurmel erfüllte die Kirche, während Brittany das Schwert anstarrte. Daß Campbell einen Stellvertreter zu seiner Trauung schickte, war eine Beleidigung für ihre Familie und vor allem für sie selbst. Zwar hatte er sich Gesetz und König unterworfen, dafür aber öffentlich seine Verachtung für seine Braut und ihren Clan bekundet. Die Schande verbrannte sie; und der Rubin im Heft des Schwertes schien spöttisch zu zwinkern.

Brittany zog den Dolch aus ihrem Gürtel und verbarg ihn unter ihrer Bibel. Der Priester wies sie an , näherzukommen und neben dem Schwert niederzuknien. Sie trat heran und hob ihren Dolch. Mit viel Anmut und Kraft trieb sie ihn neben dem Schwert des Campbell in den Boden.

Sie hörte, wie erneut ein Raunen durch die Trauungsgäste ging, und das bereitete ihr Genugtuung. »Lady Mactavishs Stellvertreterin«, übertönte ihre klare Stimme das Gemurmel in der Kirche,

Der Priester legte die Stirn in sorgenvolle Falten. Angesichts seines Unbehagens folgte Brittany der Richtung seines Blicks. Die versammelten Schotten maßen sich mit Mordlust in den Augen. »My Lady, besinnt Euch. Nach der Trauung seid Ihr Ehefrau und dem Mann unterworfen, den Ihr jetzt beleidigt.«

Brittany trat hinter ihren Dolch zurück, dem Beispiel des Schotten folgend, der hinter sein Schwert getreten war. Da dieser Mann noch nicht ihr Gatte war, mußte sie zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht sanft und demütig sein. Verborgen hinter dem Schleier, bedachte sie den Schotten mit einem vernichtenden Blick, bevor sie sich wieder mit brennenden Augen dem Priester zuwandte. »Was wollt Ihr damit sagen, Vater? Ich folge lediglich dem Beispiel meines Herrn.«

»Nun macht schon«, befahl der riesige Schotte.

Der Priester, solche Töne nicht gewohnt, vergaß, den Mund zu schließen. Zunächst wollte er offenbar aufbegehren, doch ein Blick auf die düstere Miene des Schotten belehrte ihn eines Besseren. Unwillig begann er mit der Zeremonie und zeigte den Brautleuten deutlich seine Mißbilligung. Beide schienen sich nicht sonderlich um die verletzten Gefühle des Kirchenmannes zu scheren.

Brittany gab ihr Jawort mit trotziger, verächtlicher Stimme, der Schotte kurz und barsch.

Während der Feier rückte der Schotte immer näher an Brittany heran. Der unerwartete Körperkontakt war ihr unangenehm. Unauffällig versuchte sie, ihn wegzudrängen, doch er ließ es nicht zu. Als der Priester den Segen über die Ringe sprach, stieß sie dem Stellvertreter kräftig den Ellbogen in die Rippen, aber auch das beeindruckte ihn nicht. Sie hielt sich trotzdem tapfer, zeigte keine Schwäche. Obwohl sie sein Bein an ihrem fühlte, trotz seiner warmen Berührung ließ sie sich nichts anmerken. Seine Nähe allerdings verwirrte sie völlig. »My Lady, würdet Ihr den Friedenskuß gewähren?« Mit merkbarer Ungeduld wiederholte der Priester seine Aufforderung.

»Ja«, flüsterte Brittany. Sie wußte, daß sie den Kuß anbieten mußte. Aber wem? Ihr Bräutigam war nicht erschienen, und sie dachte nicht daran, diesen Mann, seinen Stellvertreter, zu küssen.

Angesichts ihres Zögerns deutete der Priester diskret auf das Schwert.

Brittany machte einen Schritt darauf zu, doch bevor sie vor dem Schwert niederknien konnte, griff der Schotte zu und riß es hoch. Er hob die Waffe vor den Versammelten in die Höhe und küßte es dann. Mit einem teuflischen Lächeln für Brittany drückte er die Lippen auf den Rubin. Nach diesem Kuß hielt er das Schwert auf den offenen Handflächen. Sein Blick verspottete Brittany, während er darauf wartete, daß sie das Heiratsversprechen mit dem obligatorischen Kuß besiegelte. Drei Schritte trennten das Paar. Mit jedem Schritt, den sie tat, spürte Brittany, daß etwas verlorenging: ihre Unabhängigkeit, ihre Identität, ihre Individualität. Wenn sie ihren Mund zum Kuß geboten hatte, war sie nicht mehr Brittany Mactavish. Dann war sie nichts weiter als die Braut des Campbell.

Der Priester räusperte sich erneut, als die Braut vor dem Schotten stand. »Mein Sohn, Ihr habt das Schwert über das Haupt der Dame erhoben.«

Ohne den Blick von der verschleierten Dame zu wenden, erwiderte der Schotte: »Das Schwert der Campbells ist am heutigen Tag mehr als genug erniedrigt worden. Falls die Dame eine Campbell sein will, soll sie doch zugreifen.«

Brittany wußte, daß der Priester dieser Herausforderung hilflos gegenüberstand, wenn er sich nicht den Zorn des Clans zuziehen wollte. Unter den neugierigen Blicken der Anwesenden trat er abwartend zurück. Die Stille wurde unerträglich. Niemand rührte sich, niemand sprach ein Wort. Der eine Clan hoffte, Brittany würde versagen, der andere betete um das Gegenteil.

Brittany holte tief Atem und schloß die Augen. Sie war allen Blicken ausgeliefert und gedachte nicht zu versagen. Ruhig atmete sie aus und öffnete, wenn auch widerwillig, die Augen. Hier ging es um Pflicht und Ehre, doch das Lachen in den Augen des Stellvertreters machte die Aufgabe so schwer.

Sie wandte sich dem Priester zu und reichte ihm ihre Bibel. Ihre Finger waren weiß und schmerzten, weil sie das Buch so verkrampft umklammert hatte. Mit tauben Händen schob sie den zarten Schleier zurück und hatte das Gefühl, damit ihren einzigen Schutz preiszugeben. Jetzt war ihr Gesicht der allgemeinen Begutachtung ausgesetzt; jede Miene würde eingeschätzt und abgewogen. Mit der Entschlossenheit eines Soldaten und der Entschiedenheit einer Dame schwor sie sich, dem Klatsch keine Nahrung zu bieten.

Mit beherrschter Miene wandte sie sich dem Mann mit dem Schwert zu. Sie stützte sich mit den Händen an seiner Brust ab, stellte sich auf die Zehenspitzen und hob das Kinn. Ihr Gesicht reichte gerade eben bis an das rubingeschmückte Heft des Schwerts. Ihre Augen waren auf gleicher Höhe mit den seinen, als sie die Lippen auf den Edelstein drückte. In dem Moment, da ihre Lippen den kalten Stein berührten, vollführte der Mann die gleiche Mundbewegung. Ihr Gesicht brannte vor Empörung, und sie wich hastig zurück.

Der Schotte lachte leise über ihre Reaktion und trieb das Schwert wieder in den Boden vor dem Altar. Er zog den Dolch heraus und reichte ihn Brittany, damit dieser ebenfalls den Kuß erhielte.

Brittany wollte ihm um nichts nachstehen, riß ihm den Dolch aus der Hand und hob ihn hoch, wie er zuvor das Schwert. In seinen Augen stand eine Herausforderung, als sie den Dolch auf die Höhe ihres Gesichts senkte. Der Saphir war kalt an ihren Lippen, doch sie zwang sich, den Edelstein eine gestrichene Minute lang zu küssen, bevor sie den Dolch dem Schotten reichte.

Er lächelte über ihr Vorgehen und hob den Dolch, bevor er die Lippen darauf drückte. Als der Saphir mit seinem Mund in Kontakt kam, ließ er Brittany nicht aus den Augen. Die Sekunden dehnten sich zu Minuten, und ihr Gesicht wurde warm. Ein rosiger Schimmer legte sich über ihre zarten Wangenknochen und ihren Hals, doch sie wich seinem Blick nicht aus.

Er lächelte leicht und zwinkerte ihr zu, bevor er den Dolch senkte. Statt ihn wieder in den Boden zu treiben, steckte er ihn in seinen Gürtel und trat erneut an Brittanys Seite.

Der Priester beendete die Zeremonie und bedeutete dem Paar, ihm zurück in den Vorraum zu folgen, wo die Urkunde unterzeichnet werden sollte. Brittany trat an das Schwert und versuchte, es aus dem Boden zu ziehen, doch es gelang ihr trotz aller Anstrengung nicht.

Der Schotte wollte ihr helfen, sie aber schlug seine Hand fort. »Das will ich allein erledigen.« Sie versuchte es erneut, doch das Schwert rührte sich nicht.

»Der Priester wartet.« Der Schotte zog das Schwert mühelos aus dem Holzboden und reichte es Brittany mit ernstem Gesicht. »Vielleicht hilft deine Starrköpfigkeit dir, die Ehe zu überstehen, im Bett allerdings wird sie wohl von Nachteil sein.«

Brittany ging um ihn herum, zu zornig, um die Bemerkung einer Antwort zu würdigen. Mit hocherhobenem Kopf folgte sie dem Priester. Die Geräusche der aufbrechenden Hochzeitsgäste hallten von den Wänden wider, als wollten sie Brittany verhöhnen.

Mit einem unwirklichen Gefühl griff Brittany zur Feder und leistete ihre Unterschrift. Jetzt war sie eine verheiratete Frau. Der Schotte nahm ihr die Feder aus der Hand, verstellte ihr die Sicht und schrieb seinen Namen unter den ihren.

Der Priester drehte das Buch um und unterzeichnete seinerseits. Seine Augen weiteten sich, als er die Namen las. Lady Brittany Mactavish und Laird Alec Campbell. Der Kirchenmann hob den Blick zu dem Schotten und las eine Warnung in dessen Augen.

Der sonderbare Blick des Priesters befremdete Brittany. »Vater, stimmt irgend etwas nicht?«

Der Priester sah den Schotten noch einen Moment an und wandte sich dann um. »Nein, alles hat seine Ordnung.« Mit schuldbewußter Miene schrieb er seinen Namen auf die Urkunde. Ohne die Braut anzusehen, streckte er die Hand aus. »Der König erwartet Euch im Nebenraum.«

Brittany drehte sich um und schritt auf die Tür zu, die der Priester gewiesen hatte. Als der Schotte an ihre Seite kam, fuhr sie voller Empörung zu ihm herum. »Der König erwartet mich. Ich benötige keinen Begleiter.«

Der Schotte lächelte über ihren Unmut. »Der König erwartet uns beide.« Er nahm ihren Arm und ging zielstrebig zur Tür, ohne ihre widerstrebenden Schritte zu beachten. Er öffnete die Tür und verneigte sich tief. »Nach Euch, Lady Brittany.« Brittany bedachte ihn mit einem warnenden Blick und betrat den Raum. Mit einem Willkommenslächeln erhob sich der König, um sie zu begrüßen. »Eine hübsche Braut, mein Lieber.«

Sie war noch nie einem König gegenübergetreten, doch Edgar von Schottland war anders, als sie erwartet hatte. Er war jung, gutaussehend und freundlich. Um ihre Überraschung zu verbergen, neigte Brittany den Kopf und versank in einem tiefen Knicks.

Der König ergriff ihre Hand. Er lächelte noch immer, als er sie aufrichtete. »Stelle ich eine Enttäuschung dar, Lady Brittany?«

Brittany fühlte, wie ihr bei der Bemerkung des Königs die Röte ins Gesicht stieg. Sie versuchte, ihm die Hand zu entziehen, doch er ließ nicht los.

»Sorgt Euch nicht. Ich bin nicht beleidigt«, sagte er unter leisem Lachen. »Für die Zukunft müßt Ihr lernen, diplomatischer zu sein. Euer liebliches Gesicht verrät viel zuviel. Aber der heutige Tag hielt auch einige Überraschungen für Euch bereit, nicht wahr, Lady Brittany Campbell?« Während er Betonung auf ihren vollständigen Titel legte, ließ er ihre Hand los, nicht aber ihren Blick.

Er war subtil und listig. Ein vernünftigeres Mädchen hätte geschwiegen, doch Brittany war dazu erzogen, stets ihre Meinung zu sagen. Einem Wortgefecht konnte sie ebensowenig ausweichen wie einem bewaffneten Kampf. Nicht im geringsten eingeschüchtert, lächelte sie den König an. »Ich habe tatsächlich einige Überraschungen erlebt, Sire. Wie gnädig von Euch, es zu bemerken.«

Edgar lächelte noch immer, wenn auch weniger herzlich. »Ihr fürchtet mich nicht?«

Ohne jede Vorwarnung veränderte sich seine Haltung. Sie war in der Defensive, ließ es sich jedoch nicht anmerken. »Sollte ich, Sire?«

Sein Gesicht zeigte kein Wohlwollen mehr, als er jetzt die Frau betrachtete. »Eine solche Frage an den König zu richten, kann für einen Untertanen gefährlich sein.«

»Nur, wenn der König ein Tyrann ist. Ich wiederhole: Sollte ich Euch fürchten?« fragte Brittany herausfordernd. Mit unbewegtem Gesicht sah sie ihm in die Augen.

Edgar lächelte, und diesmal erreichte sein Lächeln, wie Brittany bemerkte, auch seine Augen. »Ihr lernt schnell, Lady Campbell. Ich freue mich auf heute abend, wenn wir beim Hochzeitsfest unseren Witz messen können.«

Der Hinweis auf die abendlichen Festivitäten ließ Brittanys Lächeln erlöschen. »Darf ich offen reden, ohne Strafe fürchten zu müssen?««

Der König nickte bedächtig und musterte mit nachdenklichem Blick die Braut. »Unbedingt, Lady Brittany. Einer Frau zu begegnen, die nicht nur willens, sondern auch fähig ist, sich auszudrücken, ist ungewöhnlich.«

»Bin ich Eurem Befehl nachgekommen?« Ihr Tonfall war schärfer als beabsichtigt.

»Aye«, antwortete der König mit hochgezogener Augenbraue.

Brittany schluckte ihre Angst herunter. »Da mein Gatte nicht bei der Hochzeit anwesend war, werde ich nicht bei der Hochzeitsnacht anwesend sein.« Der verdutzte Blick, der ihren Worten folgte, ließ sie das Heft des Schwertes fester umklammern. Sie erstickte den Drang zurückzuweichen.

Edgar sah sie eindringlich an, und ihr Gesicht spiegelte seine ernste Miene. Er ließ den Blick zu dem Mann an ihrer Seite schweifen. Die unverhohlene Gleichgültigkeit im Gesicht des Kriegers ließ die Mundwinkel des Herrschers zucken, allerdings kaum merklich. Brittany hätte nicht beschwören können, es tatsächlich gesehen zu haben. Mit belustigt blitzenden Augen wandte er sich ihr wieder zu. »Seid Ihr nicht auch der Meinung, Euer Laird könnte das als feindliche Handlung auslegen?«

Brittany war sehr erleichtert, daß sie mit ihren Worten nicht den Unwillen des Königs erregt hatte, sein Humor allerdings verwirrte sie. »Mein Gatte, Sire, ist wahrscheinlich zu sehr mit Huren und Kämpfen beschäftigt, um meine Abwesenheit zu bemerken.«

Der Humor des Königs schwand so schnell, wie er aufgeflackert war. Er trat vor und legte die Hand um ihr Kinn. »Euer Gatte könnte auf Mactavish oder Wentworth marschieren.«

Brittany erblaßte. »Ich wünsche kein Blutvergießen um meinetwillen. Er hat nicht Mactavish oder England beleidigt, sondern mich. Wenn er unsere Ehe als Krieg betrachten will, dann soll er sie als Krieg zwischen einem Mann und einer Frau begreifen.«

Der König wandte sich an den Stellvertreter des Campbell. »Was haltet Ihr, Sir, von den Worten der Dame?«

Der Schotte bedachte Brittany mit einem flüchtigen Blick. Er lächelte, allerdings ohne jeglichen Humor. Es war ein kaltes, überlegenes Lächeln, das Brittanys Zorn weckte. »Campbell den Krieg erklären, heißt die eigene Niederlage besiegeln.«

Der Stellvertreter kehrte sich ihr zu und ließ seinen scharfen Blick über ihren Körper wandern. Er verweilte auf ihren Hüften, ihrer Taille und schließlich auf ihren Brüsten. Die Unverschämtheit brachte ihr Blut zum Sieden. Was für eine Demütigung vor den Augen des Königs! Sie straffte den Rücken.

»Welche Waffen wollt Ihr wählen? Euer Körper führt nicht einmal einen grünen Jungen in Versuchung, geschweige denn einen Mann. Eure Stimme ist einer Marktschreierin würdig, nicht geeignet für den Hof oder das Ohr eines Lairds. Ihr seid schlecht ausgerüstet für das Kräftemessen mit einem Mann, schon gar mit einem mächtigen Clanführer wie Eurem Gatten, dem Campbell.«

Brittany fuhr auf den Mann zu. Wie Feuer brannte es in ihr, als sie seinem verächtlichen Blick begegnete. Er wagte es, sie vor dem König zu verhöhnen. Sie hob das Zeremonienschwert und führte die Spitze an seine Kehle. »Unterschätzt mich nicht. Ich bin als Dame geboren und zum Kämpfen erzogen. Ich werde mich meinem Mann unterwerfen, wie das Gesetz es verlangt, doch Ort und Zeit bestimme ich.«

Ein Tropfen Blut zeigte sich am Hals des Stellvertreters.

»Hört mir gut zu, Schotte. Als ich von dieser Hochzeit erfuhr, war ich bereit, meinem Laird mit aller Würde und Anmut alle Rechte und Privilegien zuzugestehen, die einem Gatten gebühren, doch wenn Campbell Euch auch nur im geringsten ähnlich ist, dann wird es mir unmöglich sein.«

Kaum hatte sie das Schwert gesenkt, packte der Krieger ihr Handgelenk und hielt es fest. »Warum das, my Lady?«

Brittany wehrte sich gegen seinen festen Griff. »Liegt es nicht auf der Hand, Sir? Ich hege eine Abneigung gegen Euch.«

Der Schotte lachte über ihre Antwort. »Ich kenne Campbell besser als jeder andere Mann unter der Sonne. Ich denke, wir sind aus einem Holz geschnitzt.« Er drehte ihr den Arm auf den Rücken und zog sie an sich. »Ich beanspruche das Recht, die Braut zu küssen.«

»Das steht nur meinem Gatten zu.« Brittany wehrte sich heftig, als er sie näher an sich zog.

»Ich stehe hier als Stellvertreter Eures Gatten.« Seine Lippen bemächtigten sich ihres Mundes, kunstgerecht und erfahren, gegen ihren Widerstand. Je mehr sie sich ihm zu entwinden versuchte, desto hartnäckiger wurde sein Kuß.

Brittany war noch nie geküßt worden und auf den Aufruhr der Sinne nicht vorbereitet. Sie wollte nichts empfinden und tat es doch. Langsam stieg Wärme in ihr auf. Sie reagierte auf den Zauber und das Wundersame dieser Empfindungen.

Er hob den Kopf und musterte ihr weltentrücktes Gesicht. Er konnte den Blick nicht von ihr lösen. Doch mit dem Abklingen der durch den Kuß hervorgerufenen Hitze ließ auch die Wärme nach, die sie ausstrahlte. Vor seinen Augen verwandelte sie sich von einer heißblütigen Geliebten in eine empörte Jungfrau. Er lächelte und trat rasch zurück.

Verwirrt drehte Brittany sich zu Edgar um und verneigte sich tief mit brennendem Gesicht. »Entschuldigt mich, Sire.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, flüchtete sie aus dem Raum. Der König blickte ihr nach, bevor er sich an seinen Laird wandte. »Ich hatte die Absicht, die Clans zu einen.«

Campbell lachte leise. »Heute nacht werde ich die Clans vereinen, ob meine Gattin nun willens ist oder nicht.«

Edgar schlug seinen Ritter auf den Rücken. »Ich denke, du kannst diese willensschwache englische Blume unterwerfen.« Er lachte laut über seinen Scherz, und seine Augen blitzen vor Vergnügen. Alecs Augen allerdings nicht.

Brittany hastete den Mittelgang der leeren Kirche entlang. Jenna wartete an der Tür zum Brautgemach. Als die weißgekleidete Gestalt an ihr vorbeigestürmt war, schlug Jenna die Tür zu und drehte sich um zu ihrer Herrin.

»Ich habe nie geglaubt, daß Eure Strategie der Schüchternheit die richtige wäre. Nachdem ich nun aber Zeugin Eurer Hochzeit war, muß ich daran glauben, daß die Sanftmütigen die Erde beherrschen werden.«

»Wir reisen unverzüglich ab«, keuchte Brittany atemlos. »Entlasse die Männer meines Großvaters und suche einen Führer, der mich zur Burg meines Gatten bringt.«

»Aber die Festlichkeiten«, jammerte Jenna. »Ihr müßt teilnehmen.«

»Nay. Ich wage es nicht, einen Fuß in den Bankettsaal zu setzen. Sonst hocke ich in der Falle.«

Jenna eilte an die Seite ihrer Herrin. »Was habt Ihr getan?«

Brittany hob das Kinn. »Ich habe den Krieg erklärt.«

Kapitel 3

»Bist du sicher, daß wir dem Mann vertrauen können?« flüsterte Brittany mit einem Blick auf den großen, breitschultrigen Schotten, der ihnen vorausritt. Lächelnd betrachtete Jenna den Rücken Brian Mactavishs. »Aye. In ganz Schottland findet Ihr keinen anderen, der Euch sicherer zu Eurem Gatten bringen würde.«

Brittany legte die Stirn in Falten. Obwohl sie sich auf Jennas Menschenkenntnis verlassen konnte, beunruhigte sie etwas an diesem Mann. »Vielleicht ist es der Bart. Diese verfluchte Farbe gibt ihm ein so grimmiges Aussehen.«

Jenna zog die Augenbrauen hoch. »Schande über Euch, my Lady. Sein Haar ist vom gleichen Rot wie das Eure.«

Brittany sog angesichts dieses empörenden Vergleichs scharf die Luft ein. »Kupferkesselrot« war noch die freundlichste Beschreibung ihres Großvaters, wenn er die Farbe ihres Haars bezeichnen sollte. Der Vergleich war wenig schmeichelhaft, und heimlich bevorzugte sie ein anderes Bild. Ihre Stimme wurde weicher, als sie diese Vorstellung in Worte faßte.

»Die Farbe meines Haars entspricht auf die Nuance genau einem Sonnenuntergang im Sommer.« Ihr Blick schweifte nach vorn zu dem Reiter; sie musterte aus schmalen Augen seine feurige Mähne, die in der hellen Nachmittagssonne förmlich sprühte. »Sein Haar ist rot.«

Der Ausbruch ließ den Mann herumfahren. Seine Augen waren tiefblau, voller Lachen und Schelmerei. »Aye, my Lady Campbell, ich pflichte Euch bei.«

Ungläubig, mit offenem Mund, starrte Jenna Brian Mactavish an.

Brittany war überrascht und gleichzeitig erfreut über die Bemerkung des Schotten. Das Lächeln, das sie ihm schenkte, war selbstzufrieden, als es Jenna traf. »Siehst du, Jenna, mein Haar hat nicht den gleichen Farbton.«

»Den gleichen ...« stammelte Jenna, doch Brian fiel ihr ins Wort.

Er sprach mit Brittany wie mit einem kleinen Kind. »Hast du in all den Jahren in England denn nichts gelernt? Armes Mädchen, kennst du nicht das englische Sprichwort? Geht die Sonne rötlich unter, regnet’s tags darauf ganz munter; wenn sie in Grau zur Ruhe geht, nasser Tag bevor uns steht.«

Brittany wurde glühend rot. Natürlich, er machte sich über sie lustig. Daß Jenna ihr Vergnügen kaum verbergen konnte, half auch nicht viel. Deren Schultern bebten, und sie schnaufte vor unterdrücktem Lachen.

Brittany wünschte sich weit fort. Jennas Gebaren war lächerlich. Sie spürte, wie ihre Lippen zuckten und lächeln wollten. Doch sie gab sich nicht geschlagen. Mit zitternden Lippen wandte sie sich an den Schotten. »Mein Haar hat die Farbe des Sonnenuntergangs, vergeßt das nicht, Schotte.«

»Aye, my Lady, ich will’s nicht vergessen. Der Sonnenuntergang ist rot.« Das lächerlich feierliche Gesicht des Mannes ließ Jenna laut auflachen, und selbst Brittany lächelte angesichts der ernsten Stimme.

Jenna wischte sich die Augen. »Aye. Schottland hat mir gefehlt.«

Schweigend ritten die drei weiter. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit schlugen sie ihr Lager auf. Jenna und Brian Mactavish plauderten munter, während Brittany stumm beim Feuer saß. Sie fröstelte in ihrem leichten Hochzeitsgewand und wickelte sich fester in die Decke, die Mactavish ihr über die Schultern gelegt hatte. Zeit zum Umkleiden war nicht geblieben, nicht einmal soviel, um sich noch einen Mantel zu holen.

Ohne auf das Gerede über Schottland zu achten, dachte Brittany an ihren Gatten. Sie hatte sich von ihrem Stolz beherrschen lassen und durfte diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Wenn sie Campbell gegenübertrat, würde sie sich benehmen wie eine Dame und beten, daß dieser Mann, sein Stellvertreter, nicht zugegen war, um ihre Niederlage zu bezeugen.

»Was bedrückt Euch, my Lady?« Jennas Worte unterbrachen sie in ihren wirren Gedanken.

»Ich überlege, wie ich Campbell gegenübertreten soll.«

»Ihr hättet nicht abreisen dürfen. Es war närrisch, sich vor dem Empfang fortzustehlen«, tadelte Jenna in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran zuließ, daß das überstürzte Handeln ihrer Herrin ihr nicht behagte.

»Ich konnte nicht bleiben«, gab Brittany niedergeschlagen zu. »Dafür werde ich teuer bezahlen. Aber es ist nun mal geschehen.«

»Aye. Vielleicht ist Campbell ja milde gestimmt und vergibt Euch«, tröstete Jenna wenig überzeugend.

Der Schotte schenkte Tee in einen Becher und reichte ihn der Dame. »Meint Ihr nicht, daß die Wahrheit der beste Weg sein könnte?« fragte er.

Brittany lächelte halbherzig und selbstironisch. Sie stand auf und trat Brian Mactavish gegenüber. Mit demütiger Miene streckte sie flehend die Arme aus. »Vergebt mir, Laird Campbell. Ich wünschte Euch das Gefühl der Demütigung in einer Hochzeitsnacht ohne Braut, so wie ich es während der Trauung ohne Gatten empfand.«

Auf Brians skeptischen Blick hin ließ sie niedergeschlagen die Schultern sinken. »Ich bin überzeugt, jeder Gatte, ob schottisch oder englisch, würde einen solchen Vergeltungsschlag seiner Gattin als gerechte Sache betrachten.« Sie setzte sich zu Jenna. »Ich muß mir eine Begründung einfallen lassen, die Campbell akzeptieren kann.«

Jenna verzog das Gesicht und murmelte: »Ich denke, Brian hat recht. Diese Kränkung ist nicht mehr abzumildern.«

Brittany beugte sich vor. »Brian, Ihr seid ein Mann. Was würde Euer Herz einer Dame gegenüber erweichen, die vor der Hochzeitsnacht geflohen ist?«

Brian sah sie an, und Brittany war verwundert über das Mitgefühl und tiefe Verständnis in seinem Blick. »Vielleicht, wenn Ihr Euch auf jungfräuliche Scheu beruft und Euch seiner Gnade ausliefert. Dann könnte dem Stolz Campbells Genüge getan werden.«

Brittany starrte in sein ernstes Gesicht. »Ihr scherzt doch nicht etwa? Ein Mann würde die Angst einer Frau akzeptieren?« Der Gedanke war ihr so fremd, daß sie ihn nie in Erwägung gezogen hätte.

Bevor Brian antworten konnte, zerriß ein lauter Schlachtruf den Frieden des Tals. Auf der Lichtung standen plötzlich Campbells Krieger. Düstere Männer mit gezückten Schwertern umringten die drei. Brian sprang auf und zog sein Schwert.

Ein Mann löste sich aus der in den Farben der Campbells gekleideten Gruppe und trat in den Feuerschein. Brittany fühlte sich plötzlich schwach. Es war der Stellvertreter. »Ich komme, um die Braut Campbells zu holen.«

Brittany griff nach dem Stellvertreter-Schwert, trat an Brians Seite und legte die Hand auf seine. »Senkt Eure Waffe. Ich bewundere Euren Mut, will aber nicht, daß Ihr Euer Leben laßt. Wir sind zahlenmäßig unterlegen.«

Brian stand da mit gespreizten Beinen, kampfbereit – mit hartem Gesicht und aggressiver Haltung. Er bot einen imposanten Anblick, nicht weniger grimmig als sein Gegenüber. Brittany kannte die Anzeichen eines bevorstehenden Kampfes.

»Wollt Ihr an meinem Hochzeitstag Blut vergießen, Sir?« fragte Brittany. »Diese Hochzeit macht diesen Mann zu Eurem Verbündeten.«

Finster blickte Brian erst Campbell, dann die Dame an. Er senkte sein Schwert und schob es in die Scheide.