Historisch-antiquarische Untersuchungen über Ägypten - Dr. Wilhelm Drumann - E-Book

Historisch-antiquarische Untersuchungen über Ägypten E-Book

Dr. Wilhelm Drumann

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Beschreibung

Der deutsche Historiker Wilhelm Drumann setzt sich in diesem Werk philologisch wie kulturwissenschaftlich mit dem 1798 entdeckten Stein von Rosette auseinander, der eine Inschrift in drei Sprachen enthält: Oben Hieroglyphen, unten Altgriechisch, in der Mitte eine damals unbekannte Schrift, das Demotische. Der Stein und die Untersuchung durch den Sprachwissenschaftler Jean-François Champollion 1822 ermöglichte letztendlich die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen, deren System seit einem Jahrtausend verloren war. Im Licht dieser Entdeckung befasst sich Drumann mit dem griechischen Text der Inschrift.

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Historisch-Antiquarische Untersuchungen über Ägypten

 

DR. WILHELM DRUMANN

 

 

 

 

 

 

 

Historisch-antiquarische Untersuchungen über Ägypten, Wilhelm Drumann

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849662998

 

Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Historisch-antiquarische_Untersuchungen_%C3%BCber_Aegypten. Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 Deutschland, näheres dazu unter o.a. Adresse. Eine Gemeinfreiheit des reinen Textes der zugrunde liegenden Fassung von 1823 bleibt davon unberührt.

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Vorrede.1

Einleitung.3

Die griechische Inschrift[88] mit Erläuterungen.22

L. 1–8.23

L. 9–36.70

L. 36 — 54.101

Fußnoten:135

 

Vorrede.

 

Die Geschichte der Ptolemäer, mit welcher ich mich seit einer Reihe von Jahren in den Mußestunden vorzugsweise und mit Liebe beschäftigt habe, leitete mich auf das Denkmal, dessen griechische Inschrift der Gegenstand dieses Werkes ist. Es war anfangs meine Absicht, nur eine kurze Zeit bei ihm zu verweilen; bald aber fühlte ich mich durch Schwierigkeiten gefesselt, und während ich mir über die Geschichte des fünften Ptolemäers Aufschluß zu verschaffen wünschte, zu so manchen Untersuchungen veranlaßt, welche diesen König nicht unmittelbar angiengen und doch von Wichtigkeit zu sein schienen, dass ich sie unabhängig von einem andern Zwecke fortsetzte. Ueberdieß wurden jetzt die Annalen von Champollion angekündigt, welches mich bewog, meinen frühern, umfassendern Plan aufzugeben.

Indeß war mir die Inschrift nur aus Heyne’s Abhandlung in den Götting. Commentationen genauer bekannt, und obgleich mir dann auch das in London besorgte Fac-simile zu Gesicht kam, nach welchem sie hier nun abgedruckt ist, so bestimmte ich meine Arbeit doch noch nicht für die Presse. Dieß geschah erst dann, als ich Gelegenheit hatte, andere über denselben Gegenstand mit ihr zu vergleichen. Denn es drang sich mir die Bemerkung auf, daß er zwar von berühmten Gelehrten, aber nur in Bruchstücken, oder einseitig, oder sehr flüchtig behandelt war. Ich nahm, mit Angabe der Quellen, aus ihren Erklärungen manches in die meinigen auf, anderes widerlegte ich, oder bestritt es wenigstens, ohne immer ihre Namen zu nennen.

 Wie ich glaube, wird sich aus den Anmerkungen ergeben, welcher Geist sich in diesem Werke der ägyptischen Priester offenbart, welche Absichten sie hatten, und welche Mittel sie wählten, um sie zu erreichen. Nur daran erinnere ich, daß sie Altes und Neues, Aegyptisches und Fremdes neben einander stellen und vermischen; denn hier droht dem Ausleger eine Klippe. Er möchte unterscheiden, was diesem Zeitalter eigenthümlich, und was ihm mit andern gemein war; wie weit er zu Herodot zurückgehen, oder sich zu spätern Schriftstellern wenden dürfe, um im Verfolge seiner Forschungen an ihnen Führer zu haben; wie weit unter andern die Eintheilung der Priester, welche sich hier findet, und die Bezeichnung der Classen mit entsprechenden ägyptischen Namen, aus früherer Zeit stamme. Dieß wird aber dadurch erschwert, daß unser Denkmal vereinzelt steht. So viel als möglich habe ich eine Verwechslung der Zeiten vermieden und bemerklich gemacht, welche Ideen und Gebräuche ägyptisch, und welche den Aegyptiern von den Griechen aufgedrungen und nur aus Klugheit von den Priestern als ihrem Volke angehörig anerkannt seien. Nicht jeder wird meine Ueberzeugungen theilen; mir aber wird es erwünscht sein, wenn fachkundige Gelehrte mit Beziehung auf meine Schrift die ihrigen aussprechen. Es handelt sich ja nur um Wahrheit, welche oft im fremden Werke einem unbefangenen, und nicht durch Sammeln und Ordnen ermüdeten Auge am leichtesten erscheint; nicht um gerade herrschende Ansichten oder um ein persönliches Interesse, durch dessen Wahrnehmung die Wissenschaft entweiht wird.

 Wo mich auf den ersten Blick der Vorwurf zu großer Ausführlichkeit treffen könnte, da hoffe ich vor dem aufmerksamen Leser durch die Dunkelheit des Gegenstandes bald gerechtfertigt zu werden; auch wird es ihm nicht entgehen, daß es nicht in meinem Plane lag, Beweisstellen zu häufen, wenn wenige genügten, oder wenn ich auf neuere Werke verweisen konnte, in welchen sie bereits gesammelt sind.

 Königsberg, im Januar 1823.

 Der Verfasser.

 

 

Einleitung.

 

§. 1. Entdeckung und Schicksale der Inschrift von Rosette.

 

Die Franzosen entdeckten das Monument, welches von der Stadt Raschid oder Rosette am Bolbitinischen Nilarme, nicht weit von dessen Mündung[1], den Namen erhalten hat, als sie hier auf ihren Feldzügen in Aegypten unter Napoleon Bonaparte das Fort St. Julien wieder herstellten[2]. Man erhielt in Paris zwei Copien, welche Marcel und Galland besorgten und der General Dugua überbrachte, worauf die Classe für Literatur und schöne Künste im National-Institut beauftragt wurde, sie zu untersuchen. In ihrem Namen unterzog sich Dü Theil diesem Geschäfte, da er aber bald von Paris abgerufen wurde, so trat Ameilhon an seine Stelle. Er zögerte, seine Arbeit durch den Druck bekannt zu machen, weil er das Original in Paris zu sehen, und dann die Lücken, welche durch die Verletzung des Steins entstanden sind, leichter zu ergänzen hoffte[3]. Dieser mußte indeß zufolge der Capitulation, welche der G. Menou 1801 mit dem Lord Hutchinson schloß, den Engländern übergeben werden, welche ihn durch den Obersten Turner auf der Fregatte the Egyptienne nach Europa schickten; im Februar 1802 kam der Stein in Portsmouth an, und wird seitdem im brittischen Museum aufbewahrt.

 Er besteht aus schwarzem Halbgranit oder ägyptischem Basalt (blak granite) und ist 2 Pariser Fuß 10 Zoll breit und 3½ Fuß hoch[4]. Die dreifache Inschrift, welche darauf eingegraben ist, in Hieroglyphen, in ägyptischer Buchstabenschrift und in griechischer, hat denselben Inhalt, wie aus dem 54sten Abschnitte der griechichen erhellt[5]. Diese ist in Uncialbuchstaben, ohne Interpunction und Accente, und im gemeinen Dialekt in 54 Linien oder Abschnitten abgefaßt, hat aber, wie die andern, durch den Bruch des Steins sehr gelitten.

 

§. 2. Inhalt. Ptolemäus Epiphanes.

 

 Die Inschrift enthält einen Beschluß der ägyptischen Priester zu Ehren Ptolemäus 5. Epiphanes, welcher sich nach ihrer Versicherung um ganz Aegypten und insbesondere um die Priester und Tempel große Verdienste erworben hatte.

 Er war 4 Jahr[6], im 5ten seines Lebens[7], als sein Vater Ptolemäus 4. Philopator 204 v. Chr. starb, und regierte 23 Jahre und einen Theil des 24sten, oder bis 181 v.Chr.[8]. Unter blutigen Auftritten wurde er vom Volke als König anerkannt, und zu einer Zeit, wo sich der Staat in der schwierigsten Lage befand; denn am Hofe war Parteienkampf, in einem Theile des Reichs geheime Gährung, in Syrien drohte Antiochus d. Gr., welcher bei Paphia gegen Philopator seinen Ruhm und Provinzen verloren hatte, und schon warf auch Rom seinen Blick auf den Osten, wo es die Völker zu beschützen anfing, um sie zu unterjochen. Wohl hatte man in solchen Zeiten Ursach, den unmündigen König mit Sorgfalt zu erziehen. Aber das Gute, welches in ihm war, wurde nicht entwickelt, und viel Schlechtes ihm angebildet. Ohne sich je durch Fähigkeiten oder Tugenden auszuzeichnen, war er von Natur nicht schwach oder schlecht. In seinen Knaben- und ersten Jünglingsjahren zeigte er sich noch unverdorben; seine Vorliebe für die Jagd, für Pferdetummeln und Waffenübungen beweist, daß er wenigstens jetzt noch nicht entnervt war[9], auch fügte er sich lange Aristomenes verständiger Leitung. Dann aber, mehr als zehn Jahre nach dem Ehrenbeschlusse der Priester, entzog er sich ihr durch einen Mord und mißbrauchte seine Freiheit gleich einem Knaben, welcher der Schule entlaufen ist. Das Gute, welches geschehen war, verdankte man Aristomenes; der König suchte nun nur durch willkührliches, zum Theil grausames Schalten sich und der Welt zu beweisen, daß er jetzt Herr im Lande sei.

 Die Rotte, welche mit Aufopferung der eigenen Ehre die Gunst seines Vaters erkauft und die letzten Jahre seines Lebens mit Schande bezeichnet hatte, Agathocles, der Aetolier, und dessen Schwester und Mutter, Agathoclea und Oenanthe, hoffte ihn zum Gehorsam gegen sich zu erziehen. Ihn zu tödten lag nicht in ihrem Plane; bei der oft erprobten Ergebenheit der Macedonier gegen die Lagiden würde sie ihr eigenes Todesurtheil damit unterschrieben haben. Aber auch so beschleunigte sie ihren Untergang. Agathocles versuchte es nie, sich als Vormund zu beglaubigen, als da es zu spät war; dieß beleidigte die Eitelkeit der Alexandriner; ferner gab er ihnen nie Gelegenheit, ihren König zu sehen; dadurch vermehrte er Haß und Mißtrauen gegen sich, denn er wurde längst verabscheut, und zugleich schien er nach der Sitte des Morgenlandes eine Scheidewand zwischen Hof und Volk ziehen zu wollen, welche bisher, die letzten Jahre des Philopator ausgenommen, einander sehr nahe gestanden hatten. Am meisten schadete ihm seine Sorglosigkeit; als viele der Angesehensten, und selbst Aristomenes, sich an ihn anschlossen, und andere, wie Sosibius der ältere, aus dem Wege geräumt waren, glaubte er sich sicher; es dünkte ihn, man werde auch an ihm dulden, wozu er Philopator verführt hatte, während es zum Aufruhr nur an der Loosung, der erbitterten Menge nur an Führern fehlte. Aber noch war das erste Jahr seiner Regentschaft nicht verflossen, als diese Führer sich fanden, und nun in einer Zeit von vier Stunden ganz Alexandrien in Bewegung war, die Fesseln zu brechen. Er beschuldigte Tlepolemus, welcher als Exeget das Geschäft hatte, die Getraide-Zufuhr zu besorgen, daß er nach dem Diadem strebe; Sosibius der jüngere suchte Gelegenheit, den Tod seines Vaters zu rächen; jener beförderte insgeheim den Ausbruch der Empörung, und dieser bemächtigte sich dann des Königs und gab dadurch Agathocles preis, welcher, mit dem größten Theile seiner Anhänger, noch 204 ermordet wurde.

 Die beiden Haupturheber seines Falls erhielten die Regentschaft, aber die Uebel, welche sie zu begleiten pflegen, hörten damit nicht auf. Jene hatten das Ruder des Staats ergriffen, um sich selbst zu dienen; es fehlte ihnen an Kraft, an Erfahrung und an redlichem Willen. Als ein junger, hochfahrender Krieger, welcher sich im Felde einigen Ruhm erworben hatte, sah Tlepolemus in seiner Erhebung nur eine Anerkennung seiner Vorzüge; das Heer begünstigte ihn, und nur die Wünsche der andern Alexandriner und des Hofes konnten ihn bestimmen, die höchste Gewalt eine Zeitlang mit Sosibius zu theilen, welcher bisher ein Anführer der Leibwache gewesen war. Dieser übernahm mit dem königlichen Siegel die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten, während die Geschäfte des Tlepolemus vorzüglich den Staatshaushalt betrafen, wozu er sich am wenigsten eignete. Seine Vergnügungssucht und Verschwendung erregten Missfallen, und sein Nebenbuhler benutzte dieß, um hinter erheuchelter Anspruchslosigkeit und Einfachheit seinen Ehrgeiz zu verbergen. Dennoch mußte Sosibius gegen Ende des J. 204 vom Schauplatze abtreten. Auf eine Anklage des Tlepolemus, welcher die Stimmung der Macedonier und der übrigen Krieger Gewicht gab, befahl ihm der Staatsrath, den Siegelring Tlepolemus zu überliefern.

 Während dieser die Staatseinkünfte an Feste, Heer und Freunde verschwendete, bereiteten sich Ereignisse vor, welche Ernst und Anstrengung erforderten und deshalb seinen Fall beschleunigten. Antiochus der Gr. König von Syrien verband sich mit Philipp 3. von Macedonien, um Aegypten zu erobern. Sie schlossen zum voraus einen Theilungsvertrag, statt sich durch ein Bündniß mit Ptolemäus gegen Rom zu sichern. Allein Philipp verfolgte zugleich andere Eroberungspläne; er nahm an diesem Kriege, welcher von 203–198 dauerte, wenig Theil, und gab ihn bald ganz auf. Mit desto mehr Nachdruck verfuhr Antiochus. Er eroberte fast alles in den asiatisch-ägyptischen Provinzen, was im Kriege mit Philopator von ihm nicht wieder genommen oder verloren war. Darauf deuten bei den Lücken in Polybius dessen Nachrichten von den Feldzügen der Aegyptier unter Scopas. Es erklärt sich leicht aus der schlechten Verwaltung des Tlepolemus.

 Von Osten her gedrängt, und mit der gefährlichen Politik des Westen noch unbekannt, suchten die Alexandriner hier Schutz; sie baten Rom, die Vormundschaft zu übernehmen, einen Staat, dessen Verhältnisse von der Art waren, daß er nach der Beendigung des zweiten punischen Krieges einem Kampfe jenseits des adriatischen Meers entgegensah. Der Antrag war ihm deshalb willkommen. Die Römer wußten bereits, wie es fromme, Schiedsrichter und Friedensstifter vorauszuschicken; sie wußten aber auch, daß diese schlagfertig sein mußten, wenn jene wirken sollten. Daher trafen erst nach dem Frieden mit Carthago, im Winter des J. 200/201 ihre Gesandte in Alexandrien ein, und unter diesen M. Aemilius Lepidus, um es von dem Frieden zu benachrichtigen, und ihm zu danken, daß es in einer Zeit, wo Rom einen Kampf von ungewissem Ausgange zu bestehen gehabt und sich von Nachbaren und Bundesgenossen verlassen gesehen habe, ihm treu geblieben sei. Es folgte die Bitte, in diesen Gesinnungen zu verharren, wenn man, durch Beleidigungen gezwungen, Philipp von Macedonien bekriegen werde. Dieser Zusatz verräth den Zweck und die Zeit der Gesandtschaft. Man handelte aus Vorsicht so, als ob der alexandrinische Hof sein Interesse kenne.

 In Lepidus hatte der römische Senat den Mann gewählt, welcher sich und den Römern Vertrauen erwerben konnte. Er war jung, ausgezeichnet schön, ernst und entschlossen; Römer, wenn es galt, seinem Auftrage nachzukommen, als Privatmann untadelhaft in Gesinnung und Sitten. Man weiß nicht, ob Tlepolemus erst durch ihn im Namen des Senats entlassen und vielleicht auch bestraft wurde; er ernannte Aristomenes, einen Acarnanier, zum Vormunde des Königs, um unter der Aufsicht Roms die Regentschaft zu führen. Dieß war eine Maaßregel, welche Ansehen bei der Welt und Dank und Vertrauen in Aegypten verschaffte, ohne es abhängig zu machen. Sie zeugt von Lepidus Scharfblicke, so fern seine Wahl auf einen Mann fiel, welcher Agathocles auch unter den letzten Stürmen mit Lebensgefahr treu geblieben und dadurch verdächtig geworden war. Aristomenes wußte sich bei dem jungen Könige in Ansehen zu setzen, die Priester und in ihnen die Mehrzahl der Eingebornen zu gewinnen, und Meutereien am Hofe zu verhindern oder zu ersticken.

 Indeß hatte der syrische Krieg seinen Fortgang. Ein Aetolier, Scopas, erhielt den Oberbefehl über das ägyptische Heer; denn wie verächtlich er auch übrigens sein mochte, so galt er doch für einen ausgezeichneten Krieger. Sein erster Feldzug, 199, schien diese Meinung zu rechtfertigen, aber nur, weil die Syrer nicht wachsam waren, und er nicht in den Fall kam, eine Schlacht liefern zu müssen. Im folgenden Jahre wurde er am Berge Panium in Galiläa überwunden und bald nachher übergab er Sidon unter der Bedingung des freien Abzuges. Antiochus drang bis Gaza vor, nahm es und bewilligte darauf, 198, den Frieden, weil er nun das Verlorne in Palästina und Phönicien wieder erobert hatte. Nicht, wie Appian vermuthet[10], um während eines Krieges mit Rom, welcher erst sieben Jahr später den Anfang nahm, auf dieser Seite gesichert zu sein, sondern um seinen Plan gegen Vorderasien, insbesondere gegen das pergamenische Reich, gegen den thracischen Chersones und selbst gegen Griechenland ausführen zu können, beschloß er, jetzt im Süden nicht über die alten Gränzen seines Reiches hinauszugehen. Er war schlau genug, die Friedensbedingungen so zu stellen, dass er viel nachzugeben schien, während er nichts nachgab: seine Tochter Cleopatra, später die Syrerin genannt, sollte sich in der Folge mit Epiphanes vermählen und ihm Cölesyrien, Phönicien, Samaria und Judäa als Aussteuer zubringen, jedoch so, daß der Tribut dieser Provinzen zwischen den beiden Königen getheilt würde.

 Dieser Vertrag schien Gewinn für Aristomenes, welcher selbst nicht Feldherr war, und alle Ursach hatte, seine Aufmerksamkeit auf den Hof und das Innere des Reiches zu richten. Hier drohte von mehrern Seiten Gefahr. Scopas waren im J. 200 außer den Reutern 6000 Aetolier nach Alexandrien gefolgt. Im Vertrauen auf ihre Hülfe machte er eine Verschwörung, deren Zweck nicht sowohl ein Umsturz der Verfassung als die Plünderung des Schatzes und der Stadt Alexandrien gewesen zu sein scheint. Sie wurde im J. 196 oder im Anfange des folgenden entdeckt, und Scopas nebst seinen Mitschuldigen starben auf Aristomenes Befehl im Gefängnisse durch Gift.

 

§. 3. Fortsetzung. Unterwerfung der Lycopoliten.

 

 Um diese Zeit gelang es Aristomenes auch, sich der Stadt Lycopolis zu bemächtigen, welche lange der Sitz des Aufruhrs gewesen war.

 Die Geschichte dieser Empörung, auf welche sich die Inschrift L. 22–28 und in mehrern andern Stellen bezieht, ist sehr dunkel. Es gab unter dem Namen Lycopolis zwei Städte in Aegypten, eine berühmtere, im coptischen Siôout, im obern, oder wie Champollion[11] abtheilt, im mittlern, und eine andere, welche jener übergeht und Cellar[12] mit einigem Zweifel zu erwähnen scheint, in Unter-Aegypten. Stephanus Byzant.[13] unterscheidet beide sehr genau; er versetzt die zweite in den Nomos von Sebennytus, nicht weit vom Meere, und auch Strabo[14] kennt zwei Lycopolis, eins in der Nähe von Panopolis in Ober-Aegypten und ein anderes nicht weit von der sebennytischen Mündung[15]. Dazu kommt, dass unsere Inschrift Lycopolis als eine Stadt im District von Busiris bezeichnet, welche folglich, wie Busiris selbst, westlich vom sebennytischen Nilarme lag[16]. Wie es scheint, hat man sich dadurch irre führen lassen, daß Strabo beide Lycopolis in Verbindung mit Hermopolis aufführt; man muß aber Hermopolis Magna von einem andern unterscheiden, welches von Champollion[17] ebenfalls übergangen wird, und nach Strabo nicht weit vom sebennytischen Nilarme in der Gegend von Mendes lag, wie ein drittes, Hermopolis Parva, zwischen dem canopischen Arme und Libyen[18].

 Nach dem, welches so eben bemerkt ist, hatte die Empörung, deren die Inschrift gedenkt, ihren Sitz in Lycopolis in Unter-Aegypten. Eben so gewiss ist es, daß sie schon unter Ptolemäus 4. Philopator den Anfang genommen hatte. Er bewaffnete im Kriege mit Antiochus d. Gr. 219–217 v. Chr. die Aegyptier, welches für den Augenblick nützte, bald aber sehr verderblich wurde. Denn der Sieg bei Raphia machte sie übermüthig; seitdem wollten sie nicht mehr gehorchen, sondern befehlen, und suchten nur einen Vorwand und Anführer, um das ins Werk zu richten, was sie bald darauf unternahmen. So sagt Polybius[19]. Diese Aegyptier waren nicht Macedonier in Alexandrien, deren eigenes Interesse es erforderte, den Ptolemäern treu zu sein, mit welchen sie stehen und fallen mußten; auch nicht Krieger von der alten Kaste, welche schon unter Psammetich tödtliche Streiche getroffen hatten[20], sondern Eingeborne überhaupt. Philopator stellte sie in die Reihen der Streiter[21], und sie benutzten diese nach dem Kriege zu einem Versuche, ihn und die Macedonier zu vertreiben. Zu dem Ende setzten sie sich in Lycopolis fest. Hier behaupteten sie sich, obgleich sie ihre Absicht nicht erreichten. Philopator nahm nicht einmal ernstliche Maaßregeln, sie sich zu unterwerfen; der Krieg mit ihnen zeichnete sich nur durch gegenseitige Grausamkeit und durch Treulosigkeit aus; man lieferte sich weder zu Lande noch zur See eine Schlacht; Lycopolis wurde nicht belagert, und überhaupt ereignete sich nichts wichtiges[22]. Indeß mußten die Empörer auf ihre Erhaltung bedacht sein; sie plünderten in der umliegenden Gegend und verschonten selbst die Tempel nicht[23]. Dadurch erhielt alles eine andere Gestalt. Die Sache des Königs und der Macedonier wurde nun die Sache der Priester und eines von Priestern gegängelten, abergläubischen Volkes. Es bedurfte nur einer etwas kräftigern Regierung, um die Abgefallenen zu entwaffnen. Allein nach Philopators Tode war Agathocles, der Regent, mit sich beschäftigt, mit den Mitteln, sich gegen seine persönlichen Feinde zu behaupten und mit den Freuden, welche ihm die schönste Frucht einer unter Verbrechen verlängerten Herrschaft zu sein schienen, während Alexandrien über Plänen brütete, ihn zu stürzen. So konnte Lycopolis jetzt mit Muße in den besten Vertheidigungsstand gesetzt werden[24], und auch nach Agathocles Falle wurden Tlepolemus schlaffe Verwaltung, seine Streitigkeiten mit Sosibius d. j. und der Krieg mit Syrien[25] hinderlich, die Stadt zu nehmen, welche ein Sammelplatz aller Mißvergnügten geworden war[26]. Erst nach Beendigung des Krieges mit Antiochus d. Gr. war Aristomenes im Stande, sie mit Nachdruck anzugreifen, oder, wie die Inschrift sagt, Epiphanes, seinen Vater und sich selbst zu rächen[27], wie Horus seinen Vater Osiris gerächt hatte[28]. Unwiderleglich erhellt demnach aus der Inschrift sowohl als aus Polybius, daß der Aufruhr, welcher den Priestern Gelegenheit gab, dem Könige zu schmeicheln, nicht unter einer Regierung entstanden war.

 Lycopolis wurde nun, im achten Jahre der Regierung des Epiphanes[29], folglich 196 v. Chr. erobert, nicht eben in kurzer Zeit, wie die Priester rühmen[30], sondern nach einer Einschließung von mehrern Monaten, welche sich mit einem Sturme endigte[31]. Hiermit sind indeß noch nicht alle Schwierigkeiten beseitigt. Auch Polybius erwähnt eine Belagerung von Lycopolis durch Epiphanes, welche aber, wie man gedeutet hat, nicht während seiner Unmündigkeit, sondern in seinem 25sten Jahre erfolgt sei[32]. Ohne Zweifel veranlaßte dieß Bossi[33] zu der Behauptung, die in der Inschrift erzählten Ereignisse stimmten nicht mit der Geschichte überein, und sie sei auch aus diesem Grunde für unächt zu halten; und umgekehrt erklärt Combe[34] die Zeitangabe bei Polybius für unrichtig. Vaillant mußte ihr folgen, ohne einen scheinbaren Widerspruch zu ahnden, denn er kannte das Denkmal von Rosette noch nicht, Ameilhon dagegen hätte genauer untersuchen, nicht bloss eine irrige Meinung, zu welcher Vaillant ihn verleitet hatte, aufgeben sollen[35].

   Man kann nämlich Polybius und die Inschrift gar wohl in Uebereinstimmung bringen, welches Champollion-Fignac so deutlich und genügend dargethan hat, daß ich mich hier nur auf ihn zu beziehen und das Ergebniss kurz zu berühren brauche[36]. In einem Bruchstücke aus Polybius[37], welcher die Geschichte der Empörung ohne Zweifel ausführlicher erzählt hatte, wird bemerkt: als Lycopolis von Ptolemäus belagert sei, haben sich die vornehmsten Aegyptier voll Bestürzung ihm auf Gnade und Ungnade ergeben, sie seien aber mit Härte behandelt und daraus für den König viele Gefahren entstanden. Bloß zur Vergleichung wird hinzugefügt: so habe Epiphanes auch die Empörer auf eine grausame Art bestraft, welche von Polycrates, des Königs Feldherrn und Vertrauten, gedrängt, nach Saïs freiwillig zu ihm gekommen seien, als er 25 Jahr alt war, folglich im 25sten seiner Regierung, oder 183 v. Chr. Demnach hat man keinen Grund, anzunehmen, daß Polybius im Anfange dieser Stelle von einer zweiten, etwa erneuerten Empörung der Lycopoliten unter Epiphanes spreche, von einer andern, als die Inschrift. Das Uebrige bezieht sich auf einen Aufruhr, welcher gegen Ende seiner Regierung ausbrach, ohne mit jenem im Zusammenhange zu stehen, und von Polycrates gedämpft wurde, nachdem Aristomenes ein Jahr früher, 184, durch einen Schierlingstrank aus dem Wege geräumt war[38].

 

§. 4. Fortsetzung. Anacleterien.

 

 Gleich nach der Meuterei der Aetolier und nach der Eroberung von Lycopolis, 195 v. Chr., wurde zu Memphis die Feierlichkeit veranstaltet, welche man Anacleteria nannte, eine Königsweihe durch Priester, wie etwas ähnliches auch in Persien zu Pasargadä geschah[39]. Die Fürsten waren ursprünglich zugleich Oberpriester; wurden sie daher aus einem nicht priesterlichen Geschlechte gewählt, etwa aus den Kriegern, so wurden sie in der Priester-Weisheit unterrichtet; in Aegypten mußten sie auch in deren Kaste aufgenommen[40], sie mußten selbst Priester werden[41]. Es war dieß folglich in der That etwas anderes, als die Salbung oder Krönung der Neuern; es war eine feierliche Handlung, welche nicht bloß von Priestern verrichtet, sondern wodurch auch der König ihnen zugesellt wurde, und nur in so fern eine Anerkennung, als man ihm dadurch die unerläßliche Eigenschaft mittheilte und damit erklärte, er sei würdig, zu regieren. Aber er wurde nicht erst König durch die Anacleterien, sondern durch Erbrecht oder Wahl, und es war schon eine Abweichung vom Ursprünglichen, wenn sie bei der Thronbesteigung eines Königs aus der Priesterkaste Statt fanden[42].

 So oft diese Feier erwähnt wird, findet man fast immer den Zusatz[43]: nach der Sitte, nach dem Herkommen, nämlich aus der Zeit der Pharaonen. Aber für die Ptolemäer, welche Macedonier und als solche einer andern Religion zugethan waren, konnte sie nach ihrer ersten Bestimmung keinen Sinn haben, wenn sie auch nach Alexanders Rath und Beispiel das Herkommen in Aegypten, zumal das religiöse, ehrten. Sie konnten nicht ihre Bildung in den Schulen der ägyptischen Priester suchen, nicht selbst Priester werden und das Joch einer Kaste tragen wollen, welches schon mehrere Pharaonen unerträglich gefunden und abgeworfen hatten. Mit bewunderungswürdiger Gewandtheit und Schlauheit wissen die Priester in der Inschrift diesen Punct zu behandeln, ohne anstößig zu werden oder die Vortheile aufzugeben, welche sie von der Erneuerung eines veralteten Gebrauchs erwarteten. Beschlossen wurde die Feier am Hofe; die Bedeutung, welche sie haben sollte, bestimmte er ebenfalls, aber man ließ die Priester mit ihren Deutungen oder vielmehr Zweideutigkeiten und mit ihren Hoffnungen gewähren.

 Erweislich hat keiner unter den Vorfahren des Epiphanes sich den Anacleterien unterzogen[44]. Ptolemäus 1. nahm 307 v. Chr. nach der Schlacht bei Salamis den Königstitel an, ohne daß die ägyptischen Priester irgend befragt oder zur Bestätigung aufgefordert wurden[45]. Er ernannte zwei Jahre vor seinem Tode, folglich 286, seinen Sohn Ptolemäus Philadelphia zum Mitregenten, und auch bei dieser Gelegenheit fand, so weit die Nachrichten reichen, keine religiöse Feier Statt[46]. Selbst der berühmte Aufzug des Philadelphus darf nicht auf Anacleterien gedeutet werden und fand nicht in jenem Jahre, sondern erst nach 277 Statt[47]. Auch von Ptolemäus 3. und 4. wird nirgends gesagt, daß sie sich zu Memphis von den Priestern haben weihen lassen.

 Demnach gab Ptolemäus 5. Epiphanes im 9ten Jahre seiner Regierung[48], folglich im 14ten seines Alters, oder 195, das erste Beispiel dieser Art, und zwar, wie aus Polybius erhellt[49], auf Betrieb einer Hofpartei, an deren Spitze Polycrates stand. Dieser war ein Argiver aus altem Geschlechte, und schon unter Philopator in Aegypten angestellt[50], ein geschickter Krieger, besonders im Reuterdienst erfahren, und dem königlichen Hause unverbrüchlich treu, obgleich er sich eine Zeitlang an Agathocles anschloß. Als Statthalter von Cyprus verhinderte er, daß die Insel nicht in die Gewalt Antiochus des Gr. gerieth, und die Einkünfte übergab er nach seiner Rückkehr nach Alexandrien, kurz vor der Verschwörung des Scopas, dem Könige[51]. Nach Polybius wurden darauf die Anacleterien in Anregung gebracht, weil man die Ruhe im Lande dadurch zu befestigen hoffte, daß man den König für mündig, für den Selbstherrscher (αὐτοκρατωρ) erklärte, obgleich er noch nicht ganz das erforderliche Alter hatte, Aeußerungen, aus welchen zugleich hervorgeht, wie man die Feier betrachtet wissen wollte. Auch der Wunsch, nach dem Aufruhre der Eingebornen die Priester, welche man aus diesem Grunde bisher schon begünstigt hatte, noch mehr in das Interesse des Hofes zu ziehen, und durch sie das Volk ihm geneigter zu machen, mochte Antheil daran haben. Ob aber Polycrates Aristomenes nur für diesen Plan gewann, um ihn vom Ruder zu entfernen, und wenn es der Fall war, ob es aus Eigennutz geschah, oder um den ohnedieß schwachen Einfluß der Römer zu vernichten, wird nicht gemeldet; sondern nur, daß Aristomenes die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten bis zu seinem gewaltsamen Tode, 284, behielt.

 Jener Gebrauch wurde dann auch von mehrern Nachfolgern des Epiphanes beobachtet, und unter Umständen, wodurch es nach dem Wunsche der Priester das Ansehen gewann, als sei ihre Weihe Bestätigung eines Königs und nur der rechtmäßige Regent, welchem sie zu Theil geworden. Denn als nach Epiphanes Tode Antiochus 4. von Syrien dessen Söhnen, Philometor und Physcon, Aegypten zu entreißen versuchte, und es bis auf Alexandrien erobert hatte, ließ er den ältesten in Memphis weihen, um angeblich als Vormund in dessen Namen zu regieren[52]. Als Physcon seinem Bruder gefolgt war, galt die Weihe schon für Bestätigung; die ägyptischen Priester mochten, wie im ähnlichen Falle die neuern römischen, unermüdlich gewesen sein, die Lüge zu wiederholen, bis sie, wenigstens bei der Menge, für Wahrheit galt; denn der König gieng nach Memphis, als er schon verheirathet war; seine Gemahlinn Cleopatra gebar ihm in dieser Zeit einen Sohn, welchen er deshalb Memphites nannte[53]. Antonius nahm dagegen solche Rücksichten nicht, als er die Länder des Orients, über welche er bereits herrschte oder zu herrschen hoffte, unter die Söhne der Cleopatra vertheilte; er ließ Throne für sie im Gymnasium von Alexandrien aufstellen, wohin er das Volk beschied, und ernannte sie hier zu Königen der Könige, ohne die Priester irgend zuzuziehen, obgleich er auch Cleopatra nicht bloß als Königinn von Aegypten bestätigte, sondern ihr auch Cyprus und andere ehemals ägyptische Länder überwies[54].

 So oft aber die Priester an der Feier Theil nahmen, wurden die Anacleterien in Memphis, als der alten Hauptstadt Aegyptens, veranstaltet, wie die Beherrscher von Rußland in Moscau gekrönt werden. Der Hof begab sich dann nach großen Zurüstungen[55], und, wie es scheint, im höchsten Glanze nach Memphis, und selbst vom Auslande, so weit es mit Aegypten in Verbindung stand, trafen Gesandte ein, dem Könige Glück zu wünschen[56].

 

§. 5. Aechtheit.

 

 Um mich auf das Vorige beziehen und Wiederholungen vermeiden zu können, erwähne ich erst jetzt die Zweifel, welche neuerlich der Ritter Bossi in einer, in der Academie zu Turin gehaltenen, Vorlesung gegen die Aechtheit der Inschrift erhoben hat. Sie sind mir nur durch eine kurze, aus der Bibl. ital. entnommene, Anzeige in einem öffentlichen Blatte[57] bekannt geworden. In großer Entfernung von dem Mittelpuncte des literärischen Verkehrs darf ich nicht hoffen, daß mir bald mehr darüber zukommt, und ist dort treu berichtet, so möchte dieß auch kaum nöthig sein, weil die Gründe, welche Bossi vorbringt, auf den ersten Blick als unhaltbar erscheinen.

 Nach seiner Meinung sind 1) Inschriften in mehrern Sprachen niemals so alt. Dieß wird durch die Nachricht bei Herodot widerlegt, daß Darius Hystaspis nach seinem Feldzuge gegen die Scythen am thracischen Bosporus zwei Säulen mit einem Verzeichnisse aller Völker in seinem Heere in assyrischer und griechischer Schrift errichten ließ[58]. Selbst ohne ein so bestimmtes Zeugniß würde man annehmen müssen, daß Sieger, welche durch Denkmale das Gedächtniß ihrer Siege verewigen wollten, sich neben der ihrigen der Sprache der Ueberwundenen bedienten, z. B. wenn man von den Säulen mit Inschrift absieht, welche nach der Sage Sesostris aufstellte und Herodot zum Theil in Syrien und Palästina gesehen haben will[59], Hannibal, als er auf der ehernen Tafel, welche Polybius in der Gegend von Lacinium in Bruttien fand[60], die Zahl seiner Truppen und die Völkerschaften angab, zu welchen sie gehörten. Die Verträge ferner zwischen verschiedenen Völkern, wie zwischen Griechen und Barbaren, müssen nothwendig auch in verschiedenen Sprachen abgefaßt sein, und bei den Griechen war es so gewöhnlich, sie in Säulen einzugraben, und diese öffentlich aufzustellen[61], daß man sie selbst Säulen nannte[62]. Auch sind die numi bilingues, Münzen mit Inschriften in eigener und der Beherrscher Sprache, mindestens bereits in den mittlern Zeiten der Lagiden-Dynastie üblich geworden, als Furcht und Schmeichelei beredt machten, und einzelne Beispiele finden sich schon unter den Münzen Alexander des Gr.[63]. Wäre dem aber auch nicht so, so hatten die in Memphis versammelten Priester Ursach genug, ihren Beschluß in dreifachen Characteren einzugraben; sie wollten dem Könige schmeicheln und sich ihm und dem Hofe empfehlen, und zugleich Epiphanes und seine Verdienste dem Volke preisen und diesem zu erkennen geben, wie viel sie jetzt wieder vermöchten, und durch Hieroglyphen hätten sie es nicht erreicht.

 2) war der König, dessen die Inschrift so lobpreisend wegen seiner Siege und seiner Wohlthaten erwähnt, zur Zeit, die sie festsetzt (ungefähr um 191 oder 192 uns. Zeitr.?) nur etwa 6 Jahr alt. Die Feier fand vielmehr 195 v. Chr. im 14ten Lebensjahre des Epiphanes und im 9ten seiner Regierung Statt[64], und am alexandrinischen Hofe, dem Sitze niedriger Schmeichelei, konnte es nicht auffallen, wenn man einem unmündigen Könige fremde Verdienste zuschrieb.

 3) stimmen die darin erwähnten Begebenheiten nicht mit der Geschichte. Da nichts hinzugefügt ist, so vermuthe ich, daß diese Bemerkung sich auf den scheinbaren Widerspruch in den Nachrichten der Inschrift und des Polybius von der Empörung der Lycopoliten bezieht, ein Einwurf, welchem bereits im Vorigen begegnet ist[65].

 4) giebt sie Abtheilungen der Hierarchie an, die damals noch nicht bestanden. Nach dem Grundsatze, welcher damit ausgesprochen ist, pflegt man die Aechtheit einer Schrift nicht zu beurtheilen; man verwirft sie nicht, weil sie ein Ereigniß oder eine Einrichtung zuerst erwähnt, etwa Herodot, weil kein anderer vor ihm sieben ägyptische Kasten nennt. Hatte doch nicht jeder unter der Regierung der Lagiden, vor und zu Epiphanes Zeit, Beruf und Veranlassung wie die Priester, sich über ihre Abtheilungen zu äußern, und bestanden diese nur damals noch nicht, so frage ich, was denn erweislich später die Ursach geworden sei, daß man sie einführte? Andeutungen von einem verschiedenen Range und Wirkungskreise der Priester giebt schon Herodot. Er spricht von Hohenpriestern[66], von einem Schreiber des saïtischen Tempels[67], wobei hier unentschieden bleibt, ob ein Schriftpriester gemeint sei, überweist einem Priester, dessen Geschäft dieß gewesen, die Bezeichnung der Opferstiere[68] und bedient sich, wenn auch nicht in Beziehung auf Aegypten, des Namens Hypozacoros[69], welcher später von griechischen Schriftstellern so oft von ägyptischen Tempeldienern gebraucht wird. Auch darf es nicht unbeachtet bleiben, daß die Kriegerkaste in zwei Abtheilungen zerfiel.

 5) kommen Buchstaben in der griechischen Inschrift vor, die erst später dem Alphabet beigefügt wurden. Um darauf einzugehen, bedürfte man eine genauere Angabe.

 

§. 6. Wichtigkeit.

 

 Zu manchen Schätzen, welche in diesem Denkmal verborgen sind, wird der Schlüssel erst nach größern Fortschritten in der ägyptischen Alterthumskunde überhaupt gefunden werden, und eine solche Rückwirkung um so erfreulicher sein, je mehr sie selbst ihm in vieler Hinsicht verdankt. Es hellt nicht bloß einzelne, bisher wenig beachtete, Puncte auf bekanntem Gebiete auf, sondern es versetzt uns auch in ein ganz neues, und wenn Nebelgestalten im Hintergrunde bleiben, welchen den Schleier völlig abzuziehen nicht gelingt, so hat es großen Werth, auch nur aufmerksam auf sie geworden zu sein. Und von welchen Urhebern stammt es, und von welchen Zeiten zeugen sie? Menschen einer grauen Vorzeit scheinen nach einem langen Schlafe zu erwachen und mit Staunen und Unwillen eine neue Ordnung der Dinge zu bemerken, um sich dann aus Noth mit ihr zu befreunden und der Nachwelt von ihr Kunde zu geben. Wir sehen Priester, die Träger uralter Satzungen und Ansprüche, mit uralten Stiftungen und ehernen Formen, gleichsam in ein zierliches Hofgewand eingezwängt, aber gerüstet mit den Waffen priesterlicher Schlauheit, vor den Thron eines jungen Königs treten, welcher nichts mit ihnen gemein hat, als ein von einem Eroberer ererbtes Land, in den Kreis macedonischer und griechischer Großen, welche, ihrem Volke wie ihrem Glauben fremd, aus der verhaßten Lagiden-Stadt in den alten Sitz der Pharaonen eingezogen sind; wir hören ihre Schmeicheleien, wodurch sie auf verlornem Boden wieder festen Fuß zu fassen hoffen, und erblicken in einem Spiegel, welchen sie uns vorhalten, das Bild einer Welt, welche sie vernichten möchten, und verherrlichen müssen. So wird es ungewiß, ob die Ausbeute für die Geschichte der Aegyptier, oder für die Geschichte des Priesterthums und des menschlicben Herzens größer ist.

 Dieß im Einzelnen auszuführen, behalte ich mir für die Anmerkungen zu der Inschrift vor; hier nur noch folgendes. Sie hebt manchen Zweifel in der Geschichte der Ptolemäer überhaupt. Es ergiebt sich, daß mehrere ihrer Beinamen, deren Erfindung man der Spottsucht der Alexandriner zugeschrieben hat, vielmehr Ehrennamen waren, und auf ihre Gemahlinnen übergiengen, wie Adelphen und Philopatoren, welches einen Einwurf gegen die Aechtheit der adulitanischen Inschrift entkräftet, und für die Berichtigung des Textes einiger Schriftsteller, z. B. des Eratosthenes, wichtig ist. Wir erhalten mehr Aufschluss über die göttlichen Ehrenerweisungen, welche Alexander dem Gr. Epiphanes Vorgängern und deren Gemahlinnen in Aegypten zu Theil geworden waren, unter andern, daß sie alle einen gemeinschaftlichen Priester hatten. Es wird bestätigt, was aus den Münzen hervorgeht, daß die Ptolemäer keine fortlaufende Aere bleibend einführten, sondern die Jahre nach dem Anfange ihrer Regierung zählten, und zwar mit Beibehaltung der macedonischen Monatsnamen, wobei vieles in Betreff des macedonischen Kalenders Licht gewinnt. Ueber den Aufstand der Lycopoliten, die Anacleterien und manches andre, welches die Geschichte des Epiphanes während der vormundschaftlichen Regierung angeht, sucht man vergebens anderswo so genaue Nachrichten; auch wird hier allein der Geburtstag des Königs gemeldet, nach welchem sich wieder die Zeit seines Regierungs-Antrittes und seines Todes und vieles andere leichter berechnen läßt.

 Fast noch wichtiger sind die Mittheilungen über den Zustand der Priester selbst und über die Beschaffenheit des Cultus. In keinem andern Werke erkennen wir so deutlich den Geist des ägyptischen Priesterthums in jener Zeit, wo es sich mit dem Neuen im Kampfe befand. Man sieht, wie die Priester äußerlich vom Staate gestellt waren, welche Besitzungen sie noch hatten, welche Lasten auf ihnen ruhten und welchen Einfluss man ihnen aus Klugheit gestattete. Es ist schon berührt, wie viel wir der Inschrift in Hinsicht auf die Abtheilungen der Priester und deren Rang verdanken, wenn sie auch nicht alle erwähnt werden; die Pterophoren und Tempelschreiber haben wir mit Gewißheit nur durch sie unterscheiden gelernt, nachdem sie noch kürzlich von geachteten Schriftstellern verwechselt sind. Hätten sie unser Denkmal vor sich gehabt, so würde selbst ein Gale über die Aufzüge der Aegyptier anders geurtheilt und Plessing nicht die Unmöglichkeit einer Vermischung von etwas fremdartigem mit ihrer Religion behauptet haben, eine Behauptung, worauf der größte Theil seines Memnonium beruht, und woraus auch von andern nach ihm so viel gefolgert ist.

 Wenn man endlich überall eine Entzifferung der Hieroglyphen hoffen darf, so muß dieses Denkmal den Weg dazu bahnen, wo die Priester selbst eine große Anzahl dieser Charactere mit griechischer Schrift von gleichem Inhalte zusammengestellt haben.

 

§. 7. Verzeichniß der Schriften über das Denkmal von Rosette, welche bei dieser verglichen sind.

 

 Um im Folgenden bei Anführungen kürzer sein zu können, nenne ich hier die Schriften, welche mir außer dem Fac simile von dem Steine, welches die Gesellschaft der Antiquare in London auf drei Kupferblättern herausgegeben hat, zugänglich gewesen sind.

 C. S. Heyne, Commentatio in inscriptionem graecam monumenti trinis insigniti titulis ex Aegypto Londinum apportati. In consessu S. R. Scient. hab. d. IV. Sept. MDCCCII[70].

Ameilhon, Eclaircissemens sur l’inscription grecque du monument trouvé à Rosette. Paris 1805[71].

D’Ansse de Villoison, Lettre à M. Åkerblad sur un passage de l’inscription gr. de Ros.[72].

– – II Lettre à M. Åkerblad sur le titre de Dieu donné aux rois payens et aux empereurs grecs chrétiens, et sur l’anciennité du grec vulgaire[73].

– – III Lettre à M. A. sur les fétes solennelles des Egyptiens et des Grecs anciens et modernes et sur le dialecte macédonien[74].

(Comte de Pahlin) Analyse de l’inscript en hiéroglyphes du monument trouvé à Rosette. Dresde 1804[75].

Cousinéry, Première Lettre à M. Rostan sur l’inscript. de Rosette. Déification de Ptolemeé V.[76].

– II Lettre. Minorité de Ptol. V.[77].

– III Lettre. Recherches sur l’époque de ce monument[78].

– IV Lettre. Système monétaire de la dynastie des Lagides[79].

An account of the Rosetta stone, by order etc. of the society of antiquaries of London. Lond. 1811.

Remarks on the greek Inscription upon the Rosetta stone[80].

F. v. Schlichtegroll, Ueber die bei Rosette in Aegypten gefundene dreifache Inschrift. Erste Abhandlung, vorgeles. in d. K. Baier. Acad. d. Wiss. am 23. März 1818. München.

Eine Copie des griechischen Theils der Inschrift von Granville Penn: The greek version of the decrée of the egyptian priests etc. London 1802, geben Millin[81] und Beck[82]. Andere Werke, wie Silvestre de Sacy Lettre au C. Chaptal, au sujet de l’inscription égyptienne du monument trouvé à Rosette.

 Paris 1802[83]; J. D. ÅkerbladLettre sur l’inscription égypt. de R. adressée au C. S. de Sacy. Paris 1802, welche sich auf das ägyptische Alphabet bezieht, nebst Sacy’s Antwort[84]; Francesco Giampietrisulla iscrizione di Rosetta, lett. al Sign. Ab. Enrico Campbell[85]; Jacob BaileyHieroglyphicorum origo et natura. Cantabrig. 1816[86], kenne ich nur aus Anzeigen, oder durch solche, welche sie benutzt haben. Sie betreffen größtentheils Gegenstände, mit welchen ich mich hier nicht beschäftige. So weit es nöthig und möglich war, sind sie nicht unbeachtet geblieben[87].

 

§. 8. Uebersetzung.

 

1. Zeile. Als der junge König regierte und die Regierung vom Vater überkam, der Herr der Königreiche, der preiswürdige, welcher Aegypten und den Dienst der Götter wiederhergestellt,

2. der gottesfürchtige, der die Feinde überwunden, durch welchen ein neues Leben unter den Menschen begonnen, der Herr der Zeiten von dreißig Jahren, wie Hephästos der große, König, wie Helios

3. der große König der oberen und unteren Gegenden, der Sohn der Götter Philopatoren, welchen Hephästos würdig gefunden, welchem Helios den Sieg gegeben, das lebendige Bild des Zeus, der Sohn des Helios, Ptolemäus, 4. der ewig lebende, welchen Phtha liebt, im neunten Jahre, als Aetos, der Sohn des Aetos, Priester war Alexanders, und der Götter Soteren, und der Götter Adelphen, und der Götter Evergeten und der Götter Philopatoren und

5. des Gottes Epiphanes, des gnadenreichen, als Pyrrha, die Tochter des Philinus, Athlophore der Berenice Evergetis war, Aria, die Tochter des Diogenes, Canephore der Arsinoe Philadelphus, Irene, die Tochter des Ptolemäus, Priesterinn der Arsinoe

6. Philopator, am vierten des Monats Xandicus, am achtzehnten des ägyptischen Mechir, haben die Hohenpriester, und die Propheten, und die, welche in das Heiligthum gehen, um die Götter zu

7. kleiden, und die Pterophoren, und die heiligen Schreiber, und alle andern Priester, welche aus den Tempeln des Landes zum Könige nach Memphis gekommen sind, zu der Feier, als Ptolemäus

8. der ewig lebende, welchen Phtha liebt, der Gott Epiphanes, der gnadenreiche, die Regierung übernahm, welche er von seinem Vater ererbt, sich im Tempel zu Memphis versammelt und an demselben Tage ausgesprochen:

9. da der König Ptolemäus, der ewig lebende, welchen Phtha liebt, der Gott Epiphanes, der gnadenreiche, der Sohn des Königs Ptolemäus und der Königinn Arsinoe, der Götter Philopatoren, den Tempeln

10. und deren Dienern und allen seinen Unterthanen viele Wohlthaten erwiesen, er, ein Gott von einem Gotte und einer Göttinn entsprossen, wie Horus, der Sohn der Isis und des Osiris, der Rächer seines Vaters Osiris, und da er, stets geneigt

11. den Göttern zu spenden, den Tempeln Einkünfte an Gelde und Getraide zugesichert, und großen Aufwand nicht gescheut, um Aegypten die Ruhe wieder zu geben, und den vorigen Zustand der Tempel herzustellen,

12. und alle seine Machtfülle zum Heil der Menschen angewandt, und von den in Aegypten bestehenden Staatseinkünften und Steuern einige ganz erlassen, andere vermindert, damit das Volk und alle andern

13. unter seiner Regierung glücklich sein möchten; da er die Rückstände, welche der königliche Schatz in Aegypten und in den andern Theilen des Reichs zu fordern hatte, obgleich sie sehr beträchtlich waren, erlassen, da er die, welche sich in den Gefängnissen

14. befanden, oder seit langer Zeit wegen Vergehen belangt waren, freigesprochen, da er auch befohlen hat, dass den Tempeln ihre Einkünfte, und was jährlich an Getraide und an Gelde

15. an sie entrichtet werden muß, ferner der den Göttern gebührende Antheil an den Früchten des Weinlandes und der Paradise und an allem andern, was die Götter unter der Regierung seines Vaters erhielten

16. verbleiben sollen; da ferner von ihm verfügt ist, daß die Priester nicht mehr an Abgaben entrichten, als der Ansatz bis zum ersten Jahre der Regierung seines Vaters betrug; da er den heiligen Geschlechtern

17. die jährliche Schifffahrt nach Alexandrien erlassen, und auch verordnet hat, daß sie keinen Beitrag zur Flotte geben, ferner zwei Drittel der Byssus-Zeuge, welche sie sonst in den Schatz lieferten

18. den Tempeln erlassen, auch alles, was in frühern Zeiten abgekommen war, nach Herkommen und Recht wieder hergestellt, darauf bedacht, dass den Göttern das Uebliche entrichtet werde,

19. wie es sich geziemt, und da er jedem Gerechtigkeit werden läßt, wie Hermes, der große und aber große; da er auch verfügt hat, daß die Krieger und die andern, welche in den Zeiten der Unruhen

20. sich ihm feindlich gezeigt, dann aber zurückgekehrt sind, ihre Besitzungen behalten sollen, und da er es veranstaltet hat, daß Truppen zu Pferde und zu Fuße und Schiffe gegen die ausgesandt wurden,

21. welche zur See und zu Lande gegen Aegypten heranzogen, und dabei viel Geld und Getraide aufwandte, um die Tempel und alle Einwohner des Landes zu sichern; da er auch

22. gegen Lycopolis im Gebiete von Busiris auszog, welches besetzt, und eine Belagerung auszuhalten, befestigt, und mit Waffen und mit allen andern Bedürfnissen in Ueberfluß versehen war, weil der Aufstand der Frevler,

23. welchen es zum Sammelplatze diente, und die den Tempeln und den Einwohnern von Aegypten viel Uebel zufügten, schon lange gedauert hatte;

24. da er vor die Stadt rückte, und sie mit großen Wällen, Graben und Castellen umgab, und im achten Jahre, bei einer starken Nilschwelle, bei welcher die Ebenen überschwemmt zu werden 25. pflegen, dem Flusse dadurch Schranken setzte, daß er die Mündungen der Canäle an vielen Orten mit bedeutendem Geldaufwande verstopfte, und Reuterei und Fußvolk zur Bewachung derselben aufstellte,

26. in kurzem die Stadt mit Sturm nahm, und alle Frevler in ihr vernichtete, wie Hermes und Horus, der Sohn der Isis und des Osiris diejenigen überwanden, welche früher in derselben Gegend

27. abgefallen waren; da er die, welche unter der Regierung seines Vaters den Aufruhr zuerst erregt, die Umgegend verwüstet und die Tempel beraubt hatten, als er sich nach Memphis begab, alle, wie sie es verdient, bestraft

28. und damit den Vater und seine eigene königliche Würde gerächt hat, zu der Zeit, als er sich dort einfand, um auf geziemende und herkömmliche Art die Regierung zu übernehmen; da er auch

29. den Tempeln die nicht unbedeutenden Rückstände an Gelde und Getraide, welche der Schatz bis ins achte Jahr zurück von ihnen zu fordern hatte, und den Werth der nicht an den königlichen Schatz gelieferten Byssus-Gewänder

30. und den Werth der Gewänder, welche geliefert, aber bei der Besichtigung nicht genügend befunden worden, bis zu derselben Zeit zurück erlassen; da er die Tempel von der rückständigen Artabe von einem Acker Getraideland und eben so von der Lieferung eines Fasses

31. von einem Acker Weinland freigesprochen; da er Apis und Mnevis und den andern heiligen Thieren in Aegypten vieles geschenkt, und für alles, was sie betrifft, stets weit mehr besorgt, als die Könige

32. vor ihm, mit ausgezeichneter Freigebigkeit gewährt, was sowohl ihr Begräbniß als die ihnen geweihten Tempel mit den Opfern, festlichen Versammlungen und andern Gebräuchen erfordern;

33. da er alles, worauf die Ehre und das Ansehen der Tempel in Aegypten beruhet, wie es sein soll, unverändert gelassen, und den Tempel des Apis durch prachtvolle Gebäude erweitert, wozu er eine große Menge von Gold und Silber

34. und Edelsteinen verwandt; da er Tempel, Capellen und Altäre errichtet, und die, welche eine Ausbesserung bedurften, wiederhergestellt, wo es das Göttliche gilt, von den Gesinnungen eines wohlthätigen Gottes