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Ist Liebe stärker als Stolz? Der historische Liebesroman »Highland Love – Das Verlangen des Highlanders« von Gerri Russell als eBook bei venusbooks. Man nennt ihn den »Schwarzen Wolf von Schottland« – kein anderer Krieger wirft sich den Feinden der Highlands so unerschrocken entgegen wie Douglas Stewart, der Sohn des Königs. Muss er nun zum ersten Mal gegen seinen Willen Gehorsam zeigen? Douglas ist außer sich, als er den Befehl erhält, eine Frau zu heiraten, die er nie zuvor gesehen hat. Zwar ist er vom ersten Moment von der Anmut der zarten Isobel gefangen – aber ganz sicher nicht bereit, sich auf diese unerwünschten Gefühle einzulassen! Zwischen ihm und der geheimnisvollen Lady entflammt ein gefährlicher Tanz voller Ablehnung und Begehren. Doch Douglas ahnt nicht, welches Erbe Isobel hütet … und wer darum unbarmherzig Jagd auf sie macht! »Dieser Roman ist ein ergreifendes, kraftvolles Lesevergnügen, das Sie sich nicht entgehen lassen dürfen!« New-York-Times-Bestsellerautorin Sabrina Jeffries Jetzt als eBook kaufen und genießen: das Romantik-Highlight »Highland Love – Das Verlangen des Highlanders« von Gerri Russell. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 496
Über dieses Buch:
Man nennt ihn den »Schwarzen Wolf von Schottland« – kein anderer Krieger wirft sich den Feinden der Highlands so unerschrocken entgegen wie Douglas Stewart, der Sohn des Königs. Muss er nun zum ersten Mal gegen seinen Willen Gehorsam zeigen? Douglas ist außer sich, als er den Befehl erhält, eine Frau zu heiraten, die er nie zuvor gesehen hat. Zwar ist er vom ersten Moment von der Anmut der zarten Isobel gefangen – aber ganz sicher nicht bereit, sich auf diese unerwünschten Gefühle einzulassen! Zwischen ihm und der geheimnisvollen Lady entflammt ein gefährlicher Tanz voller Ablehnung und Begehren. Doch Douglas ahnt nicht, welches Erbe Isobel hütet … und wer darum unbarmherzig Jagd auf sie macht!
»Dieser Roman ist ein ergreifendes, kraftvolles Lesevergnügen, das Sie sich nicht entgehen lassen dürfen!« New-York-Times-Bestsellerautorin Sabrina Jeffries
Über die Autorin:
Gerri Russells große Leidenschaft ist das Schreiben – sei es als Journalistin, Kolumnistin oder Autorin historischer Liebesromane. Für ihr Werk wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten »Gold Heart Award« der Romance Writers of America. Gerri Russell lebt mit ihrer Familie in der amerikanischen Pacific-Northwest-Region.
Mehr Informationen über die Autorin gibt es auf ihrer Website: www.gerrirussell.net
Bei venusbooks veröffentlichte Gerri Russell bereits ihren Roman »Highland Love – Die Liebe des Highlanders«.
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eBook-Neuausgabe Juli 2020
Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2007 unter dem Originaltitel »Warrior’s Bride« bei Dorchester Publishing, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Der Sehnsucht verfallen« im Heyne Taschenbuch.
Copyright © der deutsche Erstausgabe 2010 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Copyright © der Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/johnbraid und Adobe Stock/VJ Dunraven
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-95885-801-5
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Gerri Russell
HIGHLAND LOVEDas Verlangen des Highlanders
Roman
Aus dem Amerikanischen von Ralph Sander
venusbooks
Isle of St. Kilda, Schottland 1353
Sie hasste die Dunkelheit.
Lady Grisel Grange zog unwillkürlich an ihren eisernen Fesseln. Die Nacht würde jeden Augenblick über sie hereinbrechen. Gebannt starrte sie auf den orangefarbenen Lichtstreifen, der sich seinen Weg durch die schmale Schießscharte in der Mauer bahnte.
Die Angst ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen, als sich das Orange in ein tiefes Rot veränderte. Sie war mit dem Entsetzen, das sie jede Nacht überkam, genauso vertraut wie mit jeder Fuge in dem kalten Mauerwerk hinter ihr.
Immerhin hatte sie vier Monate Zeit gehabt, um sich jedes Detail ihres Gefängnisses einzuprägen. Vier Monate, in denen sie darüber nachdenken konnte, warum ihr Ehemann so grausam war, sie an diesem so einsamen und abgeschiedenen Ort einzusperren. Schon nach der ersten Woche hatte sie gewusst, dass weder die Leute, die ihr Essen brachten, noch sonst jemand sie retten kommen würde.
Als sie sich mit dieser Erkenntnis abgefunden hatte, fragte sie sich, warum er sie nicht einfach getötet hatte, anstatt sie in dieses kalte Gefängnis auf der Isle of St. Kilda abzuschieben. Aber eigentlich kannte sie die Antwort längst: Er fürchtete sich vor ihrer mächtigen Familie und davor, was die mit ihm machen würde, sollte man sie tot auffinden. Also entführte er sie und nahm ihr alles weg, was ihr lieb und teuer war. Alles, nur eines nicht, da er nicht gewusst hatte, dass sie es besaß.
Mit zitternden Händen zog sie die schweren Fesseln nach vorn, bis sie mit den Fingern ihren Bauch berühren konnte. Da sie spürte, wie das Kind in ihrem Bauch trat, ließ die Angst vor der Dunkelheit, die sie jede Nacht überfiel, ein bisschen nach.
Als er sie hier einsperren ließ, da wusste er nicht, dass sie ein Kind erwartete. Anderenfalls hätte er das Kind genauso erbarmungslos für seine Zwecke benutzt, wie er es mit ihr getan hatte, um einen Thron zu besteigen, auf den er keinen Anspruch anmelden konnte. Ihm war es um ihre blutsmäßige Herkunft und ihre Fähigkeiten als Seherin gegangen. Als sie ihm dann aber kein Kind schenken konnte, da entledigte er sich ihrer wie einer Sache, die jeglichen Wert verloren hatte. Ironischerweise würde er niemals erfahren, dass sich seine Bestrebungen doch noch erfüllt hatten.
Sie strich sich über den Bauch, der mit jedem Tag ein wenig an Umfang zunahm. Würde das Kind in ihrem Leib ein Fluch oder ein Segen sein? Das Leben, das in ihrem Inneren heranwuchs, bewahrte sie vor der Einsamkeit, die sie mit Anbruch der Nacht heimsuchte. Doch würde ihr Kind bald diesen Albtraum einer Gefangenschaft mit ihr teilen müssen?
Der dunkelviolette Streifen Licht erlosch, und dann war die Zelle in tiefe Dunkelheit getaucht. Der Mond stand nicht am Himmel, weshalb sie sogar auf dessen schwachen Schein verzichten musste. Trotz des Kindes in ihrem Leib konnte sie ein Schluchzen nicht unterdrücken.
Wieder lag eine Nacht völliger Einsamkeit vor ihr, so unausweichlich und unverzeihlich wie jede Nacht. Unverzeihlich, weil die Finsternis sie zu etwas zwang, was sie lieber vermieden hätte.
Sie hob eine Hand an ihren Hals und griff nach dem kleinen weißen Stein mit der abgerundeten und der gezackten Seite, der in ein Geflecht aus zarten Lederstreifen eingebettet war. Er stellte ein weiteres Geheimnis dar, von dessen Existenz ihr Mann nichts wusste. Anderenfalls hätte er ihr den Stein sofort abgenommen. Sie klammerte sich an die Halskette wie an eine Rettungsleine, da sie wusste, dass dieses Objekt ihre Ängste lindern konnte.
Der Schicksalsstein und die von ihm ausgehenden Visionen boten ihr eine Flucht aus dieser Welt. Sie hielt den Stein fest umschlossen, bis seine glatte Oberfläche in ihrer Hand warm wurde. Eigentlich war es verkehrt, sich von diesen Visionen mitreißen zu lassen, doch ihr blieb keine andere Wahl, nachdem sie sich bereits vor Monaten dem Licht der Visionen hingegeben hatte.
Sie nahm die Halskette ab und ließ den Kopf sinken, bis ihre Stirn den Stein berührte, da sie nur dann in die Zukunft blicken konnte.
Wessen Zukunft sie sah? Das war für sie nicht länger von Bedeutung, solange die Visionen Licht in diese Finsternis brachten. Der Verlockung des Steins erlegen, fielen ihr langsam die Augen zu, und sofort sah sie vor sich eine Myriade wirbelnder Farben – Rot, Blau, Grün, Orange und jede erdenkliche Schattierung dazwischen.
Sie klammerte sich an das Bild, hielt es in ihrem Geist fest, während sie den Rücken gegen die Steinmauer drückte und ihre Knie weich wurden. Sie sank langsam zu Boden, begleitet vom Rasseln ihrer Ketten, und ließ sich von ihren Visionen überwältigen.
Doch jede Flucht aus der Wirklichkeit der Zelle forderte ihren Preis, und so glitt sie langsam, aber unaufhaltsam in den Wahnsinn hinab. Sie konnte regelrecht spüren, wie sich ihr Verstand zurückzog und ihre Verbindung zur realen Welt mit jedem Mal ein Stück mehr kappte. Und in jeder Nacht schwor sie sich, den Stein nicht wieder anzufassen, doch sobald am nächsten Tag die Sonne unterging, war ihr guter Vorsatz längst vergessen.
Auch jetzt war es längst zu spät zur Umkehr, also drang sie tiefer in die Vision ein, bis der Geruch salziger Meeresluft sie umgab und den üblen Gestank ihrer Zelle vertrieb. Ein Bild nahm vor ihr Gestalt an, und Wellen mit weißen Schaumkronen rollten in endloser Abfolge an einen Strand.
Die Wellen wirkten hypnotisierend auf sie, und sie gestattete diese Wirkung auf sich. Sie konzentrierte ihre Gedanken auf die an Land kommenden Wellen und war dankbar dafür, dass außer ihnen nichts existierte. Vielleicht würde sie auf diese Weise ihren Verstand diesmal vor weiterem Schaden bewahren können. Womöglich würde sie vor der Geburt ihres Kindes noch nicht ganz dem Wahnsinn verfallen sein.
Während ihr der Gedanke durch den Kopf ging, entstand das Bild einer schlanken blonden Frau an einem Strand. Schaumige Wellen umspülten ihre Füße und lockten sie, ihnen ins Meer zu folgen. Die Frau schaute in die Ferne, als halte sie nach jemandem oder nach etwas Ausschau.
Das Bild entfernte sich von der Küste und wanderte zu einem Schiff, dessen Segel vom Wind aufgebläht wurden. An Deck stand ein dunkelhaariger Mann, der angespannte Entschlossenheit ausstrahlte. Als hätte er gewusst, dass Lady Grange ihn beobachtete, ging sein Blick in ihre Richtung. Sein Gesicht spannte sich vor Wut an, bis es wie eine starre Maske wirkte. Die Farbe der Augen wurde von einem satten Dunkelbraun zu einem eisigen, metallischen Schwarz.
Sie schnappte nach Luft.
»Wie seid Ihr an Bord meines Schiffs gelangt?«, fragte er und musterte sie eindringlich.
Er konnte sie sehen, aber … wie war das möglich? Niemandem war das bislang jemals gelungen.
Als sie versuchte, sich aus dieser Vision zurückzuziehen, hielt die sie einfach fest. Die Finsternis wäre ihr lieber gewesen als der Anblick dieses zornigen Mannes. Wer war er bloß? Und warum hatte die Vision sie hergebracht?
»Antwortet mir«, forderte er sie auf und kam näher. Er griff nach ihrer Schulter, und sie hielt unwillkürlich die Luft an. Sein Griff war fest, jedoch nicht brutal, doch sie spürte ihn weiterhin, als die Vision sich längst wieder veränderte. Der Mann verblasste allmählich, und an seine Stelle rückte der Nachthimmel.
Ein endloses schwarzes Meer, das nur vom Mond unterbrochen wurde. Doch dieser Mond war zweigeteilt, die beiden gleich großen Hälften standen etwas entfernt voneinander am Himmel, die gezackten Ränder der einen waren auf die der anderen gerichtet. Und langsam trieben die Hälften aufeinander zu, um wieder eins zu werden.
Um eins zu werden …
Ein gellender Schrei zerriss die Leere am Nachthimmel, ein anhaltender, urtümlicher Schrei, der erst verstummte, als die Stimme vor Heiserkeit versagte.
Mit viel Mühe gelang es ihr, den Stein von ihrer Stirn wegzureißen, während der letzte Gedanke in ihrem Kopf nachhallte. Um eins zu werden …
Die Halskette mit dem Stein fiel ihr auf die Brust, da sie die Hand auf ihren Mund presste, damit ihr kein weiterer Schrei über die Lippen kam. Sie würde niemals wieder eins sein, solange sie den Schicksalsstein benutzte, um der Dunkelheit zu entfliehen.
Ihre Zukunft würde ihr den Wahnsinn bringen, das hatte ihr die Vision dieser Nacht gezeigt. Nie zuvor hatte sie erlebt, dass die Menschen in ihren Visionen sie ebenfalls sehen konnten.
Ein erstickter Schluchzer entkam in die Stille des dunklen, klammen Gefängnisses. Wie viele Tage, Wochen oder – Gott möge das verhindern – gar Jahre würde sie das hier noch ertragen müssen?
So lange, wie es sein muss, antwortete eine Stimme tief aus ihrem Inneren. Jetzt zählte nur ihr Kind.
Sie nahm die Hand vom Mund und strich sich über den Bauch. Für ihr Kind musste sie stark sein.
Langsam reckte sie das zuckende Kinn und starrte in die Nacht. Der erste schwache Schein des neuen Morgens war zu erkennen. Erleichterung erfasste sie. Den schlimmsten Teil der Nacht hatte sie hinter sich gebracht.
Dieser einen Nacht, betonte eine Stimme in ihrem Kopf. Natürlich würde dem anbrechenden Tag eine weitere Nacht folgen. Doch für den Augenblick verdrängte sie diesen Gedanken.
Sie verweigerte der Angst, Fuß zu fassen. Alles was zählte, war die Freiheit für ihr Kind. Weder in ihrem Leib noch in diesem Gefängnis eingesperrt. Und mit etwas Glück auch nicht gefangen auf dieser abgeschiedenen Insel.
Für ihr Kind würde sie weiterhin stark sein.
Isle of St. Kilda, Schottland 1372
Isobel Grange verspürte ein beängstigendes Kribbeln im Nacken. Ein Vorzeichen für nahendes Unheil. Ihre Mutter hatte sie vor solchen Dingen stets gewarnt, aber was sollte ihr hier im Cottage schon geschehen, das ihr Zuhause war? Die anderen Bewohner der abgeschiedenen Isle of St. Kilda schenkten ihr keine Beachtung, und ihre Pflegefamilie interessierte sich nur dafür, wie schnell sie ihre Hausarbeit erledigte.
Izzy verdrängte dieses seltsame Gefühl. Als sie gerade einen Korb mit Eiern auf den Holztisch in der Zimmermitte gestellt hatte, wurde hinter ihr mit einem lauten Knall die Haustür zugeschlagen.
Erschrocken drehte sie sich um, und dann stockte ihr der Atem, als sie den großen, breitschultrigen Mann entdeckte, der hinter ihr im Zimmer stand. Mit seinem gelben Hemd und dem dunklen wollenen Tartan war er im typischen Stil ihrer Landsleute gekleidet.
»Lady Isobel?«
Ihr Herz setzte ein paar Schläge lang aus. Er kannte ihren Namen … ihren wahren Namen. Die Wände des Cottages schienen von allen Seiten auf sie einzustürzen.
Seine dunklen Augen musterten sie forschend. »Seid Ihr Lady Isobel?« Sein Tonfall war kurz und knapp.
Erdrückende Stille machte sich im Raum breit, bis die einzigen Geräusche das Knistern der Holzscheite im Kamin und ihr angestrengtes Atmen waren. Nervös nahm Izzy die Hände herunter und kämpfte gegen eine aufkommende Panik an. »Ich bin Izzy … Isobel.«
Er musterte sie weiter abschätzend mit seinen pechschwarz erscheinenden Augen, die von genauso dunklen Wimpern gesäumt wurden. Ihm war keine Gemütsregung anzusehen, dennoch bemühte sie sich, die Ruhe zu bewahren, als sein Blick von ihrem Gesicht zu den zerzausten Haaren, ihrem zerlumpten Rock und den schmutzigen Schuhen wanderte.
Ein Hauch von Missbilligung schlich sich in die Schwärze seiner Augen, und Izzy bekam fast sofort eine Gänsehaut. So wie alle anderen beurteilte er sie nach ihrem Äußeren, aber nach nichts anderem. Trotz der Furcht, die an ihr nagte, trotzte sie ihrem Gegenüber. »Wer seid Ihr?«, fragte sie langsam und merkte, wie diese Worte ihr halfen, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Wenn nichts anderes mehr half, sie zur Ruhe zu bringen, dann war auf ihre Neugier immer noch Verlass.
Als er nicht antwortete, ging sie auf ihn zu und näherte sich damit der Tür. »Hinaus mit Euch, und lasst mich nach draußen gehen«, forderte sie ihn auf und staunte über ihren herrischen Tonfall. Nie zuvor hatte sie so mit jemandem gesprochen. Dabei konnte ein solches Verhalten dazu führen, dass man sie wieder in das Gefängnis brachte, wohin sie unter keinen Umständen zurückwollte.
Er schüttelte den Kopf und ließ seine Hand auf dem Türgriff ruhen. »Ich werde die Tür freigeben, wenn Ihr mir versprecht, Euch hinzusetzen und mir zuzuhören. Ich bin gekommen, um Euch ein Angebot zu unterbreiten.«
Izzy musste schlucken, da sie auf einmal einen trockenen Hals hatte. »Ein Angebot?«
Sein kantiges Gesicht nahm einen harten Zug an. »Ich möchte um Eure Hand anhalten und Euch heiraten.«
Eine Heirat? Izzy zwinkerte, und einen Moment lang konnte sie den Mann nur anstarren. »Niemals.«
»Ich fürchte, mein Angebot an Euch ist nicht besser als das, das mir gemacht wurde.« Ein Anflug von Mitleid blitzte in seinen Augen auf, war aber sogleich wieder verschwunden. »Ihr werdet mich heiraten, und Ihr werdet auf der Stelle diese Insel verlassen.«
»Nein, ich …«
»Ich biete Euch ein neues Leben an.«
Ein neues Leben? Neue Hoffnung? Wie lange war es her, seit sie davon zum letzten Mal zu träumen gewagt hatte? Bot er ihr tatsächlich eine Chance an, von dieser Insel zu entkommen und dem Albtraum zu entrinnen, in das Gefängnis zurückzumüssen, in dem sie die ersten sieben Jahre ihres Lebens verbracht hatte? Der Tod ihrer Mutter hatte sie von dieser Tortur erlöst, doch gleich danach hatten die MacDonalds sie zu ihrer Dienerin gemacht und sie damit mehr oder weniger versklavt. Izzy sah dem Mann in die Augen, die einen Hauch von Ungeduld erkennen ließen.
»Ihr habt keine andere Wahl. Meine Männer warten am Ufer auf uns. Kommt.«
»Wer seid Ihr, und warum …« Ein hektisches Rütteln an der Tür ließ Izzy verstummen.
»Izzy! Izzy!«, rief ihr Pflegevater und schlug mit der Faust gegen die geschlossene Tür. »Am Ufer liegt ein Boot, und man erzählt mir, dass ein Fremder hierher unterwegs gewesen ist. Ist er bei dir, Izzy? Antworte!«
Ihre Anspannung steigerte sich nur weiter, als sie die Stimme ihres Pflegevaters vernahm. »Aldous MacDonald wird nicht zulassen, dass Ihr mich von hier wegbringt.«
»Da solltet Ihr Euch nicht so sicher sein«, widersprach der Fremde entschlossen. Er war von breiter und hoch aufragender Statur und deutlich größer als Izzy. Wenn er es wollte, konnte er sie unter Anwendung von roher Gewalt hinbringen, wohin er wollte. Aber würde er auch ihren Pflegevater zwingen können, sie gehen zu lassen?
Er nahm die Hand vom Türgriff, die Tür flog auf und gab den Blick auf ihren Pflegevater frei, der den Rahmen ganz ausfüllte. »Was wollt Ihr von Izzy?« Erstaunt sah er zwischen ihr und dem Fremden hin und her, ließ zuerst Angst, dann Wut erkennen.
»Ihr meint Lady Isobel?« Der Fremde zog ein gefaltetes Pergament hervor und hielt es Aldous hin. »Sie soll meine Braut werden.«
Mit Schrecken überflog der Pflegevater das Dokument. Isobel kam näher, bis sie das Siegel von Robert II. von Schottland erkennen konnte, dem Enkel von Robert the Bruce.
»Hat mein Vater Euch hergeschickt?«
»Der König hat mich geschickt«, erwiderte der Fremde ihm.
Aldous zog die Stirn in Falten. »Wie kann irgendwer von ihrer Existenz wissen? Allen voran der König?«
»Der König weiß viele Dinge.« Der Fremde stand vor ihrem Pflegevater wie eine finstere, unverrückbare Macht. »Und er wird eine Missachtung seiner Anweisung nicht ungestraft hinnehmen.«
Angst kroch ihr wie eine Ranke über den Rücken, jedoch nicht wegen der unverhohlenen Drohung, sondern weil sie auf dem Pergament mit dem königlichen Siegel ihren wahren Namen lesen konnte: Lady Isobel.
»Niemand kannte unser Geheimnis«, murmelte Aldous, während er das Dokument auf seine Echtheit hin untersuchte. Sein Gesicht war bleich, Furcht funkelte in seinen Augen. »Wenn der König von ihrer Existenz weiß, weiß er auch davon.«
Der Fremde schaute ihn verständnislos an. »Von wem redet Ihr?«
Izzy wusste, er meinte ihren Vater. Dass Aldous MacDonald den Mann genauso fürchtete, wie sie es tat, hatte etwas sehr Erschreckendes. Ihre Mutter hatte sie immer gewarnt, wenn ihr Vater sie jemals aufspüren sollte, dann sei ihr Leben in Gefahr.
Musste Aldous auch etwas befürchten? Sein Blick wanderte durch den Raum, als suche er in den Schatten nach etwas. »Wenn er und der König die Wahrheit kennen …« Er sah zu Izzy. »Wenn wir sie verlieren, wird es sehr schwierig werden … Sie hat in unserem Haushalt eine wichtige Rolle übernommen.«
Der Fremde betrachtete ihr erbärmliches Erscheinungsbild. »Das ist nicht zu übersehen.« Der melodische Klang seiner Worte stand im krassen Gegensatz zu seinem stählernen Blick.
Aldous’ Angst ebbte ab, an deren Stelle trat ein hoffnungsvoller Ausdruck, wie Izzy ihn bei ihm immer dann beobachten konnte, wenn er über den Kauf oder Verkauf von Waren verhandelte. Er rechnete sich in diesem Moment aus, welchen Preis der Mann für sie zu zahlen bereit sein mochte. Gereizt verfolgte sie, wie die beiden Männer ihre Verhandlungen führten.
»Ich habe Jahre gebraucht, um sie gut auszubilden«, erklärte ihr Pflegevater. »Sie ist ziemlich wertvoll, wenn man bedenkt, dass sie stark und gehorsam ist und sich im richtigen Alter befindet, um Kinder zur Welt zu bringen. Diese Dinge muss man entsprechend honorieren.«
»Für gewöhnlich ist es der Bräutigam, der eine Mitgift erhält.« Die Miene des Fremden verfinsterte sich wieder, als er nach einem braunen Lederbeutel griff, den er an seinem Gürtel trug. Er warf den Beutel auf den Tisch, dessen Inhalt beim Aufprall deutlich vernehmbar klimperte. »Fünfundzwanzig Goldstücke sollten Euren Verlust wettmachen.«
Bei der Erwähnung dieser Summe stutzte Izzy. Sie wusste vielleicht nicht viel darüber, wie es in der Welt zuging, doch hier schien etwas nicht zu stimmen. »Warum wollt Ihr ein Vermögen dafür bezahlen, um mich von hier fortzubringen?«
»Ruhig!«, herrschte Aldous sie an. »Ich und der Gentleman entscheiden über deine Zukunft!«
Trotzig reckte sie das Kinn und betrachtete abwartend den Fremden, damit der ihr eine Erklärung gab. Doch bevor einer der beiden Männer noch etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Und warum sollte ich mit Euch gehen? Ich kenne ja nicht mal Euren Namen, geschweige denn Euren Plan, was Ihr mit mir vorhabt.«
Die starrsinnige Miene des Mannes verriet ihr, dass sie mit ihm mitgehen würde, auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubte. »Mein Name ist …« Er zögerte. »Mein Name ist … Douglas.« Ihm schien es Schwierigkeiten zu bereiten, den Namen auszusprechen. »Ich bringe Euch nach Black Isle, und Ihr werdet mich begleiten.« Er wandte sich von ihr ab, um ihr deutlich zu machen, dass weiterer Protest weder erwünscht war noch irgendetwas bewirken würde. »Nun«, sagte er zu Aldous, »seid Ihr mit meinen Bedingungen einverstanden?«
Aldous griff nach dem Beutel voller Münzen. »Wir sind uns einig, Izzy. Geh in Frieden mit diesem Mann, und mach aus deiner Zukunft das Beste. Die MacDonalds hatten dich nie wie eine Gefangene halten sollen. Wegen der Geheimnisse über dein Leben waren wir einfach dazu gezwungen gewesen. Nachdem diese Geheimnisse nun gelüftet sind, hast du deine Zukunft selbst in der Hand.«
Seine Worte klangen so, als erwarte er nicht, dass sie überhaupt eine Zukunft hatte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre Mutter, schwach und gebrechlich, wie sie im Schatten in ihrer Zelle kauerte, und sie hörte ihre Warnung: Hüte dich vor denjenigen, die deine Vergangenheit kennen, Isobel. Sie steilen eine Gefahr für dich dar und verdienen dein Vertrauen nicht.
Izzy schüttelte den Kopf, um diese Erinnerung zu vertreiben. Ihre Mutter war bereits halb dem Wahnsinn verfallen, als sie diese Worte sprach. Vom
Schmerz hervorgerufene, wilde Hirngespinste, weiter nichts. Erinnerungen, die am besten nicht angerührt wurden. Wenn Gefahren auf sie lauerten, dann wurden die allenfalls von ihr selbst heraufbeschworen, indem sie den Menschen zu sehr vertraute, von denen sie umgeben war.
Doch ihr war egal, warum dieser Fremde ein Vermögen in Gold hinlegte, um sie mitnehmen zu können – sie würde diese Gelegenheit nutzen. Er bot ihr die Möglichkeit, die Insel zu verlassen. Was seine Absicht anging, sie zu heiraten … nun, aus dieser Zwickmühle sollte es schon einen Ausweg geben. Ihrer Mutter hatte die Ehe nur Isolation, Hunger und schließlich den Tod gebracht.
Izzy wollte mehr vom Leben, auch wenn sie zuvor nie irgendwelche Hoffnung gehegt hatte. Doch ihr Traum, eines Tages frei zu sein, hatte ihr durch die schwierigsten Zeiten ihres Daseins geholfen, und jetzt würde dieser Traum ihr Kraft geben.
»Wenn Ihr erledigt habt, wofür Ihr hergekommen seid, können wir uns auf den Weg machen.« Sie griff nach dem abgetragenen Wolltuch, das über einer Stuhllehne hing, und legte es sich um die Schultern.
Die Gesichtszüge des Fremden nahmen einen sanfteren Ausdruck an, dann nickte er zustimmend, und wenn sie sich nicht irrte, war in seinen Augen sogar für einen winzigen Moment Bewunderung aufgeblitzt. »Dann packt Eure Sachen, Lady Isobel.«
»Alles, was ich besitze, trage ich bereits an mir.« Sie straffte die Schultern, um ihrer Verlegenheit zu trotzen.
Der Fremde stieß einen leisen Fluch aus. »Dann lasst uns gehen.«
Mehr aus Höflichkeit als aus Dankbarkeit verabschiedete sie sich von ihrem Pflegevater und verließ das Cottage. Der Fremde folgte ihr über den Hof hinter dem Cottage und hinaus in die nach Heidekraut duftende Frühlingsluft.
Trotz ihrer forschen Worte, sie sei zum Aufbruch bereit, zitterten ihr die Knie, als sie den Hügelkamm überquerte, hinter dem es hinunter zur Küste ging. Als sie einen Dreimaster erblickte, zögerte sie. Sobald sie an Bord dieses Schiffs ging, würde sie den einzigen Ort hinter sich lassen, den sie in ihrem ganzen Leben kennengelernt hatte.
Wie sah wohl der Rest der Welt aus? Diese Frage hatte sie sich so oft gestellt, und nun würde sie die Antwort darauf erhalten. Angst und Begeisterung sorgten dafür, dass sich ihre Kehle wie zugeschnürt anfühlte. Ihr Leben lang hatte sie auf einen solchen Moment gewartet. Warum fiel es ihr dann so schwer, jetzt weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen? Sie atmete tief durch, als könnte sie so wieder Mut fassen. Wenn sie sich bloß mit einem Mal nicht so allein gefühlt hätte …
Der Fremde neben ihr blieb stehen. »Kommt, wir müssen uns beeilen. Sonst setzt die Ebbe ein, und wir liegen am Strand fest.«
»Das hätte ich fast vergessen!« Sie wirbelte herum und rannte zurück zum Haus. Keine drei Schritte weit war sie gekommen, als der Fremde sie packte. Ehe ihr das überhaupt bewusst wurde, hatte er sie bereits hochgehoben und über seine Schulter gelegt.
»Lasst mich runter!«, rief sie keuchend und trat nach seiner Magengegend.
Der Fremde ging ungerührt los und hielt sie noch etwas fester umschlossen, so dass sie die Wärme seiner Hände durch ihre Röcke hindurch auf ihren Schenkeln und ihrem Po spüren konnte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Lasst mich bitte runter.«
Er wurde langsamer, ließ sie aber nicht los. »Damit Ihr wieder weglaufen könnt?«
»Ich werde nicht weglaufen. Ihr habt mein Wort.«
Er blieb stehen und setzte sie ab, dann sah er sie verärgert an. »Ihr habt von mir nichts zu befürchten.«
»Es wäre verrückt von mir, Euch zu vertrauen.« Ein verzweifeltes Lachen entrang sich ihren Lippen. »Ich kenne Euch ja nicht mal.«
»Wir werden uns kennenlernen, wenn wir verheiratet sind.« Er legte ihr eine Hand um die Taille und dirigierte sie in Richtung Ufer. »Wir haben noch eine weite Reise vor uns.«
Sie drückte die Absätze in den lehmigen Untergrund, damit er abermals stehen blieb, während sie zum Cottage sah.
Er zog an ihrem Arm.
»Wartet.«
»Was?«
»Ich möchte noch etwas von hier mitnehmen.«
Er stutzte. »Habt Ihr mir nicht zu verstehen gegeben, dass Ihr nichts besitzt?«
»Das stimmt …« Sie zögerte. »Das heißt, es gibt ein einziges kleines Erinnerungsstück.«
Wieder verfinsterte sich seine Miene, während Izzy sich wünschte, er könnte sie wieder so mitfühlend ansehen, wie es einmal kurz der Fall gewesen war. »Könnt Ihr es schnell holen?«, fragte er.
Bei seinen Worten begann sie zu strahlen. »O ja, auf jeden Fall.«
»Gut.« Er machte kehrt, um in Richtung des Hofs zu gehen.
Sie hielt ihn zurück. »Lasst mich allein gehen. Ich beeile mich auch.«
Nach kurzem Überlegen nickte er.
Izzy rannte über die Wiese. Ein kleines Erinnerungsstück war alles, was sie benötigte, damit sie sich auf dem Weg in ihr neues Leben nicht ganz so unsicher fühlte. Sie eilte um das Gebäude herum. Niemand auf der Insel würde je erfahren, was sie mitgenommen hatte.
Zumindest hoffte sie das.
Mit Argwohn beobachtete Douglas Moraer Stewart – von seinen Feinden der Schwarze Wolf von Schottland, von seinen Freunden schlicht Wolf genannt –, wie die junge Frau um das Haus herumlief. Sie war ein Ärgernis und eine Last, und zugleich erschien sie ihm verwundbarer, als er es sich bei einer Frau hätte vorstellen können. Zum Teufel mit seinem Vater und jedem königlichen Ultimatum, das er stellte. Als König besaß er natürlich jedes Recht, von seinen Untertanen zu verlangen, wonach ihm der Sinn stand. Doch als Vater missbrauchte er diese Macht, indem er seinen Söhnen – sogar seinen unehelichen – Aufgaben übertrug, die weit über jede Pflicht hinausgingen.
Der Mann hatte Walter und ihn selbst über Jahre hinweg misshandelt und für seine Zwecke benutzt, was Wolf lange Zeit auf die zunehmende Vergreisung seines Vaters schob. Doch mit jedem weiteren Jahr wurde Wolfs Überlegung unhaltbarer. Als er und Walter alt genug waren, um sich zur Wehr zu setzen, hatte ihr Vater nur noch schlimmere Methoden angewandt, damit er seinen Willen durchgesetzt bekam. Es war fast so, als würde er seine Söhne in einen umso gnadenloseren Griff nehmen, je mehr ihm die Kontrolle über Körper und Verstand entglitt. Dazu passte das Ultimatum, das er Wolf gegenüber ausgesprochen hatte: Heirate das Mädchen, sonst wird Walter wegen Verrats hingerichtet.
Es war eine falsche Anschuldigung, doch ihren Vater kümmerte das nicht, solange er seinen Willen durchsetzen und zeigen konnte, dass er die Macht besaß, seine Söhne wie Marionetten zu behandeln. Einen Moment lang ballte Wolf die Fäuste, um seiner Verärgerung Herr zu werden.
Damit Walter der Galgen erspart blieb, musste sich Wolf nach St. Kilda begeben, die junge Frau holen, sie heiraten und sie dann an einem abgeschiedenen Ort unterbringen. Seine Pflicht gegenüber seinem Vater hatte er damit erfüllt, und Walter musste nicht länger um sein Leben fürchten. Alle wären dann zufrieden … nur nicht Lady Isobel.
Ihm waren die Schatten nicht entgangen, die unter ihren Augen lagen. Schatten, die er von den Herausforderungen in seinem eigenen Leben kannte. Man musste keine Gedanken lesen können, um ihr anzusehen, dass sie vor langer Zeit im Stich gelassen worden war. Konnte er sie reinen Gewissens ebenfalls im Stich lassen?
Er ignorierte diese Frage, bevor sie sich so sehr in seinem Kopf festsetzen konnte, dass seine Entschlossenheit womöglich noch ins Wanken geriet. Er würde tun, was nötig war, um Walter vor einer Rückkehr in den Kerker seines Vaters zu bewahren. Wenn er dafür die Frau weiteren Ängsten aussetzen musste, ließ sich das eben nicht vermeiden. Sie hatte sein Mitgefühl nicht verdient, schon gar nicht nach alldem, was es ihn gekostet hatte, sie in sein Leben zu holen. Eine Heirat würde sie zumindest von dieser Insel entkommen lassen, auf der man sie nur ausgenutzt hatte.
Skeptisch betrachtete er den verlassenen Bereich nahe dem Cottage. Wieso brauchte sie so lange? Sie hatte ihm versprochen, nicht davonzulaufen, aber konnte er tatsächlich auf ihr Wort vertrauen? Voller Ungeduld ging er auf das Cottage zu, als sie plötzlich auftauchte. Mit einer Hand hielt sie das Schultertuch zusammen, in der anderen trug sie einen wollenen Beutel. Mit zügigen Schritten kam sie auf ihn zu. »Jetzt kann ich in Frieden von hier fortgehen«, erklärte sie und ging an ihm vorbei in Richtung Ufer.
Wolf folgte ihr zum Wasser. Er wollte sie fragen, was sich in dem Beutel befand, doch als der sanfte Schwung ihrer Hüften unter der zerlumpten Kleidung seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Frage mit einem Mal vergessen. Sie wusste sich elegant, ja fast stilvoll zu bewegen, dennoch sah seine zukünftige Braut eher wie ein unterernährter Vogel denn wie eine begehrenswerte Adlige aus. Er zwang sich, nicht weiter an die Frau zu denken, und sah zu seinen Männern. Brahan, Giric, Kenneth und Fergus warteten bei dem kleinen Boot, das sie in den Hafen und damit zur Ategenos bringen sollte.
»Ist Walter auf dem Schiff?«, erkundigte sich Wolf, als er seinen Bruder in der Gruppe nicht entdecken konnte. Er hatte darauf bestanden, dass Walter in seine Obhut übergeben wurde, noch bevor er die junge Frau von hier abholte und sie zur Frau nahm. Warum sein Vater auf diese Forderung eingegangen war, konnte Wolf sich nach wie vor nicht erklären, da es eine gänzlich untypische Reaktion war. Aber darüber konnte er sich später immer noch Gedanken machen.
»Aye, Walter ist an Bord. Er ist aufs Schiff zurückgekehrt, um alles für unsere Abreise bereitzumachen. Ist das die Frau?«, fragte Brahan MacGregor und betrachtete überrascht Wolfs Begleiterin. Seidiges braunes Haar fiel Brahan auf die Schläfen und verlieh seinem ansonsten so eleganten Gesicht einen verwegenen Hauch. »Wolf, bist du dir sicher, dass du das machen willst?«
Wolf musterte seinen Freund und Vertrauten, der zugleich der Hauptmann seiner Wache war. Ein kühler Wind wehte über das mit Heidekraut und Ginster gesprenkelte Land. Ein Omen für einen Wandel, hatte seine Mutter stets behauptet. Wolf unterdrückte ein Schaudern und hielt an seinem Entschluss fest. »Der König hat es mir befohlen. Ob es mir nun gefällt oder nicht, es ist eine Anweisung, über die ich mich nicht hinwegsetzen kann.«
»Und was ist mit meiner Vision?« Brahan sah zu einem Lederbeutel, der an seinem rot-grünen Tartan hing. Darin befand sich ein kleiner weißer Stein, kaum größer als sein Daumen. Eine Seite war abgerundet, die andere gezackt, und auf der Oberseite war ein Alpha-Symbol eingraviert. »Ich habe es alles gesehen – wie du den Auftrag annimmst, deine Reise und deinen Tod.«
»Was meinen Tod angeht, irrst du dich.« Obwohl er diesen Punkt strikt leugnete, konnte Wolf sich eines gewissen Unbehagens nicht erwehren.
»Und dieses Risiko willst du wirklich eingehen?« Brahans Stimme hatte einen schroffen Klang angenommen, aber seine Miene verriet, wie besorgt er um den anderen Mann war.
»Wenn ich damit meinem Bruder das Leben retten kann, muss ich das machen. Nur so kann ich ihn aus dem Griff meines Vaters befreien.«
Brahan legte die Stirn in noch tiefere Falten. »Sie ist überhaupt nicht so wie die Frau, die der Stein gezeigt hat …«
»Das reicht«, unterbrach ihn Wolf und nahm Lady Isobels mageren Arm, um ihr in das kleine Boot zu helfen, das sie zu ihrem Schiff bringen sollte. Als er sie wieder losließ, begab sie sich zum Bug, kauert sich nieder und drückte den Wollbeutel an sich.
Die Männer schoben das Boot ins Wasser und sprangen hinein, dann begannen sie zu rudern.
»Etwas stimmt hier nicht«, grübelte Brahan und betrachtete wieder die junge Frau. »In meiner Vision war diese Frau kultivierter. Weniger …« Er verstummte im gleichen Moment, in dem er Wolfs wutentbrannten Blick bemerkte.
Der hielt seine Hand ausgestreckt. »Gib mir diesen Stein. Ich habe genug von seiner Magie und seinem Fluch.«
Brahan wich zurück. »Nein.«
Wolf stutzte, da er wusste, dass Brahan nie einen Schritt ohne den Schicksalsstein unternahm. »Lass das Thema auf sich beruhen, mein Freund, sonst nehme ich dir den Stein ab und werfe ihn ins Meer.«
»Das würdest du nicht machen.« Ein Anflug von Humor umspielte Brahans Lippen, als der die Arme vor der Brust verschränkte und Wolf anschaute. »Dafür haben dir der Schicksalsstein und meine Visionen schon viel zu wichtige Dienste geleistet.«
Wolfs Blick wanderte zu der weißen Strähne in Höhe von Brahans Schläfe. Mit jedem Mal, wenn sein Freund den Stein benutzte, gesellten sich einige weiße Haare mehr zu dieser Strähne. »Dann führe mich nicht in Versuchung, meine Drohung wahr zu machen«, raunte er ihm schuldbewusst zu und drehte sich zu der jungen Frau um, die mit einer unleugbaren Traurigkeit in ihren Augen hinaus aufs Meer schaute. Rasch wehrte er das sich regende Mitgefühl ab. Seine Pflicht verlangte von ihm, sie zu heiraten, mehr aber auch nicht.
Schweigen herrschte in dem kleinen Boot, als sie sich der Ategenos seitlich näherten. Von dieser Perspektive aus wirkten deren drei Masten so riesig, als würden sie bis in den Himmel reichen. Eine letzte Brise zog an den gesetzten Segeln, während grüne Wellen in einem sanften, niemals endenden Rhythmus gegen den Rumpf schlugen.
Wolf fasste mit einer Hand die Strickleiter und hielt die andere der jungen Frau hin. »Gebt mir Euren Beutel«, forderte er sie schroffer als beabsichtigt auf.
»Nein, den gebe ich nicht her«, widersprach sie und drückte den schmutzigen braunen Beutel an ihre Brust.
Starrsinnig und ahnungslos. »Und wie wollt Ihr die Leiter hinaufklettern, wenn Ihr nur eine Hand frei habt?« Konnte sie sich nicht mal der einfachsten Anweisung fügen? »Gebt mir den Beutel.«
»Ich gebe ihn nicht her«, beharrte sie noch eine Spur starrköpfiger.
Er packte ihre Hand und ging nicht auf ihre unausgesprochene Herausforderung ein, er möge doch versuchen, ihr den Beutel abzunehmen. »Wenn Ihr das unbedingt wollt, soll es mir gleich sein.«
Ehe sie reagieren konnte, hatte er sie bereits zum zweiten Mal an diesem Tag über seine Schulter gelegt. Zwar schnappte sie erschrocken nach Luft, aber entgegen seiner Erwartung wehrte sie sich nicht gegen diese Behandlung. Er kletterte die Strickleiter hinauf, wobei ihr Gewicht ihm kaum etwas ausmachte, was nur seinen Eindruck unterstrich, wie schmächtig doch dieser Körper unter der zerlumpten Kleidung war. Kaum hatte er die Reling überwunden, setzte er die Frau ab.
Der Ruf »Captain an Deck!«, ertönte, und die Besatzung nahm eine Habachtstellung ein, während Wolf an den Männern vorbei zu Walter ging. Das Gesicht seines Bruders war schmal, seine ganze Statur wirkte hager – beides deutliche Zeichen dafür, dass er eine Weile im Verlies seines Vaters eingekerkert war. Welcher Vater tat so etwas seinem Sohn an? Ein Vater, der zu allen Mitteln griff, um seinen Willen durchzusetzen, hielt Wolf sich vor Augen.
Als er ein Junge von elf Jahren war, sein Vater noch auf dem Weg zur Königswürde, da hatte der Mann bereits eine Vielzahl an Feinden, und seine Söhne waren ihm für seine eigenen Absichten nützlich gewesen.
Gegen seinen Willen wurde eine Erinnerung wach, die ihn und Walter zeigte, wie sie sich im düsteren Flur des Cottages ihrer Mutter versteckten. Wolf hielt gebannt den Atem an, da er fürchtete, sie könnten entdeckt werden. Angespannt lauschte er auf Gesprächsfetzen, die einen Hinweis darauf gaben, warum ihr Vater ihre Mutter aufgesucht hatte. Immerhin war sie von ihm schon vor langer Zeit als seine Geliebte verstoßen worden, und doch war er heute wieder hergekommen. Aus welchem Grund nur?
Die beiden hatten sich im Schlafzimmer eingeschlossen, und Wolf ahnte, dass etwas nicht stimmte. Dies war kein gewöhnlicher Besuch bei seiner ehemaligen Geliebten, denn diesen Blick hatte Wolf schon einmal bei seinem Vater gesehen, und zwar an dem Tag, an dem er Walter und ihn gezwungen hatte, dem Clan der Chattans einige Pferde zu stehlen. Durch die Düsternis betrachtete er die geschlossene Schlafzimmertür, und er wusste, etwas Unheilvolles, Unaufhaltsames kam auf sie alle zu.
Nur einen Herzschlag später wurde die Zimmertür aufgerissen, der Vater kam heraus, drinnen saß die Mutter und schluchzte leise. Wolf war wie erstarrt. Er wusste, er sollte die Flucht ergreifen und seinen Bruder und sich in Sicherheit bringen. Doch er konnte sich von dem zutiefst betrübten Gesicht seiner Mutter einfach nicht losreißen, die in sich zusammengesunken auf einem Stuhl saß. Tränen liefen ihr übers Gesicht, und in einer Hand hielt sie einen kleinen weißen Stein.
»Kommt hervor, damit ich euch sehen kann, Jungs. Ich weiß, dass ihr da seid.« Eine Armlänge von ihnen entfernt blieb der Vater stehen.
Wolf verließ den schützenden Schatten und trat ins Licht, um sich zwischen seinen Vater und Walter zu stellen. »Was willst du?«
»Ihr kommt mit mir.«
»Unser Platz ist bei unserer Mutter«, widersprach Wolf ihm kühn. »Sie braucht jemanden, der sie beschützt, nachdem Ihr sie nun verstoßen habt.«
»Ich stelle euch nicht vor eine Wahl«, gab sein Vater gereizt zurück. »Die Vereinbarung wurde getroffen, und ich bekomme meine Söhne im Tausch für den Schicksalsstein.«
»Unsere Mutter würde einer solchen Vereinbarung niemals zustimmen.«
»Ihr blieb auch keine andere Wahl. Der Stein stellt für sie eine Möglichkeit dar, ihre Söhne zu sehen und herauszufinden, wie es euch ergeht, wenn ihr für mich arbeitet.« Und mit einem Schulterzucken fügte er an: »Allerdings bezweifle ich, dass ihr die Bilder gefallen werden.«
»Warum heute?«, fragte Wolf wütend. »Wofür brauchst du uns diesmal?«
»So viele Fragen auf einmal.« Sein Vater lächelte flüchtig. »Das ist gut. Deine Neugier wird dir noch dienlich sein, wenn du als mein Söldner unterwegs bist.«
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er seinem Vater in die Augen sah. »Wir sind deine Söhne.«
»Aye, und jeder Sohn hat die Pflicht, seinen Vater vor dessen Feinden zu beschützen.«
Das würde er nicht wagen. Das konnte er nicht tun! »Wir sind zu jung.«
»Du bist alt genug«, gab sein Vater zurück und bekam Wolf zu fassen.
»Lauf weg, Walter! Lauf und versteck dich, bis Vater weg ist!« Wolf gab seinem Bruder einen kräftigen Schubs, damit der zur Tür lief. Der Mann machte einen Schritt zur Seite und versuchte, sich den jüngeren Burschen zu schnappen. Doch Wolf trat mit seinem Stiefel mit aller Kraft auf den Fuß seines Vaters.
Der heulte vor Schmerz auf und verstärkte seinen Griff um Wolfs Arm. »Dich kriege ich schon noch.«
»Nur über meine Leiche«, konterte Wolf und straffte die Schultern, während er gegen den Schock und seine Fassungslosigkeit ankämpfte. Sein Vater wollte ihn von hier wegholen und zu einem Mörder ausbilden. Aber Walter würde er kein Haar krümmen, nicht dem unschuldigen, sanftmütigen Walter.
»Das hättest du nicht tun sollen, Junge«, zischte sein Vater ihm zu. »Dafür wirst du für den Rest deines Lebens bezahlen.«
Sein Vater hatte Wort gehalten. Wolf musste teuer dafür bezahlen und seine Seele opfern. Er wurde gezwungen, im Namen seines Vaters in den Highlands Angst und Schrecken zu verbreiten, diejenigen einzukerkern oder zu töten, die sich ihm widersetzten, und das Land zu plündern, und so hatten die Menschen ihn umgetauft in den Schwarzen Wolf von Schottland. Jahrelang hatte er die absurdesten Ansinnen seines Vaters befolgt, nur damit Walter nichts zustieß, bis Wolf nicht länger das Wehklagen derer überhören konnte, deren Leben er zerstörte.
Er entzog sich dem Würgegriff seines Vaters und stellte eine eigene Armee aus Soldaten auf, auf deren Treue er sich verlassen konnte. Mit einer Truppenstärke, die der des Königs überlegen war, hatte er sich endlich von seinem Vater befreien können.
Doch das war auch der Moment gewesen, da der Vater die Jagd auf Walter begann.
Wann würde das alles ein Ende nehmen? Sollte sein Vater tatsächlich Ruhe geben, wenn Wolf diese Frau heiratete?
Sein Blick kehrte zu der jungen Frau zurück, die ihn anschaute und ihren Beutel weiter fest umklammert hielt. In ihren dunkelbraunen Augen funkelte Entschlossenheit, die ihn erkennen ließ, dass sie sich zwar vorläufig geschlagen gab, aber nicht beabsichtigte, sich von ihm ihre ganze Zukunft bestimmen zu lassen.
Anstatt darauf verärgert zu reagieren, bemerkte Wolf, wie sich sein Mund wie aus eigenem Antrieb zu einem Lächeln verzog. Zumindest war sie eine Kämpfernatur. Er nickte knapp, dann drehte er sich um und klopfte seinem Bruder zum Gruß auf die Schulter. »Sind wir zum Lossegeln bereit?«
Walter nickte erleichtert, bis er die junge Frau anschaute. »Ihr verdanke ich meine Freiheit?« Sein Blick war plötzlich wie versteinert. »An deiner Stelle würde ich den Zorn unseres Vaters riskieren und sie hier zurücklassen.«
Wolf hob die Brauen. Mehr als jeder andere sollte sein Bruder verstehen, warum er so entschieden hatte. »Ich habe ein Versprechen gegeben, durch das du aus Vaters Kerker freigekommen bist.«
»Ich weiß zu schätzen, was du alles meinetwegen erdulden musstest, Wolf. Doch warum willst du dir selbst noch mehr Schmerz zufügen? Versprechen hin oder her, aber musst du sie wirklich heiraten?« Walter verzog missbilligend das Gesicht. »Durch sie wirst du dich nur wieder an Vater binden. Das kann sie kaum wert sein. Sieh dir doch nur dieses schmächtige Ding an.«
Sie reckte das Kinn, als sie von allen abschätzig gemustert wurde, um sich ein Urteil zu bilden, ob Walters schmähende Bemerkungen wohl zutrafen. Dennoch blieb sie weiter stumm.
»Das reicht, Walter. Durch sie hast du deine Freiheit wiedererlangt, und allein das zählt.« Wolf richtete seine geballte Verärgerung gegen seinen Bruder. »Keine weiteren Kommentare mehr, und auch keine Ausflüchte. Dir wurde ein Neuanfang ermöglicht, und du solltest daraus das Beste machen.«
Walters Gesicht wurde bleich, dann drückte er energisch den Rücken durch. »Danke, dass du mir das Kommando über die Ategenos übertragen hast. Diesmal enttäusche ich dich nicht, das verspreche ich dir.«
Wie oft hatte Wolf diese Worte bereits zu hören bekommen! Aber vielleicht gelang es Walter diesmal ja tatsächlich, sich an sein Versprechen zu halten und sich nicht ein weiteres Mal in Schwierigkeiten zu bringen. »Wäre ich nicht davon überzeugt, dass du dieser Aufgabe gewachsen bist, dann hätte ich dich nicht zum Ersten Maat ernannt.« Wolf ließ seinen Blick über das Deck wandern und ging im Geiste durch, was alles getan werden musste, um wieder in See zu stechen. »Der Wind frischt auf. Ich möchte, dass wir sofort lossegeln.«
Walter nickte und brüllte die notwendigen Befehle, damit das kleine Beiboot an Bord gehievt und der Anker eingeholt wurde. Wenn St. Kilda erst einmal hinter ihnen lag, wäre Wolf frei, das zu tun … Er sah zu der jungen Frau und vergaß den Rest seines Gedankens, als er in ihrem Gesicht eine Mischung aus Ehrfurcht und Angst entdeckte, während sie die Besatzung beim Setzen der erforderlichen Segel beobachtete. Sobald sich der Wind in den großen Stoffplanen fing, verließ das Schiff langsam den Hafen.
Die salzige Luft strich über Wolfs Gesicht und ließ ihn den Geschmack der Freiheit kosten. So empfand er immer, wenn er die erste Brise Meeresluft spürte. Hier gab es keine Anforderungen, denen er gerecht werden musste, niemand erwartete etwas von ihm. Hier gab es nur die See, mit der er eins werden konnte.
Die Segel flatterten, dann blähten sie sich auf, als der Wind mit seiner ganzen Kraft auf sie traf. Die Ategenos machte einen Satz nach vorn, pflügte sich durch eine Woge und fiel in das Wellental gleich dahinter, nur um sich dann der nächsten Welle zu nähern. Er genoss diesen Rhythmus ebenso wie das Knarren der Planken, das Rascheln der Segel und das Knattern der Takelage. Er atmete tief ein und erfreute sich an der Gischt, die über die Reling spritzte und sich auf dem Deck verteilte.
»Verzeiht bitte.« Die junge Frau rannte an ihm vorbei, ihr Gesicht war kreidebleich, und im nächsten Moment beugte sie sich bereits weit über die Reling auf der Steuerbordseite.
Er folgte ihr zur Reling und fragte: »Seid Ihr noch nie auf einem Schiff gewesen?«
»Ich habe die Insel nie verlassen«, stöhnte sie.
Er betrachtete sie, wie sie neben ihm stand. In jeder anderen Situation hätte er es sich gestattet, Mitleid mit dieser jungen Frau zu empfinden, doch jetzt und hier konnte er das nicht. Wenn er etwas für sie empfand, spielte er damit nur seinem Vater in die Hände. Warum sonst hätte der König auf einer Heirat bestanden? Wie Walter ganz richtig betont hatte, beabsichtigte ihr Vater, Wolfs Verbindung zu dieser Frau zu nutzen, damit der sich dem Willen des Königs beugte. Wolf straffte entschlossen die Schultern. Nein, das würde er niemals zulassen.
Die gleiche Brise, die eben noch seine Seele gereinigt hatte, fühlte sich nun schwer und kalt an. Er zog den wärmenden Wollmantel enger um sich, und drehte sich wieder zu der jungen Frau um, die herzerweichend zitterte. Mit Besorgnis beobachtete er, wie sie sich gegen die Reling lehnte, die Arme vor der Brust verschränkte und irgendwie versuchte, sich ein wenig zu wärmen. Ihre dünne, schäbige Kleidung bot kaum Schutz vor dem stärker werdenden Wind.
Ihn sollte es nicht kümmern, wie sie sich fühlte, und doch wurde diese Einstellung immer stärker unterhöhlt, je länger er mit ansah, wie sie fror. Er stöhnte leise auf. Als zukünftiger Ehemann war es seine Pflicht, seiner Braut wenigstens ein Mindestmaß an Beachtung zukommen zu lassen. Er stellte sich wieder zu ihr und legte ihr seinen Mantel über die schmalen Schultern. »Das sollte Euch wärmen.«
Sie drehte sich um und schaute ihn herausfordernd an. »Ich danke Euch für Euren Mantel. Es mag sein, dass ich in diesem Moment Euren Schutz benötige, aber es muss mir nicht gefallen.« Ihre Bemerkung traf ihn völlig unvorbereitet. Er war noch nie einer Frau begegnet, die so sehr Hilfe nötig hatte wie sie, und doch weigerte sie sich, ihm die Oberhand zu überlassen. Wirklich faszinierend.
Dieser unerwünschte Gedanke veranlasste Wolf, der Frau den Rücken zuzukehren und stattdessen den Uferstreifen von St. Kilda zu betrachten. Er konnte es sich nicht leisten, mit dieser Frau irgendwelche Gefühle zu verbinden, denn dann lauerten auf sie beide ernsthafte Gefahren. Keinem von ihnen blieb eine andere Wahl, als sich an dem Spiel zu beteiligen, das der König in Gang gesetzt hatte, und dabei so viel Abstand zueinander wie möglich zu wahren.
»Wie lange wird es dauern, bis wir Black Isle erreichen?«, fragte sie plötzlich.
»Wir haben einen Tag auf See und zwei weitere an Land vor uns.«
»Und dann werden wir gezwungenermaßen verheiratet?«
So unmöglich es auch schien, hätte er schwören können, dass ihre Haut noch etwas blasser geworden war. Es gab keinen Grund, ihr die Wahrheit vorzuenthalten, und doch zögerte er, da er überlegte, ob er mit einer Lüge ihre Gefühle schonen sollte.
»Ich habe ein Recht zu erfahren, was mich erwartet.« Sie klang energischer als zuvor und stieß sich von der Reling ab.
»Sobald wir Black Isle erreicht haben, werden wir heiraten.«
»Ich verstehe«, gab sie betrübt zurück.
Empfand sie ihn als so abstoßend? »Es ist ein Schicksal, dem sich keiner von uns entziehen kann.«
Sie schaute hinaus aufs Meer, wo der Uferstreifen der Insel kaum mehr auszumachen war. »Möglicherweise.« Es hörte sich nach Resignation an, doch die Art, wie sie trotzig das Kinn reckte, sprach eine andere Sprache.
Schweigend starrte er sie an und fühlte sich von ihrem Bild gefesselt, das sie verwundbar und stark zugleich erscheinen ließ. Auch das war wieder eine faszinierende Mischung.
Sein Blick ruhte auf ihren vollen Lippen und wanderte dann weiter zum Hals und den Schultern, die mit Gischt bedeckt waren. Ihr Mieder bot eine Andeutung dessen, wie voll ihre Brüste waren, und Wolf begann sich auszumalen, was unter dem Stoff verborgen lag. Was er nicht sehen, aber sich ausmalen konnte, hatte eine erregende Wirkung auf ihn.
»Wolf!«, riss Brahan ihn aus seinen angenehmen Gedanken und holte ihn zurück ins Hier und Jetzt.
Abrupt drehte er sich um. »Was ist?«
»Noch eine Vision.« Brahan hielt den kleinen weißen Stein in seiner Hand, steckte ihn jedoch zurück in die Schutzhülle, als er den missbilligenden Blick seines Gegenübers bemerkte.
»Ich sagte dir doch, du sollst nicht …«
»Ich musste mehr über diese Frau herausfinden«, fiel ihm Brahan hastig ins Wort. »Aber ich sah in der Vision ein Schiff, und jetzt haben die Männer es in der Ferne auch entdeckt.«
Walter drehte sich an der Reling stehend zu Wolf um und sah ihn mit besorgter Miene an, die sein ohnehin hageres Gesicht umso schlechter aussehen ließ.
»Piraten?«, rief Wolf ihm zu, um den starken Wind zu übertönen.
Walter nickte. »Sieht so aus. Sie haben keine Flagge gesetzt.«
»Ladet die Kanonen«, rief Wolf seinen Leuten zu, die sofort zur Tat schritten. Brahan und Walter standen in seiner Nähe und warteten auf ihre Order. »Wir müssen darauf gefasst sein, mit ihnen aneinanderzugeraten.«
»Und die Frau? «, wollte Brahan wissen. »Was machen wir mit ihr?«
Sie sah nach wie vor Wolf an, und sie stellte noch immer diese herausfordernde Miene zur Schau.
Er hatte jetzt keine Zeit, mit ihr zu diskutieren. »Bring sie in meine Kajüte«, befahl er Brahan, war jedoch kaum zu verstehen, da ein lauter Knall die Luft erfüllte, dem ein fast gemächliches Heulen folgte. »Kanonenkugel!«, brüllte Brahan und eilte zur Reling. Das Heulen wurde lauter und lauter, bis auf einmal eine Fontäne gleich neben dem Schiff in die Höhe schoss.
Die Ategenos neigte sich heftig nach Backbord, eine regelrechte Wand aus kaltem Wasser ergoss sich über das Deck und durchnässte die Besatzung. Brahan verlor dabei den Halt.
Mit einer Hand bekam Wolf Brahans Arm zu fassen, mit der anderen packte er die Frau und drückte sie fest an sich, bis sich das Schiff nicht mehr in Schräglage befand. Trotz der eisigen Kälte verspürte er dort wohlige Wärme, wo ihr Körper den seinen berührte.
Sie errötete leicht, als sie bei sich die gleiche Reaktion bemerkte, und wandte sich um. »Mein Beutel!«, rief sie und griff an ihm vorbei nach dem durchnässten braunen Beutel, dessen Inhalt auf einmal unruhig wurde.
Brahan kam wieder auf die Beine. »Wir werden angegriffen! Habe ich dich nicht schon zu Beginn dieser Reise gewarnt, dass so etwas passieren würde? Hat der Stein nicht prophezeit, dass dies unser Untergang werden würde?«
»Nicht jetzt!« Er spürte, wie die Frau in seinen Armen zitterte, und schob sie Brahan zu. »Bring sie nach unten.«
»Mein Beutel!«, rief sie und versuchte, sich aus dem Griff des anderen Mannes zu befreien.
»Ich kümmere mich darum!«, gab Wolf zurück und widmete sich dem Gefecht, das soeben begonnen hatte. »Kanone bereitmachen«, brüllte er und machte sich gefasst, den Schurken eine Lektion zu erteilen, die das Feuer auf sein Schiff eröffnet hatten. Niemand griff ungestraft den Schwarzen Wolf von Schottland an.
»Alle Mann auf ihre Posten!«, brüllte Walter. »Wenn die mehr als eine Kanone besitzen, können sie jederzeit wieder feuern!« Unter Walters Führung wurde die Kanone geladen. Es handelte sich um eine kleine, leichte Waffe, leistungsfähig genug, um ein Loch in den Rumpf eines gegnerischen Schiffs zu schießen.
Wolf griff nach dem zuckenden, nassen Beutel, der an Deck lag, und hörte ein seltsames Krächzen aus dem Inneren. »Was…?«
Er öffnete den Beutel und starrte ungläubig den Inhalt an. Ein Huhn? Ein protestierendes Gackern ertönte, gefolgt von einem wilden Flügelschlagen, durch das etliche braune Federn aufflogen. Hastig schloss er den Beutel wieder, doch es war bereits zu spät. Das Tier hatte den Weg in die Freiheit gesehen und hackte durch den Wollstoff hindurch nach seiner Hand. Zwar hielt er den Beutel von sich weg, aber seine Finger waren vor der Attacke durch das Huhn nicht geschützt. Im nächsten Moment wurde er abgelenkt, da eine weitere Kanonenkugel im Wasser einschlug, diesmal vor der Backbordseite.
»Feuert, sobald ihr bereit seid!«, brüllte er, während er einen Satz auf ein Fass zu machte, das einmal mit Getreide gefüllt gewesen war. Er steckte den Beutel mit dem Huhn hinein, dann wandte er sich wieder seinen Männern zu. »Wollen unsere Angreifer einen Kampf haben, dann liefern wir ihnen einen, den sie so schnell nicht vergessen werden.«
Er betrachtete das feindliche Schiff. Wer waren seine Angreifer? Hatte sein Vater sie ihnen auf den Hals gehetzt? Oder handelte es sich um einen seiner eigenen Feinde, der gekommen war, um Vergeltung zu üben?
Die Kanone seines Schiffs feuerte die Kugel mit einem ohrenbetäubenden Lärm ab. Der beißende Geruch von Schießpulver hing in der Luft. Wolf sah zu, wie die Kanonenkugel sich dem anderen Schiff näherte und ein Loch in den Bug auf der Backbordseite riss. Die Jubelrufe auf seinem Schiff mischten sich mit den entsetzten Schreien des Gegners, dessen Schiff deutlich langsamer wurde.
»Sollen wir uns zum Entern bereitmachen?«, erkundigte sich Walter.
»Nein.« Durch einen Schleier aus grauem Rauch beobachtete Wolf, wie sich das feindliche Schiff leicht zur Seite neigte. »Wir müssen Torridon erreichen, und das so schnell wie möglich.«
Walter gab den Befehl an die komplette Besatzung weiter.
Zorn regte sich in Wolf. Wer immer diese Angreifer waren, sie würden so bald die Verfolgung nicht aufnehmen können. Für den Augenblick bestand für sein Schiff keine Gefahr, aber die Frage war, ob sie ihre Reise wie geplant fortsetzen konnten. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, dass sie von St. Kilda nach Torridon segelten, um im dortigen Hafen von Bord zu gehen und die zweitägige Reise über Land anzutreten. Nur innerhalb der Mauern seiner eigenen Burg konnte er die Sicherheit seiner Männer garantieren, und die Frau würde dort auch gut aufgehoben sein.
»Captain, Sir?« Ein Matrose mit rotem Kopf kam zu Wolf geeilt.
»Was gibt es?« Er legte den Sextanten zur Seite und ärgerte sich darüber, dass er es sich gestattet hatte, seine Gedanken zu dieser Frau zurückkehren zu lassen.
Der Matrose kam schlitternd zum Stehen, er atmete in kurzen, hastigen Zügen. »Lady Isobel … Euer Quartier …«
Wolf legte die Stirn in Falten. »Was ist mit ihr?«
Der Matrose schluckte angestrengt. »Ich glaube … das solltet Ihr Euch besser selbst ansehen.«
Was war denn passiert? Wolf hielt seine Verärgerung zunächst einmal im Zaum, als er sich nach unten in dem Bauch der Ategenos begab.
»Hier drinnen, Sir.« Der Mann zeigte auf die Tür zu seinem Quartier.
Wolf betrat den Raum und blieb verdutzt stehen. »Mein Gott, was ist denn hier passiert?«
Es herrschte das völlige Chaos. Karten, Bücher und Kleidung lagen überall verstreut, als hätte hier ein Orkan gewütet. Brahans Hemd war aus dem Bund seines Tartans gezogen worden, von der Schulter bis zur Brust war der Stoff zerrissen. Sein braunes Haar war völlig zerzaust, und ihm stand der Schweiß auf der Stirn.
»Lasst mich frei!« Isobel zerrte an den Seilen, mit denen sie an einem Stuhl in der Mitte der Kajüte festgebunden war. Als Wolf hereinkam, drehte sie sich zu ihm um. »Ich flehe Euch an, schließt mich nicht hier ein!« Ihre braunen Augen funkelten, während sie redete.
Wut überkam ihn, als er eine dunkellila verfärbte Beule an ihrer Schläfe bemerkte. »Was ist geschehen? Warum ist sie gefesselt?«
»Mir ist nichts anderes mehr eingefallen, wie ich sie hätte ruhigstellen können«, erklärte Brahan, der angestrengt atmete. »Ich brachte sie her und setzte sie aufs Bett.« Er fuhr sich durchs zerzauste Haar, schuf aber nur mehr Durcheinander als Ordnung. »Erst war sie so friedlich wie ein Kätzchen, und einen Augenblick später führte sie sich auf wie eine Furie.«
»Und diese Beule?«
Brahan zuckte mit den Schultern. »Sie muss sich irgendwo gestoßen haben.«
Wolf schaute wieder die Frau an und konnte beobachten, wie der Zorn in ihren Augen nackter Angst wich. Er ging ein paar Schritte auf sie zu. Er kannte diesen Ausdruck von manchen seiner Männer, bevor sie in eine Schlacht zogen, in der ihr Leben auf dem Spiel stand. Nicht Wut, sondern Entsetzen trieb diese Frau zu ihrem Handeln. »Binde sie los.«
Kopfschüttelnd erwiderte Brahan: »Dann wird sie nur …«
»Binde sie los«, wiederholte er ungehalten.
Brahan trat hinter sie und zog an den Seilen, und im nächsten Moment war sie wieder frei. Sie versuchte aufzustehen, fiel aber nach hinten auf den Stuhl. Vor Anspannung ballte sie die Fäuste, ihr Gesicht wies eine kränkliche Blässe auf. »Bitte«, sagte sie. »Ich muss zurück an Deck.«
Wolf ging zu ihr, hob sie auf die Arme, und bevor er Gelegenheit zum Nachdenken bekam, verließ er sein Quartier und trug die Frau nach oben an Deck.
Kaum war sie zurück an der frischen Luft, bekamen ihre Wangen wieder etwas Farbe. Hastig schnappte sie nach Luft, und mit jedem Atemzug schwand ein wenig mehr von ihrer Panik. »Danke«, flüsterte sie. »Bringt mich nicht zurück nach da unten. Nicht nach da unten. Ich möchte hierbleiben … an Deck … unter freiem Himmel.« Ihre Lider flatterten, als sie die Augen schloss und tiefer und gleichmäßiger atmete.
Er konnte spüren, wie die Anspannung von ihr abfiel, und als er ihr ins Gesicht sah, wurde ihm eine eindringliche unschuldige Ausstrahlung bewusst. Der Wind erfasste ihr goldblondes Haar und wehte ein paar Strähnen auf ihre Wangen.
Frauen von ihrem Schlag machten das Leben eines Mannes nur unnötig kompliziert. Seine Geliebte Fiona war dagegen ein ganz anderer Typ, da sie sich nur dafür interessierte, wie viel Reichtum ein Mann vorweisen konnte. Solange ihr Geliebter genug Geld besaß, um sie bei Laune zu halten, blieb sie bei ihm im Bett, hielt sich aber aus seinem übrigen Leben heraus.
Wolfs Blick wanderte von Isobels Gesicht zur pechschwarzen Tiefe der See. Das Wasser erstreckte sich vor dem Schiff ruhig und eisig, und damit war es so ganz anders als die rasende Hitze, die dort von ihm ausging, wo sein Körper den ihren berührte. Ein sinnliches Verlangen überkam ihn, und er drückte sie fester an sich, sodass er den schwachen Duft nach Heidekraut wahrnehmen konnte, der sich in ihren Haaren hielt.
»Zum Teufel mit dem Mann«, murmelte Wolf, doch diesmal regte sich nicht dieser unbändige Hass, der sonst einem solchen Fluch folgte.
Abrupt schlug sie die Augen auf. »Mir geht es schon besser.« Sie verkrampfte sich in seiner Umarmung. »Ihr könnt mich jetzt runterlassen.« Der Befehlston war in ihre Stimme zurückgekehrt.
Wolf ließ sie nach unten gleiten und setzte sie behutsam an Deck ab. Sie atmete angestrengt, und er konnte deutlich sehen, wie sich bei jedem Atemzug unter dem dünnen Stoff ihre Brust hob und senkte. »Vielen Dank«, sagte sie und sah ihn weiter eindringlich an. Was war der Grund dafür? Faszination? Skepsis? Verlangen?
Er selbst hielt den Atem an und wartete, wenngleich er keine Ahnung hatte, worauf.
»Wolf«, setzte Brahan diesem merkwürdigen Augenblick ein plötzliches Ende.
Wolf drehte sich um und stellte fest, dass Brahan und der junge Matrose ihm nach oben gefolgt waren. Er schüttelte das sonderbare Gefühl ab, das von ihm Besitz ergreifen wollte, und befahl dem Matrosen: »Bring mir das Bettzeug von meinem Bett.«
»Du willst sie an Deck schlafen lassen?«, fragte Brahan.