Hohlbein Classics - Der graue Tod - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Der graue Tod E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

etzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Als der Phantom-Jäger die Schallmauer durchstieß, wurde es in der Pilotenkanzel unnatürlich still. Der Pilot, der mit seinem Helm an ein überdimensionales Insekt erinnerte, sackte plötzlich in sich zusammen. Dabei arbeitete die Sauerstoffversorgung des Flugzeugs einwandfrei. Die Maschine begann zu bocken. Ein Zittern durchlief ihren Rumpf, doch der Pilot schien das überhaupt nicht zu bemerken. Er reagierte noch nicht einmal, als das Flugzeug ins Trudeln geriet. Wie ein stein stürzte dieses Wunderwerk der Technik in die Tiefe. Der Pilot war nicht mehr fähig, den rasenden Sturz abzufangen. Seine Arme erschlafften plötzlich, als wären die Ärmel der Uniform leer. Ähnliches geschah mit den Beinen. Das Kunststoffmundstück mit den Schläuchen des Atem- und Funksprechsystems löste sich vom Gesicht. Und hinter dem schwarzen Kunststoffvisier, das Augen und Stirn des Piloten verbargen, begann feiner, grauer Staub hervorzurieseln ...


"Der graue Tod" erschien erstmals am 01.11.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe "Damona King".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumDer graue TodVorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Der graue Tod

Ein Damona King Roman

Als der Phantom-Jäger die Schallmauer durchstieß, wurde es in der Pilotenkanzel unnatürlich still. Der Pilot, der mit seinem Helm an ein überdimensionales Insekt erinnerte, sackte plötzlich in sich zusammen. Dabei arbeitete die Sauerstoffversorgung des Flugzeugs einwandfrei. Die Maschine begann zu bocken. Ein Zittern durchlief ihren Rumpf, doch der Pilot schien das überhaupt nicht zu bemerken. Er reagierte noch nicht einmal, als das Flugzeug ins Trudeln geriet. Wie ein stein stürzte dieses Wunderwerk der Technik in die Tiefe. Der Pilot war nicht mehr fähig, den rasenden Sturz abzufangen. Seine Arme erschlafften plötzlich, als wären die Ärmel der Uniform leer. Ähnliches geschah mit den Beinen. Das Kunststoffmundstück mit den Schläuchen des Atem- und Funksprechsystems löste sich vom Gesicht. Und hinter dem schwarzen Kunststoffvisier, das Augen und Stirn des Piloten verbargen, begann feiner, grauer Staub hervorzurieseln ...

»Der graue Tod« erschien erstmals am 01.11.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe »Damona King«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Der graue Tod

Ein Damona King Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Damona King

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1451-9

Der graue Tod

Gespensterkrimi von Henry Wolf

Der Mann saß in unnatürlich verkrampfter Haltung im Pilotensitz. Seine Hände lagen auf dem U-förmigen Steuerknüppel des Kampfflugzeuges, aber er schien sich eher daran festklammern zu wollen, als er die Militärmaschine lenkte. Das Gesicht, dem der wulstige Fliegerhelm mit dem heruntergeklappten schwarzen Visier ein fast insektenhaftes Aussehen gab, wirkte verkrampft und blass. Auf seiner Oberlippe perlte feiner, kalter Schweiß.

Der Phantom-Jäger schoss mit ungeheurer Geschwindigkeit nach Osten. Er hatte schon kurz nach dem Start die Schallmauer durchbrochen, und mit dem Überschallknall, der seiner Bahn wie eine dreieckige akustische Bugwelle folgte und die schlafende Landschaft Südenglands tief unter ihm erbeben ließ, war auch das Brüllen der mächtigen Düsentriebwerke hinter ihm zurückgeblieben, sodass in der winzigen Pilotenkanzel eine fast unnatürliche Ruhe herrschte.

Der Mann stöhnte. Seine Hände begannen zu zittern und wollten sich vom Steuerknüppel lösen, aber er hatte nicht mehr die notwendige Kraft dazu. Sein Körper zuckte wie unter einem plötzlichen inneren Krampf, bäumte sich auf und sackte dann wie ein Ballon, aus dem allmählich die Luft entweicht, im Sitz zusammen. Die Gesichtszüge des Mannes wirkten mit einem Mal sonderbar schlaff.

Die Maschine begann zu bocken. Ein dumpfes Knirschen lief durch den Rumpf des Jagdbombers, und auf dem hufeisenförmigen Armaturenbrett vor dem Piloten begann ein einzelnes rotes Licht zu flackern. Die schwarze Miniaturlandschaft, die tief unter der gläsernen Pilotenkanzel vorbeihuschte, kippte mit einem Mal nach rechts, sank in die Waagrechte zurück und begann dann wild zu rotieren. Der Mann bäumte sich noch einmal auf, stemmte sich mit einer verzweifelten Anstrengung hoch und versuchte, die Maschine wieder in seine Gewalt zu bekommen.

Für einen winzigen Moment hörte die Schlingerbewegung auf, aber nur, um Augenblicke später verstärkt wieder einzusetzen.

Der Mann versuchte zu schreien, aber aus seinem aufgerissenen Mund kam nur ein würgender, rasselnder Laut, der im Heulen der an der Plexiglaskanzel vorbeiströmenden Luft unterging. Die Nase des Phantomjägers senkte sich unmerklich nach unten, und zu der ersten flackernden Lampe auf dem Instrumentenbord gesellten sich mehr und mehr, als die hochgezüchtete Computertechnik der Kampfmaschine die immer bedrohlicher werdende Kursabweichung meldete.

Aber der Pilot war nicht mehr fähig, den rasenden Sturz aufzuhalten. Seine Arme erschlafften plötzlich, als wären die Ärmel der dunkelgrauen Fliegeruniform mit einem Male leer. Die Hände sackten endgültig vom Steuerknüppel herab und fielen auf seine Oberschenkel. Sein Helm sank nach vorne. Das Kunststoffmundstück mit den Schläuchen des Atem- und Funksprechsystems löste sich vom Gesicht und fiel auf seine Brust.

Und hinter dem schwarzen Kunststoffvisier, das Augen und Stirn des Mannes verbarg, begann feiner grauer Staub hervorzurieseln ...

Major George Pelham spürte nicht mehr, wie die Phantom in immer steilerem Winkel der Erde entgegenraste und sich schließlich wie ein gigantischer stählerner Speer in den Boden bohrte.

Der grelle Feuerball des explodierenden Flugzeugs war meilenweit zu sehen.

***

Ein kalter Wind strich von Osten her über den Fluss. Das Wasser war grau und flach und schien seine Fähigkeit, Licht zu reflektieren, eingebüßt zu haben, sodass das lang gestreckte Rechteck zwischen den Kaimauern wie eine riesige, mit grauem Asphalt gefüllte Grube aussah. Es war ein unheimlicher, merkwürdig bedrückender Anblick.

Damona wandte sich mit einem Schaudern ab und kontrollierte ein letztes Mal den festen Sitz der Sauerstoffflaschen und des Atemgeräts. Sie fror, obwohl sie erst vor wenigen Augenblicken aus dem Wagen gestiegen und zum Kai hinuntergegangen war, aber das schien weniger an der Kälte des eisigen Novembertages zu liegen als vielmehr an der bangen, mühsam unterdrückten Furcht, die sich wider besseres Wissen in ihrem Inneren eingenistet hatte.

»Sind Sie sicher, dass Sie mitkommen wollen?«, fragte Hank Saghitter mit einer Kopfbewegung auf die bleigraue Wasserfläche. Der kleine, untersetzte Mann hockte auf einem umgestürzten Ölfass unweit der Kaimauer und sog in unregelmäßigen Abständen an seiner Pfeife. Der schwarze Neoprenanzug ließ ihn schlanker erscheinen, als er war, und seine dürren Schultern schienen sich unter dem Gewicht der Taucherausrüstung durchzubiegen.

»Ich bin sicher«, sagte Damona, obwohl es in Wirklichkeit nicht viel gab, was sie im Moment weniger gerne getan hätte, als in das eisige, graue Wasser des Hafenbeckens hinabzutauchen.

Saghitter zuckte mit den Achseln, beugte sich ächzend vor und streifte die Schwimmflossen über seine Füße. »Sind Sie schon einmal getaucht?«, fragte er.

Damona nickte. »Mehrmals. Ich bin zwar kein weiblicher Jacques Cousteau, aber ich denke, ich komme klar. Wir tauchen fast jeden Sommer in der Karibik, mein Verlobter und ich«, fügte sie hinzu.

Saghitter sah auf, runzelte die Stirn und legte mit einer umständlichen Bewegung die Pfeife aus der Hand. »In der Karibik, so«, murmelte er. »Eine feine Sache, kann ich mir denken. Klares, warmes Wasser, freie Sicht auf mindestens fünfzig Meter ...«

»Haifische«, nickte Damona.

»Und ein Tauchlehrer mit dem Boot direkt über Ihnen«, fuhr Saghitter unbeeindruckt fort. »Aber das hier ist was anderes, Miss King.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf das Hafenbecken und verzog die Lippen. »Die Brühe ist eiskalt und so dreckig, dass sie fast darin stecken bleiben. Wenn Sie Glück haben, können Sie ungefähr einen halben Meter weit sehen, und wahrscheinlich liegt auf dem Grund mehr Dreck als auf allen Müllkippen Londons zusammen. Wenn ich Sie wäre, würde ich den Teufel tun und da runtergehen.«

»Sie sind aber nicht ich«, gab Damona schärfer als notwendig zurück.

Saghitter zuckte ungerührt die Achseln. »Natürlich nicht. Aber Sie zahlen mir eine Menge Geld, damit ich mit Ihnen tauche. So viel verdiene ich sonst nicht mal in einer ganzen Woche. Sie brauchen sich also keine Gewissensbisse zu machen, wenn Sie mich allein gehen lassen.«

Damona setzte zu einer scharfen Entgegnung an, überlegte es sich dann aber anders und schüttelte nur den Kopf. Man hatte ihr Saghitter als einen der besten und erfahrensten Berufstaucher Londons empfohlen, und sie glaubte zu spüren, dass er es wirklich ehrlich meinte. Aber sie musste dort hinunter, auch wenn sie Angst davor hatte.

»Ich weiß, dass Sie recht haben«, sagte sie. »Aber ich muss mit. Das, was ich suche, würden Sie nicht finden.«

Saghitter grinste. »Ich hole Ihnen eine verlorene Zahnplombe aus dem Fluss, wenn Sie mir ungefähr sagen, wo Sie reingefallen ist.«

»Das glaube ich Ihnen«, erwiderte Damona. »Aber ich muss mit. Ich ... kann Ihnen nicht genau sagen, wo der ... der Gegenstand liegt, den ich verloren habe. Wenn ich die Stelle finde, erkenne ich sie wieder, aber so ...«

Zwischen Saghitters Brauen entstand eine steile Falte. Er nahm seine Pfeife aus dem Mund, klopfte sie sorgsam auf dem Rand des rostigen Fasses, das ihm als Sitzgelegenheit diente, aus und verstaute sie in der zerschlissenen Lufthansa-Tasche, die neben ihm stand. »Wissen Sie, Miss King«, sagte er, »wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast annehmen, dass Sie irgendwas zu verbergen haben.«

Damona zuckte unmerklich zusammen. »Wie ... kommen Sie darauf?«, fragte sie.

Saghitter grinste. »Nur so. Ein Gefühl, wenn Sie wollen. Ich bin in meinem Job schon vielen komischen Figuren begegnet, aber ich bilde mir ein, nach fünf Minuten zu wissen, ob’s einer ehrlich meint oder nicht. Wenn man da runtergeht, dann muss man sich auf seinen Partner verlassen können, wissen Sie? Hundertprozentig. Wenn Sie da unten sind und merken, dass Ihr Partner ein schräger Hund ist, dann können Sie nicht einfach umkehren und Gott einen guten Mann sein lassen.«

»Ich weiß«, sagte Damona. »Deswegen habe ich Sie engagiert. Man hat mir gesagt, Sie wären der Beste.«

Saghitter nickte. Die Geste wirkte nicht angeberisch oder eingebildet. Er war ein Mann, der seine Fähigkeiten kannte und es längst nicht mehr nötig hatte, falsche Bescheidenheit an den Tag zu legen.

»Was ist da unten eigentlich passiert?«, fragte er, übergangslos das Thema wechselnd. »Ich habe meine Beziehungen spielen lassen und versucht, irgendwas rauszukriegen, aber die Polizei scheint jeden zum Schweigen vergattert zu haben.«

»Was genau geschehen ist, weiß ich selbst nicht«, sagte Damona nach kurzem Zögern. »Ich war zwar auf dem Schiff, aber ich habe nur mitbekommen, dass irgendetwas explodiert ist. Es ging alles viel zu schnell.«

Saghitter nickte. »Das ist immer so«, murmelte er. »Die Leute denken, dass ein Schiff langsam sinkt, aber meistens saufen sie in Sekundenschnelle ab. Sie haben Glück gehabt, dass Sie rausgekommen sind.« Er stand auf, trat ganz dicht an die Kaimauer heran und blickte sekundenlang auf die schmutzig graue Wasserfläche herunter. »Ich hoffe, Ihre Freunde kommen bald«, murmelte er. »Es ist schon spät, und ich habe keine Lust, nachts zu tauchen.«

Damona drehte sich unwillkürlich um und blickte die schmale, kopfsteingepflasterte Straße hinunter. Mike hatte sie und Saghitter hier abgesetzt und war noch einmal weggefahren, um Ben Murray zu holen. Das Gelände rings um das Hafenbecken war menschenleer. Murray hatte .das gesamte Viertel absperren lassen, nachdem das Frachtschiff, auf dem Herleth seine Ausweichzentrale eingerichtet hatte, gesunken war.

Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie nicht mehr länger gezögert und wäre sofort getaucht. Aber Saghitter weigerte sich beharrlich, ohne einen Verbindungsmann am Ufer ins Wasser zu gehen, und Damona widersprach ihm in diesen Dingen nicht. Schließlich hatte sie ihn engagiert, weil sie auf sein Fachwissen angewiesen war. In diesem Punkt hatte Saghitter recht – ihre Taucherfahrung in der Karibik und im Mittelmeer waren mit dem, was sie hier erwartete, nicht zu vergleichen.

Vor ihrem inneren Auge rollten noch einmal die Geschehnisse von vor drei Tagen ab. Es war knapp gewesen, sehr knapp diesmal, und es war um mehr als nur ihr und Mikes Leben gegangen. Natürlich hätte Herleth nicht wirklich nach der Weltherrschaft gegriffen, wie er spöttisch behauptet hatte. Selbst die Anhänger der Schwarzen Familie schienen allmählich begriffen zu haben, dass so etwas kaum im Bereich ihrer Macht lag. Nicht einmal das absolut Böse würde die gesamte Welt beherrschen können, ebenso wenig wie die Mächte des Guten – aber er hätte mithilfe seiner Teufelspuppen rasch eine Position mit ungeheurem Einfluss erreichen können.

Damona schauderte, als sie diesen Gedanken weiterspann. Die Millionenstadt London, gelenkt von Herleths Monsterpuppen. Es war eine bedrückende Vorstellung.

Aber der Albtraum war noch nicht vorüber. Sie würde noch einmal – vielleicht sogar mehrmals, wenn sie nicht auf Anhieb Erfolg hatten – in das Wrack hinuntergehen müssen. Es war ihr nicht gelungen, ihr Hexenherz zurückzubekommen, als sie das Schiff verlassen hatten. Und solange es dort unten war, stellte es eine potenzielle Gefahr dar. Das Amulett besaß ungeheure magische Kräfte, aber nicht einmal sie selbst wusste genau, welcher Art diese Kräfte waren. Es konnte jahrhundertelang dort unten liegen, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten, aber es konnte genauso gut mit seinen magischen Kräften Herleths kaum vernichtete Monsterarmee wieder zum Leben erwecken. Selbst wenn sie sich entschlossen hätte, fortan auf den Talisman zu verzichten, hätte sie keine andere Wahl gehabt, als hinunterzutauchen und das Hexenherz zu bergen.

Sie schob den Gedanken mit einem resignierenden Achselzucken beiseite und sah ungeduldig auf die wasserdichte Uhr an ihrem Handgelenk. Mike wollte nach zehn Minuten zurück sein, aber diese Frist war längst verstrichen. Sie trat unruhig auf der Stelle und schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper. Es wurde jetzt merklich kälter. Der Wind frischte auf, und der Himmel überzog sich rasch mit schweren, dunkelgrauen Wolken. Es würde regnen.

»Überprüfen Sie noch einmal Ihre Lampe und das Sprechgerät«, sagte Saghitter.

»Das habe ich bereits getan«, erwiderte Damona. »Dreimal!«

Saghitter zuckte die Achseln. »Dann tun Sie’s ein viertes Mal«, meinte er gleichmütig. »Wenn Sie dort unten merken, dass Ihre Ausrüstung nicht in Ordnung ist, kann das verdammt unangenehm werden.«

Damona seufzte ergeben und kontrollierte gewissenhaft noch einmal ihre Ausrüstung. Nach ihrem Geschmack übertrieb es Saghitter ein wenig mit seiner Gewissenhaftigkeit, aber sie hatte auch keine Lust, mit ihm zu streiten. Vielleicht war er auch nur nervös und versuchte auf seine Weise, die an den Nerven zerrende Wartezeit zu überbrücken.

Es vergingen noch einmal mehr als zehn Minuten, bis die Scheinwerfer von Mikes Wagen endlich am Ende der schmalen Straße auftauchten. Damona seufzte erleichtert, warf Saghitter einen aufmunternden Blick zu und versuchte Mike entgegenzugehen, ließ es aber sofort wieder bleiben, als ihr einfiel, wie lächerlich sie mit den Schwimmflossen und der Sauerstoffapparatur aussehen musste. Der Wagen kam rasch näher und hielt wenige Meter vor der Kaimauer an.

Damona sah demonstrativ auf die Uhr, als Mike und Ben ausstiegen und sich ihr und dem Taucher näherten.

»Pünktlichkeit war ja noch nie deine Stärke«, sagte sie vorwurfsvoll.

Mike grinste. »Normalerweise«, erklärte er nach einem langen, aufmerksamen Blick auf ihren Taucheranzug, »springst du mir an die Kehle, wenn ich dich dabei störe, neue Sachen anzuprobieren. Gut siehst du aus. Die Schuhe gefallen mir nicht, aber sonst ...«

»Es war meine Schuld, Damona«, sagte Ben hastig, bevor Damona zu der beabsichtigten scharfen Antwort ansetzen konnte. »Mike hat sich beeilt, aber es ging nicht schneller.«

»Schwierigkeiten?«

Ben zuckte unglücklich die Achseln. »Nicht direkt«, antwortete er ausweichend. »Aber ich fürchte, ihr werdet euch beeilen müssen. Ich kann das Gebiet nicht mehr länger absperren lassen. Ich habe zwar einen gewissen Einfluss, aber letztlich bin ich auch nur ein kleiner Beamter. Die Straßensperren werden morgen früh abgezogen.« Er verzog das Gesicht. »Aus Kostengründen, wie es so schön heißt.«

»Die Wirtschaftskrise macht eben auch vor Scotland Yard nicht halt«, feixte Mike.

Ben schien die Bemerkung alles andere als lustig zu finden. »Manchmal ist es zum Verrücktwerden«, murrte er. »Da versucht man sein Bestes, und dann rechnet einem irgendein Superschlauer vor, wie viel das alles kostet. Vielleicht werden sie uns demnächst wieder auf Pferden rausschicken, um Geld zu sparen.«

»Wenn du irgendwann einmal einen neuen Job suchst ...«, begann Mike, brach aber sofort wieder ab, als Damona ihn warnend ansah. Sie hatte Murray schon mehrmals angeboten, in die Dienste des King-Konzerns zu treten, aber er hatte stets abgelehnt. Ben war nun einmal mit Leib und Seele Polizist, und wahrscheinlich würde er in einem anderen Beruf – ganz gleich, was man ihm bot – niemals glücklich werden.

»Habt ihr irgendetwas von Theraikis gehört?«, fragte Damona.

Bens Gesicht verdüsterte sich. »Nein«, sagte er halblaut. »Keine Spur. Ich glaube auch nicht, dass wir ihn noch finden werden.«

»Es sind erst drei Tage«, wandte Mike ein.

»Drei Tage zu viel, Mike. Theraikis ist ... war ein sehr gewissenhafter Mann. Wäre er noch am Leben, hätte er sich gemeldet. Ich bin sicher, dass Herleth ihn gegen eines seiner Monster ausgetauscht und beseitigt hat. So, wie er es mit uns vorhatte.« Er stockte, starrte für die Dauer von zwei, drei Herzschlägen an Damona vorbei auf die unbewegte Wasseroberfläche des Hafenbeckens und gab sich dann einen sichtlichen Ruck. »Ihr seid so weit fertig?«